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illumination des schweißes .... - fabriksilhouette

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S!NEDi|photo|graphic: ästhetik der maloche - oder illumination des schweißes - update 2015



die illumination des schweißes
hängt wie an
seidenen fäden zusammen
miteinander - füreinander
ein jeder tritt 
seines glückes
schmied 
in den unterleib

was immer die auch dort raffinieren
wir brauchen das zeugs
auch wenn die straße dort unten
mit toten kollegen gepflastert ist ...

die zunächst gehüstelt hatten
dann stellte sich ein auswurf ein
zuerst weiß - dann gelb
dann mit blut durchsetzt
zuletzt ein röcheln noch

und die arbeitsmediziner
stehen vor einem rätsel
ach wissen sie - 
was da tatsächlich zusammengebraut
wird - weiß kein mensch

aber die firma hat ein patent drauf ...
herzliches beileid ...

sinedi

leicht überarbeitetes original - getupfter schweiß noch sozusagen ... S!NEDi 2009


Heute schon gebetet ??? - impuls für die woche ...

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Für den Song: Hier clicken ...


ONE OF US - JOAN OSBORNE




Wenn Gott einen Namen hätte, wie würde er heißen
und würdest du Ihn mit seinem Namen ansprechen,
wenn du Ihn in seiner Herrlichkeit gegenüberstehen würdest?
Und was würdest du Ihn fragen, wenn du Ihm nur eine Frage stellen könntest?

Refrain:

Yeah, yeah, Gott ist großartig
Yeah, yeah, Gott ist gut
Yeah, yeah, Gott ist großartig

Was wäre, wenn Gott einer von uns Menschen wäre,
so ein Schmutzfink von Mensch, wie wir welche sind,
nur ein Fremder im Bus,
der seinen Weg nach Hause finden will?

2. Strophe

Wenn Gott ein Gesicht hätte, wie würde es aussehen?
Würdest du es sehen wollen,
wenn das heißen würde, dass du glauben müsstest
an Dinge wie den Himmel, Jesus, die Heiligen
und an alle Propheten?

Refrain:

Yeah, yeah, Gott ist großartig
Yeah, yeah, Gott ist gut
Yeah, yeah, Gott ist großartig

Was wäre, wenn Gott einer von uns Menschen wäre,
so ein Schmutzfink von Mensch, wie wir welche sind,
nur ein Fremder im Bus,
der seinen Weg nach Hause finden will?

3. Strophe

Der seinen Weg nach Hause finden will,
zurück in den Himmel will, alleine,
den keiner anruft,
den Papst aus Rom vielleicht mal ausgenommen.


**************************************


Hallo, lieber Gott ....

Wenn Miriam beten will, holt sie ihr Handy aus der Handtasche. Sie hält das Telefon ans Ohr und sagt:»Hallo, lieber Gott, ich bin’s mal wieder, die Miriam.« Dann fängt sie an: Sie bittet und dankt, erzählt von Sorgen und von guten Momenten, von Erlebnissen am Tag.»Viele Passanten denken sicherlich, ich würde mit einer guten Freundin telefonieren«, sagt die 29-jährige Betriebswirtin aus Münster und lacht. Der imaginäre Anruf ist ihr Draht zu Gott. 

So stand es in Christ und Welt.de - und ich bin einigermaßen verblüfft: Da regen mich diese laut und überall redenden Dauer-Handybenutzer auf der Straße, in den öffentlichen Verkehrsmitteln dermaßen auf - und ihr Gepiepse von nichtabgeschalteten Handys bei Gottesdiensten und Konzerten und im Theater oder Kino - und ich habe das schon mehrfach als permanente "Kultur"-Verrohung und als eine neue Art von "Umweltschmutz"gebrandmarkt - und nun dieses: Von diesen vielen Kontroll- und Überprüfungs-Quatschern ("Schatz, wo bist Du gerade ... ???") da beten einige - tatsächlich ...
Ich meine zwar, Jesus hat zum Beten - bereits vor 2000 Jahren - eine Verhaltensregel aufgestellt, die da lautet: 
Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn  sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.
Jesus kannte ja noch keine Handys - und er meinte zu wissen, dass die Leute, die"an den Straßenecken" beten, das tun, "um gesehen zu werden" - ganz im Gegensatz zu Miriam, die ja die Masse sucht, um in ihr mit ihrem unauffälligen Telefoniergehabe unterzutauchen während ihres Handygebets - für sie selbst ist das sicherlich fast so wie im "stillen Kämmerlein"... - aber Jesus prangerte eher die Leute an, die z.B. immer als Letzte so gegen 10.04 Uhr sonntagvormittags in den Kirchen-Gottesdienst eindringen, ganz bis vorn durch das Kirchenschiff hasten, in die allererste Stuhlreihe - einfach auch, um gesehen zu werden ... - denn sonst würden sie stickum - ohne Aufwand und "heimlich, still und leise" - sich mit schlechtem Gewissen auf die allerletzten Notstühle pflanzen ...

Und deshalb ist Miriams Zwiesprachen-Gebet per Handytarnung mit Gott auch nicht so zu werten - etwa als Show - als Wichtigtuerei - als Gag für andere ...  Das ist vielmehr eine  - ihre - Form "moderner" und zeitgemäßer Gottesansprache bzw. Gottes"anrufe" ... 

Ich bin davon überzeugt, dass Miriam auf alle ihre Sätze Reaktionen erhält - vielleicht nicht immer direkt digitalverbal, aber gefühlsmäßig - durch eine gewisse Gewissheit die sich spontan mitteilt auf eine bisher unlösbare Frage, die sie ihrem Gott vorgetragen hat - eine Antwort, die sie nonverbal "hört" und spürt im Innern ... - Gottes "Leitungen" sind gegenüber den digitalen Leitungen und den Funkübertragungsfrequenzen "technisch" klar überlegen und ständig geschaltet - und immer in "Alarm- und Notrufbereitschaft" - nicht so formal und so überprüfend wie hier auf Erden ("Gott - wo bist Du gerade ..." - obwohl das ja auch eine theologisch hochspannende Frage wäre...) - und man benötigt keine Netiquette, wie die Höflichkeitsfloskeln im Netz genannt werden, mit Gott kann man schon auch "einfach drauflos quatschen" - der olle Luther hat in Matthäus 12, 34b-35, Jesus folgendermaßen übersetzt: Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus seinem guten Schatz des Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz ...

Also diese Attribute sind per Handy am Ohr im Gespräch mit Gott nicht mal gerade mir nichts dir nichts so einfach veränderbar und abräumbar, wie es denn gerade passt ...

Tja - fragt "Christ und Welt" folglich weiter: Beten via Telefon, via Twitter: Ist das traditionelle Beten im Stillen mit gefalteten Händen passé?

»Auch beim Beten zeigt sich der Trend zur starken Individualisierung, besonders bei jüngeren Menschen«, sagt Heinzpeter Hempelmann, evangelischer Theologe und Religionssoziologe. Viele wollen ihren Glauben, ihre Spiritualität selbst in die Hand nehmen und nach eigenen Vorstellungen ausleben. »Man möchte nicht in der Liturgie untergehen, sondern sich als religiöses Subjekt entfalten.«  Das Beten, ja der eigene Glaube, er ist Teil der Individualität geworden, die es zu gestalten gilt. Statt das Vaterunser oder das Credo aufzusagen, suchen immer mehr Menschen abseits des Gottesdienstes nach kreativen Zugängen zu Gott.

Da wird berichtet von mit Buntstiften gezeichneten Gebeten - wobei aber die einzelnen Farben schon wieder in irgendwelche Bedeutungsformeln und Regeln gegossen werden (Braun = Demut; und Rot ist nicht etwa die Liebe, sondern das "Blut Christi" ...). 

Neulich beim Liborifest in Paderborn fielen mir vor einer wunderschönen kleinen Kapelle in Domnähe große bedruckte Fahnen auf: "Heute schon gebetet ???" stand da in großen Lettern - und auf einer weiteren Fahne die Bezeichnung "Praystation" ... - und Ordensschwestern verteilten winzigkleine Kärtchen mit kleinen kurz-prägnanten Gebeten und Impulsen darauf - als Wegzeichen zum Gebet mit Gott - und schon beim Lesen entsteht ja ein Gebet - wird eine "Leitung geschaltet" ... - mitten im Volksfest-Trubel - mitten in der Stadt - neben dem Qualitäts-Bratpfannen-Verkaufsstand - "mit über 70-jähriger Tradition" ...:"Schauen Sie mal Zuhause nach - ob ihre Oma nicht auch schon unsere guten 'Joki-Pfannen'(oder so ähnlich) hatte"... (Und gebetet hat die Omi wahrscheinlich auch ...).

Es wird aus einem "cristlich-ökumenischen Gebetshaus" berichtet, wo zur lauten geistlichen Beat-Musik (Ohrenstöpsel gibts umsonst - wem's zu laut ist ...) viele verschiedene Menschen jeweils nach eigenem Gusto flüstern, schluchzen oder schreien, oder schreiben und kritzeln, liegen oder in die Runde laufen oder Gebets-Gesten einüben  ...

In diesem neuen Pluralismus sieht Religionssoziologe Hempelmann eine Gefahr für die großen Kirchen: »Viele sehnen sich nach einer mündigen Religiosität, nach einer liberalen Kirche und sind von den Konfessionskirchen enttäuscht.« Althergebrachtes wird nicht rundherum abgeleht. Tradition ist, was gefällt. Alles kann, nichts muss, und jeder, wie er will. Die Haltung gegenüber Gott hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. »Dieser Gedanke, den es früher gab: Alles, was ich besitze, verdanke ich Gott, der findet sich heute bei der Jugend nicht mehr wieder«, hat Hempelmann herausgefunden. Mit der Säkularisierung sei die Gottesfurcht zurückgegangen. Doch das sei nicht mit einer Verarmung der christlichen Lebenswelt gleichzusetzen. »Der christliche Glaube ist im Laufe der Zeit eben mitgewachsen«, sagt Hempelmann. Vor Gott wird nicht mehr demütig und unterwürfig geschwiegen, sondern viele Menschen begegnen Gott "auf Augenhöhe" - face to face ... Und dazu benötigt der suchende Mensch vielleicht eine Anleitung. Er sucht nicht unter dem Begriff "Gebet" sondern unter den Begriffen "Inspiration oder Meditation" - und "betet" dann nicht etwa Wort für Wort die Anleitungsformeln nach - sondern entwickelt sich einen ihm individuell passenden Stil für das Zusammensein mit Gott in der Zwiesprache.

»Also - Beten beginnt doch da, wo man sich an Gott adressiert, wo man ihn gezielt anspricht,« meint  die Handy-Miriam. In ihrer jungen Gemeinde sind schon viele verschiedene Gebetsarten ausprobiert worden: das Stundengebet, Rosenkranz, Taizé-Gebete und -Gesänge, auch ignatianische  und asiatische Spiritualitätsformen. Alle beten anders. Die eine muss dabei in Bewegung sein, spricht laut oder ganz leise, der andere geht in den Schneidersitz oder kniet sich hin, die Dritte geht zum Gebet manchmal in die Kirche. Andere erzählen davon, dass sie vor allem auf dem Fahrrad gut das Gespräch mit Gott finden. 

Und doch: noch immer gilt wohl dieser uralte Spruch mit dem dräuenden Zeigefinger: "Not lehrt Beten" ... - und der Duden definiert folgerichtig: Beten ist »um Hilfe bitten« und »anflehen«...  Doch das löst bei jungen Menschen inzwischen eigentlich nur ein schlechtes Gewissen aus: "Ich möchte Gott auch danken - und ihn einfach teilhaben lassen an mein Leben - und dem, was mich so umtreibt ...".

Das Gebet ist also mitten in den Alltag angekommen und hat die Sonntagsnische der Kirchen verlassen - und das allabendliche "Mach mich fromm - dass ich in den Himmel komm" ist einem freien Text gewichen. Die kleine Franziska betete neulich:"Lieber Gott - mach meinen kranken Wellensittich wieder gesund ...".
Und das ist gut so ... Sie hätte das auch in ihr Kinder-Handy sprechen können ... - Gott wird tun, was er kann ...
Übrigens: in der rechten Sidebar hier im Blog-Layout finden Sie einen Link zu "Sacred-Space" - einem kleinen Impuls zu einem Online-Gebet ...



Mexiko: ... Farbe ins Leben bringen ...

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Es ist heilsam, sich mit farbigen Dingen zu umgeben. Was das Auge freut, erfrischt den Geist, und was den Geist erfrischt, erfrischt den Körper.

Prentice Mulford (1834 - 1891, auf einem Boot vor Long Island treibend), US-amerikanischer Journalist, Erzieher, Goldgräber und Warenhausbesitzer




IN DER STADT PACHUCA IN MEXIKO hat der Graffiti-Sprayer Enrique Gomez eine ungewöhnliche Idee: Wie wäre es, mal einen ganzen Stadtteil bunt zu bemalen ... 

Mit der Künstlergruppe "Germen Crew" machte Gomez sich gemeinsam mit den Anwohnern, die erst einmal für den Plan gewonnen werden mussten, ans Werk: 200 Häuser wurden in 14 Monaten nach einem wohldurchdachten Plan geschmackvoll koloriert - in einem bestechenden Design - alle Farben bezogen sich aufeinander, schafften Resonanzen oder wirkten harmonisch miteinander durch ihre jeweiligen komplementären Ergänzungsfarben  ... Und nun ist es vollbracht - am 30. Juli wurde letzte Hand angelegt: Und der vielleicht etwas heruntergekommene Stadtteil erstrahlt nun in neuem Glanz...


Und die Aktion war auch fast wie eine erfolgreiche "Street-Worker"-Aktion in sozialer Hinsicht: Denn dieser jetzt so bunt daherkommende Stadtteil Las Palmitas sei früher eine zwielichtige Gegend gewesen, in der Leute in der Dunkelheit lieber zu Hause blieben. 

Doch mit Fortschreiten des Projekts haben die Leute wieder mehr miteinander geredet und die Jugendlichen haben wieder Zeit auf der steilen Treppe verbracht, die durch das Viertel führt.


Alle Fotos: AP | SPIEGEL.de-Fotostrecke

Hier kommt die Sonne - dub'n'dudu - Here Comes the Sun

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The Beatles | Here Comes the Sun
Übersetzung


Hier kommt die Sonne (dub'n'dudu) 
Hier kommt die Sonne 
Und ich sage, es ist alles in Ordnung

Kleiner Liebling 
Es ist ein langer, kalter, einsamer Winter gewesen 
Kleiner Liebling 
Es fühlt sich wie Jahre an, seit sie hier gewesen ist

Hier kommt die Sonne (dub'n'dudu) 
Hier kommt die Sonne 
Und ich sage, es ist alles in Ordnung

Kleiner Liebling 
Die Lächeln kehren in die Gesichter zurück 
Kleiner Liebling 
Es scheint wie Jahre, seit sie hier gewesen ist

Hier kommt die Sonne 
Hier kommt die Sonne 
Und ich sage, es ist alles in Ordnung

Sonne, Sonne, Sonne, hier kommt sie 
Sonne, Sonne, Sonne, hier kommt sie 
Sonne, Sonne, Sonne, hier kommt sie 
Sonne, Sonne, Sonne, hier kommt sie 
Sonne, Sonne, Sonne, hier kommt sie

Kleiner Liebling 
Ich fühle, dass das Eis langsam schmilzt 
Kleiner Liebling 
Es scheint wie Jahre, seit es klar gewesen ist

Hier kommt die Sonne (dub'n'dudu) 
Hier kommt die Sonne 
Und ich sage, es ist alles in Ordnung

Hier kommt die Sonne (dub'n'dudu) 
Hier kommt die Sonne 
Es ist alles in Ordnung 
Es ist alles in Ordnung




Sascha Lobo schreibt in seiner neuesten Kolumne "Die Mensch-Maschine" in SPIEGEL.de: 

Deutschland hält nämlich die Schnauze, ganz Merkel-like. Geplapper und Gelaber ist allgegenwärtig, aber die großen Diskurse, die essenziell sind für Politik, Gesellschaft, Zukunft, die finden zwischen ein paar Journalisten, Autoren und Bloggern statt, in der Ferne bellt ein Hund. Irgendwie haben weite Teile der Eliten beschlossen, den ganzen nervigen Politkrempel der Bundesregierung zu überlassen, und die amtiert entsprechend visionslos vor sich hin.

