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(m)ein wort zum sonntag -78: Die PORSCHE-ARENA und der Milliardärssohn: Zeugen echter Christlichkeit bei ProChrist 2013 in Stuttgart ....

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...dies "wort" schon etwas früher - aber immerhin bis zum 08.03. gibt es ja noch "ProChrist" in Stuttgart ...: s. ERF 1-TV immer um 19.30 Uhr, Wiederholung 12 Uhr am nächsten Tag, und um 18 Uhr in  BibelTV: schauen Sie und verwundern Sie sich ...

ProChrist: ... das Glück finden ...



Ausgerechnet in der PORSCHE-ARENA zu Stuttgart findet in diesen Tagen PRO|CHRIST 2013 statt ...: 6000 Menschen vor Ort und über 1 Million Menschen in den örtlichen Gemeinden draußen in ganz Europa, wohin das Hallengeschehen per TV-Satellit übertragen wird - derartige Massen will man erreichen - ja und - wenn es denn sein soll - auch "bekehren" - zu Gott - im Hauruck-Verfahren: "Kommen Sie [natürlich "freiwillig" und "symbolhaft"] nach vorne" ....

Und das versucht man mit allen Mitteln: Mit einer Atmosphäre wie bei einem Schlagerfestival, mit Riesen-Themenbanner und Tamtam - mit einem gewaltigen-PRO-CHRIST Gospel-Chor, mit bunten Schals um den Hals - bei dem die Akteure scheinbar dazu angehalten werden, das Gesungene gleichzeitig mit einer hektischen Gebärdensprache zu unterlegen/zu übersetzen - alles sehr wuselig - aber man findet das wahrscheinlich "ausdrucksstark" - und man versucht es mit den üblichen Moralappellen, dem Gruppendruck und der Sozialkontrolle ... - eben so echt "freiwillig" ... - alles Dinge, die Jesus immer vermieden hat (Stilles Kämmerlein, Beten allein auf dem Berg, Flucht vor dem Mob ans andere Ufer des Sees, die begleitenden Jünger sind beim Gebet eingeschlafen ...).

Tja - und da am ersten Abend der Matador Pfarrer Ulrich Parzany wegen einer Kreislaufschwäche ausfällt, dachte ich schon, dass Thomas Gottschalk im tomatenroten Anzug und frisch ondoliertem Blonschopf einspringen würde - so vom Ambiente hätte das gut gepasst - aber da holte man dann rasch den "Ersatzmann" von der Bank, den nach außen bieder wirkenden württembergischen evangelischen Pfarrer Steffen Kern, Mitglied der Landessynode und Vorsitzender des württembergischen Gemeinschaftsverbandes "Die Apis", der aber mit genau der gleichen eingeübten geradezu aufdringlich übergriffigen Parzany-Dringlichkeit im Stile dieser unsäglichen US-Fernsehpfarrer aufforderte: "Kommen Sie nachher nach vorn - und bekennen Sie sich zum Herrn - probieren Sie ein paar Schritte mit Jesus mitzugehen ...". Es sind große Schuhe für den End-Dreißiger, aber der meistert seine plötzliche Aufgabe. Frei spricht er zur Menge und in die Kamera. Seine Routine als kirchlicher Verkündiger im baden-württembergischen Privatradio nutzt ihm in dieser Situation wahrscheinlich sehr.
Ja - Routine - Großveranstaltung - Gruppendruck - grelles Scheinwerferlicht - wuselnd und fetzig beschalte und elektronisch beschallte Sänger mit Schnippefingern im Takt - das sind die "Aufmacher", die "Anmacher", die unmissverständlichen Reize, die da gesetzt werden: Kommt zu Jesus - da ist das "Glück" zu finden ... Ja - da versteigt man sich dahin, in der Porsche-Arena zu Stuttgart - ausgerechnet dort - sei der lebendige Gott jetzt - im Augenblick - das Kreuz sei dort "vorne" - man müsse nur bereit sein, hinzugehen ... - und per Gebet ein "einfaches" Treueversprechen abgeben, dass mich sehr stark an die Aufnahmeformeln in Geschwisterschaften - Schwesternschaften, Bruderschaften - erinnerte ....

