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NSU-Prozess: Deutschland am Abgrund | Eine Digitalreportage der "sueddeutschen.de"

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Auch das ist ein Jahresrückblick auf eine deutsche Wirklichkeit:


(Hier klicken)


Beate Zschäpe steht im größten Prozess seit der RAF vor Gericht. Verhandelt werden die Mordtaten des NSU. Jeden Tag wird deutlicher, was 13 Jahre lang mitten in Deutschland geschah: ein Mordzug unvorstellbaren Ausmaßes, von Hass getriebene Taten, ausgeführt mit eiskalter Präzision. Doch es geht auch um den deutschen Alltag. Eine Digitalreportage von Annette Ramelsberger und Fabian Heckenberger mehr... (= UNBEDINGT ANKLICKEN - und scrollen)

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Fünf Angeklagte, 71 Prozesstage und hunderte Zeugen: Im NSU-Prozess entsteht ein Bild von zehn Jahren rechtem Terror, dem eiskalten Vorgehen der Täter, dem Dilettantismus der Ermittler und dem nicht endenden Schmerz der Opfer. Das Protokoll des ersten Jahres im Film.

Am 6. Mai 2013 begann in München der größte Strafprozess in Deutschland seit der Wiedervereinigung. Eine Frau und vier Männer werden beschuldigt, die Terrororganisation NSU gegründet oder unterstützt zu haben - eine rechtsradikale Gruppe, die zehn Menschen ermordet, zwei Sprengstoffanschläge verübt und 15 Raubüberfälle begangen haben soll. Das Verfahren wird mindestens zwei Jahre dauern, mehr als 600 Zeugen und Sachverständige sind vorgesehen.

Das SZ-Magazin hat einen der wenigen Plätze im Gerichtssaal erhalten und die Verhandlung vom ersten Tag an verfolgt. Aus täglichen Mitschriften ist ein umfassendes Protokoll entstanden...

Die ersten 71 Tage des NSU-Prozesses - ein Stück deutscher Geschichte.

Verfilmt in Zusammenarbeit mit der Filmakademie Baden-Württemberg, der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg und der UFA Fiction.

Sprecher: Franziska Benz Judith Schlink Johannes May Thomas Zerck

Tonmeister: Tobias Scherer Kamera: Thorsten Wiemer / Soleen Yusef Regie: Soleen Yusef Schnitt: Thorsten Wiemer

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Ich habe eben auf die Homepage von "sueddeutsche.de" geklickt - und dort diese "Digitalreportage" - einen Rückblick auf den NSU-Mordprozess in 2013 - gefunden - und kurze Zeit später den Film. 
Das ist eine aufwühlende und großartig umgesetzte journalistische Tat - und wenn es dafür in Deutschland einen "Pulitzer-Prize" gäbe - oder zumindest einen "Adolf-Grimme-Preis für Journalismus" - dann hätten wir damit sicherlich einen preiswürdigen Kandidaten ...
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Nachtrag:

Making of NSU-Protokolle


Kammerspiel mit Fakten
    Von Wolfgang Luef und Johannes Schäfer

    "Nach jeder Zeile hatte ich fünf Fragen im Kopf": Regisseurin Soleen Yusef hat die NSU-Protokolle aus dem SZ-Magazin verfilmt. Auf was es ihr dabei ankam und warum das Projekt für sie so spannend war.
    http://www.sueddeutsche.de/politik/nsu-prozess-making-of-1.1855182


    Inklusion international: Ägypten - Jung-Rapperin kämpft für den "Arabischen Frühling"

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    aufgeschnappt - aufgelesen - aufgepeppt - aufgetischt ...
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    Inklusion international: Jung-Rapperin aus Ägypten

     "Wir jungen Frauen haben die Schnauze voll..."


    Ein Interview von Daniel Steinvorth | SPIEGEL.de


    Früher wollte sie ein Junge sein, denn als Mädchen durfte sie so gut wie nichts. Doch inzwischen ist die Ägypterin Majam Mahmud eine stolze Frau mit einer Menge Wut im Bauch. Die 18-Jährige rappt über Diskriminierung und sexuelle Belästigung. Und schlägt sogar auch mal zu.

     Photo|bearbeitung: S!NEDi | Originalfoto: Marwa Nasser




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    Zur Person 
    Die ägyptische Studentin Majam Mahmud, 18, trat bei "Arabs Got Talent" an - und wurde im vergangenen Jahr weltweit bekannt als Sängerin mit Kopftuch. Bei der Castingshow ist sie zwar ausgeschieden, trotzdem rappt sie weiter und kämpft so für Gleichberechtigung.
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    SPIEGEL: Warum schreiben Sie Songs über Diskriminierung und sexuelle Belästigung in Ihrer Heimat?
    Frau Mahmud: Ich schreibe nicht über Politik, das machen genügend andere. Ich schreibe über Mädchenthemen, die gehen mich direkt an. Und es ist so, dass die Mädchen hier ganz einfach die Schnauze voll haben. Unser Alltag ist voller Stress. Ich glaube wirklich, dass die nächste Revolution eine Frauenrevolution sein wird. Ich schweige jedenfalls nicht, wenn mich ein Typ belästigt. Wenn er mich beschimpft, beschimpfe ich ihn. Mich hat mal einer angetatscht, den habe ich am Kragen gepackt und auf den Kopf gehauen. Der war total schockiert. Das Problem ist: Es gibt hier keine Gesetze gegen sexuelle Belästigung, und wir sollten auch nicht darauf warten. Wir müssen selbst aktiv werden. Es gibt eine iPhone-App, die "True Caller" heißt, dort kann man üble Typen anschwärzen. Das habe ich getan. Ich habe nichts gegen die Männer. Ich wünschte, ich könnte ihre Probleme lösen. Ich wünschte, ich könnte sie heilen - heilen von dem, was sie antreibt, uns weh zu tun.
    Sexuelle Belästigung gehört in Kairo (noch) zum Alltag ... (AP | SPIEGEL-Fotostrecke)
    SPIEGEL: Für viele Ägypter sind junge Frauen, die aufbegehren, eine Provokation. Hatten Sie keine Angst, von der Gesellschaft verurteilt zu werden?
    Frau Mahmud: Nein, ich habe keine Angst, anzuecken oder kritisiert zu werden. Niemand hat das Recht, über mich zu urteilen. Was soll man von einer Gesellschaft erwarten, die das Heiraten als höchstes Ziel für Mädchen erachtet; von Menschen, die dir auf der Straße hinterherrufen "Mögest du bald eine Braut werden"? Warum sagen diese Leute: "Weine nicht wie ein Mädchen" oder "Sie ist eine alte Jungfer"? Ich hasse das. Warum sehen sie einen unverheirateten Mann nicht als alte Jungfer an? Wenn ein Mädchen laut atmet, sagen sie dir, du sollst deinen Atem zügeln, um ja niemanden zu verführen! Unsere Gesellschaft zwingt den Mädchen eine gespaltene Persönlichkeit auf. Da heißt es einerseits "Du bewegst dich schön graziös" und andererseits "Du erregst Aufmerksamkeit". Oder: "Senke deinen Blick, aber blicke bezaubernd."
    SPIEGEL: Und um Ihrer Wut ein Ventil zu geben, haben Sie mit dem Rappen angefangen?
    Frau Mahmud: Es ist so: Ich schreibe Gedichte seit meinem achten Lebensjahr. Seit ich lesen kann, schenken mir meine Eltern Bücher. Und meine Mutter liebt die Poesie, sie hat mir viel über unsere Dichter beigebracht. Ich trage seit meiner Kindheit ein Notizbuch bei mir, schreibe über alles Mögliche, Dinge, die ich liebe, und Dinge, die ich hasse. Einige Gedichte sind in einem sehr schnellen Rhythmus verfasst, später wurde mir klar, dass sie sich zum Rappen eignen. Also fing ich an mit dem Rap, und meinen Eltern gefiel das. Mein Vater ermutigte mich, weiterzumachen. Er war es auch, der mich überzeugte, in der bekannten Castingshow "Arabs Got Talent" aufzutreten.

    SPIEGEL: Nach Ihrem Auftritt wurden Sie weltweit bekannt als Ägyptens junge Rapperin mit Kopftuch...
    Frau Mahmud: Also, mein Vater wollte nicht, dass ich das Kopftuch trage, aber ich wollte es so. Ich war 13, als ich mich dafür entschieden habe. Und es war meine eigene Entscheidung. Ich finde mich schön und frei mit Kopftuch, ganz einfach. Schon klar, im Westen fragen sich einige, wie all diese Ideen unter das Kopftuch passen, aber ich mag diese Stereotype nicht.
    SPIEGEL: Vor drei Jahren hat Ihr Land eine Revolution erlebt, aber viel hat sich in den Köpfen der Menschen nicht verändert, oder?
    Frau Mahmud: Ich war sehr glücklich, als die Revolution im Januar 2011 ausbrach, aber ich war noch zu jung, um auf die Straße zu gehen, ich war 15. Heute glaube ich, dass die wahre Revolution, die in unseren Köpfen, noch längst nicht begonnen hat. Gesellschaftliche Veränderung ist keine Frage der Zeit. Sie kann erst geschehen, wenn die Menschen begriffen haben, dass nicht das System, sondern sie selbst sich verändern müssen. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass sich in den nächsten zehn Jahren überhaupt nichts in Ägypten verändern wird.
    SPIEGEL: Wovon träumen Sie? Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
    Frau Mahmud: Ich wünschte, dass ich etwas verändern kann in dieser Welt, zumindest in meinem Land. Dass ich anderen etwas beibringen oder sie inspirieren kann. Früher wollte ich immer ein Junge sein, weil mir alle einredeten, ich sei nur ein Mädchen, ich dürfe mich beim Spielen nicht verletzen, weil mein Gesicht dann nicht mehr schön sei. Deswegen war ich neidisch auf die Freiheiten und Wunden meines Bruders. Aber jetzt bin ich stolz, ein Mädchen zu sein. Denn Frauen sind nicht weniger zäh als Männer, sie sind zäher. Eine Frau, die einen Präsidenten zur Welt bringen kann, kann selbst Präsidentin werden. Sie muss nur an sich glauben. Es gibt so viele Mädchen, die meinen Auftritt bei "Arabs Got Talent" gesehen und mir danach Nachrichten auf Facebook hinterlassen haben. Sie schrieben, dass sie nun auch nicht mehr schweigen wollen. Das hat mich stolz gemacht.

    Israel und die Schakale | ...und Franz Kafka lässt grüßen ...

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    Israel leidet unter einer Wildhunde-Plage

    Israel und die Schakale | 
    ...und Franz Kafka lässt grüßen ...

    Schon unter den insgesamt 130 Tieren, die in der Bibel Erwähnung finden, kommt der Schakal nicht gut weg. Wer dort unter die Schakale fällt, der ist verloren. Der Wildhund ist der Feind des guten Hirten, und wo er gesichtet wird, droht meistens Gottes Strafe. 

    Schakale - eigentlich ganz "niedlich" ...





    Vielleicht erklärt das ja die Aufregung um eine neue Studie der israelischen Naturschutzbehörde, die von der Tageszeitung Haaretz nun auf der Titelseite aufgegriffen wurde. Dort ist von einer wahren Plage die Rede: Es herrscht Schakal-Alarm im Heiligen Land.

    Als Grund für die unkontrollierte Vermehrung der Tiere werden die überall sichtbaren Mängel bei der Müllbeseitigung genannt. Wilde Kippen sind keine Seltenheit, und auch auf regulären Abfallhalden wird oft wahllos vieles aufgehäuft, was den Aas- und Fleischfressern das Leben leichter macht. Als besondere Krisenzonen gelten die Golanhöhen hoch im Norden, die Judäischen Hügel rund um Jerusalem und die Naturparks in Küstennähe zwischen Haifa und Tel Aviv. Doch bis hinunter in die südliche Negev-Wüste hat der Schakal mittlerweile sein Revier.

    Landesweit also muss man sich wohl vor allem bei Dunkelheit auf Begegnungen mit Schakalen einstellen, die bei ihren Beutezügen gern auch im Rudel auftauchen. Bedrohlich ist das in erster Linie für den Wildbestand sowie für Kühe, Schafe und Ziegen. Doch auch dem Menschen droht Gefahr, weil die Wildhunde Überträger der Tollwut sind. Und überdies wird geklagt, dass die Tiere auch der Landwirtschaft schwere Schäden zufügen, wenn sie etwa mit ihren scharfen Zähnen Bewässerungsschläuche durchbeißen.

    In manchen Gebieten Israels gebe es inzwischen 12 bis 24 Schakale pro Quadratkilometer, warnt die Naturschutzbehörde. In anderen Schakal-Gebieten, zum Beispiel in Südosteuropa, Asien oder Afrika, seien es in der Regel maximal vier Tiere. Die Gegenwehr war bislang fruchtlos: Die Wildhunde haben sich vermehrt, obwohl seit 2005 schon jedes Jahr mehr als tausend Tiere abgeschossen werden.

    Einen Plan B gibt es mittlerweile auch. Er sieht vor, den Schakal auszuhungern. Vor allem in den problematischen Regionen müsste dafür aber als Erstes die Müllentsorgung verbessert werden. Und es dürfen keine Tierkadaver mehr in die Landschaft gekippt werden.

    Quelle: Peter Münch | Süddeutsche Zeitung, Samstag, den 04. Januar 2014, Seite 9

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    Der große Schriftsteller Franz Kafka. Er wurde am 3. Juli 1883 in Prag geboren und starb am 3. Juni 1924 in Kierling bei Wien. | Bild: S!NEDi | Bearbeitetes OriginalFoto von: picture-alliance / imagestate/HI/Heritage-Images

    Schakale und Araber | Franz Kafka


    Wir lagerten in der Oase. Die Gefährten schliefen. Ein Araber, hoch und weiß, kam an mir vorüber; er hatte die Kamele versorgt und ging zum Schlafplatz.

    Ich warf mich rücklings ins Gras; ich wollte schlafen; ich konnte nicht; das Klagegeheul eines Schakals in der Ferne; ich saß wieder aufrecht. Und was so weit gewesen war, war plötzlich nah. Ein Gewimmel von Schakalen um mich her; in mattem Gold erglänzende, verlöschende Augen; schlanke Leiber, wie unter einer Peitsche gesetzmäßig und flink bewegt.

    Einer kam von rückwärts, drängte sich, unter meinem Arm durch, eng an mich, als brauche er meine Wärme, trat dann vor mich und sprach, fast Aug in Aug mit mir:
    »Ich bin der älteste Schakal, weit und breit. Ich bin glücklich, dich noch hier begrüßen zu können. Ich hatte schon die Hoffnung fast aufgegeben, denn wir warten unendlich lange auf dich; meine Mutter hat gewartet und ihre Mutter und weiter alle ihre Mütter bis hinauf zur Mutter aller Schakale. Glaube es!«

    »Das wundert mich«, sagte ich und vergaß, den Holzstoß anzuzünden, der bereitlag, um mit seinem Rauch die Schakale abzuhalten, »das wundert mich sehr zu hören. Nur zufällig komme ich aus dem hohen Norden und bin auf einer kurzen Reise begriffen. Was wollt ihr denn, Schakale?«
    Und wie ermutigt durch diesen vielleicht allzu freundlichen Zuspruch zogen sie ihren Kreis enger um mich; alle atmeten kurz und fauchend.

    »Wir wissen«, begann der Älteste, »daß du vom Norden kommst, darauf eben baut sich unsere Hoffnung. Dort ist der Verstand, der hier unter den Arabern nicht zu finden ist. Aus diesem kalten Hochmut, weißt du, ist kein Funken Verstand zu schlagen. Sie töten Tiere, um sie zu fressen, und Aas mißachten sie.«

    »Rede nicht so laut«, sagte ich, »es schlafen Araber in der Nähe.«

    »Du bist wirklich ein Fremder«, sagte der Schakal, »sonst wüßtest du, daß noch niemals in der Weltgeschichte ein Schakal einen Araber gefürchtet hat. Fürchten sollten wir sie? Ist es nicht Unglück genug, daß wir unter solches Volk verstoßen sind?«

    »Mag sein, mag sein«, sagte ich, »ich maße mir kein Urteil an in Dingen, die mir so fern liegen; es scheint ein sehr alter Streit; liegt also wohl im Blut; wird also vielleicht erst mit dem Blute enden.«

    »Du bist sehr klug«, sagte der alte Schakal; und alle atmeten noch schneller; mit gehetzten Lungen, trotzdem sie doch stillestanden; ein bitterer, zeitweilig nur mit zusammengeklemmten Zähnen erträglicher Geruch entströmte den offenen Mäulern, »du bist sehr klug; das, was du sagst, entspricht unserer alten Lehre. Wir nehmen ihnen also ihr Blut und der Streit ist zu Ende.«
    »Oh!« sagte ich wilder, als ich wollte, »sie werden sich wehren; sie werden mit ihren Flinten euch rudelweise niederschießen.«

    »Du mißverstehst uns«, sagte er,»nach Menschenart, die sich also auch im hohen Norden nicht verliert. Wir werden sie doch nicht töten. So viel Wasser hätte der Nil nicht, um uns rein zu waschen. Wir laufen doch schon vor dem bloßen Anblick ihres lebenden Leibes weg, in reinere Luft, in die Wüste, die deshalb unsere Heimat ist.«

    Und alle Schakale ringsum, zu denen inzwischen noch viele von fern her gekommen waren, senkten die Köpfe zwischen die Vorderbeine und putzten sie mit den Pfoten; es war, als wollten sie einen Widerwillen verbergen, der so schrecklich war, daß ich am liebsten mit einem hohen Sprung aus ihrem Kreis entflohen wäre.

    »Was beabsichtigt ihr also zu tun?« fragte ich und wollte aufstehn; aber ich konnte nicht; zwei junge Tiere hatten sich mir hinten in Rock und Hemd festgebissen; ich mußte sitzenbleiben. »Sie halten deine Schleppe«, sagte der alte Schakal erklärend und ernsthaft, »eine Ehrbezeigung.« »Sie sollen mich loslassen!« rief ich, bald zum Alten, bald zu den Jungen gewendet. »Sie werden es natürlich«, sagte der Alte, »wenn du es verlangst. Es dauert aber ein Weilchen, denn sie haben nach der Sitte tief sich eingebissen und müssen erst langsam die Gebisse voneinander lösen. Inzwischen höre unsere Bitte.« »Euer Verhalten hat mich dafür nicht sehr empfänglich gemacht«, sagte ich. »Laß uns unser Ungeschick nicht entgelten«, sagte er und nahm jetzt zum erstenmal den Klageton seiner natürlichen Stimme zu Hilfe, »wir sind arme Tiere, wir haben nur das Gebiß; für alles, was wir tun wollen, das Gute und das Schlechte, bleibt uns einzig das Gebiß.« »Was willst du also?« fragte ich, nur wenig besänftigt.

    »Herr« rief er, und alle Schakale heulten auf; in fernster Ferne schien es mir eine Melodie zu sein. »Herr, du sollst den Streit beenden, der die Welt entzweit. So wie du bist, haben unsere Alten den beschrieben, der es tun wird. Frieden müssen wir haben von den Arabern; atembare Luft; gereinigt von ihnen den Ausblick rund am Horizont; kein Klagegeschrei eines Hammels, den der Araber absticht; ruhig soll alles Getier krepieren; ungestört soll es von uns leergetrunken und bis auf die Knochen gereinigt werden. Reinheit, nichts als Reinheit wollen wir«, – und nun weinten, schluchzten alle – »wie erträgst nur du es in dieser Welt, du edles Herz und süßes Eingeweide? Schmutz ist ihr Weiß; Schmutz ist ihr Schwarz; ein Grauen ist ihr Bart; speien muß man beim Anblick ihrer Augenwinkel; und heben sie den Arm, tut sich in der Achselhöhle die Hölle auf. Darum, o Herr, darum, o teuerer Herr, mit Hilfe deiner alles vermögenden Hände, mit Hilfe deiner alles vermögenden Hände schneide ihnen mit dieser Schere die Hälse durch!« Und einem Ruck seines Kopfes folgend kam ein Schakal herbei, der an einem Eckzahn eine kleine, mit altem Rost bedeckte Nähschere trug.

    »Also endlich die Schere und damit Schluß!« rief der Araberführer unserer Karawane, der sich gegen den Wind an uns herangeschlichen hatte und nun seine riesige Peitsche schwang.

    Alles verlief sich eiligst, aber in einiger Entfernung blieben sie doch, eng zusammengekauert, die vielen Tiere so eng und starr, daß es aussah wie eine schmale Hürde, von Irrlichtern umflogen.
    »So hast du, Herr, auch dieses Schauspiel gesehen und gehört«, sagte der Araber und lachte so fröhlich, als es die Zurückhaltung seines Stammes erlaubte. »Du weißt also, was die Tiere wollen?« fragte ich. »Natürlich, Herr«, sagte er, »das ist doch allbekannt; solange es Araber gibt, wandert diese Schere durch die Wüste und wird mit uns wandern bis ans Ende der Tage. jedem Europäer wird sie angeboten zu dem großen Werk; jeder Europäer ist gerade derjenige, welcher ihnen berufen scheint. Eine unsinnige Hoffnung haben diese Tiere; Narren, wahre Narren sind sie. Wir lieben sie deshalb; es sind unsere Hunde; schöner als die eurigen. Sieh nur, ein Kamel ist in der Nacht verendet, ich habe es herschaffen lassen.«

    Vier Träger kamen und warfen den schweren Kadaver vor uns hin. Kaum lag er da, erhoben die Schakale ihre Stimmen. Wie von Stricken unwiderstehlich jeder einzelne gezogen, kamen sie, stockend, mit dem Leib den Boden streifend, heran. Sie hatten die Araber vergessen, den Haß vergessen, die alles auslöschende Gegenwart des stark ausdunstenden Leichnams bezauberte sie. Schon hing einer am Hals und fand mit dem ersten Biß die Schlagader. Wie eine kleine rasende Pumpe, die ebenso unbedingt wie aussichtslos einen übermächtigen Brand löschen will, zerrte und zuckte jede Muskel seines Körpers an ihrem Platz. Und schon lagen in gleicher Arbeit alle auf dem Leichnam hoch zu Berg.

