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VAGINA DER KÖNIGIN - Die Installation von Anish Kapoor in Versailles und die SCHMUTZIGE ECKE ...

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Die Installation von Anish Kapoor 2011 in Mailand - hier mit dem Titel: "Dirty Corner"
(Bild: Fabricca del Vapore / Anish Kapoor)
Der Name machts ...


Die Kapoor-Installation "Vagina der Königin" im Schlosspark von Versailles

Da hat der Künstler Anish Kapoor bereits 2011 in Mailand seine Riesen-Skulptur "Dirty Corner" installiert, in der Halle, der sogenannten "Kathedrale", der "Fabricca del Vapore", einer zu einem Kulturzentrum umgebauten ehemaligen Fabrik für Eisenbahn-Ersatzteile.

Und das haben sich die Besucher damals brav und ohne Protest angeschaut und waren sicherlich beeindruckt von den riesigen Stahlmassen von 8.9 × 6.55 × 60 m ... 

Diese trompetenförmige Stahlskulptur konnte man sogar betreten und darin herumwandeln ... - ein tolles Werk - jedoch der etwas irritierende Titel von der "Schmutzigen Ecke" war sicherlich nicht eindeutig dort hineinzuinterpretieren - höchstens in die rötlich-schmuddelige Rostpatina, die das Monstrum angesetzt hatte ...

Doch nun hat ein Interview des Künstlers in der französischen Sonntagszeitung „Le Journal du Dimanche“ eine heftige Protestwelle gegen diese riesige metallene Röhre ausgelöst: Denn darin bezeichnete Kapoor die Arbeit inmitten von 500 Tonnen Steinblöcken aus Belgien und teilweise mit Erde bedeckt - als „Vagina der Königin, die die Macht ergreift“.

hier anclicken ...


Aus der "Schmutzigen Ecke" wurde also in der Fantasie des Künstlers eine "Vagina der Königin" ...

Und natürlich löste dieser Titel  und eine solche Umbenennung für diese Skulptur, die vor dem ehrwürdigen und geschichtsträchtigen Schloss von Versailles zu liegen kam, eine heftige Publikumsreaktion aus ...

Ich meine, wenn Kapoor die Installation "Vagina der Königin Erde" genannt hätte - als Metapher für die empfängliche und fruchtbar gebärende Mutter Erde, wäre vielleicht alles leichter für die Betrachter einzuordnen gewesen - und hätte auch sicherlich einen höheren moralischen und ethischen Wert ... 

Niki de Saint Phalle, Hon 1966 (Stockholm, Schweden, Moderna Museet)
Meines Wissens hat zum Beispiel eine ähnliche Skulptur von Niki de Saint Phalle bereits 1966 - also vor immerhin fast einem halben Jahrhundert - keine derartigen Entrüstungen hervorgerufen. Sie schuf damals nämlich eine riesige, auf dem Rücken liegende Skulptur für das Moderna Museet in Stockholm, wo die Besucher durch die Vagina in das Innere steigen konnten ... Diese größte ihrer „Nana“-Figuren realisierte sie zusammen mit Jean Tinguely: „Hon − en katedral“ (zu deutsch: „Sie − eine Kathedrale“) nannten sie die 29 Meter lange, 6 Meter hohe und etwa 11 Meter breite liegende Plastik eines Frauenkörpers, der eben durch die Vagina erkundbar war. Diese „Nana“ beherbergte in ihrem Innern unter anderem ein Kino, eine Liebesnische im Bein, eine Milchbar in der Brust und eine mechanische Gebärmutter im Bauch. Dies war auch Nikis ironischer Kommentar zum tradierten Idealbild der Frau. Zu dieser Installation kamen in der 40 Tage andauernden Präsentation  (4. Juni bis 9. September 1966) 80.000 Besucher ...

Es scheint also der Name "Vagina der Königin"zu sein, mit dem sich der Bildhauer Anish Kapoor in Versailles bei Paris nun aber derben Ärger einhandelt. Und der Protest reicht bis zu Boykott-Aufrufen, Petitionen und  patriotische Wut ...

Mit solch heftigen Reaktionen auf seine Ausstellung am Schloss von Versailles hat Anish Kapoor vielleicht nicht in dieser Heftigkeit gerechnet, doch diese spektakuläre Umbenennung hat sicherlich auch ein wenig Kalkül, denn nun bekommt der Künstler Schlagzeilen in aller Welt - im Grunde ein probates Mittel, seine Kunst an die Frau/den Mann zu bringen bzw. weitere Galerien und Ausstellungsmacher auf sich aufmerksam zu machen. Er habe zwar Protest erwartet, jedoch nicht in diesem Ausmaß, erklärte der 61 Jahre alte indisch-britische Bildhauer vor der Eröffnung seiner Ausstellung im Schlossgarten von Versailles.

Die "Vagina der Königin" ist eines der sechs monumentalen Werke Kapoors, die von Dienstag an (9.6.) bis zum 1. November in Versailles zu sehen sein sollen.

Jeder dürfe darin in dem gediegenen Stahlrohr sehen, was er wolle, reagierte Kapoor auf den Protest. Polemiken auszulösen, gehöre wohl zur Arbeit eines Künstlers dazu, rechtfertigte sich der 61-Jährige auf  einer Pressekonferenz in Versailles, die vor der Eröffnung anberaumt worden war. Es sind Erklärungen, die den Zorn bislang kaum beschwichtigen konnten.

Die Vereinigung CitizenGo ruft in einer Online-Petition dazu auf, die Skulpturen des Künstlers abzubauen: Sie entstellten mit ihrem "sexuellen Charakter" den Ort Versailles. „Diese Installationen und vor allem ,Die Vagina der Königin' empören zahlreiche Franzosen und Liebhaber von Versailles,  für die die kulturellen Werte Frankreichs, sein historisches Kulturerbe und die Würde der Frau von Bedeutung sind“, steht auf der Website. CitizenGo definiert sich als eine Vereinigung von Bürgern zur Verteidigung christlich-humanistischer Prinzipien.

"Diese Installationen und vor allem 'Die Vagina der Königin' empören zahlreiche Franzosen und Liebhaber von Versailles, für die die kulturellen Werte Frankreichs, sein historisches Kulturerbe und die Würde der Frau von Bedeutung sind", steht auf der Website. CitizenGo definiert sich als eine Vereinigung von Bürgern zur Verteidigung christlich-humanistischer Prinzipien.

Reaktionen rechter und patriotischer Blogs und Internetportale wie "oullins-patriote.com" ließen nicht lange auf sich warten. Begriffe wie "Schande" oder "Provokation" mehrten sich seitdem. Einige riefen sogar zum Boykott der Ausstellung auf.

Kapoor spielt in seinen Arbeiten mit ganz unterschiedlichen Materialien und Bezügen. Anspielungen auf den über 300 Jahre alten Spiegelsaal von Versailles sind die Werke "C-Curve" und "Sky Mirror", in denen sich das Schloss und die Besucher verkehrt herum widerspiegeln.

Die Kunst-Kanone "Shooting Into The Corner", die schon in Berlin im Martin-Gropius-Bau vor zwei Jahren Wachs in eine Raumecke feuerte, steht in der Ballsporthalle Jeu de Paume, einem symbolträchtigen Ort.

Nach Lesart vieler Historiker begann hier 1789 die Souveränität des französischen Volkes. Der 20. Juni 1789, als es hier zum Ballhausschwur der Vertreter des Dritten Standes in den Generalständen kam, gilt manchen als wichtigeres Datum der Französischen Revolution als der Sturm auf die Bastille vom 14. Juli.

Kapoor ist aber nicht der erste Künstler, der mit Werken in Versailles die Gemüter bewegt. Der Amerikaner Jeff Koons löste mit seinen aufgeblasen wirkenden Figuren im Jahr 2008 in den Königlichen Appartements ebenfalls Proteste aus.

In der französischen Sonntagszeitung "JDD" sagte Kapoor, seine Skulpturen sollten das geometrische Gleichgewicht des Barockgartens von André Le Nôtre stören: "Ich wollte das Chaos einladen." Das scheint ihm ein bisschen gelungen zu sein. 

Ob diese Skultur wohl auch auf der nächsten Documenta in Kassel 2017 zu begehen ist - vielleicht ja wieder unter einem anderen Titel ... ???



Unter Verwendung von Textbausteinen und Fotomaterial aus "monopol" und dem "Handelsblatt"

kapasterblaues geschmier - S!NEDi

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einfach innehalten  bei dieser pracht 
die luft anhalten 
 und 
ehe man selbst zyanotisch erblaut
wieder aus- und dann weiteratmen 

wie in der röntgenkabine ...
also das ist das mindeste
was zu tun ist:
zunächst den eigenen kreislauf und
die eigene verstoffwechselung
in gang halten ...
dann eingehen auf das geschaute
auf diese nuancierungen
auf diese ineinanderlaufenden ziselierungen
 von rot zu blau zu lila  von da erneut 

zu rot-blau-lila  ja sogar ins gelblich-grünliche 
zisel hin und zisel her 

da behütet ein blütenblatt das andere
und in all dem 
 dieses leichte zittern
diese winzigkleinen zumeist
seismographisch nachweisbaren erschütterungen
z.b. wenn bei aachen die braunkohle
unterirdisch bröckelt und bröselt ...
 
heute noch zeigen erdbeben
zeigen erdbeben an
dass die tektonischen senkungen
die tektonischen senkungen also 
  nicht zum
ausflug etwa nach süd-limburg
an den unteren niederrhein einladen
um dann vielleicht auf der rückfahrt
im aachener raum ein beben zu erleiden
wo all diese unterirdischen tertiären Sedimente
und damit auch die der Braunkohle – mit- und 
ineinander in Schiebebewegungen verwirkt und verquickt sind: und diese beben spiegeln ja all diese bewegungen wider   bilden sie ab ...
widerspiegeln  abbilden ...
wenn überhaupt 

denn zum widerspiegeln und abbilden muss
eine benötigte reflexionsebene
vorhanden sein  ... 
 auch und gerade im kopf:
ein blaues geblüm
ein blaues geblüt
oft zeigen erdbeben an
dass die körpereigenen tektonischen Senkungen
bei aller stringenz
immer mal wieder zum einnässen führen
z.B. wg. scheidensenkung
(descensus vaginae)
oder wg. eierstockssenkung (descensus uteri):
 im alter halt  in alter frische ...
blaue blumen = kapastern = blaue margueriten = agathea auch = blaue gänseblümchen ...
und wenn ich damals ausstieg aus der toten stadt
und die verwalter mittagssiesta hielten ...
und wenn dann die blau karierten handtücher ...

(bitte zu weiterem jeweils zurechtgoogeln ... - danke ...)
sinedi


Liebe | Leben | Eierkuchen ... - impuls für die woche -181

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Liebe wird oft überbewertet
Liebe ist nicht so wichtig wie man denkt
Liebe ist nur ein Teilaspekt des Lebens
und die anderen Teile sind auch nicht schlecht
Überflüssige Liebeslieder falsch und schlecht und laut
Tun so als wär das Leben auf der Sehnsuchtsbasis aufgebaut
und das stimmt nicht das ist ganz falsch denn:
Liebe wird oft überbewertet
Liebe ist nicht so wichtig wie man denkt
Liebe ist nur ein Teilaspekt des Lebens
und die anderen Teile sind auch nicht schlecht
Überflüssige Liebesfilme
Handlung unwahrscheinlich familiengerecht
Jugendliche werden so darauf konditioniert
dass das Leben nur als Paarbindung funktioniert,
Überflüssige Werbefilme
Körpergebirgsergriffenheitssex
Partnervermittlung wird immer obszöner und fragt:
Wäre Fernsehen zu zweit nicht viel schöner?
Nein, Pfui Teufel
Liebe wird oft überbewertet
Liebe ist nicht so wichtig wie man denkt
Liebe ist nur ein Teilaspekt des Lebens
und die anderen Teile sind auch nicht schlecht
Liebe... Ist nicht wichtig
Liebe... Ist Baldrian fürs Volk
Liebe... ist eine Korkwand
aus Flokati
ist tautologisch
nämlich Liebe
Was soll das?

„Liebe wird oft überbewertet“ ist der Soundtrack des gleichnamigen Buches von Christiane Rösinger. Die Grundthese findet sich im Titel, aber die Autorin hat ihrem Forschungsdrang keine Grenzen gesetzt. Sie analysiert Pärchen-Beispiele aus Literatur und Zeitgeschehen, nähert sich dem Thema kulturphilosophisch wie psychologisch: Sie referiert Liebes- und Bindungstheorien und prangert die schlimmsten Irrtümer und ideologischen Verirrungen der anthropologischen, der evolutionsbiologisch und chemisch orientierten Liebesforschung an. Sie hat sich ins Herz der Finsternis der Pärchendiktatur begeben und etwa 100 gängige Single- und Beziehungsratgeber durchgearbeitet – und legt nun eine kurzweilige Analyse und Kategorisierung des Genres vor.

* * *



Christiane Rösinger weiß, dass »Menschen, die wie Steine nebeneinander sitzen«, Paare genannt werden und dass damit alles Unglück der Welt beginnt. Die Berliner Songwriterin – Schöpferin so unsterblicher Zeilen wie »Ihr denkt, ihr seid im Märchen und seid nur blöde Pärchen«– hat schon lange den Verdacht, dass es wohl besser ist, alleine zu leben. Ihre theoretische und praktische Forschung auf dem »Arbeitsfeld Liebe« bringt es an den Tag: »Die Liebe macht Menschen zu Idioten«, und das Pärchen ist eine »unterentwickelte Lebensform, bei deren Anblick man nur immer wieder ein tiefempfundenes ›Nein, danke‹ ausrufen will«. Dennoch umgibt uns alle die »Pärchendiktatur«, wie man als Single nicht nur an Krisentagen wie Weihnachten und Silvester merkt oder im Mai, dem »Monat der Überforderung«. Auch an »Orten des Unbehagens« wie der Popcornhölle des Kinocenters, wo sich Hunderte von jungen Paaren romantische Komödien anschauen, fühlt sich der alleinstehende Mensch schnell fremd. Aber Hoffnung naht mit diesem Buch – einer hintergründigen, komischen und vor allem liebevollen Abrechnung mit der Liebe.

