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Die Heiligen Drei bis Zwölf Könige
Vielfältige Tradition: Die Weisen aus dem Morgenland sind ein vertrautes Bild an der Krippe oder als Sternsinger.
Die Bibel erzählt nur wenig dazu. Aber es gibt viele überraschende Geschichten über sie ...
Von Marlen Grote | NW
Christen feiern heute die Heiligen Drei Könige. Sternsinger sammeln als Caspar, Melchior und Balthasar Spenden. In der Bibel werden sie so aber nie erwähnt. Eine Bielefelderin hat die Legenden um die drei erforscht. Darin kommen auch schon mal zwölf Könige vor, und einer von ihnen könnte das Vorbild des Kasperles aus dem Puppenspiel sein.
Die Bielefelder Literaturwissenschaftlerin Lina Keppler schreibt ihre Doktorarbeit über die alten Erzählungen, in denen irgendwann tatsächlich von drei Königen die Rede ist. Sie ist in mittelalterlichen Texten auf Spurensuche gegangen. Die erste Quelle ist das Matthäus-Evangelium. "Dort stehen nur ein paar Zeilen und die sagen weder etwas über die Anzahl aus, noch werden die Besucher genau beschrieben", sagt Lina Keppler. Im ursprünglichen Text sei von "Magoi" die Rede: "Das kann man aber nicht als ,Magier? übersetzen, eher als ,Sternenkundige?". Weiter stehe dort, sie seien einem Stern gefolgt und hätten Gold, Myrrhe und Weihrauch überbracht. Das war es auch schon.
Den Christen reichte das nicht. "Diese Männer haben Christus gesehen und haben als unmittelbare Zeugen eine besondere Bedeutung", erklärt die Wissenschaftlerin. So geschieht das, was diese Figuren für sie interessant macht: Die Geschichte wurde über Jahrhunderte immer weiter ausgeschmückt.
Wie viele weise Männer dem Stern zur Krippe folgten, steht nicht in der Bibel. In den frühen Texten sind es auch mal nur zwei oder sogar zwölf, eine richtige Menschenansammlung an der Krippe. Bildliche Darstellungen zeigen hingegen drei Besucher. Lina Keppler vermutet, dass dies auf die drei Geschenke zurückgeht. Schließlich ist ab dem 5. Jahrhundert von drei Weisen die Rede. Namen haben sie da noch nicht. Ab dem 9. Jahrhundert heißen sie Caspar, Melchior und Balthasar. Woher die Namen kommen, ist unklar, zwischenzeitlich waren auch andere Namen im Spiel. Diese drei setzten sich aber durch.
Im 12. Jahrhundert wurden die angeblichen Gebeine der drei Weisen nach Köln überführt, sie liegen bis heute im Kölner Dom. In dieser Zeit wächst das Interesse an ihnen im deutschen Sprachraum. Im 14. Jahrhundert entsteht eine ausführliche Legende über sie, in Weihnachtsspielen werden sie dargestellt. Jetzt treten sie häufig als drei Männer in unterschiedlichem Alter auf: Ein Jugendlicher (meistens Caspar), ein Mann mittleren Alters und ein Greis. So stehen sie für die gesamte Menschheit. Ebenfalls im Mittelalter wurden aus den Weisen Könige. "Vielleicht ging es darum, ihnen das Fremde zu nehmen", vermutet Lina Keppler. Dazu kam eine Rivalität der Städte Aachen und Köln. In Aachen wurden damals fast alle deutschen Könige gekrönt. Die Gebeine der Heiligen Drei Könige lockten die Herrscher nach der Zeremonie nach Köln, wo sie sich vor dem Schrein mit den Gebeinen nieder warfen und so den prominenten Vorbildern folgten - dazu mussten diese ebenfalls Könige sein. Wie sie zu Heiligen wurden, hat die junge Literaturexpertin nicht herausgefunden: "Eine offizielle Heiligsprechung scheint es nie gegeben zu haben".
Im 15. und 16. Jahrhundert wurde Caspar schwarz. "Die Könige sollten nun die bekannten Erdteile darstellen", interpretiert Lina Keppler. Aber was hat das Kasperle damit zu tun? "Auf frühen Darstellungen tragen die Weisen rote Mützen, die sie als orientalische Sterndeuter ausweisen", erzählt Lina Keppler - ähnlich der Kasperle-Mütze. Dazu hielten in den Weihnachtsspielen humorvolle Elemente Einzug, die immer von dem Jüngsten ausgingen, von Caspar. Einer Theorie zufolge führte das zur Witzfigur des Kasperletheaters. "Das kann man nicht beweisen - widerlegen aber auch nicht", sagt die Wissenschaftlerin.
Andere Geschichten berichten von weiteren Figuren, die sich zur Krippe aufmachten. In Süddeutschland wurde von einem vierten König erzählt, der auf dem Weg so viel Armut sah, dass er mitleidig alle Geschenke weggab und verarmt starb, ohne die Krippe zu erreichen. In Italien ist die Hexe Befana bekannt, die ebenfalls dem Jesuskind einen Besuch abstatten wollte. Da der Stern nicht mehr zu sehen war, wusste sie nicht, wo sie das Kind finden konnte. Also beschenkte sie kurzerhand jedes Kind, dem sie begegnete. Sie bringt bis heute Kindern in Italien am 6. Januar Geschenke.
Mit den Erzählungen um die Heiligen Drei Könige könnte man Bücher füllen, stellt Lina Keppler fest. "Das Faszinierende ist, dass aus so wenig so viel geworden ist - die namenlosen Weisen haben ihre eigene Geschichte bekommen."
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Kulturerbe
Der Tag der Heiligen Drei Könige ist in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Bayern ein gesetzlicher Feiertag. Die Sternsinger sind aber in ganz Deutschland unterwegs und sammeln Spenden. Mehr als 300.000 Kinder nehmen an dieser Aktion des Kindermissionswerks jedes Jahr Teil. 2015 wurde das Sternsingen zum Unesco-Kulturerbe erklärt.
© 2017 Neue Westfälische
03 - Bielefeld Süd, Freitag 06. Januar 2017
als protestant hatte ich mit den "heiligen" drei königen nur wenig im sinn ... - allerdings faszinierten mich die geschichten und mutmaßungen um sie herum: die "weisen aus dem morgenland", die "magier aus dem morgenland" - die "astrologen" und "sternendeuter" und "wahrsager" - ich traf auch beim tarot-spiel auf sie - und es war für mich auch immer die begegnung von christlichem glauben mit der esoterik in diesen 3 gestalten ...
heutzutage ist es interessant, woher sie so zeitlos ins heilige land pilgerten - und welcher tatsächlichen "konfession" sie wohl heute angehören würden, um dann im palästinensischen bethlehem ihre gaben darzubringen ... die welt hat sich inzwischen verändert - ihr kommen wäre wohl heutzutage undenkbar ... - bzw. würden überwachungs-drohnen herrn assad und herrn netanjahu melden, dass sie im anmarsch wären ... S!