    Da strich der Führer kräftig mit der scharfen Peitsche kreuz und quer über sie. Sie hoben die Köpfe; halb in Rausch und Ohnmacht; sahen die Araber vor sich stehen; bekamen jetzt die Peitsche mit den Schnauzen zu fühlen; zogen sich im Sprung zurück und liefen eine Strecke rückwärts. Aber das Blut des Kamels lag schon in Lachen da, rauchte empor, der Körper war an mehreren Stellen weit aufgerissen. Sie konnten nicht widerstehen; wieder waren sie da; wieder hob der Führer die Peitsche; ich faßte seinen Arm. »Du hast recht, Herr«, sagte er, »wir lassen sie bei ihrem Beruf, auch ist es Zeit aufzubrechen. Gesehen hast du sie. Wunderbare Tiere, nicht wahr? Und wie sie uns hassen!«

    Quelle: Projekt Gutenberg.de

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    Schakale und Araber
    ist eine Erzählung von Franz Kafka, die erstmals in der Monatsschrift Der Jude (Herausgeber Martin Buber) 1917 veröffentlicht und dann in den Band Ein Landarzt aufgenommen wurde. Es handelt sich um eine Tiergeschichte, in der es um Reinheitssuche, Gier und Parasitentum geht.
    Nach dem Israel-Juni-Krieg von 1967 lassen sich in der Reaktion arabischer Autoren auf den Dichter Franz Kafka alle Varianten von wütender Ablehnung bis zu enthusiastischer Zustimmung finden. Ihn als "Zionisten" zu bezeichnen, genügte vielen, um ihn zu verdammen. In diesem Zusammenhang spielte Kafkas Erzählung "Schakale und Araber" eine zentrale Rolle.
    Man kann die Erzählung als eine Parabel auf die Besiedlung Palästinas durch die Juden lesen. Viele arabische Kafka-Interpreten gingen so weit, "Schakale und Araber" als eine unmittelbare Reaktion auf die sogenannte "Balfour-Deklaration" zu deuten.
    In einem Brief hatte am 2. November 1917 der britische Außenminister Arthur James Balfour die Absicht seiner Regierung bekräftigt, den Juden zu helfen, in Palästina eine "nationale Heimstätte" zu finden. Atef Botros aber weist darauf hin, dass Kafkas Erzählung bereits im Januar/Februar 1917 geschrieben wurde - lange vor der Balfour-Deklaration.
    Arabische Übersetzer veränderten Kafkas Text, so dass sein "zionistischer" Charakter unübersehbar wurde. "Schakale und Araber" wurde die Erzählung, über deren Deutung sich die arabische Kafka-Rezeption entzweite. Jetzt wurde im arabischen Raum die Frage gestellt, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs französische Kommunisten formuliert hatten: "Soll man Kafka verbrennen?"
    Es waren arabische Autoren, die Kafka auf den Index setzten. Es waren arabische Autoren, die in Bewunderung an Kafka festhielten. 
    Quelle


    Borussia Dortmund vs. Lewandowski: ... dann macht eben ein anderer die Tore ...

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    S!NEDi|photo|graphic nach dpa-Original-Foto


    "Wenn er geht", hatte ein Spieler im vergangenen Februar der SZgesagt, "macht eben ein andererdie Tore."

    Renoir in der Flohmarktkiste ... ??? - Wer ist der rechtmäßige Besitzer ...???

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    aufgeschnappt - aufgelesen - aufgepeppt - mitgeteilt

    Unmögliches wird sofort erledigt - Wunder dauern etwas länger ...

    Das Renoir-Wunder vom Flohmarkt entpuppt sich als ein handfester Erbstreit um ein wahrscheinlich geklautes Bild ...

    Für weniger als sieben Dollar kaufte eine Fahrlehrerin angeblich einen echten Renoir auf dem Flohmarkt. Kurz bevor sie das Gemälde versteigern lassen wollte, meldete sich ein Museum aus Baltimore: Das Werk sei vor gut 60 Jahren gestohlen worden und Eigentum des Museums. Nun muss ein Gericht entscheiden.


    Bild: Washington Post


    Die Fahrlehrerin namens Marcia Fuqua kauft angeblich auf dem Flohmarkt eine Kiste mit Krimskrams für insgesamt sieben Dollar. In der Kiste findet sich auch ein Gemälde in einem Rahmen, sie bewahrt es ein Jahr lang in einer Plastiktüte in ihrer Garage auf, ehe sie es doch überprüfen lässt. Und siehe da: Es handelt sich um einen Renoir im Wert von 100.000 Dollar. Sie will das Bild im September schließlich versteigern lassen, sie hätte "zu viel Angst", es selber zu behalten.

    Eine schöne Geschichte, die jedoch in einem erbitterten Streit endet. Kurz vor der geplanten Versteigerung meldete sich das Baltimore Museum of Art (BMA): Der Renoir sei 1951 gestohlen worden und gehöre dem Museum. Die Frau sei nicht rechtmäßige Eigentümerin des Gemäldes.
    Das FBI beschlagnahmte das Werk, nun müssen die Richter entscheiden. Für den 10. Januar ist laut "Washington Post" und "Baltimore Sun" in Alexandria im Bundesstaat Virginia eine Anhörung angesetzt. Sollte die Richterin nicht wie vom Museum beantragt im Schnellverfahren entscheiden, würde es zu einem Prozess kommen. Insgesamt geht es wohl auch um einen Besitzstreit und eine Erbauseinandersetzung mit dem Bruder Matt Fuqua ...


    Es ist ein recht kleines Gemälde (siehe Größenvergleich) | 
    Bild: Paul J. Richards, AFP / Getty Images


    Das BMA will unter anderem mit alten Polizeiberichten und Museumskatalogen belegen, dass der Renoir vor mehr als sechs Jahrzehnten gestohlen wurde. Der Anwalt der Frau bezweifelt die Authentizität und Aussagekraft der Dokumente.

    Wie die "Washington Post" berichtet, sind im vergangenen Jahr zudem Zweifel an der Geschichte der Frau aufgekommen. So soll eben der Bruder angegeben haben, dass das Bild zuvor der Mutter gehörte, die inzwischen verstorben ist. Die Mutter soll zur Zeit des Diebstahls in Baltimore Kunst studiert haben - sie hat zur Herkunft des Bildes laut Auskunft des Bruders nie Angaben gemacht - aber angeblich schon von der "Echtheit" und dem Wert gewusst ...

    Quellen: SPIEGEL-ONLINE | Washington Post | Baltimore Sun

    CSU-Migrationsdebatte: Jakob Augstein | S.P.O.N.-Kolumne: Im Zweifel links | INKLUSION international

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    aufgeschnappt - aufgelesen - aufgepeppt - aufgetischt


    Jakob Augstein
    Migrationsdebatte: Wer betrügt, wird gewählt

    Eine S.P.O.N.-Kolumne von Jakob Augstein  | Im Zweifel links | SPIEGEL-ONLINE 


    Wenn es um Ausländer geht, macht Horst Seehofer den Monaco Franze: A bisserl was geht immer. Angela Merkel wartet und schweigt - und lässt damit zu, dass der Rechtspopulismus sich auch in Deutschland weiter ausbreitet.

    "Ist der Ali kriminell, in die Heimat aber schnell." So dichtete die NPD im Jahr 2011. Wenn sich die Verse-Schmiede der CSU zum rechtspopulistischen Lyrik-Seminar treffen, klingt es so: "Wer betrügt, der fliegt." Das reimt sich zwar nicht. Dafür stammt es aber von einer Partei, die an der Bundesregierung beteiligt ist - und nicht aus dem Wahlprogramm einer gesellschaftlich geächteten Splittergruppe. Ansonsten gibt es keinen Unterschied. Ausländerfeindlichkeit ist immer ekelhaft, egal ob sie sich bürgerlich tarnt oder gleich ihre extremistische Fratze zeigt.

    In dieser Woche trifft sich die CSU zu ihrem jährlichen Initiationsritual in Wildbad Kreuth. Außerdem sind bald Europawahlen. Also wird in der Union wieder einmal die Furcht vor Ausländern geschürt. Diesmal dienen angebliche Sozial-Schnorrer aus Bulgarien und Rumänien als Sündenböcke deutscher Wahlkämpfer.


    Wenn es um Ausländer geht, macht Horst Seehofer den Monaco Franze: A bisserl was geht immer.
    Ausländerfeindlichkeit aus dem Regierungslager - das ist mehr als eine harmlose bajuwarische Burleske. Der CDU-Politiker Elmar Brok, immerhin Chef des Auswärtigen Ausschusses des EU-Parlaments, hatte schon die Idee, Fingerabdrücke zu nehmen, um dem angeblichen Sozialtourismus vorzubeugen. Und Hessens CDU-Regierungschef Volker Bouffier (CDU) nutzte die Gelegenheit, sein konservatives Profil zu schärfen und von jedem Migranten zu fordern,"dass er sich darum bemüht, seinen Lebensunterhalt aus eigenen Mitteln zu bestreiten".

    Das ist nur scheinbar ein vernünftiger Satz. Die Heimtücke liegt darin, ihn überhaupt auszusprechen. Offenbar ist es notwendig, die Mit-Europäer an das Selbstverständliche zu erinnern. Von allein kommen die nicht auf die Idee. Während man bei den CSU-Zwergen in den bayerischen Bergen offen NPD-ähnliche Sprüche klopft, spielt der vornehmere Bouffier mit dem ausländerfeindlichen Ressentiment, ohne sich die Finger daran schmutzig zu machen. Das hätten die Grünen, die sich mit diesem Mann in eine Koalition begeben haben, wissen können.

    Mär von der Einwanderung in die Sozialsysteme

    Das Ressentiment ist längst weit vorgedrungen. Im Jahr 2010 hieß es in einem Leitartikel der "Zeit": "Andererseits aber drängt sich der Verdacht auf, dass unser in Deutschland so angefeindetes Sozialsystem immer noch attraktiv genug ist, dass es eine massenhafte Einwanderung in die sozialen Netze auslöst - was das Prinzip der Einwanderung, in einem fremden Land durch eigener Hände Arbeit sein Glück zu finden, auf den Kopf stellte."

    Die Mär von der "massenhaften Einwanderung in die sozialen Netze" war schon damals genau so falsch wie heute die Anspielungen aus Unionskreisen, arbeitsscheue Bulgaren und Rumänen wollten hier auf unsere Kosten die Füße hochlegen. All das stimmt einfach nicht. Es gibt Hartz-IV-Missbrauch. Und es gibt auch den Missbrauch von Sozialleistungen durch Migranten. Deswegen gibt es auch Gesetze gegen diesen Missbrauch. Es ist Sache der Städte und Gemeinden, diese Gesetze umzusetzen - nicht Seehofers Sache.

    Aber darum geht es gar nicht. Es geht um die Frage: Handelt es sich bei solchem Missbrauch um ein Massenphänomen? Um eine Schwäche des Systems, die das dringende Eingreifen der Bundesregierung nahelegt? Die Antwort lautet: Darum handelt es sich nicht.

    CSU übt Rechtspopulismus

    Stattdessen handelt es sich um die Antwort der CSU auf den wachsenden Rechtspopulismus. Da mag der Chef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages noch so eindringlich davor warnen, der deutschen Wirtschaft mit handgestrickten Parolen zu schaden. 1,5 Millionen qualifizierte Arbeitskräfte brauche Deutschland nämlich bis 2025 aus dem Ausland.

    Das kümmert Horst Seehofer und seine Rechtspopulisten nicht. Wenn es um die Ausländer geht (aber auch nur da) hält Seehofer es mit dem Monaco Franze: "A bisserl was geht immer."

    Großbritannien, Niederlande, Frankreich, Ungarn, Norwegen - überall gibt man sich schon dem faulen Luxus des reaktionären Denkens hin. Europa erlebt gerade seine eigene Tea Party. Furcht vor den Ausländern, Misstrauen gegen die Zentralregierung und die kleinbürgerliche Sorge zwischen Reich und Arm zerdrückt zu werden - die neuen Rechts-Ideologien in Amerika und in Europa ähneln sich. Und jetzt kommen auch noch die Staats-Populisten von der Union?
    Die Kanzlerin könnte sich dazu äußern. Stattdessen hat sie angekündigt, einen Ausschuss aus Staatssekretären einzurichten. Merkel ist in ihrer Politik des Wartens unbeirrbar. Diesmal wartet sie darauf, dass Kreuth vorübergeht und die Europawahl und dass die Schwellungen der CSU abklingen.
    Typische Straßenszene in einer CSU-Bayerisch-Teutschen Kleinstadt - nach Zuzug der Gäste aus Bulgarien und Rumänien ....


    Und währenddessen erinnert die Grusel-Folklore aus dem konservativen Dämmerstübchen der CSU daran, welcher politische Bodensatz immer noch in der Union schlummert und jederzeit zu wecken ist.

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    siehe unbedingt auch: http://nunchic.blogspot.de/2013/12/bild-apo-das-fingerhauen-im-konglomerat.html

    Inklusion international: Israel und seine afrikanischen Einwanderer

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    Demonstration in Tel Aviv

    Flüchtlinge fordern Bleiberecht

    In der israelischen Stadt Tel Aviv haben zehntausende afrikanische Flüchtlinge für ihre Anerkennung als Asylbewerber demonstriert. Die Teilnehmer, von denen die meisten aus Eritrea und dem Sudan stammen, zogen zum zentralen Rabin-Platz. Sie trugen Spruchbänder mit Aufschriften wie "Freiheit ja, Gefängnis nein".

    Der Protest richtet sich unter anderem gegen die Internierung afrikanischer Flüchtlinge in einer neuen Anlage an der Grenze zu Ägypten. Dazu wurde in der Negev-Wüste das neue "offene Lager" Cholot eingerichtet, in dem sich Insassen dreimal täglich zu einem Zählappell melden müssen.

    "Wir sind geflohen vor Verfolgung, Diktaturen, Bürgerkriegen und Völkermord. Die israelische Regierung muss unsere Asylanträge prüfen und uns als menschliche Wesen behandeln und nicht wie Kriminelle", sagte ein Demonstrant der Nachrichtenagentur AFP. Die Demonstranten zogen am Montag auch vor die israelische Niederlassung des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) und skandierten Parolen wie "UNO, wach auf!". Die Vereinten Nationen sind allerdings seit dem Jahr 2009 in Israel nicht mehr zuständig für die Prüfung von Asylanträgen, die seitdem beim israelischen Innenministerium liegt.


    S!NEDi nach einem OriginalFoto: © 2014 AFP: Demonstrierende Asylsuchende in Tel Aviv


    Wie eine UNHCR-Mitarbeiterin erläuterte, wurden die 14.000 Eritreer und 36.000 Sudanesen in Israel bei ihrer Einreise automatisch unter Kollektivschutz gestellt. So würden sie einerseits nicht in ihre Heimatländer zurückgeschickt, wo sie allein schon wegen Landesflucht schwerer Verfolgung ausgesetzt wären. Andererseits würden die meisten dadurch daran gehindert, Anträge auf politisches Asyl zu stellen.

    Abschiebelager "Cholot

    UNHCR-Vertreterin Walpurga Englbrecht erklärte, sie sei besonders wegen des Abschiebelagers Cholot beunruhigt, das keine "offene" Einrichtung sei, weil es von dort kein Entkommen gebe. Das Wüstencamp stehe "nicht im Einklang mit der Genfer Flüchtlingskonvention", betonte sie. Das UNHCR fordere "die Regierung auf, humane und würdige Lösungen anzustreben".

    Am 10. Dezember hatte das israelische Parlament ein neues Gesetz verabschiedet, das die Internierung von illegalen Einwanderern bis zu einem Jahr ohne Gerichtsverfahren erlaubt. Das Vorgängergesetz, das ein Wegsperren bis zu drei Jahre ohne Richterspruch ermöglichte, war im September vom Obersten Gerichtshof außer Kraft gesetzt worden.

    Belohnungen für Rückkehrer

    Israel stuft die afrikanischen Flüchtlinge als illegale Einwanderer ein und betont, es habe keine Kapazität, sie aufzunehmen. Flüchtlingen werden Belohnungen in Höhe von mehreren Hundert Dollar angeboten, wenn sie freiwillig in ihre Heimat zurückkehren.

    Netanjahu verurteilte die Proteste und bezeichnete sie als "zwecklos". "Sie sind keine Flüchtlinge, sondern illegale Einwanderer, die zum Arbeiten gekommen sind", sagte er vor Mitgliedern seiner Likud-Partei. Im vergangenen Jahr seien 2006 Einwanderer ausgewiesen worden, im Jahr 2014 sollten es noch mehr werden.

    In Israel leben derzeit bis zu 62.000 illegal eingewanderte Menschen, von denen die große Mehrheit aus Eritrea und dem Norden des Sudan stammt. Weil ihnen dort die Verfolgung droht, werden zunächst auch erwiesene Wirtschaftsflüchtlinge nicht in diese beiden Heimatländer abgeschoben.

    (nach einem Text auf tagesschau.de und AFP)

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    Die Tragik und das Dilemma in dieser stringent ablehnenden Einwanderungspolitik gegenüber den glaubens-"fremden" Afrikanern  nach Israel besteht darin, dass die jüdischen Flüchtlinge seinerzeit aus Europa (ca. 1945-1949) - direkt nach dem Holocaust - zu Beginn der Gründung des Staates Israel (1948) - ja ebenfalls als "illegale" Einwanderer betrachtet wurden (und von den arabischen Staaten größtenteils immer noch als solche betrachtet werden) - und genauso von der damals britischen Mandatsmacht und der ansässigen Bevölkerung Palästinas abgewiesen wurden - mit den gleichen Argumenten ... Also - in einer Fortschreibung der Tora würde sicherlich im Vergleich nicht nur Bezug genommen auf die Fremde vor Urzeiten in Ägypten, sondern bestimmt auch auf die kollektiven Erfahrungen zu Anfang des Staates Israels ... 
    Foto aus dem legendären Film "Exodus", der von der jüdischen
    "Rück"besiedelung Palästinas gegen den Widerstand von britischer
    Mandatsmacht und palästinensischer Bevölkerung handelt: Das überfüllte
    Schiff der Holocaust-Flüchtlinge aus Europa ähnelte den Szenen heute 

    vor Lampedusa ...

    Die Tora (auch Thora, Torah; in aschkenasischer Aussprache Tauro, Tojro; von hebräisch ‏תּוֹרָה‎ ‚Gebot‘, ‚Weisung‘, ‚Belehrung‘, von jarah ‚unterweisen‘) ist der erste Teil des Tanach, der hebräischen Bibel. Sie besteht aus fünf Büchern, weshalb sie im Judentum auch chamischa chumsche toraDie fünf Fünftel der Tora‘ genannt wird. 
    Das hebräische Wort Tora bedeutet also Weisung, jedoch wird der Begriff Tora in vielen Bedeutungen gebraucht. Die engste bezeichnet die fünf Bücher Mose, die das Volk Israel nach der Darstellung der Tora am Berg Sinai erhalten hat. 
    Fremden gegenüber gebietet Gott in der Tora an verschiedenen Stellen Gastfreundschaft - und zwar sehr deutlich ... 
    Hier ein paar Beispiele aus der Übersetzung der beiden jüdischen Philosophen Buber und Rosenzweig die „ein der Form des Originals möglichst gleichwertiges Gebilde schaffen“ wollten, um den sprachlichen Charakter des biblischen Urtextes wiederzugeben, so z.B.„Irrsal und Wirrsal“ für „tohu wabohu“. Die dichterische Übersetzung soll „übermitteln, was da steht“ und es wurde versucht, die Gliederung der Atemzug- und Sinneinheiten des Originals wiederzugeben: 
    • Einen Gastsassen placke nicht, quäle ihn nicht, denn Gastsassen wart ihr im Land Ägypten! Exodus 22,20
    • Wenn ein Gastsasse bei dir in eurem Lande gastet, plackt ihn nicht, wie ein Spross von euch sei euch der Gastsasse, der bei euch gastet, halte lieb ihn, dir gleich, denn Gastsassen wart ihr im Land Ägypten. ICH bin euer Gott. Levitikus 33-34 
    • Freue dich vor SEINEM deines Gottes Antlitz, du, dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, der Lewit, der in deinen Toren ist, der Gastsasse, die Waise und die Witwe, die bei dir drinnen sind, an dem Ort, den ER dein Gott wählt, seinen Namen dort einwohnen zu lassen: Gedenke, dass du Knecht warst in Ägypten: wahre, tue diese Gesetze! Deuteronium 16,11-12 
    ("Gastsasse" = der Gast aus der "Fremde" - verwandt mit "Insasse")

    • ... und schließlich im Neuen Testament heißt es im Brief - wahrscheinlich eines Juden - an die Hebräer 13, 2: Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.

      

    UFO-Alarm am Flughafen Bremen - keine Ente ...! Wunder gibt es immer wieder ...


    Inklusion: Seelsorge an Grenzen | impulse für die woche -121

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    Während die CSU in Wildbad Kreuth über ihren Ausgrenzungs-Slogan: "Wer betrügt, der fliegt!" schwadroniert, berichtete eine Diplom-Religionspädagogin über die alltägliche Asylanten- und Flüchtlings-Seelsorge in Bayern: Also -
    nicht dummes Zeug palavern - sondern helfend mit anpacken - und die Hürden beseitigen ...

    "Alle Seelsorge findet an Grenzen statt"

    Das Berliner Notaufnahmelager Marienfelde. Flüchtlinge aus der DDR fanden hier eine erste Zuflucht, nachdem sie es über die Grenze geschafft hatten: Also in Deutschland sind "von Anfang an" die Gefühle für Flüchtlings- und Asylantenschicksale "genuin" vorhanden ...
    Nach einem OriginalFoto von epd-bild/Rolf Zöllner





    Gemeint sind also die Grenzen zwischen Ländern und Kulturen, aber auch die Grenze zwischen Leben und Tod. Flüchtlinge überwinden - oft unter unter Lebensgefahr - geographische und kulturelle Grenzen, stoßen dann aber oft an ihre psychischen Grenzen und brauchen Seelsorge. Pastoralpsychologin Heike Komma wünscht sich mehr Hilfen für Flüchtlinge.

