Bestrickender Australier
Die Masche des John Alfred Date
Pinguin-Puppen: Pullover schützen - nach einem Foto von: PINP/ AAT Kings/ Spotlight/ Rex Features | spiegel.de |
John Alfred Date ist mit 109 Jahren der älteste Mann Australiens. Vor kurzem hat er ein altes Hobby neu entdeckt. Profiteure sind Zwergpinguine - und Frühgeborene.
Als die "Titanic" sank, da war er sieben. Noch mit 90 spielte er Golf. Heute lebt John Alfred Date im gesegneten Alter von 109 Jahren im Seniorenheim und pflegt seinen trockenen Humor. Wie er die Welt finde, fragte ihn 2014 ein Reporter. "Sie ist rund", antwortete Date. Das Geheimnis seines langen Lebens? "Jeden Morgen aufwachen."
Wenn er nicht gerade Besucher empfängt, widmet sich der älteste Mann Australiens neuerdings wieder einer alten Leidenschaft: Er strickt. Wie es dazu kam, erzählte Date dem TV-Sender Nine News. Zwei Schwestern seien im vorigen Jahr zu ihm gekommen und hätten gesagt: "Wir glauben, Sie können stricken." Er habe nicht Nein sagen können.
Eine Pinguin-Stiftung bat um Hilfe. Es ging um Zwergpinguine, eine Art, die nur im Süden Australiens und Neuseeland lebt. Falls Tiere bei einem Ölunfall zu Schaden kämen, wollte man gewappnet sein. Date machte sich auf Geheiß der Schwestern an Minipullover für die Tiere - im Ernstfall ein wichtiger Schutz. Öl verklebt das Gefieder, sodass Wasser in tiefere Hautschichten eindringen kann. Die Pinguine beginnen zu frieren.
Date hatte das Handwerk bereits in den Dreißigerjahren von seiner Schwägerin gelernt. Mit Akribie strickte er manchmal zwölf, 13 Stunden am Tag. Inzwischen ist die Stiftung bestens versorgt. "Großzügige Stricker aus aller Welt" hätten genug Pullover geschickt.
Für Alfred Date kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Er strickt jetzt nicht mehr Pullöverchen für Zwergpinguine - sondern Scheitelkäppchen für Frühgeborene.
Alfred Date - nach einem Foto von: dailytelegraph.com.au. |
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Ist diese Masche von Alfred Date nicht einfach bestrickend: Da "handarbeitet" einer der ältesten lebenden Menschen der Welt - und dann sogar ganz untypisch noch ein Mann ... - er strickt schöne kleine Accessoires - und aus diesem seinen ewigen Betätigungsdrang wird auch noch eine Tugend gemacht: Puppenpullover, Zwergpinguinschutz vor Ölverschmutzung - und nun Scheitelkäppchen für Frühgeborene ...
Ich halte das für ganz wichtig, dass die "Erzeugnisse" dieser Altersklasse auch noch "sinnvoll" sind ... - im weitesten Sinne also "vermarktet" werden können ... | Meine Mutter ist "nur" 92 Jahre alt geworden, aber sie hat auch bis in ihren Lebensabend hinein gestrickt, gehäkelt und geknüpft - zum Teil wurden wir "Kinder" dabei mit Schals "beglückt", die nicht immer unbedingt der damaligen Mode entsprachen - und die leider immer viel zu kurz ausfielen - hier hätten wir diese Beschäftigung ernster nehmen sollen ...
Was sich da in Australien für Alfred Date an Motiven und Inhalten entwickelt hat - ist schon im wahrsten Sinne des Wortes bestrickend.
Leider sind in den Altenheimen hierzulande Betätigungen und Mithilfen oder das Mittun der Bewohnerschaft "im Haushalt" oftmals verpönt - manchmal aus "hygienischen" Bedenken heraus ...: so sitzen sie oft da - langweilen sich - und "wackeln nur mit dem Kopf", entwickeln aus purer Langeweile Tics und Jactationen - und um diese dann einzudämmen werden oftmals Psychopharmaka verabreicht ... - und sie stumpfen ab, weil Anregungen für das eigene Tun fehlen (ein Fernseher ist ein Fernseher ist ein Fernseher ... - und mehr nicht ...) = also - wenn schon ein alter Mensch in Deutschland "ausgegrenzt" und exkludiert wird - dann aber richtig und mit aller Konsequenz ...
Nun - zum Glück gibt es einige vielversprechende gegenläufige Entwicklungen und Beispiele...
