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ERNST KLEE
Der Historiker, Sozialpädagoge und Theologe Ernst Klee ist im Mai 2013 im Alter von 71 Jahren gestorben.
Wie der S. Fischer Verlag am Samstag, dem 18.05.2013, mitteilte, starb Klee nach langer schwerer Krankheit in seiner Frankfurter Wohnung. Klee kämpfte über Jahrzehnte als Aufklärer für die Aufarbeitung der NS-Zeit. Nüchtern und akribisch setzte er sich vor allem mit den Gräueltaten auseinander, die Behinderte und seelisch Kranke im Nationalsozialismus erleiden mussten.
Internationales Renommee erwarb sich Klee bereits 1983 mit seinem Buch «Euthanasie im NS-Staat. Die Vernichtung lebensunwerten Lebens», in dem er bis dahin weitgehend unbekanntes Archivmaterial zu diesem Themenkomplex erschloss. 1997 erschien sein Buch «Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer», das die Rolle der Medizin in der Zeit beleuchtet. In dem Werk geht es um Klees Forschungen zur Euthanasie. Es werden die Experimente beleuchtet, die im Namen der medizinischen Forschung an wehrlosen Menschen vorgenommen worden waren.
Klee wurde für seine Abhandlungen unter anderem mit der höchsten Auszeichnung des Landes Hessens, der Wilhelm-Leuschner-Medaille, geehrt. Er erhielt für seine Forschungsarbeiten die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt und den angesehenen Geschwister-Scholl-Preis. Außerdem bekam der gelernte Heizungstechniker 1982 den Adolf-Grimme-Preis überreicht. Weitere bekannte Werke von ihm sind das «Personenlexikon zum Dritten Reich» und das «Kulturlexikon zum Dritten Reich». (FRANKFURTER RUNDSCHAU 18.05.2013 | dpa/lhe)
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sinedi dazu:
Ohne Ernst Klee wäre meine Erforschung der Opferbiographie Erna Kronshage (http://erna-k-gedenkblog.blogspot.com) rasch an ihre Grenzen gestoßen.
Eine Doku-Seite über Ernst Klee befindet sich auch auf meiner Homepage:
Das erschreckende Ausmaß der Anstalt "Tiegenhof"/Dziekanka in "Gnesen"/Gniezno-PL als eine der gnadenlosen Tötungsfabriken in der Zeit zwischen 1939-1945 unter der deutschen Gewaltherrschaft in Polen wäre ohne die emsige und penible Forschungsarbeit Ernst Klees seit den 70-er Jahren wohl kaum in vollem Umfang in Deutschland zu Tage gebracht worden.
Die Anstalt "Tiegenhof" passte sich seinerzeit geradezu "flexibel" den jeweiligen
aktuell aufeinander folgenden verschiedenen NS-"Euthanasie"-Wellen an mit ihren rigorosen Massentötungsaktionen - als da waren: Gaswagen-Tötungen der polnischen Psychiatrie-Insassen, zentral Berlin-gesteuerte T4-"Euthanasie" (1939-1941), danach die als zentralgesteuerte Lazarettbettenbeschaffung getarnte und dezentral durchgeführte "Sonderaktion Brandt", parallel dazu immer die dezentral und lokalgesteuerte so genannte "Wilde Euthanasie", die Tötungen von KZ-Kranken (14f13) - sowie auch eine der todbringenden so genannten "Kinderfachabteilungen" (Tötung behinderter Kinder) - immer unter der Federführung ihres übereifrigen und kollaborierenden Direktors und Chefarztes Dr. med. Victor Ratka und dessen nationalsozialistischen T-4-Vorgesetzten in Berlin sowie die abkommandierten deutschen Helfershelfer vor Ort - und war somit "von der ersten Stunde an" dienstbar als eine der makaberen "Forschungsstellen" für die späterhin rasche und mit "deutscher Gründlichkeit" organisiert durchgezogene "reibungslose" millionenfache Tötung all der Mitbürger jüdischen Glaubens ...Es ist das Verdienst besonders auch von Ernst Klee, all diese damals ineinander greifenden mörderischen Zusammenhänge der Nachkriegsöffentlichkeit nachdrücklich aufzuzeigen und bekannt zu machen - manchmal gegen die erheblichen Widerstände der Nachfolgeinstitutionen und der zum Teil noch öffentlich agierenden und unbehelligt lebenden Täter sowie deren Nachkommen und ihren oft berufsständischen, familiären und gesinnungsverwandten Seilschaften...
Ich hatte seit den 80-er Jahren mehrmals Kontakte zu Ernst Klee aufgrund meiner Forschungsarbeit zum Schicksal Erna Kronshage, wo er mir mit entscheidenden Hinweisen gerade zur Anstalt Tiegenhof und zu Dr. Ratka weiterhelfen konnte. Er räumte mir mit seinem Namen in der noch schwierigen Anfangsphase der Forschung dankbarerweise auch punktuelle Co-Leserechte in auswärtige relevante Gerichtsakten ein.
http://eddywieand-sinedi.de/doku-ernst-klee/Eine Doku-Seite mit drei 45-min. Ernst-Klee-Filmen zur Psychiatrie- und NS-"Euthanasie":
1. Alles Kranke ist Last, 1988
2. Die Hölle von Ueckermünde, 1993
3. Sichten und Vernichten, 1995
http:/eddywieand-sinedi.de/doku-ernst-klee-filme-zur-psychiatrie/