    VON ANNE KAMPF | EVANGELISCH.DE 

    Was hat Seelsorge mit Grenzen zu tun?
    Heike Komma: Alle Seelsorge findet an Grenzen statt. Für die einzelnen Menschen sind es immer Grenzsituationen, egal ob Sie an Krankenhausseelsorge denken oder an Altenheimseelsorge. Auch wenn ein Pfarrer zu jemandem gerufen wird, dann geht es meistens um Krisensituationen, in denen man selbst an die eigene Grenze der Belastungsfähigkeit oder der Leidensfähigkeit kommt. Das ist eine grundspezifische Sache.
    Man kann "Grenze" ja auch geographisch und politisch verstehen: "Grenzen" sind besonders für Flüchtlinge ein Thema. Aktuell haben wir Flüchtlingsströme aus Afrika nach Europa und aus Osteuropa nach Westeuropa. Was bedeutet es für einen Menschen, die Grenze seines Heimatlandes zu überschreiten?
    Komma: Das ist für die Menschen etwas ganz Schwieriges. Viele, die hierher kommen, haben schon eine Geschichte hinter sich, sonst würden sie nämlich nicht kommen. Man weiß nicht, wie schwer traumatisiert sie sind von dem, was sie erlebt haben. Ich kenne zum Beispiel einen Mann, der in Dunkelhaft gehalten wurde. Er ist jetzt hier, hat eine Arbeit gefunden, ist ganz gut integriert, arbeitet unter anderem als Platzanweiser im Kino. Aber er kann nie einen Film anschauen, denn dann kommen seine Ängste wieder. Es sind einfach immer noch Reste da, und damit muss man umgehen können, auch als Seelsorger oder Seelsorgerin. Man muss einfach wissen, dass die Leute etwas hinter sich haben und das mit ihnen zusammen aushalten. Das heißt, man braucht eine gute psychosoziale Begleitung, man braucht auch migrationsspezifisches Wissen.
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    "Wenn denen das Schicksal der Menschen absolut gleichgültig ist, das macht mich sprachlos" 
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    Flüchtlinge – wenn sie es geschafft haben, aus ihrem Heimatland zu fliehen – stoßen dann oft wieder an Grenzen, dürfen zum Beispiel nicht arbeiten oder müssen umkehren. Wie kann man in der Seelsorge angesichts von so gravierenden Grenzerfahrungen Hoffnung vermitteln?
    Komma: Wenn Flüchtlinge die Nachricht bekommen, dass sie wieder abgeschoben werden, dann ist das für einen Menschen oder eine Familie echt eine Katastrophe, die zum Beispiel der Nachricht einer todbringenden Diagnose im Krankenhaus gleichkommt. Das hat von der Emotionalität her eine ganz ähnliche Qualität. Ich denke, da ist es wichtig, zunächst mal einfach da zu sein als Seelsorger. Mit Worten Hoffnung zu vermitteln, das ist, glaube ich, erst ein weiterer Schritt. Der erste Schritt ist, dass man es mit ihnen gemeinsam aushält. Das zweite ist, denke ich, ein gewisses politisches Wissen zu haben, und sich auch festzulegen auf eine politische Position. Das kann eventuell so weit gehen, dass man gefragt ist, ein Kirchenasyl anzubieten. Es macht mir Hoffnung, wenn ich merke: Es gibt auch heute noch Leute, die es wagen würden, ein Kirchenasyl zu organisieren.
    An welche persönlichen Grenzen stoßen Sie selbst als Seelsorgerin, wenn Sie Menschen begleiten? 
    Komma: Meine persönliche Grenze ist erreicht, wenn andere Menschen – zum Beispiel Regierungsleute oder diejenigen, die die Flüchtlinge in Heimen unterbringen – wenn die so kaltschnäuzig sind. Wenn denen das Schicksal der Menschen absolut gleichgültig ist. Das macht mich sprachlos, damit kann ich ganz schlecht umgehen. Oder wenn ich von Ungerechtigkeiten höre. Eine Frau hat mir zum Beispiel erzählt, dass im Asylbewerberheim plötzlich um Mitternacht die Polizei neben dem Bett stand und fragte, ob sie irgendwelche Leute verstecken, die untergetaucht sind. Da kommen männliche Polizisten nachts in ein Mehrbettzimmer von Frauen, wecken sie auf und fragen solche Fragen! Die Asylantinnen wissen nicht, dass sie das Recht auf ihrer Seite haben, dass Polizisten nicht einfach in einen privaten Raum eindringen dürfen ohne Durchsuchungsbeschluss. Da bin ich an einer Grenze – aber an einer, die ich überwinden kann und muss, damit ich für die Leute Gutes tue.

    Wie überwinden Sie diese Grenze?
    Komma: Ich bin ja Pädagogin, und meine Aufgabe ist, mit den Leuten zu lernen, was hier ihr gutes Recht ist und wie sie sich wehren können. Das heißt, dass diese Frauen gelernt haben, zu sagen: "Wie ist Ihr Name? Was ist Ihr Dienstgrad? Wer ist Ihr Vorgesetzter?" Sie müssen sich wehren und auch sagen: Die vom Asylantenheim haben die Polizisten reingelassen.
    Gibt es in Deutschland in ausreichendem Maße seelsorgliche Begleitung für Flüchtlinge?
    Komma: Ich habe nachgeschaut, was es alles in Bayern gibt. Da gibt es Migrationsberatungsstellen, die beim Diakonischen Werk angeordnet sind, und Jugendmigrationsdienste, die sich auch sehr gut auskennen. Aber vor Ort sind es ganz oft Ehrenamtliche, und zwar meistens keine Leute von der Kirche, sondern andere gutwillige Menschen, die sich in der Seelsorge für Flüchtlinge engagieren. Die Kirche ist da sehr zurückhaltend, ob mir das gefä
    llt oder nicht…
    Was wünschen Sie sich für die Seelsorge an Flüchtlingen?
    Komma: Dass es wirklich Flüchtlingsseelsorger gäbe, die genau diese Aufgabe haben. Es gibt natürlich Pfarrer an Flughäfen, die zum Beispiel in die Abschiebehaft in Frankfurt gehen und die Menschen dort betreuen. Ich wünsche mir aber, dass es flächendeckend Menschen gibt, die sich mit Migrationssachen auskennen, die vor Ort sind, die Mitglied der Pfarrkonferenz sind, also auch institutionell eingebunden sind. Dann könnten sie auch mal sagen: "Mensch Leute, seid doch nicht so gleichgültig! Schaut mal, wir können die Angebote regional vernetzen." Das wäre eine ganz tolle Idee, wenn Kirche so etwas machen und auch bezahlen würde. Davon träume ich.
    Sie arbeiten ja für eine Gesamtkirchengemeinde, und Seelsorge ist ein Fachgebiet der Praktischen Theologie. Hilft ein Blick in die Bibel? Steht dort auch etwas zum Thema "Grenzen"?


    Komma: Wenn ich an die Flüchtlinge denke, dann ist mir das Jesuswort aus Matthäus 25 wichtig: "Ich war krank und ihr habt mich nicht besucht, ich war obdachlos und ihr habt mir kein Obdach gegeben, ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben, ich war durstig und ihr habt mir nichts zu Trinken gegeben." In diesem Gleichnis vom Weltgericht zeigt Jesus solche Grenzsituationen auf. Er teilt dann ein und sagt: "Ihr kommt auf die rechte Seite und ihr kommt auf die linke Seite." Ich möchte nicht bei denen sein, denen Jesus sagt: "Ihr habt nicht geholfen." Das ist mir ein ethisches und praktisches Leitbild in dem, was ich tue. Das trage ich immer im Herzen.

    Heike Komma
    ist Diplom-Religionspädagogin, Pastoralpsychologin und Supervisorin bei der Gesamtkirchengemeinde Bayreuth. Den europäischen Kongress für Seelsorge und Beratung organisierte sie ehrenamtlich in Kooperation mit der Universität Göttingen, vertreten durch Prof. Dr. Jan Hermelink, und mit einem ebenfalls ehrenamtlichen Team.



    Fakten und Fiktionen mit Wörtern und Zeichen: Ein totes Pferd beatmen | J.M. Coetzee: Die Kindheit Jesu

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    Besonders lesenswerte und liebenswerte Bücher, auf die ich stoße - bzw. zu denen ich - wie bei diesem hier - wie von selbst hingeführt werde - stelle ich in diesem Blog immer mal wieder gerne vor. J.M. Coetzees "Die Kindheit Jesu" ist so ein Buch: Für mich irgendwie überwältigend mit seinen zahlreichen Ebenen von Fakten, Fiktionen, Wörtern und Zeichen - bei allerknappster Sprache und nur 352 Seiten Umfang - "einfach"-  im wahrsten Sinne - "wunderbar" ... - ein "Meteor voller Intensität, Überraschung und Schönheit" ... Wer noch mehr vorab zu diesem "zauberhaften" Schatzkästlein erfahren will, sei auf folgenden Link hingewiesen mit seiner Buchbesprechungs-Netzschau  - und besonders auch auf dieses 3-sat-Video ...
    Stoiker und Menschenfreund. Der 73-jährige Literaturnobelpreisträger J.M. Coetzee in Berlin. - Bearbeitung nach einem OriginalFOTO von HARTWIG KLAPPERT/LITERATURFESTIVAL | tagesspiegel.de



    Literaturnobelpreisträger J. M. Coetzee

    Der kleine Jesus bzw. David will ein totes Pferd beatmen ...


    Der Heiland als neunmalkluges Kerlchen: In seinem neuen Roman "Die Kindheit Jesu" knüpft der südafrikanische Literaturnobelpreisträger J. M. Coetzee an sein Frühwerk an - er jongliert mit Fakten und Fiktionen, mit Wörtern und Zeichen. Ein großer intellektueller Spaß.

    Da ist dieser rotzige Knilch, hat einen schwarzen Superman-Umhang um, Sonnenbrille auf der Nase und sagt: "Ich muss keinen Lebensunterhalt verdienen." Er will Zauberer werden, Entfesselungskünstler und Rettungsschwimmer.

    Was zum Berufsbild eines Weltenretters eben so dazugehört. Der Junge heißt David, ist nervtötend altklug, er spricht eine Geheimsprache und glaubt, dass Zahlen mehr sind als Eins-plus-Eins. Also irgendwas zwischen hochbegabt und ADHS, der Alptraum aller Lehrer, die ihn am liebsten auf eine Sonderschule abschieben würden. Und er ist der Protagonist im neuen Roman des Literaturnobelpreisträgers J.M. Coetzee.

    Der Südafrikaner ist bekannt dafür, sich jedes Mal im Schreiben neu zu erfinden, immer noch eins draufzusetzen. Er hat es wieder getan. Nun also: die unerzählte Geschichte aus dem Buch der Bücher - "Die Kindheit Jesu". Mal eben den Kern westlicher Kulturgeschichte dekonstruieren und die Lücke füllen, die die spärlichen Zeilen im Lukas- und Matthäus-Evangelium offenlassen.

    Trotzdem sollte man sich hüten, den Romantitel als einzigen Schlüssel zum Buch zu nehmen. Es ist eine psychologische Finte für den Leser, das Wort "Jesus" taucht im ganzen Text nicht auf. Klar, es gibt hier und da biblische Anklänge, David und sein Begleiter Simon landen wie viele andere Flüchtlinge in einer fremden Stadt im abstrakten Nirgendwo namens "Novilla", halb "Neustadt", halb "Kein Haus", halb zukunftsträchtig, halb niederschmetternd; da sind die Namen David, Simon, Ana, ein Pferd namens "El Rey", "Der König"; und ja, da ist die Vaterfigur, die kein leiblicher Vater ist, und nach der Mutter des Jungen sucht. Und dann einfach irgendeine Frau zur Mutter erklärt, als sei ihm der Heilige Geist erschienen.

    Elternschaft ist eine Frage der Definition

    Aber man könnte auch sagen: Coetzee nimmt diese biblische Leerstelle als Anlass, um einmal ganz spielerisch durchzuexerzieren, was es heißt, Fakten mit Fiktionen zu ersetzen. Er hat noch immer jede Chance ergriffen, die vermeintliche Logik unseres Verständnisses von Authentizität zu unterlaufen, etwa die Beweiskraft von Naturgesetzen. Dass Elternschaft nur eine Frage der Definition ist, macht das Christentum ja selbst vor - diese Idee überspitzt Coetzee konsequent.

    Vor diesem Hintergrund wirkt "Die Kindheit Jesu" gleich doppelt wie eine zwangsläufige Folge von Coetzees bisherigem Schaffen. Es ist, als hätte als nächstes nur diese Story kommen können, ein triumphaler Trumpf, ein großer Spaß.

    Denn Coetzee hat es in all seinen Texten immer auf eines abgesehen: Er bricht Normen, vernebelt Gewissheiten in einem Ping-Pong aus Dialogen und unterläuft damit Definitionen jedes Mal so umfassend, dass man am Ende nicht mal mehr das Wort Definition selbst ernst nehmen kann.

    Trauen konnte man ihm noch nie. Egal ob er wie zuletzt in "Sommer des Lebens" das Genre Autobiografie auf den Kopf stellt, ob er seit seinem ersten Werk vor knapp 40 Jahren immer wieder einen Erzähler namens "Coetzee" einschleust und so die Grenzen zwischen Fiktion und Realem zerreibt oder ob er die Chronologie von Erzählung ad absurdum führt, indem er in "Tagebuch eines schlimmen Jahres" (2007) einen Roman lang die Buchseiten aufteilte und oben eine andere Geschichte erzählte als unten. Und nun also liefert Coetzee, entgegen dem erzählerischen Drang zu schauen, was als nächstes kommt, die Story vor der Story.

    Anknüpfen an frühe Werke

    Zum anderen knüpft Coetzee dieses Mal an sein Werk vor "Schande" 1999 an, jenem Roman, der ihn letztlich weltbekannt gemacht hatte, seinem ersten über die Zeit nach der Apartheid in Südafrika und dem ersten, bei dem man das Gefühl hatte, dass es in der gleichen Realität wie der unseren spielt. "Die Kindheit Jesu" dagegen lebt von jener an Fabeln erinnernden Atmosphäre der frühen Werke "Warten auf die Barbaren" oder "Leben und Zeit des Michael K.": Zeit und Ort sind abstrakt, hier und da gibt es Verweise auf die Moderne, Bagger etwa, Comics, die Sonnenbrille, Pancakes. Aber diese Elemente sind eher wie Brosamen im Wald ausgestreut, um Vertrautes zu simulieren, wo ansonsten alles im Ungefähren hängt. Wovor David und Simon und die anderen fliehen, warum, bleibt ungesagt. Und auch die babylonische Sprachverwirrung von Spanisch, Englisch, Deutsch macht alles nur noch ungewisser.

    Coetzees Duktus ist wie immer so karg wie die Umgebung, in der Simon und David landen. Aber so wie sich Simon darüber beschwert, dass dieses Leben in Novilla und die Haltung der Menschen so gleichmütig "blutleer", ohne Wollen, ohne Hunger auf was anderes ist, und damit Funken schlägt, so zündet auch Coetzees feiner Humor, wenn seine nüchternen Sätze aufeinandertreffen. Und auf den enormen Resonanzboden des Neuen Testaments prallen.
    Da ist etwa die Sache mit den Broten. David will wissen, warum man Geld braucht, um Lebensmittel zu kaufen, warum der Laden bald leer sein würde, wenn man Brot einfach so bekäme. Simon sagt: "Weil du, wenn du x Brote hast und sie alle für umsonst weggibst, dann keine Brote mehr hast und kein Geld, um neue Brote zu kaufen. Weil x minus x gleich null ist. Gleich nichts ist. Gleich Leere ist. Gleich ein leerer Magen ist." Coetzee schafft es, dass man an die Speisung der Fünftausend denkt und sich zugleich amüsiert.

    Das Lieblingsbuch von Jesus, also David, ist übrigens "Don Quijote", das andere größte Werk aller Zeiten. Noch so eine Superman-Geschichte, in der der Held ins Schleudern gerät, im Wald zwischen Fakten und Fiktionen.

    Buchbesprechung von Anne Haeming | SPIEGEL-ONLINE


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    "El Rey" auf der "großen Pferdefarm" im Jenseits ... (S!NEDi|photography)



    Leseprobe: 
    Er klettert auf die Rampe hinauf. »Armer, armer El Rey!«, murmelt er. Dann bemerkt er das Blut, das im Pferdeohr geronnen ist, und das dunkle Einschussloch darüber und verstummt.
      »Es ist gut«, sagt der Junge. »Er wird in drei Tagen wieder gesund.«
      »Hat dir das der Pferdearzt gesagt?«
      Der Junge schüttelt den Kopf. »El Rey.«
      »Hat dir das El Rey selbst gesagt - drei Tage?«
      Der Junge nickt.
      »Aber es ist nicht nur Pferdegrippe, mein Junge. Das siehst du doch bestimmt selbst. Er wurde mit einem  Gewehr erschossen, als Gnadenakt. Er muss gelitten haben. Er hat gelitten und sie haben beschlossen, ihm zu helfen, seine Schmerzen zu lindem. Er wird nicht wieder gesund. Er ist tot.«
      »Nein, er ist nicht tot.« Tränen laufen dem Jungen die Wangen hinab. »Er kommt auf die Pferdefarm, um sich zu erholen. Das hast du gesagt.«
      »Er kommt auf die Pferdefarm, ja, aber nicht diese Pferdefarm, nicht auf die Pferdefarm hier; er kommt auf eine andere Pferdefarm, in einer anderen Welt. Wo er kein Geschirr tragen und keinen schweren Wagen ziehen muss, sondern auf den Wiesen im Sonnenschein herumlaufen und Butterblumen fressen kann.«
      »Das ist nicht wahr! Er kommt auf die Pferdefarm, um wieder gesund zu werden.  Sie legen ihn auf den Wagen und bringen ihn auf die Pferdefarm.«
      Der Junge beugt sich herab und presst seinen Mund auf eine der riesigen Nüstern des Pferdes. Hastig packt er den jungen beim Arm und zieht ihn weg. »Mach das nicht! Das ist unhygienisch! Du wirst krank werden!«
      Der Junge reißt  sich los. Er weint ganz offen. »Ich werde ihn retten!«, schluchzt er. »Er soll leben! Er ist mein Freund!«
      Er hält den sich sträubenden Jungen fest an sich gedrückt. »Mein liebes, liebes Kind, manchmal sterben die, die wir lieben, und wir können nichts weiter tun, als auf den Tag zu warten, an dem wir alle wieder beisammen sein werden.«
      »Ich  will ihn wieder atmen lassen!«,  schluchzt der Junge.
      »Es ist ein Pferd, es ist zu groß für dich, um es zu beatmen.«
      »Dann kannst du ihn beatmen!«
      »Das wird nicht funktionieren. Ich habe nicht den richtigen Atem. Ich habe nicht den Atem des Lebens. Ich kann nur traurig sein. Ich kann nur trauern und dir trauern helfen. Schnell, ehe es  dunkel wird, warum gehen wir nicht an  den  Fluss hinunter und suchen Blumen, die  wir El Rey bringen können? Das wird ihm gefallen. Er war ein freundliches Pferd, nicht wahr, obwohl er so riesengroß war. Es wird ihn erfreuen, auf der Pferdefarm mit einem Blumenkranz um den Hals anzukommen.«
      So lockt er den Jungen von dem toten Körper fort, führt ihn zum Flussufer, hilft ihm Blumen pflücken und sie zu einer Girlande zu winden. Sie kehren zurück; der Junge drapiert die Girlande über die toten, starren Augen.
      »So«, sagt er. »Nun müssen wir El Rey verlassen. Er hat eine lange Reise vor sich, den ganzen Weg bis zur großen Pferdefarm. Wenn er dort ankommt, werden die anderen Pferde ihn mit seiner Blumenkrone anschauen und zueinander sagen: >Er muss ein König gewesen sein, dort, wo er
    herkommt! Er muss der große El Rey sein, von dem wir gehört haben, der Freund von David !<«
      Der Junge ergreift seine Hand. Unter einem aufgehenden vollen Mond marschieren sie auf dem Pfad zum Hafen zurück.
      »Steht El Rey jetzt  auf,  was glaubst du?«, fragt der Junge.
      »Er steht auf, er schüttelt sich, er lässt dieses Wiehern hören, das du kennst, er macht sich auf den Weg, klopp-klopp-klopp, zu seinem neuen Leben. Schluss mit Weinen. Kein Weinen mehr.«
      »Kein Weinen mehr«, sagt der Junge und lebt auf, und zeigt sogar ein kleines fröhliches Lächeln.






    J. M. Coetzee:
    Die Kindheit Jesu 
    Aus dem Englischen von Reinhild Böhnke.
    Verlag S. Fischer;
    352 Seiten; 21,99 Euro.

    Jesus als hyperaktives Kind ... Kindheitsevangelium nach Thomas

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    Nach meiner Lektüre des Romans "Die Kindheit Jesu" von J.M. Coetzee stelle ich hier zur Ergänzung ein "Apokryphen-Evangelium" aus dem 2. Jahrhundert ein ...

    Leider handelt es sich bei dem untenstehenden „Kindheitsevangelium des Thomas“ auch nur um eine Dichtung, quasi um eine Werbeschrift, die am Ende des 2. Jahrhunderts entstanden sein soll. Der Verfasser Thomas ist nicht identifizierbar. Seine Geschichte weist Parallelen zu Buddha-, Krishna- und Osirislegenden auf, so die Forschung. 




    Das Kindheitsevangelium des Thomas

    Die Erzählung des israelitischen Philosophen Thomas über die Kindheit unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus, berichtet von Thomas, dem israelischen Philosophen.

    1 Ich, Thomas der Israelit, hielt es für angebracht, allen Brüdern aus den Heidenvölkern von der Jugend unseres Herrn Jesus Christus zu berichten und von seinen großen Taten zu erzählen, nachdem er in unserem Land geboren war. So begann es:  

    Jesus knetet Spatzen aus Lehm und erweckt sie zum Leben


    2 Als Jesus fünf Jahre alt war, gab es einmal einen starken Regenschauer. Jesus spielte an einer flachen Stelle am Bach. Er leitete das vorbei­fließende Wasser in kleine Vertiefungen, sammelte es dort und machte es sofort, allein durch sein Wort, ganz klar. Dann knetete er weichen Lehm und modellierte daraus zwölf Spatzen. Es war aber an einem Sabbat und es waren auch noch andere Kinder da, die mit ihm spielten.

    Als ein Jude sah, was Jesus beim Spielen am Sabbat tat, ging er sofort zu seinem Vater Joseph, und sagte zu ihm: „Dein Sohn spielt am Bach und hat aus Lehm zwölf Spatzen geformt. Dadurch hat er den Sabbat entweiht.“ Joseph lief an die angegebene Stelle. Als er sah, was Jesus gemacht hatte, rief er: „Warum machst du verbotene Dinge am Sabbat?“ Doch Jesus klatschte in die Hände und sagte zu den Spatzen: „Los, fliegt weg.“ Die Spatzen breiteten ihre Flügel aus und flogen laut zwitschernd davon. Die Juden staunten sehr als sie das sahen. Sie gingen hin und erzählten ihren Ältesten, was Jesus getan hatte.  

