Inklusion ist Menschenrecht. Sie ist verwirklicht, wenn jeder Mensch in seiner Individualität von der Gesellschaft akzeptiert wird und die Möglichkeit hat, in vollem Umfang an ihr teilzuhaben oder teilzunehmen. Normal ist die Vielfalt, das Vorhandensein von Unterschieden.
Herford/Bielefeld
Strafverfahren wegen Volksverhetzung gegen Flugblattverteiler
Polizei in Herford bittet um Hinweise
Herford (nw). Jetzt ermittelt der Staatsschutz: Im Fall der aufgeklebten Flugblätter in Herford, die sich gegen einen geplante Lebenshilfe-Einrichtung richten, hat jetzt der Staatsschutz in Bielefeld die Ermittlungen übernommen. Der Vorwurf: Volksverhetzung.
Die Flugblätter in der Innenstadt an der Rennstraße, die in den vergangenen Tagen gegen den Bau einer dortigen sozialen Einrichtung aufrufen, sind nach Prüfung der strafrechtlichen Relevanz nach wie vor Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen.
Die Informationen der Polizei Herford wurden jetzt durch die Staatsschutzdienststelle in Bielefeld übernommen. Es wird in dortiger Zuständigkeit ein Strafverfahren wegen dem Verdacht nach § 130 des Strafgesetzbuches (StGB) der "Volksverhetzung" geführt.
Die Polizei bittet darüber hinaus, auch um Hinweise aus der Bevölkerung. Hinweise können an die Polizei in Bielefeld unter der Telefonnummer (05 21) 54 50 oder die Kriminalpolizei in Herford unter der Telefonnummer (0 52 21) 88 80 gegeben werden.
nw.news.de/herford
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"Wir müssen mutiger werden"
Behinderte Menschen äußern sich zu den Pamphleten an der Rennstraße / Staatsschutz ermittelt bereits
VON MEIKO HASELHORST | NW
Herford. "Das ist auch gut so", lautet Hans-Gerd Adolphys spontane Reaktion auf die Nachricht, dass der Staatsschutz die Ermittlungen gegen die Verfasser der behindertenfeindlichen Pamphlete aufgenommen hat. Die waren zu Wochenbeginn an Rennstraße und Umgebung aufgetaucht und richteten sich auf äußerst niedrigem Niveau gegen eine geplante Einrichtung der Lebenshilfe (die NW berichtete).
Im Kreis- und Behindertenbeirat hat der Fall genauso für Empörung gesorgt wie in breiten Teilen der Bevölkerung. Die Anwohner jener Straßen, die auf dem Flugblatt als Verfasser angegeben waren, distanzierten sich deutlich.
"Ich finde es traurig, dass mit solchen Schmierlappen die unschuldige Bevölkerung ins schlechte Licht gezogen wird", sagt Hans-Gerd Adolphy, Vorsitzender des Kreisbehindertenbeirates und selbst stark sehbehindert. "Wir sind dabei, eine inklusive Gesellschaft aufzubauen und müssen diesen Leuten klar machen, dass hier für sie kein Platz mehr ist."
Karin Buhre-Rödel, Vorsitzende des Stadtbehindertenbeirates und vor 30 Jahren an multipler Sklerose erkrankt, findet die Aktion "unglaublich feige". Sie habe den Vorfall so unmittelbar nach den friedlichen und toleranten Hansetagen "gar nicht so richtig realisieren" können.
Hans-Jürgen Krings, sachkundiger Bürger, erlitt 2006 ein Aorten-Aneurysma und ist seitdem an den Rollstuhl gefesselt. "Ich weiß, wie schnell das gehen kann", sagt der gebürtige Hamburger. "Von heute auf morgen behindert - das kann jedem passieren." Krings möchte alle Behinderten - immerhin knapp 15 Prozent der Herforder Bevölkerung - dazu aufrufen, noch mehr für ihre Rechte kämpfen. "Wir müssen selbstbewusster werden, sonst bieten wir gewissen Menschen immer wieder eine Angriffsfläche", sagt Adolphy.
Das gegen die Verfasser des Flugblattes jetzt ermittelt wird, ist unter anderem Menschen wie Kurt Draws zu verdanken. Der Anwohner der Renntorwallstraße brachte einen der Zettel zur Polizei und den Fall zur Anzeige. Draws plant außerdem eine Unterschriftenaktion als Zeichen der Solidarität mit Lebenshilfe und Behinderten.