Da ist dieses Phänomen vom Auge des Hurrikans: Mitten im Chaos ist es ganz ruhig - rundherum fliegen die Fetzen - nur über einem selbst: die gesegnete Ruhe: Man sieht den blauen Himmel - es ist fast windstill - und man findet das als Kanzlerin nur in der gut bewachten "Regierungs"Datsche (Fotografieren verboten!) in der Uckermark in Hohenwalde, hier kann die Kanzlerin beruhigt Eintopf kochen oder Apfelkuchen backen: da ist sie ganz Mensch ...

dub'n'dudu - wikipedia.org


Eine knappe Stunde Autofahrt Richtung Norden, und statt stickiger Hauptstadtluft beim Einsteigen am Kanzleramt (was wohl so stickig gleichzusetzen ist wie eben mit dem Hurrikan...) strömt dann satte Waldluft in die Lungen. Hier in der Uckermark geht der Puls von alleine auf Ruhemodus. Klare Seen und einsame Wanderwege durch dichte Wälder machen das "Biosphärenreservat" zum Wohnort für die Kanzlerin - wenn sie eben (und das dauerhaft!!!) nicht von Regierungsstürmen hin und her geworfen wird ...:"Here Comes the Sun" - hier ist das ewige Auge des ewigen Hurrikans ...

Nur eben - der Kanzlerinnen-Datsche genau gegenüber hat der Nachbar ein Schild am Gartentor anbringen lassen: "Vorsicht - Pissiger Hund" steht vielsagend darauf ...

Die Kanzlerin kann über dieses Schild nicht hinwegsehen, wenn sie Brötchen holen geht, oder wenn sie dann schweren Herzens Montagmorgens wieder in den gepanzerten Dienstwagen einsteigt, der sie zum Kanzleramt fährt - hinein in die wütenden Stürme des Regierungstages: "Vorsicht - Pissiger Hund" ...

Das ist wohl dieser Hund, der in Sascha Lobo's Kolumne "in der Ferne bellt" ... - und der die Kanzlerin mit seinem fernen Anschlagen hereinzieht in den normalen Alltagsdreh - in diese Welt und überhaupt ... "Spitz - pass auf!" ...

Aber - ab jetzt wieder: Mund zu - schweigen ... 

Denn: Haben Sie schon einmal bei schneidig stürmischen Winden von vorn versucht zu sprechen ... - Sie bekommen vor lauter Luft keine Luft mehr ...

Und das weiß Frau Merkel - als Physikerin - natürlich: Der erhöhte Gegendruck durch den Sturm bewirkt, dass der Gasaustausch des Atmens vom Volumen her kleiner wird, und damit weniger Sauerstoff zur Verfügung steht.

Und nun kommt die von Frau Merkel seit jeher angewandte Gegentaktik in diesem täglichen hurrikanähnlichen Dreh, der da auf sie einströmt, der ihr "den Wind ins Gesicht bläst", unmissverständlich ins Spiel: Man kann nämlich die Wirkrichtung der Luft beeinflussen durch das Neigen des Kopfes in die unterschiedlichen Richtungen, um eine Milderung der Atemnot zu erreichen...

Merkeln Sie was: Wer seine Richtung nie eindeutig weiter geradeaus festlegt, wo einem der Wind eben ins Gesicht ..., sondern sich eben nie eindeutig auf nur eine Richtung festlegt, mal dahin Witterung aufnimmt, erst mal die neuesten Ergebnisse der Demoskopie auswertet, die man in Auftrag gegeben hat, Hinz & Kunz anruft (Vorsicht - NSA hört mit - aber die irritiert man mit solchen Pseudo-Hin-und Her-Gewurschtel natürlich auch) - immer wieder die Richtung ändert wie ein flüchtender Angsthase - und die dabei sogar die Klappe hält - die bekommt auch nie diese asthmaähnliche Atemnot bei Gegenwind - die kommt durch - die hat mehr vom Leben: eben ein ewiges: "Here Comes the Sun" ...

Auch außerhalb der Datsche versucht die Physikerin immer im Auge des alltäglichen Hurrikans zu bleiben - seit Jahren schon - Regieren durch Nichtregieren - Sprechen durch Schweigen - und Bundestagsreden einfach heruntergehaspelt und abgelesen - diese Redenschreiberlinge sind schließlich auch teuer und haben den früheren oft prominenten Namen heute nicht mehr zu verlieren - und dann höchstens mal in Bayreuth im teuren Regierungszwirn mit nem Stuhl zusammenbrechen  oder beim Skilanglauf mit dem Fuß umknicken - das ist die neue - seit Jahren kreierte, trainierte und eingeübte Kultur des "Durchregierens" - immer den Kopf oben behalten - Maul halten - und durch - immer weiter - immer weiter ...: "Vorsicht - Pissiger Hund" ... bzw. "Hier kommt die Sonne (dub'n'dudu)" ...

dub'n'dudu - nach einem Foto von Odd Andersen AFP


Heute vor 70 Jahren: US-Atombombenabwurf auf Hiroshima

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S!NEDi|Bildbearbeitung: Hiroshima nach dem Bombenabwurf - nach einem DPA-Bild




Es geht Ruck-Zuck - im wahrsten Sinne des Wortes - am Morgen des 6. August 1945 - heute vor 70 Jahren ...

Wie aus "heiterem Himmel" jagte eine nicht wahrnehmbare 5000° C. heiße geheimnisvolle Kraft durch die Straßen der japanischen Stadt Hiroshima. Sie hinterlässt buchstäblich nichts - außer ein paar gespenstisch anmutende Skelette aus Beton. Über 70.000 Menschen sterben bereits in den ersten Momenten nach dem Abwurf dieser amerikanischen Atombombe namens"Little Boy", Zehntausende in den Wochen und Jahren danach - und auch heute immer noch - 70 Jahre nach dieser furchtbaren Verirrung menschlicher Hybris. 

Mit dem Einsatz dieser neuen Wunderwaffe wollte Amerika die Japaner zur Kapitulation zwingen. Der 2. Weltkrieg in Europa war mit der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen "Wehrmacht" schon am 7. Mai zu Ende gegangen - sonst hätte es womöglich auch deutsche Städte treffen können ... 

Heute meinen Historiker, dieser Abwurf einer Atombombe sei militärisch völlig unnötig gewesen. Die Geschichte der Menschheit hat sich seitdem jedoch einschneidend verändert. Hier in diesem ersten tatsächlichen Einsatz einer A-Bombe liegen die Ursprünge zum atomaren Wettrüsten und der Abschreckungspolitik der Atommächte untereinander, die nach und nach immer mehr wurden ... Heutzutage haben sogar Schwellenländer wie Indien und Pakistan oder auch Nordkorea atomare Sprengköpfe - und - abhängig von den USA - auch Israel ... Angeblich war der Iran auf dem Sprung, sich mit atomaren Waffen zu bestücken. Dieses weltweite Wettrüsten, das seitdem von allen Staaten der Erde forciert wird, hob aber auch in der Reaktion der Vernunft eine weltweite Friedensbewegung aus der Taufe ... 

A-Bombe vom Typ "Little Boy"
Die amerikanische "Little Boy"-Atombombe war mit Uran bestückt und besaß eine Sprengkraft von rund 13 Kilotonnen TNT. Sie explodierte in einer Höhe von 580 Metern, so dass die gewaltige Druckwelle durch Hiroshima fegte und alles niederriss. Menschliche Körper verdampften bei dieser Hitzestrahlung bis zu 5.000 Grad Celsius ins Nichts. 

Rauchsäule und Atompilz ließen den Kopiloten Robert Lewis ins Logbuch schreiben: "Mein Gott, was haben wir getan?" 


Atompilz Hiroshima | S!NEDi | nach einem Videostill aus dem unten stehenden YouTube-Video mit dem Song "Hiroshima" von  "Wishful Thinking"


Und doch: Drei Tage später warfen die Amerikaner erneut eine Atombombe - diesmal mit der Bezeichnung "Fat Man" - auf die Stadt Nagasaki, die eine wesentlich höhere Sprengkraft als "Little Boy" hatte - wie ihr Name schon andeutete. 

Hiroshima - in Südjapan gelegen - wurde schnell wieder aufgebaut und ist heute eine moderne Metropole mit 1,2 Millionen Einwohnern - also ungefähr so groß wie Köln. Die radioaktive Strahlung dort ist nach Behördenangaben inzwischen nicht mehr höher als in anderen Gebieten der Erde. Dass hat mit dem Typ der Atombombe zu tun, die über der Stadt gezündet wurde. Sie enthielt vor allem kurzlebige radioaktive Isotope. 

Allerdings sterben auch heute immer noch Menschen an den Folgen des Bombenabwurfs vor 70 Jahren. Das Internationale Rote Kreuz geht davon aus, dass es noch fast 200.000 Überlebende von Hiroshima und Nagasaki gibt. Tausende davon würden wegen strahlenbedingter Gesundheitsschäden oder psychischer Folgen behandelt. 

Text nach einer Sonderseite "Hintergrund"© 2015 Neue Westfälische von heute



... sei schnell zum hören - langsam zum reden - langsam zum zorn

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Felix Nussbaum: Das Geheimnis | 1939, Öl auf Leinwand - © akg-images/VG Bild-Kunst | republik-online.at


Ein jeder Mensch 
sei schnell zum Hören, 
langsam zum Reden, 
langsam zum Zorn.
Jakobus 1,19

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Das ist in der Herrnhuter Losung von heute der Lehrtext. Ich will hier ja dieses Blog nicht zu einer Bibel-Studierstube umbauen - aber ich finde diesen Tagesimpuls für diese Zeit der allgegenwärtigen totalen Kommunikation - des Redens, des Quatschens, der Handymanie und des facebook-Shitstorms - schon so bemerkenswert, dass ich mich einmal damit näher befassen möchte.

Zunächst einmal habe ich mir die "Bibel - in gerechter Sprache" geschnappt und habe den Text in einer zeitgemäßen Übersetzung im Zusammenhang gelesen:

Macht euch dieses klar, meine lieben Schwestern und Brüder: Jede und jeder von euch sei schnell zum Zuhören bereit, zögere jedoch mit dem Reden und dem Zürnen.
Und dann heißt es dort weiter ab Vers 20-27:
Denn wer zornig ist, tut nicht, was Gott als gerecht anerkennt. Deshalb legt jede Art von Schmutz und überhaupt alle Schlechtigkeit ab. Nehmt stattdessen besonnen das Wort an, das Gott euch eingepflanzt hat und das euch retten kann. Folgt dem Wort, das in euch wirkt, indem ihr es in die Tat umsetzt und euch nicht etwa mit dem Hören begnügt. Sonst betrügt ihr euch selbst. Denn die das Wort nur hören und nicht auch tun, sind wie Menschen, die ihr Gesicht, von Gott geschaffen, im Spiegel betrachten, und kaum dass sie sich umdrehen, schon vergessen haben, wie sie beschaffen sind. Die aber, die das vollkommene Gesetz der Freiheit engagiert studieren und nicht zu den vergesslichen Hörerinnen und Hörern zählen, sondern dabeibleiben und es in die Tat umsetzen, werden glücklich sein bei dem, was sie tun. Diejenigen, die meinen, gottesgläubig zu leben, ihre Zunge aber nicht beherrschen und also ihr Herz betrügen, deren Gottesgläubigkeit kommt bei Gott nicht an. Die Gottesgläubigkeit, die Gott akzeptiert, ist diese: die hilfsbedürftigen Menschen in ihrer Not aufzusuchen und beizustehen und sich nicht in die Ausbeutungsstrukturen der Welt verwickeln zu lassen.

Der Jakobusbrief wurde bereits seit Luther in der Evangelischen Kirche immer etwas stiefmütterlich behandelt. Luther passten die Aussagen nicht, er war ihm zu ungehobelt, zu ungeordnet, einfach zu untheologisch ... eine Verhaltens-Maßgabe eher ... Über Passagen aus dem Jakobusbrief selbst wird deshalb selten gepredigt, da schwingt immer ein moralischer Zeigefinger mit - und er entlarvt mitunter "gnadenlos" - z.B. durch sein Bild oben vom "Widerspiegeln" - den Leser des Briefes selbst, oder eben denjenigen, der vielleicht professionell sich damit auseinanderzusetzen hat ...

Im Jakobusbrief geht es fast durchgehend um Hören und Reden und Tun - hier um vielleicht ein zu oberflächliches Zuhören und dem, was dann von dem Gehörten an folgerichtiger Re-aktion erfolgt: Oftmals verkommt die schrille alltägliche Geräuschkulisse in unserer Welt heutzutage zum "weißen Rauschen" - durch die lauten mit Werbung durchwachsenen Medien und der schnellen abgehackten und "mailverkürzten" und handytauglichen "Sprache" (Rede- und Zuhörzeit ist beim Handyfonieren oft echtes Geld) - besonders verbreitet in der jungen Generation ... - wir hören zwar - aber wir nehmen nicht auf - wir nehmen nicht wahr - vor allem werden Nuancen verschluckt - Nuancen, die vielleicht etwas vom Charakter eines Menschen preisgeben, von seiner "Philosophie" und seiner Biographie - von seinem Sosein ... - damit wir "angemessen" re-agieren können ...

In Apostelgeschichte 8, Vers 26 - 40, wird von einem "Kämmerer aus dem Morgenland" berichtet, der auf dem Weg in seiner Kutsche im Buch des Propheten Jesaja las; den Philippus aber, nachdem er vom Heiligen Geist extra dazu herbeigerufen wurde, dann auch befragte: "Verstehst du auch, was du da liest?", worauf der Kämmerer antwortete: "Wie sollte ich das verstehen können, solange mich nicht jemand anleitet?" ... Also - das gesprochene oder geschrieben Wort muss oft mit den Hör- und Verstehensgewohnheiten des Gegenübers "kompatibel" gemacht werden ...

Und da sagen die Fernsehmacher, eine Sequenz der Sendung bis zum nächsten Szenen-Schnitt dürfe eine ganz bestimmte Länge von vielleicht allerhöchstens einer halben Minute auf keinen Fall überschreiten ... Das sind also unsere "Hör-und Seh-Zu"-Gewohnheiten, auf die hat man uns nun per Medium jahrelang dressiert. Und schon nach dem Abspann der Sendung wissen wir nicht mehr, was wir eigentlich da gesehen haben - ..."wie Menschen, die ihr Gesicht, von Gott geschaffen, im Spiegel betrachten, und kaum dass sie sich umdrehen, schon vergessen haben, wie sie beschaffen sind" ...  - oder auch: "Verstehst du auch, was du da gesehen hast?" - "Nein - wie sollte ich das verstehen können, solange mich nicht jemand anleitet?" - Die Märchen unserer Kindheit und die Bibelverse im Konfirmandenunterricht, die wir hörten und fast auswendig aufsagen konnten, waren immer länger als so eine "Aufmerksamkeits-Sequenz" heutzutage ... Aber wir bemerken das ja auch beim alltäglichen Zeitungslesen, was lesen (also "hören" mit den Augen ...) wir da tatsächlich - und was überlesen wir rasch, weil es zu lang ist, zu kompliziert, nicht "flüssig genug formuliert" ... - was haben die Comic-Hefte mit ihren Sprechblasen und die Emotions-Zeichensprache ;-)) in der Mail uns in dieser Hinsicht eingebrockt ... ???