    Ein Junge wird getötet, weil er Jesus beim Spiel stört

    3 Jesus und der Sohn des Schriftgelehrten Annas spielten zusammen an den Ufern eines Baches. Da nahm der Sohn des Annas einen Weidenzweig und ließ das Wasser aus den kleinen Teichen wieder abfließen, die Jesus angelegt hatte. Als Jesus das sah, wurde er wütend und schrie ihn an: „Du bist ein gemeines Biest, was haben dir die Teiche und das Wasser getan? Du sollst sofort zu einem Baum verdorren, ohne Blätter, ohne Wurzel, ohne Früchte!“ Kaum hatte Jesus das gesagt, da vertrocknete der Junge vollständig. Jesus ging dann einfach nach Hause. Doch die Eltern des Jungen hoben ihr verdorrtes Kind auf und weinten, denn es war ja noch so jung. Sie brachten es zu Joseph und warfen ihm vor: „Schau mal, was dein Sohn für Sachen macht!“

    Jesus tötet einen Jungen 

    4 Jesus ging wieder einmal durch das Dorf, als ein Junge angelaufen kam und ihn anrempelte. Er wurde wütend und sagte: „Du sollst deinen Weg nicht weiter gehen!“ Sogleich fiel der Junge um und war tot. Dorfbewohner, die das mit angesehen hatten, wunderten sich: „Woher kommt dieses Kind nur? Jedes seiner Worte wird ja sofort Wirklichkeit!“ Und die Eltern des toten Jungen liefen zu Joseph. Sie machten ihm Vorwürfe und sagten: „Du kannst mit so einem Kind nicht bei uns im Dorf wohnen. Bring ihm doch lieber bei, zu segnen, anstatt zu verfluchen. Denn er bringt unsere Kinder um!“
       
    Joseph bemüht sich, Jesus zu erziehen

    5 Da rief Joseph seinen Sohn zu sich, nahm ihn sich vor und maßregelte ihn: „Warum tust du so etwas? Die Leute müssen leiden und dann verabscheuen und verfolgen sie uns.“ Jesus sagte zu ihm: „Ich weiß, dass dies nicht deine Worte sind. Dennoch sage ich lieber nichts, weil du es bist. Diese Menschen aber sollen ihrer Strafe nicht entgehen!“ Er hatte es kaum gesagt, da erblindeten die Leute, die ihn beschuldigt hatten.

    Und alle, die es sahen, bekamen große Furcht. Unschlüssigkeit machte sich breit. Sie sagten über Jesus: „Jedes Wort von ihm, ob gut oder böse, wird sofort Wirklichkeit und Wunder.“ Als Joseph wieder einmal sah, dass Jesus so etwas wiederholte, zog er ihm die Ohren lang. Doch der wurde böse und sagte: „Es reicht jetzt, dass du suchst und nicht findest. Dein Tun hat keinen Sinn. Das war nicht verständig von dir. Du weißt doch, dass ich zu dir gehöre. Mach mich doch nicht unglücklich.“  

    Der Lehrer Zachäus möchte Jesus unterrichten

    6 Den Wortwechsel hörte ein Lehrer mit Namen Zachäus. Er war erstaunt, dass ein Kind so etwas sagte. Einige Tage später suchte er Joseph auf und sagte: „Du hast ein kluges Kind, der Junge hat Verstand. Gib ihn zu mir in die Schule, damit er das Schreiben lernt. Aber ich will ihm nicht nur das Schreiben beibringen, sondern auch viel Wissen und ihn erziehen, damit er weiß, dass man ältere Menschen grüßt, ihnen Achtung entgegenbringt wie dem eigenen Großvater und dass man mit seinem Vater und den anderen Kindern anständig umgeht.“



    Der Lehrer erläuterte Jesus alle Buchstaben von Alpha bis Omega, einen nach dem anderen. Jesus sah ihn an und sagte: „Wenn du das innere Wesen des Alpha nicht kennst, wie willst du da anderen das Beta erklären? Du bist ein Angeber! Wenn du dich wirklich auskennst, lehre zuerst das Alpha, dann glauben wir dir auch alles über das Beta.“ Dann fing Jesus an, den Lehrer über den ersten Buchstaben auszuforschen, doch der konnte ihm nichts entgegnen. Da sagte Jesus zu Zachäus: „Hör zu, Lehrer, jetzt erkläre ich dir den Aufbau des ersten Buchstabens. Er besteht aus zwei geraden Linien und einem Mittelstrich. Der Mittelstrich geht durch die beiden Geraden hindurch, die oben spitz zusammenlaufen. Drei Linien sind es, die wie im Tanz beieinanderstehen, drei gleich lange Teile hat das Alpha.“  



    Der Lehrer Zachäus scheitert an Jesus

    7 Als der Lehrer diese komplizierte und ausgeklügelte Erläuterung des ersten Buchstabens aus dem Mund des Jungen hörte, wurde er in Anbetracht seiner gelehrten Beweisführung verlegen und sagte zu den anderen Zuhörern: „Ach, ich Unglücksvogel, jetzt bin ich aber in die Enge gedrängt. Da habe ich etwas angerichtet, als ich dieses Kind unterweisen wollte.

    Nimm ihn bitte wieder mit nach Hause, Joseph. Ich ertrage seinen strengen Blick nicht, auch nicht seine gefühllose Art zu reden. Dieser Junge ist nicht von dieser Welt. Er kann auch Feuer bezwingen. Er ist wohl vor der Gründung der Welt geschaffen worden. Welcher Leib ihn getragen, welcher Mutterschoß ihn ernährt hat, ich weiß es nicht. Ich weiß nicht weiter, Freund, das Kind bringt mich aus der Beherrschung, ich verstehe es nicht. Unglückseliger, ich habe mich geirrt. Ich wollte einen Schüler, doch einen Lehrer habe ich erhalten.

    Meine Vertrauten! Beschämt bin ich bis auf die Knochen. Ich alter Mensch habe mich von einem Kind bezwingen lassen. Wegen dieses Kindes kann ich nur noch verzagen und in die Grube fahren. Wie soll ich ihm noch ins Gesicht sehen? Wenn alle wissen, dass ein Kind mich belehrt hat, was soll ich da noch erzählen? Was kann ich noch Gescheites über die Linien des ersten Buchstabens erklären? Ich kenne es nicht, Freunde. Ich habe weder Beginn noch den Schluss davon verstanden. So bitte ich dich denn, Bruder Joseph, bring dieses Kind zurück in dein Haus. Dieses Kind ist etwas Großes, ein Engel, ein Gott, dass ich nicht weiß wie ich’s sagen soll.“

    Jesus rettet die von ihm vorher zur Blindheit verfluchten

    8 Die Juden trösteten Zachäus, aber Jesus lachte laut und sagte: „Jetzt soll das Früchte bringen, was du lehrst. Die Leute, welche blind im Herzen sind, sollen sehen können. Ich bin vom Himmel gekommen, um die einen zu verfluchen und andere in den Himmel zu rufen. Der mich gesandt hat, hat es mir so aufgetragen.“ Sofort nach dem er es gesagt hatte, waren alle, die unter seinen Fluch gefallen waren, wieder gesund. Von da an wagte keiner mehr, ihn zu zornig zu machen, um nicht seinen Fluch auf sich zu ziehen und zum Behinderten zu werden.

    Jesus erweckt seinen Spielgefährten Zenon zum Leben

    9 Ein paar Tage später spielte Jesus auf dem Dachgarten des Hauses. Einer von seinen Spielgefährten fiel vom Dach herunter und war tot. Die anderen Kinder rannten davon und Jesus stand allein da. Da kamen die Eltern des toten Kindes und klagten Jesus an. Der sagte: „Ich habe ihn wirklich nicht hinuntergeworfen.“ Die Eltern fingen an, tätlich zu werden.

    Da sprang Jesus vom Dach herab und stellte sich neben den toten Jungen auf. Er rief: „Zenon!“, so hieß der Junge, „Steh auf und erkläre uns, ob ich dich hinuntergeworfen habe oder nicht?“ Der Junge stand auf und sagte: „Nein, Herr, du hast mich nicht hinuntergeworfen, sondern mich wieder auf die Beine gestellt.“ Als die Leute das sahen, erschraken sie. Die Eltern des Kindes vielen vor Jesus auf die Knie und lobten Gott für das geschehene Wunder.

    Jesus heilt den Fuß eines Holzhackers 

    10 Einige Zeit später war ein junger Mann dabei Holz zu spalten. Die Axt rutschte ihm aus der Hand und spaltete seinen Fuß. Er würde daran verbluten. Die Menschen liefen schreiend zusammen und Jesus rannte auch dorthin. Er bahnte sich einen Weg durch die Menschen, berührte den verletzten Fuß des Mannes und sogleich war dieser geheilt. Jesus sagte zu ihm: „Steh auf, spalte das Holz weiter und denke an mich.“ Als die Menschen das sahen, fielen sie vor Jesus auf die Knie und sagten: „Es ist wahr, in diesem Kind wohnt Gottes Geist.“

    Jesus bringt seiner Mutter Wasser ohne ein Gefäß

    11 Jesus war sechs Jahre alt, als ihn seine Mutter mit einem Gefäß zum Wasserholen schickte. Er trug das Wasser nach Hause und stieß dabei im Gedränge mit dem Krug an, sodass er zerbrach. Da zog Jesus sein Obergewand aus, legte es zusammen, füllte das Wasser hinein und brachte es seiner Mutter. Als sie sah, welches Wunder geschehen war, drückte sie ihn an ihr Herz. Dieses Erlebnis bewahrte sie als Geheimnis.

    Aus einem Weizenkorn werden hundert Scheffel Weizen

    12 Etwas später, zur Zeit der Saat, ging der Knabe mit seinem Vater aus, um Weizen auf ihr Ackerland zu säen. Und als der Vater säte, da säte auch der Jesusknabe ein Weizenkorn. Und als er erntete und die Tenne füllte, brachte er hundert Scheffel ein und er rief alle Armen auf die Tenne und schenkte ihnen den Weizen. Josef nahm, was von dem Weizen übrig blieb. Jesus war acht Jahre alt, als er dieses Zeichen wirkte.

    Jesus sein Wunder an einem Holzbrett

    13 Jesus sein Vater war Zimmermann und stellte zu jener Zeit Pflüge und Joche her. Nun erhielt er von einem Reichen den Auftrag, für ihn ein Bett anzufertigen. Da aber das eine Brett kürzer war als das Gegenstück und Joseph nicht wusste, was er tun sollte, sprach der Knabe Jesus zu seinem Vater Josef: „Lege die beiden Hölzer nieder und mach sie von der Mitte her auf der einen Seite gleich.“ Und Joseph tat, wie es ihm der Junge gesagt hatte.  Jesus aber trat an die andere Seite, fasste das kürzere Holzstück an, streckte es und machte es dem anderen gleich. Und sein Vater Josef sah es und staunte und er umarmte das Kind und küsste es. Dabei sagte er: „Glückselig bin ich, dass mit Gott diesen Knaben geschenkt hat.“

    Jesus verflucht seinen ohrfeigenden Lehrer

    14 Joseph sah, dass Jesus älter, reifer und vernünftiger wurde und so beschloss er noch einmal, dass er das Schreiben lernen sollte. Er ging mit ihm zu einem anderen Lehrer. Dieser sagte zu Joseph: „Ich will ihm erst Griechisch, dann Hebräisch beibringen.“ Der Lehrer hatte von den Kenntnissen des Knaben gehört und fürchtete sich vor ihm. Dennoch schrieb er ihm das Alphabet auf und las es ihm eine ganze Weile immer wieder vor, doch Jesus schwieg.
     
    Später sagte Jesus: „Wenn du wirklich Lehrer bist und die Buchstaben genau kennst, dann erkläre mir etwas über die Bedeutung des Alpha. Danach erkläre ich dir dann das Beta.“ Der Lehrer war verletzt und gab Jesus eine Ohrfeige. Da das dem Jungen wehtat, verfluchte er den Lehrer. Der wurde sofort ohnmächtig und fiel auf sein Gesicht. Und Jesus ging wieder nach Hause zu Joseph. Der aber war traurig. Damit die Leute Jesus nicht töteten, ordnete Josef an, dass seine Mutter in nicht mehr vor die Tür lassen sollte.

    Noch ein Lehrer scheitert an Jesus

    15 Eine Zeit später sagte ein anderer Lehrer, ein Freund Josephs: „Bring mir den Jungen in die Schule. Vielleicht kann ich ihm mit guten, liebevollen Worten die Buchstaben beibringen.“ Joseph sagte dann: „Wenn du den Mut hast, Bruder, dann nimm ihn zu dir.“ Mit großer Angst und widerwillig nahm der Lehrer ihn mit. Jesus aber ging gern mit ihm. Keck betrat er die Schule. Auf dem Tisch lag ein Buch, das er in die Hand nahm, aber er las nicht die Buchstaben, die darin standen, sondern machte den Mund auf und lehrte mit der Kraft des Heiligen Geistes.




    Den Zuhörenden erläuterte er das Gesetz. Viele Menschen strömten zusammen und hörten ihm zu. Sie wunderten sich, weil seine Worte so schön anzuhören waren und staunten über seine Redekunst, weil er doch noch ein Kind war. Als aber Joseph das hörte, war er sehr besorgt und lief schnell zur Schule, da er ahnte, dass auch diesem Lehrer Schlimmes geschehen könnte.

    Doch dieser sagte zu Joseph: „Ich muss dir was sagen, Bruder. Ich habe diesen Jungen als Schüler angenommen und er ist sehr talentiert und wirklich gescheit. Trotzdem bitte ich dich, Bruder, nimm ihn wieder mit zu dir.“ Jesus lachte den Lehrer an und sagte: „Weil du recht geredet und wahres Zeugnis abgelegt hast, soll der andere Lehrer, den ich verflucht habe, geheilt werden.“ Augenblicklich wurde der andere Lehrer geheilt. Joseph nahm das Kind wieder mit in sein Haus.

    Jakobus, der Bruder Jesu, wird von ihm geheilt

    16 Eines Tages schickte Joseph seinen anderen Sohn Jakobus aus, um Reisig zu sammeln und es nach Hause zu bringen. Jesus war auf dem Weg zu ihm, als Jakobus beim Reisig sammeln von einer Natter gebissen wurde. Er lag schon auf dem Boden und war dem Tode nahe, als Jesus herbeikam und mit seinem Atem auf den Schlangenbiss blies. Der Schmerz hörte direkt auf, das Tier zerplatzte, und Jakobus war sofort wohlauf.

    Jesus erweckt ein totes Kind

    17 In Josephs Nachbarschaft starb etwas später ein krankes Kind. Die Mutter weinte sehr. Als Jesus von der großen Trauer erfuhr und das laute Klagen hörte, lief er sofort hin. Das kleine Kind lag tot da. Er berührte seine Brust und sagte: „Ich sage dir, Kind, du sollst nicht tot sein, sondern lebendig und mit deiner Mutter fortleben.“ Das Kind öffnete sofort die Augen und lachte. Jesus sagte zu der Frau: „Nimm das Kind, gib ihm Milch und vergiss mich nicht.“ Die Umstehenden gerieten ins Staunen als sie das sahen und sagten: „Dieses Kind ist wahrhaft ein Engel Gottes oder Gott, denn jedes seiner Worte ist sogleich Wirklichkeit.“ Jesus aber verließ sie und spielte mit anderen Kindern.

    Jesus weckt einen toten Bauarbeiter von den Toten auf

    18 Als ein Haus errichtet wurde, entstand großer Baulärm. Jesus lief hin, da er gerade in der Nähe war. Da sah er unerwartet einen Toten daliegen. Er ergriff dessen Hand und sagte: „Ich sage dir, Mensch, erhebe dich, tu deine Arbeit.“ Sogleich stand der Mensch auf und betete Jesus an. Die Umstehenden gerieten ins Staunen und sagten: „Dieser Junge kommt vom Himmel. Er hat viele vom Tod errettet und kann sein ganzes Leben lang Menschen retten.“

    Jesus lehrt als Knabe im Tempel von Jerusalem


    19 Jesus war zwölf Jahre alt, da zogen seine Eltern wie jedes Jahr zusammen mit anderen Menschen nach Jerusalem zum Passahfest. Nach den Festtagen reisten sie wieder nach Hause. Sie waren schon unterwegs, als Jesus heimlich nach Jerusalem zurückkehrte. Seine Eltern waren der Meinung, dass er sich den Reisegefährten angeschlossen habe. Sie suchten ihn daher erst am Ende des ersten Tages bei ihren Verwandten und Bekannten. Sie wurden traurig, als sie ihn nicht fanden, und kehrten in die Stadt zurück, um ihn zu suchen. Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel.

    Da saß er mitten unter den Lehrern, lauschte deren Ausführungen und stellte ihnen Fragen. Alle wunderten sich, wie dieser Zwölfjährige den Schriftgelehrten und Lehrern des Volkes das Gesetz und die Worte der Propheten erklärte, sodass sie völlig sprachlos waren. Seine Mutter Maria trat auf ihn zu und sagte: „Ach, Kind, warum hast du das getan? Wir suchen dich verzweifelt!“ Jesus erwiderte: „Warum habt ihr mich denn gesucht? Ihr hättet doch wissen müssen, dass ich im Haus meines Vaters bin!“

    Die Pharisäer und Schriftgelehrten fragten Maria: „Bist du seine Mutter?“ Sie bejahte. Sie sagten zu ihr: „Beglückter bist du als alle anderen Frauen, denn Gott hat dein Kind gesegnet. Eine solche Herrlichkeit, Haltung und Weisheit haben wir noch nie gesehen oder gehört.“ Jesus stand auf, folgte seiner Mutter und ging mit seinen Eltern. Seine Mutter behielt alles in Erinnerung, was sich zugetragen hatte. Jesus aber entwickelte sich. Er wurde immer angesehener, älter und weiser. Ihm gebührt die Herrlichkeit für immer. Amen.


    Anlage 1

    Maria und Joseph fliehen mit Jesus nach Ägypten

    Es entstand eine große Unruhe, da Herodes nach dem Herrn Jesus Christus fahnden ließ, um ihn zu töten. Ein Engel sagte zu Joseph: „Nimm Maria und ihr Kind und flieh nach Ägypten vor denen, die ihn suchen, um ihn zu töten.“ Als Jesus nach Ägypten kam, war er zwei Jahre alt.

    Als er durch ein Feld ging, auf dem gerade ausgesät worden war, streckte er die Hand aus, nahm von den Samenkörnern, legte sie aufs Feuer und röstete sie. Dann begann er zu essen. Als sie nach Ägypten kamen, waren sie zu Gast im Haus einer Witwe und sie blieben dort ein Jahr.

    Jesus wurde drei Jahre alt und spielte mit anderen Kindern. Er nahm einen getrockneten Fisch und legte ihn in eine Schale. Nun befahl er dem Fisch, mit dem Schwanz zu schlagen. Und der Fisch begann, mit dem Schwanz zu wackeln. Dann sagte er zu dem Fisch: „Wirf das Salz ab, das du an dir hast, und spring wieder ins Wasser.“ So geschah es. Die Nachbarn sahen, was Jesus getan hatte, und gingen zu der Witwe, in deren Haus Maria, die Mutter Jesu, wohnte, und erzählten es ihr. Die Witwe warf Maria aus dem Haus.

    Ein Lehrer wirft Jesus aus der Stadt 

    Als Jesus mit Maria mitten über den Marktplatz einer Stadt ging, sah er einen Lehrer, der seine Schüler unterrichtete. Auf einmal fielen zwölf Spatzen, die sich balgten, an der Wand entlang hinunter genau in den Schoß des Lehrers. Als Jesus das sah, blieb er belustigt stehen und lachte.

    Der Lehrer sah, dass Jesus lachte, wurde zornig und sagte seinen Schülern: „Geht, bringt mir ihn her.“Sie zerrten ihn herbei und der Lehrer zog Jesus an den Ohren. Er fragte ihn: „Worüber musstest du denn so lachen?“ Jesus antwortete: „Guter Lehrer, ich hatte einige Weizenkörner. Die habe ich den Spatzen gezeigt und sie ihnen hingeworfen. Immer wenn sie dachten, einer von den anderen wollte eins nehmen, pickten sie es sich heraus. Daraus hat sich der Streit entwickelt.“ Er blieb dann noch so lange stehen, bis das Spiel der Spatzen zu Ende war. Daraufhin sagte der Lehrer, Jesus und seine Mutter sollten die Stadt verlassen.

    Die Vertreibung Jesu aus Ägypten

    Der Engel kam wieder zu Maria und sagte zu ihr: „Nimm dein Kind und kehre in jüdische Land zurück, denn die ihm nach dem Leben trachteten sind tot.“ Maria nahm Jesus und ging in die Stadt Nazareth.

    Joseph verließ nach dem Tod des Herodes Ägypten und brachte Jesus in die Wüste, bis in Jerusalem Ruhe eingekehrt war und diejenigen, die den Knaben töten wollten, ihm nicht mehr schaden konnten. Joseph dankte Gott, dass er ihm Weisheit geschenkt und er Gnade vor ihm gefunden hatte.

    Anlage 2

    Jesus und der Färber

    Eines Tages spielte Jesus draußen mit anderen Kindern. Da kam er an den Betrieb eines Färbers vorbei, der Salem hieß. In der Werkstatt lagen viele Stoffe, die gefärbt werden sollten. Jesus trat dort ein, nahm alle Stoffe und warf sie in einen mit blauer Farbe gefüllten Kessel. Salem kam hinzu und stellte fest, dass alle Tücher unbrauchbar geworden waren. Er fing laut an zu jammern und beschimpfte den Jesus: „Was hast du mir angetan, Sohn Marias? Du hast mich bei allen Einwohnern der Stadt unmöglich gemacht. Jeder hatte eine bestimmte Färbung bestellt und nun hast du alles verdorben!“ Jesus erwiderte: „Wenn du die Stoffe umgefärbt haben willst, mach ich das gerne.“ Und er zog die Tücher aus dem Kessel in genau der Farbe, wie sie jeder einzelne Kunde gewünscht hatte. Als die Juden dieses wunderbare Zeichen sahen, lobten sie Gott.

    http://minerva79.de/para/b%C3%BCcher/kindheitsevangelium/kindheitsthomas.html#.

    loch in der stirn | S!NEDi-lyrik

    jimmy page zum 70.: stairway to heaven | led zeppelin | photo|music|collage by S!NEDi

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    zum 70. geburtstag von jimmy page

    Jimmy Page, der Mann mit den langen, wilden und mittlerweile schlohweißen Haaren, die er zum Pferdeschwanz zusammengebunden hat, gilt als einer der einflussreichsten Gitarristen und Songschreiber der Rockgeschichte.


    nach einem OriginalFoto von Dave J Hogan/Getty Images | rollingstone.com


    Trotz seines 70. Geburtstags an diesem Donnerstag bleibt der britische Musiker und Led Zeppelin-Gründer ein Gitarrengott, auch wenn er sich selber nicht so sieht. "Ich bin kein Gitarrenheld", sagte er einmal.

