Kunst-Krimi um "Salvator Mundi"
Abb. nach leonardo & spiegel|daily (wenn es nicht - wie auf dieser replik - "grinsen" würde)
"Das Bild ist tot"
Entpuppt sich das teuerste Gemälde der Welt als Fake? Die Indizien.
Das Gemälde "Salvator Mundi" (Erlöser der Welt) ist das teuerste Bild aller Zeiten: Vergangene Woche erwarb es ein Unbekannter bei einer Versteigerung des Auktionshauses Christie's - für umgerechnet rund 450 Millionen Dollar.
Doch jetzt ist unter Experten eine Debatte über die Echtheit des Gemäldes entbrannt. Insgesamt drei Indizien sprechen dafür, dass Leonardo da Vinci nicht wie vermutet der alleinige Urheber des Bildes ist.
Das Alter
Schon in der Datierung des Werkes sehen Kritiker ein Problem. "Das Bild ist tot", schreibt der New Yorker Kunstkritiker Jerry Saltz. Es sei derart häufig restauriert worden, dass es "gleichzeitig jung und alt" aussehe. Denn ungezählte Restaurateure hätten es stellenweise immer wieder übermalt. Andere Experten bezeichnen das Bild deshalb als "Wrack".
Der ursprüngliche Zustand des Gemäldes wäre wohl zu rekonstruieren - wenn mehr über seine Geschichte bekannt wäre. Und darin sehen die Zweifler schon das zweite große Problem.
Die Herkunft
Zwar wurde die Existenz des Meisterwerks nie grundsätzlich infrage gestellt, doch es galt jahrhundertelang als verschollen. Einige Provenienzforscher vermuten, dass Leonardo "Salvator Mundi" wohl vor 1503 gemalt haben könnte, also etwa zur gleichen Zeit wie seine "Mona Lisa". Nach dem Tod des Universalgenies gelangte das Werk zunächst in die Sammlung des englischen Königshauses, ehe es 1763 versteigert wurde. Dann verliert sich seine Spur - für 237 Jahre.
Erst 1900 tauchte das vermeintliche Da-Vinci-Werk wieder auf. Ein englischer Kunstsammler erwarb es für seine Sammlung. Allerdings gingen die Experten damals davon aus, dass das Bild nicht vom Meister selbst stammt. Stattdessen wurde es seinem Schüler Bernadino Luni zugeschrieben.
Das hatte Auswirkungen - nicht zuletzt auf den Preis. Als das Gemälde 1958 erstmals versteigert wurde, lag der Erlös nicht bei 450 Millionen Dollar, sondern bei lausigen 45 britischen Pfund, rund 60 Dollar also. Jahrzehntelang verblieb das Bild daraufhin in Privatbesitz, ehe ein Konsortium US-amerikanischer Kunstsammler es erwarb, umfassend restaurieren und untersuchen ließ.
Die große Stunde des "Erlösers der Welt" kam 2011. Nach sechsjähriger Recherche erklärten Experten das Gemälde für echt: Die Urheberschaft liege zweifelsfrei bei Leonardo höchstpersönlich. Eine Weltsensation. Schließlich war es die erste Wiederentdeckung eines Da-Vinci-Bildes seit 1909. So sagte man. Und bald darauf kaufte ein russischer Milliardär "Salvator Mundi" für 127 Millionen US-Dollar. Ein Schnäppchen, bedenkt man den nun aktuellen Marktwert.
Die Technik
Derweil wollen die zweifelnden Stimmen nicht verstummen. Der deutsche Kunsthistoriker Frank Zöllner etwa weist darauf hin, dass "Salvator Mundi" wohl später gemalt wurde als von seinen Kollegen angenommen. Die bei dem Bild angewandte Maltechnik weise eher auf die um 1520 aktiven Schüler da Vincis hin. Zöllner geht daher davon aus, dass es sich bei dem Bild um eine Werkstattarbeit handelt. Der große Meister sei bei der Fertigstellung des Bildes unterstützt worden. Darüber hinaus ist bekannt, dass Leonardo selbst von vielen seiner Bilder mehrere Kopien anfertigen ließ.
Auffallend ist auch, dass alle anderen Porträts von der Hand des Meisters die Menschen in komplexen Posen zeigen. Der "Salvator" hingegen ist fast primitiv frontal von vorn gezeichnet. Völlig untypisch für den Künstler.
Aber ob es sich bei dem teuersten Gemälde der Welt um ein authentisches Da-Vinci-Bild handelt oder nicht, lässt sich noch nicht mit letzter Sicherheit klären. Dem anonymen Käufer kann das egal sein - so lange das Gegenteil nicht zweifelsfrei bewiesen wird.