Ja - und was führt uns dann davon zu irgendeiner Aktion als Re-aktion auf das Gelesene/Gehörte, zu einer diesbezüglichen davon ableitbaren Tat. Ich habe noch heute morgen gelesen, eine Faustregel besage, dass 90 % zum Beispiel der Online-Leser im Internet oder auf den sozialen Netzwerken in Bezug auf Gehörtes und Gelesenes einfach passiv bleiben, 9 % interagieren, indem sie z.B. den "Gefällt mir"-Knopf bei "facebook" drücken oder den Beitrag zu Freunden und Mitinteressierten weiterleiten. Und nur 1 % der Leser kommentieren den aufgenommen Fakt, bilden sich dazu einen Gedanken, den sie als Re-aktion mitteilen möchten - und das sind vor allem jene, die sich unverstanden fühlen.

Nun - diese Zahlen zeigen überraschender Weise an, wie sehr die Menschen Vers 19 von Jakobus 1 im Internet bereits verinnerlicht haben: Schnell - ja superschnell - Surfen und Zuhören/Lesen, jedoch passiv bleiben oder zögern mit einer lauten Bewertung des Aufgenommenen (90 %) bzw. einer tatsächlichen Re-aktion zum Thema (1%) ...

Und dann sagt die Studie, dass die meisten Personen dieses einen reaktiven Prozentes "sich unverstanden fühlen" - also im Sinne von Jakobus 1,19 wohl eher "zürnen", zornig werden ...
Aber - wer zornig ist, neigt zu überschießenden und unangemessenen Re-aktionen, wird meistens ungerecht in seinen Worten und Taten.

Nun gibt aber seit Kindesbeinen der Menschheit und den allermeisten Menschen ein von Gott sehr genial "eingepflanztes" eingerichtetes Instrument, das uns jeweils "retten" kann, uns davor bewahrt, um in gewissen Situationen größeren Schaden anzurichten. Dieses Instrument ist die Schranke zwischen Hirn und Mund. Diese Schranke verhindert, dass sich Gedanken zu schnell ihren Weg zum Mund bahnen, sondern vorher noch einmal geprüft und überdacht werden können.

Bei manchen Menschen ist diese Schranke sehr ausgeprägt vorhanden, in einem hervorragenden Zustand und voll funktionstüchtig. Diese Menschen wiegen ihre Worte sorgsam ab, es passiert selten, dass sie etwas Unbedachtes sagen. Sie werden als besonnen und vernünftig wahrgenommen. Und dann gibt es da auch Menschen, bei denen ist diese Schranke... nun ja, nur sehr eingeschränkt einsetzbar. Hier ist die Zunge - oder die Computer-Tastatur - meist schneller als das Hirn - und die spontanen Gedanken sind schneller draußen, als man schauen kann. Das sind dann die Menschen, die sich dann in ihrer Re-aktion schnell um Kopf und Kragen reden oder schreiben, meist zum größeren Amüsement der Umstehenden.

Das Zuhören - das Lesen - das Wahrnehmen - sind eine Kunst. Denn das passiert nicht einfach so.„Hörst du mir überhaupt zu?“ ist ja eine sehr verbreitete Frage von Gesprächs"partnern" im "Dialog miteinander", wenn einer in einer Zeitung blättert und der andere munter drauflos schwätzt. Der eine redet, der andere hat die Worte gehört – aber zugehört hat er nicht.

Zum tatsächlichen Zu-hören muss ich mich aktiv entscheiden, dafür muss ich alles Ablenkende weglegen, ich muss mich auf mein Gegenüber einlassen. Das ist die eine Seite. Sich darauf einlassen, wirklich zuzuhören. Das andere beim Zuhören ist, selber erst einmal die Klappe zu halten. Wie schnell sind wir dabei, wenn uns jemand seine Sorgen klagt, mit schnellen Lösungen bei der Hand zu sein. Oder die eigenen Sorgen abzuladen, frei nach dem Motto „ist ja schön, wenn es dir schlecht geht, aber hör mal her, wie dreckig es erst mir geht!“ Zum Zu-hören gehört es, dass wir es aushalten, erst mal gar nichts zu sagen. Den anderen reden zu lassen. Ihm ganz zuzuhören, ihn damit ernst zu nehmen.

Und dann kommt noch der dickste Brocken, den der Jakobus uns dann ins Nest legt: Kommt vom Wort auch in die Tat - Christsein ist immer auch das Wort hören und danach handeln ... Prüft alles - aber das Beste behaltet (1. Thess. 5,21) - und setzt es in die Tat um. Diese "Taten" können ganz verschiedene Ausmaße annehmen: Ich kann beten für etwas, für meinen Nächsten, für Zustände um mich und in der Welt: ich kann spenden für die notleidenden Flüchtlinge, die aus dem Mittelmeer gefischt werden - oder den notleidenden Roma, die aus den Zeltbaracken des Balkan zu uns drängen - ich kann Patenkinder unterstützen bei der Kindernothilfe - ich kann dem Nachbarn, dem es nicht gutgeht, eine Besorgung abnehmen - mit dem Freund, der seine Frau gerade verloren hat, zumindest erst einmal vorsichtig telefonieren - ich kann einer Freundin helfen bei der Gestaltung ihrer Homepages - ber auch dabei immer erst Zu-hören und dann erst reden - und dann erst tun ...

Ich kann mich gesellschaftspolitisch im Sinne Jesu und seinem von ihm so vor 2000 Jahren apostrophierten "Reich Gottes" einzubringen versuchen - ohne in ollen "Frömmigkeiten" zu verbrämen - über meine Blogs, über Gespräche, die ich führe: Und auch dann zählt: Höre genau hin, diskutiere, ringe – und dann tue aber das, was du genügend abgewägt und geprüft hast - vielleicht in dem ich noch einmal "eine Nacht drüber schlafe", ehe ich re-agiere - aber es bleibt: Nicht nur nicken und für wahr halten, sondern dafür aktiv werden.

Mir gelingt das oft am besten, wenn ich mir vor meinem geistigen Auge Jesus vorstelle, wie er in seinen damaligen Tempel kommt, um dort als erstes auf die Opfertierhändler und die Geldwechslern stößt, die er dann als "Räuberhöhle" alle aufscheucht und aus "seines Vaters Haus" vertreibt ...

Auch in fast allen unseren Kirchen heutzutage stoßen wir als erstes im Eingangsbereich immer auf kleine Spruchkarten oder Kirchenführer und Kirchen-Diaserien, die gegen Knete zum Verkauf angeboten werden - und auf einen großen kupfernen Opferstock - und Jesus hängt da am Kreuz weiter hinten - und von seiner Bergpredigt und von seinen Meditationen, von seinem Zuhören, Bedenken, seinen Gleichnissen und dann auch seinem eindeutigen Handeln finden wir fast nichts ... - weder im Glaubensbekenntnis noch in den Kirchen ...



mit Anregungen und Materialien aus einer Predigt in der EKG Freiberg

komm in die gänge | S!NEDi-Lyrik

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S!NEDi|graphic: Jakobus 1, 19-27

wie soll das denn gehen:
schnell hören
spitz|pfindig
auf|gepfasst
alles mitkriegen
rasche auf|pfassungs|gabe
wird mir von kleinauf nachgesagt
aber manchmal
manchmal bin ich
ich bin manchmal eben
schwer von kapee

llllaaaannnngggssssaaammm
rrrreeeeddddeeeennnn
pause
ist das eine tugend
oder ist das eine not
wendigkeit wie der
feuerlöscher oder ein
rauchmelder denn
ansonsten verlieren
die lettern den letzten
kitt aus den ritzen 

den zorn unterdrücken
des zornes unterdruck ist 
der hochdruck all meiner wut
schlucks runter mann
lass rep|flux rep|flux sein
p|fluxus|leber|wurst|hernie
doch wie es darinnen aussieht
geht niemanden etwas an
lass gutt sein damit
lass es schlussendlich
gutt sein

okay - ich weiß ja was du
von mir willst
doch du kennst ja
die unsicherheit
deines bruders
(“ihr aber, was sagt ihr, 
   wer ich bin“ ...)
und seine scheu vorm spiegeln
so jung kommen wir
nie wieder zusammen 

das ist ja jacke
ja - jacke
wie hose - und meine
reaktions|zeit liegt 
weit unter 0,1 sec.
aber ich weiß nicht
was weiß ich 
ich weiß nicht
was ich machen soll

komm in die gänge
ach weißte
ich weiß nicht
die ehre gibt's ja nicht
for nothing now
die da 
die da werden mich nie
nie verbeamten

sinedi 
- zu jakobus 1,19




kommen - gehen vorüber - treten ab: Straßentheater immerzu ...

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kommen - gehen vorüber - treten ab:


Die Welt - wenigstens das nächste Umdichherum - 
ein ganz großes Theater - großes Kino auch
ohne Pause - 
Schlag auf Schlag ...
Die Straße als die Bretter
die die Welt bedeuten ... 
Die Passanten als Schauspielertruppe - als Akteure: 
hastend, vorsichtig, stöckelnd, leger, schlendernd, aufgeplustert, blööö
sich zurücknehmend - groß dick, klein, dünn, huck
käsig, krebsrot, prustend, schwitzend, blass ... annngä
Jedes mit seiner Maske, seiner Schminke, seiner Frisur, 
seiner Haartracht, Kleidung, Tatoos ... wie wild
kommen - gehen vorüber - treten ab
Alle spielen ihre Rolle
gekonnt - jedes auf seine Art

Die kleine Kirmes da auf dem Marktplatz 

als Drehorgelkulisse -
mit drehenden Ketten am Karussell 
mit all den Kabeln auf dem Boden - 
gar keine Kabelschächte - alles offen - 
rote Schaltknöpfe, Bretter mit Sicherungen und Zähler ... 

Kein Orchestergraben
keine Soufleuse
Spontanes Zeilengestammel
szohnen auch - husten, hecheln

Ich frage mich die ganze Zeit, 

was denn heute gegeben wird, 
denn mir ist das Programmheft abhanden gekommen: 
Komödie, Tragödie, Satire, Oper, Schauspiel - 
keine Ahnung - man hält sich bedeckt ... 
Auch sind die Szenen zwar aneinandergereiht 
aber oft genug auch beziehungslos -
wenigstes nicht für mich erkennbar - 
eine Kette von Sequenzen 
reiner Aktionalismus
jeder will seinen Senf dazutun
kein roter Handlungsfaden - kein Plot, keine Story ...
kommen - gehen vorüber - treten ab
Alle spielen ihre Rolle

Mit all der Unruhe
sehnt man sich Ruhe herbei
immer wieder neu ...

Sehr moderne Geräuschkulisse - 

das musikalische Hintergrundambiente 
könnte auch von John Cage stammen: 
irgendwie taktlos, 
Geräusche, fernes Hupen, auch knisternde Stille, 
Karussellmusik, 
ein Bus - genauso wie die Citybusse - 
dieselt aufwändig stinkend über die Bühne - 
Eine Pferdekutsche steht bereit: 
In Wien - sagt eine Frau - in Wien bin ich 
mal mit dem Fiaker gefahren ...

Es muss sich um ein ganz modernes Stück handeln, 

was da gegeben wird, 
denn das mit dem Fiaker 
steht in keinem Zusammenhang
zum Großen & Ganzen
und die Schauspieler gehen einfach 
mit solchen Aussagen vorüber 
und kommentieren in die einzelnen Szenen hinein...
äußerst bruchstückhaft
kommen - gehen vorüber - treten ab

Hinten links eine italienische Pizzeria - 

schon etwas gehobenes Niveau - 
Alle spielen ihre Rolle
am Nebentisch nimmt man Pizzabrot 
statt Chiabatta zur Vorspeise ... - 
und das Bühnenbild besteht 
auch aus alten Mauern, viel Grün - 
und bekannten Picasso-Schinken an den Wänden: 
auf den meisten Tischen stehen "RESERVIERT"-Schildchen, 
und die Rolle des Oberkellners war so angelegt, 
dass er seine Pappenheimer 
je nach Kopfzahl der ankommenden Gruppe 
an die "reservierten" Tische verteilt ... 
kommen - gehen vorüber - treten ab
Und der Regisseur wird 
das Verteilschema dazu kennen ...

Alles ist Gewusel, Unruhe, 

Tellerklappern, Besteckgeklimper, 
Flaschen werden lauthals entkorkt: 
"Bitte den leichtesten Weißwein 
den Sie haben - 
einen milden Pinot Grigio vielleicht - 
wenn es so etwas überhaupt hier gibt - 
wir wollen heute Abend nämlich noch 
ins Orgelkonzert ... 
Präludium & Fuge - Sie wissen schon ...
kommen - gehen vorüber - treten ab

sinedi


S!NEDi|graphic: nach einem Videostill aus: Die Schöne Helena | Komische Oper Berlin - Trailer


rose = eine rose = eine rose = eine rose

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S!NEDi|graphic: rose = eine rose = eine rose = eine rose
Wer kennt nicht die berühmte Zeile“Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose…” aus dem Gedicht “Sacred Emily” (1913) von Gertrude Stein. 

Diese Tautologie erschien in dem 1922 veröffentlichten Buch Geography and Plays. Im Gedicht ist die ersterwähnte „Roseder Name einer Person. Stein variierte später den Satz in anderen Werken, so zum Beispiel schrieb sie 1935 „A rose is a rose is a rose is a rose“ in Lectures in AmericaAuf Englisch ist dieses Zitat auch ein Wortspiel, das mit dem phonetischen Gleichklang des Namens "Rose" mit Eros und "a rose" spielt. Es wird oft interpretiert als „Die Dinge sind, was sie sind“ - "Es is´, wie es ist, weil´s so ist!"  - doch das ist nur eine der Wahrheiten an die wir uns nur annähern können ...

Für Gertrude Stein drückte der Satz aus, dass der Name einer Sache deren Bild und die damit verbundenen Gefühle verkörpert. Mit dieser Deutung knüpft Stein nahtlos an den Universalienstreit an, in dem „der Name der Rose“ von Petrus Abaelardus und anderen als Beispiel für die Verknüpfung von Begriff und Objekt verwendet wurde.

„Rose is a Rose is a Rose is a Rose“

Aber bekannt geworden sind die Worte vor allem durch ihr Kinderbuch Die Welt ist rund (The World is Round), das 1939 erschien. Einer der ersten US-amerikanischen Kinderbuchverlage, Young Scott Books, der ein Jahr zuvor gegründet wurde, hatte bekannte Schriftteller um eine Geschichte für Kinder gebeten. 

