in ihrem rücktrittsschreiben vor fast 6 jahren vom amt der landesbischöfin und ekd-ratsvorsitzenden nach einer alkoholfahrt in hannover in ihrem auto hat margot käßmann geschrieben:
"ich weiß aus vorangegangenen krisen: du kannst nie tiefer fallen als in gottes hand. für diese glaubensüberzeugung bin ich auch heute dankbar."ein tiefes vertrauen wird hier offenbar - das vertrauen auch unserer vorfahren zumindest: gottvertrauen - ur-vertrauen ... - mit dem notwendigen gottvertrauen gelingt es uns oft, wenn wir vor problemen stehen ...
hier soll jetzt nicht der ort sein, um zu spekulieren, warum just nach ihrem vielbeachteten predigtzitat von damals: "nichts ist gut in afghanistan" urplötzlich die polizei nachts diese alkoholfahrt von frau käßmann stoppte - und woher der tipp zur "rechten zeit" an die ordnungshüter kam ... - margot käßmann hat diese zeit und diese harsche kritik durchgestanden - und ist eine vielgelesene publizistin für christliche erbauungstexte geworden - und ist heute „botschafterin für das reformationsjubiläum 2017“ im auftrag des rates der ekd ...
(Foto: epd-bild/Ulrich Kneise) |
"ein(e) feste burg ist unser gott - ein(e) gute wehr und waffe(n) - er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen" ...ja - davon waren luther und 481 jahre später margot käßmann fest überzeugt: auf gott ist verlass - er ist treu - er schenkt geborgenheit - allen widrigkeiten zum trotz:
"und wenn die welt voll 'teufel' wär und wollt(en) uns gar verschlingen - so fürchten wir und nicht so sehr, es soll uns doch gelingen"...da kommt die jahreslosung 2016 gerade recht - auch angesichts der flüchtlingskrise, auch angesichts der anschläge von paris auf "charlie hebdo" und auf auf das stadion "stade de paris", die konzerthalle "bataclan" und auf weitere straßencafés in der nähe:
"gott spricht:
Jesaja 66,13
für diesen grundüberzeugenden satz findet der übersetzer nur diese etwas holprige deutsche fassung - aber etwas glatter hat hermann menge, der altphilologe 1926 übersetzt: "wie einen seine mutter tröstet, so will ich euch trösten" und die "bibel in gerechter sprache" sagt ganz zeitgemäß heute: "wie eine mutter tröstet, so will ich euch trösten" ...
da kommt uns dieses bild und eine geborgenheit, die wir kennen und immer noch zumindest erahnen in unsere "ewige" erinnerung - ein solcher "mutterarchetyp" - auch große mutter oder urmutter - ist einer der wichtigsten archetypen in carl gustav jungs analytischer psychologie ... : wie wir als kind in den armen gehalten werden, wie unsere tränen getrocknet werden und sich in strahlendes lächeln verwandeln - wie wohlige schauder uns durchfahren beim saugen an der mutterbrust und eine tiefe befriedigung auslösen - und sattmachten ... - das ist urvertrauen: "alles wird gut" wie wir uns ja heute so oft als spruch versichern müssen, weil die kita-kinder heutzutage und die krippenkinder von anno dunnemals dieses urvertrauen umfassend von ihren ersatz-"ammen" kaum noch in ganzer qualität erfahren und ausbilden können: denn "natürlich"ist allesgut ... - und was nicht gut ist - das ist nicht von gott - dabei ist sprachlich-etymologisch dieser gleiche fast identische wortstamm zu beachten: "gott" (god) und "gut" (good) ... - gott kann eben nur "gut" ...
ja - das ist das bild, das der prophet von gott übermittelt: wie eine mutter (oder wie ein vater) will ich euch trösten ...
der schriftprophet jesaja ben amoz wirkte im damaligen südreich juda zwischen 740 und 701 v. chr. in der zeit der bedrohung durch die antike großmacht assyrien. er verkündete juda, israel und assur - jhwh's - also gottes gericht, aber auch eine endzeitliche wende zu universalem frieden, gerechtigkeit und heil. als erster prophet israels verhieß er den israeliten einen zukünftigen messias als gerechten richter und retter der armen...
jesus hat dieses rettungs- und tröstungsbild dann ganz in sein mit gott verbundenes leben integriert und es für uns neu belebt: denn dieser jhwh-gott war in der zeit nach dem propheten jesaja bis zu jesu wirken - also über 700 jahre - auch als ein all-mächtiger, zorniger, nachtragender, eifersüchtiger und kriegstreibender herrschergott dargestellt - fern in irgendeinen der vielen himmel abgeschoben z.B. im mehrhimmeligen kosmos des talmud und auch noch der spätgriechischen vielgötter-gnosis: - auf einem thron, wie ein irdischer könig und willkürlicher tyrann: das war das bild für gott geworden - zur vorstellung für den "allerhöchsten", bei dessem anblick der mensch erstarrte, erzitterte oder auch auf der stelle tot umfiel - und der nur mit dem opferblut vieler im tempel dargebrachter tiere besänftigt werden konnte - und um den sogar geschichten erfunden wurden, in denen er angeblich einen sohn oder ein kleinkind als gabe für sich reklamierte - um menschen zu "versuchen" ...
