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Papst Franziskus: Mehr Raum für die Armen und Zerschlagenen ...

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Botschaft von Papst Franziskus zum 100. Katholikentag in Leipzig

"Den Armen und Zerschlagenen mehr Raum geben"

Papst Franziskus hat die Teilnehmer des 100. Deutschen Katholikentags ermuntert, sich für ihren Glauben zu engagieren. Die Rede des Papstes wurde als Videobotschaft am Mittwochabend bei der Eröffnung des Christentreffens eingespielt.

Papst Franziskus hat sich erstmals mit einer Videobotschaft und in deutscher Sprache an die Teilnehmer des Leipziger Katholikentags gewandt. Anders als seine Vorgänger spricht er die Menschen direkt an und wendet sich nicht in erster Linie an den gastgebenden Bischof. Der Wortlaut der auf deutsch vorgetragenen Botschaft:

"Ich wünsche allen, die in Leipzig versammelt sind, und allen Gläubigen in Deutschland, dass sie in ihrem Leben der Stimme der Armen und Zerschlagenen immer mehr Raum geben", heißt es in der am Mittwoch in Leipzig gezeigten und am Abend auf der Homepage des Katholikentags veröffentlichten Botschaft. Die Christen sollten "Zeugen der Hoffnung sein, die Gott für alle Menschen ist". Zugleich bittet Franziskus die Katholikentagsteilnehmer, für ihn zu beten: "Und bitte betet auch für mich!", sagte er.

Der Papst würdigt das Engagement der Katholiken in Deutschland: Sie hätten gute Beziehungen zu Christen anderer Konfessionen und zeigten großen Einsatz für die Armen und Schwachen. Franziskus ermuntert die Christen zu einer inneren Haltung der Barmherzigkeit: "Es ist nicht das Machen oder der äußere Erfolg, der zählt, sondern die Fähigkeit, stehen zu bleiben, hinzuschauen, aufmerksam zu sein gegenüber dem Mitmenschen und ihm zu geben, was ihm wirklich fehlt."

Die Botschaft im Wortlaut:

Liebe Brüder und Schwestern,

herzlich grüße ich Euch alle, die Ihr am 100. Katholikentag in Leipzig teilnehmt. Ich freue mich, dass Ihr in so großer Zahl gekommen seid. Ihr wollt den Menschen in Leipzig und in ganz Deutschland zeigen, dass Ihr aus der Freude des Evangeliums lebt. Ihr habt gute Beziehungen mit den Christen anderer Konfessionen und legt mit Eurem tätigen Einsatz für die Schwachen und die Bedürftigen glaubhaft Zeugnis für Christus ab.

"Seht, da ist der Mensch!" Unter diesem Leitwort habt Ihr Euch versammelt. Das zeigt sehr schön, worauf es ankommt. Es ist nicht das Machen oder der äußere Erfolg, der zählt, sondern die Fähigkeit, stehen zu bleiben, hinzuschauen, aufmerksam zu sein gegenüber dem Mitmenschen und ihm zu geben, was ihm wirklich fehlt.

Jeder Mensch sehnt sich nach Gemeinschaft und nach Frieden. Er braucht ein friedliches Zusammenleben. Aber das kann nur wachsen, wenn wir auch für den inneren Frieden in unserem Herzen sorgen. Viele Menschen leben in einer ständigen Hast. Deshalb neigen sie dazu, alles um sich herum zu überfahren. Das wirkt sich auch auf die Art und Weise aus, wie sie die Umwelt behandeln. Es geht darum, sich mehr Zeit zu nehmen, um den ruhigen Einklang mit der Welt und der Schöpfung wiederzugewinnen, aber auch mit dem Schöpfer (vgl. Laudato si', 225). Suchen wir in der Betrachtung und im Gebet immer mehr Vertrautheit mit Gott zu erlangen. Ganz allmählich werden wir dann entdecken, dass Er unser Wohl will. Er will uns glücklich sehen, voller Freude und Gelassenheit. Die Vertrautheit mit Gott regt auch unsere Barmherzigkeit an. Wie der Vater liebt, so lieben auch seine Kinder. So wie Er barmherzig ist, sind auch wir berufen, einander barmherzig zu sein (vgl. Misericordiae vultus, 9). Lassen wir uns von Gottes Barmherzigkeit auch in einer guten Beichte anrühren, um immer mehr barmherzig zu sein wie der Vater!

"Seht, da ist der Mensch!" In unserer Gesellschaft erleben wir so oft den geschundenen Menschen. Wir sehen, wie andere über den Wert seines Lebens befinden und ihn in Alter und Krankheit zum schnellen Sterben drängen. Wir sehen, wie Menschen bloßgestellt, hin und her gestoßen und ihrer Würde beraubt werden, weil sie keine Arbeit haben oder weil sie Flüchtlinge sind. Wir sehen hier den leidenden und gemarterten Jesus, der den Blick auf das ganze Ausmaß von Gemeinheit und Brutalität lenkt, das Menschen in dieser Welt erleiden und einander zufügen.

Ich wünsche allen, die in Leipzig versammelt sind, und allen Gläubigen in Deutschland, dass sie in ihrem Leben der Stimme der Armen und Zerschlagenen immer mehr Raum geben. Unterstützt einander im Austausch von Erfahrungen und Ideen, wie wir die frohe Botschaft Christi zu den Menschen bringen können. Dazu bitten wir um Gottes Beistand, den Heiligen Geist, dass er uns Mut und Kraft gebe, Zeugen der Hoffnung zu sein, die Gott für alle Menschen ist. Und bitte betet auch für mich! Von Herzen erteile ich Euch allen, die Ihr an diesem Fest des Glaubens, der Freude und der Hoffnung mitwirkt und an ihm teilnehmt, den Apostolischen Segen.

(kt14)


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