Ihr Zögling Ernest Hemingway winkte ab, aber Gertrude Stein sagte im Alter von 65 Jahren zu und schrieb die Geschichte eines kleinen weinerlichen Mädchen namens Rose (es geht hier also nicht um eine Blume), das oft singen muss, gern nachdenkt, suchen, finden und benennen möchte und ihren Lehrern nicht vertraut, die sagen, dass die Welt und die Sonne und der Mond und die Sterne rund sind, und alles „drehte sich immer rundherum immer rundherum“. Und als sie sich einmal beim Singen in einem Spiegel sah, stellte sie fest, dass auch beim Singen „ihr Mund rund (war) und drehte sich immer rundherum immer rundherum“. Und sie fragte sich, „war denn hierzulande alles nur rund drehte sich immer rundherum immer rundherum“? Aber den Bergen, die sich so hoch erheben, würde es sicher „gelingen, alles zum Stillstand zu bringen“. Also beschloss sie, mitsamt einem blauen Gartenstuhl auf die Spitze eines Berges zu klettern, um auf die Welt hinunterzusehen. 
Unterwegs sah sie einen Baum, und sie dachte ja er ist rund aber rundherum werde ich Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose einschnitzen und dann ist’s einfach da und ich höre nirgends mehr irgendwas das mir in der Nacht Angst macht. (…) So nahm sie also ihr Taschenmesser, sie hatte weder einen Füller noch eine Feder von einem Huhn und sie hatte auch keine Tinte da konnte sie nichts tun, sie würde einfach auf ihrem Stuhl stehen und rundherum immer rundherum aber nicht krumm Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose Rose ist eine Rose in die Rinde ritzen bis es ganz herum reichte. (…) Und Rose vergaß die Dämmerung vergaß die rosige Dämmerung und vergaß den Sonnenschein vergaß sie war da allein ganz allein und ritzte vorsichtig in die Ecken rein, die Ecken der Os und Rs und Ss und Es in Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose(Die Welt ist rund. Ritter 2001, S. 70–72) | aus: http://juttas-schreibtipps.blogspot.de/

Allerdings sind und waren nicht alle begeistert von Steins charakteristischem Stil der Wortwiederholungen, auch nicht die Verleger, denen sie trotz aller Kritik unerschütterlich und hartnäckig Ihre Werke zusandte. In dem berühmt gewordenen Absagebrief  nahm 1912 der Verleger A.C. Fields sarkastisch Steins Stil der Wortwiederholung auf und schrieb:

“Sehr verehrte gnädige Frau, 
ich bin nur einer, nur einer, nur einer. Nur ein Mensch, einer zur Zeit. Nicht zwei, nicht drei, nur einer. Nur ein Leben zu leben, nur sechzig Minuten pro Stunde. Nur ein Paar Augen. Nur ein Hirn. Nur ein Mensch. Da ich nur einer bin, nur ein Paar Augen habe, nur eine Zeit habe, nur ein Leben habe, kann Ich Ihr Manuskript nicht drei- oder viermal lesen. Nicht einmal einmal. Nur ein Blick, nur ein Blick genügt. Kaum ein Exemplar ließe sich hier verkaufen. Kaum eins. Kaum eins.”

Gertrude Steins Glaube an sich selbst war allerdings unerschütterlich. “Ich bin ein Genie”, davon war sie überzeugt. Zu Recht.  aus “Im Zimmer meines Lebens”, Edition Ebersbach | Quelle


Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Das ist doch – ja, richtig – von Gertrude Stein, jener viel und leidenschaftlich umstrittenen Amerikanerin, die behauptete, daß es ihr Französischer Pudel Basket gewesen sei, der ihr mit seinem rhythmischen Milch-Schlecken den Unterschied zwischen Prosa und Poesie beigebracht habe; es ist von jener Autorin, bei der die New Yorker Grafton Press, der sie aus Paris das Manuskript ihres Buches „The Making of Americans“ zum Druck gesandt hatte, anfragen ließ, ob sie die englische Grammatik überhaupt richtig beherrsche.

Eine seltsam-selbstbewusste und eigenwillige Frau: 1874 in Alleghany (Pennsylvanien) geboren, aufgewachsen in San Franzisko, studierte sie in Radcliffe und später an der Johns-Hopkins-Universität Psychologie. Wie Proust und Joyce von den führenden Philosophen ihrer Zeit – Bergson und Freud – beeinflußt wurden, so ließ sie sich von ihrem berühmten Lehrer William James leiten.

Doch William James förderte nicht nur die Psychologin, sondern auch die Autorin Gertrude Stein. Ihr auffälligstes Stilmittel ist die scheinbar nicht endenwollende Wiederholung einiger Sätze, von ihr selber als „insistence“ bezeichnet.

Eines der wichtigsten Kapitel der „Psychology“ trägt den Titel „The Stream of Consciousness“ (der Bewußtseinsstrom), ein Ausdruck, der von James geprägt und später zu einem terminus technicus der Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts wurde. Die Schriftstellerin fordert, dass die Sprache wie ein Strom sein müsse, in dem ein Gedanke in den anderen, ein Wort in das andere fließt. Im monotonen Fluß der Zeit könne es nicht Anfang noch Ende, sondern nur„eine fortgesetzte Gegenwart“ geben.

Weder das Studium noch Amerika vermochten Gertrude Stein lange zu halten. 1903 siedelte sie nach Paris über, wo ihr berühmtes Quartier 27, rue de Fleurus bald zu einem Treffpunkt aller derjenigen wurde, die damals weder Rang noch Geld hatten, aber die Zukunft der Malerei und der Literatur für sich in Anspruch nahmen.

Über diese ereignisreiche Zeit in Frankreich, in die der erste Weltkrieg fällt, berichtet die Autorin in –
Gertrude Stein: „Autobiographie von Alice B. Toklas“; Verlag Die Arche, Zürich; 296 S.
Das ist ein kurzweiliges und interessantes Buch, in einem für die Verfasserin sehr wenig typischen Stil geschrieben und keineswegs vom„monotonen Fluss der Zeit“ getragen. Von der ersten bis zur letzten Seite unterhält es und belehrt es. Horazisch-grimmelshausenscher kann es gar nicht hergehen. Auch Sinn für Humor fehlt der Autorin nicht; davon zeugt schon der Titel.

So wie Defoe die Autobiographie Robinson Crusoes, schrieb sie die Autobiographie ihrer Freundin, die sich als fiktive Erzählerin allerdings sehr im Hintergrund hält, um Gertrude Stein und ihr Atelier ins rechte Licht zu rücken. Und das ist auch der Mühe wert: „Damals war mancherlei von Matisse, Picasso, Renoir und Cézanne da, aber auch sehr viel andere Sachen. Zwei Gauguins waren da und Manguins und ein großer Akt von Valloton, der so aussah wie die Odaliske von Manet, war’s aber nicht, und auch ein Toulouse-Lautrec war da.“

Entdeckerleidenschaft hatte Gertrude Stein gepackt. Sobald sie von einem jungen Maler hörte, suchte sie ihn und seine Bilder auf und kaufte oft etwas, zum Beispiel für 150 Franken das jetzt berühmte „Kleine Mädchen mit den Blumen“ von Picasso und bei der Vernissage des Indépendants erwarb sie „La Femme au Chapeau“ von Matisse. Seit dem Tag, an dem Gertrude Stein dieses verspottete und aufs heftigste angegriffene Bild kaufte, war die Freundschaft zwischen ihr und Matisse besiegelt.

Gertrude Stein nach einem Porträt von Picasso 1906
Auch mit dem jungen Pablo Picasso hatte sie eine sehr herzliche Freundschaft geschlossen, und nie spricht sie ohne eine gewisse Rührung von diesem liebsten ihrer Freunde: „Er hatte etwas von der Einsamkeit eines Stierkämpfers an der Spitze einer Schar.“ Aber sie kann ihn auch wohlwollend einen „gutaussehenden Schuhputzer“ nennen. Er wiederum hätte ihr seine Zuneigung nicht besser beweisen können als mit jenem Porträt, für das sie ihm mehr als achtzigmal sitzen mußte, während ihr Fernande, Pablos schöne Freundin, aus den Fabeln La Fontaines vorlas.

Diese Freundschaften (es sollten noch viele andere hinzukommen, so mit Juan Gris, Braque, Max Jacob, Rousseau, mit Guillaume Apollinaire, mit Hemingway, Ezra Pound, James Joyce) trugen für das Schaffen der Schriftstellerin reiche Früchte.

Von den Impressionisten lernte sie, daß Erinnerung eine objektive Anschauung unmöglich macht. Lange Zeit hatten Maler nicht gewagt, Rot auf einer weißen Häuserwand oder in einem grünen Rasen zu entdecken. Die Impressionisten hatten es sichtbar gemacht. Und die nächste Generation ging konsequent einen Schritt weiter und zeigte, daß unsere gesamte visuelle Auffassung – Form und Farbe eingeschlossen – von „Erinnerung“ bestimmt und durch Erziehung verdorben ist. Gertrude Stein wollte das auf die Literatur übertragen und versuchen, die Dinge in ihrer „reinen Existenz“ in die Gewalt der Sprache zu bekommen. Dazu begann sie mit der Beschreibung einfacher Gegenstände ihrer Umgebung. Das Ergebnis war die Gedichtsammlung „Tender Buttons“.

Kritiker in Amerika, England und Frankreich tadelten sie heftig und nannten ihre Werke
Gertrude Stein, Porträt von Andy Warhol, 1980
unverständlich und eine Zumutung für den Leser. Belustigt und ohne Bitterkeit berichtet Gertrude Stein über solche Vorhaltungen. Immer wieder beteuert sie, daß ihr die Meinung des Lesers völlig gleichgültig sei, ja, ein Einverständnis zwischen Autor und Leser könne überhaupt nicht zustande kommen, da die Erinnerungs- und Erlebniskette jedes Menschen verschieden sei. Sie geht sogar noch weiter und schreibt im Henry-James-Kapitel ihres
„Four in America“: „Klarheit ist unwichtig, da niemand zuhört und niemand weiß, was du meinst... Aber wenn du genügend Vitalität ... besitzt, so werden ... viele einsehen müssen, daß du weißt, was du meinst; und sie werden dir darin zustimmen, daß du das meinst, was du weißt.“ So ist auch jener Vers von der Rose zu verstehen, die eine Rose eine Rose eine Rose eine Rose und darum (das behauptet jedenfalls Gertrude Stein) röter als andere poetische Rosen ist. Es war bestimmt nicht im Sinne der Dichterin, dass sich so viele Kritiker und Leser über diese Zeile den Kopf zerbrachen.

Wir kommen nicht herum um die Frage, ob Gertrude Stein in ihrem Werk wirklich das erreicht hat, was sie erreichen wollte: durch Intensität, durch Vitalität, durch„insistence“ zu überzeugen? Obwohl es jedem Leser überlassen sein soll, diese Frage für sich zu beantworten, muß ich gestehen: Nein, sie überzeugt mich nicht – jedenfalls nicht durch ihr literarisches Werk, das zwar weite Perspektiven eröffnet, sie aber selber nicht ausfüllt.

Wohl aber überzeugt und begeistert sie durch ihre Persönlichkeit, der sich die Größten ihrer Zeit verbunden fühlten! Sie überzeugt durch die Kühnheit ihrer Forderungen, durch ihre theoretischen Einsichten in das Wesen der modernen Kunst.

Ihr Einfluß auf die jüngere amerikanische und englische Literatur ist groß und vielleicht jetzt noch nicht abzusehen. (Vergessen wir nicht, daß sie den jungen Hemingway „entdeckte“ und förderte.) Thornton Wilder nannte sie die „Mutter der Moderne“. 

Katharina Hoke | Die Zeit-Archiv 1960






Anmerkung: Gertrude Steins Sprach-Verständnis folgend müsste ich - wenn ich es für mich richtig verstehe - das vierblätterige Kleeblatt ungefähr so beschreiben:

Ein Kleeblatt          
= ein Kleeblatt 
= ein Kleeblatt 
= ein Kleeblatt 
= Glück

hoch hinaus

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kindermund
tut wahrheit
      kund ...
S!NEDi: collage von den fleißigen hochhaushandwerkern

Holocaust-Gedenken in Bielefeld - und angekettete Drahtesel

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In Bielefeld gibt es ein Mahnmal für NS-Opfer direkt vor dem Hauptbahnhof, von dem aus seinerzeit über 2.000 Juden aus Ostwestfalen von den Nationalsozialisten zwischen 1938 und 1945 deportiert und in Todeslager gebracht wurden - ... übrigens neben weit über 100 "Stolpersteinen" - die verteilt im Stadtgebiet vor relevanten Grundstücken gelegt wurden und werden ...

Und die Namen von 1.849 ermordeten NS-Opfern sind heute auf diesem Sammel-Mahnmal vor dem Bahnhof verzeichnet. Es wurde 1998 für all diese Betroffenen geschaffen vom Architekten Hartmut Falkenberg, damals ein Mitglied einer Friedensgruppe der Bielefelder Altstädter Nicolai-Kirchengemeinde, die 1998 das Mahnmal aufstellen ließ, das heute der Stadt gehört. Falkenberg hat das Mahnmal wie folgt beschrieben: "Die Pulte umreißen nur unvollständig ein Volumen, deuten etwas an. Dieser Charakter des Fragilen und Fragmentarischen entspricht ihrer Aufgabe: Dem Verweis auf eine Dimension des Ortes, die sich nur in der Reflexion erschließt und eine wachsende Beunruhigung hinterlässt." Die Form des Mahnmals ist mit den Holocaust-Überlebenden abgestimmt worden, mit denen die Friedensgruppe vor dem Entwurf des Mahnmals gesprochen hat. Diesen Menschen fühlt man sich verpflichtet. 

Also - das ist nun mal ein Mahnmal, wie es sich der Münchener Stadtrat für seine Kommune wahrscheinlich auch vorstellen kann - als Kompromiss im bundesweit bekanntgewordenen "Stolpersteine-Streit" - denn diese "Stolpersteine" des Künstlers Gunter Demnig werden nach einem jüngst schon wieder erneuerten entsprechenden Ratsbeschluss von der Stadt München nach wie vor abgelehnt - aber von vielen betroffenen Nachfahren der betreffenden NS-Opfern ausdrücklich erwünscht ...

Corpus delicti am Mahnmal vor dem Bielefelder Hauptbahnhof - Foto NW








































Aber auch dieser - im Gegensatz zu den "Stolpersteinen" sichtbar hoch"gebockten", nicht am Boden verlegten und damit nicht "zertretbaren" - Namenstafel droht Missachtung und Unbill - wie eben hier jüngst in Bielefeld - nämlich nun beispielsweise durch das Anketten von Fahrrädern an diesem ehrwürdigen Monument - und dann auch durch die spontane Beseitigung eben dieser deplatzierten Vehikel - wogegen nämlich nun Gesetz und Ordnung dräuend den Finger heben und der Amtsschimmel hörbar wiehert ...

Der Bielefelder SPD-Landtagsabgeordnete Günter Garbrecht ist nämlich empört:"Welches Bild bietet das Mahnmal zur Erinnerung an die Deportierten. Wir kämpfen dafür, das keine Aufmärsche von Rechten vor dem Bahnhof stattfinden, dulden aber die Verschandelung als Fahrradparkplatz", wettert der 65-Jährige, der seit 2000 im Landtag sitzt. 

Am 29. Juli hat er zum ersten Mal ein Bild des grünen Damenrads an dem Mahnmal auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht und angekündigt: "Meine Geduld ist erschöpft, ich schreite selbst zur Aktion."

Garbrecht hat sich an sämtliche Behörden gewandt. Aber: "Auf dem Bahnhofsvorplatz herrscht offenbar die organisierte Nicht-Zuständigkeit." Weder Bahn noch Stadt hätten sich geregt. "Die Bundespolizei hat den Fall zur Bielefelder Polizei weitergereicht, die wiederum zum Ordnungsamt der Stadt. Passiert ist nichts", sagt Garbrecht.