Nur drei Prozent aller Säugetiere leben monogam in einer festen Beziehung – warum muss dann ausgerechnet der Mensch dazugehören? Christiane Rösingers angewandte Paarforschung kommt zum Ergebnis, dass es wohl besser ist, wenn wir alleine leben.


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Soweit also Christiane Rösingers Feldzug gegen diese von ihr umschriebenen Begrifflichkeiten dessen, was sie »Liebe« nennt - und ich kann zumindest bei einigen Pärchen - ob hetero - bi - oder schwul ... also je nachdem - die ich da in ihrem Sosein erinnere, oder die ich z.B. erst vor ein paar Tagen nach jahrelanger Abstinenz ganz urplötzlich zufällig wiedertraf, eine klammheimliche Empathie für Frau Rösingers Ausführungen und Zeilen beileibe nicht verhehlen ... und stimme ihr im Großen & Ganzen zu - obwohl ich nun ja auch schon wieder fast 30 Jahre - in zweiter Ehe - l(i)ebe ...

Ich meine dennoch, Christiane Rösinger Feldzug meint wahrscheinlich eigentlich grundsätzlich diese gängigen »Paarbeziehungen«, die allerorten zu besichtigen sind - diese penetranten »Zweisamkeiten« - eben diese »Pärchendiktatur«, wie sie die bezeichnet - aber sie sollte diese Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens nicht einfach unter dem viel weiter und größer zu fassenden Begriff der »Liebe« subsumieren oder gar mit »Liebe« verwechseln. »Liebe« wird leider viel zu oft zumeist das Zusammenleben zweier Menschen genannt, die sich irgendwann ineinander »verliebt« haben und sich inzwischen aneinander gewöhnt haben und sich dann oder sogar vor Gott »ewige Treue« schwören ... 

Wir dürfen »Lieben« nicht mit »Leben« verwechseln ...: - etwa mit jenen unbedingt allzeit zusammengehörenden Paaren, die ausschließlich sich in »aller Treue« paaren in immer wiederkehrendem »Körpergebirgsergriffenheitssex« (siehe Frau Rösingers Text oben ...) - und die das dann tatsächlich auch noch »Liebe-machen« nennen, obwohl es mit »Lieben« nicht allzuviel zu tun hat, denn die »Liebe« ist nun mal kein Trieb wie etwa der Sex - sondern eher ein Geschenk, ein Lebenszugewinn von Wer-weiß-Woher ... 

Und da sind z.B. Ehepartner, die über viele Jahrzehnte sich selbst genügen und aneinander haften und reiben und sich immer wieder mit UHU-hart eingeschmiert aneinanderschmiegen - »schon wegen der Kinder« - und die tatsächlich nur eine reine Erwerbs-, Aufzuchts- und wirtschaftliche und/oder pekuniär relevante Verzehrgemeinschaft darstellen - oder wo das Sich-Paaren und die darüberhinausgehende Kommunikation seit Jahrzehnten »tote Hose« ist - und wo man trotzdem oder gerade deshalb felsenfest zusammensteht, mag da kommen was will ...

»Wir wollen niemals auseinander gehen«, heißt es in einem alten Evergreen von 1959 von Heidi Brühl ... - hier der in diesem Zusammenhang aufschlussreiche Text:


HEIDI BRÜHL
WIR WOLLEN NIEMALS AUSEINANDER GEH'N 

SONGTEXT


Sieht man die Menschen sich sehnen, 

und sieht ihren Schmerz, ihre Tränen, 
dann fragt man sich immer nur: 
Muss das so sein? 
Immer nur Scheiden und Meiden, 
und immer nur Warten und Leiden, 
und hier so wie dort ist ein jeder allein. 
Schenkt euch immer nur Liebe, 
schenkt euch immer Vertrauen, 
nichts ist so schön wie die Worte, 
die ewigen Worte: 
Mein Herz ist nur dein. 

Wir wollen niemals auseinander geh'n, 

wir wollen immer zueinander steh'n. 
Mag auf der großen Welt auch noch soviel gescheh'n, 
wir wollen niemals auseinander geh'n. 
Uns're Welt bleibt so schön, 
wir wollen niemals auseinander geh'n. 

Wir wollen niemals auseinander geh'n, 

wir wollen immer zueinander steh'n. 
Mag auf der großen Welt auch noch soviel gescheh'n, 
wir wollen niemals auseinander geh'n. 
Uns're Welt bleibt so schön, 
wir wollen niemals auseinander geh'n.

Wir dürfen »Lieben« nicht mit »Leben« verwechseln ...: etwa mit jenem partnerschaftlichem Zusammen-»Leben« und Zusammenhocken - und sich hin und wieder auf den Geist gehen - was in heterosexuellen Beziehungskisten natürlich ebenso geschieht wie in gleichgeschlechtlichen Beziehungen oder auch in Freundschaften und Gruppen, im Kollegenkreis, in Verwandtschaft und Familie ...

Ich meine, das alles kann man nicht als »Liebe« bezeichnen - das ist dann eher eine falschverstandene »Liebe« ... - Liebe, Sehnsucht, Verliebtheit - das sind doch eigentlich auch Bezeichnungen in ganz anderen weiter gefassten und größeren Dimensionen: die Liebe zu Gott beispielsweise - die Liebe zu den Menschen allgemein, die Nächstenliebe - der Liebesdienst, zu dem sich Ordensschwestern und -brüder z.B. berufen fühlen - die Liebe der Eltern zu ihren Kindern - die Liebe zur Musik, Natur, Kunst z.B. - der Fußballfan, der seiner Mannschaft die ewige Treue geschworen hat, nennt das zum Beispiel bei Borussia Dortmund »Echte Liebe«, was dann bei jedem Heimspiel von den Rängen 80.000-fach skandiert wird ...

»Liebe« ist ein so großer und weitergehender Begriff, der so vielschichtig und vielfältig zu bemerken und zu spüren ist und sich äußert und mitschwingt, dass man die »Liebe« nicht einfach an eine bestimmte Lebensform oder auch an eine Störung zwischenmenschlicher Beziehungen verschwenden oder sie damit verwechseln und gleichsetzen darf ...


PE WERNER
KRIBBELN IM BAUCH 

SONGTEXT

Dieses Kribbeln im Bauch
das man nie mehr vergisst
als ob da im Magen der Teufel los ist
dieses Kribbeln im Bauch kennst du doch auch
wenn man glaubt fast überzuschäumen vor Glück

Dieses Kribbeln im Bauch
das man nie mehr vergisst
wie wenn man zuviel Brausestäbchen isst
diese Kribbeln im Bauch
das vermisst du doch auch
einfach überzusprudeln vor Glück

Wir haben uns so aneinander gewöhnt
uns bringt nichts und niemand aus der Ruhe
die Zeit hat uns die Leidenschaft abgewöhnt
sie steht - wie das schwarze Paar Schuhe
irgendwo unten im Kellerregal
wartet auf ein Begräbnis
und wir tun so
als wär' das normal
unsere Liebe steht ab und wird schal

Dieses Kribbeln im Bauch
das man nie mehr vergisst
als ob da im Magen der Teufel los ist
dieses Kribbeln im Bauch kennst du doch auch
wenn man glaubt fast überzuschäumen vor Glück

Dieses Kribbeln im Bauch
das man nie mehr vergisst
wie wenn man zuviel Brausestäbchen isst
diese Kribbeln im Bauch
das vermisst du doch auch
einfach überzusprudeln vor Glück

Wir haben uns so aneinander gewöhnt
und daran
uns kurz zu fassen
die Zeit hat uns die Leidenschaft abgewöhnt
wir haben es durchgehen lassen
die Gefühle für dich sind nicht einfach verpufft
Liebe löst sich nicht einfach auf
aber unser Gefrierpunkt ist schon längst in Sicht
bloß daran gewöhn' ich mich nicht

Dieses Kribbeln im Bauch
das man nie mehr vergisst
als ob da im Magen der Teufel los ist
dieses Kribbeln im Bauch kennst du doch auch
wenn man glaubt fast überzuschäumen vor Glück

Dieses Kribbeln im Bauch
das man nie mehr vergisst
wie wenn man zuviel Brausestäbchen isst
diese Kribbeln im Bauch
das vermisst du doch auch
einfach überzusprudeln vor Glück

Wir schleichen einander wie Katzen um die Beine
und wollen doch beide nur das Eine:

Dieses Kribbeln im Bauch
das man nie mehr vergisst
als ob da im Magen der Teufel los ist
dieses Kribbeln im Bauch kennst du doch auch
wenn man glaubt fast überzuschäumen vor Glück

Dieses Kribbeln im Bauch
das man nie mehr vergisst
wie wenn man zuviel Brausestäbchen isst
diese Kribbeln im Bauch
das vermisst du doch auch
einfach überzusprudeln vor Glück ...


Dieser gängige Song von Pe Werner aus 1991 stammelt ja durchaus glaubhaft, wenn er über die »Liebe« singt, sie sei so aufregend wie ein »Kribbeln im Bauch«... wie ein »Übersprudeln vor Glück«- ja - eben auch in bestimmte Wissenschafts-Kategorien lässt sich die »Liebe« kaum einordnen und ist immer nur ein individuell spürbares aber jeweils anderes Phänomen - beim Nächsten wahrscheinlich schon wieder ganz anders als bei dir oder der oder dem oder mir ...: »Liebe« ist nicht in Psychologie, Psychiatrie, Medizin, Religion, Theologie, Philosophie, Mathematik oder Germanistik u.a. allein unterzubringen oder zuzuordnen - und doch sind gewisse Anteile in den gängigen Standardwerken dieser Disziplinen sicherlich unter diesem Stichwort jeweils auffindbar ...

Sicherlich gehört zu einer erfüllten Paarbeziehung auch eine große Portion »Liebe« - sie schwingt sicherlich in unterschiedlicher Intensität über die Dauer dieser Beziehung mit - aber darin erschöpft sich die »Liebe« nicht ...

Die Bibel hat im 1. Korintherbrief, Kapitel 13, auch einen Text zur »Liebe« formuliert, der ganz andere Töne dieses großen Begriffes zum Klingen bringt - und vielleicht ist das, was wir mit Gott und Glauben bezeichnen in erster Linie die »Liebe«: Wir können sie nicht fassen und festmachen, denn wie ein Fluidum durchzieht sie Herz und Seele, kribbelt im Bauch und macht Herzklopfen und Schwitzehändchen, sie nistet sich ein, wohnt bei uns, trifft uns, nervt uns: Sie ist nicht steuerbar - sie ist unwillkürlich - wir können uns Liebe nicht vornehmen und programmatisch abrufen, sie nicht erzwingen: ab jetzt will ich mit dem und jenem Plan endlich jemanden lieben - sie wechselt in ihrer Stärke und Intensität und in ihrem Kommen und Gehen - fast rhythmisch wie Ebbe und Flut, sie scheint uns auch mal zu verlassen - aber sie lässt uns die Freiheit, sich ihr immer wieder zu nähern: ...











1. Korinther, Kapitel 13:

  • Wenn ich wie ein Mensch rede oder wie ein  Engel und bin ohne Liebe, bin ich ein schepperndes Blech und eine gellende Zimbel. 
  • Und wenn ich die Gabe habe, die Zeichen der Zeit zu deuten, und alles Verborgene weiß und alle Erkenntnis habe und alles Vertrauen, so dass ich Berge versetzen kann, und bin ohne Liebe, dann bin ich nichts. 
  • Und wenn ich alles, was ich kann und habe, für andere aufwende und mein Leben aufs Spiel setze selbst unter der Gefahr, auf dem Scheiterhaufen zu enden, und bin ohne Liebe, hat alles keinen Sinn. 
  • Die Liebe hat einen langen Atem und sie ist zuverlässig, sie ist nicht eifersüchtig, sie spielt sich nicht auf, um andere zu beherrschen. 
  • Sie handelt nicht respektlos anderen gegenüber und sie ist nicht egoistisch, sie wird nicht jähzornig und nachtragend. 
  • Wo Unrecht geschieht, freut sie sich nicht, vielmehr freut sie sich mit anderen an der Wahrheit. 
  • Sie ist fähig zu schweigen und zu vertrauen, sie hofft mit Ausdauer und Widerstandskraft. 
  • Die Liebe gibt niemals auf. 
  • Prophetische Gaben werden aufhören, geistgewirktes Reden wird zu Ende gehen, Erkenntnis wird ein Ende finden. 
  • Wir erkennen nur Bruchstücke, und unsere Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, ist begrenzt. 
  • Wenn aber die Vollkommenheit kommt, dann hört die Zerrissenheit auf. 
  • Als ich ein Kind war, redete und dachte ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind. 
  • Als ich erwachsen wurde, ließ ich zurück, was kindlich war. 
  • Wir sehen vorläufig nur ein rätselhaftes Spiegelbild, dann aber von Angesicht zu Angesicht. 
  • Heute erkenne ich bruchstückhaft, dann aber werde ich erkennen, wie ich von Gott erkannt worden bin. 
  • Jetzt aber leben wir mit Vertrauen, Hoffnung und Liebe, diesen drei Geschenken. 
  • Und die größte Kraft von diesen dreien ist die Liebe.

