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art provocation = mord & totschlag
... unser kopf ist rund - damit das denken die richtung wechseln kann ...
SINEDi |
Ein Künstler muss sich dagegen nicht an ein bestimmtes Publikum wenden - und was heute verlacht wird und als handfester Skandal daherkommt, gelangt vielleicht in einigen Jahren Weltruhm und erreicht dann Top-Quoten - je nachdem ...
Künstler-Individuen, die sich ihrem ganzen Habitus und folglich in ihrem gesamten Oeuvre - also ihrem entwickelten und herausgearbeiteten "persönlichen" Stil - treubleiben - und ausschließlich sich selbst verpflichtet sind, findet man zwar selten - aber es gibt sie:
Da gibt es auch - wie z.B. Jonathan Meese - Typen, die nur provozieren wollen, um aufzufallen, um selbst mit Hilfe der berichtenden und gekauften Medien "eine Marke" zu werden und an Kohle zu kommen - und die dann provizieren "auf Deubel komm raus" mit gesellschaftlichen "Aua-Themen" (im "Fall" Meese also mit NS-Symbolen, SS-Runen, Hitler-Gruß usw.) - und dann gibt es die, die eine ehrliche Kunst mit ihrer ehrlichen Haut zu Markte tragen - und die, um sich nicht selbst zu verraten, einfach anecken müssen:die "anstößige" Karikaturen verzapfen, um etwas anzustoßen in den Köpfen "der Gesellschaft" - und die wissen, das geht nur, in dem man "Anstoß" erregt*) ... - und die folgerichtig völlig "unnütze" tonnenschwere Strandholz-Skulpturen am Strand errichten, damit die Touristen innehalten und Staunen und den Kopf schütteln - und das nicht, um Geld zu verdienen - sondern um Denkanstöße zu geben - wie schon Francis Picabia (1879 - 1953) das so richtig erkannt hat: "Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann"... Picabia war selbst ein exzentrischer Künstler, der sich keinen politischen oder stilistischen Dogmen unterordnen wollte und konnte und der maßgeblich die moderne Kunst, vor allem aber den Dadaismus mitbeeinflusste ...
Denkanstöße geben mit ganz ehrlichen Absichten, das will auch der Zeichner und LandArt-Skulpteur Lars Vilks in Dänemark: und dabei wird seine Kunst dann oft zur Provokation für einige ...
*) "Gib einem Gedanken einen Stoß: er fällt leicht um; aber der Stoßende und der Gestoßene erzeugen die Unterhaltung die man Diskussion nennt." John Cage: Silence, Bibliothek Suhrkamp, S. 6/7
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Lars Vilks. nach einem Foto von Scanpix | svt.se |
JE SUIS LARS VILKS - signataire de la provocation
Und so kommt es , dass am späten Samstagnachmittag ein Unbekannter auf ein Kulturcafé in Kopenhagen schoss, in dem eine Veranstaltung mit diesem "Kunst-Provokateur" Lars Vilks stattfand. Das Thema: Kunst, Islam und Meinungsfreiheit. Ein Mann starb - die Polizei geht davon aus, dass Vilks Ziel des Anschlags war. Wenige Stunden später fielen nahe einer Synagoge erneut Schüsse. Ein Gemeindemitglied wurde getötet, zwei Polizisten verletzt. Am Sonntagmorgen meldete die Polizei, dass der Verdächtige bei einem Einsatz erschossen wurde. Die Polizei geht davon aus, dass der Angriff auf das Café eben diesem schwedischen Karikaturisten Lars Vilks galt. Er war schon mehrfach Ziel von Anschlägen seit er 2007 den Propheten Mohammed als Hund gezeichnet hatte.
Vilks als Hund ... tinypic.com |
Seit dem Jahr 2007 hat der schwedische Künstler, Kunstkritiker und ehemalige Professor für Kunsttheorie eine Reihe von Angriffen und Attentatsversuchen überlebt.
