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fastenzeit | impuls für die woche -168

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Fast jeder fastet anders

Unterschiedlichste Formen und Motive des Verzichts

VON ROLAND BÖHM | NEUE WESTFÄLISCHE

Stuttgart (dpa). Der eine tut's wegen Gott, der andere für die Figur. Am Fasten vor Ostern beteiligt sich laut Umfragen immerhin jeder Zehnte. Die Menschen gehen die Fastenzeit ab Aschermittwoch aber sehr unterschiedlich an. Versuch einer Typologie.





















DER RELIGIÖSE 

ist der Klassiker unter den Fastenden. "Solche Unterbrechungszeiten gibt es in allen Religionen", sagt Michael Krämer, Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Wichtig sei, dass man auf "etwas Liebgewordenes" verzichte. Das Fasten sei heute immer auch "geistiger Aufbruch". Jesus gilt als Vorbild dieses Typs, schließlich hielt er es laut biblischer Überlieferung einst 40 Tage lang fastend in der Wüste aus.


















DER NARZISST

will es sich vor allem immer wieder selbst zeigen. Die Fastenzeit ist dafür eine willkommene Gelegenheit. "Für viele geht es darum, sich selbst etwas zu beweisen", sagt Werner Gross vom Psychologischen Forum Offenbach (PFO). Der Narzisst habe ein Verlangen danach, seine Selbstdisziplin zu prüfen.


















DER GESUNDHEITSBEWUSSTE 

ist laut Umfragen unter den Fastenden in der Mehrheit. Jeder zweite gibt an, aus gesundheitlichen Gründen auf etwas zu verzichten, meist auf Alkohol oder Süßes. Auch die Fastenkurse der katholischen Kirche in Stuttgart würden zu 50 Prozent aus gesundheitlichen Gründen gebucht, heißt es dort. 

















DER INKONSEQUENTE

nimmt sich ganz viel vor, ähnlich wie zum Jahreswechsel, schafft das aber bei weitem nicht - und belügt sich bis Ostern selbst. 






















DER STILLE

Ist es klug, sein Fasten an die große Glocke zu hängen? "Das kann auch schiefgehen. Und dann heißt es: Du bekommst ja nicht mal das hin", warnt Gross. Es könnte also ratsam sein, in aller Stille zu verzichten. 



















DER TRENDSETTER

verzichtet nie auf Essen, aber auf Handy & Co. Wie weit verbreitet diese wohl modernste Form des Fastens ist, lässt sich aber nicht klären. Jedenfalls hat die Deutsche Telekom keinerlei Hinweise darauf, dass etwa der Smartphone-Gebrauch in den Wochen vor Ostern zurückgeht. "Gott sei Dank", heißt es von dort lapidar.

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INFO | 40Symbol der Buße und des Neubeginns
  • 40 Tage dauert die Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern. Dabei werden die Sonntage nicht mitgezählt. 
  • Die Zahl 40 hat in der jüdischen und christlichen Überlieferung hohe Symbolkraft. 
  • So ergoss sich der Regen der Sintflut 40 Tage und 40 Nächte auf die Erde. 
  • Das Volk Israel wanderte nach dem Auszug aus Ägypten 40 Jahre durch die Wüste. Moses war Gott auf dem Berg Sinai 40 Tage nahe. 
  • Jesus ging 40 Tage in die Wüste, um sich durch Gebet und Fasten auf seine Sendung vorzubereiten. 

© 2015 Neue Westfälische
03 - Bielefeld Süd, Mittwoch 18. Februar 2015

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Nun wissen wir es  - fasten tut fast jeder 10. Mensch in diesen Tagen - oder im Ramadan - ein jeder nach seiner Fasson und seinen Antrieben - auf seine Weise: Einfach mal auf etwas verzichten - etwas anders machen als sonst - innehalten - neue Erfahrungen sammeln ...Und daran sehen wir auch, wie unser Körper nach einer solchen Zeit geradezu verlangt: Alles hat seine Zeit: Fressen hat seine Zeit - Fasten hat seine Zeit ... - sich kritisch beäugen und Selbstbewerten hat seine Zeit ...

Und doch - die Zeiten der einfachen Jäger und Erfahrungssammler sind dahin - heute geht es schon von der Grundschule an um Status, um Klasse, um Zugehörigkeit - darum, ob jemand zu dick - zu dünn ist - weiß oder "indigen", schwarz oder "südländisch" ist - da wird dann gemobbt und gehänselt - oft über facebook und über das Internet allgemein - und das löst dann in der Konsequenz oft manifeste Erkrankungen wie z.B. Verfolgungsängste aus, aber auch z.B. Magersucht oder Adipositas. 

Und die alljährliche Fastenaktion der Evangelischen Kirche unter dem Motto: "7 Wochen Ohne" hat sich diesmal wahrscheinlich deshalb mehr den Narzissten verschrieben (siehe oben) - nämlich den jungen Narzissten, die mit ihrem Aussehen hadern, die Frau, die unbedingt eine größere Brust haben möchte, der Mann, der sich seiner Brusthaare entledigen will - die/der sich die Schambehaarung abrasieren will, weil "hairy" so "uncool" ist - und "ohne" ist cool und soooo viiiieeeellll hygienischer - bei allem ...