(Übersetzung aus der "Bibel in gerechter Sprache") ...

Krokodilkiefer - ungeheuer sensibel ...

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Ungeheuer sensibel

Von Monika Rössiger | Der Tagesspiegel

Der Respekt vor den Großmäulern ist berechtigt. Die Kiefer eines erwachsenen Krokodils sind stark genug, um ein Gnu im Fluss niederzuringen und zu zermalmen. Aber diese Kiefer sind, wie man nun entdeckt hat, alles andere als nur brutal. Wie sich herausstellt, sind sie auch mit einer hohen Sensibilität ausgestattet. Wenn die bis zu neun Meter langen Räuber nachts im Wasser lauern, nehmen sie ihre potenzielle Beute selbst aus weiter Entfernung noch wahr. Und dass, ohne sie sehen, hören oder riechen zu können. Wie schaffen die Krokodile das?

Offenbar mit Hilfe von feinen Sensoren in ihrem Kiefer, den ISO's, den Integumentary Sense Organs. Taucht eine durstige Antilope ihre Lippen in einen Fluss, verursacht sie unweigerlich Wasserbewegungen. Und die lassen bei einem hungrigen Krokodil sofort die Alarmglocken schrillen, weil sie die Sinneszellen im Unterkiefer erregen. Die Kiefer sind somit nicht nur ein „Jagdwerkzeug“, um die Beute zu erlegen, sie dienen auch als wichtiges Sinnesorgan zum Aufspüren der Beute, wie Daphne Soares, Biologin an der University of Maryland, anhand von Missisippi-Alligatoren herausgefunden hat.

In Experimenten reagierten die Tiere mit einer Feinsinnigkeit, die man ihnen auf Grund ihres ruppigen Äußeren kaum zutrauen würde: Sogar ein einzelner Wassertropfen, der auf die Wasseroberfläche im Krokodilsbecken fiel, reichte aus, um eine eindeutige Reaktion auszulösen. Die Echsen wendeten den Kopf oder gleich den ganzen Körper in die Richtung des Tropfens, der so weit weg war, dass sie ihn weder sehen noch hören konnten. Dieses Orientierungsverhalten zeigten die Alligatoren aber nur, wenn ihre Köpfe auf der Wasseroberfläche lagen. Sobald sie komplett über oder unter Wasser waren, blieb die Reaktion aus.

Das „Gesicht“ der Alligatoren ist mit „Knubbeln“ übersäht, die so verteilt sind, als hätten die Tiere einen Bart. Diese Auswölbungen, die sich auch innerhalb der Schnauze befinden, sind für die Orientierung der Krokodile offenbar unverzichtbar, hat die Biologin Soares entdeckt: Als sie sie mit Plastik abdeckte, reagierten die Tiere überhaupt nicht auf fallende Wassertropfen.

Bislang wurden die Höcker von Wissenschaftlern vor allem als Unterscheidungskriterium zwischen den Familien von Alligatoren und Krokodilen angesehen. „Ihre Funktion, Innervierung und stammesgeschichtliche Herkunft waren jedenfalls unbekannt“, berichtet Daphne Soares im Wissenschaftsmagazin „Nature“.


Die Oberhaut der Höcker wie auch die Keratinschicht erwiesen sich in der Untersuchung als weitaus dünner, als es bei der übrigen Haut der Fall ist. Außerdem sitzt unter jedem Höcker ein weitverzweigtes Nervenbüschel, das mit dem Gesichtsnerv (dem „Trigeminus“) verknüpft ist. Nach Auffassung von Soares ist das nicht überraschend, weil der Gesichtsnerv auch in hochspezialisierten Organen anderer Wirbeltiere eine wichtige Rolle spielt, etwa bei den Infrarot-Detektoren von Schlangen.

Die Höcker – in Fachsprache: „Druckrezeptoren“ – reagieren auf feinste Bewegungen an der Wasseroberfläche und lösen dann im Trigeminus-Nerv ein typisches Erregungsmuster von elektromagnetischen Impulsen aus. Das stellte die Forscherin fest, als sie einzelne Höcker und die Haut zwischen ihnen reizte und dabei die Aktivität am Gesichtsnerv maß. Hinweise auf solche Druckrezeptoren im Kiefer sind bereits an fossilen Krokodilen aus der Jura-Zeit zu finden. Das bedeutet, dass die amphibisch lebenden Tiere schon vor rund 200 Millionen Jahren in der Lage waren, ihre Waffen mit einem gut funktionierenden Tastsinn zu kombinieren. Die altertümlichen Echsen, die den Planeten schon besiedelten, lange bevor die Dinosaurier auftauchten, bewohnen heute die tropischen und subtropischen Regionen der gesamten Erde.

Die meisten Vertreter der Krokodilsfamilie leben in der Alten Welt, die Alligatoren in der Neuen Welt. Im südlichen Asien ist der Ganges-Gavial zu Hause, einziges Mitglied einer eigenen Familie, der Gavialidae. Von dort stammt auch die Meldung einer recht eigentümlichen Beziehung zwischen Mensch und Tier:

Ein thailändischer Fischer, in dessen Netz sich einst ein junges Krokodil verfangen hatte, lebt mit dem Reptil bereits seit drei Jahren friedlich unter einem Dach. Das Tier verstehe sich bestens mit dem 10-jährigen Sohn des Fischers und den Hunden der Familie. Nachts schläft das zwei Meter lange Krokodil mit im Bett des Fischers. Offenbar schnappt nicht jedes Großmaul sofort zu.

Bildmaterial: Adam Britton  & Sue Stelly (teilweise bearbeitet)



Liebe, Bescheidenheit, Nähe, Übersichtlichkeit, Lebensnähe, Zärtlichkeit und Schönheit: Robert Jungk

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Robert Jungk

Ist der notwendige Kurswechsel noch möglich? 
Ich meine schon. Es muss nur der politische Wille 
vorhanden sein, ihn zu riskieren. 
Voraussetzung einer solchen massenhaften Willensäußerung, 
der sich die Herrschenden nicht länger verschließen könnten, 
wäre allerdings ein entschiedener Sinneswandel.

Immer mehr, immer höher, immer weiter, immer schneller, immer stärker – das waren die Ziele des 19. Und 20. Jahrhunderts. 


Die neuen Parolen müssten heißen: 

  • mehr Liebe, 
  • mehr Bescheidenheit, 
  • mehr Nähe, 
  • mehr Übersichtlichkeit, 
  • mehr Lebensnähe, 
  • mehr Zärtlichkeit und nicht zuletzt 
  • mehr Schönheit. 
Das sind keine unmöglichen Forderungen. 
Sie entsprechen den Sehnsüchten vieler Menschen. 
Und es gibt auch schon viele Versuche und Anfänge eines solchen neuen, ganz anderen Lebens mitten in unserer dunklen Zeit. ...

Die Rückkehr zu uralten kulturellen und religiösen Traditionen ist das weiterreichende Ziel dieser Bewegung, die den Menschen Glück statt Produkte verspricht und nicht nur ihrem physischen, sondern auch ihrem seelischen Hunger Rechnung tragen will.


Robert Jungk (1913-1994) 
Journalist, Publizist und einer der ersten Zukunftsforscher

(zit. aus "weltverbunden leben", Reich-Gottes-Impulse für jeden Tag, S. 116)



Die Sonne vom Himmel pflücken ... | S!NEDi-lyrik

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Die Sonne vom Himmel pflücken 


Die Türe stand offen 

Und ein kochendheißer Orkan ist hindurch

Zurück nur Fetzen, Bruchstücke, Trümmer


Aber dann: hinter dem himmelhoch schwarzen Gewölk

Der fahle Schein einer neuen Sonne

Ihr behutsamer Hauch stillt das Getös



Ein Verschlucken, Würgen und Kopfnicken noch
Wie bei der asthmatischen Krähe
Die an einem ausgelutscht angehärteten Kaugummi würgt

Im heißen Wirbel bleibt zunächst die Luft weg

Doch dann - allmählich - füllen sich die Lungen auf

Aus dem Japsen wird ein Keuchen wird ein Atmen



Dieser Frost, dieses Eis in mir

Zerfließt zu Tränen und tropft

In die alte grüne Regentonne


Da ist ein Bild, ein Licht, da zeichnen sich Konturen

Da ist ein Lächeln, ein Frieden, eine Atemspende

Da streck ich mich, um mich festzuklammern


Doch Nein, kein Klammern an Gewölk und Schein!

Komm erst einmal zurück auf diese Erde!

Finde deinen Halt - und pendele dich aus!





Pflücke dir eine neue Sonne

Und hänge sie ganz oben auf in deinen Himmel

Beginn einen neuen Tanz mit ihr: Runde um Runde


Und begieß mit den Tränen die Blume draußen

Die neu im Rasen blüht
Und siehe, wie aus Tränen Tautropfen werden ...


sinedi




NordArt 2015 ist eröffnet ...

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Die seit 1999 in den Sommermonaten stattfindende NordArt gehört zu den größten jährlichen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Europa. Sie wurde vor einer Woche in der ehemaligen Eisengießerei der Carlshütte in Büdelsdorf eröffnet. Ich habe sie leider erst vor einem Jahr dort entdeckt - genau am letzten Tag der Ausstellung.
Aber in diesem Sommer plane ich einen mehrtägigen Besuch dort fest ein - denn die Ausstellung ist ein Phänomen, sozusagen die jährliche [Nord]dOCUMENTA ... Um mich und Sie hierzu einzustimmen, hier dieser Beitrag ... - lassen Sie sich bezaubern ...

Flyer zur NordArt: hier clicken

NordArt 2015

Auch wenn man die Region zwischen Ostsee und Nordsee meist mit ländlicher Idylle assoziiert, findet genau dort eine der größten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Europa statt. Vom 6. Juni bis zum 4. Oktober 2015 wird im Kunstwerk Carlshütte im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf die inzwischen 17. Auflage der spektakulären Schau ausgerichtet. Die NordArt 2015 präsentiert Werke von 250 ausgewählten Künstlern aus 50 Ländern. Der diesjährige Länderfokus liegt auf der Mongolei mit einem eigenen Pavillon. 

Die Hallenschiffe der stillgelegten Carlshütte, ehemals Norddeutschlands größtem Eisenwerk, bilden mit 22.000 Quadratmetern eine ebenso riesige wie faszinierende Kulisse für 1.000 Kunstwerke. In dem dazugehörigen 80.000 Quadratmeter großen Skulpturenpark sind über 100 Objekte ausgestellt. Der stetige Zuwachs an Bewerbern, rund 3.000 Künstler aus 99 Ländern haben dieses Jahr ihre Arbeiten eingereicht, ist ein beeindruckendes Indiz für das Renommee der ungewöhnlichen Ausstellung. Unter dem Vorsitz des Chefkurators Wolfgang Gramm wählt die Jury Werke aus den Bereichen Malerei, Installationen, Skulpturen, Fotografie und Multimedia aus. Das Konzept der Initiatoren ist ein Gesamtkunstwerk, das sich im Spannungsfeld der Arbeiten von etablierten Künstlern und Newcomern befindet. Trotz ihrer Verschiedenheit entwickeln sie eine gemeinsame Sprache, die mit dem spröden Charme der Industriearchitektur im Dialog stehet.

Seit einigen Jahren stellt die NordArt ein Land mit eigenem Pavillon in den Fokus. Nach China, den baltischen Staaten und Russland ist es in diesem Jahr die Mongolei. Eine Entscheidung, die sich durch Aktualität auszeichnet, da sich 2015 moderne Kunst aus der Mongolei in Europa vorstellt. Das Debüt erfolgt auf der im Mai beginnenden Biennale in Venedig, und ab dem 6. Juni werden dann, in Kooperation mit der mongolischen Botschaft, in Büdelsdorf die Werke von 34 Künstlern des Landes zu sehen sein. Die Schirmherrschaft hat L. Gantumur, Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft der Mongolei, übernommen. Kuratoren des Mongolischen Pavillons sind O. Oyuntuya und J. Bodibaatar.

Im Vorfeld der NordArt findet seit 2000 das internationale NordArt-Symposium statt. Bis zu 20 Künstler aus verschiedenen Generationen und Ländern werden im Mai etwa vier Wochen lang auf dem Gelände leben und arbeiten, um über Grenzen hinweg gemeinsam Kunst zu schaffen. So entstehen exklusiv für die NordArt großformatige Werke (Skulpturen, Installationen, Malerei).

Nachdem 2014 das Sonderprojekt „China Garden – Confronting Anitya“ mit dem ersten NordArt-Publikumspreis ausgezeichnet wurde, ist 2015 eine neue Auswahl chinesischer Objekte zu sehen. Kurator der „China Garden 2015“ ist Liang Kegang.

Neben dem Publikumspreis wird jährlich ein Künstler mit dem NordArt-Preis ausgezeichnet. Der Preisträger von 2014, die Gruppe AES+F aus Russland, ist wieder mit einer Videoarbeit in der NordArt 2015 vertreten. Der mit 10.000 Euro dotierte NordArt-Preis wird seit 2010 von Hans-Julius und Johanna Ahlmann (ACO Gruppe) gestiftet. Das Unternehmerpaar veranstaltet und finanziert in Form eines Public-Private-Partnership gemeinsam mit den Städten Büdelsdorf und Rendsburg die Ausstellung. Die stetig steigenden Besucherzahlen – 2014 zählte man 70.000 Gäste – sind für die Organisatoren ein gutes Zeichen und Ansporn, das schleswig-holsteinische Büdelsdorf als Hotspot der Gegenwartskunst zu etablieren. 