"Nett, zu wissen, wie viel das eigene Leben wert ist"
Vilks' Mohammed-Zeichnung war ursprünglich als ironischer Beitrag für eine Kunstausstellung über Hunde gedacht - und nahm den Karikaturenstreit von Dänemark aus dem Jahr 2005 auf. Weltberühmt wurde die Zeichnung erst, als die schwedische Lokalzeitung "Nerikes Allehanda" sie zur Illustration eines Leitartikels über Meinungsfreiheit veröffentlichte.
Bei Muslimen in aller Welt stieß die Zeichnung auf Empörung. Ägypten, Pakistan und der Iran legten förmlichen Protest ein. Der irakische Zweig von al-Qaida setzte ein Kopfgeld für Vilks' Ermordung aus: 100.000 Dollar für seinen Tod und - sollte er wie "ein Lamm abgeschlachtet" werden - noch mal 50.000 Dollar. Ob man denn auf Kopfgeld Steuern entrichten müsse, fragte Vilks damals. Und: Es sei "nett, zu wissen, wie viel das eigene Leben wert" sei.
Als eine Journalistin damals meinte, er würde ja auch nicht die Zeichnung einer "Judensau" veröffentlichen, reagierte Vilks postwendend - und zeigte auf seiner Webseite eine Zeichnung, die sich der Motive antisemitischer Karikaturen bediente. Die Organisation "Säkulare Muslime in Schweden" zog daraufhin das Angebot zurück, die Mohammed-Hunde auszustellen und eine Diskussionsrunde mit ihm zu veranstalten: Mit seinem "antisemitischen Zerrbild habe Vilks eine Grenze überschritten. "Man muss mehr als blind sein, um misszuverstehen, dass dies nur die Parodie einer Karikatur sein sollte", sagte der Künstler daraufhin laut der "taz".
Lars Vilks lebt seit acht Jahren unter ständiger Lebensgefahr, steht unter Polizeischutz und musste zwischenzeitlich sein Haus in Südschweden verlassen. Dennoch bedauert er nichts. "Ich versuche, gelassen zu bleiben. Das Gute ist, dass die Leute, die bisher hinter mir her waren, Amateure sind," sagte er AFP.
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Treibholzstadt als Gesamtkunstwerk
Seine Lust daran, unbequem zu sein, und ein gewisses Maß an Trotz hatte Lars Vilks schon mit seiner gigantischen Holzinstallation "Nimis" bewiesen. 1980 hatte er begonnen, Treibholz am Strand der Halbinsel Kullaberg in Südschweden zusammenzunageln. Über 20 Jahre später war daraus ein tonnenschweres Gebilde entstanden, gegen das der Grundstücksbesitzer - ausgerechnet eine Kulturstiftung - einen langen Rechtsstreit führte.
Das Konstrukt aus Holz und die benachbarte Installation "Arx" aus Steinen erklärte der Künstler zum unabhängigen Staat "Ladonia". Um nicht zum Abbau gezwungen zu werden, bediente sich Vilks eines Kunstgriffs: Er verkaufte "Nimis" 1984 an Joseph Beuys, mit dem er damals zusammenarbeitete. Heute ist die Holzstadt Eigentum des Verpackungskünstlers Christo. Vilks genoss damals den Rummel um die Gerichtsverhandlungen: "Es ist wie eine Soap Opera, es hört niemals auf", sagte er 2002 SPIEGEL ONLINE. "Aber gerade dieser Prozess ist das Kunstwerk."
Nach dem islamistischen Anschlag auf die "Charlie Hebdo"-Redaktion am 7. Januar in Paris machte Vilks aus seinem Entsetzen keinen Hehl. Dennoch, so sagte er dem "Helsingborgs Dagblad", müsse der Kampf um die Meinungsfreiheit weitergehen: "Leider aber ist der Anschlag bezeichnend für die Zeit, in der wir leben". Am Samstag erklärten die schwedischen Sicherheitsbehörden, sie prüften neue Schutzmaßnahmen für Vilks.
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Mit Textbausteinen aus abl/dpa/AFP/spiegel.de