Aber: Der Rotstift für Einsparungen in den Sozialbudgets wird gern bei diesen sogenannten "Sozialdiensten" in den Alten-, Senioren- und Behindertenheimen angesetzt, die genau für diese "Betätigungen" und Tagesgestaltungen mit allem Drum und Dran zuständig sind ... Da heißt es dann schnell: So etwas können doch auch "Ehrenamtliche" preiswerter machen ... Aber ein passend angemessenes Setting mit dem Anspruch, den betagten Menschen "da abzuholen wo er tatsächlich steht" - und die damit oft erforderlichen individuell verschiedenen und komplizierten (Er-)Kenntnisse von Alzheimer- und Demenz-Erkrankungen mit zu berücksichtigen - um ihm so würdevoll angemessen zu begegnen und seine Lebensleistung anzuerkennen - das bleibt dann oft auf der Strecke, weil die notwendige "Biographiearbeit" und Persönlichkeitsrecherche im Hinblick auf den individuellen Werdegang eines jeden Einzelnen unterbleibt ... - und weil die "bürokratischen" und praktischen Belastungen der Pflegekräfte eine solche Tagesbeschäftigung mit einer gewissen Ausgefülltheit gar nicht mehr zulassen ...
Der sogenannte "ganzheitliche" Versorgungsaspekt (der Mensch ist mehr als die Summe seiner Teile ...) bleibt auf der Strecke - weil der Mensch aus seiner Leib-Seele-Geist-Einheit auseinanderdividiert und zerrissen wird: Medizinisch und pflegerisch unterliegt er der oftmals "modisch" gefärbten Sichtweisen der einzeln beteiligten Fachdisziplinen - und wird "aufgeteilt" und portioniert in den Minutentakt für amtlich definierte "benötigte" Pflege, Mahlzeiten "reichen", Medizin "stellen", Arztvisiten und Ärztlicher Dienst bzw. Heimaufsicht, Frühschicht, Spätschicht, Nachtwache - und dann bleibt da nur noch ein winziger Rest für "Freizeit" und "Tagesstruktur" und "Selbstfindung" - und für Ausflüge und Feste feiern - letzteres aber oftmals unter der Prämisse der Massen-"Zwangsbeglückung" (ein Groß-Event jagt dann oft das nächste - zumeist dank des Schlechte-Gewissen-Spendenschecks eines betuchten Angehörigen ... - und damit diese "tollen Initiativen" auch unter dem Aspekt der Platz-Akquise entsprechend lauthals in der Lokalpresse "vermarktet" werden (denn gestorben wird laufend - da muss geradezu "fliegend" Schlag auf Schlag "Nachwuchs" her: die Platzauslastung in Heimen sollte nämlich aus Kostengründen 98% nicht unterschreiten ...) - und das alles wird jeweils durchgeführt von schlecht vernetzten, schlecht bezahlten und viel zu wenigen "Fach"leuten - ersatzweise dann sogar von im Crash-Verfahren angeleiteten und oft ungeeigneten Hilfskräften... -
Alfred Date hat es da gut - und ich wünsche ihm weiterhin viel Spaß ... - so wird man eben geradezu steinalt ...
Links: Die Geburtsurkunde Date's vom 08.11.1905 - Rechts: die erste Hochzeit 1926: mit 21 Jahren heiratet Alfred Date seine große Liebe Muriel (Fotos: Dailytelegraph.com.au)
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Foto nach strickeria.ch |
... und hier für alle - die es Mr. Date nachmachen wollen:
Strick-Anleitung für Mützchen
Variante 1
Nadelstärke 2,5, 4 fädige Sockenwolle ca. 10 - 12 g
Anschlag je nach Strickart (fest oder locker) 64, 72 oder 80 Maschen im Bündchenmuster (2 re., 2 li.) 12 cm stricken (ca. 55 Reihen).
In der nächsten Reihe alle linken Maschen links zusammenstricken.
Eine Reihe die Maschen stricken, wie sie erscheinen.
In der nächsten Reihe alle rechten Maschen rechts zusammenstricken.
In der nächsten Reihe alle Maschen stricken, wie sie erscheinen.
Nächste Reihe: Immer 2 Maschen rechts zusammenstricken.
Die restlichen Maschen entweder im Maschenstich zusammennähen oder von links zusammenstricken und abketten.
Passt je nach Anschlag und fester oder lockerer Strickweise für einen Kopfumfang von 23 bis 30 cm.
Variante 2
Aktion "Stricken fuer Fruehgeborene" Muetzen
4 fädige Sockenwolle ca. 10 - 12 g
Anschlag 64 Maschen nicht zu fest anschlagen, 2 cm 2 re., 2 li. stricken, dann wechseln zu glatt rechts bis zu einer Gesamthöhe von 9 cm.
Abnahmen:
1. Runde : 6 Maschen stricken, 2 Maschen rechts zusammenstricken immer wiederholen, bis Rundenende
2. Runde: 5 Maschen stricken, 2 Maschen rechts zusammenstricken ...
3. Runde: 4 Maschen stricken, 2 Maschen rechts zusammenstricken ...
4. Runde: 3 Maschen stricken, 2 Maschen rechts zusammenstricken ...
5. Runde: 2 Maschen stricken, 2 Maschen rechts zusammenstricken ...
6. Runde: 1 Masche stricken, 2 Maschen rechts zusammenstricken...
7. Runde: 2 Maschen rechts zusammenstricken....
Faden durchziehen - fertig
http://www.strickeria.ch/fruehgeborene/anleitung.html