NordArt 2015 widmet ihren Länderfokus der Mongolei
Die Erben des Chinggis Khaan – Zeitgenössische mongolische Kunst

Mit der Mongolei setzt die NordArt ihren vierten Länderfokus nach China, den Baltischen Staaten und Russland. Auch auf der diesjährigen Biennale in Venedig gibt die Mongolei ihr Debüt. In Büdelsdorf (Schleswig-Holstein) wird jedoch aber eine weit größere Zahl von Künstlern – sowohl Newcomer als auch international renommierte – ihre beeindruckenden Arbeiten zeigen. Der Mongolische Pavillon wird von Oyuntuya Oyunjargal und Bodibaatar Jigjidsuren in Zusammenarbeit mit dem Chefkurator der NordArt, Wolfgang Gramm, kuratiert. Die Schirmherrschaft hat Gantumur Luvsannyam, Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft der Mongolei, übernommen. Kooperationspartner ist die Botschaft der Mongolei in Berlin.

Die wechselvolle Geschichte und die kulturelle Tradition aus Naturverbundenheit und der bis heute erhaltenen Nomadenkultur der Mongolen, die vom großen Chinggis Khaan im 13. Jahrhundert geeint wurden und deren religiöse Wurzeln sowohl im Schamanismus als auch im Buddhismus liegen, spiegelt sich auch in den Arbeiten der Künstler wider. Doch auch die Probleme des gesellschaftlichen Umbruchs der noch jungen mongolischen Demokratie bilden einen Bezugspunkt für Rückbesinnung, Zivilisationskritik und Suche nach einem eigenen Standpunkt und einer Identität im globalen Diskurs. Westliche und östliche Traditionen vereinen sich dabei zu überraschend modernen Erzählungen, die mit Fug und Recht als Weltkunst bezeichnet werden können. 

So steht Gankhuyag Lkhamsuren (Jahrgang 1961) für formelle und surreale Skulpturen, bei denen Menschen und Tiere harmonisch mit- und nebeneinander koexistieren. Otgonbayar Ershuu, genannt Otgo, (Jahrgang 1981) zeigt in Büdelsdorf ein sechs Meter langes und mehr als zwei Meter hohes, farbenprächtiges und filigranes Gemälde aus Menschen und Tieren. Lkhagvadorj Enkhbat (Jahrgang 1987) widmet sich in seinen Arbeiten den vergessenen, verlorenen, gezeichneten Menschen in der heutigen mongolischen Gesellschaft. Dorjderem Davaa, Bildhauer und Installationskünstler (Jahrgang 1981), sagt über die Kunst: „Der Künstler zeigt die speziellen Momente im Leben, in denen der Mensch nach dem tieferen Sinn von Freiheit fragt.“ 

Die NordArt 2015 wurde am Sonnabend, dem 6. Juni, um 17 Uhr eröffnet. Zur NordArt erscheint ein deutsch-englisch-sprachiger Katalog mit einem Extrateil zum Mongolischen Pavillon.


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KUNSTAUSSTELLUNG

NordArt in Büdelsdorf eröffnet

Schon Stunden bevor Mäzen Hans-Julius Ahlmann die Kunstausstellung Nordart 2015 mit dem mongolischen Siegesruf „Hipp hipp, Chorää!“ launig eröffnete, strömten 2000 Besucher auf das 80000 Quadratmeter große Außengelände, später in die 22000 Quadratmeter großen Hallen der ehemaligen Eisengießerei  Carlshütte. Werke von 250 Künstler aus 50 Ländern werden dort bis zum 4.Oktober gezeigt.

In aller Ruhe Lieblingsstücke erkunden, fiel schwer beim ersten Rundgang durch die von Chefkurator Wolfgang Gramm mit seiner Ehefrau Inga Aru zusammenstellten Schau. In der euopaweit umfassendsten Ausstellung mongolischer Kunst war das Gedränge besonders groß. Lv Chuns provozierendes Großwerk Festmahl mit elf tafelnden Schweinen, wie ein Empfangskomitee gegenüber des Eingangs positioniert, verlockte zum Foto. „Ich komme noch mal wieder,“ entschied Besucher Ewald Plehwe, wie viele andere Stammgäste auch. „Man sieht gar nichts von den Kunstwerken.“ 



Christoph (55) und Oxana Schlüter (38) aus Schönkirchen schafften es, kurz den Feinschliff
der bankähnlichen Holzskulptur von Lee Jae-Hyo zu ertasten, bevor der Hinweis vom Sicherheitserpersonal „nur gucken, nicht anfassen“, die Entdeckerfreude stoppte. Die gebürtige Russin fand in der Schau Bizarreland im Ausstellungsraum China Garden ein zweites Lieblingsstück: Eine Collage aus vervielfachten Häuser-Bildausschnitten, die kleinteilig aufeinandergesetzt, auf den ersten Blick wie Landschaften und Wälder aussahen. 


Günter Senkel (57) beeindruckte die schiere Größe der Ausstellungsflächen. „Es ist schon genial, was man hier präsentieren kann.“ Überraschung für den Kieler: „Ich hab ein Bild von meinem Freund Sascha Kaiser entdeckt. Hier auszustellen, ist ja schon eine Beförderung.“

Gast und Helfer Egon Blitza genoss unter einer blühenden Kastanie hinter der Wagenremise die Wirkung der Skulptur des Schweden Richard Brixel. Blitza hatte geholfen, das Werk On the rope mit der Dame, die über ein Seil ins Nichts balanciert, von der Grünfläche mit den hohen Bäumen am Eingang an ihren neuen Standort zu transportieren. Der Neumünsteraner war mit dem Standort zufrieden. „Sie braucht Himmel.“

Text und Bildmaterial: Beate König | Kieler Nachrichten


S!NNTAGSMALER: red|green

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S!NEDi: red|green 14-06-2015


Fortschreitende Verirrung | Sich per pedes verlaufen ...

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Ziellosigkeit als Reisetrend
nach einem Foto von: german.people.com.cn
Verirren für Fortgeschrittene

Von Anne Haeming | SPIEGEL.de

Erstens: Gehe zur nächsten Bushaltestelle. Zweitens: Nimm den nächsten Bus, der gen Innenstadt fährt. Drittens: Steige nach zwölf Haltestellen aus. Mit solchen Anleitungen erkunden Reisende spielerisch die Stadt - und entdecken per Zufall Orte, die kein Tourist kennt.

Man sieht sie nur noch sehr selten, diese Touristen mit zerknittertem Stadtplan in der Hand, der sich im Wind wölbt, während sie an Straßenecken mit irritiertem Blick Norden und Süden suchen. Und dann garantiert in die falsche Richtung marschieren.

Das nämlich ist so im 20. Jahrhundert! Denn heute lassen wir uns auf Reisen von Satelliten und ihrem Global Positioning System steuern. Und die Kunst, sich mal richtig gediegen zu verirren, ist eine Art aussterbendes Handwerk.

Doch seit einiger Zeit gibt es eine Gegenbewegung: Menschen, die sich verlaufen wollen. Wie Ellen Keith aus San Francisco. Die Grafikdesignerin hat die "Flaneur Society"  gegründet, eher eine Idee als ein Verein. "Wir gehen doch nur noch an Orte, die uns eine Community empfohlen hat", sagt sie mit Verweis auf Seiten wie "Yelp". Sie, die im Mekka der Silicon-Valley-Typen lebt, sagt: "Es hat mich irritiert, wie anders sich auf einmal alle durch die Stadt bewegen. Mit dem Smartphone nehmen wir den Raum um uns herum nur noch indirekt wahr."



Sich treiben lassen will gelernt sein

Also schrieb sie ein kleines Handbuch: "The Guide to Getting Lost"  - eine Anleitung, um sich besser zu verlaufen. Eine Hilfe für Leute, denen es schwer fällt, sich treiben zu lassen. Und so liest sich ihr Rezept wie eine Spieleanleitung: 

  1. Gehe zur nächsten Bushaltestelle. 
  2. Nimm den nächsten Bus, der gen Innenstadt fährt. 
  3. Steige nach zwölf Haltestellen aus. 
  4. Gehe nach dem Aussteigen nach links. 
  5. Wenn Du einem Mann mit Brille begegnest, dreh Dich sofort um und biege in die nächste Straße links ab.  -  Der Orientierungssinn: außer Gefecht.
Zeit solle man sich lassen, rät Keith, sich auch mal hinsetzen und nur schauen - sechs leere Seiten für Notizen sind angehängt. "In einer Stadt sich aber zu verirren, wie man in einem Walde sich verirrt, braucht Schulung", steht vorne in ihrem Handbuch. Das Zitat stammt von dem Philosophen Walter Benjamin, der als eine Art Ober-Flaneur das um die Jahrhundertwende entstehende Großstadt-Schlendern wohl am pointiertesten beschrieb.

Eine App hat Ellen Keith übrigens bewusst nicht aus ihrer Idee gemacht: "Ich habe darüber nachgedacht, ja. Aber es war mir wichtig, dass es eine komplett analoge Erfahrung ist."


Walken auf ausgetretenen Pfaden | S!-Photoarbeit



Spielanleitungen aus der App

Der andere Teil der Gegenbewegung setzt genau darauf: Apps fürs Mobilgerät, um die Selbst-Navigation per GPS zu überlisten. Was wie ein Widerspruch klingt, funktioniert zumindest bei jenen Ideen ganz prima, die dem gleichen spielerischen Prinzip wie Ellen Keiths Flaneur-Projekt folgen. Da ist etwa das etwas sehr minimalistische "Dérivé": Dort findet man Dutzende vergleichbare Anleitungen ("Finde etwas Altes und etwas Neues."), die Zufallsrouten entstehen lassen, für Städte von Abu Dhabi über New York bis Kampala. Jeder kann sich darüber hinaus selbst Spielanweisungen ausdenken und der Community zur Verfügung stellen.

Entdeckungen im Abseits des 
virtuellen Mainstreams - 
Mit etwas mehr interaktivem Witz hat das Künstlerprojekt "Broken City Lab" aus der Nähe von Toronto ihre App "Drift" konzipiert, die explizit dazu anregt, sich an vertrauten Orten zu verlaufen: Es gibt einen eingebauten Kompass, man kann aus der App heraus Fotos machen und sie per Twitter oder E-Mail teilen.

Dagegen kommen Seiten wie "Mosey" und "Detour" eher wie kuratierte Stadtwanderungen daher: Auf "Mosey" teilen Nutzer Lieblingsorte einer Stadt, die man dann mit Blick auf den interaktiven Stadtplan abschlendern kann. Die direkte Suche nach Touren bestimmter Städte ist aber alles andere als intuitiv, nämlich: nicht möglich. Man findet sie nur, wenn man in den Profilen der anderen Nutzer stöbert.

"Detour" ist um einiges aufwendiger (wenn auch bislang nur für San Francisco und Austin): Rund eine Stunde lang dauern die Touren, die einen via Audioguide und Map in unerwartete Ecken lotsen. Eine auf den Spuren von Müll in der Stadt, eine zu den tollsten Konditoreien, eine andere in die Ecken, in denen sich Jack Kerouac, Allen Ginsberg und die anderen Beatpoeten in den Fünfzigerjahren rumgetrieben haben.

Stets zig Ziele vor Augen

Jedoch: In einen "Straßenrausch" wie der Soziologe Siegfried Kracauer Anfang des 20. Jahrhunderts auf seinen Touren durch Paris und Berlin kommt man so nicht. Der Flaneur sei einer, "der ziellos dahinschlenderte und das Nichts, das er um und in sich spürte, durch eine Unzahl von Eindrücken überdeckte", schrieb er. So herum strawanzend, fand er, könne man aus den "Oberflächenphänomenen" der Stadt den Gemütszustand der Gesellschaft ablesen.

Unser Gemütszustand ist eher: Wir fühlen nichts vor lauter Eindrücken, stets zig Ziele zugleich vor Augen - da wird die Suche nach Orientierung outgesourced an Googlemaps. "Wir versuchen alle, von A nach B zu kommen", sagt Ellen Keith. "Aber was, wenn da kein B ist?"

Wer dennoch zaudert, aufs "B" zu verzichten und das Handy-Navi auszuschalten, kann sich von Hobbyläuferin Claire Wyckoff aus Portland inspirieren lassen: Ihre Joggingtouren legt sie so, dass aus den GPS-Spuren Bilder entstehen. Neue Ecken lernt man so garantiert kennen. Nur eines darf man bei dieser Straßenmalerei nicht: sich verlaufen.

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In Stuttgart auf dem Kirchentag konnte man uns vereinzelt wieder sehen, die "Stadtplansucher" - eben auf dem Stadtplan, der dem Kirchentags-Programmheft dankenswerter Weise beigelegt ist: Orientierung und Wegweisung "von oben" sozusagen ... 

Aber das waren meist nur die Kirchentags-Teilnehmer meiner Altersklasse - denn die Jüngeren starrten auf ihre Handys, auf ihre Apps dort, und die Autofahrer auf ihr Navi-Gerät. Aber dabei bekommt man von der "Kulisse" der Stadt selbst, in der man sich gerade befindet, nicht so viel mit: den herrschaftlichen Bürgerhäusern aus der Jugendstil-/Vorkriegszeit, den modern verglasten Kastenbauten à la Bauhaus-Architekten der sogenannten Neuzeit. Man entdeckt nicht die Putten am Fenstersims und die Geranien neben der Wagenfeld-Leuchte hinter dem hohen Fenster in der XY-Straße ... 