    Page wurde 1944 im englischen Heston geboren. Mit zwölf begann er - mehr aus Zufall - Gitarre zu spielen. "Wir sind umgezogen und die Gitarre stand einfach da", erzählte der Musiker im Dokumentarfilm "It Might Get Loud" (2008). "Es gab jemanden an meiner Schule, der mir ein paar Griffe beibrachte."

    Doch vor allem habe er Gitarrenspielen gelernt, indem er Platten hörte. Zu seinen musikalischen Einflüssen gehörten der King of Rock, Elvis Presley, aber auch Bluesgrößen wie B.B. King. Außerdem sei er mit Skiffle, einer Art Folkmusik, aufgewachsen. "Das war lokale Musik, sehr englisch und kam vor Rock'n'Roll."

    Als Teenager trat Page mit Bands auf. Wegen einer Drüsenfiebererkrankung konnte er aber bald nicht mehr live spielen. Für kurze Zeit wandte er sich deshalb seiner zweiten Liebe zu, der Kunst. "Genauso wie ich Gitarre spielen wollte, wollte ich Maler werden und ging an die Kunstschule", sagte Page.

    Doch die Liebe zur Gitarre war stärker. Parallel zu seinem Kunststudium begann Page als Studiomusiker zu arbeiten. In den 1960er Jahren war er auf vielen Aufnahmen zu hören, zum Beispiel von The Kinks, The Who oder The Rolling Stones. Trotzdem war er damals nur der Fachwelt bekannt.

    Das änderte sich, als Page 1968 Led Zeppelin gründete in der Besetzung mit Sänger Robert Plant, Bassist John Paul Jones und Schlagzeuger John Bonham. Als Gitarrist und Songschreiber der Band hatte Page seine erfolgreichste Zeit. Sein Solo in "Stairway to Heaven" gilt unter Experten als das Gitarrenstück überhaupt.

    Led Zeppelin feierte in den 1970er Jahren große Erfolge als Live-Band und hat bis heute mehr als 300 Millionen Platten verkauft. Das Ende der Hardrock-Pioniere kam 1980 mit dem Tod von Schlagzeuger Bonham. Danach wurde es ruhiger um Page. Er startete Soloprojekte und spielte mit Led Zeppelin-Sänger Plant ab und zu zusammen.

    2007 - 27 Jahre nach ihrer Auflösung - ging Page mit Led Zeppelin nochmals auf die Bühne. Millionen Menschen wollten dafür Karten haben. Doch dem Konzert in London, das als triumphale Rückkehr gefeiert wurde, folgten keine weiteren Rockshows. Für zweistündige Riesen-Auftritte hielt sich vor allem Plant zu alt.

    Page bleibt trotz seines 70. Geburtstags zumindest bei seinen Fans ein Gitarrengenie. So hat ihn das "Rolling Stone" Magazin einst als Nummer drei der 100 besten Gitarristen aller Zeiten geadelt. Der "Daily Telegraph" schrieb, für Musik-Liebhaber werde Page vielleicht nur von Jimi Hendrix als herausragendstem Gitarristen übertrumpft.

    Der britische Musiker selber besteht darauf, dass er die Gitarre nie wirklich gemeistert hat: "Entweder übte ich oder sie spielte mich. Es kommt darauf an, wie man es betrachtet." Heute spielt Page noch ab und zu. Um neue Akkorde, neue Riffs auszuprobieren. "Ich suche immer nach dem kreativen Funken. Immer."

    n24



    stairway to heaven - led zeppelin

    Deutsche Übersetzung

    Da gibt es eine Dame, die glaubt, dass alles Gold ist, was glänzt. 
    Die will sich tatsächlich eine Treppe zum Himmel kaufen! 
    Und wenn die Läden auch schon zu sind – egal. 
    Sie hat gelernt, dass ein Wort genügt, und sie bekommt, was sie will: 
    Einmal Himmelstreppe, bitte!

    Da hängt zwar ein Hinweisschild, aber sie will sichergehen: 
    Bekanntlich haben manche Wörter ja zwei verschiedene Bedeutungen. 
    Auf einem Baum am Bach sitzt ein Vogel und singt. 
    Manchmal werden alle unsere Gedanken von düsteren Vorahnungen überschattet, 
    und man kommt aus dem Grübeln nicht mehr heraus...

    Dieses Gefühl, das mich immer überkommt, wenn ich nach Westen schaue – 
    wenn meine Seele förmlich danach schreit, endlich fortzugehen. 
    In Gedanken habe ich Rauchschwaden zwischen den Bäumen gesehen und die Stimmen derer gehört, die dabeistanden und zuschauten. 
    Da kommt man schon ins Grübeln...

    Und man flüstert sich zu: Wenn wir uns alle gemeinsam dasselbe Lied wünschen, damit er es für uns spielt, wird uns der Große Spielmann schon zur Vernunft bringen. 
    Dann bricht für diejenigen, die geblieben sind, ein neuer Tag an, 
    und die Wälder hallen wider vom fröhlichen Gelächter.

    Falls da im Busch etwas raschelt: keine Panik, die machen nur Frühjahrsputz für die Maikönigin. 
    Du hast zwei Wege zur Auswahl, aber schließlich ist immer noch Zeit, die Straße zu wechseln. 
    Das bringt mich wieder ins Grübeln...

    Dir schwirrt der Kopf, und nichts klappt, solange du nicht kapierst, dass der Große Spielmann dich zu sich ruft. 
    Hören Sie, wie der Wind bläst, verehrte Dame? 
    Wussten Sie übrigens, dass Ihre Himmelstreppe auf das Säuseln des Windes gebaut ist?

    Und wie wir uns so die Straße entlang schlängeln, und unsere Schatten mittlerweile größer sind als unsere Seelen – da vorne läuft doch eine Dame, die wir alle kennen! 
    Sie glänzt wie frisch lackiert und will uns immer noch vormachen, dass sich alles in Gold verwandelt. 
    Und wenn du ganz genau hinhorchst, hörst du endlich auch die Melodie – 
    wenn alles und alle miteinander eins werden, 

    zu einem Berg, der sich nicht mehr wegbewegt.





    Traumpredigt - ungehalten: ... wenn etwas aus dem Ruder läuft ... - impulse für die woche -122

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    Ich hatte heute Nacht einen eigenartigen Traum ...: 

    Also - da war eine kleine Kirche - innen mit viel Holz beschlagen - eine abgebeizte Kanzel - eine neue hölzerne und handgeschnitzte Klappaltartafel - alles in hellen gebeizten Tönen - ungestrichen - unlackiert ...

    Und ich hatte den Auftrag an einem ganz bestimmten Termin eine Predigt dort zu halten - hatte aber diesen Termin - warum auch immer - total verpennt:

    Ich besuchte diese dortige Gemeinde - mehr zufällig als gezielt - und traf da auf einen ehemaligen Chef aus meinem "früheren Leben" (vor meinem jetzigen Ruhestandsdasein) - ein ganz frommer und pietistisch angehauchter Zeitgenosse ...

    Und dort fiel es mir im Traum "wie Schuppen von den Augen": Just im Augenblick war der Termin nun, um meine Predigt dort zu halten ... Ich sagte dem früheren Chef - wir wollen ihn hier "Bruder Bergmann" nennen -: "Ich habe den Predigttermin total vergessen - verdrängt - oder wie man da sagt ... - Aber ich will trotzdem predigen - ich will auf die Kanzel - und predigen ... - ich kann das - der Geist wird mir zu rechten Zeit die rechten Worte in den Mund legen - das ist uns zugesagt ... - auch ohne große Vorbereitungen ...".

    Bruder Bergmann schüttelte nur missbilligend mit dem Kopf: "Das wird hier nicht passieren ... - Ich habe bereits einen alten mir bekannten Glaubensbruder gebeten - hier und heute auf Ihr Versäumnis hin einzuspringen - und er hat zugesagt - ein bibelfester Mann - einer, der tatsächlich aus dem Stegreif eine Predigt halten kann ... - und der seine Zuhörer fesseln kann ... - dem wird nichts hinzuzufügen sein ... - punktum - dieser besagte Mitbruder wird heute predigen - wir werden uns doch nicht blamieren wollen ... - und uns hier Ihr Herumgestottere anhören müssen - also - es ist gut jetzt - ...".

    Ich war - auch im Traum - irgendwie gekränkt - hieß es doch in Matthäus 10, Markus 13 und Lukas 12 jeweils sinngemäß:  "Ihr sollt euch nicht darum sorgen, was ihr zu sagen habt! Denn zur rechten Zeit wird Gott euch das rechte Wort geben. Nicht ihr werdet es sein, die Rede und Antwort stehen, sondern der Geist eures Vaters im Himmel wird durch euch sprechen."

    Ich hatte dieses Vertrauen - auch im Traum ... Ich wusste irgendwoher, im rechten Augenblick werden mir die rechten Worte "zufallen" ... - ich hatte da eine riesengroße Zuversicht und sagte das so dem Bruder Bergmann: "Ach nee - wissen Sie - man soll solche Sätze im Neuen Testament aber auch nicht überstrapazieren ... Wenn Sie nicht vorbereitet sind auf den Predigttext von heute - dann hat es keinen Zweck hier - mein alter Glaubensbruder steht so "im Saft" - wenn ich das mal so sagen darf - dass er ohne zu zögern eine erbauliche Predigt zu dem Text halten kann - ähhh - wissen Sie überhaupt den Predigttext von heute ... ???", fragte listig Bruder Bergmann ...: "....Wissen Sie überhaupt, um was es heute gehen soll ... ???" - 

    Ich musste dazu tatsächlich passen - und hatte zum für heute festgelegten Text keine Ahnung ...

    "Ach - das hab ich mir doch gedacht ..." - Bruder Bergmann triumphierte: " ... keine Ahnung - aber mal gerade in die Bütt steigen wollen ... - nee-nee - das kann doch nicht Ihr wirklicher Ernst sein: Heute ist nämlich der durchaus schwierige Predigttext dran aus Markus 6:45-52:



    Gleich darauf forderte er seine Jünger auf, ins Boot zu steigen und ans andere Ufer nach Betsaida vorauszufahren. Er selbst wollte inzwischen die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sich von ihnen verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu beten. Spät am Abend war das Boot mitten auf dem See, er aber war allein an Land. Und er sah, wie sie sich beim Rudern abmühten, denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache ging er auf dem See zu ihnen hin, wollte aber an ihnen vorübergehen. Als sie ihn über den See gehen sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien auf. Alle sahen ihn und erschraken. Doch er begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Dann stieg er zu ihnen ins Boot und der Wind legte sich. Sie aber waren bestürzt und außer sich. Denn sie waren nicht zur Einsicht gekommen, als das mit den Broten geschah; ihr Herz war verstockt...

    Und ehe ich noch weiter zaghaft protestieren konnte - etwa mit der "Pristerschaft aller Gläubigen"...  - da wurde ich - mitten in dieser spannendsten Stelle meines Traumes wach - vielleicht im Schock über diese Textstelle - vielleicht voller Minderwertigkeitskomplex gegenüber den studierten Theologen, die in Null-Komma-Nix einen solchen Predigttext "auseinandernehmen" - und präsentieren können ... - keine Ahnung - ich weiß nicht, was mich aus dem Traum riss ...

    Aber im Rekapitulieren dieser inneren Bilderschau überkam mich der drängende Wunsch: Ich werde - im Laufe des Tages - im wachen Zustand - ohne ein "besonderes Studium" - mit Hilfe des "Geistes" und der Intuition aus Matthäus 10, Markus 13 und Lukas 12 eine "Predigt" zu Markus 6:45-52 aufschreiben - so wie sie mir "einfach" in den Sinn kommt - so wie mir "der Schnabel gewachsen" ist:


    Und hier ist sie:
    Ja - auch wenn wir nicht real in einem Boot auf dem Wasser fahren: Das kennen wir ja trotzdem alle - auch die Landratten - wenn etwas plötzlich "aus dem Ruder läuft" - wenn wir plötzlich "ins Rudern kommen" ...: Dann läuft es nicht mehr rund - dann läuft irgend etwas nicht mehr rund ... - dann werden wir ungehalten - voller hektischem Aktionalismus: ... Moment mal - also das glaub ich jetzt nicht ... - das muss ich mal nachgoogeln - und da ist doch bestimmt was dran zu machen: Und immer dann wird aus dem vorher runden Zahnrad ein Exzenter - dann kommt in ein abgerundetes "Fahrwasser" plötzlich der Drall - eine Krümmung - ein unbotmäßiger Wellenschlag ... 
    Preise können "aus dem Ruder laufen" - wie beispielsweise in Hamburg beim Bau der Philharmonie ... - Oder auch in Limburg beim Sitz des Bischofs Terbartz van Elst - unkalkulierbare Verteuerungen - im Zusammenspiel der zu weckenden individuellen Wünsche Einzelner mit den listigen Verkaufsstrategien der immerhungrigen und gierigen Angebots-Branchen: Monsignore - alles ist selbstverständlich heutzutage machbar ... - 
    Und auch Menschen können "aus dem Ruder laufen" - Kinder beispielsweise, die nach einem traumatischen Ereignis "aus der Bahn geworfen" werden ... - Menschen mit psychischen oder psychiatrischen Auffälligkeiten: Burn out, Depression, Sucht, Zwänge - oder der plötzliche Verlust eines lieben Menschen im unmittelbaren Umfeld, aber auch Liebeskummer und unüberwindbare Trauer ...
    Und bei Stress und Hektik geraten wir "ins Rudern" ...: Nichts mehr wird vollständig nacheinander und gezielt erledigt - sondern nur noch stückweise alles auf einmal und hier ein Bröckchen und da ein Krümel ... Wir fangen alles an - bis es uns über den Kopf wächst - und bringen nichts zu Ende .... Und irgendwann dann die Resignation: "Ich schaff es nicht ...". 
    Ja dann strampeln wir herum - kommen "ins Rudern" - ins "Trudeln" - und der immer rascher drehende wortverwandte "Strudel" zieht uns immer tiefer nach unten - ins Bodenlose ... 
    So ähnlich erging es den Jüngern dort morgens gegen 03.00 Uhr - "in der vierten Nachtwache" - als sie ohne ihren Käpt'n - ihrem Steuermann und Herrn - gegen den Wind anzurudern hatten ... Stundenlang schon - und sie kamen und kamen nicht vorwärts ...: Sie paddelten auf der Stelle: Auf und nieder - immer immer wieder ...Das war zum Verrücktwerden - die Nerven spannten sich allmählich zu Stahlseilen ... Immer verbissener und verkrampfter zog man die Riemen durch - aber das brachte nichts - nicht "die Bohne" ... 
    Ach - und der Wunsch war wie ein Stoßgebet: Ach - wäre doch jetzt unser Chef hier mit uns - der Käpt'n und Steuermann - der Schlagmann - der uns aus der Bredouille helfen könnte: Nur er wüsste - wo es jetzt noch "lang ging" - wie man dem gegenüberliegenden Ufer näher kommen könnte ...: Da gab es bestimmt ein paar Steuerungsfinten - die Abhilfe vom Stillstand bringen könnten - die die ganze Sache wieder in Schwung und "in Ordnung" bringen könnten: Wieder rein ins ruhige Fahrwasser ... wieder nach Luft schnappen - wieder geradeaus ...
    Aber - ruhig mal - mir ist - ja mir ist es so - als käme da jemand oder etwas... - wie über den Wassern - ein plötzlicher Einfall mir in den Sinn - eine befreiende Idee - direkt über den Wassern zu uns - bis in die Steuerkajüte - eben genau eine solche Befreiungsfinte - ein Ausweg - der das Boot wieder auf Kurs bringen kann - kommt wie über den Wassern herangeeilt - in uns hinein mit einem wohligen Schauer - fast an uns vorbeigehastet - aber im letzten Augenblick anhaltend - kehrtwendend - uns durch den tobenden Wind hindurch laut anschreiend: Diese eine Gewissheit: Hier bin ich - ja auch hier in den schäumenden bleckenden Wassern - als Idee und als ein Stück für das Wiederaufkeimen einer Geborgenheit: "Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!" Und dann steigt diese Sicherheitsausstrahlung auch zurück zu ihnen ins Boot - sie "überkommt ihnen": alles wird (wieder) gut ... - und der Wind legt sich fast gleichzeitig - im gleichen Moment: Sie blicken wieder durch - all das undurchdringliche "Irrnis und Wirrnis" - all das "Tohuwabohu" - kommt mit einem Male zum Ende - der Ausschlag des Extender-Rades nimmt allmählich immer weiter ab und läuft wieder zurück ins "Kreisrunde" - wie vordem - ins Gleichmäßige ...: Da ist eine Kraft angekommen - die unsere Angst besiegen kann ...: einfach aus dem "Nichts" - einfach über den Wassern - in uns - zu uns ... 
    Die "Sache" - oder auch das Leben - hat auf einmal wieder Hand und Fuß ... In all dem, was man tut, ist wieder neu "Verstand bei" ... Alle Strudel vergehen - und die Umherwirbelnden spüren plötzlich wieder festen und stabilen Boden und Halt unter den Füßen ... 
    So ganz trauen sie noch nicht diesem Geschehen ...: Was ist das: Diese intuitive Hilfe, diese Erweckung des Urvertrauens zur eigenen Stärke ... - die gegründet ist auf Gott, auf den Sohn, auf den Geist: Hier geht es lang ...: Ich bin Euer Navi - Euer Kompass - Euer Fahrwasser - Euer Gewissen ...  
    Und lasst Euch nicht aus der Ruhe bringen: Denn ich bin der Weg/der Kurs - die Wahrheit - und das Leben ...  
    Amen ...


    Ja - so ähnlich  - vielleicht etwas detaillierter noch - wäre meine Spontanpredigt zu diesem Text ausgefallen: Wes(s) das Herz voll ist - des(s) geht der Mund über ... - da benötigt man keine besondere "Frömmigkeit" - Brüderlichkeit - kein Theologiestudium - kein ausgeklügeltes Predigtmanuskript - da braucht es nur: Vertrauen - Ur-Vertrauen ...   






    Beutekunst - husch husch - zurück ins Körbchen ...: Der Renoir ist wieder daheim ...

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    Das Bild von Auguste Renoir kommt nach 6 Jahrzehnten zurück "nach Hause" ...

    WUNDER GIBT ES IMMER WIEDER:
    Mehr als 60 Jahre nach einem Diebstahl bekommt ein Museum in Baltimore sein Gemälde zurück: Der Renoir müsse der Kunsthalle übergeben werden, entschied ein Gericht im US-Bundesstaat Virginia. Es schmetterte die Ansprüche einer Frau ab, die das Bild angeblich auf dem Flohmarkt gekauft hatte.

    August Renoir | Selbstporträt 1910
    Alexandria - Ein Gemälde des französischen Künstlers Pierre-Auguste Renoir, das eine Frau nach eigenen Angaben für sieben Dollar auf dem Flohmarkt gekauft hatte, muss einem Museum in Baltimore zurückgegeben werden. Das hat ein Gericht im US-Bundesstaat Virginia entschieden.

    Richterin Leoni Brinkema sah es als erwiesen an, dass der Renoir 1951 in dem Museum gestohlen worden war. Die Frau, die das Bild 2009 angeblich auf einem Flohmarkt in Virginia gekauft hatte, sei nicht die rechtmäßige Eigentümerin.

    Die Frau blieb der Verhandlung fern. Sie wollte das Gemälde 2012 versteigern lassen. Als das Museum auf die Geschichte des Bildes aufmerksam machte, wurde der Renoir vom FBI sichergestellt.

    "Ich bin keine Historikerin, keine Sammlerin, keine Sachverständige oder Händlerin", hatte die Käuferin in einer Stellungnahme mitgeteilt. Sie habe von dem Diebstahl nichts gewusst, das Bild gehöre ihr. "Ich hatte nicht die Expertise, um den Renoir als solchen zu identifizieren oder seine Herkunft und Eigentümergeschichte zu kennen."

    hut/AP/Reuters | SPIEGEL-ONLINE

    ... siehe dazu unbedingt auch den folgenden Link


    Hübsch - Hadayatullah Hübsch: ...weil vor ein paar Tagen der 04. und dann auch der 08. Januar war ... - und weil die alten 68er so schrecklich alt werden - in dieser Zeit ...

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    ...weil vor ein paar Tagen der 04. und dann auch der 08. Januar war ... - und weil die alten 68-er so schrecklich alt werden - in dieser Zeit ...




    Schwer ist der Weg 
    (vermutlich letztes Gedicht von Hadaytullah Hübsch)

    Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. 

    Und wenn das Leben nun weitergeht, 
    Wenn unsere Asche vom Winde verweht, 
    Wenn die Seele neue Welten sieht 
    Und vor dem Dunkel zu ihrem Herrn flieht, 

    Und fragt, was hab ich für Dich getan, 
    Dich, Der Du mich brachtest auf rechte Bahn, 
    Mich schützte vor Feuer und Untergang, 
    Wie groß Dein Segen, wie karg mein Dank, 

    Wenn dann sie um Verzeihung fleht, 
    Ist´s an der Zeit, oder zu spät? 
    Und des Gartens Duft sie schon verzückt, 
    Und bang sie, ob ihr Leben geglückt, 

    Nicht dann erst sollte Reue sein, 
    Nein, Hoffnungs Blitz löscht jetzt die Pein, 
    Die Sicherheit, die Glauben gibt, 
    Wird dem zuteil, der Allah liebt, 

    Dessen Gedanken klar und rein 
    Dem Demütigen leuchten ein, 
    So dass er neigt sich zum Propheten, 
    Um herzenstief um Licht zu beten, 

    Dass Groll erlischt und all der Hader, 
    Bis kühl und frisch die heiße Ader, 
    Und vogelgleich wir aufwärts streben, 
    Folgend der Spur vom wahren Leben, 

    Manch einer, der gesunken war, 
    Erfährt dann Frieden neu und klar, 
    Schwer ist der Weg zum Paradies, 
    Gesegnet Ahmad, der ihn wies. 


    OriginalFoto: khola.de



    Hadayatullah Hübsch 
    (* 8. Januar 1946 in Chemnitz als Paul-Gerhard Hübsch; † 4. Januar 2011 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Schriftsteller, Publizist, Aktivist der 68er-Bewegung und langjähriger Pressesprecher der Ahmadiyya Muslim Jamaat in der Bundesrepublik Deutschland e. V. Er war in der Nuur-Moschee in Frankfurt Imam Dschuma (Leiter der Freitagspredigt).