An Langzeit-abgestellten Fahrrädern lässt das Ordnungsamt seit dem Frühjahr leuchtende Banderolen anbringen mit der Aufforderung, die Fahrräder zu entfernen. Geschieht nichts, werden die Räder einige Wochen später abgeholt und ins Fundbüro gebracht. An dem Rad vor dem Mahnmal befand sich keine Banderole. Die Bahn wäscht ihre Hände in Unschuld. Zwar gehört ihr der Bahnhofsvorplatz, doch es gebe einen "Gestattungsvertrag", und danach sei die Stadt dort für den Verkehr und die Ordnung zuständig. "Es gibt aber eine Arbeitsgruppe von Stadt und Bahn, die sich mit der Abstellsituation und der Beseitigung von Fahrradleichen befasst", berichtet ein Sprecher (getreu dem Motto: ... und wenn du nicht mehr weiter weißt - begründe einen Arbeitskreis) ...

Daher macht Garbrecht presse- und mediengerecht - wie es sich für einen SPD-Landtagsabgeordneten auch gebührend schickt - seine Drohung war: Der gelernte Werkzeugmacher setzt den Bolzenschneider an [im "Blitzlichtgewitter" der zuvor einbestellten und eingeladenen Fotoreporter und dem Surren der Kameras und vor den rotblinkenden Mikrofonen] und --- kneift das Schloss tatsächlich hörbar knackig durch. Das grüne Fahrrad nimmt er anschließend mit. Und da das Fundbüro freitags pünktlich um 12 Uhr schließt, schickt sein Büro eine E-Mail:
"Günter Gabrecht (MdL) hat ein Fahrrad gefunden. Dieses verunstaltete wochenlang das Mahnmal vor dem Hauptbahnhof und ist in Verwahrung genommen worden." Montag will der Politiker das Rad im Fundbüro abliefern ..." 
Und von nun an ist zumindest die Bielefelder Bevölkerung durch die Medien, die natürlich in großen lokalen Aufmachern und den lokalen Radio- und TV-Sendungen von diesem "Fall" berichten, aufgeschreckt - und prompt in verschiedene Lager gespalten: 
  • der einen Gruppe ist das ganze Prozedere ziemlich egal - und sie sieht in der Aktion des MdL nur eine persönliche Public-Relation-Sommerloch-Aktion ... (man muss diese Dinge auch endlich mal ruhen lassen können ...)
  • eine weitere Gruppe unterstützt Herrn Garbrecht in dieser Aktion - und sagt:"Richtig so!"- endlich mal einer, der das "zack-zack" geregelt kriegt: zupacken - anpacken ...
  • und ein Lager sagt: Wie kann ein Landtagsabgeordneter einfach selbst bestimmen, was Recht & Ordnung ist - das ist Selbstjustiz - wo kämen wir mit einem solchen juristischen Wildwuchs hin - wenn das Jedermann machen würde ...??? ...
  • aber alle Lager betonen eigentlich unisono, dass das Parken und Anketten von Fahrrädern an diesem Mahnmal "gar nicht geht" - schon aus "Anstand" - und das damit das Mahnmal "auch irgendwie entehrt" würde ... 
  • "Falls jemand Anzeige erstattet, werden wir prüfen, ob es sich um Sachbeschädigung handelt. Diebstahl kommt wohl nicht in Frage, wenn das Rad zum Fundbüro gebracht wird", erklärt dazu der  Bielefelder Polizeisprecher Michael Kötter - [inzwischen hat wohl jemand diese erwartete Anzeige gegen Garbrecht erstattet ...]
  • und Hans Zinnkann, Sprecher der Landtagsverwaltung antwortet auf die Frage, ob Landtagsabgeordnete bei derartigen Aktionen auf ihre Immunität bauen könnten: "Um das zu beantworten, müsste zunächst einmal eine Strafanzeige vorliegen." Würde tatsächlich ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, müsste die Landtagspräsidentin informiert werden. Im Falle eines begründeten Verdachts würde diese dann den Rechtsausschuss einschalten, der würde eine Empfehlung für den Landtag abgeben, der dann entscheiden könne. Zinnkann weiter: "Für eine Aufhebung der Immunität scheint dieser Fall aber nicht relevant zu sein."
Die Stelen des zentralen Holocaust-Denkmals 
in Berlin als Ruheplätzchen
Das ist also auf der einen Seite sicherlich ein Sturm im Wasserglas, angepustet vom persönlichen Selbstdarstellungswillen eines MdL - auf der anderen Seite bei der Frage, wie es mit der Erinnerungs- und Gedenkkultur in der deutschen Seele 70 Jahre nach Ende der NS-Herrschaft bestellt ist, jedoch hochbrisant - gerade eben auch in der Diskussion um die "Stolpersteine" - nicht nur in München - und beispielsweise den Liege- Ausruh- und Rastplätzen, die auf den Stelen des zentralen Holocaust-Denkmals in Berlin aufgemacht werden ...

Aber wie hält man das Gedenken an die NS-Opfer 70 Jahre danach angemessen aufrecht ... ???

mit Dokus aus der NW vom 08. und 12.08.2015


Stolperstein in BI-Sennestadt

Magisches Theater nach Hermann Hesses "Der Steppenwolf" - S!NNTAGSMALER - S!NEDi

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S!NNTAGSMALER: S!NEDi: Das Magische Theater 
was Harry Haller erblickte in "Der Steppenwolf" - von Hermann Hesse 
"Eintritt nicht für Jedermann ---- Nur -- für -- Ver -- rückte! "

Hermannsdenkmal - 140 Jahre - Herzlichen Glückwunsch zum geburtstag

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Hermann, the Cherusker | Photo by Bernd Meiseberg | fotocommunity.com



DER HERRMANN ...- Er ist schon vieles gewesen: Symbol für Freiheit, Symbol für Nationalstolz, die höchste Statue der westlichen Welt (dann kam die Freiheitsstatue).
Sonntag steht das Hermannsdenkmal seit genau 140 Jahren auf dem Teutberg im Kreis Lippe und deutet mit seinem Schwert verschmitzt lächelnd gen Westen. Zum Geburtstag gibt es kuriose Geschichten, gefühlte Wahrheiten und Mythen zum Hermannsdenkmal.
Das Denkmal soll an den Cheruskerfürsten Arminius (Deutsch: Hermann oder Armin, Alt-Niederdeutsch auch Irmin) erinnern, insbesondere an die sogenannte Schlacht im Teutoburger Wald, in der germanische Stämme unter seiner Führung den römischen Legionen unter Publius Quinctilius Varus im Jahre 9 eine entscheidende Niederlage beibrachten.
© Landesverband Lippe / Foto: Franz-Josef Mertens

Wussten Sie zum Beispiel, dass . . .
. . . man es gern auf Martin Luther schiebt, dass Arminius „Hermann“ genannt wird?

Luther bekannte nur:„Wenn ich ein poet wer, so wollt ich den zelebrieren. Ich hab ihn von hertzen lib“. Den„Hermann“ gab es nämlich schon weit über 500 Jahre vor Luther; nur die überlieferten Schriften in Bezug auf Arminius fehlen bisher. „Hermann“ leitet sich ab vom althochdeutschen „heri“ (= das Heer / die Krieger) und althochdt. „man“ (= Mann). Kombiniert steht „Hermann“ also für „Mann des Heeres“ bzw. korrekt überliefert und dem Sinn des Althochdeutschen entsprochen: „Heeres- oder Kriegsführer“. Luther verstand es eben auch, seinen logischen Verstand zu gebrauchen: Die Erfindung des „Heer-man“ ist hingegen Wichtigtuerei, die man ihm andichten wollte. man Arminius „Hermann“ nannte, schiebt man gern auf Martin Luther, aber der hat andere Dinge vollbracht. Luther bekannte nur: „Wenn ich ein poet wer, so wollt ich den zelebrieren. Ich hab ihn von hertzen lib“.

USA: New Ulm - detmold
bidarchiv.de
. . . der Hermann in den USA einen kleinen Bruder hat?

Im US-Bundesstaat Minnesota wurde in der Stadt New Ulm 1897 - 22 Jahre nach dem deutschen Denkmal - das "Hermann Heights Monument" fertiggestellt. Die baulich der deutschen sehr ähnliche Statue ist mit 31 Meter Höhe gute elf Meter kleiner. Erbaut wurde das Denkmal von deutschen Auswanderern. Nach der Freiheitsstatue und der Portlandia ist es die höchste Kupferstatue der USA. Die Amerikaner nennen ihn liebevoll "Hermann the German".

. . . die Arminius-Statue völlig unpassend gekleidet ist?

Der Erbauer des Hermanns, Ernst von Bandel, hat bei Arminius' Accessoires quer durch die Jahrhunderte zugelangt. Laut Michael Zelle, Direktor des Lippischen Landesmuseums, stammen die Stiefel aus dem antiken Rom, Schild und Schwert aus dem Mittelalter. Die Tunika passe gar nicht. Auch der Flügelhelm tauchte erst zur Zeit der Renaissance auf. "Es gibt nun mal keine Beschreibung, wie Hermann ausgesehen hat", sagt Zelle.

© Foto: Markus Krüger/
www.digital-park.de | NW
. . . jemand durch das Nasenloch der Hermannsstatue gefallen sein soll?

"Ja, das ist so eine dieser Geschichten", sagt Michael Zelle,"ist aber Quatsch. Dafür ist die Öffnung viel zu klein." In den Kopf des Cheruskers gelangten ohnehin nur Wartungskräfte. "Und darin kann man gerade aufrecht stehen." Genauso abwegig seien übrigens auch Gerüchte, nach denen Hermann hin und wieder die Schwerthand wechselt. "Das ist schlechterdings unmöglich."

. . . es andere Entwürfe für das Denkmal gab?

37 Jahre - so lange arbeitete Ernst von Bandel, bis das Hermannsdenkmal fertig war. Ideen für solch ein Denkmal gab es laut Zelle aber schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Und so hatte auch von Bandel Konkurrenten. 1813 und 1814 schlug der preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel eine gigantische Hermannsstatue vor, die laut Zelle "um ein Vielfaches höher gewesen wäre als Bandels Entwurf". Beinahe durchgesetzt hätte sich kurz vor Baubeginnsein Konkurrent Christian Daniel Rauch. Denn Bandel forderte für sein Projekt immer neue Geldmittel. "Erst als er da einlenkte, bekam er den Zuschlag und durfte mit dem Bau beginnen", sagt Zelle. Bandels Geburtstag jährt sich in diesem Jahr zum 215. Mal.

Foto von wallstreet-online.de
. . . der Hermann im Guinness-Buch der Rekorde steht?

1999 bekam die Statue vorübergehend ein 130 Quadratmeter großes Trikot von Arminia Bielefeld angezogen. Dafür gab es 2001 den Eintrag ins Buch der Rekorde.

. . . der Hermann in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges beschossen wurde?

Das Lipper Wahrzeichen trug einige Kriegsschäden davon. Michael Zelle: "Es gibt Aufnahmen von Einschusslöchern, wahrscheinlich Maschinengewehrfeuer." Er schätzt, dass die Statue den alliierten Fliegern als Landmarke diente. Die Schäden sind aber beseitigt. NW



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WIKIPEDIA: Das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald

Das Hermannsdenkmal ist eine Kolossalstatue in der Nähe von Hiddesen südwestlich von Detmold in Nordrhein-Westfalen im südlichen Teutoburger Wald. Es wurde zwischen 1838 und 1875 nach Entwürfen von Ernst von Bandel erbaut und am 16. August 1875 eingeweiht.
Das Denkmal soll an den Cheruskerfürsten Arminius (Deutsch: Hermann oder Armin, Alt-Niederdeutsch auch Irmin) erinnern, insbesondere an die sogenannte Schlacht im Teutoburger Wald, in der germanische Stämme unter seiner Führung den römischen Legionen unter Publius Quinctilius Varus im Jahre 9 eine entscheidende Niederlage beibrachten.
Mit einer Figurhöhe von 26,57 Metern und einer Gesamthöhe von 53,46 Metern ist es die höchste Statue Deutschlands und war von 1875 bis zur Erbauung der Freiheitsstatue 1886 die höchste Statue der westlichen Welt.

Historischer Hintergrund
Der Bau ist vor dem Hintergrund der deutsch-politischen Situation des 19. Jahrhunderts zu sehen, in der der Begriff „Deutsch-französische Erbfeindschaft“ durch jahrhundertealte Konflikte geprägt war. Durch die Niederlagen gegen die Franzosen unter Napoleon Bonaparte und die politische Zersplitterung Deutschlands begann man zunehmend die nationale Identität in der germanischen Vergangenheit zu suchen. Mit der zeitgenössischen Wertung Arminius’ als eines ersten Einigers der „deutschen“ (eigentlich „germanischen“) Stämme bot sich diese Figur an, zumal die Arminius-Figur seit der Wiederentdeckung römischer Historiker durch den Humanismus im 16. Jahrhundert im deutschen Sprachraum bekannt war.

Standort
Das Hermannsdenkmal steht in der Grotenburg genannten Ringwallanlage auf dem stark bewaldeten, 386 m hohen Teutberg.
Der Erbauer Ernst von Bandel ging nach damaliger Forschungslage noch davon aus, dass die Varusschlacht im Teutoburger Wald stattgefunden hatte. Die Wahl auf die Grotenburg fiel allerdings aus praktisch-ästhetischen Erwägungen. Der lippische Fürst wollte den Bauplatz nur unter der Bedingung zur Verfügung stellen, dass das Denkmal auf der Berghöhe errichtet würde, da es von dort aus weithin über Lippe sichtbar wäre. Mittlerweile ordnen die meisten archäologischen Fachwissenschaftler die Fundregion Kalkriese bei Bramsche in Niedersachsen als wahrscheinlichsten Ort der Schlacht ein.

Baugeschichte
König Wilhelm und Ernst von Bandel mit dem Kopf des Hermannsdenkmals in seiner Werkstatt in Hannover im Jahr 1869
Mit dem Bau wurde 1838 begonnen. Schon vor Baubeginn, aber auch infolge des Baus entstanden überall in Deutschland Vereine, die erfolgreich Gelder für das Denkmal sammelten. So berichtet etwa Heinrich Heine 1843 und 1844: „… zu Detmold ein Monument gesetzt; hab selber subskribieret.“ (Deutschland. Ein Wintermärchen, Caput XI).
1846 wurde der Sockel des Denkmals fertiggestellt. In der Reaktionsphase nach der Revolution von 1848 ruhte der Bau bis 1863. Es fehlte in dieser Zeit sowohl das finanzielle als auch das politische Interesse, den Bau weiter zu führen. Erst mit dem Besuch des preußischen Königs im Juni 1869 am Bauplatz und nachfolgend mit der Gründung des Deutschen Reiches nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870–1871) wurde das Denkmalsprojekt wieder populär. Der Reichstag bewilligte 10.000 Thaler für den Weiterbau, Wilhelm I. spendete die gleiche Summe. Der größte Betrag von 37.500 Thalern kam jedoch von privater Seite durch Spenden der Bevölkerung; weitere 1.082 Thaler gab Franz Joseph I., andere deutsche Fürstenhäuser überwiesen 13.500 Thaler und aus dem Ausland trafen 1.500 Thaler ein. Der Kostenaufwand belief sich insgesamt auf 90.000 Thaler. Ernst von Bandel hatte von Beginn an auf ein Künstlerhonorar verzichtet. Damit kostete das Denkmal nur die Hälfte wie etwa die Bavaria.
Die Entstehung des Denkmals ist nicht von seinem Erbauer, dem Bildhauer Ernst von Bandel zu trennen. Dieser widmete sich zeitlebens dem Denkmalprojekt und versuchte insbesondere in der Zeit der Bauunterbrechung weitere finanzielle Unterstützung für die Vollendung zu finden. Während der Arbeiten lebte Bandel zeitweise in einem unterhalb des Denkmals errichten Blockhaus, der Bandel-Hütte, die man noch besichtigen kann. Bandel konnte die feierliche Einweihung im Jahr 1875 noch erleben. Er starb 1876.

