Die XXXI. Spiele sind zu Ende
Seelenloses Olympia
Ein Kommentar von Ex-Präses Alfred Buß
Seit Melbourne 1956 bin ich dabei, erst am Radio, bald am Fernseher, nicht selten ging's bis in die Nacht. Nun ist Olympia wieder ad acta gelegt ...
Großartig ist die olympische Idee: Rivalitäten austragen in sportlich-fairem Wettstreit, im Geiste von Völkerverständigung und Toleranz. Doch spätestens mit Rio wurde mir klar: Wer das noch so glaubt, der muss selber gedopt sein. Meine Begeisterung bekam einen deutlichen Knacks. Die olympischen Idee hat ihre Seele verloren.
Viele Illusionen sind ja schon lange geplatzt. Dabeisein ist längst nicht mehr alles. Die olympischen Sportler stehen unter erheblichem Druck. Nur wer erfolgreich ist, wird oben bleiben und großes Geld verdienen. Schon wer Vierter wird, erringt nur die "Holzmedaille".
Schon immer wird Olympia von der Politik vereinnahmt. Und auch Doping verzerrt die sportliche Fairness schon lange. Doch schienen das alles hereingetragene Probleme zu sein, die im Gegensatz standen zur olympischen Idee und ihrem Regelwerk.
Aber jetzt stinkt der Fisch vom Kopf her: Doping ist für das IOC - und seinen Präsidenten Bach - offenbar zur lässlichen Sünde geworden. Ausgeschlossen von Olympia aber wurde Julia Stepanowa, die offenlegte, wie Staatsdoping geht. Ausgeschlossen wegen angeblicher ethischer Defizite.
Der größte Verstoß gegen die olympische Idee ist jetzt wohl Zivilcourage. Die Botschaft an die Olympioniken ist klar: Klappe halten - oder ihr fliegt raus. Was hülfe es dem Menschen - so fragte Jesus, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? The show must go on.
Für Rio 2016 wurden Zigtausende aus ihren Hütten vertrieben. Favelas mussten weichen. Brasilien bezahlt die Party aus Steuergeldern, den Gewinn aber streicht nicht das brasilianische Volk - den streichen andere ein. Die olympische Idee hat ihre Seele preisgegeben. Sie wurde verkauft. Die Welt gewinnen - aber die Seele verlieren. Das ist der Knackpunkt.
Muhammad Ali bei Papst Johannes Paul II. |
1960 in Rom gewann ein 18-jähriger die Goldmedaille - als Boxer im Halbschwergewicht. An ihn will ich erinnern. Der weigerte sich, seine Seele preiszugeben. Wurde Boxweltmeister. Legte seinen Namen ab, der aus der Sklavenzeit kam. Wurde Muslim. Nannte sich Muhammad Ali. Verweigerte den Kriegsdienst in Vietnam. Verlor daraufhin die Box-Lizenz und alle Titel. Sollte gar ins Gefängnis. Und blieb doch unbeirrbar im Einsatz für Menschen- und Bürgerrechte.
Ex-Präses Buß |
Alfred Buß war von 2004 bis 2012 Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen mit Sitz in Bielefeld.
© 2016 Neue Westfälische
03 - Bielefeld Süd, Montag 22. August 2016
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schön - dass alfred buß - unser ex-präses - sich am ende dieser ge- und verkauften olympischen "spiele" an muhammad ali erinnert, als jemanden, der nie seine seele verkaufte ... -
und dafür einstand, was seine überzeugungen waren: kriegsdienstverweigerer zu sein, wenn man schwergewichts-boxweltmeister ist, das wäre auch bei jeder prüfungskommission in deutschland seinerzeit bei einer verhandlung zur kriegsdienstverweigerung schwierig gewesen in allen motivnuancen zu übersetzen und darzulegen ...
und den "sklavennamen" cassius clay sausen zu lassen, um als muslim muhammad ali weiterzuleben und weiter zu siegen, wäre ebenfalls heute in deutschland fast undenkbar ... - da hätte die sporthilfe und das sponsorentum bestimmt einwände geltend gemacht.