    Leben und Arbeit

    Paul-Gerhard Hübsch besuchte in Laubach (Oberhessen) die Paul Gerhardt-Schule, aus der später das Laubach-Kolleg hervorging. Er war zwischen 1965 und 1967 politisch aktiv als Mitglied im Hessischen Ausschuss des Ostermarschs und leitete Ostermarsch-Gruppen sowie Anti-Vietnam-Demonstrationen. Hübsch verweigerte den Kriegsdienst und war während der Studentenunruhen der APO in der linken Szene aktiv, unter anderem in der Kommune 1 und machte in dieser Zeit zahlreiche Drogenerfahrungen, vor allem mit LSD. 1969 trat der Schriftsteller Hübsch nach einer spirituellen Erfahrung während einer Reise nach Marokko in die islamische Glaubensgemeinschaft der Ahmadiyya Muslim Jamaat ein und hieß fortan Hadayatullah (‏ھدایۃ ﷲ‎ ‚der von Allah geleitete‘). Er war Imam Dschuma in der Nuur-Moschee in Frankfurt-Sachsenhausen, wo er die Freitagspredigt auf Deutsch hielt und galt als einer der bekanntesten deutschen Konvertiten.

    Acht Jahre war Hübsch für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeine Zeitung tätig, die auch seine Gedichte veröffentlichte, bis er 1979 nach seiner Konversion zum Islam eine bekannt gewordene Kündigung bekam, in der es zur Begründung heißt, Hübsch sei „eine außergewöhnliche, jeglichen bürgerlichen Rahmen des Abendlands sprengende Erscheinung“.
    Von 1991 bis 1998 war Hübsch Vorsitzender des „Verbandes deutscher Schriftsteller“ in Hessen und arbeitete für den Ethikrat des Landes.

    Hübsch veröffentlichte in diversen überregionalen Tageszeitungen wie Die Welt, taz und Süddeutsche Zeitung sowie diversen alternativen Literaturzeitschrift wie Ulcus Molle Info, Der Metzger und Die Brücke – Forum für antirassistische Politik und Kultur.

    Hübsch schrieb neben Lyrik auch Prosa, Essays, Romane und Satiren sowie Sachbücher zum Islam, zu Pop- und Rockmusik und widmete sich der Collage-Kunst, die er ausstellte. Als Journalist verfasste er Rezensionen, Rundfunkbeiträge, Features und Magazinbeiträge. Er war Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre als Reporter und Feature-Autor für den Jugendfunk des hr tätig. Von ihm erschienen noch unter dem Namen Paul Gerhard Hübsch um 1970 mehrere Gedichtbände bei Luchterhand, im Maro Verlag und in der Verlagsedition Dittmer. Hübsch gab die Literaturzeitschriften „törn“ und „Holunderground“ heraus.

    Er schrieb mehrere Hörspiele und veröffentlichte über 100 Bücher (2002 erschien eine Übersicht seiner bisherigen Bücher: „Die ersten Hundert“), darunter vor allem Gedichtbände sowie Sachbücher, davon zahlreiche über den Islam: Der Weg Mohammeds, Prophezeiungen des Islam, Fanatische Krieger im Namen Allahs. Er übersetzte zahlreiche Bücher aus dem Englischen ins Deutsche, darunter Jesus in Indien oder das islamische Standardwerk Muslimische Heilige und Mystiker (Tadhkirat al-Auliya) von Fariduddin Attar. Seit 1990 leitete er den Verlag Der Islam. Seine Bücher über den Islam sind von einer islamischen Haltung geprägt, die auf den Lehren der islamischen Reformbewegung Ahmadiyya Muslim Jamaat basiert. Der Hessischer Minister für Justiz, für Integration und Europa Jörg-Uwe Hahn sagte, Hübsch stelle „wie kaum ein anderer eine Brücke zwischen den Welten dar“ und stehe als „einer der prominentesten deutschen Konvertiten“ für einen „liberalen Islam“. Als langjähriger Pressesprecher der islamischen Reformgemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat setzte Hübsch sich für den interreligiösen Dialog ein und hielt deutschlandweite Vorträge über den Islam.

    In Frankfurt war Hübsch Mitbegründer des linksalternativen Club Voltaire und eröffnete den ersten alternativen Buchladen in Deutschland, den »Heidi Loves You«-Shop in Frankfurt-Bockenheim.
    Hübsch war auch Gastautor und Interviewpartner der linken Jungen Welt und der rechten Jungen Freiheit, jeweils mit Beiträgen über Islam und über Integration. Sein Versuch, in neurechten Organen für ein Verständnis gegenüber Migranten und dem Islam zu werben, wurde teilweise heftig kritisiert. Hübsch nahm Stellung zu den Vorwürfen in seinem Text „Von der Liebe zur Wahrheit“, in dem er auf sein jahrzehntelanges politisches und literarisches Engagement gegen Rassismus verwies und erklärte, jede Gelegenheit nutzen zu wollen, um aufzuklären - deswegen gebe er auch der BILD-Zeitung Interviews. Gegenüber der taz erklärte Hübsch in einem Interview, „er sei vor einigen Jahren blauäugig in die Geschichte mit der Jungen Freiheit gegangen.“ Als Islamexperte trat er unter anderem bei Maybrit Illner (ZDF) und Friedman (N24) sowie bei diversen Diskussionsrunden in Bürgerkanälen auf.
    Seine Lebenserinnerungen erschienen 1991 unter dem Titel Keine Zeit für Trips. 1998 veröffentlichte er eine Zusammenfassung seines Lebens unter dem Titel Alles war Geheimnis in der Anthologie Bye-bye ’68 von Claus Wolfschlag. Er arbeitete zuletzt an seinem Buch Der muslimische Witz. Hübsch war zweimal verheiratet und war Vater von acht Kindern. Die Journalistin Khola Maryam Hübsch ist seine Tochter. Hübsch starb am Morgen des 4. Januar 2011. Am ersten Jahrestag seines Todes fand das 1. Poetry Memorial für Hadayatullah Hübsch statt, das vom Verband Deutscher Schriftsteller Hessen organisiert wurde.

    Lyrik

    Hübschs literarische Laufbahn begann mit einer Veröffentlichung in der von Peter Rühmkorf herausgegebenen, viel beachteten Sammlung Primanerlyrik – Primanerprosa. 1969 veröffentlichte Hübsch seinen ersten Gedichtband Mach was du willst bei Luchterhand. Der ebenfalls bei Luchterhand veröffentlichende spätere Literaturnobelpreisträger Günter Grass prophezeite Hübsch daraufhin eine große Karriere als Lyriker; Hübsch bevorzugte es jedoch, Undergroundpoet jenseits des Mainstreams zu bleiben.

    Hübschs Lyrik war inspiriert von experimenteller Literatur, dem Dadaismus und expressionistischer Lyrik. Später haben ihn die Beatliteraten geprägt, vor allem Allen Ginsberg, William S. Burroughs und Jack Kerouac. Nach seiner Konversion zum Islam war seine Lyrik zusätzlich von der mystischen Poesie Persiens, von Hafis, Rumi und Sadi beeinflusst.

    Hübsch war ein „Spoken-Word-Dichter“, der die literarische Strömung des deutschen Poetry Slam mitbegründete und Namensvater des ersten Social-Beat Festivals in Berlin war. Er gilt als „Urgestein“ und „Legende“ der Social-Beat-Szene und der „Lyrik Performance“. Er war deutschlandweit unterwegs auf Lesetouren und förderte junge Nachwuchsliteraten. 1996 wurde er zum „Deutschen Literatur-Meister“ beim internationalen Poetry Slam gewählt. Er wurde mit Literaturpreisen ausgezeichnet, zuletzt dem 12. Nahbellpreis.


    Unter dem englischen Kürzel „P. G.“, einer Abkürzung seines christlichen Namens, den er in Anlehnung an den bedeutendsten deutschsprachigen Kirchenlieddichter Paul Gerhard erhalten hatte, war er in den 1960er und 70er Jahren in der Beat-Poet- und der Hippie-Szene bekannt. Später verfasste Hübsch unzählige muslimische Lieder und Gedichte, die bisher in drei Sammelbänden erschienen sind. Er gilt als einer der bekanntesten deutschsprachiger Dichter für muslimisch-religiöse Lyrik in Deutschland.

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    AUSGEZOGEN

    Wir waren ausgezogen, den Himmel auf
    Die Erde zu holen und hatten gestohlen,
    Was die Welt uns nicht freiwillig gab,
    Die Welt, das Grab,
    In das sie uns hineingelegt hatten in
    Arger Selbsttäuschung, wie sie
    Sollten wir werden, verkrüppelt von
    Tausend Jahren Kadavergehorsam,
    Das Raunen im Ohr, wir folgen dir,
    Zum Zeugen nehmend, den skrupellosen Arm,
    Den kurzes Denken gelähmt,
    Emporgehoben zu den dichten Wolken,
    So lugten sie in den Nebel,
    Und riefen, die anderen sind Schuld,
    Machts uns nach, wir süffeln und rauchen
    Und schreien das Land zum 3 zu 2 Sieg,
    Dreist und feist wieder geworden,
    So wollten sie uns zum Lernen zwingen,
    Zum Einstudieren der Rituale, der
    Qualen, welch Hochgenuss und was für ein
    Bitterer Nachgeschmack, o reiß den
    Horizont auf, sangen wir im One, two,
    Three o'clock four o'clock Rock-Rhythmus,
    Und warfen die Kuckucksuhren an die
    Tafel, beschmierten uns mit dem Rouge der
    Verbotenen Tempel, angespitzt und vernagelt,
    Bis uns etwas Besseres einfiel,
    Der Fall der Alten, der Zufall der Bewegungen,
    Wenn wir uns heiß tanzten und den
    Gestanzten Bücherweisheiten den Rücken kehrten,
    Als ob die Straße das Heil brächte,
    Als ob wir uns verkaufen könnten
    An das Gekotze, wisch das weg,
    Als ob wir etwas zu verraten hätten
    Beim Schlag der Glocke,
    Beim Schlagerduell,
    Beim Befühlen unserer Wühlmaushaut,
    Beim Wühlen in den Plattenstapeln mit ihrem
    I'm just a lonely boy, lonely and blue,
    Während unsere Augen ertranken im Watt
    Vor den Klippen, während das Meer rauschte,
    Got myself a crying, talking, sleeping,
    Walking Living Doll,
    Ach nein, Marionetten wollten wir nicht sein,
    Lieber verwildern auf Trampfahrten
    Als versauern im Lateinunterricht, in dem
    Uns eingebläut wurde: die dem Tode
    Geweihten grüßen dich,
    Bis uns der Beat an neue Gestade warf,
    Der Hoffnungsträger, der sich nicht pervertieren
    Lassen durfte, denn der Beat, denn der Beat
    Bleibt links, skandierten wir in den
    Dumpfen Hörsälen vor magerem Publikum,
    Durch den Ruhrpott rasend,
    Mit Pot-Zigaretten im staunenden Mund,
    Ohne um Erlaubnis zu fragen
    Die Polizei und die Bürger,
    Ohne uns zu scheren,
    Mit wallendem Haar,
    Aber verwundert, welch Wunder das Leben bereit
    Hielt, wenn du nicht anhältst an der
    Ampel, egal wie das Farbenspiel,
    Wenn dir der Blitz der hellen Freude
    Durch den Kopf zischt und du in den süchtigen
    Augen die Losung trägst:
    We want the world and we want it
    Now, bis wir merkten, dass es keine Gewinner
    Gibt, sondern nur schöne Verlierer,
    Bis aaaargh I feel good
    Aus dem Verstärker krachend fuhr und uns ins
    Mark traf, wie kann es weitergehen,
    Wenn du stehen bleibst?
    Also wurden wir Provokateure,
    Teure Vagabunden, Heimatlose, Wanderer,
    Also zischelten wir: Ach, diese Minderjährigen,
    Oder zerrissen die Pop-Plop-Gedichte
    Und warfen die Schnitzel ins Publikum, die
    Jagd ist eröffnet,
    Also summten wir: Mutter Erde, auf der wir
    Alle zusammen sind, mit großen Kinderaugen
    Und glänzenden LSD-Pupillen,
    Also verschenkten wir unsere Herzen wie Dutzendware,
    knipsten mit unseren Lidern
    Als steckte dahinter die Kamera des
    Inneren Weltalls,
    Also waren wir in Tages- und Nachtreisen
    Verwegen und unnahbar schön,
    Denn der Beat bleibt links,
    Denn wir wollten verstehn,
    Denn der grenzenlose Raum lockt,
    Denn Zeit war auf unserer Seite,
    Und so verrammelten wir tollkühn die Rat-
    Häuser, suhlten uns tabulos in den
    Brackwassern der Flüsse,
    Gammelten wir durch die Einkaufsparadiese
    Mit dem Motto: Geld spielt keine Rolle,
    Also waren wir Zukunft,
    Und Zuckung,
    Und Verlockung,
    Und Verruf,
    Und heiter und bunt wie Schmetterlinge,
    Und versessen darauf, allen zu zeigen,
    Wie hübsch wir waren, wie unwiderstehlich, Draufgänger, Saufbrüder,
    Höhlenbewohner des Kiffs,
    Mit dem Yellow Submarine jedes Riff umfahrend,
    Fahrig und verwahrlost,
    Eben die, vor denen uns unsere Eltern
    Gewarnt hatten,
    Bis alles zu viel wurde,
    Bis wir stolperten und fielen,
    Weil wir nicht mehr gefallen wollten,
    Bis wir alle wurden,
    Weil wir nur noch lallen konnten,
    Bis das magere Licht jenseits des Liebestales,
    Das uns magisch angezogen hatte,
    Erlosch, bis wir lasch in den Seilen hingen,
    Jeder eine Legende,
    Ein Überraschungsei,
    Ein Segler durch die Mauern in und außer uns,
    Aber verraten von unserer Unfähigkeit,
    Mehr zu sein als Schein,
    Mehr zu werden als Erden,
    Mehr zu geben als Piranja-Leben,
    Mehr zu erfahren als wir in 100 Jahren
    Lernen könnten, entkernen könnten,
    Erwärmen könnten, umschwärmen könnten,
    Ach, das Bild, das wir von uns machten,
    Zerfloss in bleierner Stille,
    Unser Wille Ohnmacht,
    Ausgelacht wurden wir von den Größen,
    Verachtet, weil wir uns entblößten,
    Selten auch beweint,
    Eingedenk der Lieder: wo meine Sonne scheint,
    Und wo meine Sterne stehn,
    Da kann man der Hoffnung Land und der
    Freiheit Licht in der Ferne sehn,
    Aber zu viele kamen nicht an,
    Zu viele verrottet, verstorben, verlassen,
    Zu viele verwirrt, verirrt, verwest,
    Aber einige haben die Suche nach der blauen
    Blume nicht aufgegeben,
    Einige, die schweben, die heben immer wieder
    Die Steine auf, die auf ihren Weg gerollt
    Werden wir Groll und Laster, Hohn und Zaster,
    Wanderer, kommst du an da,
    Dann höre auf den, der sah,
    Der nicht abgespritzt wurde,
    Von fremder oder eigener Hand,
    Der den Verstand schärfte,
    Der sich impfen ließ gegen den Ausverkauf,
    Der nicht aufhört zu fragen,
    Was die Sagen zu verkünden haben,
    Was die heiligen Schriften offenbaren,
    Von Eingebungen heimgesucht und nicht verflucht,
    Immer auf der Suche, immer in Bewegung,
    In Erregung nicht verharrend,
    Auf Schlangen nicht starrend,
    Von Erinnerung zehrend,
    Sich über's Gestern nicht beschwerend,
    Lernend und lehrend,
    Die Habgier verzehrend,
    Die Eifersucht verzehrend,
    Den Neid verzehrend,
    Den Hass verzehrend,
    Die Feindschaft verzehrend,
    Das Dunkle verzehrend,
    Wie Feuer auf dem Berg der großartigen Toten,
    Wie Schneeflocken auf den Wiesen der schönen Tage,
    Wie ein Laserstrahl, der auf die Stirnbänder
    Graviert: Come on baby light my heartbeat,
    Heart Beat Art Beat Hard Beat Start Beat
    Start Beat Bbbbbbbbbbeat
    It.

    ..........................


    It.

    Hübsch - nochmal: Hadayatullah Hübsch - weil neulich erst - vor 3 Jahren - der 08.01.2011 war ...

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    OriginalBild: Berd Bodtländer | taz.de

    Fortsetzung von:  Link clicken ...

    Hadayatullah Hübsch – ein Nachruf vom 08.01.2011
    Kommentar von Florian Vetsch am 08.01.2011 um 12:31

    Florian Vetsch im Hotel Rembrandt in Tanger by Amsel | amselschau.ch
    Heute, Samstag, den 8. Januar 2011, wäre Hadayatullah Hübsch 65 Jahre alt geworden. Anstelle der Geburtstagsfeier findet heute seine Grabbeisetzung um 10:00 Uhr auf dem Südfriedhof in Frankfurt am Main statt; Hübsch habe sich am Morgen des 4. Januar nach der Verrichtung des Morgengebets in seiner Wohnung hingelegt und sei friedlich entschlafen, teilt die Familie des gläubigen Muslims mit.
    Am Tag vor seinem Tod schickte ich ihm, mit dem ich seit Jahren eine rege, fruchtbare Korrespondenz führte, ein Couvert mit dem Anfang für einen zweiten Band unseres lyrischen Schlagabtauschs; der abgeschlossene erste Band soll unter dem Titel „Round & Round & Round“ 2011 bei Songdog erscheinen. Im Couvert befand sich auch ein Gedicht, das Hadayatullah im März 2010 geschrieben hatte und das den Schluss zulässt, dass er in einem Ausmass krank war, welches er Aussenstehenden nicht mitteilte. Denn sein Tod kam nicht nur für mich, sondern für alle überraschend, riss ihn mitten aus seiner vielfältigen literarischen Tätigkeit und seinem religiösen Amt als Imam der Ahmadiyya-Bewegung.


    Wetterbericht

    Die Sprache im Eimer,
    Das System durcheinander,
    Der Kopf spielt verrückt,
    Ich bin krank,
    In Innereien,
    Und Aussenreihen,
    Bis auf Blut&Niere,
    Die Augen trocken,
    Die Synapsen flirren,
    Viren im Computerhirn,
    Die Stirn in Falten
    Wie eine vom Sturm ver-
    Wirbelte Eisenbahn-
    Kreuzung, ein Mischding
    Aus Hulk&Walk the Line,
    Ich bin krank,
    Im Arm Ziepen&Zerren,
    Im Ohr der Wurm von Yester-
    Day und nachts weisse
    Träume, die Mut machen
    & Sorgen verkünden,
    Inscha-Allah,
    Ich bin krank,
    Aber noch da,
    Worte nähern sich,
    Die Welt ein Fluss im Spiegel,
    Ich spiele den Igel,
    Wozu Reime?

    Angesichts der barocken Fülle von Hübschs weit über 100 Publikationen könnte er heute schreiben:

    Ich bin tot,
    Aber noch da.

    Noch da ist er jetzt gerade auch für all jene, die an seiner Beisetzung teilnehmen. Ich wünsche ihnen viel Kraft und seiner Seele wünsche ich viel Glück auf dem nadelfeinen Weg in den ewigen Osten!
    Hadayatullah wird mir fehlen, tut es jetzt schon, weil er das Couvert nicht mehr öffnen und nicht mehr auf meinen Brief und mein neues Gedicht antworten kann. Und er wird mir fehlen, weil mich unsere Brieffreundschaft zu immer neuen Gedichten anspornte. Eines davon schrieb ich nach seinem Besuch in der Ostschweiz, wo er im Mai 2008 in Steckborn ein Seminar geleitet und in St.Gallen im Palace ein Podiumsgespräch zum Thema „Islam – Krieg oder Frieden?“ bestritten hatte. Ich habe es ihm gewidmet und in der „Tanger Trance“ (Benteli 2010) veröffentlicht; Hadayatullah freute sich so sehr darüber, dass er es in der nächsten „Holunderground“-Ausgabe, dem von ihm herausgegebenen Little Mag, abdrucken wollte:

    21 Augen

    für Hadayatullah Hübsch

    21 Augen zählt der Würfel &
    Mit der Zeit zahlen sie
    Sich alle aus, zählen sich
    Aus: 3, 2
    1, 0 – so endet der Koran. Hau!
    California, I’m comin’ home
    Du kamst zum Schwäbischen
    Meer, in der zerfetzten Tasche
    Die Pöms aus Marokko
    Sprachst am Mikro-
    Phon von der Anderen Welt
    Im alten Kino Palace
    Vor wenig Leuten
    Friede den Hütten!
    Krieg den Palästen!
    Als Irrweg ausgemacht
    & mitten im Gebimmel & Gelall
    Der Pfaffen den Salat
    Gemacht. Love is touching
    Souls, so süss wie
    Bitter, die 21. Zeile.

    Hadayatullahs Stimme wird allerdings überhaupt fehlen, weil er wie kein Anderer an der Schnittstelle Beat-Literatur und Islam gearbeitet hat, auf einem brach liegenden Feld, das dem Mainstream nicht geheuer ist – daher die Peinlichkeit der fehlenden Nachrufe in den grossen Tageszeitungen. Das Netz ist da reicher… Hadayatullah war ein Brückenbauer sondergleichen; kein Wunder, dass ihn jene, denen Mauern – Wertungen, Standards, eine Leitkultur, der Kanon etc. – wichtiger sind als Brücken, zurückstossen wie das Weihwasser den Teufel. Doch einer, der schreiben könnte

    Ich bin tot,
    Aber noch da

    braucht das Rascheln in den Feuilletons nicht, wenn er abtritt. Hübsch lebt weiter. Auf Youtube zum Beispiel, einsehbar für alle, die das wollen, oder aber in dem enthusiastischen Langgedicht „besser als gegen mülltonnen zu kicken“ von dem blutjungen Dichter Pablo Haller *) aus Luzern, das bislang nur eine Handvoll Freunde kennen und das mit diesen Versen endet:


    über deinen lebenslauf

    der in der tat
    einer «aussergewöhnlichen
    jeglichen bürgerlichen rahmen des abendlandes sprengenden
    erscheinung» (faz-kündigung an dich)
    würdig war
    wurde genug geschrieben
    deine grenzenlose
    herzlichkeit
    kann
    man nicht genug erwähnen
    hübsch – ich geh jetzt
    einen schnaps auf dich trinken
    das ist nicht halal – aber es tut wohl!
    thx for everything, man!
    i’ll miss you … damn!
    allahu akbar


    Freilich lebt Hadayatullah Hübsch vor allem in seinen zahlreichen Publikationen weiter. Manche davon sind in kleinen Auflagen erschienen, verstreut; besonders diese sind jetzt zu Preziosen und Memorabilien geworden. Glücklich kann sich schätzen, wer welche von ihnen besitzt! Sie zur Hand zu nehmen und zu lesen, bedeutet von jetzt an für all jene, die den Verstorbenen gekannt haben, auch dies: ein Zwiegespräch über die Grenze des Lebens hinaus aufzunehmen. Wohin wird es uns noch tragen?
    Meinen Nachruf möchte ich mit dem letzten Gedicht beschliessen, das mir Hadayatullah geschickt hat. Es mündet in eine Message, in den Aufruf, unter all den schlafenden Zeitgenossen die Wachsamkeit für die Wirkungen der Liebe zu kultivieren. Ihm, der selbst die Auseinandersetzung mit der extremen Rechten in Gesprächen und Leserbriefen nicht scheute, kann man das abnehmen, voll und ganz.