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Lokales
Reaktionen auf Facebook und nw-news.de
Scu: Klare Aussage: Null Akzeptanz für solche Schmierereien! Ich finde es sehr gut, wenn die Räumlichkeiten durch die Lebenshilfe genutzt werden!
Ralf Pauliks: Ich wohne selber in einer der genannten Straßen. Wurde Zeit, dass der Artikel in der Zeitung erscheint.
TC Semih Bozkurt: Das gibt's doch nicht!!
Alexandra Gembruch: Ich weiß: es ist gemein, so etwas zu sagen ... aber genau solchen Leuten sollte mal ein Unfall passieren und sie müssten dann selber mal in einem Rollstuhl sitzen. Unmöglich.
Jan-Philipp Schnier: Beschämend.
Jan Kubis: Als Strafe sollte man denjenigen mal einen Monat zwingen, mit einem Rollstuhl zu leben. Traurig so was ...
Melanie Seckler: Schön zu sehen, dass die Verfasser dieser Flugblätter sich ein schickes Eigentor geschossen haben. Ohne ihre beschämenden Schmierereien hätte es wohl kaum so viel offenen Zuspruch und Solidarität der Einrichtung gegenüber gegeben. Somit bleibt unterm Strich, dass die Parolen einen positiven Effekt hatten.
Jonathan: Zuerst war ich ziemlich geschockt, dass es Menschen gibt, die so was initiieren ... nachdem ich aber jetzt die Kommentare gelesen habe, freue ich mich darüber, dass diese Leute wohl offensichtlich genau das Gegenteil von dem erreicht haben, was sie beabsichtigt hatten! (hazl)
© 2013 Neue Westfälische
09 - Herford, Samstag 22. Juni 2013
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sinedi's kommentar:
Herford/Bielefeld
Strafverfahren wegen Volksverhetzung gegen Flugblattverteiler
Polizei in Herford bittet um Hinweise
Herford (nw). Jetzt ermittelt der Staatsschutz: Im Fall der aufgeklebten Flugblätter in Herford, die sich gegen einen geplante Lebenshilfe-Einrichtung richten, hat jetzt der Staatsschutz in Bielefeld die Ermittlungen übernommen. Der Vorwurf: Volksverhetzung.
Ausgrenzungspamphlet |
Die Informationen der Polizei Herford wurden jetzt durch die Staatsschutzdienststelle in Bielefeld übernommen. Es wird in dortiger Zuständigkeit ein Strafverfahren wegen dem Verdacht nach § 130 des Strafgesetzbuches (StGB) der "Volksverhetzung" geführt.
Die Polizei bittet darüber hinaus, auch um Hinweise aus der Bevölkerung. Hinweise können an die Polizei in Bielefeld unter der Telefonnummer (05 21) 54 50 oder die Kriminalpolizei in Herford unter der Telefonnummer (0 52 21) 88 80 gegeben werden.
nw.news.de/herford
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Normal ist die Vielfalt, das Vorhandensein von Unterschieden. |
"Wir müssen mutiger werden"
Behinderte Menschen äußern sich zu den Pamphleten an der Rennstraße / Staatsschutz ermittelt bereits
VON MEIKO HASELHORST | NW
Herford. "Das ist auch gut so", lautet Hans-Gerd Adolphys spontane Reaktion auf die Nachricht, dass der Staatsschutz die Ermittlungen gegen die Verfasser der behindertenfeindlichen Pamphlete aufgenommen hat. Die waren zu Wochenbeginn an Rennstraße und Umgebung aufgetaucht und richteten sich auf äußerst niedrigem Niveau gegen eine geplante Einrichtung der Lebenshilfe (die NW berichtete).
Im Kreis- und Behindertenbeirat hat der Fall genauso für Empörung gesorgt wie in breiten Teilen der Bevölkerung. Die Anwohner jener Straßen, die auf dem Flugblatt als Verfasser angegeben waren, distanzierten sich deutlich.
"Ich finde es traurig, dass mit solchen Schmierlappen die unschuldige Bevölkerung ins schlechte Licht gezogen wird", sagt Hans-Gerd Adolphy, Vorsitzender des Kreisbehindertenbeirates und selbst stark sehbehindert. "Wir sind dabei, eine inklusive Gesellschaft aufzubauen und müssen diesen Leuten klar machen, dass hier für sie kein Platz mehr ist."
