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s!NEdi|photo|graphic: mauer-latrine bei einer abendveranstaltung | immer an der wand lang ... |
Von V. REICHARDT, S. RATHENOW und J. BRÖMSE
Berlin – Haben diese Politiker denn einen Sprung in der (Klo)-Schüssel?
Im Berliner Stadtteil Friedrichshain-Kreuzberg soll es in öffentlichen Gebäuden künftig zusätzlich sogenannte „Unisex“-Toiletten geben, entschied das Bezirksparlament. Die bizarre Begründung: „Existieren nur nach Männern und Frauen getrennte Toiletten, so benachteiligt dies Menschen, die sich entweder keinem dieser beiden Geschlechter zuordnen können oder wollen oder aber einem Geschlecht, das sichtbar nicht ihrem biologischen Geschlecht entspricht.“
Klartext: Es sollen WCs für Transsexuelle geschaffen werden oder alle anderen, die sich ihres Geschlechts nicht so sicher sind...
Eingebracht hatte den Antrag die Piratenpartei. Unterstützt und schließlich verabschiedet wurde das Vorhaben auch von SPD, Grünen und Linkspartei.Die Folge: In Bibliotheken, Bürgerämtern, im Rathaus und sogar in Schulen des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg sollen nun Toiletten für „sexuell Unentschlossene“ geschaffen werden.
Bis 1. Juni ist eine Probephase in „stark frequentierten Gebäuden“ geplant. Zum Start sollen Rathaus und Gesundheitsamt mit „Unisex-Toiletten“ ausgestattet werden. Dafür sollen bestehende Toiletten durch neue Schilder zur „Unisex-Toilette“ umgewidmet werden. Der Berliner Bezirksbürgermeister und Bestseller-Autor („Neukölln ist überall“) Heinz Buschkowsky: „Wir haben andere Probleme, aber es ist schön, dass es ein Bezirksparlament gibt, das sich den wirklich drängenden Problemen widmet ...“
Hintergrund der Initiative sind Forderungen nach weiterer Angleichung der Geschlechterrollen - Fachbegriff: „Gender Mainstream“ *).
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Berlin – Die Unisex-Toiletten – Deutschland diskutiert! Wer nutzt diese Toiletten wirklich? Wo gibt sie schon überall? Und haben sie überhaupt eine Chance, sich in der Gesellschaft zu etablieren?
In der Begründung aus Berlin heißt es: Solche Klos hätten eine große Bedeutung für den Alltag von Intersexuellen und Transsexuellen! Doch dieser Beschluss sorgt nun für ordentlich Zündstoff.
Fakt ist: Die Idee der Unisex-Klos ist nicht neu! Sie begleiten uns vor allem auf Reisen in unserem Alltag: Ob im Flugzeug, der Bahn oder im Reisebus – ohne Unisex-Toilette wäre so manch Reisender aufgesch(m)issen!
Die Vergangenheit hat aber gezeigt: Große Diskussionen um die Unisex-Toilette hat es schon immer gegeben! Und nicht überall konnten sich die Toiletten für Männer UND Frauen durchsetzen.
► Humboldt-Universität in Berlin: Bereits 2009 wollten vier Philosophiestudierende (drei Frauen, ein Mann) die Unisex-Toiletten in ihrer Universität einführen. Studentin Lena Rohrbach sagte damals gegenüber „Die Zeit“: „Unisex-Toiletten wären ein großer Schritt für die Gleichstellung von Frauen und Männern.“ Doch das Vorhaben scheiterte! In der offiziellen Begründung der Humboldt-Universität hieß es, dass die geplante Modellphase abgelehnt werde. Grund: „Die fehlende Akzeptanz der betroffenen Beschäftigten, die mehr Erschwernisse als Vorteile sehen.“
► Das „P1“ in München: Seit dem Umbau im Jahr 2010 hat die noble Diskothek immerhin einen gemeinsamen Toilettenvorraum, berichtete „Die Süddeutsche“ im Jahr 2011. Das eigentliche „Geschäft“ müssten Männer und Frauen aber getrennt voneinander verrichten – die Männer stehend an Pissoirs in Baumstamm-Design, die Frauen sitzend auf der Klobrille! Doch die Damen kämen in den Genuss eines „Specials“: An den Toilettenwänden befänden sich kleine Schlitze zum Öffnen, um die Kommunikation mit der Nachbarin zu erleichtern.
► Das „Berghain“ in Berlin: Der Techno-Tempel in Friedrichshain war einer der ersten Orte, an dem Unisex-Toiletten eingeführt wurden. Denn die Besuchern gingen eh auf irgendein Klo – egal, wer da noch neben einem stand oder saß!
In der Partyszene scheinen die gemeinsamen Toiletten weniger ein Problem zu sein – bei Alkohol sinkt ja bekanntlich die Hemmschwelle! Doch im Berufsalltag sieht das anders aus.
Auf der Internetseite „urbia.de“ gab es zum Beispiel bereits 2011 eine heiße Diskussion, wie Unisex-Klos in der Firma, in der man arbeitet, ankommen.