aber mit dem talmud kennt die menschheit eben auch den "siebten himmel" - eigentlich das "papadies" - als das "land wo milch und honig fließen" (mutterbrust):
„es gibt sieben himmel und zwar vorhang, veste, dunstwolke, wohnung, burg, stätte und gewölk. … auf gewölk (dem siebten) befinden sich gerechtigkeit, reichtum und heil, die schätze des Lebens, die schätze des friedens und die schätze des segens, die seelen der gerechten, die guten geister, die seelen derer, die einst geboren werden, und der tau, der einst die toten beleben wird, gerechtigkeit und recht.“ ... talmud (hagiga II, 1; 12b)
ebenso wie im talmud ist die vorstellung von den "sieben himmeln" auch im koran enthalten und fand durch ihn weitere verbreitung.
jesu verhältnis zu gott war nicht mehr getrübt durch diese allmachts- und unnahbarkeits-fantasien - es war von beginn an ein anderes: jesus fühlte sich mit gott verbunden wie mit einem vater, einer mutter - und er nannte ihn zärtlich und liebevoll "abba" - papa - und mit seinen gleichnissen zu seinem liebevollen verhältnis zu gott wollte jesus diesen von ihm erkannten umsichtig sorgenden papa, diesen gott der lebenden, der leben schenkt und alles, was wir zum leben benötigen - und der die liebe ist ("ich bete an die macht der liebe" - gerhard tersteegen) - uns allen näherbringen und aus den sieben himmeln befreien und herunterziehen auf die ebene des tatsächlichen erlebens - auf die erde - uns ein anderes gottesbild geben - uns gott neu schenken - wie er wirklich ist: nicht der richtende, nachtragende, zornige, allmächtige - sondern der nahe, der in mir ist, der verzeiht, gott ist "mensch geworden" - der zwiesprache hält - zumindest mit dem was wir "unser gewissen" nennen - das ist "gewisslich wahr"...
wieder etymologisch erkennen wir diesen zusammenhang von "leben" und l(i)ebe" an dieser wortverwandtschaft - im englischen "love" und "live" ... - ja das ist der gott dieses jesus von nazareth: nicht fernab und unantastbar - sondern nah, uns auf seinem schoß in seinen armen haltend - und tröstend - der gott im neuen testament - der dann erst nach jesus von nazareth (also im neuen testament "im anhang" ab "apostelgeschichte") von jenem paulus von tarsus aus dieser von jesus apostrophierten unmittelbaren "nähe" ("das himmelreich ist nah - es ist schon mitten unter euch ...") wieder etwas weiter in die "höhe" auf den thron quasi zurückinthronisiert wurde ... paulus hatte jesus persönlich - also so von mensch zu mensch - nie kennengelernt - und diese von jesus weitergeleitete nähe zu gott, die ihn erfüllte als quasi gottes "eingeborenen sohn", wie wir heute im "apostolischen glaubenbekenntnis" noch bekennen - hat dieser paulus nicht selbst mit haut und haaren zu spüren bekommen - und dessen griechisch geprägte bildung mit einem vielgötter-olymp verbot ihm eine solche radikale jesus-denke ...
schnee - was ist das denn ...??? - zumal es in den flüchtlingscamps in der bekaa-ebene im libanon an warmer kinderkleidung mangelt. dieses syrische mädchen läuft in kunststofflatschen durch den schneematsch... - dpa |
umso tröstlicher im wahrsten sinne des wortes ist es nun, dass dieses sich eher auf paulus als auf jesus beziehende amtskirchen-sprech nun zur jahreslosung gerade in fast prophetischer weitsicht diese weissagung - dieses wissen des ollen propheten jesaja - zur jahreslosung 2016 erwählt hat:
"gott spricht: ich will euch trösten, wie einen seine mutter tröstet."
Jes 66,13
denn das war eben bereits 700 jahre vor jesus konsens: gott ist nahe - er tröstet - er trocknet tränen - er hilft ...
oft wird ja bei katastrophen und unglücken und jetzt bei den anschlägen des is und vor 70 jahren bei den massenmorden in auschwitz und buchenwald und in den mordkliniken der ns-"euthanasie"-opfer und beim schock von "nine-eleven" mit diesem gott gehadert: "wie kann gott so etwas zulassen" ... - doch gott ist eben nicht dieser lenkende allmachts-weltengott, der mit der menschheit schachspielt und sie quälen und versuchen möchte, um sich zu bestätigen und sich bestätigen zu lassen - und zur "läuterung" der menschheit mal nach belieben unglück, mord und katastrophen sendet - der biblische gott konnte schon damals bei kain und abel nicht eingreifen und kain in den arm fallen: der mensch ist von gott als ein freies selbst ent-scheidendes wesen zum guten aber - wenn der mensch so will - leider auch zum schlechten geschaffen worden - diese ent-scheidung trifft jeder mensch für sich allein - jedoch muss er im falle des bösen dieses sich meldende "gewissen" in sich - seine direkte sinn- und wortverbindung zu diesem gott - kappen und überwinden ... - was wäre das für ein perverser gedanke, wenn gott zunächst das unglück sendet oder willentlich herbeiführt - um dann anschließend "wie eine mutter zu trösten" - aber gott steht immer letztlich als helfer in der not parat, als tröster im unglück, da fängt er auf, auch die trauernden und hinterbliebenen, da spornt er an und gibt halt: "wie eine mutter" - oder als umarmender und verzeihender vater im gleichnis jesu vom 'verlorenen sohn'":
"du kannst nie tiefer fallen als in gottes hand" - er wird dich trösten wie eine mutter, das ist gewiss ... - denn "gott spricht: ich will euch trösten, wie einen seine mutter tröstet."
siehe auch: hier