Erscheinungsbild

Der Unterbau
Es handelt sich bei dem Denkmal um eine Kombination von Bau- und Figurendenkmal. Der Unterbau des Hermannsdenkmals hat einen runden Grundriss, ist 26,89 m hoch und besteht aus roh behauenem Sandstein. Auf dem 2,20 m hohen Sockel schließen sich zurückgesetzt zehn Pfeiler (genauer Pfeilervorlagen) und zehn Nischen an. Die Schafte der Pfeiler haben eine hexagonale Form. Die Dienste der Kapitelle bilden Spitzbögen zum jeweils nächsten Pfeiler und Rundbögen zum übernächsten Pfeiler (Stilmix Gotik und Romanik). Über den Kapitellen schließt sich der rippenwulstartige Besucherumlauf an. Darüber befindet sich eine Rundkuppel als typisches Moment der Herrscherrepräsentation und auf einem weiteren kleinen Sockel die Figur des Hermann. Für den Bau des Sockels wurden auch Steine der Grotenburg verwendet, so dass die prähistorische Fliehburganlage durch den Denkmalsbau weitgehend zerstört wurde.

Die Figur
Die Figur hat eine Höhe von 26,57 m. Sie besteht aus einer Eisenrohrkonstruktion, die Oberfläche aus Kupferplatten. Sie wiegt mitsamt der Standplatte, auf der sie befestigt ist, 42,80 Tonnen. Zu sehen ist eine überlebensgroße Figur mit antikisierender Rüstung und Flügelhelm. Der rechte Arm ist emporgestreckt und hält ein Schwert, das 7 m misst und etwa 550 kg wiegt und von der Krupp gespendet worden ist. Der Schwertarm ist in Richtung Westen gestreckt; dies wird je nach Standpunkt als ein offensives oder defensives Mahnen in Richtung Frankreich interpretiert. Der linke Arm ist auf einen bauchhohen Schild gelehnt. Unter dem linken, leicht angewinkelten Bein liegen ein Adler (Aquila) und ein Rutenbündel (Fasces) mit Beil. Die Informationen über die Kleidung des Hermann dürfte von Bandel den Werken des Tacitus entnommen haben. Auffällig ist, dass keine Stammeszeichen oder Ähnliches an der Statue angebracht wurden.

Inschriften

Das Schwert trägt die Inschrift:
DEUTSCHE:EINIGKEIT:MEINE:STAERKE
MEINE:STAERKE:DEUTSCHLANDS:MACHT

Auf dem Schild steht:
TREUFEST.

In den Nischen des Denkmals wurden erst nach der Reichsgründung von 1870/71 Sprüche eingefügt. Sie verbinden die Deutsch-französische Erbfeindschaft mit der germanisch-römischen Geschichte:

  • Wilhelm, Kaiser, 22. März 1797, Koenig von Preussen, 2. Januar 1861. Erster Kaisertag, Versailles, 18. Januar 1871, Krieg 17. Juli 1870, Frieden 26. Februar 1871.
  • Der lang getrennte Staemme vereint mit starker Hand,
  • Der welsche Macht und Tücke siegreich überwandt,
  • Der längst verlorne Söhne heimführt zum Deutschen Reich,
  • Armin, dem Retter ist er gleich.
  • Am 17. Juli 1870 erklaerte Frankreichs Kaiser, Louis Napoleon, Preuszen Krieg, da erstunden alle mit Preuszen verbündeten deutschen Volksstaemme und züchtigten vom August 1870 bis Januar 1871 im[m]er siegreich franzoesischen Uibermuth unter Führung des Koenigs Wilhelm von Preuszen, den am 18. Januar Deutsches Volk zu seinem Kaiser erhob.
  • Nur weil deutsches Volk verwelscht und durch Uneinigkeit machtlos geworden, kon[n]te Napoleon Bonaparte, Kaiser der Franzosen, mit Hilfe Deutscher Deutschland unterjochen; da endlich 1813 scharten sich um das von Preuszen erhobene Schwert alle deutschen Staem[m]e ihrem Vaterlande aus Schmach die Freiheit erkaempfend. Leipzig, 18. October 1813 – Paris, 31. Maerz 1814, Waterloo, 18. Juni 1815 – Paris, 5. Juli 1815.
  • Arminius liberator haud dubie Germaniae et qui non primordia populi romani, sicut alii reges ducesque, sed florentissimum imperium lacessierit: proeliis ambiguus, bello non victus. (Tacitus, Annales: II, 88: Armin, ohne Zweifel Deutschlands (Germaniens) Befreier, der das römische Volk nicht in seinen Anfängen bedrängt hat wie andere Könige und Heerführer, sondern in der höchsten Blüte seiner Herrschaft: In Schlachten mit schwankendem Erfolge, im Kriege nicht besiegt.)

Daten und Fakten

Gewichte der einzelnen Elemente
Standbild: 42.800kg
Schild: 1.150kg
Schwert: 550kg

Abmessungen
Höhe des Denkmals: 53,46m
Größe des Unterbaus: 19,86m
Größe der Kuppel: 7,03m
Größe der Figur: 26,57m
Länge des Schwertes: 7m
Höhe des Schildes: 10m

Denkmallandschaft auf der Grotenburg
In der Nähe des Hermannsdenkmals befindet sich auch ein 1895 errichteter Bismarckstein und eine Erinnerungstafel für die 1882 auf der Grotenburg erfolgte Gründung des CVJM. An der Stelle, wo bei der Einweihungsfeier von 1875 Kaiser Wilhelm I. saß, ist ebenfalls eine Erinnerungstafel angebracht. 1950 wurde vom Ostwestfälisch-Lippischen Friedensring eine Tafel mit der Inschrift „Deutsche Männer und Frauen bekennen sich anlässlich des 75jährigen Bestehens des Hermannsdenkmals einmütig zur Einigung der Völker durch den Frieden“ auf einem Findling direkt neben dem Denkmal angebracht. 


nach: deutschlandistschoen.com 

Pflanzenrechte - eine Magna Carta Florum

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Wir brauchen eine Magna Carta Florum

Die Intelligenz der Pflanzen sitzt in den Wurzeln. Der Mensch sollte das nicht länger ignorieren ...

Eine "aufgeblühte"Rose von Jericho - nach einjähriger Trockenheit zu Weihnachten mit heißem Wasser übergossen ....

Menschenrechte - ist klar ...! Tierschutz - okay ... (Massentierhaltungen und Schlachthöfe - da haben wir uns im Laufe der Evolution dran gewöhnt - wie an das Steak zu Mittag ...) - Naturschutz (trotz Grillparty im Naturschutzgebiet ... - na ja - wir passen ja auf ...) - aber nun - nun sollen es auch noch International abgesicherte "Pflanzenrechte" sein ... -: Jetzt gehts aber los ... ???!!!


Pflanzen sind durchtrieben, sagt der Pflanzenneurobiologe Stefano Mancuso - und Pflanzen sind klug. Sie sollen deshalb unbedingt Rechte bekommen. Pflanzen - die gleichen in ihre strukturellen Aufbau unserem Internet. Oder besser umgekehrt: Die Internetstruktur ist aufgebaut wie eine Pflanze. Für die meisten von uns klingen diese Aussagen sicher schräg. Nicht jedoch für den Pflanzenneurobiologen Stefano Mancuso, der in Florenz das Internationale Labor für Pflanzenneurobiologie leitet; Manusco ist ein überzeugter Anhänger der Pflanzenrechte.

Und er weiß: Auch Tiere galten in der westlichen Philosophie und Wissenschaft jahrhundertelang als Sklaven ihrer Instinkte, unfähig zu denken. Die Forschung hat diese Sicht längst entkräftet. Wir wissen, dass Wale singen und Bienen zählen können. Sie haben jedoch etwas gemeinsam, nämlich ein wenn vielleicht auch winzigkleines Gehirn. Pflanzen aber haben aber kein Gehirn - beziehungsweise wir haben es bis jetzt noch nicht recht sezieren können. Wie können also diese Pflanzen dann sich ihnen stellende Probleme lösen, intelligent handeln und auf Reize reagieren?

„Unsere heutige Vorstellung von Intelligenz ist eine brutale Vereinfachung“, sagt Mancuso. „Wir stellen uns Intelligenz als Produkt des Gehirns vor, geradeso, wie Urin ein Produkt der Nieren ist.“ Und doch - bereits Charles Darwin, der Pflanzen akribisch studierte, war einer der ersten Wissenschaftler, die ausscherten und erkannten, dass Pflanzen sich bewegen und auf Sinneseindrücke reagieren – also empfindungsfähig sind. Darwin beobachtete darüber hinaus, dass eine pflanzliche Keimwurzel„wie das Gehirn eines niederen Tieres funktioniert“.



„Intelligenz ist die Fähigkeit, Probleme zu lösen. Darin sind Pflanzen ausgesprochen gut.“ Um ihren Energiebedarf zu decken, richten sich die meisten nach der Sonne aus. Andere jagen Tiere, von Insekten über Mäuse bis hin zu Vögeln. Die Venusfliegenfalle ist das bekannteste Beispiel, aber es gibt mindestens 600 fleischfressende Pflanzenarten, die komplexe Lockmittel und blitzschnelle "Beiß"-Reaktionen ausgebildet haben. Pflanzen werben außerdem trickreich darum, für ihren Nachwuchs Bestäuber anzulocken, sie täuschen und belohnen, jüngsten Forschungsergebnissen zufolge unterscheiden einige sogar qualitativ und lassen ihren Pollen nur für die besten Bestäuber keimen. Zudem haben Pflanzen eine unglaubliche Vielfalt an giftigen Stoffen entwickelt, mit denen sie Feinde abwehren. Sie versprühen sie nicht freigiebig, sondern leiten sie oft nur in das eine Blatt, das angeknabbert wird. Pflanzen sind also so durchtrieben wie sparsam wie effizient.

„Jede Entscheidung einer Pflanze basiert auf eine Kosten-Nutzen-Rechnung: Wie löse ich ein Problem mit möglichst geringen Ressourcen?“, schreibt Mancuso in seinem Buch Die Intelligenz der Pflanzen, das er mit der Journalistin Alessandra Viola veröffentlicht hat (auf Deutsch erschienen bei Kunstmann, 2015). Anders gesagt: Pflanzen reagieren nicht einfach auf Bedrohungen und Gelegenheiten. Sie entscheiden, wie weit sie bereit sind zu gehen. Sie können also abwägen - und kleine Strategien entwickeln ...




Am kultiviertesten ist ihr zumeist nicht sichtbare unterirdische Unterbau: So ist zu beobachten, dass Wurzeln nicht wahllos wuchern, sondern sich gezielt in die Positionen bringen, wo sie Wasser und Mineralstoffe aufnehmen und die Konkurrenz zu umgehen können. Wurzeln ändern im Wachstum durchaus ihren Kurs, um einem Hindernis auszuweichen, was bedeutet, dass sie es mit einem innewohnenden Konglomerat an differenzierten Sinnen gleichsam „sehen“ können.

Der Mensch "als Krone der Schöpfung" brüstet sich stolz mit seinen fünf überlebenswichtigen Sinnen. Die Bio-Wissenschaft geht davon aus, dass Pflanzen mit mindestens 20 Sinne ausgestattet sind. Sie können damit Luftfeuchtigkeit messen, die Erdanziehung wahrnehmen und elektromagnetische Felder erspüren. Pflanzen sind außerdem höchst kommunikativ. Neben flüchtigen Verbindungen – dem Grund, warum manche Pflanzen duften und andere stinken – kommunizieren sie auch mit elektrischen Signalen und sogar über Vibrationen - mit einer Art Zeichen"sprache". Pflanzen warnen ihre Artgenossen, wenn Gefahr droht, und sie erkennen sogar ihre nächsten Verwandten. Sie reagieren nachweislich anders auf Sprösslinge derselben Eltern als auf fremde. Mancuso und Viola gehen sogar so weit, dass sie Pflanzen Verhaltensweisen attestieren, die an Schlaf oder Spiel erinnern.

Mancuso hat inzwischen die Beweise dafür gefunden, dass sich der Schlüssel zur "Intelligenz" der Pflanze in ihrem Wurzelkeim oder in den Wurzelspitzen befindet. Er und seine Kollegen nahmen Signale auf, die von diesem Teil der Pflanze ausgehen. Dieselben Impulse senden die Nervenzellen eines Tiergehirns aus. Eine Wurzelspitze allein mag nicht allzu viel leisten können, aber die meisten Pflanzen haben ja ein Netzwerk und Verbund von Millionen dieser Wurzeln.

Anstelle eines einzigen leistungsstarken Gehirns, so argumentiert Mancuso, verfügen Pflanzen also über Millionen rechnender Einheiten. Die Stärke dieser evolutionären Entscheidung ist, dass eine Pflanze selbst dann überleben kann, wenn sie 90 Prozent oder mehr ihrer Biomasse verloren hat - also wenn sie quasi schon "abgestorben" ist. 

„Das war der Hauptantrieb in der Evolution der Pflanzen“, sagt er. „Pflanzen sind aus einer immensen Anzahl einfacher Module aufgebaut, die als Schnittpunkte eines Netzwerks interagieren.“

Aus dem Disney-Film "Die Wüste lebt"erinnere ich Szenen, in denen nach einem unvermittelten Regenschauer aus dem dampfenden fast kochenden Wüstensand plötzlich einige Keimlinge hervorschießen, die oft jahrelang im "Wartestand" verharrten - und die Wüste begrünen ... Und bei einer "Rose von Jericho" können wir mit einem Schuss warmen Wassers eine Wiederbelebung erzielen ... Diese vertrocknet aussehenden Gebilde werden oft auf Jahr- und Weihnachtsmärkte angeboten ...

Da Pflanzen keine einzelnen Organe oder zentralisierten Funktionen haben, können sie eine Räuber-Beute-Beziehung (also so etwas wie "Fressen - und Gefressenwerden") zulassen, ohne dabei ihre Funktionsfähigkeit zu verlieren. Das Internet wurde aus demselben Antrieb entwickelt und gelangte zur selben Lösung. Hätten Pflanzen ein einziges Gehirn – oder ein Herz oder ein Paar Lungen –, wären sie wesentlicher einfacher zu vernichten - aber ein Pflanzenteilaspekt reproduziert sich innerhalb eines Exemplares  immer wieder neu - und bildet so Wurzel, Blätter, Stängel usw. ... Es macht deshalb Sinn, eine Pflanze als ein zusammengewachsenes Volk anzusehen, und nicht als Individuum. So wie der Tod einer Ameise nicht den Untergang des Ameisenvolks bedeutet, so verhindert die Zerstörung eines Blatts oder einer Wurzel nicht, dass die Pflanze einfach weitermachen kann.

Pflanzen haben ein anderes Raum-Zeit-Empfinden als wir. Sie bewegen sich und handeln für unsere "Tempo"-Wahrnehmung so langsam, dass wir ihre Reaktionen kaum wahrnehmen - und wenn, dann nur in Zeitraffer und Zeitlupe und unter dem Mikroskop - und im Laufe des Jahres durch Wachstum und Verfärben, Blühen und Verblühen.

Der Romanesco gehört zu den wenigen Pflanzen, die in ihrem Blütenstand gleichzeitig Selbstähnlichkeit und damit eine fraktale Struktur sowie Fibonacci-Spiralen aufweisen.
So kommt es, dass nur wenige Forscher das Verhalten und die Intelligenz von Pflanzen studieren. Doch unser Desinteresse könnte uns das Überleben kosten. Pflanzen machen heute 99 Prozent der Biomasse des Planeten aus. Man muss sich das vergegenwärtigen: Alle Tiere – Ameisen, Blauwale, wir – weniger als ein Prozent. Das Handeln des Menschen führt jedoch ein Massenaussterben herbei. Pflanzen wurden in der Geschichte des Planeten immer wieder ausgerottet, oft gediehen sie danach besser als je zuvor. Doch es gibt keine Garantie, dass es wieder so sein wird ... Man erkennt das an Waldbrand-Schneisen im Süden Europas, die sich quasi selbstständig wieder aufforsten ...

