Feuerwehrmänner haben im Osten Chinas einen Säugling aus dem Abfluss einer Toilette gerettet. Das Neugeborene steckte kopfüber in dem schmalen Rohr. Mittlerweile ist der Zustand des kleinen Jungen stabil, seine Mutter wurde gefunden.
Peking - Es war eine dramatische Rettungsaktion: Nachbarn hatten Schreie aus der Gemeinschaftstoilette im vierten Stock eines Gebäudes im ostchinesischen Jinhua gehört. Sie sahen einen winzigen Fuß, der aus dem Abflussrohr der Keramikschüssel herausschaute, und alarmierten die Feuerwehr. In dem Rohr steckte laut staatlichem Fernsehen ein neugeborenes Baby.
Die Feuerwehrmänner konnten den Säugling nicht aus dem Abflussrohr herausziehen. Sie schnitten vorsichtig das Stück aus dem nur etwa zehn Zentimeter breiten Rohr heraus, in dem der Säugling steckte, und brachten es in ein nahe gelegenes Krankenhaus. Auf Videobildern des staatlichen Fernsehens ist zu sehen, wie Ärzte und Feuerwehrmänner behutsam Stück für Stück von dem Metallrohr entfernen und den kleinen Jungen befreien. Die Rettungsaktion dauerte rund eine Stunde.
Das 2,3 Kilogramm schwere Neugeborene ist dem Bericht zufolge in stabilem Zustand. Es wurde in einen Brutkasten gelegt. In den sozialen Netzwerken hat der Fall einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. "Die Eltern, die so etwas getan haben, haben ein Herz, das schmutziger ist als diese Abwasserleitung", lautete ein Eintrag. In China gibt es immer wieder Meldungen von Babys, die nach der Geburt ausgesetzt oder getötet wurden. Aufgrund der strikten Ein-Kind-Politik der Regierung müssen Paare mit mehr als einem Kind im Normalfall hohe Strafen bezahlen.
Über den Kurzmitteilungsdienst Sina Weibo veröffentlichte die Polizei von Jinhua einen Aufruf: "Mutter, komm zurück! Das Baby lebt. Bitte zeige dich, Mutter. Das ist dein Baby und es sollte bald in deine warme Umarmung zurückkehren." Laut Angaben der Polizei vom Dienstag wurde die Mutter mittlerweile gefunden: "Sie weint und bedauert es zutiefst."
Der kleine Junge war anscheinend die Toilette heruntergespült worden. Die Zeitung "Dushi Kuaibao" hatte zuvor einen Polizisten zitiert, dass der Verdacht der absichtlichen Tötung bestehe. Nach dem Auftauchen der Mutter teilte die Polizei lediglich mit, dass in dem Fall weiter ermittelt werde. Die 22-jährige, unverheiratete Mutter habe ihre Schwangerschaft aus Angst vor Anfeindungen geheim gehalten, sagte der Polizist. Nach dem Vater des Neugeborenen werde noch gesucht.
wit/Reuters/AFP/dpa | SPIEGEL-ONLINE