Karin Buhre-Rödel, Vorsitzende des Stadtbehindertenbeirates und vor 30 Jahren an multipler Sklerose erkrankt, findet die Aktion "unglaublich feige". Sie habe den Vorfall so unmittelbar nach den friedlichen und toleranten Hansetagen "gar nicht so richtig realisieren" können.
Hans-Jürgen Krings, sachkundiger Bürger, erlitt 2006 ein Aorten-Aneurysma und ist seitdem an den Rollstuhl gefesselt. "Ich weiß, wie schnell das gehen kann", sagt der gebürtige Hamburger. "Von heute auf morgen behindert - das kann jedem passieren." Krings möchte alle Behinderten - immerhin knapp 15 Prozent der Herforder Bevölkerung - dazu aufrufen, noch mehr für ihre Rechte kämpfen. "Wir müssen selbstbewusster werden, sonst bieten wir gewissen Menschen immer wieder eine Angriffsfläche", sagt Adolphy.
Das gegen die Verfasser des Flugblattes jetzt ermittelt wird, ist unter anderem Menschen wie Kurt Draws zu verdanken. Der Anwohner der Renntorwallstraße brachte einen der Zettel zur Polizei und den Fall zur Anzeige. Draws plant außerdem eine Unterschriftenaktion als Zeichen der Solidarität mit Lebenshilfe und Behinderten.
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Lokales
Reaktionen auf Facebook und nw-news.de
Scu: Klare Aussage: Null Akzeptanz für solche Schmierereien! Ich finde es sehr gut, wenn die Räumlichkeiten durch die Lebenshilfe genutzt werden!
Ralf Pauliks: Ich wohne selber in einer der genannten Straßen. Wurde Zeit, dass der Artikel in der Zeitung erscheint.
TC Semih Bozkurt: Das gibt's doch nicht!!
Alexandra Gembruch: Ich weiß: es ist gemein, so etwas zu sagen ... aber genau solchen Leuten sollte mal ein Unfall passieren und sie müssten dann selber mal in einem Rollstuhl sitzen. Unmöglich.
Jan-Philipp Schnier: Beschämend.
Jan Kubis: Als Strafe sollte man denjenigen mal einen Monat zwingen, mit einem Rollstuhl zu leben. Traurig so was ...
Melanie Seckler: Schön zu sehen, dass die Verfasser dieser Flugblätter sich ein schickes Eigentor geschossen haben. Ohne ihre beschämenden Schmierereien hätte es wohl kaum so viel offenen Zuspruch und Solidarität der Einrichtung gegenüber gegeben. Somit bleibt unterm Strich, dass die Parolen einen positiven Effekt hatten.
Jonathan: Zuerst war ich ziemlich geschockt, dass es Menschen gibt, die so was initiieren ... nachdem ich aber jetzt die Kommentare gelesen habe, freue ich mich darüber, dass diese Leute wohl offensichtlich genau das Gegenteil von dem erreicht haben, was sie beabsichtigt hatten! (hazl)
© 2013 Neue Westfälische
09 - Herford, Samstag 22. Juni 2013
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sinedi's kommentar:
die meldung von den gehässigen ausgrenzungs-pamphleten, die unbekannte in einer straße in herford/westfalen angepappt haben, um dort stimmung gegen die wohnansiedlung von Menschen zu machen, die von der lebenshilfe betreut werden - und mein kommentar dazu zum stand der "inklusion" in diesem bereich (s. in diesem blog unter: http://nunchic.blogspot.de/2013/06/inklusion-ausgrenzungspamphlete-in.html) ist auf eine sehr hohe resonanz gestoßen: weit über 350 mal in 24 stunden wurde dieser post am freitag angeclickt und abgerufen - heute am samstag noch einmal über 160 mal - und zwar von lesern in ganz deutschland ...
es ist gut, dass nun der staatsschutz sich der urheber dieser ausgrenzungs-pamphlete annimmt. hoffentlich führt eine solche fahndung auch zum erfolg und zur anklage ... denn hier wurde eindeutig eine grenze überschritten - und es ist gut, dass es zu solchen spontanen reaktionen vernünftiger menschen auf facebook und per leserbriefe kommt - und eine solche teilnahme hier im netz auf diesem blog auslöst ...