    Fiktion

    Wenn es denn wahr wäre,
    Was Pop-Eye, Micky Maus und
    All die Comic-Helden
    Mit ihren Gesichtern und Hand-
    Bewegungen verraten,
    Wenn das, was die Zeitungen schrei-
    Ben mehr wäre als das,
    Was wir zwischen den Zeilen lesen,
    Wir blieben in unserer Kiste
    Hocken, höchstens mal ein Blick
    Durch ein Astloch,
    Merkten nicht, wie wir da zusammen
    Gekauert gespenstisch werden,
    Würden die Fesseln nicht spüren,
    Die uns die Wärter verpassten,
    So aber blieben wir hängen
    In den Spinnennetzen der Aussenwelt;
    Gut also, dass
    Wir nicht alles glauben müssen,
    Was sie da verzapfen,
    Weil bei Good Day Sunshine
    Das Funzellicht der Halogenlampen
    Eingefangen wird von
    Der blendenden Helligkeit des
    Sterns, der uns treffen mag
    Wie ein Blitz mit seinem Leuchten,
    Dass wir zu Wachhunden werden
    Inmitten der Schlafenden,
    Die nicht wissen,
    Was Liebe bewirken kann.

    „Liebe für alle – Hass für keinen!“ lautet die Maxime der muslimischen Ahmadiyya-Bewegung. Hadayatullah Hübsch hat sie vertreten und gelebt.
    Danke, Hadayatullah, für die grosse Inspiration, die du für viele von uns darstelltest und die du für viele von uns darstellst und darstellen wirst!
    Nichts ist verloren.
    Geist ist unsterbliche Transmutation.
    Bis Fadschr, mein Freund!

    Florian Vetsch, geschrieben in den Morgenstunden des 8. Januars 2011






    *) besser als gegen mülltonnen zu treten – oder: gibt es ein letztes mal?
    Veröffentlicht am 2011/02/05 von Pablo Haller


    für hadayatullah hübsch

    I

    allahu akbar
    4. januar 2011
    über den wolken
    bettet sich eine blutrote sichel
    für die darunter sind
    bloss eine verlängerung der nacht
    «wird es denn heute nie tag?»
    postet jemand auf facebook

    aschhadu-alla ilaha illa-llah
    «wird es denn heute nie tag?»
    spute mich schlafbesoffen an ne sitzung
    nach zwei stunden rast
    mit nem mordskater
    «warst du das heute morgen?»
    «sorry sah noch überhaupt nicht raus …»
    ignoriere diesen
    ersten dienstag des jahres
    so gut es geht
    ignoriere die schweinekälte
    ignoriere die dumpfheit
    ignoriere die gegenwart
    die grauschwadig & hadesgleich
    über die gehsteige
    kriecht
    n film über alternde amimänner
    die mit dem car nach odessa fahren
    um die frau ihres lebens zu finden
    den aufgepimpten mädls die
    es faustdick hinter den ohren haben
    gehörig auf den leim kriechen
    sich ausnehmen lassen
    bis zum letzen hemd
    zur letzten hose
    darunter geht nix
    (aber dann ist auch schluss …)
    GELD, GIB MIR GELD
    ne radiosendung mit dir
    SWR 1
    ausgestrahlt am 5. märz 2009
    du erzählst von fritz teufel
    «der ist mittlerweile auch tot»
    denk ich bei mir
    dann
    erklärst du
    dass die muslime dekadent geworden seien
    den geist des islams verlassen hätten
    sich bloss noch um äusserlichkeiten kümmerten
    aber:
    «kein zwang!
    kein zwang!
    kein zwang!
    durch zwang verkrüppelt
    man nur die leute»

    aschhadu-anna muhammadan rasulu illah
    später briefe eintüten
    in nem spunten
    mit nero hauptmann
    «nimmst auch n bier?»
    «danke. bin konvertiert. nur noch halal-zeug für mich»
    wir lachen beide
    & er bringt zwei grosse

    allahu akbar
    als ich rauskomme
    unbeantwortete anrufe
    matthias burki vom menschenversand
    ich rufe zurück
    «hey hesch mitbecho?»
    ernste stimme – klingt nicht gut
    «de hadayatullah esch gschtorbe»
    autoreifen quietschen
    eine wütende hupe
    eine obszöne handgeste
    ich gehe weiter
    ich bin leer
    ich bin dumpf
    ich bin wütend
    ich bin traurig
    ich bin dumpf
    ich bin leer
    ich bin leer
    leer leer leer leer
    leer bloss unglaublich leer


    das war ein schlag
    von hinten
    über den schädel
    scheitel gezogen
    /
    den erdball unter
    den füssen weg
    gekickt

    «oh sweet nuthin’
    oh let me hear you!»
    _

    baff!
    bloss
    baff!
    ich irre ziellos
    durch die stadt
    allahumma salli ala muhammadin
    wa ala alihi
    als ich deinen namen erstmals las
    dachte ich
    hadayatullah
    das sei ist eine frau
    so ne türkische femme fatal blitzte auf
    mit hochgestecktem
    schwarzen haar
    & smaragdgrün funkelnden augen
    das war in jürgen ploogs
    strassen des zufalls:
    «hadayatullah hübsch
    rief mich an. burroughs sei tot»

    allahu akbar
    ne mail von ploog
    hadayatullah hübsch
    sei verstorben
    «eben hörte ich diese unfassbare
    nachricht»
    ploog der sonst so abgklärte
    das schreiben der familie angehängt
    «im namen allahs
    des gnädigen
    des barmherzigen
    liebe freunde und bekannte
    assalaamu aleikum
    friede sei mit ihnen,
    im namen der familie
    möchten wir ihnen mitteilen
    dass unser geliebter vater
    paul-gerhard hadayatullah hübsch,
    am morgen des 4. januar 2011 friedlich
    entschlafen ist»

    allahumma-ghfir lillmuminina
    wa-l muminat
    am morgen
    war ein weiteres
    ein letztes
    paket
    von dir
    in der post
    monolith & was kurzes über den islam
    ein letzter gruss
    monolith
    ich kriegte nummer 48
    von 333
    monolith
    ein letzter gruss
    denn du auf die grossen schriebst
    allahu akbar

    monolith
    auch du warst einer
    allürenlos
    ehrlich gerührt wenn dein stoff
    jemanden begeistern konnte
    engagiert bis zur selbstverleugnung
    veröffentlichtest bücher
    wie andere monatszeitschriften
    weit über hundert
    & keiner zweifelte daran
    dass noch mindestens so viele
    folgen würden
    dazu acht kinder
    eine frau
    & zehn enkel
    jaja der beste, der liebste, der fleissigste
    diese ganzen verlogenen nachrufhudeleien
    aber hey –
    bei dir wars so
    & dass man sehr wohl
    über tote herziehen kann zeigt
    PRO ZION NRW
    – zu anti-hass-demos aufrufen
    aber wehe jemand sucht den
    dialog abseits von allem
    populismus
    ok durchaus
    mit einem schuss
    hippiesker verblendung
    aber hey –
    wenn man nach den sternen greift
    versengt man sich halt
    manchmal
    die
    hände

    hadayatullah
    wo immer du jetzt performst
    möge allah in der ersten reihe sitzen
    AR-BEI-TEN
    AR-BEI-TEN
    DRO-GEN
    DRO-GEN
    ES-SEN-FAS-SEN
    FREI-ZEIT-MA-CHEN
    SENTIMENTAL – ERKLÄR’ MIR DAS MAL …
    allahumma-ghfir
    lihada-l- majjit

    –––––

    heute
    der erste tag seit langem
    ohne eine wolke am himmel
    sonnenlicht im gesicht
    weckte mich auf
    -mist, ich war gestern bereits wach-
    was geschehen ist, geschah

    gibt es ein letztes mal
    für etwas, das nicht geschehen konnte?

    es ist mir
    als hätten wir uns persönlich gekannt

    «danke für die blumen
    (es gab mal einen deutschen schlager
    der hiess so, der ging dann so weiter:
    … aber komm doch lieber mal selbst vorbei)
    wäre also schön, wir würden uns mal sehen
    vielleicht ergibt sich eine möglichkeit
    zur frankfurter buchmesse
    oder so …»

    da war ich in tanger
    ich schlug vor
    im januar

    dann hörte ich
    länger nichts mehr
    bis an silverster
    ein brief eintrudelte
    du seist über drei ohren
    beschäftigt
    überarbeitet
    gewesen
    wir sollen per mail
    einen termin ausmachen
    um uns
    endlich mal
    kennen zu lernen …

    «and when i’m gone
    just carry on
    don’t mourn …»
    eminems stimme dröhnt aus den lautsprechern
    «… and i didn’t feel a thing
    so baby don’t feel my pain»

    du hättest dich gegen mittag hingelegt
    und seist friedlich entschlafen
    heisst es
    auf dem bett
    in deinem arbeitszimmer
    wo sonst?
    ein letztes gedicht
    auf dem schreibtisch
    beginnt mit:
    «und wenn das leben nun weitergeht …»
    über deine vita
    die in der tat
    einer «aussergewöhnlichen
    jeglichen bürgerlichen rahmen
    des abendlandes
    sprengenden
    erscheinung» (faz-kündigung an dich)
    würdig war
    wurde genug geschrieben
    deine weitherzigkeit
    kann
    man nicht genug erwähnen
    hübsch – ich geh jetzt
    einen schnaps auf dich trinken
    das ist nicht halal – aber es tut wohl!
    thx for everything, man!
    i’ll miss you … damn!
    allahu akbar

    II

    gott ist die summe
    dessen was geschieht
    gott ist jetzt

    gestikulative anspielungen
    vegetative vokabeln

    ich schreibe mit
    grüner farbe
    auf
    weisses papier

    hadayatullah
    du hast mich mit dem tod versöhnt

    wie wird es wohl sein
    dereinst?

    «wollen sie die weiche maschine wirklich ausschalten?
    wenn sie keine auswahl treffen wird die maschine in 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, 0 sekunden automatisch ausgeschaltet»
    und dann?

    kann etwas existieren
    das wir uns nicht vorstellen können?
    können wir uns «nichts» vorstellen?
    können wir uns vorstellen
    wie unsere essenz mit lichtgeschwindigkeit
    in so’n paralleluniversum jagt?

    «ich war erstaunt, wie sehr dich das getroffen hat
    es klang, als wäre dein vater gestorben»
    was würde ich meinem vater schreiben?
    was würde er über mich sagen?

    ICE 72
    platz 87

    hackensberger über choukri:
    «es ist nicht leicht
    über einen guten bekannten zu schreiben
    der kürzlich gestorben ist»
    nicht leicht oder lindernd?

    der zug rollt an
    rückwärts
    kurze überraschung
    ich werde zurückgespult

    nachtskizze, 8. januar 2011, 00:30, bristol hotel, frankfurt a. m.

    zugfahrt – endlich mal lesen
    blättern durch fremde leben
    blättern durch zeiten
    die heute bloss schwer nachvollziehbar sind

    (wie auch in «herbst der gammler»
    den ich mir abends im
    hotelzimmer ansehen werde …

    «in arbeitslager sollte man die stecken. unter hitler – das können sie so senden – unter hitler hätte es das niemals gegeben. niemals. das ist meine meinung. das können sie so senden …»)

    im sitz neben mir eine überparfümierte dame
    die sich im verlauf der fahrt dann auch noch
    db-currywürste kaufen muss
    gebettet in schwarzen plastik
    –diese dämpfe! phuuu!–
    der leere magen ist es glücklicherweise
    sonst würde er brodeln

    ankommen
    schnurstracks zum bristol
    das mir empfohlen wurde
    zimmer frei ja, nett durchaus
    internet, raucher sogar

    dann in ploogs schwarzen mercedes
    nachdem ich mir den vorabend
    an der hotelbar runter gespült habe

    (hinterm tresen n fesches mädl um die 20
    schön & gut
    obschon klar ist
    dass allah
    der alte tombolameister
    mir heut nacht mal wieder
    die 31 aus seinem zylinder ziehen wird
    – otuzbircekiyorsun)

    jürgen bringt sein neues buch mit
    short stories – gebettet zwischen
    bestechende skizzen
    betörende frauenkörper
    verlorene grazien
    schemen & szenen
    in schwarz–weissen interzonen
    «SANTA MUERTE»
    (jede geschichte beginnt mit einem bild,
    das sich im lauf der handlung
    zu einem film entwickelt …)

    auf
    zu nem griechen
    baby-calamares &
    wein ausm harzfass
    dazu reden reden reden
    über die freiheit
    ihre absenz
    & sonstiges zeug
    über das sich keiner mehr
    gedanken zu machen scheint

    –früher war eben doch alles besser
    dazu muss man früher nicht erlebt haben//

    egal, keep on pushing
    the beat goes on

    schlag auf geisterstunde
    back @ bristol
    nur noch das
    mädl in der hotelbar
    und die lady
    hinter dem rezeptionstresen

    keep on pushing
    the beat goes on!

    & morgen
    hadayatullah treffen
    endlich
    nach so vielem vertagen
    der schwarze mercedes wird vorfahren
    wir werden um die grube stehen
    «hoffentlich regnet es nicht
    es pflegt an beerdigungen stets zu regnen»
    bemerkt jürgen

    III

    da gehen sie umher
    deine jungs
    in knallgelben leuchtwesten
    & weisen autos in die
    parkplätze ein
    vor dem
    südfriedhof sachsenhausen

    ich sehe dich vor mir
    wie du auf nem flashback
    durch die strassen trippst
    & zeternd autoscheiben
    einschlägst

    in der heutigen faz
    feuilleton titelseite
    ein letzter brief
    an die redaktion
    wegen sarrazins falschzitaten
    aus goethes west-östlichen divan

    (sarrazin–
    mittlerweile kitzelt
    der name den brechreiz

    was vom besten
    zu diesem
    gekeife
    stammt von carl weissner
    blaues sofa, frankfurter buchmesse
    stürmer-thilo soeben abgetreten
    doch in hörweite
    die luft noch ein bisschen heiss
    das sofa auch
    & carl bittet um einen einzigen satz
    «ich hab beschlossen, dass ich thilo sarrazin erst ernst nehme
    wenn er seine thesen live im türkischen fernsehen vertritt
    vor einer horde von islamischen schriftgelehrten
    & türkischen genetikern, vorher nicht …»)

    du
    eingehüllt von fuss bis hals
    in ein weisses laken
    siehst so anders aus
    als auf den fotos
    erinnerst
    –ich kann nicht sagen
    warum–
    an bukowski
    oder nen schauspieler
    den ihn mal spielte
    mit dem nach hinten frisierten haar
    & friedlicher miene

    nun sehen wir uns doch noch

    bist kleiner
    und dünner
    als ich mir dich vorstellte

    ein weisses tuch
    über dein gesicht
    deckel auf den sarg
    dann wirst du rausgetragen
    durch eine menschengasse
    «durch diese hohle gasse muss er kommen»
    alle stürzen sich richtung hülle
    in der deine hülle liegt
    so richtig melodramatisch
    wie an ner tv-bestattung
    aus nem arabischen land

    dann stillstand
    allahu akbar
    allahu akbar
    allahu akbar

    die frauen
    verschleiert
    halten abstand
    zu den männern

    die bestatter gleichen polizisten
    mit ihren blauen jacken
    & den mützen

    schäufelchen
    um schäufelchen
    erde
    auf
    deinen
    sarg
    ich zittere als ich dran bin

    wenn alle durch sind
    kommt der bagger

    jürgen wird von nem kamerateam interviewt
    ich versuche meine zigarette
    unauffälig zu entsorgen
    ein junger mann reicht mir die hand
    der sohn eines guten freundes
    der sozusagen in deinem haushalt
    aufgewachsen ist
    «alles was er tat, tat er in extremen»

    «in den 70ern hätte man – hat man – ihn
    mit brinkmann gleichsetzen können,
    danach kam auf einmal zu viel
    das kann nicht alles gut sein …»
    bemerkt jemand

    die sonne blitzt durch
    das geäst
    ein flugzeug startet
    dröhnend
    ein paar kilometer entfernt
    jürgen neben mir
    streift seine schwarzen lederhandschuhe ab
    schaut gen himmel
    kommentiert die maschine
    & setzt sich ans steuer

    auf zum bahnhof
    krankfurt
    nanntest du diese stadt
    die züge fahren nicht
    keiner weiss warum
    das gerücht geht um
    dass irgendjemand
    versucht hat
    irgendwas
    in die luft zu jagen

    ich setze mich
    in ein restaurant
    in der nähe der gleise
    bestell mir n bier
    & warte ab …

    viel zu wenig geschlafen
    die schrift wird
    schluck um schluck
    grosszügiger
    unleserliche
    grüne schlirke
    auf weissen blättern

    am tisch vis à vis
    n mädchen
    mit nem
    jungen hund

    alice
    zwischen den spiegeln
    alice
    mit sanften augen
    der sohn der sonne
    der sich als deutscher schauspieler ausgibt
    auf ihrem schoss

    der zug fährt doch
    fährt an
    beschleunigt

    alice
    zwischen spiegelnden zugfenster
    alice
    mit sinnlichen lippen
    an nem carlsberg nippend
    mit sanften augen
    «das gefällt mir
    das ist so voll gradeheraus …»

    beim bierholen
    grüsst mich jemand mit
    «assalaamu aleikum»

    die nacht schleicht
    sich so sanft heran
    dass sie auf einmal
    plötzlich da ist
    lichter blitzen
    flitzen vorbei …


    phantomquarz quarzt im kristall ... - lyrik zum spitzdach ...

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    da quarzt - direkt vor mir
    da quarzt doch - 
    also - da quarzt doch tatsächlich
    ein phantom
    ein phantom
    im kristall:

    im kristall:
    also nicht - dass da
    jemand quarzt
    oder raucht ...
    oder pafft:
    kein husten kein teer:
    nein - im 
    phantomquarz sind


    kristalline spitzdächer
    bestäubt mit
    uraltem staub
    schichtweise
    geschichtsweise
    eingegossenes
    gedache - gedachtes
    gedächtnis
    es ist kürzer als du
    denkst:
    tritt näher ...

    ist das das dach
    einer kristallkapelle
     - was sind das
    für schichten - für geschichten

    ich meine - erzählt so ein kristall
    innen - innen - als phantomkristall
    so ein kristall - eine - oder die
    schichten ---- geschichten:
    ???

    da kommt jemand
    von unten links
    erstolpert den aufstieg
    seilgezogen
    erklimmt die steile
    schräge - und
    pustet noch - röchelt
    es ist kürzer als du
    denkst:
    tritt näher ...

    (moment mal: "röchelt" - das
    klingt so "final" - so
    endgültig ...)
    also klimmt sich nach oben:
    wie so viele: aufstieg - 
    jede fußballmannschaft
    träumt davon ...




    und genau so
    asymmetrisch - aber über der
    rechten braue - bis hoch hinauf
    zum rechten hinterhauptsbein
    oder doch  -  ja - vielleicht
    vielleicht sogar bis zum felsenbein:
    dieser drall - dieses zusammenziehen
    reiß dich zusammen ...
    wer reißt da am trigeminus
    der graue staub - der graue staub
    auf den kristallinen dächern
    ist nicht von dieser
    welt ...
    gedache - denken - gedächtnis
    puderzucker aus dem
    jenseits ...
    niemand - niemand
    hat da mit dem finger
    eine graffitispur
    eingegraben - eingeritzt:

    wie sonst schon mal:
    in publikums-lifts - z.B.
    auf bahnhöfen - in den toiletten
    ich liebe dich - z.B.
    oder:
    es ist kürzer als du
    denkst:
    tritt näher ...


    schnurrt - irgendwo
    kristall schnurrt
    staub schnurrt
    ein geschnurre ...
    oder schnurrt da nur mein
    tinnitus schnurrt ...
    mit dem finger dem kleinen
    im ohrenschmalz gepuhlt:

    kürzer treten:
    es ist kürzer als du
    denkst:
    tritt näher ...

    quarzt das phantom
    inmitten aus dem
    kristall
    mit oktaedernem
    habitus:
    mit übereinander verstapelten
    spitzdächern
    denkt mit gedächtnis
    millionenjahreschwer ...




    sinedi





    NSA-Skandal: Wattebäuschchen-Weitwerfen: DEUTSCHLAND IST WELTMEISTER ...

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    Wattebäuschchen-Weitwerfen ... : 
    Deutschland ist mal wieder WELTMEISTER ...: 
    I'll make me the world - Widdewidde way I like it ... ...


    Ja - nun geht es also in 2014 so weiter - wie es in 2013 aufgehört hat: Ein allgemeines Gelausche hinüber und hernüber: "Ich mach' mir die Welt - Widdewidde wie sie mir gefällt ...." (Frau Nahles kann von diesen Zeilen ja bereits ein Liedchen singen ...).
    Nun - man könnte zur Tagesordnung übergehen - wie die alte Bundesregierung - und wie wohl jetzt auch die neue Bundesregierung: "Nun gut - wir werden eben abgehört - aber wir sagen doch gar nichts Schlechtes in den Speaker - ist doch echt interessant..." - (und dabei muss man jetzt zaghaft aber entschlossen auf den Boden (auf)-treten - in echter "Wut"
    [ahhh - weiß eigentlich jemand, was "Wut" ist ...???]... - so oder so ähnlich werden zumindest die CDU-/CSU-Anteile dieses Bundeskabinetts denken ...
    • - Grundrechte werden mit Füßen getreten ...
    • - und anstatt man den Botschafter der USA einbestellt - und den eigenen Botschafter aus Washington nach Hause beordert - pfeift man im Wald herum ...: Verstrickung  - vielleicht ... - oder irgend so ein Gedöns: 
    • - Aber - Mensch nochmal - die Souveränität der Bundesrepublik Deutschland steht auf dem Spiel - ihr Zög(er)linge - ganz in echt - tatsächlich ...
    Sagt mal - merkt ihr eigentlich noch was - oder wird Frank Walter mit seinem bei der "Fritz-Erler-Rednerschule" erlerntem Tremolo (oder war das die Rednerschule der Friedrich-Ebert-Stiftung...???) mal wieder ein paar abgrenzende und "durchaus auch scharfe" Worte der ganzen Angelegenheit "bilateral" widmen - un gutt iss ... ???