Und - was vielleicht noch viel wichtiger ist - wenn man verzweifelnd den Stadtplan drehte und das Ziel nach Laufrichtung oder den Windrichtungen festmachen wollte, wurde man stets von freundlich mitleidigen Einheimischen angesprochen: "Kann ich Ihnen helfen..." - man kam in Kontakt und hörte die "fremde" schwäbische Mundart: "Kann i ihna helfa" - man erfasste als "Norddeutscher", wie ich von den Stuttgartern als Sennestädter/Bielefelder bezeichnet wurde, das unmittelbare "Ausland", in dem man sich befand, mit allen Sinnen ...

Insofern finde ich den SPIEGEL.de-Beitrag vom "Verirren für Fortgeschrittene" ganz prima: In den vorgeschlagenen überlegt voranschreitenden "Fortschritts"-Anweisungen drückt sich eine Nostalgie und Sehnsucht aus, da wird der Orientierungssinn wieder geschärft und die Umwelt wieder wahrgenommen - da werden all die Sinne angesprochen, die der Mensch als futtersuchender über die Steppe laufender Jäger und Sammler vor Millionen von Jahren allmählich ausgebildet hat - und die nun allmählich ins Virtuelle abzugleiten drohten ... Als Völkerwanderer - und insofern ist ja jeder Mensch über Generationen hinweg jemand mit "Migrationshintergrund" - war er drauf geeicht, sich neue Plätze zu suchen, sich immer neu zurechtzufinden ...

Und orientierte sich an Sonne, Mond und Sterne und Windrichtung und später mit dem Kompass - anstatt mit diesen neumodischen "Global Positioning Systems" ...

Und es ist doch wunderschön, von einer Person mit einem normalen menschlichen Sprechwerkzeug "in real life" angesprochen zu werden: "Kann i ihna helfa" ...

Nach einem Foto von dpa/der westen.de


Einen jungen Menschen, der konzentriert und weggetreten auf seine Handy-App starrt und Stöpsel für seine heruntergeladenen Hits in den Ohren hat, hab ich noch nie angesprochen - erfahrungsgemäß erschrecken die sich dermaßen, dass sie geradezu panisch und verstört auf derartige Ansprachen reagieren... - S!

Tote kommen mitten in Berlin an ...

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Die Toten kommen

Europas Grenzen sind militärisch abgeriegelt. Sie sind jetzt die tödlichsten Grenzen der Welt. Jahr für Jahr sterben Tausende Menschen beim Versuch, sie zu überwinden. Europa hat den Einwanderern den Krieg erklärt – ein Krieg, dem ausschließlich Zivilisten zum Opfer fallen: am Evros, auf dem Mittelmeer und sogar in Nordafrika. Die Opfer dieses Krieges werden massenhaft im Hinterland südeuropäischer Staaten verscharrt. Sie tragen keine Namen. Ihre Angehörigen werden nicht ermittelt. Niemand schenkt ihnen Blumen.




Das Zentrum für Politische Schönheitändert das jetzt. Die Toten Einwanderer Europas kommen in den nächsten Tagen von den EU-Außengrenzen in die Schaltzentrale des europäischen Abwehrregimes: in die deutsche Hauptstadt – direkt vors Bundeskanzleramt. In einer großangelegten Aktion werden Menschen, die auf dem Weg in ein neues Leben vor wenigen Wochen getötet wurden, direkt zu ihren bürokratischen Mördern gebracht. Wir organisieren die Beerdigungen der Opfer der militärischen Abschottung – im Herzen Europas.
„Gemeinsam mit den Angehörigen haben wir 10 menschenunwürdige Grabstätten geöffnet und die Toten exhumiert. Sie sind jetzt auf dem Weg nach Deutschland!“ 
Philipp Ruch, Chefunterhändler
Die Toten sind jetzt auf dem Weg nach Deutschland. Die Angehörigen haben jeweils entschieden, was geschehen soll. Am Ende werden wir diese Opfer der Abschottungspolitik im Herzen Berlins menschenwürdig bestattet. Ihr Tod kann nicht rückgängig gemacht werden. Aber ihre sterblichen Überreste können Europas Mauern zu Fall bringen. Diese Aktion wird Europa in einen Einwanderungskontinent zurückverwandeln.


„Nach dem Willen des deutschen Innenministers sollten die Toten unsichtbar bleiben. Wir bringen sie ins Zentrum der Macht, dorthin, wo die Schießbefehle für den Europäischen Todesstreifen herkommen: in das Berliner Regierungsviertel.“ 
Stefan Pelzer, Eskalationsbeauftragter  


Für die Überführung und Beerdigung jedes Toten benötigen wir 14.900 Euro. Helft mit, die Opfer der militärischen Abriegelung Europas nach Deutschland zu bringen:
1 Überführung von den EU-Außenmauern nach Deutschland + Beerdigung:
14.900 € 
2 Beerdigungen:
29.800 € 
3 Beerdigungen:
44.700 € 
4 Beerdigungen:
59.600 €

Termine

Bitte habt Verständnis, dass wir aufgrund des politischen Sprengstoffs den Auftritt der Toten in der Schaltzentrale des europäischen Abwehrkrieges nur kurzfristig bekanntgeben.
1. + 2. Tote:
  • Morgen, Dienstag, 16. Juni 2015, 10 Uhr.
  • Wo? Friedhof Berlin-Gatow, Maximilian-Kolbe-Str. 6, 14089 Berlin
  • Wer? Muslimische Beerdigung zweier Opfer der militärischen Grenzabschottung Europas (Mutter und zweijähriges Kind, ertrunken)
Erwartet wird die Anwesenheit der mit Flüchtlingsabwehr und EU-Aussenmauern betrauten Stabsstellen des Bundesinnenministeriums.
"Das Recht der Angehörigen auf Totenfürsorge besitzt in Deutschland Verfassungsrang. Angehörige nicht zu ermitteln und ihnen damit die Möglichkeit zu nehmen, bei der Bestattung ihrer Liebsten anwesend zu sein, ist ein Verbrechen an der Menschheit." 
Cesy Leonard, Chefin des Planungsstabs
Der Marsch der Entschlossenen

Am Sonntag, den 21.06., bringt ein Marsch der Entschlossenen weitere Tote zum Kanzleramt, um sie direkt vor den politischen Entscheidungsträgern zu beerdigen. Auf dem Vorplatz des Kanzleramtes soll eine Gedenkstätte der besonderen Art entstehen: ein Friedhof für die „unbekannten Einwanderer“. Da die Europäische Union viel mehr Friedhöfe für ihre tödliche Politik benötigt, müssen auch in Deutschland neue Felder entstehen. Angeführt von einem Bagger treten Entschlossene einen stillen Marsch zum Kanzleramt an, um dort friedlich die Grundsteine für einen Gedenkfriedhof zu legen.
Sonntag, 21. Juni 2015, 14:00 Uhr. Treffpunkt: An der Neuen Wache / Unter den Linden 4, 10117 Berlin.


Der neugestaltete Vorhof am Kanzleramt: das Friedhofsfeld Den unbekannten Einwanderern für die Opfer der militärischen Abriegelung Europas.


So geht Europa mit seinen Toten um!
  • Keiner soll die Toten sehen: im August 2010 entdecken deutsche Aktivisten ein Massengrab in Sidiro, Griechenland mit über 200 Leichen. Frauen, Kinder und Männer, die beim Übertritt der (damals von deutschen Polizisten) schwer bewachten türkisch-griechischen Grenze ertrunken sind. Obwohl der Auftrag der Bezirksregierung eine Waschung und Beerdigung der Verstorbenen nach muslimischen Gebräuchen vorsah, verscharrt der Beerdigungsunternehmer die Leichname entlang eines schwer zugänglichen Sandweges im Hinterland – wo sie bis heute liegen. Der Wegesrand wird später von den Behörden kurzerhand zum Friedhofsfeld umdeklariert.
  • Am 22. Januar 2015 werden in Catania auf Sizilien 13 Leichen von Flüchtlingen in einer Lagerhalle entdeckt, darunter zwei Kinder. Die Toten lagen dort aufgrund von „bürokratischen Hürden“ einfach 8 Monate rum. Man hatte sie einfach vergessen.
  • Am 30. Mai 2015 verkünden die Medien die Bergung von 17 Toten (z.B. hier, hier und hier). Was sie nicht ahnen: dieses Mal haben wir alles vorbereitet, um für die europäische Öffentlichkeit zu verfolgen, was mit diesen Toten geschieht. Die Leichnamen werden in Müllsäcke verpackt und in eine Kühlkammer im Krankenhaus von Augusta übereinander geworfen – gegen jede Form des Anstands. Es sind Bilder, die wir nie sehen sollten. Wer es wirklich sehen will, schaut in den Film oben oder auf unsere Webseite.
„Der Aktion gingen die intensivsten Recherchen seit Bestehen des Zentrums für Politische Schönheit voraus. In den vergangenen Monaten haben wir fünf EU-Außengrenzen besucht, die Angehörigen von Flüchtlingen ermittelt, die Massengräber besichtigt und Kühlhäuser inspiziert. Die Zustände vor Ort sind eine Schande für Europa. Die Toten werden weggeworfen wie Müll. Und das in unser aller Namen.“ 
Paul Stauffenberg, Leiter der Außeneinsätze auf Sizilien
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Es handelt sich um Aktionskunst in nie dagewesenen Dimensionen. Monatelange Recherchen an den Außengrenzen, auf Friedhöfen und nach Angehörigen münden in der einen Meldung: Die Toten sind auf dem Weg in die deutsche Hauptstadt ...

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Und wieder eine von diesen unbedingt unterstützenswerten Aktionen des Zentrums für Politische Schönheit, das immer wieder durch seine unorthodoxen und eindrücklichen Aktionskunst-Interventionen auf sich und gleichzeitig natürlich auf unhaltbare Zustände in der Welt aufmerksam machen will ...

Nachdem das Zentrum zuletzt z.B. die Gedenkkreuze der Toten an der Berliner Mauer demonstrativ zu den südeuropäischen Außengrenzen Europas verbracht hatten, um so zu zeigen, wo heutzutage an Grenzen mit klammheimlicher Billigung demokratisch gewählter europäischer Regierungen weiterhin rücksichtslos getötet wird - und um dann diese "ausgeliehenen" Kreuze wieder nach Berlin zurückzubringen ...

... bringt man mit dieser neuerlichen Aktion direkt die Überreste der zumeist ertrunkenen Boat-People-Toten von den Südgrenzen Europas direkt ins Herz - nach Berlin - ganz in die Nähe des Stelenfeldes, mit dem an die Holocaust-Opfer gedacht wird - um sie dort endlich mit der nötigen Würde zu bestatten, nachdem sie bis jetzt unter zumeist widrigen Umständen einfach irgendwo in kaum zugänglichem Gelände rasch ohne großes Aufsehen verscharrt wurden - weil dieser gesamteuropäische Schandfleck ganz stickum vertuscht werden soll ... 

Stattdessen verhandelt man publikumswirksam in Marathon-Sitzungen zum x-ten Male mit den Griechen Varoufakis und Tsipras, einfach damit man sich schadlos hält und europäische Banken keinen nennenswerten Schaden erleiden ... Und dass sind gemessen an das mehrere 10.000-fache Leid der unbekannten afrikanischen Flüchtlinge, die bei ihrer Flucht ums Leben kamen und kommen - wirklich nur ganz lächerliche Peanuts ... - S! 

Die Toten kommen - mitten in Berlin ... - Bericht des Spiegel über die Aktion des Zentrums für politische Schönheit ...

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Flüchtlingsboot (Archivbild): Wie steht es um die Würde der Ertrunkenen? - Foto: DPA/ Opielok Offshore Carriers

Politaktion

Künstler holen Flüchtlingsleichen nach Berlin

Von Georg Diez | SPIEGEL.de


Die Aktion wirkt krass und pietätlos, doch es geht um ein ernstes Anliegen: Das Zentrum für Politische Schönheit will der Toten gedenken, die auf der Flucht nach Europa ums Leben kamen - mit Bestattungen mitten in Berlin.


"Die Toten kommen": Sie werden bald vielleicht in Berlin sein, in der Mitte der Macht. Was wie die Werbung für einen Zombiefilm klingt, ist die neueste angekündigte Aktion des Zentrums für Politische Schönheit - eines Kollektivs, das sich aufmerksamkeitsintensiver Aktionskunst verschrieben hat.

Die Frage, die dieser Aktion zugrunde liegt, ist einfach: Was passiert eigentlich mit den Toten, den Tausenden von Menschen mittlerweile, die entlang der Grenzen Europas sterben, ertrunken meistens im Mittelmeer, angespült, aufgefischt - und dann?

Dann werden sie, die im Leben nie die Würde gefunden haben, die ihnen als Mensch gebührt, auch im Tod misshandelt: Sie werden irgendwo zwischen Olivenbäumen verscharrt, namenlos. Sie werden monatelang in Kühlräumen gelagert. Sie werden vergessen, denn sie stören eine Politik, die schon genug damit zu tun hat, sich die Lebenden vom Leib zu halten.

Die Aktion des Zentrums für Politische Schönheit will diesen Toten eine letzte Ruhestätte schenken - und ihnen ihre Sichtbarkeit zurückgeben. Es sei die bislang "radikalste" Aktion, so sagt es Philipp Ruch, der künstlerische Leiter des Zentrums für Politische Schönheit. Monatelang hätten seine Mitarbeiter recherchiert, sagt Ruch, in Italien, Griechenland, in Libyen, an den Außengrenzen der Festung Europa also.