20.000 Arten sind Wissenschaftlern derzeit bekannt. „Jeden Tag sterben Pflanzenarten aus, die wir nie kennengelernt haben“, warnt der Neurobiologe. „Ich glaube, dass Pflanzen bei aller Vielfalt nicht gerne verschwinden.“ Sicher ist, dass wir von ihnen abhängig sind. Nicht nur als Rohstoffe und Nahrung, sondern auch wegen des Sauerstoffs, den wir atmen, und wegen des Regens. Pflanzen sind die Triebkräfte vieler biophysischer Vorgänge, die unsere Erde bewohnbar machen. „Es geht nicht darum, die Pflanzen - als "Individuum" - zu schützen“, sagt Mancuso. „ „Die Pflanzen werden uns überleben. Es geht um den Erhalt der Menschheit: Wir sind fragile und abhängige Organismen.“

Darum ist Mancuso der Ansicht, dass der Mensch etwas sehr Radikales in Betracht ziehen sollte: Pflanzenrechte - eine Magna Carta Florum

„Wir können die Debatte nicht länger aufschieben. Was für ein Nonsens, ist man versucht zu sagen. Aber als bei den alten Römern die Forderung aufkam, dass auch Frauen und Kinder Rechte haben sollten, fiel ihre Reaktion ähnlich aus. Pflanzenrechte sind der einzige Weg, wenn wir unseren Untergang abwenden wollen.“


Nach einem Beitrag von Jeremy Hance - Redakteur des Umweltmagazins Mongabay und Guardian-Autor - abgedruckt in Der Freitag | Nr. 33/2015 | 13.08.2015 

Dieser Christophorus heißt Laith Majid - und kommt aus Syrien ... | impuls für die woche

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Foto von Flüchtlings-Familie auf Kos

Daniel Etter/ The New York Times/ Redux/ laif | SPIEGEL-ONLINE





"Noch nie hat mich eine Situation so berührt"

Von Kevin Hagen SPIEGEL-ONLINE


Sonnenaufgang auf Kos, Flüchtlinge schleppen sich an den Strand. Daniel Etter hat eine Familie bei der Ankunft auf der griechischen Insel fotografiert. Das Bild geht um die Welt. Im Interview erzählt er, wie es entstanden ist.

Laith Majid ist ein Mann wie ein Bär. Mächtige Unterarme, Dreitagebart, ein Gesicht, als habe er schon so manche Rauferei durchgestanden. Jetzt steht Majid da, seine Tochter, seinen Sohn, seine Frau eng umschlungen. Majid weint: Sie leben.

Hunderte Flüchtlinge kommen jeden Tag am Strand der griechischen Insel Kos an. Flüchtlinge, die in winzigen, wackligen Booten von der Türkei aus versuchen, in die EU zu gelangen. Flüchtlinge wie der Syrer Majid und seine kleine Familie. Daniel Etter hat sie getroffen, hat den Moment ihrer Ankunft im Morgengrauen festgehalten. Es ist ein besonderes Foto, mit dem die renommierte "New York Times" ihre Flüchtlingsberichterstattung illustriert. Ein Foto, das tausendfach in den sozialen Netzwerken geteilt wird. Es geht um die Welt.

"Damit habe ich nicht gerechnet", sagt Etter. Der 34-Jährige lebt in Berlin. Als freier Fotograf reist er zu den Orten, an denen die Flüchtlingskrise ein Gesicht hat. "Vielleicht bin ich nicht der emotionalste Mensch", schreibt Etter auf Facebook, aber Majids Reaktion "bringt mich immer noch zum Weinen". Auf SPIEGEL ONLINE erzählt er die Geschichte des Bildes:

SPIEGEL ONLINE: Herr Etter, Ihr Foto zeigt eine sehr emotionale Szene auf Kos. Fällt es Ihnen in solchen Momenten schwer, Ihre Arbeit zu machen?

Daniel Etter: Nein, da bin ich völlig auf meine Arbeit konzentriert. Es geht alles wahnsinnig schnell, die Boote kommen an, alle wollen sofort vom Strand weg. Aber natürlich war das ein sehr emotionaler Moment, auch für mich. Laith Majid wirkt ja nicht gerade gefühlsduselig. Dann mitzuerleben, wie all die Angst und die Sorgen um die Familie von ihm abfallen, war sehr bewegend. Bei mir kam das alles später hoch, als ich das Foto immer wieder angesehen habe. Mir sind immer wieder die Tränen gekommen. Das ist mir noch nie vorher passiert.

SPIEGEL ONLINE: Wie ist das Bild entstanden?

Etter: Ich bin gegen 4.30 Uhr an den Strand von Kos gegangen. Die meisten Flüchtlinge kommen während des Sonnenaufgangs an. Ich habe in der Ferne das kleine Schlauchboot entdeckt. Zwölf Personen saßen darin, ausgelegt war es vielleicht für drei oder vier. Nach über zwei Stunden Fahrt hatte das Boot Luft verloren, Wasser war hineingelaufen, die Flüchtlinge waren durchnässt, als sie am Ufer ankamen. Sie waren dann völlig erleichtert, heil angekommen zu sein.

SPIEGEL ONLINE: Was wissen Sie über die Familie, die Sie fotografiert haben?

Etter: Sie kommen aus Deir ez-Zor, einer syrischen Stadt, die seit Jahren im Kampf zwischen Islamisten und der Regierung in Grund und Boden bombardiert wird. So lange es irgendwie ging, haben sie es dort ausgehalten. Sie wollten nicht weg. Die Mutter arbeitete als Englischlehrerin. Jetzt sucht die Familie nach einem Ort, an dem ihre Kinder sicher leben können. Sie wollen nach Deutschland.

SPIEGEL ONLINE: Wie hat die Familie auf Sie reagiert?

Etter: Die haben mich zunächst überhaupt nicht wahrgenommen. In diesem Moment kam bei ihnen alles zusammen: Die Freude, es geschafft zu haben; die Liebe für die Familie; die Trauer über das, was früher war. Ich war aber dann länger mit ihnen unterwegs, habe ihnen erklärt, wo sie sich melden müssen. Als sie mich ein bisschen kennengelernt haben, waren sie wahnsinnig liebenswert.

SPIEGEL ONLINE: Was ist aus ihnen geworden?

Etter: Ich habe sie noch einmal in Kos getroffen. Da haben sie in einem einfachen Zelt an der Strandpromenade übernachtet. Die Tochter hatte nach der anstrengenden Reise hohes Fieber, auch der Sohn hat die ganze Zeit geschlafen. Am Abend wollten sie auf die Fähre gehen, die als eine Art Auffanglager dienen soll. Ob sie das geschafft haben, weiß ich nicht.

SPIEGEL ONLINE: Haben Sie die vielen positiven Reaktionen auf das Bild überrascht?

Etter: Ich wusste schon, dass das ein gutes Bild ist. Ich arbeite seit ein paar Jahren als Fotograf und habe viele emotionale Szenen erlebt. Aber es hat mich noch nie eine Situation so berührt wie diese. So etwas in einem Bild einfangen zu können, ist der Grund, warum ich Fotojournalist bin. Ich hatte aber nicht damit gerechnet, dass das Foto auch so viele andere Menschen bewegt. Das ist ein tolles Gefühl. 


Zur Person
Daniel Etter ist freier Fotograf und Autor. Der 34-Jährige lebt in Berlin. Ausgebildet wurde er an der Deutschen Journalistenschule in München. Heute fotografiert er unter anderem für die "New York Times". Texte von ihm wurden auch auf SPIEGEL ONLINE veröffentlicht. Für seine Arbeiten erhielt er mehrere Auszeichnungen.


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Ja - auch ich bleibe an diesem eindrücklichen Foto hängen: Dieser Bär von einem Mann, mit welch beschützender Zärtlichkeit der seine Lieben aus dem wackeligen Boot endlich nach Todesängsten ins "gelobte Land" führen kann - und sich seiner Tränen nicht schämen muss, die sein Fotograf mit ihm teilt: Diese Szene erinnert mich an Darstellungen und Ikonopgraphie vom Hl. Christophorus, der oft übermannshoch in vielen Kirchen dargestellt ist, als Statuette oder als Wandgemälde - mit dem Jesuskind auf dem Rücken tragend und durch einen reißenden Fluss watend, und oft mit einem echten ungehobelten Holzstaken zum Abstützen und Übersetzen in der Faust ... - und wer dieser Heilige St. Christophorus-Figur begegnet, ist an dem Tag dieser Begegnung jedenfalls geschützt vor allen Fährnissen des Lebens - nach der Legende ... - und in vielen Auto- und Flugzeug-Cockpits klebt deshalb eine kleine Christophorus-Plakette ...


Ich hoffe - dass dieser Christophorus - alias Laith Majid - gut mit seiner Familie ankommt oder schon angekommen ist - in Deutschland - und dass sie von unserer Gastfreundschaft nicht enttäuscht sein werden ...

Hoffentlich setzt auch sein Wanderstaken viel Grün und viele Früchte an - recht bald - und er und seine Familie mögen hier Fuß fassen können - und Sicherheit und Geborgenheit erleben dürfen ... S!


Und deshalb hier die Legende um den Hl. Christophorus:




Christophorus
vor der Taufe: Probus, Reprobus | Märtyrer, Nothelfer
 

Konrad Witz: Christophorus, um 1435,
Kunstsammlung im Kunstmuseum in Basel
* in Kanaan oder in Lykien in der heutigen Türkei
† um 250 (?) in Lykien in der heutigen Türkei (?)

Dieser Probus bzw. Reprobus übernahm in einer der vielen Legenden über ihn die Aufgabe, Menschen auf dem Rücken über einen gefährlichen Fluss zu tragen, denn er war ja groß und stark. Statt eines Stabes nahm er eine große Stange und trug unermüdlich Menschen hinüber und herüber - eine Entlehnung aus der Legende des Julianus Hospitator, wo dieses Motiv mit Rechtsbräuchen aus dem Asylrecht in Verbindung stand.

Kurz & gut: Eines Nachts hörte Christophorus eine Kinderstimme rufen, konnte aber in der Dunkelheit nichts erblicken. Nach dem dritten Ruf nochmals hinausgehend sah er ein Kind, das hinübergetragen werden wollte. Als er aber mit diesem Kind auf der Schulter ins Wasser stieg, wurde die Last immer schwerer, das Wasser schwoll an, er fürchtete zu ertrinken und glaubte, die ganze Welt läge auf seinen Schultern.

"Mehr als die Welt hast du getragen", sagte das Kind zu ihm, "der Herr, der die Welt erschaffen hat, war deine Bürde". Das Kind drückte ihn rasch unter das Wasser und taufte ihn so. Am Ufer erkannte Christophorus Jesus als seinen Herrn, der ihm auftrug, ans andere Ufer zurückzukehren und seinen Stab in den Boden zu stecken: er werde als Bekräftigung seiner Taufe finden, dass der Stab grüne und blühe. Als Christophorus am Morgen erwachte, sah er, dass aus seinem Stab tatsächlich ein Palmbaum mit Früchten aufgewachsen war.

Diese im südlichen Alpengebiet entstandene Legende, mit der Christophorus Julianus' Funktion als Pilgerheiliger übernahm, hatte außergewöhnlichen Einfluss. Der Name wurde wegen der Schutzpatronfunktionen oft als Taufnahme begehrt. Das Motiv des Christusträgers wurde häufig in der Kunst behandelt. Vom 13. bis ins 16. Jahrhundert galt tagsüber vor unvorhergesehenem Tod geschützt, wer am Morgen Christophorus Bild betrachtet hatte; an vielen Kirchen ist außen ein großes Fresko von Christophorus mit dem Jesuskind angebracht. Er wurde auf Stadttürmen, Toren, Kirchen- und Hausmauern dargestellt. Im 16. Jahrhundert verbreitet sich die Verehrung auch in Amerika. Im Barock war Christophorus auf Pestsäulen gegenwärtig, Hospize, Pilgerhäuser, Bruderschaften und später Apotheken wurden nach ihm benannt. Auch zu Wohlstand sollte er verhelfen - der Ausdruck "christoffeln" meint die Beschwörung, mit der ein Schatz gefunden oder herbeigezaubert werden kann. Manche Volksbräuche und Vorstellungen haben sich bis ins 20. Jahrhundert erhalten, darunter der Aberglaube der Schatzgräber, die ihn als Schatzhüter schätzen. (aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon)





Metamorphosen | S!NEDi|lyrik

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S!NEDi|graphic: immerzu


durch all die nebel - immerzu


die tränen -
die tränen sind längst schon vertrocknet
verdunstet - da drunten im tal
 hinterm horizont gehts schon weiter
und hier verglüht der letzte strahl

zeit -
zeit ist geld - sagt man
doch die zeit ist längst vergangen
wird immer wieder neu
und hört mal auf - um wieder anzufangen

tick-tack -

tick-tack - sie rührt sich schon
sie rührt sich noch
da kräht auch schon 3 x der hahn
ein fahler streif überm horizont

eh sich der dunst im lichte sonnt

ein neues spiel -

ein neues spiel - ein neues glück
faites votre jeux

rien ne va plus
von vorn beginnt das alte stück
verklebt sind noch die augenlider
doch dieses leben hat uns wieder

ewig -

ein ewig kommen
ein ewig gehen
ein kurzer moment - und
im nu
ein ewiges leben in ewiger ruh
ein erster schrei noch
schon der letzte applaus

denn dieses spiel des lebens ist nie ganz aus

der nebel -
der nebel tropft tänzelnd im ringelreihn
und blinzelt sich wirbelnd
ins licht hinein
um dann - ganz neu - zu vergehen

und jeden morgen aufzustehen

und - ... die tränen -
die tränen sind längst schon vertrocknet
verdunstet - da drunten im tal

 hinterm horizont gehts schon weiter
und hier verglüht der letzte strahl ...


sinedi



Kreativ Bloggen ist wie StreeArt-Malen ...

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So ein Blog wie dieser besteht ja nun seit fast 6 Jahren - und erst neulich habe ich die "erste Staffel" von weit über 3.000 Posts zwischen 2009 - 2015 einfach so perdu vernichtet, gelöscht - einfach weil mir das Paket auf meinem Rücken allmählich zu schwer geworden war. Auch hatte diese kreative Historie ja nur noch wenig mit dem Blog-Titel "nunc|hic" - jetzt|hier - zu schaffen: aus dem Augenblick heraus, aus denen sie im Laufe der Zeit jeweils entstanden sind: aus einer momentanen Betroffenheit, Rührung, Wut, Euphorie, Trauer oder Nostalgie - kurz & gut: sie hatten an Aktualität erheblich eingebüßt ...

Mit ins Netz-Nirwana sind dabei natürlich viele selbstgeclickte und gebastelte Illustrationen weggegangen, die sich aber nun doch noch zum Teil virtuell z.B. in Picasa- oder Kizoa-Archiven abgelegt haben, um an und für sich zu überleben - einen eigenständigen Lebenswillen zeigen ...

