André Breton: Nadja - Bibliothek Suhrkamp 1974 |
Also -ich nehme an, auf dies Goethe-Sprichwort bezieht bezieht sich der Autor André Breton am Anfang seiner surrealistischen "Nadja"-Erzählung bezieht ... |
WER BIN ICH? WENN ICH MICH AUSNAHMSWEISE AUF ein Sprichwort beziehe: warum kommt in der Tat nicht alles darauf an, zu wissen, mit wem ich »umgehe«? Ich gestehe, daß mich dieses Wort verwirrt, denn es sucht zwischen bestimmten Wesen und mir seltenere Beziehungen zu begründen, unausweichlichere, bestürzendere, als ich dachte. Es sagt viel mehr, als es sagen will, es läßt mich zu Lebzeiten die Rolle eines Gespenstes spielen, offenbar spielt es auf das an, was ich aufhören mußte, zu sein, um der zu sein, der ich bin. Wenn ich es, kaum mißbräuchlich, in diesem Sinne nehme, gibt es mir zu verstehen, daß die objektiven Äußerungen meiner Existenz, die ich nämlich für solche halte, mehr oder weniger vorsätzliche Äußerungen, nur der in die Grenzen dieses Lebens eintretende Teil einer Aktivität sind, deren wirkliches Feld mir ganz und gar unbekannt ist. ...
(Beginn der "Nadja"-Erzählung - S. 7 der 1. Auflage ....)
Möglicherweise will das Leben wie eine chiffrierte Botschaft entziffert werden.
(Eintrag auf dem Rücken des Schutzumschlages von Bretons deutscher "Nadja"-Ausgabe von 1974)
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Ähhh - ich bin über die Recherche zu Jacques Lacan und Slavoj Zizek auf mein eingelagertes Nadja-Buch gestoßen, dass ich mühsam dann unten aus einem Bücherturm von ca. 1 Meter Höhe herausziehen und bergen konnte - das Ganze war schon irgendwie passend surreal und bizarr - denn "Nadja" kam quasi aus dem Nichts aus meinem Unbewussten herangeflattert, als ich von Lacans Theorie las, die sich ver"einfacht" [sic!] in vier Grundannahmen zusammenfassen lässt:
- Das Ich entwickelt sich im Spiegelstadium, welches die grundlegende Matrix der Subjektivität bildet.
- Das Subjekt ist ein Sprachwesen, das heißt durch die symbolische Ordnung der Sprache geprägt: „Das Unbewusste ist wie eine Sprache strukturiert.“
- Das Subjekt ist ein begehrendes Subjekt. Da das Objekt des Begehrens (Objekt klein a) immer schon verloren ist, ist es ein grundsätzlicher Mangel, der das Begehren des Menschen aufrechterhält.
- Die menschliche Psyche konstituiert sich in der unauflösbaren Trias Imaginäres-Symbolisches-Reales (RSI).
Und keine Angst - ich verstehe das ja auch alles nicht - aber es ist doch gut, dass Lacan und Zizek - und vielleicht sogar Breton in seiner "Nadja" darüber nachgedacht haben - und gut - dass wir hier drüber gesprochen haben ... - schöne Ferien noch ...