"Die Toten kommen" klingt wie eine Art Fortführung und Umkehrung ihrer bislang medienwirksamsten Aktion, bei der sie im November 2014 die Kreuze der Mauertoten in der Mitte von Berlin abmontierten und sie an die Grenzzäune brachten, wo die, wie Ruch sagte, "Mauertoten von heute" sterben. Jene Aktion stieß damals auf Kritik, vor allem seitens der Berliner Politiker: Kai Wegner zum Beispiel, der Generalsekretär der Berliner CDU, nannte das Vorgehen des Zentrums für Politische Schönheit pietätlos; Opfergruppen dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Das Kollektiv sieht es anders: Es ging ihnen damals und es geht ihnen heute darum, die Gewissensrituale der Gesellschaft zu durchbrechen, den Panzer der politischen Rhetorik zu zerbrechen, den vorgefertigten Bildern der Nachrichtensendungen andere Bilder entgegenzusetzen. Es geht darum, so sehen sie es, eine verbrecherische Politik haftbar zu machen und die Frage der Schuld zu stellen.

Zehn Leichen, so heißt es in der Presseerklärung des Zentrums für Politische Schönheit, haben sie bislang exhumiert, in Zusammenarbeit mit Priestern und Imamen: Die erste Beerdigung einer Frau, die als "Unbekannte Nummer 2" in Sizilien lag, soll am Dienstag dieser Woche stattfinden, auf dem Friedhofsfeld von Berlin-Gatow. Sie hätten die Identität der Toten herausgefunden, sagt Ruch, es sei eine Frau aus Syrien, im März ertrunken, als das Boot, das sie übers Mittelmeer bringen sollte, kenterte.


SPIEGEL.de

Ihr Mann überlebte und auch drei ihrer Kinder, die beiden Söhne, neun und sieben, und die vierjährige Tochter. Vermisst wird noch immer das zweijährige Kind, es wird symbolisch mitbegraben. Der Mann und die drei überlebenden Kinder haben sich nach Deutschland gerettet, "man hätte herausfinden können, wer diese Frau ist", sagt Philipp Ruch, "wenn man nur gewollt hätte".

Merkel und de Maizière zur Beerdigung geladen

Ist diese Aktion also krass und pietätlos, Leichen quer durch Europa zu fahren, um sie in Berlin als künstlerischen Coup zu beerdigen? Oder ist die Politik krass und pietätlos, die ganz bewusst entschieden hat, das Rettungsprogramm "Mare Nostrum" durch das Abschottungsprogramm "Triton" zu ersetzen? Und sind die Medien krass und pietätlos, die nicht in der Lage sind, den Gleichklang von Kentern, Tod und Not zu durchbrechen? Braucht es, anders gesagt, solche Aktionen, die in gewisser Weise sogar in Leerstellen des Journalismus stoßen und Arbeit machen, für die andere zu faul oder zu feige sind?

Sie sind keine Aktivisten, sagen sie selbst, sie sind Künstler. Und so haben sie eine Gästeliste für die geplante Beerdigung am Dienstag veröffentlicht, die sie als Anschauungsunterricht zur "Humanität Europas" verstehen, zu dem sie allen voran Innenminister Thomas de Maizière und Angela Merkel eingeladen haben, aber auch Staatssekretäre, Ministerialräte, Regierungsdirektoren, 39 Leute insgesamt - die "bürokratischen Mörder", so nennt sie Ruch. Zwei Reihen, die wohl frei bleiben werden am Dienstag in Berlin-Gatow.

Für Angela Merkel haben sie zwei Reden vorbereitet, falls sie kommen sollte: In der einen spielt sie routiniert auf der Freiheits-Flöte und entbindet die Politik von jeder Verantwortung - in der anderen erklärt sie ihren Rücktritt, weil die "politische Elite Europas, mit mir an entscheidender Stelle, eine ungeheuerliche Schuld trifft" und sie dabei sei, "eine europäische Idee zu verunmöglichen, die dem jahrhundertelang gewachsenen kulturellen Reichtum und den humanistischen Traditionen gerecht werden könnte".

Dieser Rücktritt wird natürlich nicht passieren, aber "die Einschläge kommen näher", wie Ruch sagt.

Wo und wann die anderen Beerdigungen stattfinden, wird erst kurz vorher bekannt gegeben, zu groß scheint die Sorge zu sein, dass die Behörden diese Aktion unterbinden. Sie wollen, wie sie sagen, "Deutschland die Toten präsentieren". Sie planen Beerdigungen bis ins Zentrum von Berlin. Sie rufen auf zum "Marsch der Entschlossenen" am kommenden Sonntag, mit einem Bagger voran, vor dem Kanzleramt soll ein "Friedhofsfeld der Superlative" entstehen: Ein großer roter Bogen soll sich über dem Gräberfeld wölben, auf dem steht "Den unbekannten Einwanderern", und über dem Eingang stünde "Die Flüchtenden werden einst wir sein".

Für ihre Aktion haben sie eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, für 2500 Euro darf man den Bagger fahren, der den Platz vor dem Kanzleramt aufbrechen soll.

Diese Fragen also haben die Künstler gestellt: Wer trägt die Schuld? Was ist Würde? Wie geht Europa mit Flüchtlingen um, den lebenden und den toten? Die Antwort liegt bei uns.

Europas tödliche Grenzen >> (hier clicken zum Multi-Medi-Spezial)

Harry Rowohlt ist tot ...

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Eines Tages gingen Pu der Bär und sein Freund Ferkel durch den sturmumtosten Wald. "Angenommen, ein Baum fällt um, Pu, wenn wir direkt darunter stehen?" fragte Ferkel besorgt. Nach gründlichem Nachdenken antwortete Pu: "Angenommen, er fällt nicht um."













Übersetzer, Autor und Schauspieler
Harry Rowohlt ist tot

Er war nicht nur Fans des Kinderbuch-Klassikers "Pu der Bär" ein Begriff: Seine Übersetzungen gelten als genial, seine Kolumnen als äußerst bissig und seine Stimme als unverkennbar: Harry Rowohlt ist nach längerer Krankheit im Alter von 70 Jahren gestorben. Das bestätigte seine Familie gegenüber dem NDR.

S!NEDi|graphic: Harry Rowohlt nach einem Foto im STERN-Nachruf


Bekannt wurde er vor allem durch seine Übersetzungen amerikanischer Literatur. Neben "Pu der Bär"hat er Bestseller wie Frank McCourts "Die Asche meiner Mutter"übersetzt. Seit 1969 hatte er an die 200 Bücher ins Deutsche übertragen. Als Autor und Journalist schrieb er regelmäßig Kolumnen. Eine der bekanntesten ist "Pooh's Corner - Meinungen eines Bären von sehr geringem Verstand", die regelmäßig in der Wochenzeitung "Die Zeit" erschien und in der er den Kulturbetrieb messerscharf auseinander nahm.

Seine bissigen Texte sind in zahlreichen Sammelbänden erschienen. Mit seiner unverkennbar brummigen Stimme hat Rowohlt auch Hörbücher und aufgenommen und war Sprecher des Bären in Wenzel Storchs Spielfilm Die Reise ins Glück... Dem Fernsehpublikum ist der Hamburger noch aus einer ganz anderen Rolle bekannt: Seit 1995 war er als Hartmut Rennep ("Penner Harry") wöchentlich in der Lindenstraße zu sehen.
Rowohlt erbte 49 Prozent des gleichnamigen Verlags von seinem Vater Ernst Rowohlt, wollte aber nicht dort einsteigen. Sein Bruder und er verkauften den Verlag Anfang der 1980-er Jahre an die Holtzbrinck-Gruppe.

Rowohlt war außerdem für seine exzessiven Solo-Bühnenauftritte bekannt, die selten weniger als vier, manchmal sogar mehr als sechs Stunden dauerten. Er unterbrach die Lesungen häufig für Kommentare zu den Texten, abschweifende Bemerkungen, Anekdoten, autobiografische Erzählungen, Dialoge mit dem Publikum und vieles mehr, sodass die gelesenen Texte eher im Hintergrund standen. Die solcherart aufgelockerten Veranstaltungen nannte er lange Zeit „Schausaufen mit Betonung“, da er während der Lesung alkoholische Getränke zu sich nahm.


Im Juni 2007 gab Rowohlt bekannt, dass er an der nicht heilbaren Krankheit Polyneuropathie leide, die seine Gehfähigkeit stark beeinträchtigte. Die eigene Krankheit kommentierte er sarkastisch: „Ich brauch’ mich als passionierter Stubenhocker nicht groß umschulen zu lassen.“ Seine Rolle in der Lindenstraße wollte Rowohlt weiterführen, notfalls im Sitzen, wie er dem Produzenten unverzüglich mitteilte. Nach längerer weitgehender Alkoholabstinenz gab Harry Rowohlt seit 2009 wieder Lesungen. Da ausschließlich Wasser auf dem Tisch stand, nannte er die Veranstaltungen nun „Betonung ohne Schausaufen“.

Cartoon von Hauck & Baue
Text- und Foto-Quelle undWIKIPEDIA


Nun - ich bin ähnlich lange auf dieser Welt, wie Harry Rowohlt - und bin ihm sogar schon einmal persönlich begegnet: auf einer der Herren-Toiletten bei der Frankfurter Buchausstellung. Ich erinnere mich noch, das mir die nikotingelbbraunschwarzen (Gauloises, Roth Händle ???) Fingerkuppen an ihm auffielen beim anschließenden Händewaschen. Sonst sah ich ihn sein Lebenlang ab und zu in der Lindenstraße und hörte ihn auf NDR kultur und las in der ZEIT öfter mal seine Kolumnen ... - und blätterte an und ab im "Pu" ...
Als "Alt"-68-er imponierte mir, dass er quasi nur mit abgebrochenen Miniausbildungen das alles leistete, was er auf allerhöchstem literarischen Niveau leistete, und das er quasi auf die ganz große Knete-Karriere bewusst verzichtete ... Er blieb sich treu - anders als Joschka Fischer und Gerhard Schröder, die immer aus ihrer Proletenbrille auf die Kohle schiel(t)en und klammheimlich Diktatoren verehr(t)en ... 
Dagegen spielte er, der sicherlich auch mal Millionär war, einen Penner im Fernsehen - das mochte ich ...
Schade - dass er so früh gehen musste - und dass leider allzuviel Leute sagen werden: Siehste - das hat er nun davon: kein Hochmut führt letztlich aber dann auch zu Fall ...

Harry Bär-Rowohlt ist tot - Gysi-Rowohlt ...

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Ich habe gerade diesen sehr einfühlsamen, fast zärtlich fundierten Abgesang von Arno Frank auf SPIEGEL.de gelesen - mit dem Titel: 

(Link anclicken...)

Und dann habe ich dieses kleine Liedlein anbei gefunden, das Harry Rowohlt für das Kinderbuch "Sie sind ein schlechter Mensch, Mr Gum!" von Andy Stanton hineinübersetzt hat - und dann - als meinen letzten Gruß - eine passende Abbildung aus meinem Oeuvre gesucht und vielleicht gefunden, das vielleicht diesen Zeilen in etwa entsprechen könnte ...



S! - augenaugen - für harry rowohlt

Man muss Augen haben,
Augen für die schönen Dinge des Lebens!
Wenn man nur Augen hat
Für das Entsetzliche und das Schlechte,
Wie will man dann
Ich habe gesagt: Wie will man dann
Ich habe gesagt: Wie will man dann
Die Schokolade finden, die einem zusteht?

REFRAIN:
Yeah, yeah, yeah!
Yeah, yeah, yeah, yeahyeahyeahyeahyeah!
Yeah, yeah, yeah!
Ja.

Man muss Augen haben
Augen für erstaunlich Erfreuliches und so!
Wenn man nur Augen hat
Für ranzige Nüsse, mit Spucke gefüllt,
Wie will man dann
Ich habe gesagt: Wie will man dann
Sag mir: WIE will man dann
Die Schokolade finden, die einem zusteht?

(Refrain. Gitarrensolo.
Refrain wird mit Geräuschen vom Vogel Strauß wiederholt und langsam
ausgeblendet.)

Harry Rowohlt: 
Lied aus der Übersetzung eines Kinderbuches "Sie sind ein schlechter Mensch, Mr Gum!" von Andy Stanton

---------------------------------------<

Tja - und hier 1:25:03 der Harry Rowohlt - interviewt von Gregor Gysi

Street-Art geht in die Tiefe - oder der Sache auf den Grund ... | 1010 malt auf die Pariser Autobahn ...

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STREET|ART 
Kunst auf Pariser Autobahn

Haarscharf am Abgrund vorbei

Von Sören Harder | SPIEGEL.de 

In einem Pariser Autobahnring klafft ein riesiger Krater, aber kaum ein Autofahrer nimmt ihn wahr. Denn der Abgrund ist eine Illusion.

Foto: Galerie Itinerrance

Berufsverkehr auf der Pariser Stadtautobahn Périphérique: Autos und Lastwagen verstopfen die Straße, es geht nur langsam voran. An einer Stelle macht die Autobahn plötzlich einen leichten Schlenker, weicht auf ein kurzes neues Stück Fahrbahn aus. Daneben klafft auf dem alten Autobahnabschnitt ein gigantisches Loch - Schicht um Schicht führt es tiefer ins schwarze Nichts. Die Pariser ahnen nichts davon, dass sie in ihren Autos keine zehn Meter sprichwörtlich am Abgrund vorbeifahren.