Insofern ist kreatives Bloggen für mich auch immer so etwas wie das momentane Besetzen eines Raumes, eines virtuellen Raumes, den mir das Internet bietet und den ich dort vorfinde - und ich kann dann meine Signatur "S!NEDi", mein "Tag", meine "Marke" setzen - natürlich mit ein paar textlichen oder bildlichen Anmerkungen versehen - um der "Umwelt mitzuteilen: heh Leute - jetzt - auch nach dem Arbeitsleben - im sogenannten "Ruhestand" - bleibe ich damit doch irgendwie erhalten - ich gehen nicht unter: "ich habe eine Stimme"- wie die Hera (Jasmin Siddiqui) vom StreetArt-Künstlerduo HERAKUT das in dem "eins-plus"-Video zum Ausdruck bringt...

Und das möchte ich möglichst ganz spontan, aus dem Augenblick - aus dem "Jetzt & Hier" heraus tun ... - ohne dabei etwa eine durchtragende "Grundphilosophie" verraten zu wollen: mein Herz schlägt zumindest auch ideell zumeist in der "linken" Hemisphäre - wie übrigens physiologisch bei fast allen Menschen ...

Und die Clicks für meine Posts in den Blogs sind mir zwar nicht gänzlich egal (da kokettiere ich schon ein wenig mit den ganz menschlichen Bedürfnissen wie "Anerkennung" und "Akzeptanz") - aber sie sind auch nicht ganz so wichtig: Mit ein paar Themen habe ich an einem Tag bis zu 600 Clicks erreicht - und ein meiner Meinung nach viel interessanterer Beitrag wurde vielleicht nur von 6 Menschen im world-wide-web 2.0 betrachtet - aber beide Ergebnisse sagen nichts darüber aus, ob das, was ich da präsentiere, eine tatsächliche Resonanz beim Betrachten oder Lesen ausgelöst hat...

Wie gesagt - das sind ähnliche didaktische Überlegungen und Performance-Bedingungen, wie sie auch bei der Street-Art auszumachen sind: Auch ich "spraye" mit meinem Bildbearbeitungs-Programm Corel Paint Shop X8 auf meistens von mir "blitzschnell geknipsten" Fotos herum ("knipsen" nennt das einer meiner Photo-Gurus, nämlich der ebenfalls in Ostwestfalen geborene Jörg Sasse) - ich probiere etwas aus - und manchmal generiert sich dann daraus bei zu vielen Filtern eine "Verschlimmbesserung" - im Nachhinein betrachtet - oder aber ich finde etwas zufällig Interessantes im Internet, was ich dann versuche, in "meine Handschrift"umzuwandeln - "etwas in Besitz zu nehmen", es mir zur Bearbeitung anzueignen - um es dann ins Netz loszulassen - wie einen gasbefüllten Luftballon ...

Manchmal ist zuerst das Bild - und dann entsteht ein "passender" vielleicht lyrischer Text dazu - manchmal ist zuerst eine Nachricht da, zu dem ich dann ein passendes Bild versuche hinzu zu kreieren - und am PC geht das ohne jede Stinkefarbe und folglich ohne Mundschutz - und mein "Atelier" ist lediglich mein Laptop-PC ... - mit ein paar Doppel-Tassen Espresso, dazu Süßstoff, Mineralwasser und Notizzettel ...

Dazu muss natürlich der PC immer gut "auf Draht" sein - und dazu muss ich im Internet surfen können - SPIEGEL-Online, der Freitag, YouTube, TAZ, SZ und ein paar Kunst-Kanäle usw. bilden dann oft die Ausgangspunkte für eine manchmal stundenlange Recherche, bei der ich mich nach eigener Einschätzung auch vielleicht sogar "geistig fit" halte ... - und natürlich meine gute alte geliebte Lumix FZ 50-Kamera, die auch noch in fast stockfinsterer Nacht ohne Blitz brauchbare reproduzier- und bearbeitbare Fotos liefert (wenn man das "Rauschen" dann etwas beseitigt), und wenn auch inzwischen hinten die Monitorgröße nicht mit der Entwicklung neuerer Kamera-Varianten standhält ...

Und weil das alles so ist, stelle ich hier ein eins-plus-Video ein, dass ich zufällig auf YouTube fand - und das vieles von meinen alltäglichen Überlegungen bei meinem kreativen Schaffen beinhaltet und anspricht ... - falls das hier irgendwen interessiert - aber oft genug "guckt ja wieder kein Schwein" ... S!

Navid Kermani: Ungläubiges Staunen

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Nun will ich ja in meinem Blog hier nicht mehr so viel "Copy & Paste" verwenden, doch wenn ich heute die neue Zeit durchblättere, bleibt mir fast nichts anderes übrig, als ausführlich aus einem Interview mit Navid Kermani zu zitieren, der als "gelernter" Adorno-Schüler und bekennender Muslim nun den christlichen Glauben in Kunst und Mystik aus seiner Begegnung beschreibt.
Ich finde das in dieser Zeit äußerst spannend, wo bei dem Stichwort "Islam" ja zumeist die Klappe "IS" fällt ...
Lesen Sie selbst ...
Navid Kermani | nach DPA | FR


Navid Kermani 
(persisch ‏نوید کرمانی‎ [næviːd ɛ cɛrmɑniː], * 27. November 1967 in Siegen -

C.H.Beck Verlag, 303 Seiten
ISBN-10: 3406683371
ISBN-13: 978-3406683374
ist Schriftsteller und Orientalist. 1967 wurde er in Siegen als Sohn iranischer Einwanderer geboren. Er hat über die Ästhetik des Korans promoviert. Kermani war Festredner im Bundestag zum 65-jährigen Bestehen des Grundgesetzes und rühmte in seiner bewegenden Ansprache dessen Integrationskraft. Am 18. Juni 2015 wurde ihm der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels zuerkannt. Am 21. August erscheint sein neues Buch »Ungläubiges Staunen« (C. H. Beck), der Versuch einer sinnlichen Annäherung an den christlichen Glauben ...






Hier ein Ausschnitt aus dem ZEIT-Interview (DIE ZEIT, 20.08.2015 Nr. 34 - S. 38/38):

Die ZEIT: Sie suchen in Ihrem Buch nach Heiligengeschichten, in der christlichen Überlieferung wie in der Gegenwart, auf Ihren Reisen in den Kosovo, nach Syrien. Was treibt Sie dabei?
Kermani: Der Protestantismus hat vor allem versucht, Religion verstehbar zu machen: Dass jeder die Bibel versteht, war ein Leitgedanke, der auch absolut plausibel ist und eine notwendige Reaktion auf eine verknöcherte Orthodoxie war. Aber in der Bewegung, die der Protestantismus in Gang gesetzt hat, hat Religion zunehmend ihr Mysterium eingebüßt. Es ist das Verstehen wichtig, aber auch das Nicht-verstehen-Können. Und dieser Moment des Nichtbegreifens, das Geheimnis, das über uns steht, aber unser Schicksal bestimmt – das ist im Laufe des 20. Jahrhunderts sehr redlich ausgemerzt worden. Religion soll heute zu allem eine richtige Meinung vertreten – sei es zu Flüchtlingen, sei es zur Lohnentwicklung. Aber darauf, dass man Flüchtlingen hilft und Löhne gerecht sein sollen, kann man schon selber kommen, dazu braucht man keine Religion. Ich brauche Religion, um Gott zu erfahren, den ich nicht unbedingt verstehe, aber vielleicht in Momenten der Verzückung wie der Not als eine Wirklichkeit erlebe.
Aber was heißt das?
Wie ist denn Religion entstanden? Jemand geht durch die Wüste und ist den Naturgewalten ausgesetzt, der Sonne bei Tag, der Kälte bei Nacht, und über keines von beiden hat er Macht. Er kann sich vielleicht mit Kleidung schützen und wird sich dennoch fürchten vor Gewitter oder beten um Regen. Je mächtiger der Mensch später wurde, desto geringer erschien ihm das Mysterium. Wir spüren nicht mehr im Alltag wie der Mensch vor tausend Jahren, dass es Dinge gibt, die außerhalb von uns sind, auf die wir keinen Einfluss haben. Und doch gibt es sie, erlebt sie jeder von uns, dem ein Kind geboren wird oder der seinen Vater, seine Mutter sterben sieht – auch der religiös unmusikalischste Mensch spürt, dass es Unbegreifliches, ja Wundersames gibt. Er wird es nur nicht mit Gott assoziieren. Aber es gab auch Mystiker, gerade im Islam, die das Wort Gott hinter sich gelassen hatten – einfach weil es ein Wort war. Und denken Sie an die jüdische Tradition des Unaussprechlichen.
Wo bleibt die Aufklärung? Nirgends taucht bei Ihnen das heilige Wort der Moderne auf.
Natürlich will ich nicht hinter die Aufklärung zurück, meine intellektuellen Schlüsselerlebnisse verdanke ich dem Kanon der 68er, meine Bibel als junger Mensch war Adorno. Aber zur Aufklärung gehört genuin, sich ihrer Grenzen und Gefahren bewusst zu sein. Vernunft ist niemals blinde Verstandesgläubigkeit, sondern immer auch die Einsicht in die Grenzen des Verstandes.
Sie haben eine moderne Heiligengestalt in der Wüste gefunden: Pater Paolo vom Kloster Mar Musa in Syrien, der sich für eine »Freundschaft zwischen Christentum und Islam« einsetzte und vom IS entführt wurde. Was heißt das für Sie, Freundschaft zwischen Christentum und Islam?
Ich meine nicht das Klischee des interreligiösen Dialogs, bei dem sich alle an den Händen halten und doch jeder meint, dass er die Weisheit gepachtet hat und der andere bitte schön erst einmal seine selbstkritischen Hausaufgaben erledigen soll. Ich meine nicht einmal Freundschaft. Was Pater Paolo zum Beispiel gibt, ist die Liebe zum Fremden – auch dort, wo man dogmatisch unterschieden bleibt. Pater Paolo ist verliebt in den Islam, wie er selbst schrieb.
Pater Paolo - Foto: kontinente org.
Dabei hat er nie einen Zweifel gelassen, dass er ein gläubiger Katholik ist, nie hat er die Unterschiede zu überdecken versucht. Ich war im Kloster Mar Musa und habe es erlebt: Die Liebe dieses modernen christlichen Heiligen hat sich auf die Muslime übertragen, die Tag für Tag die Mönche und Nonnen besuchten, mit ihnen plauderten und mit ihnen schwiegen und selbst in einer bilderlosen Ecke seiner Kirche beteten. Liebe im Sinne Pater Paolos ist etwas, das über unseren Verstand und über Toleranz hinausgeht – uns über uns selbst hinauswachsen lässt, über unser kleines, beschränktes Ich. Beispiele gibt es in der Geschichte: bei den Sufis oder beim heiligen Franziskus, der mitten in der Zeit der Kreuzzüge für den Sultan betet. Es gibt eine Hingabe, die sich auf andere Menschen übertragen kann. Aber dass so ein Mensch wie Pater Paolo, der den Koran besser kennt als die meisten Muslime, der mit dem syrischen Volk während der Revolution solidarisch war und sich damit gegen die syrischen Amtskirchen gestellt hat, ein Christ, der den Islam immer und immer wieder gegen seine Kritiker im Westen verteidigt hat – dass dieser Mensch von Dschihadisten entführt, womöglich getötet worden ist, das will nicht in meinen Kopf und muss doch hinein. Als Muslim sollte man einem Priester wie Pater Paolo die Füße küssen.
Sie erzählen, wie Ihr iranischer Großvater auf einer Europareise 1963 in christlichen Kirchen seinen Gebetsteppich ausbreiten konnte. Das wäre heute wohl undenkbar.
Doch, solche Erfahrungen können Sie heute noch überall auf der Welt machen. Je weiter Sie in die Dörfer vordringen, je weniger aufgeklärt also die Menschen sind (lacht), desto weniger haben die Menschen ein Problem mit dem anderen Glauben. Das habe ich oft erlebt, in Südamerika genauso wie in Indien oder Ägypten. Die Volksfrömmigkeit erschien mir oft toleranter. Die Wortführer des Fundamentalismus sind stets die Studierten. Die Elenden geben allenfalls den Mob, der aufgestachelt wird oder heute in Syrien und im Irak zum Kanonenfutter wird. Und – weil Sie nach der Gewalt der Religion fragten – so schlimm die Verbrechen sind, die aus dem Glauben kamen und immer noch kommen, sie reichen nicht an jene Verbrechen heran, die aus den Großideologien des 20. Jahrhunderts entstanden sind, in denen sich der Mensch absolut setzte.

S!NNTAGMALER: die straffheit des regenbogens

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S!NEDi: regenbogen straffheit






































da war der tag an dem wir den regenbogen
straff zogen - zu einem festen geraden band
statt tauziehen - ein regenbogenziehen
ich höre noch das leichte grollen im himmel
ob dieser freveltat - sagt man doch
der regenbogen sei ein zeichen gottes ...

ein bogen - kein balken

wenn wir da vorn diese stufe hinuntergehen
ich glaube, wir schleudern ins nichts
wir schleudern in den wolkigen nachthimmel
dann fliegen wir eine weile durchs nichts
und wir können dem architekten
die rechnung für diese balkonbrüstung

gar nicht mehr überweisen
mit schulden ins nichts zu fliegen
verjährt nicht und nimmermehr
man wird beim großen reinemachen
mit den augen zwinkern zwinkern


sinedi

S!NNTAGSMALER - Bonus: letzte ölung

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S!NEDi: letzte ölung
Es dauert, bis sich das erhaben Abgebildete, das schuppig Rundgesteckte im Miteinander zu einer Rosenblüte sich ergänzt - das ist letztlich eine Hirnleistung, die da 1+1 zusammenzählt - und ein Mensch ohne Augenlicht könnte vielleicht auch mit sensiblen Fingern ertasten - oder sein Blindenhund alles relevant belecken und als Meldung vielleicht durch ein besonderes Winseln anschlagen ...
Eine irgendwie scheckige Rose - gefüllt: fahle Außenblätter - vielleicht beleuchtet vom Fensterlicht oder von einer Nachttischlampe - in den Schatten dann violette und karminrote und auch gelbstichige Farbtöne - ganz expressiv - aber auch nicht weit entfernt vom Surrealistischen  ... - erinnert vielleicht an Baudelaire und seinen "Blumen des Bösen" (Les Fleurs du Mal) ...
Die Blüte selbst könnte in einer Schießbude mit 3 Schüssen erschossen worden sein, wie sie zuvor in drei kleinen Steingutröhrchen steckte - mit dem Stängel: klick, klick klick: 3 Schuss - Feuer frei - und dann purzelt die Rose auf den zertrampelten Festplatzrasenboden weil die Röhrchen zerschossen wurden durch kupferne Luftgewehrkügelchen - Marke "Diabolo" ... - An den Rändern der Blüte oft blinkt kleinglitzernder Silberfolienstaub ... - ist alles nur so ein Gedanke - ähhh - wie sie in die Welt kam - diese Rose - aus Hongkong eingeführt, mit Feuerwerks-Raketen gepackt in eine Schiffsladung - gelöscht im Hamburger Hafen ... - und jetzt hier auf dem Rummelplatz ... - oder in China kippt ein Sack Risottoreis ...
Das soll eine Rose sein ...???  So eine gibts doch gar nicht - das ist eben Kunst ... Kunst ??? - Ja Kunst ist alles, was irgendjemand zur Kunst erklärt - als Kunst deklariert ... - noch ein paar kleine gestalterische Grundsätze beachten vielleicht - "fertig ist das Mondgesicht"- Und wieso "letzte Ölung" ... : - Weil der photographische Ursprung dieses Werkes eine längst vertrocknete leichenverfärbte Rosenblüte war - in einer schlankvioletten Flaschenvase von IKEA - mit Photoshop die Blüte in Szene gesetzt - die letzte Ölung halt - um abgebildet zu werden - geschminkt - Make upgemotzt  ... ein Aufflackern zum Schluss noch - vor der ewigen Ruhe ... S!
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