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Populismus: eine neue Seuche hat €uropa ergriffen

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S!|kritzel|caricat: Populismus
Populismus:das ist ein bisschen wie Selbstmedikation - oder der Fernsehkoch:"man nehme..."

Populismus ist eine "dünne Ideologie", wie Politikwissenschaftler das nennen. Er braucht keine Theorie, kein durchdachtes Ideengebäude, kein Wertegerüst. Er kann links sein oder rechts, katholisch oder atheistisch. Populismus braucht eigentlich nur drei Zutaten: 
  • eine Story, die das große Wir des gemeinen Volkes beschwört (nationale Mythen liefern Blaupausen), 
  • ein paar Feinde (die Eliten da oben, Brüssel, die Banker, Washington, die "Überfremdung"...) und 
  • eine halbwegs charismatische Führungsfigur (Boris Johnson, Donald Trump, Marine Le Pen oder Rodrigo Duterte, der am Donnerstag Präsident der Philippinen wird...).


Für die wirtschaftliche Entwicklung ist Populismus hoch problematisch, weil er ökonomische Beschränkungen ignoriert. Das chronische außenwirtschaftliche Defizit macht Britannien krisenanfällig? Who cares! Die USA müssen wegen ihrer hohen Schulden sparsam sein? Zahlen wir sie einfach nicht zurück!, meint Donald Trump. Ausländische Banken helfen bei der Finanzierung der Wirtschaft? Egal, wir müssen sie in heimische Hände geben!, findet Jaroslaw Gowin, stellvertretender Regierungschef in Warschaus nationalkonservativer Regierung.

Die Sache geht regelmäßig schief. Wer die Beschränkungen der Ökonomie ausblendet, mag zunächst Mehrheiten hinter sich versammeln. Aber irgendwann wird er scheitern.

Große Versprechen, harsche Realität - der Populismuszyklus

In Lateinamerika lässt sich das seit Langem beobachten. Immer wieder durchläuft der Kontinent Zyklen von Populismus, wie sie die Ökonomen Rudi Dornbusch und Sebastian Edwards beschrieben haben. Erst fahren großsprecherische Volkshelden das Land vor die Wand. Dann übernehmen Technokraten das Steuer, drücken, häufig mithilfe des Internationalen Währungsfonds, Sparprogramme durch, stabilisieren die Währung, beruhigen die Märkte - und säen nebenher jene Unzufriedenheit, an die die nächste Generation von Populisten ein paar Jahre später anknüpfen kann.

Aktuell schwingt das Pendel gerade mal wieder in Richtung Technokratenführung. Im vergangenen Jahrzehnt konnten noch Figuren wie Hugo Chávez (Venezuela), Luiz Inácio Lula da Silva (Brasilien) und Cristina Fernández de Kirchner (Argentinien) dank hoher Rohstoffpreise allerlei Wohltaten versprechen. Jetzt sind die Preise im Keller. Venezuela versinkt in Armut und Chaos. Brasilianer und Argentinier haben genug von Stagnation und Korruption. Vielerorts übernehmen Wirtschaftsfachleute die Regierungsgeschäfte.



€uropa und der Populismus

Europas Flirt mit dem Populismus ist noch relativ neu. Aber seine Führungsfiguren spüren nach dem Brexit-Entscheid Rückenwind: Geert Wilders in den Niederlanden, Marine Le Pen in Frankreich, Heinz-Christian Strache in Österreich. In Osteuropa sitzen sie bereits vielerorts an der Regierung: Jaroslaw Kaczynskis PiS-Partei in Polen, Viktor Orbán in Ungarn oder Robert Fico in der Slowakei (der Freitag turnusmäßig die EU-Präsidentschaft übernimmt). Das Treffen der Regierungschefs der Euro-Kernstaaten Deutschland, Frankreich und Italien am Montag in Berlin und der EU-Gipfel ab Dienstag in Brüssel werden vom neuen Klima in Europa überschattet sein.