SPIEGEL-Fotostrecke Juliette Hüsler
Schöpfer dieses Abgrunds, dieses Portals mit seiner faszinierenden wie beängstigenden Wirkung ist der Hamburger Künstler 1010, gesprochen TenTen. Er ist in den vergangenen Jahren zu einem international gefragten Künstler avanciert, bekannt durch seine Gemälde von Löchern und Portalen an Häusern und Wänden. Das in Paris ist sein bislang größtes - und das erste auf einer Autobahn.

"Halb Paris fährt jeden Tag dran vorbei, aber niemand kann das Kunstwerk wirklich sehen", sagt er. "Das gefällt mir." Den Parisern wiederum dürfte gefallen, dass alles nur eine Illusion ist; geschaffen mit rund 400 Litern Farbe.

SPIEGEL-Fotostrecke Juliette Hüsler
Wo natürliche Formen fremd wirken

Der Ort? Ein stillgelegtes Stück Autobahn am 13. Arrondissements der französischen Hauptstadt. "Der ganze Bezirk erinnert an die Hamburger Hafencity", so der Künstler. "Geschlossene Effizienzbauten aus Stahl und Glas. Viele Büroflächen und darüber Wohnungen zum gehobenen Preis."

Im 13. Arrondissements sitzt auch die Galerie Itinerrance. Schon häufiger hat sie nationale wie internationale Künstler dazu eingeladen, ihre Kunstwerke auf öffentlichen Flächen auszustellen. Die Galerie gab auch den Anstoß für das Autobahn-Gemälde von 1010. Als Mehdi Ben Cheikh, Leiter der Galerie, erfuhr, dass der Straßenabschnitt mehrere Monate ungenutzt bleiben würde, war klar: Dort musste Kunst installiert werden. Er fragte 1010 an.

Dann ging alles ganz schnell. Durch vorherige Ausstellungen im öffentlichen Raum besaß die Galerie ein Netzwerk an Kontakten, das die Genehmigung deutlich vereinfachten. "Das war natürlich sehr hilfreich", so 1010.

Was ist wahre Größe?

Dann stand der Künstler nur noch vor der Frage: Was mache ich dort? "Ich habe mir das Gelände zuerst über Google Maps angesehen. Alles ist dort der Architektur und dem Verkehr unterworfen. Ich entschied mich dafür, natürliche Formen zu nutzen, weil diese dort nahezu fremd erscheinen. Besonders aus der Vogelperspektive", sagt 1010.
So entstand sein Graffiti-Gemälde mit den weichen, wellenartigen Rändern. Es wirkt so, als fahre es Schritt für Schritt in einen Abgrund, einen Krater, ein Loch - einzigartig, aber doch ein typisches 1010-Kunstwerk.

Ende Mai war es dann soweit: Der Künstler und seine drei Assistenten sprühten das Gemälde auf den Straßenbelag. Das Loch in der Pariser Autobahn ist mit gut 4500 Quadratmetern das bislang größte Kunstwerk von 1010: "Von der Fläche her stimmt das", gibt sich der Künstler bescheiden. "Ob es mein größtes ist, muss jeder selbst entscheiden." Er male lieber, als Rankings aufzustellen.

Fotomaterial SPIEGEL-Fotostrecke Juliette Hüsler + Galerie ITINERRANCE

SPIEGEL-Fotostrecke Juliette Hüsler


Ich habe schon oft hier im Blog von der Kunstform STREET|ART berichtet, die ja ein besonderes öffentlich wahrnehmbares Genre innerhalb der bildenden Kunst darstellt und uns hauptsächlich als Graffiti wahrnehmbar entgegentritt. Die Kunst hat in dieser Form das oft muffige und elitäre Museum oder die Kunsthalle verlassen - und bereichert uns und unsere Wahrnehmung, ohne dass wir erst Eintritts- oder gesellschaftliche Schranken zu überwinden hätten. Kunst etabliert sich im öffentlichen Raum ...

Und hier nun mit der Arbeit von 1010 hat sich eine weitere Spielart der Street|Art entwickelt: Kunstwerke, die in ihrer ganzen Dimension eigentlich nur aus dem Helikopter oder mittels Foto- und Videodrohne in ihren ganzen Ausmaßen zu erkennen sind - also nicht mehr vertikal an die Hauswand oder Mauer gesprüht - sondern direkt auf die horizontale Basis - z.B. auf den Asphalt einer Autobahn - komponiert und aufgetragen werden. Die Leinwand hat hier endgültig ausgedient ... Und in solchen riesigen Dimensionen und der Eroberung des Weichbildes eines städtebaulichen Ensembles oder einer Landschaft - eben des gesamten öffentlichen Raumes überhaupt - entwickelt diese Form von Street|Art auch eine Nähe zur Land|Art und auch beispielsweise zu den Arbeiten von Jeanne-Claude & Christo ...


Vorratsdatenspeicherung (VDS) und Willys Prophezeiung einer Mehrheit "Links von der Mitte" ...

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Na ja - "Wer hat uns verraten ... ??? - Richtig: Die Sozialdemokraten" !!! 

"Hier stehen wir - wir können nicht anders" (... und für was wir stehen - das weiß der Gilb ...) -
 Foto: SPIEGEL-Kolumne Sasha Lobo und AFP

Ich habe das bereits 2013 - direkt   v o r   der Bundestagswahl prophezeit - nämlich dass diese von Willy Brandt apostrophierte "Mehrheit links von der Mitte" wieder einmal ignoriert und vertan wird - aus Machtkalkül - wie ich damals meinte ...

Aber nach der Schande mit Hartz IV und der Agenda 2000 ist die SPD nun dabei, trotz oder wegen der Regierungsbeteiligung im wahrsten Sinne des Wortes "unter Merkel" die "Vorratsdatenspeicherung" - die heutzutage auch schon gern mal ganz politprofihaft "VDS" abgekürzt wird - abermals aus einem puren aktuellen "Machtkalkül" heraus - nun einfach schnöde zu "verraten" - und im Bundestag entgegen aller früheren Beteuerungen nun plötzlich mit der Union zu unterstützen ... Die seit Jahren als Argument vorgetragene Polittautologie "Wir brauchen die Vorratsdatenspeicherung, weil wir die Vorratsdatenspeicherung brauchen" hat die Verstörungen an der SPD-Basis noch einmal verstärkt. Die Kehrtwende von Heiko Maas vom Privatsphären-Paulus zum Speicher-Saulus ebenso.

Und genau das heißt für mich, Frau Wagenknecht von den "Linken" hat ja so etwas von recht, wenn sie behauptet, "mit der SPD darf man derzeit auf keinen Fall regieren" - denn sie wird, wenn das "Fähnchen auf dem Turme" das anzeigt und will, alle "linke" Politik ohne jede moralische Skrupel und ohne jedes Wimpernzucken einfach aus der Hüfte heraus verraten - genauso wie Schily und Schröder auch schon mal - wenn die Kohle stimmt - mit osteuropäischen Diktatoren liebäugeln ... - einfach so ... - ach nee - was haben wir gelacht ... - war prima damals ...

Und - wie hieß es doch gleich - ach ja - richtig: "Wer hat uns verraten ... ??? - Die Sozialdemokraten" ... 
Das war's denn wohl auf absehbare Zeiten mit der "Mehrheit links von der Mitte" im Bundestag ... - ich wenigstens werde mit meinen Wahlzettel-Kreuzchen (falls ich überhaupt noch mal hingehe zum Wahllokal ...) solch populistisches Hin- und Hergeschiebe nicht mehr unterstützen wollen ...: "Erst kommt der Hunger - dann die Moral" ...


Asylbewerberin hebt nicht ab: Flugzeug-Crew verhindert Abschiebung

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Manchmal ist es besser, wenn Flugreisende gar nicht erst abheben: Asylbewerberin Laila P. wurde nicht befördert .... - 
Foto: Schmidt/DPA
Asylbewerberin Laila P.


Flugzeug-Crew verhindert Abschiebung

Frau aus Afghanistan sollte zurück nach Bulgarien, wehrte sich aber. Inzwischen ist sie wieder auf freiem Fuß

Wien – Dass Laila P. den Mittwoch noch in Österreich verbringen konnte und hier vielleicht länger bleiben kann, verdankt sie vor allem der Pilotencrew einer Austrian-Airlines-Maschine.

Diese sollte Mittwochfrüh um 7 Uhr eine Maschine von Wien in die bulgarische Hauptstadt Sofia bringen. Mit der jungen Frau aus Afghanistan und begleitenden Polizisten an Bord: Laila P. sollte im Rahmen eines Verfahrens nach der EU-weit geltenden Dublin-Verordnung nach Bulgarien zurück abgeschoben werden.

Crew kannte Fall aus Facebook

Doch P. protestierte gegen diese Maßnahme. Einem Crewmitglied schilderte sie, dass die Rückschiebung für sie einer Katastrophe gleichkomme. "Die Crew hatte von dem Fall offenbar über Facebook bereits vorab erfahren", sagt eine Unterstützerin. In der Folge hätten sich Pilotin und Copilot geweigert, die Frau mitzunehmen.

P. wurde daraufhin ins Polizeianhaltezentrum Rossauer Lände zurücktransportiert. Am Mittwoch um 15.30 Uhr konnte ihr Anwalt Franz Karl Juraczka schließlich ihre Entlassung aus der Haft erwirken. Ob in den kommenden Tagen ein neuerlicher Abschiebeversuch stattfinden wird, ist unklar.

Laila P. aus Afghanistan sollte zurück nach Sofia abgeschoben werden - nach einem Privatfoto im "standard.at".




Anwalt: Abschiebung rechtswidrig

Laut Juraczka wäre die Dublin-Maßnahme gesetzeswidrig gewesen. Die sechsmonatige Frist, innerhalb derer nach der Rückübernahmeerklärung des anderen EU-Staats der Transport stattfinden muss, sei bereits verstrichen.

Im Innenministerium widerspricht man dieser Sicht der Dinge: Aufgrund einer Berufung mit aufschiebender Wirkung sei die Frist unterbrochen und noch nicht beendet gewesen. Die Neos warfen Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) im Nationalrat am Mittwoch vor, dass die Asylbehörden in diesem Fall bewusst rechtswidrig gehandelt hätten. 

In Bulgarien misshandelt

Vor der Verschickung nach Bulgarien hatte P. große Angst. Bei ihrem Erstaufenthalt sei sie dort Misshandlungen ausgesetzt gewesen, hatte sie berichtet. Laut einem Befund ist sie psychisch schwer belastet.

Zudem wäre Laila P. in dem südöstlichen EU-Grenzstaat völlig entwurzelt und allein: Ohne Verwandte nach Europa gekommen, hat sie sich in Österreich vor kurzem mit einem Landmann verlobt. Gegen ihre Rückschiebung hatten mehrere Dutzend Freunde und Unterstützer seit Samstag vor dem Polizeianhaltezentrum protestiert. 

Text nach Irene Brickner | derstandard.at 

Runter kommt man in jedem Fall - das ist so ein Joke, den man Flugreisenden zuruft - aber hier beweist sich gar: manchmal ist es noch besser, gar nicht erst mit dem Flieger abzuheben ... 

Ich hatte das früher schon einmal mitbekommen, dass die Flugzeug-Crew das letzte Wort hat, wer in das Flugzeug einsteigen darf und wer draußen bleiben muss, wenn für eine Beförderung Bedenken bestehen - das ist internationales Recht - denn über den Wolken (und natürlich auch schon beim Einstieg auf dem Abflug-Airport) verschwindet das jeweilige nationale Recht ... - und wie ein Käpt'n auf hoher See so ist auch ein Flugzeugkapitän/Chefpilot der einzige Ober-Souverän in so einem Verkehrsmittel außerhalb nationaler Grenzen ...

Und dieses Recht nutzte jetzt eine österreichische Crew, eine junge Frau aus Afghanistan als Asylbewerberin auf ihren eigenen Wunsch hin nicht zurück nach Sofia zur Abschiebung auszufliegen ...

Dieses Beispiel sollte auch anderswo Schule machen - findet S!

Flüchtlings-Reise aus dem "Freitag"

Vivaldi nachempfunden ...

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Also - so ganz blicke ich es nicht: Eine wunderschöne Musik - von Vivaldi - oder aber Vivaldi nachempfunden - keine Ahnung ...


auf das Bild clicken ...

Umweltenzyklika des Papstes - Laudato si - und der Sonnengesang vom Heiligen Franziskus | impuls für die woche -182

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"Wenn die Politik nicht imstande ist, 
eine perverse Logik zu durchbrechen, 
und wenn auch sie nicht über armselige Reden hinauskommt, 
werden wir weitermachen, 
ohne die großen Probleme der Menschheit 
in Angriff zu nehmen" ... 




Umweltenzyklika (Link anclicken) 
von Papst Franziskus veröffentlicht

Klimawandel, Artenvielfalt, Trinkwasser: Diese Themen bestimmen die Umweltenzyklika von Papst Franziskus. Er wendet sich damit an "alle Menschen guten Willens" - und erklärt, warum eine ökologische Umkehr auch soziale Gerechtigkeit bedeutet.

Papst Franziskus hat die reichen Industrienationen zu einer grundlegenden "ökologischen Umkehr" aufgefordert, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen. Es sei unvertretbar, dass einige "mehr und mehr konsumieren und zerstören, während andere noch nicht entsprechend ihrer Menschenwürde" leben könnten, heißt es in seiner am Donnerstag veröffentlichten Umweltenzyklika "Laudato si" (Sei gepriesen).

"Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann", so Franziskus weiter. Die rücksichtslose Ausbeutung natürlicher Rohstoffe auf Kosten ärmerer Länder, sei eine "ökologische Schuld" der Industrienationen. Einige "Höchstgrenzen der Ausbeutung des Planeten" seien bereits überschritten.

