ZDF
"heute-show" erzürnt katholische Kirche
Thema: Die Päpstin - Kirche am Scheideweg
Ein Team der satirischen ZDF-"heute-Show" hat die Spitze der katholischen Kirche in Deutschland verärgert. Auslöser war ein Zusammentreffen der "heute-show"-Komikerin Carolin Kebekus, 32, mit dem Kölner Kardinal Joachim Meisner, 79, vorige Woche. Bei einer Pressekonferenz der deutschen Bischöfe in Trier hatte Kebekus den Würdenträger vor laufender Kamera nach Aufstiegschancen von Frauen in der Kirche gefragt - und mit einer Bewerbungsmappe in der Hand erklärt: Sie wolle Päpstin werden.
Meisners Antwort: "Da haben Sie nicht die Figur dazu." Noch vor Ort soll ein Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz darauf hingewirkt haben, dass die Szene nicht ausgestrahlt werde, heißt es im ZDF. Er habe sich zwischen Kamera und Kardinal gestellt.
Nach dem Vorfall soll die katholische Kirche sich bei der Senderspitze über die "heute-show" beschwert haben. In der von Oliver Welke moderierten Sendung am vergangenen Freitag wurde der Beitrag wie geplant gezeigt.
aus: DER SPIEGEL 9|2013 - S. 139
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Das Tarot-Spiel kennt seit dem Mittelalter die Trumpf-Karte II mit der Bezeichnung: "Die Päpstin" - LA PAPESSE - hier drückt sich der jahrhunderte alte Traum des gemeinen Kirchenvolkes aus, endlich mal eine Frau zur Päpstin zu haben ... - schon seit mindestens 360 Jahren kämpfen die "Laien" in der Katholischen Kirche um diesen Schritt zur "Emanzipation" ... - und machen seit dieser Zeit auch aus Enttäuschung ihre Witze und Jokes darüber - und erzählen sich dazu einschlägige Legenden ...
Was nun also als etwas plumpe ZDF-Satire daherkommt, hat einen durchaus ernstzunehmenden uralten historischen Hintergrund.
Oben ist eine dieser "Päpstinnen"-Trumpfkarte aus dem Marseille-Tarot zu sehen, einem Motiv des Meister-Kartenstechers Jean Noblet nachempfunden, einem wahren und bekannten Künstler zu seiner Zeit.
Das Tarot-Deck des Jean Noblet ist der früheste Tarot im so genannten Marseille-Stil und wurde in Paris ca. 1650 zum ersten Mal erstellt und veröffentlicht. Die einzige bekannte Kopie dieses 360 Jahre alten Karten-Decks befindet sich in der Bibliothèque Nationale, der Französischen Nationalbibliothek. Dieses Deck ist auch ungewöhnlich klein, mit Karten von nur 9,8 x 6,1 cm. Dieses Noblet-Tarot hat aber eine Reihe von gut erhaltenen Vorläufer-Decks bzw. Einzelkarten aus den Jahrhunderten, die in einigen Museen in ganz Europa ausliegen, besonders im Mittelmeer-Raum - und jedes dieser historischen Decks enthält die Trumpfkarte II: Die Päpstin - als festen Bestandteil ...
Die Darstellungen einer Päpstin im Tarot-Kartenspiel gehen insgesamt zurück auf eine damals äußerst bekannte Legende aus dem Mittelalter, die sogar bis zur Reformationszeit selbst vom Vatikan und seinen Würdenträgern geglaubt wurde ... :
Der historische Background: Päpstin Johanna - Legende oder Wahrheit ???
Bei Päpstin Johanna (auch Johannes Anglicus sowie Giovanni Femina, Jutta, Frau Jutte, Gilberta, Agnes oder Glancia genannt) handelt es sich um einen Legendenstoff, der von einer sich als Mann ausgebenden gelehrten Frau erzählt, die als Papst amtierte.
Die Legende um die Päpstin Johanna ist seit dem 13. Jahrhundert überliefert. Die ursprünglichen Formen der Sage berichteten von einer namenlosen Päpstin, die gegen Ende des 11. Jahrhunderts amtiert haben soll (Chronica universalis Mettensis des Jean de Mailly und Tractatus de diversis materiis predicabilibus des Stephan von Bourbon Mitte des 13. Jahrhunderts). Martin von Troppau verlegt diese Legende in seiner 1277 veröffentlichten Chronik in das 9. Jahrhundert und ergänzte die Schwangerschaft und Niederkunft der Päpstin während einer Prozession.
Dieser alte Stich zeigt: Niederkunft der 'Päpstin' Johanna während einer Prozession. Bild: bistummainz.de
Zwei Versionen Martins beschreiben entweder den Tod der Päpstin und ihres Kindes bei der Geburt oder ihre Verbannung in ein Kloster. Spätere Überlieferungen der Legende schmücken meist die erste Version weiter aus, und der Päpstin werden andere Namen gegeben. Martins Version der Legende bildet auch die Basis der Version in der Schedelschen Weltchronik, die ebenfalls weite Verbreitung fand.
Quellen der Legende, die vor das 13. Jahrhundert datiert werden, sind nicht bekannt. Wohl aber erwähnt sie Bartolomeo Platina 1479.
Erste ernsthafte Zweifel an der Historizität der Legende, die lange Zeit selbst von den Päpsten für echt gehalten wurde, finden sich schon bei dem reformierten Kirchengeschichtler David Blondel (1590–1655).
(aus: Wikipedia)