Volksabstimmungen sind das populistische Machtmittel der Wahl: die große Arena, in der gewinnt, wer Stimmungen schürt, nicht derjenige, der faktensicher argumentiert. CSU-Chef Horst Seehofer, bekennender Populist der milderen Variante, verkündet folgerichtig, Referenden gehörten nun mal "zum Kern moderner Politik".

Eigentlich hatte Europa ein gutes Mittel gegen den Populismus gefunden: starke Institutionen auf nationaler und auf europäischer Ebene, besetzt mit qualifizierten Technokraten, die helfen sollten, Politiker in halbwegs rationalen Bahnen zu halten und allzu irrationalem Überschwang vorzubeugen. Die lange Kette an Krisen in der EU allerdings hat ihre Glaubwürdigkeit arg ramponiert.

Demokratien sind auf Vernunft gebaut. Das mag manchmal langweilig sein. Wenn sich aber gut begründete Argumente in der öffentlichen Debatte nicht mehr durchsetzen, dann haben wir ein Problem. Und zwar ein fundamentales.

aus einer SPIEGEL-online-Kolumne von Henrik Müller 

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Populismus: das ist ein bisschen wie Selbstmedikation - oder der Fernsehkoch: "man nehme...": Ja - und Populismus ist wie kiffen: der rasche "Kick", das vermeintliche Glück erhaschen für einen Augenblick: boooaaahhh eeeeiiii ... - doch dann kommt folgerichtig das Erwachen, der Kater, der pochende Kopfschmerz: Das Leben ist nicht nur einfach - Leben ist nicht "machbar" ...

Unser Sosein, unser Lebendigsein, ist ein Geschenk - im wahrsten Sinne des Wortes: ein Geschenk des "Himmels", wir konnten uns nicht selbst erdenken - und unsere Umwelt nicht -  unsere Nachbarn nicht, nicht die Natur, die wir vorfinden ... damit müssen wir uns arrangieren, das ist unsere Lebensaufgabe: Beim "Augen zu - und durch ..." des Populismus: da laufen wir mit dem Kopf gegen die Wand ... 

Nicht mal unsere Eltern wussten bei unserer Zeugung, ob es "klappt" - oder vielleicht doch besser nicht ... - worum haben sie "gebetet" ??? - was war ihr Wunsch bei meinem Zustandekommen ... - oder waren sie zu besoffen oder vollgekifft, als dass sie sich darum Gedanken gemacht hätten ... ???

Diese uns umgebende vorgefundene Wirklichkeit, dieses "real life" ist zu komplex, zu kompliziert, als dass wir es zu irgendetwas zwingen könnten ...

Und diese "Hau-Ruck"-Denke, die uns das Internet eingetrichtert hat ("dein Nachbar ist nur 1-Klick entfernt ..." - und ich habe schon 139 "Freunde" bei facebook ...) ist eher "virtuell" - und bildet sich irgendwo und irgendwie anders ab - aber es ist nicht die tatsächliche Wirklichkeit - nicht das eigentliche "Leben", eben nicht "real life" ... ist nicht "echtzeit" ... - 

Kneif Dich ab und zu mal, damit Du Dich wieder erdest: damit Du weißt, wo Du bist und was Du bist - und wer gerade tatsächlich in Deiner Nähe ist ... - und wer Dich im Moment tatsächlich belästigt und Dich einschränkt in deinem Sosein ...

Diese Welt des schnellen Glücks, dieser andauernde Ejaculatio praecox, lässt sich nur mit "Schäfchen-Zählen" aufhalten: alles Schritt für Schritt ... Demagogen und Populisten reden uns immer die Welt so einfach: versprechen uns die rasche Befriedigung - aber dabei werden wir süchtig - und gehen dabei drauf ... - also: Gegen Populismus hilft nur "Immer-langsam-voran" und allgemeine "Entschleunigung" - 

und chuat choan - wir schon wieder ...: S!

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