Abb. nach leonardo & spiegel|daily (wenn es nicht - wie auf dieser replik - "grinsen" würde)
"Das Bild ist tot"
Entpuppt sich das teuerste Gemälde der Welt als Fake? Die Indizien.
Das Gemälde "Salvator Mundi" (Erlöser der Welt) ist das teuerste Bild aller Zeiten: Vergangene Woche erwarb es ein Unbekannter bei einer Versteigerung des Auktionshauses Christie's - für umgerechnet rund 450 Millionen Dollar.
Doch jetzt ist unter Experten eine Debatte über die Echtheit des Gemäldes entbrannt. Insgesamt drei Indizien sprechen dafür, dass Leonardo da Vinci nicht wie vermutet der alleinige Urheber des Bildes ist.
Das Alter
Schon in der Datierung des Werkes sehen Kritiker ein Problem. "Das Bild ist tot", schreibt der New Yorker Kunstkritiker Jerry Saltz. Es sei derart häufig restauriert worden, dass es "gleichzeitig jung und alt" aussehe. Denn ungezählte Restaurateure hätten es stellenweise immer wieder übermalt. Andere Experten bezeichnen das Bild deshalb als "Wrack".
Der ursprüngliche Zustand des Gemäldes wäre wohl zu rekonstruieren - wenn mehr über seine Geschichte bekannt wäre. Und darin sehen die Zweifler schon das zweite große Problem.
Die Herkunft
Zwar wurde die Existenz des Meisterwerks nie grundsätzlich infrage gestellt, doch es galt jahrhundertelang als verschollen. Einige Provenienzforscher vermuten, dass Leonardo "Salvator Mundi" wohl vor 1503 gemalt haben könnte, also etwa zur gleichen Zeit wie seine "Mona Lisa". Nach dem Tod des Universalgenies gelangte das Werk zunächst in die Sammlung des englischen Königshauses, ehe es 1763 versteigert wurde. Dann verliert sich seine Spur - für 237 Jahre.
Erst 1900 tauchte das vermeintliche Da-Vinci-Werk wieder auf. Ein englischer Kunstsammler erwarb es für seine Sammlung. Allerdings gingen die Experten damals davon aus, dass das Bild nicht vom Meister selbst stammt. Stattdessen wurde es seinem Schüler Bernadino Luni zugeschrieben.
Das hatte Auswirkungen - nicht zuletzt auf den Preis. Als das Gemälde 1958 erstmals versteigert wurde, lag der Erlös nicht bei 450 Millionen Dollar, sondern bei lausigen 45 britischen Pfund, rund 60 Dollar also. Jahrzehntelang verblieb das Bild daraufhin in Privatbesitz, ehe ein Konsortium US-amerikanischer Kunstsammler es erwarb, umfassend restaurieren und untersuchen ließ.
Die große Stunde des "Erlösers der Welt" kam 2011. Nach sechsjähriger Recherche erklärten Experten das Gemälde für echt: Die Urheberschaft liege zweifelsfrei bei Leonardo höchstpersönlich. Eine Weltsensation. Schließlich war es die erste Wiederentdeckung eines Da-Vinci-Bildes seit 1909. So sagte man. Und bald darauf kaufte ein russischer Milliardär "Salvator Mundi" für 127 Millionen US-Dollar. Ein Schnäppchen, bedenkt man den nun aktuellen Marktwert.
Die Technik
Derweil wollen die zweifelnden Stimmen nicht verstummen. Der deutsche Kunsthistoriker Frank Zöllner etwa weist darauf hin, dass "Salvator Mundi" wohl später gemalt wurde als von seinen Kollegen angenommen. Die bei dem Bild angewandte Maltechnik weise eher auf die um 1520 aktiven Schüler da Vincis hin. Zöllner geht daher davon aus, dass es sich bei dem Bild um eine Werkstattarbeit handelt. Der große Meister sei bei der Fertigstellung des Bildes unterstützt worden. Darüber hinaus ist bekannt, dass Leonardo selbst von vielen seiner Bilder mehrere Kopien anfertigen ließ.
Auffallend ist auch, dass alle anderen Porträts von der Hand des Meisters die Menschen in komplexen Posen zeigen. Der "Salvator" hingegen ist fast primitiv frontal von vorn gezeichnet. Völlig untypisch für den Künstler.
Aber ob es sich bei dem teuersten Gemälde der Welt um ein authentisches Da-Vinci-Bild handelt oder nicht, lässt sich noch nicht mit letzter Sicherheit klären. Dem anonymen Käufer kann das egal sein - so lange das Gegenteil nicht zweifelsfrei bewiesen wird.