S!NEDi|photo|graphic: zeitzeichen - oder: die uhr ist abgelaufen ... |
Und hier nun der Abschluss meiner BERLIN ALEXANDERPLATZ-Serie ...
Die Bäume hören nicht auf zu singen. Es ist ein langes Predigen.
Ein jegliches, ein jegliches hat seine Zeit und alles Vornehmen
unter dem Himmel hat seine Stunde, ein jegliches hat sein Jahr,
geboren werden und sterben, pflanzen und ausrotten, das ge-
pflanzt ist, ein jegliches, jegliches hat seine Zeit, würgen und
heilen, brechen und bauen, suchen und verlieren, seine Zeit, be-
halten und wegwerfen seine Zeit, zerreißen und zunähen,
schweigen und reden. Ein jegliches hat seine Zeit. Darum merkt
ich, daß nichts Besseres ist, als fröhlich sein. Besseres als fröh-
lich sein. Fröhlich sein, laßt uns fröhlich sein. Es ist nichts
besseres unter der Sonne als lachen und fröhlich sein.
Alfred Döblin: BERLIN ALEXANDERPLATZ Yumpu Online-Reproduktion [Link clicken] : S. 512 - in meiner Ausgabe (dtv, 21. Auifl. 1979): S. 311
PETER MAFFAY
Alles Im Leben Hat Seine Zeit - Songtext
Alles im Leben hat seine Zeit
Zu schweigen, zu reden, allein und zu zweit.
Weinen und Lachen, Ernten und Säen, Zerstören und Bauen
Kinder, Männer und Frauen
Alles im Leben hat seine Zeit,
Verdammen, Vergeben, Freude und Leid
Verlieren und Finden, Entstehen und Vergehen
Und manchmal erblinden und dabei doch klar zu sehn
A und O, Liebe und Hass,
es gibt diesen Schlüssel für alles und jegliches Maß.
Es gibt die Treue, die Hoffnung und manchmal Versöhnung und Streit,
glaub mir, alles auf dieser Welt hat seine Zeit.
Es gibt diesen Trost und die Zuversicht,
es gibt die Sonne und im Dunkeln das Licht.
Es gibt die Hoffnung, die Leben erhellt,
es gibt den wahren König der Welt.
A und O, Liebe und Hass,
es gibt diesen Schlüssel für alles und jegliches Maß.
Es gibt die Treue, die Hoffnung und manchmal Versöhnung und Streit,
glaub mir, alles auf dieser Welt hat seine Zeit.
Er ist Anfang und Ende zugleich,
er macht uns arm und unendlich reich.
Denn er ist die Kraft und die Ewigkeit
Und nur er besiegt die Zeit.
Denn er ist die Kraft und die Ewigkeit
und nur er besiegt die Zeit.
Denn nur er besiegt für alle Zeit die Zeit.
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Und dazu auch wieder der diesbezügliche Kohelet-Text aus der Buber/Rosenzweig-Übersetzung des Alten Testamentes ... mit einem Predigt-Auszug ...
Kohelet/Versammler:
3_ 1 Für alles ist eine Zeit,- übersetzt Martin Buber - eine Frist für alles Anliegen unter dem Himmel: 2 eine Frist fürs Geborenwerden und eine Frist fürs Sterben, eine Frist fürs Pflanzen und eine Frist fürs Entwurzeln des Gepflanzten, 3 eine Frist fürs Erschlagen und eine Frist fürs Heilen, eine Frist fürs Niederbrechen und eine Frist fürs Erbauen, 4 eine Frist fürs Weinen und eine Frist fürs Lachen, eine Frist fürs Klagen und eine Frist fürs Tanzen, 5 eine Frist fürs Steinewerfen und eine Frist fürs Steinestapeln, eine Frist fürs Umschlingen und eine Frist, von der Umschlingung sich fernzuhalten, 6 eine Frist fürs Suchen und eine Frist fürs Verlorengeben, eine Frist fürs Bewahren und eine Frist fürs Verschleudern, 7 eine Frist fürs Aufreißen und eine Frist fürs Vernähen, eine Frist fürs Schweigen und eine Frist fürs Reden, 8 eine Frist fürs Lieben und eine Frist fürs Hassen, eine Frist des Krieges und eine Frist des Friedens. 9 Was ist da der Vorteil dessen, ders tut, bei dem, womit er sich abmüht?
[Vers 9 übersetzt die Bibel in gerechter Sprache: Welcher Gewinn bleibt denen, die so handeln, von ihrer Mühe?]
Kohelets Gedicht von der Zeit zeigt uns, dass eine unerklärbare Macht uns Fristen setzt – ob wir wollen oder nicht. Diese höhere Macht lässt uns staunen, ehrfürchtig und demütig werden. Aber in all seiner Demut sollte der Mensch nicht vergessen, dass er manche Dinge selbst in die Hand nehmen kann. Ich nenne die Frist für das Erschlagen, für den Hass und für den Krieg. Das entscheidet nicht Gott, das entscheidet der Mensch allein. Hier benötigt der Mensch eine Utopie - eine Vision, die Mut macht – einen Stern von Bethlehem über Kohelet hinaus.
Sonst aber ist diese Fristsetzung dem Menschen nicht in die Hand gegeben, sie fällt ihm zu. Was das Morgen bringt, weiß nur Gott. Und dessen Handeln ist unbegreiflich, uneinsichtig. Der Mensch kann sich vor diesem Handeln nur beugen. Den Sinn kann er nicht erkennen. Vielleicht ist das ein Hinweis für rational denkende Menschen wie mich, darüber nachzudenken, ob es doch einen Gott gibt? Erst das Unerklärbare zeigt uns, dass es jemanden geben muss, der in Strukturen denkt, die jenseits unserer zeitlichen und kausalen Vorstellungskraft liegen. Denn nur aus dem Nichterkennen des Sinns kann ich das menschliche Unvermögen akzeptieren und muss zu dem Schluss kommen – es gibt ein höheres Wesen.
aus einer Predigt von Dr. Gerd Heinemann, Eschweiler