★ Nutzerin „Liz.Lemon“ schreibt: „Ich finde es überhaupt nicht super, wenn ich auf dem Klo sitze und mein Chef, der Aufsichtsrat, der süße Typ aus der Marketingabteilung oder sonst ein Kerl im gleichen Raum vor der Kabine steht und meinen Pipi-Geräuschen lauscht, oder dem verräterisch klappernden Mülleimerdeckel, wenn ich einen Tampon wegwerfe.“ Sie fährt fort: „Gott bewahre, wenn nicht nur Pipi angesagt ist, sondern – naja, ihr wisst schon. Womöglich noch Gerüche entstehen oder andere peinliche Geräusche!“
★ „Windsbraut69“ antwortet: „Aber macht es da wirklich einen Unterschied für Dich, ob man durch diese ätzenden 'halben Wände' von Männlein oder Weiblein nebenan getrennt ist? Wir haben gemauerte 'Kabinen', die sind vollkommen getrennt und das ist ganz angenehm.“ Also nur eine Frage der Bauart der Toilette? „Mir ist es aber völlig egal, ob ich beim Händewaschen neben einer sich schminkenden Frau oder einem sich schminkenden Mann stehe.“
★ „thea21“ schreibt: „Furchtbar! Ich selbst finde es schon megapeinlich und lache mich schlapp, sitze ich zeitgleich mit einer Frau im gleichen Toilettenraum, nur getrennt durch eine Kabinenwand.“
★ „pupsismum“ schreibt: „Solange kein Pissoir da ist, wäre mir das egal. Ich hätte nur wenig Lust, irgendeinem Kollegen oder gar Vorgesetzten dabei zuzusehen, wie er versucht Pissoirfußball zu spielen und dann lustig gackernd auf der Rüttelplatte steht. Och nee, das müsste nicht sein. Aber sonst ist mir das wurscht.“
*)„Gender Mainstreaming“, wörtlich „Geschlechter-Vereinfachung“, beruht auf dem Gedanken, dass Geschlechter-Unterschiede mehr auf kulturellen als auf biologischen Tatsachen beruhen.
Ziel ist, die in der Gesellschaft verbreiteten kulturellen Unterschiede zwischen Mann und Frau zu beseitigen. 1999 beschloss die rot-grüne Bundesregierung, durch „Gender Mainstreaming“ die Gleichstellung von Frauen und Männern zu fördern. Neben der klassischen Gleichberechtigung berücksichtigt eine auf „Gender Mainstreaming“ ausgerichtete Politik auch Menschen, die sich weder als Mann noch als Frau begreifen.
http://www.bild.de/politik/inland/toilette/politiker-beschliessen-uni-sex-toilette-29339710.bild.html
http://www.bild.de/news/inland/news-inland/streit-um-unisex-toiletten-dabei-gibt-es-sie-schon-29346322.bild.html
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sinedi's kommentar:
"BROT & SPIELE" - das ist für solche politischen "Ergüsse" immer mein Schlagwort: wir werden nur abgelenkt von tiefgründigeren Problemen bzw. vom politischen Unvermögen einzelner Gruppierungen und "Persönlichkeiten", wo wir dann tatsächlich über den Tisch gezogen werden sollen mit solchem unsinnigen Pseudo-Gedöns ... Und gerade die Piratenpartei hat sicherlich keine anderen Sorgen zur Zeit, als solcherart Verordnungen zu beantragen - das nenne ich einmal sowas von "volkstümlicher Politik"... - aber leider etwas am normalen Wählervolk vorbei - denn die Klientel, die da zufriedengestellt werden soll - geht ja seit Jahrzehnten zum Wählen in eine Unisex-Wahlkabine - wenn sie denn zum Wählen überhaupt geht - und diese "Emanzipation" gab es ja schon ein paar Leben schon vor den "Piraten" ...
Und während "draußen im Lande" mühsam versucht wird, einen seriösen "Inklusions"-Begriff ideell aber auch vor allen Dingen auch inhaltlich zu etablieren und für die Allgemeinheit akzeptabel zu gestalten - wird hier mit solchen Spaßanträgen mit "pseudoernstem Hintergrund" eben ein seriöser Inklusions-Begriff ad absurdum geführt und lächerlich gemacht - quasi "von hinten" aufgezäumt: Gleiches Recht für alle - besonders auch auf der Toilette - wenn denn sogar schon behinderte oder sonstwie benachteiligte Menschen die gleichen Annehmlichkeiten, Bildungschancen und Vorteile genießen sollen wie die so genannten "normalen" Menschen ...
Die Toilette ist da also für tatsächlich echte "Clowns" quasi der primäre "Ort", der da unbedingt geschlechtermäßig von der Politik neu zu organisieren ist, wo doch z.B. rollstuhlgeeignte barrierefreie "Stille Orte" noch fast überall rar gesät sind - und eigentlich wäre ja die Forderung zu erweitern: festgemauerte rollstuhlgerechte barrierefreie Unisex-Toiletten (also nicht im Keller oder eine Treppe hoch) mit Bidet und allem Pipa-"Po" - für Alle ... Und weil man eben diese Unisex-Toiletten im neuen Flughafen BER bisher nicht eingeplant hatte - verzögert sich nun das ganze Projekt auf Jahre ...
Und dabei wäre das ja alles in dieser "Hinsicht" ganz einfach: Schafft diese elenden Aschenbecher-Pissoirs ab - international und national - und richtet überall "normale" Sitztoiletten oder auch die französischen Hocktoiletten ein - geeignet für alle Geschlechter und deren Randgruppen - mit einer gesetzlichen Verordnung - dass sich so genannte "Männer"auch zu setzen bzw. zu hocken haben bei all ihren "Geschäften" - und schon wäre alles "gebongt" ...