Na ja - der liebe Gott wusste wahrscheinlich, warum wir in all den Millionen Jahren der menschlichen Entwicklung von der ursprünglich befellten Vor-Homo-sapiens-Version uns nun zu diesem letzten behaarten Dreieck am Körper hin entwickelt haben ... - animalisch schön - oder so ähnlich ...

Wir wissen ja vielleicht noch - mit welcher Wucht sich Michael Jackson der ständigen Veränderung seines Äußeren hingab - der eigene Körper als Gesamtkunstwerk - von tiefschwarz wollte er immer weißer werden, kein Gramm Fett durfte zuviel an seinem Körper sein - und er hat das getrieben bis zur Selbstaufgabe - bis zu seinem viel zu frühen Tod ...

Und auch heutzutage basteln viele - oft viel zu junge - Menschen an ihrem Äußeren herum, die (noch!) nicht die eigene Zahnlücke akzeptieren, die Sommersprossen, den "viel zu großen/kleinen" Busen: Botox-Lippen, Augenlider straffen, radikale Rasierungen, Haarauffüllungen durch Verpflanzungen, Tatoos an allen Körperregionen und allerlei Metallspangen werden an allen möglichen oder unmöglichen Stellen positioniert wie Lampen am Schiff, die Luv und Lee anzeigen ... usw. usf. Und eine - oft halbseidene - Branche, die sich auf solche oftmals auch chirurgisch-kosmetischen Veränderungen spezialisiert hat, verdient sich dumm und dösig an solchen momentanen Ansinnen, die dann wahrscheinlich sogar irgendwann bereut werden, weil sich die Mode verändert hat, weil etwas, was gestern "in" und "mega-cool" war - morgen "out" ist und nur noch einfach albern wirkt ...

Ja - und die "seriöse Medizin" ist da durchaus in einem ähnlichen Dilemma: Die spezialisierten Top-Op.-Teams in den Kliniken wollen ausgelastet sein - darauf achtet der Verwaltungsleiter: Und da wird beispielsweise dann bei einem alten Mann schon einmal die Prostata operiert, die in seinem noch zu erwartenden Leben auf keinen Fall mehr "bösartig" werden kann, weil sie sich auch in einem von kommerziell geleiteten Chirurgen definierten "pathologischen" Stadium nur sehr langsam verändert - und da wird auf Deubel komm raus ein teurer Herzkatheter gesetzt - "damit Sie und wir Gwissheit haben", einen anderen Sinn macht das nicht - und ist nach objektiven Kriterien völlig überzogen - und wir wundern uns - warum die "Gesundheitskosten" so immens explodieren ... Die Machenschaften der Pharmaindustrie will ich hier gar nicht besonders beleuchten - die an uns all die kleinen "Glücklichmacher" verfüttert ... - man will ja schließlich mithalten, altwerden und "fit" bleiben bis ins allerhöchste Alter ...

Gott sagt dazu: Ich habe Dich zu meinem Abbild geschaffen - Du bist schön - sag ja zu Dir - wie ich ja zu Dir sage - solange Du lebst und darüber hinaus ...

Und darum ist das Motto der diesjährigen Fastenaktion auch: "Du bist schön - ohne Runtermachen" ...


„7 Wochen Ohne“ ruft dazu auf, sieben Wochen lang, von Aschermittwoch, dem 18. Februar, bis zum Ostersonntag, dem 5. April 2015, die Routine des Alltags zu unterbrechen und neue Perspektiven auszuprobieren. Der Auftaktgottesdienst findet am Sonntag, dem 22. Februar 2015, in der Michaeliskirche in Leipzig statt und wird ab 9.30 Uhr live im ZDF übertragen. Seit über 30 Jahren lädt die Aktion ein, die Passionszeit bewusst zu erleben. Mittlerweile haben sich fast drei Millionen Menschen darauf eingelassen. Sie verzichten nicht nur auf das eine oder andere Genussmittel, vielmehr folgen sie der Einladung zum Fasten im Kopf. In Kirchengemeinden, Schulen und Vereinen haben sich im Laufe der Zeit Tausende Fastengruppen gebildet, die das aktuelle Fastenthema von „7 Wochen Ohne“ aufgreifen.


Und das zentrale Element der alljährlichen Aktion ist traditionell der Fastenkalender. Er begleitet die Teilnehmer mit Texten aus Kirche, Kultur und Alltagsleben durch die Fastenzeit und ermutigt in diesem Jahr dazu, die Schönheit zu suchen, zu würdigen und zu feiern, vor allem da, wo sie sich nicht herausputzt und in Pose wirft. Für den Kalender haben sich sieben namhafte Fotografen mit je einem Wochenthema beschäftigt. 


Die Themen lauten diesmal:

  • „Du bist wunderbar gemacht!“ 
  • „Du bist ein Talent!“
  • „Du bist nicht, wofür man dich hält“
  • „Du bist fair!“
  • „Du bist klein, aber wichtig!“
  • „Du bist schön!“ und 
  • „Du bist Gottes Ebenbild!“.
Weitere Infos zur Aktion und eine interaktive Fastenkarte auf: www.7-wochen-ohne.de . 



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