was war das jetzt für ein aufschrei, als der diskuswerfer christoph harting sich bei seiner gold-siegerehrung nicht ganz konservativ regelrecht verhielt - und bei der hymne versuchte, vor freude zu tanzen und die melodie mitzupfeifen ... - seine "aktion" war die pure freude, das irgendwie paradoxe nichtwissen, wohin mit dem ganzen adrenalin - und sein überschießendes ego: ich bin ich - und was juckt mich schwarz-rot-gold - eine rein egoistische und völlig unpolitische veranstaltung ...
aber so etwas ist gerade 2016 im angesicht von afd und pegida und flüchtlingsstreit wieder ein sakrileg - obwohl wir ja aus den 68er jahren ganz andere aktionen - allerdings politischer natur - gewohnt sind: als die beiden schwarzen "black-panther" 200-m-läufer aus den usa, tommie smith und john carlos, bei den olympischen spielen in mexico-stadt aus protest gegen die unterdrückung der schwarzen beim abspielen der us-hymne bei der siegerehrung die schwarze handschuh-faust in die luft reckten - und mit gesenktem kopf ihren unmut ausdrückten ...: da lohnt es sich, mal in wikipedia dazu reinzuschauen:
oder als fritz teufel im "hohen" gerichtssaal seine erheiternden aber trotzdem auch substanziellen verulkungen startete:
hymne mitsingen, hände an die hosennaht, auf die flagge starren während des hochziehens am siegermast, möglichst mit einer träne im knopfloch - und immer an die sporthilfe denken - und dankbar sein ... - unendlich dankbar ...
"in einem Land, in dem ein olympiasieger 20.000 € prämie bekommt und ein "dschungelkönig" 150.000 €, sollte sich niemand über fehlende medaillen wundern", schrieb das frühere schwimm-as deibler (26) bei facebook. der kurzbahn-weltrekordler über 100 m lagen hatte seine karriere vor knapp eineinhalb jahren beendet... - und am nächsten "dschungelcamp" nimmt jetzt sogar diese gina-lisa lohfink teil und streicht sich dieses sümmchen ein ... (aus rechtlichen gründen: details zu der "nein-heißt-nein"-gallionsfigur lohfink - welch ein "seriöses" aushängeschild für eine so wichtige bewegung - bitte nachgoogeln) ...
der präsident des deutschen olympischen sportbundes (dosb), alfons hörmann: "50 prozent mehr goldmedaillen - das ist nicht so schlecht." - aber: "wir haben in manchen bereichen probleme, das weltweit steigende niveau im spitzensport mitzugehen." in einigen fachverbänden habe das deutsche team die ziele "schlichtweg nicht ansatzweise erreicht"...
das ist nicht die rechnung eines wahren sportlers, sondern eher die eines zockers: mit wieviel einsatz heben wir was an prestige und ehre zurückbekommen ...
bei einer solchen milchmädchenrechnung hat natürlich wieder der christoph harting recht, wenn er das "nationale" an seiner medaille zu verhöhnen versucht - in seiner paradoxen augenblicks-gefühlssituation: so wie manche menschen bei der beerdigung eines nahen verwandten eben laut loslachen müssen - ohne zu wissen warum ...
hat nun der christoph harting mit viel blut, schweiß und wohl auch tränen seine goldmedaille gewonnen - oder hat deutschland eine medaille mehr in der endabrechnung des herrn präsidenten hörmann ... ???
noch ehrlicher wäre es, wenn der christoph nicht mehr mit der sporthilfe gesponsert würde, und auf eigene rechnung und eigenem trikot starten dürfte - ganz ohne dieses vermaledeite nationale gedöns und getue - denn grenzen und nationen sind von menschen erdacht und erstritten mit blut- und boden-kriegen ... - und bringen im sport dann "staats-doping" aus prestige-gründen und repräsentation-gier in extra-flügen und staatskarossen hervor ...
für mich hat der christoph harting mehr von seiner seele in olympia eingebracht - als viele brave "schauspielerInnen", die sich verschämt beim klang der hymne das tränchen aus dem äuglein wischten - meine mutter hätte gesagt: "ist doch nur sport" ...
mit einer sportlichen leistung hat ein staat oder eine nation mit seinen attributen genuin nichts zu tun ... - die seele kann nur das individuum in seinen sport mit einbringen - keine flagge flattert einer seele voran ... - und stahlhelme oder flaggen auf särgen sehen für mich so etwas von komisch - ja "übergriffig" - aus ... S!