    .......................................


    YES - WE SCAN - WEITER - UND IMMER IMMER
    WEITER ....


    Die USA wollen sich offenbar in Sachen Spionage in Deutschland alle Optionen offen halten. Dass es kein No-Spy-Abkommen geben würde, deutete sich bereits an. Jetzt berichtet die "Süddeutsche Zeitung", Washington verweigere sogar die Zusage, keine Regierungsmitglieder mehr abzuhören.

    Offiziell laufen die Verhandlungen zwischen Berlin und Washington über ein No-Spy-Abkommen noch. Doch laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung", der am Dienstag erscheinen soll, hat die Bundesregierung kaum noch Hoffnung, ein entsprechendes Papier mit den USA zur Unterschrift zu bekommen. Die Bundesregierung hatte zunächst angenommen, einen bilateralen Verzicht auf Spionage mit den USA-vereinbaren zu können. Doch dem Bericht zufolge, verweigern die USA sogar die Zusage, künftig keine deutschen Regierungsmitglieder und politischen Amtsträger mehr abzuhören.

    Laut "Süddeutscher Zeitung" sind die USA nach wie vor nicht bereit mitzuteilen, seit wann das Handy von Kanzlerin Angela Merkel abgehört wurde, und sie geben auch keine Auskunft darüber, ob weitere deutsche Spitzenpolitiker abgehört wurden oder abgehört werden.

    Maaßen und Schindler in USA abgeblitzt

    Im November hatte bereits der SPIEGEL berichtet, dass es kein No-Spy-Abkommen der Geheimdienste geben werde. Die Chefs von Bundesnachrichtendienst und Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen und Gerhard Schindler, waren mit ihrem Anliegen in den USA bei den Diensten NSA und CIA abgeblitzt. Dort hatte es geheißen, man fürchte einen Präzedenzfall.


    Alles einmal hergehört!!!: US-Abhörstation
    Forderungen nach einem Anti-Spionage-Abkommen waren in Berlin laut geworden, nachdem bekannt geworden war, dass der US-Geheimdienst NSA massenhaft Telefondaten in Deutschland abschöpfte und zeitweise auch das Handy von Bundeskanzlerin Merkel überwacht hatte. Eine solche Vereinbarung, über die deutsche und amerikanische Experten verhandelten, soll gegenseitiges Ausspähen untersagen oder diesem zumindest enge Grenzen setzen.

    Auch in Deutschland gibt es Bedenken gegen ein No-Spy-Abkommen - es wurde unter anderem bezweifelt, dass sich die US-Dienste tatsächlich daran halten würden. Zuletzt arbeitete man zumindest an einer Vereinbarung, wie die Zusammenarbeit der Dienste künftig geregelt werde. US-Präsident Barack Obama hatte zuvor lediglich zugesagt, Merkels Kommunikation werde nicht mehr überwacht.

    ler - > SPIEGEL-ONLINE

    14 - vierzehn - 14.01.2014: Eine Numerologie zur "14"

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    Die deutsche Band "Vierzehn": Stein um Stein (1980) - die deutsche Version von "Another Brick in the Wall" (Pink Floyd)


    Die Vierzehn (14) - 
    hochgeladen am 14-01-14 - gegen 14.14 Uhr 

    14 ist die natürliche Zahl zwischen Dreizehn und Fünfzehn. Sie ist gerade. Mathematisch ist die Zahl 14 eher unscheinbar. Sie ist die Summe der ersten drei Quadratzahlen: 14 = 1 + 4 + 9. Die Ziffern 1 und 4 sind die ersten Nachkommastellen der Kreiszahl Pi ("π") = 3,14... 14 ist das Doppelte der wichtigen Primzahl 7 (das regelmäßige 7-Eck ist das "kleinste" regelmäßige n-Eck, das nicht mit Zirkel und Lineal konstruierbar ist). 14 ist die Hälfte von 28. Dabei ist 28 nach der 6 die zweitkleinste vollkommene Zahl, denn 28 = 1 + 2 + 4 + 7 + 14. Somit ist 28 die Summe ihrer echten Teiler. Eine solche Zahl heißt vollkommen.

    Sprachliches

    Die Präfixe für die 14 in Fremdwörtern sind tetradeka (abgeleitet aus dem Griechischen) sowie das lateinische quattuordecim. Beispiele: die chemischen Verbindungen Tetradekasilan und Tetradecan sowie das Zahlwort Quattuordezillion.


    Geschichte und Gesellschaft 

    Das Jahr 14 n. Chr.

    Politik und Weltgeschehen - Römisches Reich
    Sextus Pompeius und Sextus Appuleius sind Konsuln des Römischen Reichs.
    Gründung der Siedlung Colonia Emona Iulia tribu Claudia („Emona“) an der Stelle des heutigen Ljubljana.

    Imperator Caesar Augustus begibt sich auf eine Reise, die ihn über die Insel Capri nach Benevent führen soll. Auf dem Weg erkrankt der Kaiser jedoch.

    19. August: Augustus verstirbt in Nola, einer kleinen Stadt nahe Neapel, im Kreise seiner Frau und einiger Würdenträger. Seine Asche wird in dem Augustusmausoleum auf dem Campus Martius in Rom beigesetzt.

    18. September: Tiberius Caesar Augustus lässt in Rom den Senat zusammentreten. Bei dieser Sitzung wird die Leichenfeier und die Aufnahme Augustus’ in den Götterhimmel beschlossen, und sein Testament wird eröffnet. Der Senat verleiht Tiberius die Rechte als princeps und macht ihn somit zum Kaiser. Tiberius lässt zur Verehrung des vergöttlichten Augustus die Sodales Augustales gründen, ein Priesterkollegium, das für die Verehrung des Verstorbenen zuständig ist.

    „Acta est fabula, plaudite!" = „Das Spiel ist aus, Applaus!“– Dieser häufige Endsatz altrömischer Komödien war auch einer der letzten Sätze des römischen Kaisers Augustus auf seinem Totenbett. (Sueton: De vita Caesarum, Augustus 99,1)

    Der auf die Insel Planasia verbannte M. Vipsanius Agrippa Postumus, ein weiterer Adoptivsohn des verstorbenen Kaisers Augustus, wird ermordet. Tiberius bestreitet seine Mittäterschaft.

    Die Legionen V Alaudae und XXI Rapax versuchen im Sommerlager Novaesium, Germanicus zum Kaiser zu erheben. Dieser kann die Aufstände der Soldaten jedoch durch Zugeständnisse und Bestrafung Einzelner beenden. Dem Sohn von Tiberius, Drusus dem Jüngeren, gelingt es, einen ähnlichen Aufstand bei den Legionen in der pannonischen Provinz einzudämmen, da ihm eine Mondfinsternis zu Hilfe kommt, die von den Soldaten als göttliches Zeichen und Missgunst ihrer Meuterei gegenüber verstanden wird.

    Feldzug des Germanicus im Jahre 14

    Germanicus, der Heerführer der römischen Armee in Germanien, führt erste Gefechte auf der rechten Rheinseite, die nicht unter römischer Kontrolle steht.
    Gründung des Legionslagers Vindonissa auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Windisch, Aargau.

    Legio I Germanica plündert die Stadt Nauportus an der Ljubljanica.

    Iulia Augusti filia stirbt im Exil unter ungeklärten Umständen. Kurz zuvor war ihr Vater Augustus gestorben und ihr Sohn Agrippa getötet worden.

    Eine Volkszählung in Italien ergibt eine Bevölkerung von 4.873.000 Männern (die Gesamtbevölkerung inkl. Frauen beträgt also rund 10 Millionen Menschen).

    Beginn von Aufständen in der römischen Provinz Africa.

    Geboren

    Marcus Iunius Silanus, römischer Politiker († 54)
    um 14: Titus Petronius, römischer Politiker († 66)
    um 14: Lucius Verginius Rufus, römischer Feldherr und Politiker († 97)

    Gestorben

    19. August: Imperator Caesar Augustus, römischer Kaiser (* 63 v. Chr.)
    Marcus Vipsanius Agrippa Postumus, Enkel von Augustus (* 12 v. Chr.)
    Areios, ägyptischer Philosoph (* um 83 v. Chr.)
    Iulia Augusti filia, Tochter von Augustus (* 39 v. Chr.)
    um 14: Sabinus, römischer Dichter

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    "14 Nothelfer" hieß eine rechte Rockband in den 1990ern. In der rechtsextremistischen Szene hat die Zahl 14 eine besondere Bedeutung. Der amerikanische Rechtsextremist David Eden Lane sagte den Satz mit 14 Wörtern "We must secure the existence of our people and a future for White children." (Wir müssen die Existenz unseres Volkes und eine Zukunft für weiße Kinder sichern). Seither ist die 14 ein versteckter Code auf T-Shirts, als Gruß in Briefen oder in Liedtexten. 

    Kultur, Literatur, Musik und Geistesleben

    Der Komponist Johann Sebastian Bach, der häufig Zahlensymbolik verwendete, hat sich mit Hilfe der Zahl Vierzehn oft in seinen Werken selbst verewigt. Die Buchstaben BACH stehen nämlich im Alphabet an zweiter, erster, dritter und achter Stelle. Addiert man diese Zahlen, so ergibt sich Vierzehn. (siehe auch: Numerologie)

    Vierzehn nennt sich die Formation, die die deutsche Version von "Another Brick in the Wall" von Pink Floyd auf Schallplatte veröffentlicht hat. Der deutsche Titel heißt "Stein um Stein". (siehe Video oben ...)

    Mythologie und Religion

    Die zahlenmystische Bedeutung der Vierzehn liegt in der Verdopplung der Sieben.

    Der Kreuzweg besteht traditionell aus vierzehn Stationen. Die katholische Kirche kennt die Vierzehn Nothelfer, vierzehn Heilige, die in bestimmten Notlagen angerufen werden. Ihnen sind zahlreiche Kirchen geweiht, unter ihnen die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen in Oberfranken, nach der auch der umliegende Ort benannt wurde.**)

    Der griechischen Göttin Hera dienten vierzehn Gefährtinnen, von denen ihre Botin Iris am bekanntesten ist. Amphion und Niobe hatten vierzehn Kinder (sieben Töchter und sieben Söhne), die von Apollon und Artemis getötet wurden.

    Es gibt vierzehn Frauen, von denen die hebräische Bibel sagt, sie seien schön gewesen.

    Im Neuen Testament wird oft im Evangelium nach Matthäus ein Beispiel gematrischer Deutung vermutet: Nach Mt 1,17 EU sind es 14 Geschlechter von Abraham bis David, 14 Geschlechter von David bis zur Babylonischen Gefangenschaft und 14 Geschlechter von der Babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus; 14 entspricht dem Zahlenwert von דוד „David“.

    Vierzehn heilige Nothelfer

    Gedenktag katholisch: 8. August

    Hochfest in der Basilika Vierzehnheiligen und gebotener Gedenktag in Bamberg: Samstag nach dem 3. Sonntag nach Ostern

    Die vierzehn heiligen Nothelfer wurden schon im 9. Jahrhundert angerufen und verehrt. In ihren Legenden baten Dionysius wie auch Blasius, Dorothea und andere vor ihrem Tod um die Gnade der Fürbitte und erhielten die Verheißung, bei Anrufung hilfreich vermitteln zu dürfen. Die Zahl 14 enstand wohl durch Verdoppelung der heiligen Zahl Sieben. 

    Die Heiligenverehrung gewann vor allem im von der Pest bedrohten 13. / 14. Jahrhundert stark an Bedeutung. Den einzelnen Heiligen wurden Aufgabenbereiche zugewiesen. So wird bis heute Florian, der als Märtyrer ertränkt wurde, angerufen bei Feuersbrunst, doch er wurde auch zum Patron der Bierbrauer, Fassbinder und Schornsteinfeger. Die menschliche Ohnmacht gegen die Schicksalsschläge und Katastrophen der Zeit wurde mit Hilfe der Nothelfer bekämpft. In der Not einen Heiligen anrufen half im Verständnis des Volkes viel, in der Not viele Heilige anrufen half mehr. 

    1377 ordnete der Regensburger Bischof Konrad von Haimburg die Verehrung der Heiligen Barbara an, und zwar zugleich mit der Heiligen Katharina und der Heiligen Margareta. Der Volksmund schmiedete sich dazu den Merkvers: St. Margaretha mit dem Wurm, St. Barbara mit dem Turm, St. Katharina mit dem Radl, das sind die heiligen drei Madl. Regensburg wurde auch Ausgangspunkt für den sich verbreitenden Nothelferkult, das Nothelferfenster in der südlichen Chorschräge des Regensburger Domes dürfte eine der frühesten Darstellungen dieses Themas überhaupt sein; aus dem frühen 14. Jahrhundert stammt ein Fragment in der Dominikanerkirche. Von hier breitete der Brauch sich aus nach Bamberg, Nürnberg und Würzburg. Auch in Schlesien war die Anrufung der Nothelfer sehr verbreitet, mit den Flüchtlingen nach dem 2. Weltkrieg kam der Brauch erneut nach Westdeutschland. 

    Durch eine Vision wurde der Kult um die vierzehn Nothelfer volkstümlich: Der Legende nach sind dem Klosterschäfer Hermann Leicht von der Zisterzienserabtei Langheim - dem heutigen Klosterlangheim - in Oberfranken 1445 und 1446 vierzehn Gestalten erschienen, die sich als vierzehn Nothelfer zu erkennen gaben und die Errichtung einer Kapelle am Ort ihrer Erscheinung forderten, die von dem Kloster alsbald errichtet und aufgrund der vielen Wallfahrer mehrfach vergrößert wurde. 1772 wurde dann die von Balthasar Neumann entworfene, noch heute vielbesuchte Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen endgültig fertiggestellt. Der Kult verbreitet sich über den gesamten deutschen Sprachraum bis nach Italien, Schweden und Ungarn. Über 800 Kirchen wurden den Vierzehnheiligen geweiht. 

    Wohl Ende des 14. Jahrhunderts werden in einer Handschrift als Nothelfer genannt: Georgius, Blasius, Erasmus und Pantaleon; Vitus, Christophorus, Dionysius und Cyriacus; Achatius der Große, Eustachius und Egidius mit Margareta mit Barbara mit Katharina. In Bayern wurde bis 1520 Leonhard an Stelle von Cyriacus verehrt. 

    Den einzelnen Heiligen wurden Aufgabenbereiche zugewiesen.
    Weissenburger Bilderbogen | Eine Ausstellung im Badischen Landesmuseum
    in Karlsruhe: Fromme Bilder: Die 14 Nothelfer (vor 1858) - Auf einem
    Wolkenband um das Christuskind in der Mitte gruppierte Büsten der 14
    als Nothelfer verehrten Heiligen. Die Attribute sowie Namensnennungen am
    unteren Rand erlauben eine Identifizierung. | Bad. Landesmuseum Karlsruhe, Kat. Nr. 33


    In der Regel gelten als die vierzehn Nothelfer:

    • Achatius, angerufen gegen Todesangst und Zweifel, 
    • Ägidius, angerufen zur Ablegung einer guten Beichte, 
    • Barbara, Patronin der Sterbenden, 
    • Blasius, angerufen gegen Halsleiden, 
    • Christophorus, angerufen gegen unvorbereiteten Tod, 
    • Cyriacus, angerufen gegen Anfechtung in der Todesstunde, 
    • Dionysius, angerufen gegen Kopfschmerzen, 
    • Erasmus, angerufen gegen Leibschmerzen, 
    • Eustachius, angerufen in allen schwierigen Lebenslagen, 
    • Georg, angerufen gegen Seuchen der Haustiere, 
    • Katharina, angerufen gegen Leiden der Zunge und schwere Sprache, 
    • Margareta, Patronin der Gebärenden, 
    • Pantaleon, Patron der Ärzte, 
    • Vitus (Veit), angerufen gegen Epilepsie.

    Merkvers auf einer Gebetstafel aus der Barockeit in Memmingen: 


    • S. Blasius - bringt wegen Halsweh Fürbitt dar 
    • S. Georgius - ist anzurufen in Kriegs-Gefahr 
    • S. Erasimus - für Darm und Leibesschmerzen 
    • S. Vitus - ein großer Freund der Kinder-Herzen 
    • S. Pantaleon - Patron der Ärzten, bei Gott mächtig 
    • S. Christoph - für Hagl und Wetter beschützt er kräftig 
    • S. Dionysus - in Hauptweh wird gerufen an 
    • S. Cyriacus - von Teufel Beseßnen helfen kann 
    • S. Achatius - dem christlichen Kriegsvolk hilft er behend 
    • S. Eustachius - Betrübniß in der Ehe abwendt 
    • S. Ägidius - hilft zu Erkenntniß heimlicher Sünd 
    • S. Margaretha - wo Teufelslist ein Zugang findt 
    • S. Katharina - wenn Weisheit im Studiren mangelt 
    • S. Barbara - im Tod die Sackrament erlangt


    Je nach örtlichen Patronaten findet sich anstelle von Erasmus oder Achatius Nikolaus, statt Dionysius Papst Sixtus II., in der Funktion des Ägidius oder Cyriacus Leonhard, vereinzelt auch Wolfgang von Regensburg, als Nothelfer bei Pestgefahr auch Rochus von Montpellier oder Wendelin von Tholey. Anstelle von Achatius wurde aus Missverständnis von dessen Beinamen Magnus auch Magnus von Füssen zu den Nothelfern gezählt. Als Nothelfer bezeichnet und zu diesen hinzugerechnet werden gelegentlich auch die vier heiligen Marschälle. 
    Im Kunstverlag Josef Fink erschien von Rosel Termolen und Dominik Lutz in prächtiger Ausstattung: Nothelfer - Patrone in allen Lebenslagen über rund 2500 Stätten weltweit , an denen die Vierzehnergruppe Verehrung genießt und über die Rolle dieser Heiligen im Brauchtum und in den Wetterregeln wie in der Kunst. 



    (Dieser Text stammt aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon)


    Die Zahl 14 in der Numerologie und Esoterik

    Die Zahl 14 steht für Disziplin, Zuverlässigkeit und Geduld - in der Kabbalah steht die 14 für: "Frei von Schuld" ...

    Allgemeine Bedeutungen der  14 sind: Vorbild, (Selbst)-Disziplin, Gelassenheit, Drang und Fähigkeit neue Dinge zu entwickeln, Selbstbeherrschung, kämpfen, das rechte Maß finden, Verständnis

    Mit einer 14 in den Eigenschaften sind Sie diszipliniert, zuverlässig, ausdauernd und geduldig. Sie sind jedoch auch bereit, für Ihre Ziele zu kämpfen. Gerne sehen Sie sich auch in der Rolle des Vorreiters und suchen und finden immer wieder neue Wege.

    In einem persönlichen Jahr der 14  sind Sie zu einem achtsamen Umgang mit sich selbst und auch gegenüber Anderen aufgefordert. Lernen Sie, zunächst Widersprüchliches miteinander zu verbinden und gehen Sie den Weg der Mitte.  Probleme lösen Sie in dem Jahr der Vierzehn durch Ausdauer und Geduld. Achten Sie in allem darauf, das richtige Maß zu finden.

    Aus spiritueller Sicht führen die Energien der 14 zu mangelnder Erdung, weshalb es Ihnen dadurch schwer fällt Entscheidungen zu treffen.  Güte und Barmherzigkeit werden in der spirituellen Numerologie ebenfalls der Vierzehn zugeordnet. Es ist die Zahl der Heiligen und Helfer in Not.

    Bedeutung der Zahl 14

    Menschen mit der Zahl 14 müssen sich kraft ihres Geistes erneuern. Wer im Leben nicht so schnell vorwärts kommt, als er sich vorstellt, soll nicht pessimistisch und ängstlich werden, soll sich nicht quälen, wenn alles fehlschlägt. Diese Menschen dürfen nichts übereilen, sondern müssen Selbstzucht und Selbstbeherrschung zeigen. In überhasteter, übereilter oder gar noch pessimistischer Stimmung erreichen sie gar nichts und außerdem ist das noch unnötige Kraftverschwendung.

    Sie müssen warten lernen, denn auch ihre Zeit kommt bestimmt. Menschen mit der Zahl 14 sollten mäßig sein in allem was sie tun. Auch in/bei der Arbeit, weil eine Neigung zur Überarbeitung vorhanden ist. Die Zahl 14 zeigt an, dass nicht alles auf einmal gemacht werden muss und diese Menschen in finanziellen Dingen mehr Obacht geben sollten.

    Charakterdeutung

    Die 14 entspricht dem Tierkreiszeichen Stier. Das Symbol dieses Zeichens ist der Stier. Symbolisch ist es das Zeichen der Festigkeit, der physischen Stärke, der Konzentration, der verhaltenen Kraft.

    Runenentsprechung

    Die Zahl 14 entspricht der Rune Laf. Die Lafrune bedeutet, dass das Leben als ein Gesetz mit vielen Pflichten zu sehen ist.

    Ereigniszahl 14


    Menschen mit der Zahl 14 sind oft Pessimisten und werden feststellen, dass die meisten Fehlschläge im Leben auf Pessimismus zurückzuführen sind. Sie sollten Optimisten werden, denn dann werden die Fehlschläge ausbleiben.

    Eine Glückszahl ist die 14 nicht gerade. Jedenfalls nicht beim Lottospiel. Seit 1955 wurde sie 440 Mal gezogen und gehört damit zu den eher selten gezogenen Zahlen.

    In China gilt die 14 sogar als Unglückszahl. Die Aussprache der Zahl ähnelt den Worten für "baldiges Sterben". In einigen Hochhäusern gibt es keinen 14. Stock und die meisten Hotels verzichten auf ein Zimmer mit dieser Nummer.





    Wer sich die Karten legen lässt, wird bei der Zahl 14 entweder einen Fuchs oder einen Engel sehen. Bei den Tarot-Karten bedeutet die 14 Mäßigkeit, also das rechte Maß finden. Bei den Lenormand-Karten zeigt die 14 einen Fuchs, der warnt: Sei wachsam und misstraue den Situationen und Menschen in Deiner Umgebung.

    aus: wdr und herzvertrauen und WIKIPEDIA

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    Der Dokumentarfilm "VIERZEHN"

    Der Dokumentarfilm "Vierzehn" begleitet vier Mädchen, die mit 14 Jahren schwanger geworden sind, auf ihrem Weg zur jungen Mutter. 

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