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Komischer Kauz

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Zurück in der Natur

Aktion: Zwei Waldkäuze sind nach Monaten der Aufzucht in menschlicher Obhut wieder im Wald unterwegs. In Herford-Elverdissen werden sie nun die Population auffrischen

Von Matthias Bungeroth | NW


Mit großen Augen schaut der Waldkauz vom Ast einer Tanne herab, als wenn er sagen will: "Hier gehöre ich hin." Kurz zuvor hatte er sich noch mit einem anderen, auch erst wenige Monate alten Jungvogel in die Ecke eines Pappkartons gekuschelt und darauf gewartet, wieder in die Freiheit entlassen zu werden.

S!|art: waldkauz


"Das war schon spannend", beschreibt Bianca Eickmann den Moment, als sie gemeinsam mit Annemarie Menke aus dem Herforder Stadtteil Elverdissen den beiden Greifvögeln per Hand auf den Sprung in die Freiheit hilft. "Die Tiere waren erst etwas ängstlich, wollten gar nicht rauskommen", erzählt Eickmann, die als Tierärztin in einer Praxis arbeitet.

Doch dann eroberten sich die Jungeulen doch ihren natürlichen Lebensraum zurück. "Eine saß auf einem Ast und guckte uns die ganze Zeit an", berichtet Eickmann. "Die andere ist gleich halb durch den Wald geflogen." Dann entzog sie sich den menschlichen Blicken. Doch warum waren die Käuze überhaupt in menschliche Obhut gekommen?

»Die beiden Eulen hätten die Nacht nicht überstanden«

Beide Greifvögel waren vor gut drei Monaten am Rande eines gerade von Hundehaltern viel benutzten Wanderweges in einem dramatischen Zustand aufgefunden worden. "Sie hätten die Nacht nicht überstanden", erinnert sich Eickmann. Die verletzten Vögel seien wohl zu früh aus ihrem Nest gesprungen.

In der Tierarztpraxis Holtmann, wo auch Eickmann arbeitet, wurden die Käuze liebevoll aufgepäppelt. "Joel Holtmann hat sich rührend um die beiden gekümmert", erzählt die Tierärztin. Die Pflege des 20-jährigen Tierarztsohnes zeigte Wirkung. Der Zustand der beiden Eulen stabilisierte sich zusehends.

Peter Franzeck, Eulenexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) im Kreisverband Herford, riet dazu, die Käuze in die Auffangstation des Tierparks Olderdissen in Bielefeld zu geben. "Dort sollten die, nach mehreren Wochen als Ästlinge bezeichneten Vögel, weiter heranwachsen, bis sie selbstständig Mäuse schlagen können", erläutert Franzeck.

Denn nach der Auswilderung müssen die beiden jungen Nachtgreife nun alleine klarkommen, wie der Experte unterstreicht. Das Trainingsprogramm hat offenbar die gewünschte Wirkung entfaltet. "Anfangs waren es kleine, graue Flauschbälle mit trüben Augen", erinnert sich Eickmann. Nun sind aus diesen fragilen Vögeln "große, stolze Waldkäuze" geworden.

Jetzt sind die beiden dabei, sich ihr Revier in Elverdissen zu erschließen und werden dort die Population auffrischen, wie Franzeck sagt. Das ist auch gut so, denn aus diesem Raum erhielt der BUND-Experte Anfang des Jahres keinen Hinweis von Bürgern auf lebende Käuze, anders als aus vielen anderen Regionen des Kreises Herford. Anlass hierfür waren die Berichte darüber, dass der Waldkauz zum Vogel des Jahres gewählt worden war. Franzeck bedankt sich auf diesem Wege für die engagierten Rückmeldungen im Interesse dieses Greifvogels.

In Elverdissen hofft man nun, dass die beiden ausgewilderten Jungkäuze für neuen Nachwuchs sorgen. Eickmann: "Ich bin gespannt, wann ich sie mal wiedersehe."

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Info: 
Der Waldkauz ist die in Ostwestfalen-Lippe am häufigsten vertretene Eulenart, sagt Experte Peter Franzeck aus Herford. 
Er ist vom Naturschutzbund NABU zum Vogel des Jahres 2017 gewählt worden.  
Damit will der NABU darauf hinweisen, dass diese Greifvogelart immer weniger Bruthöhlen findet oder auch das Nahrungsangebot in manchen Regionen nicht mehr ausreicht. 
Franzeck appelliert deshalb, hohle Bäume nicht zu fällen, da diese als Nistplätze dienen. (bth)

© 2017 Neue Westfälische, Samstag 02. September 2017

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