und dafür einstand, was seine überzeugungen waren: kriegsdienstverweigerer zu sein, wenn man schwergewichts-boxweltmeister ist, das wäre auch bei jeder prüfungskommission in deutschland seinerzeit bei einer verhandlung zur kriegsdienstverweigerung schwierig gewesen in allen motivnuancen zu übersetzen und darzulegen ...
und den "sklavennamen" cassius clay sausen zu lassen, um als muslim muhammad ali weiterzuleben und weiter zu siegen, wäre ebenfalls heute in deutschland fast undenkbar ... - da hätte die sporthilfe und das sponsorentum bestimmt einwände geltend gemacht.
was war das jetzt für ein aufschrei, als der diskuswerfer christoph harting sich bei seiner gold-siegerehrung nicht ganz konservativ regelrecht verhielt - und bei der hymne versuchte, vor freude zu tanzen und die melodie mitzupfeifen ... - seine "aktion" war die pure freude, das irgendwie paradoxe nichtwissen, wohin mit dem ganzen adrenalin - und sein überschießendes ego: ich bin ich - und was juckt mich schwarz-rot-gold - eine rein egoistische und völlig unpolitische veranstaltung ...
vlnr: peter norman, tommie smith, john carlos - olympiasieger über 200m - 1968 mexico |
Am Morgen des 16. Oktobers 1968 stellte der Sprinter Tommie Smith (USA) mit 19,83 Sekunden einen neuen Weltrekord auf und gewann die olympische Goldmedaille in dieser Disziplin. Der Australier Peter Norman wurde Zweiter und John Carlos aus den USA Dritter. Bei der Siegerehrung wurde die US-amerikanische Nationalhymne für Smith abgespielt. Carlos und Smith senkten die Köpfe und erhoben jeweils eine Faust, die mit einem schwarzen Handschuh bekleidet war. Smith trug ein schwarzes Tuch um den Hals, um den Schwarzen Stolz („black pride“) zu symbolisieren, Carlos trug die Trainingsjacke offen, um seine Solidarität mit den „blue collar workers“, den Arbeitnehmern, zu symbolisieren. Außerdem trug er eine Kette, um an „diejenigen zu erinnern, die gelyncht oder anders ermordet wurden, diejenigen, für die nie gebetet, derer niemals gedacht wurde. Für die, die man auf dem Weg nach Amerika über Bord geworfen hatte“. Alle drei, Smith, Carlos und auch Norman trugen Anstecker des Olympic Project for Human Rights (OPHR). Norman war ein Gegner von Australiens rassistischer White Australia Policy, und wollte so seine Solidarität zeigen. Norman war es auch, der vorschlug, Smith und Carlos sollten für den Protest ihre schwarzen Handschuhe teilen, nachdem Carlos sein Paar vergessen hatte.ja - das ging schon eher an diese oben von buß beschriebene haltung muhammad alis heran, der zwar auch immer ein großmaul war - und der sich selbst am meisten feierte - aber dahinter stand immer eine große portion selbstmotivation und eine protesthaltung gegenüber dem damaligen "establishment", wo er selbst sich ja von ganz unten (er stammte aus ärmlichsten verhältnissen) nach ganz oben "geboxt" hatte - und vom ioc zum "sportler des 20. jahrhunderts" gewählt wurde ...
“If I win, I am American, not a black American. But if I did something bad, then they would say I am a Negro. We are black and we are proud of being black. Black America will understand what we did tonight.”