Ökologische Fragen erstmals im Mittelpunkt

Die zweite Enzyklika von Franziskus trägt den Untertitel "über die Sorge für das gemeinsame Haus". Die deutsche Version umfasst rund 220 Seiten. Zum ersten Mal stellt ein Papst damit ökologische Fragen in den Mittelpunkt eines so verbindlichen päpstlichen Dokuments. Franziskus wendet sich an "alle Menschen guten Willens".

Franziskus ruft in seiner Enzyklika unter anderem zum globalen Kampf gegen den Klimawandel auf. Es brauche "politische Programme", um den Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen "drastisch zu reduzieren", schreibt der Papst. Nötig seien dazu ein Ausstieg aus fossilen Energieträgern und eine schnellstmögliche Umstellung auf erneuerbare Energien.

Artenvielfalt, Trinkwasser, Gentechnik

Weitere Themen des Schreibens sind unter anderem der Erhalt der Artenvielfalt, der Zugang aller Menschen zu sauberem Trinkwasser und gentechnisch veränderte Pflanzen und Tiere. "Unseretwegen können bereits Tausende Arten nicht mehr mit ihrer Existenz Gott verherrlichen noch uns ihre Botschaft vermitteln. Dazu haben wir kein Recht", so Franziskus. Den Zugang zu sauberem Trinkwasser bezeichnet er als "fundamentales Menschenrecht" und wendet sich gegen eine "Privatisierung" dieser natürlichen Ressource, durch die Armen ausgeschlossen würden.

Zur genetischen Veränderung von Pflanzen und Tieren äußert sich der Papst zurückhaltend. Ein allgemeines Urteil sei derzeit noch nicht möglich. Nötig sei eine breite öffentliche und wissenschaftliche Debatte.

Umweltschutz mit sozialer Gerechtigkeit verbunden

Als Grund für die Umweltzerstörungen prangert der Papst ein ausschließlich auf wirtschaftlichen Profit ausgelegtes Wirtschaftssystem und hemmungslosen Konsum an. Dahinter stehe eine übersteigerte Selbstbezogenheit des Menschen, ein "despotischer Anthropozentrismus".

Franziskus macht in dem Schreiben zudem deutlich, dass Umweltschutz untrennbar mit sozialer Gerechtigkeit verbunden sei. Leidtragende der Umweltzerstörungen seien vor allem die Ärmsten. Ein "wirklich ökologischer Ansatz" sei daher immer auch ein "sozialer Ansatz".

Weiter hebt die Enzyklika hervor, dass Umweltschutz immer auch Lebensschutz sein müsse. Es sei "nicht vereinbar", die Natur zu verteidigen und Abtreibungen nicht zu verurteilen. Zudem wendet sich Franziskus sich gegen staatliche Geburtenkontrolle und Experimente mit Embryonen.
(KNA - DomRadio)

S!NEDi|bild|bearbeitung: Papst mit Friedenstaube

Der Sonnengesang des Hl. Franziskus|Franz von Assisi - aus dem 13. Jahrhundert ...


Höchster, allmächtiger, guter Herr, dein ist Ruhm und Verherrlichung und Ehre und jeglicher Lobpreis! Dir allein, Höchster, gebühren sie, und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.







Gepriesen seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen, vornehmlich mit der edlen Frau, der Schwester Sonne, die uns herrlich leuchtet durch ihr Licht; und schön ist sie und strahlend in großem Glanz; von dir, Höchster, ist sie das Abbild.




Gepriesen seist du, mein Herr, für den Bruder Mond und die Sterne: am Himmel hast du sie geformt; klar und kostbar und schön.



Gepriesen seist du, mein Herr, für unsern Bruder, den Wind und für die Luft und das Gewölk, und das Wetter, sei es heiter oder nicht, wodurch du deinen Geschöpfen Erhaltung gewährst.


Gepriesen seist du, mein Herr, für unsere Schwester die Quelle; sie ist sehr nützlich und demütig, köstlich und keusch.





Gepriesen seist du, mein Herr, für unsern Bruder Feuer, durch den du erleuchtest die Nacht. Sein Sprühen ist kühn; heiter ist er, schön und gewaltig und stark.



Gepriesen seist du, mein Herr, für unsere Schwester, die Mutter Erde, die uns nährt und pflegt, und mancherlei Früchte uns spendet und bunte Blumen und Kräuter.


Gepriesen seist du, mein Herr, für jene, die verzeihen aus Liebe zu dir und Elend tragen und Mühsal. Selig, die dulden im Frieden, denn du, o Höchster, wirst sie einst krönen.



Gepriesen seist du, mein Herr, für unseren Bruder, den leiblichen Tod, dem kein lebender Mensch entrinnen kann. – Wehe denen, die sterben in Todessünden! – Selig, die ruhen in deinem allerheiligsten Willen, denn ihnen tut der zweite Tod kein Übel.

Lobt und preist meinen Herrn und sagt ihm Dank, all ihr Geschöpfe und dient ihm in grosser Demut.

Amen.












Da hat der Papst mal wieder im wahrsten Sinne des Wortes "zugeschlagen" - und den Mächtigen dieser Welt mehr als ein Haar in die Suppe serviert: Seine detaillierte Analyse der Umweltzerstörung samt Lösungsvorschlägen ist für ihn nur der Ausgangspunkt für eine verheerende Kapitalismuskritik mit dem berechtigten Hinweis, dass vom Raubbau an der Erde nur einige wenige profitieren, die Ärmsten durch ihn aber noch ärmer werden. Blinder Fortschrittsglaube, Konsumismus und die ungezügelte Macht der Hochfinanz sind die eigentlichen Sorgenkinder dieses Papstes, der, will man in der politischen Farbenlehre bleiben, mindestens so rot schreibt wie grün. So verletzt Bergoglio auch ein Sakrileg des wachstumshörigen Mainstream-Denkens, wenn er fordert, dass in Teilen der reichen Welt eine Rezession zu akzeptieren sei, um anderswo Aufschwung zu ermöglichen. - Recht so ... - und er macht dem Sonnengesang seines Namenspatron damit alle Ehre ... Aber ob es etwas bewirkt ... ??? - fast hätte ich jetzt geschrieben: ...bleibt abzuwarten ... - aber zum Abwarten ist es eigentlich schon viel zu spät ... Das Wort des Papstes sollte eine Initialzündung auslösen - nicht nur bei Katholiken und Christen - sondern - wie er schreibt - "bei allen Menschen guten Willens" ... - da sind Muslime, Hindus, Atheisten, Buddhisten usw. mit eingeschlossen - meint S! (- mit Material aus einem Kommentar von Julius Müller-Meiningen, Rom, in der NW v.19.06.2015)









Kirche & Glaube - immerhin auf Seite 3

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Kirche & Glaube - immerhin auf Seite 3

Tja - soviel "Kirche" und "Glaube" hat es auf der "Seite 3" meiner Heimatzeitung "Neue Westfälische" - Ausgabe Süd - wohl selten gegeben: Aber die Schlagzeilen haben es in sich - so dass ich Ihnen diese Seite vom 19.06.2015 hier einmal in ihrer ganzen Dynamik porträtieren möchte:

Die erste Schlagzeile - unter dem "Kopf" der Seite - lautet "Massaker in der Bibelstunde" - mit der Unterzeile: "Weißer erschießt in einer Kirche in Charleston neun Schwarze / Polizei spricht von ,Hasstat'" ... In dem 5-spaltigen Artikel wir dann berichtet, dass Dylann R., ein 21-jähriger Mann, gegen 20 Uhr die historische "Emanuel African Methodist Episcopal"-Kirche in Charleston, South Carolina / USA, betrat und eine Stunde später um sich feuerte. Neun zum Bibelstudium versammelte Gläubige, allesamt Schwarze, sind tot, mindestens acht schwer verletzt. Der mutmaßliche Täter wurde nach einer Großfahndung 15 Stunden später rund 400 Kilometer nördlich von Charleston in seinem schwarzen Fluchtauto an einer Ampel gestellt und verhaftet. Dylann R. war bewaffnet. Ihm wird von US-Justizministerin Loretta Lynch rassistisch motivierter Massenmord vorgeworfen. Im Falle einer Verurteilung droht ihm die Todesstrafe.

Wie schon bei früheren Massakern nutzte US-Präsident Obama auch hier in einer ersten Stellungnahme den Moment, um die wahren Ursachen zu beleuchten. "Unschuldige starben, weil jemand einmal mehr problemlos an eine Waffe kam. Andere Länder kennen diese Gewalt in dieser Häufigkeit nicht. Wir müssen endlich gemeinsam handeln." 

Ja da fühlt man sich fast zurückgesetzt in den Anfang des 20. Jahrhunderts, wo z.B. Ku-Klux-Klan-Täter in ihren weißen Kutten (dieser Täter hatte Embleme von weiß-rassistisch-militanten Kolonial-Diktaturen auf seinem T-Shirt) vermummt auf Menschen mit dunkler Hautfarbe schossen - einfach so - einfach weil sie anders aussahen ... - und da denk ich: Martin Luther Kings Kampf und sein Märtyrer-Tod hat man anscheinend erfolgreich verdrängt und vergessen ...

Fast eingebettet in diesen Bericht zu den Morden in Charleston folgt dann quasi auf dem Fuß dieser Bericht: "Anschlag auf katholisches Kloster in Israel", der von einem Brandanschlag mutmaßlich jüdischer Fanatiker auf das deutsche Benediktinerkloster Tabgha am See Genezareth berichtet, was dabei stark beschädigt wurde. Zwei Menschen erlitten Rauchvergiftungen. "Auf den Kirchenmauern haben wir Schmähparolen auf Hebräisch gefunden", teilte die Polizei mit. 

Also diesmal ist es der Hass auf andersgläubige Menschen - wie im 30-jährigen Krieg - kurz nach dem Mittelalter ... - Ausgerechnet Tabgha: 1996 war ich in Tabgha in genau diesem Kloster mit einer Reisegruppe aus unserer Gemeinde, und wir feierten just an diesem Ort im Garten ein sehr eindrückliches Abendmahl auf dem Rasen, umsäumt von hohen Palmen ... - dort am "Ort der Brotvermehrung Jesu" (die Speisung der 5000, Mt 14,15-21).

Und an diesem doch sehr symbolträchtigen Ort das Abendmahl zu feiern, war für die gesamte Reisegruppe sehr eindrücklich - zumal just während dieser Zeremonie auf einer Palme, auf die die kleine Gemeindegruppe schauen konnte, erhöht eine getigerte Katze saß, die sehr gespannt den Garten-Wachhund fixierte, der unten vor der Palme sitzend hochblickte - und sie bellten bzw. fauchten einander an - aber mit langen langen Pausen zwischendurch - mehr spielerisch als ernstzunehmend - und sehr dediziert, als wolle man sich der heiligen Handlung doch irgendwie anpassen und als könnten die beiden Tiere das im Moment der Situation abspüren ... 

Und just als das letzte "Amen" des Abendmahls im Klostergarten zu Tabgha verklungen war, sprang die Katze von der Palme - gab dem Hund einen leichten Hieb mit der Pfote - und beide rasten davon ... - also während des Abendmahls fixierte man einander - und - ich bin mir heute sicher - durch die Ausführung der heiligen Arbendmahlshandlungen und wahrscheinlich dabei auch die Anwesenheit der geistigen Kraft, an die wir glauben, ließen es die beiden Tiere bei aller "Feind-Seligkeit" genügen ... 

Erst als alles vorbei war - gingen die beiden aufeinander los - mehr spielerisch als ernst ... Und wenn ich heute nach fast 20 Jahren von dem Brandanschlag da lese, denke ich, was selbst Hund und Katze damals respektieren konnten - wird von den religiösen Fanatikern heutzutage einfach mal just ohne jede Skrupel abgefackelt ... - ohne Respekt vor den religiösen Gefühlen anderer - aber wehe, die eigene ihnen so wichtige Sabbatruhe wird gestört - oder eine Frau setzt sich in ihrem Linienbus auf einen der vorderen Plätze ...

Ja - und dann - am Fuß der Seite 3 - ein Siebenspalter mit Bild mit dem Titel: "Die grünen Visionen des Papstes"über die neueste Enzyklika "Laudato si", in der Franziskus unmissverständlich Umwelt- und Lebensschutz einfordert - und auf die gegenseitigen Abhängigkeiten und Beziehungsgeflechte zwischen Umweltverschmutzung und Kapital aufmerksam macht ...

Ja - und dann steht u.a. da auch noch das folgende Zitat oben rechts auf "Seite 3" der NW: 

Reinhard Kardinal Marx
»Dass wir alle Mitglieder einer Menschheitsfamilie sind, ist für mich der revolutionärste Satz, der je auf Erden gesprochen wurde« 
Reinhard Marx 
Münchner Kardinal, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz zur neuen Umwelt-Enzyklika des Papstes ... 

Tja - dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen - und doch: eine "Kirchen- bzw. Glaubens-Seite" mitten in der Woche - 14 Tage nach dem Kirchentag - auf der so redaktionell herausgehobenen "Seite 3": da kann man nur sagen: der Glaube lebt - nicht irgendwo abgehoben und verborgen im stillen Kämmerlein - sondern mittendrin in unserer Welt ... - im Guten wie im Bösen - wird der Glaube diskutiert, bekämpft, angegriffen und mit ihm gerungen - und er wehrt sich gegen Eingrenzungen und zeigt uns seine seine Reichweiten - jeden Tag neu ...

Und dann behaupten doch tatsächlich einige, Gott wäre längst verstorben und schon lange mausetot - und die Kirchen wären an Langeweile kaum zu überbieten ... - S!
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