„Wenn ich siege, bin ich Amerikaner, kein schwarzer Amerikaner. Aber wenn ich etwas Schlechtes mache, sagen sie, ich sei ein Neger. Wir sind schwarz und wir sind stolz darauf. Das schwarze Amerika versteht, was wir heute gemacht haben“
– Tommie Smith
oder als fritz teufel im "hohen" gerichtssaal seine erheiternden aber trotzdem auch substanziellen verulkungen startete:
wieder aus wikipedia dazu: - Am 2. Juni 1967 wurde Teufel unter dem Vorwurf, einen Stein geworfen zu haben, während der Demonstration gegen den Schah Reza Pahlavi verhaftet und saß bis zum Verhandlungsbeginn im November in Untersuchungshaft. Während der Verhandlungen fiel Teufel vor allem durch – aus Sicht der Staatsanwaltschaft – respektloses Verhalten auf. Als er eine längere Stellungnahme abgeben wollte, wurde er vom Richter ermahnt, er möge nur Tatsachen vorbringen, die der Wahrheitsfindung dienten. Etwas später kam er dann der Aufforderung des Richters, sich zu erheben, mit der Bemerkung nach: „Wenn’s denn der Wahrheitsfindung dient.“ Dieser Satz wurde zu einem geflügelten Wort. Am 22. Dezember 1967 wurde Teufel freigesprochen.dagegen ist das herumwuseln des christoph harting bei siergerehrung und hymne und schwarz-rot-goldener flagge nur ein fliegenschiss - worüber sich aber auch schon alle welt mokiert ...
hymne mitsingen, hände an die hosennaht, auf die flagge starren während des hochziehens am siegermast, möglichst mit einer träne im knopfloch - und immer an die sporthilfe denken - und dankbar sein ... - unendlich dankbar ...
"in einem Land, in dem ein olympiasieger 20.000 € prämie bekommt und ein "dschungelkönig" 150.000 €, sollte sich niemand über fehlende medaillen wundern", schrieb das frühere schwimm-as deibler (26) bei facebook. der kurzbahn-weltrekordler über 100 m lagen hatte seine karriere vor knapp eineinhalb jahren beendet... - und am nächsten "dschungelcamp" nimmt jetzt sogar diese gina-lisa lohfink teil und streicht sich dieses sümmchen ein ... (aus rechtlichen gründen: details zu der "nein-heißt-nein"-gallionsfigur lohfink - welch ein "seriöses" aushängeschild für eine so wichtige bewegung - bitte nachgoogeln) ...
der präsident des deutschen olympischen sportbundes (dosb), alfons hörmann: "50 prozent mehr goldmedaillen - das ist nicht so schlecht." - aber: "wir haben in manchen bereichen probleme, das weltweit steigende niveau im spitzensport mitzugehen." in einigen fachverbänden habe das deutsche team die ziele "schlichtweg nicht ansatzweise erreicht"...
das ist nicht die rechnung eines wahren sportlers, sondern eher die eines zockers: mit wieviel einsatz heben wir was an prestige und ehre zurückbekommen ...
bei einer solchen milchmädchenrechnung hat natürlich wieder der christoph harting recht, wenn er das "nationale" an seiner medaille zu verhöhnen versucht - in seiner paradoxen augenblicks-gefühlssituation: so wie manche menschen bei der beerdigung eines nahen verwandten eben laut loslachen müssen - ohne zu wissen warum ...
hat nun der christoph harting mit viel blut, schweiß und wohl auch tränen seine goldmedaille gewonnen - oder hat deutschland eine medaille mehr in der endabrechnung des herrn präsidenten hörmann ... ???
noch ehrlicher wäre es, wenn der christoph nicht mehr mit der sporthilfe gesponsert würde, und auf eigene rechnung und eigenem trikot starten dürfte - ganz ohne dieses vermaledeite nationale gedöns und getue - denn grenzen und nationen sind von menschen erdacht und erstritten mit blut- und boden-kriegen ... - und bringen im sport dann "staats-doping" aus prestige-gründen und repräsentation-gier in extra-flügen und staatskarossen hervor ...
christoph harting pfeift auf die hymne ... - foto: getty images|express.de |
für mich hat der christoph harting mehr von seiner seele in olympia eingebracht - als viele brave "schauspielerInnen", die sich verschämt beim klang der hymne das tränchen aus dem äuglein wischten - meine mutter hätte gesagt: "ist doch nur sport" ...
mit einer sportlichen leistung hat ein staat oder eine nation mit seinen attributen genuin nichts zu tun ... - die seele kann nur das individuum in seinen sport mit einbringen - keine flagge flattert einer seele voran ... - und stahlhelme oder flaggen auf särgen sehen für mich so etwas von komisch - ja "übergriffig" - aus ... S!
und stahlhelme oder flaggen auf särgen sehen für mich so etwas von komisch - ja "übergriffig" aus |