Allerdings erinnert diese Atmosphäre mich - ich kann mir nicht helfen - auch an eine frühere Zeit ganz anderer Natur, die ich aus Wochenschauen und dem Geschichtsunterricht kenne - an das Berliner Sportpalast-Ambiente vor rund 70-80 Jahren - als man mit ähnlichen Massenveranstaltungen und ähnlichen leicht zu durchschauenden "Zutaten" versuchte, Menschen - "Volksgenossen" - "hinüberzulocken" ins das einzig wahre eigene Lager: wo das "Glück" zu finden war: kommt "nach vorne" ...


... und hier der "Höhepunkt" des Abends: Nach deutlichen Nötigungen und Aufforderungen kommen einige "nach vorn"  - natürlich "freiwillig" und nur "symbolhaft" - um ein Treueversprechen zu Gott nachzubeten ...  - Video-Still aus der ERF-TV-Übertragung



Ja - und wie ist man nur allen Ernstes und offenen Auges auf den Veranstaltungsort "PORSCHE-ARENA" gekommen - wo sich "Jesus, der lebendige Gott direkt befindet":  - Porsche-Arena anstatt Golgatha - Porsche-Arena anstatt des Friedhofes, mit dem hinweggerollten Stein vor dem Grab -Porsche-Arena statt einem freien Hügel im freien Gelände für eine Bergpredigt - spätestens da hätten doch einem seriösen bodenständigen Christen Zweifel aufkommen und alle inneren Glocken läuten müssen: das kann nicht der richtige Ort für unsere Anliegen sein ...

Der christliche Glauben weiß sich in erster Linie "motiviert zur barmherzigen und solidarischen Zuwendung zu den Armen, Schwachen und Benachteiligten. Das Erbarmen macht damit ernst, daß jeder menschlichen Person, auch den Schwachen und den mit Schuld Beladenen, eine unveräußerliche Würde zukommt. Dieser Schatz geschichtlicher Erinnerung hilft, den neuen Herausforderungen gerecht zu werden" - heißt es in einer ökumenischen Denkschrift: Ja - und dann sucht man sich für solch ein Unterfangen allen Ernstes die PORSCHE-ARENA aus, ein wahres Sinnbild kapitalistischer Größe und Abgehobenheit: zum Innehalten, zum Gebet, zum Zwiegespräch mit Gott ...: und man betet und ist gewiss, dass man selbst in dieser Arena "einen Türspalt weit in Gottes Welt schauen darf" ... -  ja - geht's denn noch ... -

Ja - und Jesus - der hätte sicherlich einen großen Bogen um diese PORSCHE-ARENA gemacht - und der hätte allenfalls noch all die Büchertische und die Verkaufsshops in der Halle, auf die immer wieder per Laufbanner-Aufschrift hingewiesen wird, umgestoßen - und gerufen: "In der Schrift steht: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht."

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Fundstück: So kann man auch eine "moderne" m.E.  "gottnähere" authentischere Bergpredigt  und Evangelisation gestalten: BERGpredigt Pfingstmontag 2010 am Alberfeldkogel - ohne Elektronik - ohne Dschingderassabumm - und mit echten Anstieg und Anliegen ..."als ermutigendes und solidarisches Zeichen für eine jesuanisch geprägte Kirche". Es wurde dort ein sehr eindringlicher offener Brief  von Ernst Aigner, Freistadt, Österreich, an den damaligen Papst vorgetragen, der die Herabsetzung der Frauen und die neurotisierende Sexualmoral in der katholischen kritisierte. "Gottlob ist Jesus auferstanden, sonst würde er wohl pausenlos im Grab rotieren, wenn er mitkriegt, was sich da alles auf ihn beruft! Okay, überall gibt es schrullige Sonderlinge, aber müssen in der Kirche genau jene Karriere machen, die Schwule für krank und Naturkatastrophen für eine Strafe Gottes halten?"  Quelle: kaineder.at  








Ja - Jesus ging hinauf auf einen einfachen Hügel mitten in der Landschaft, um seine "Bergpredigt" zu halten - am hellichten Tag mit der Sonne als Scheinwerfer - und ohne diese penetrante Aufforderung: "Kommt nach vorne" - sondern mit einer zurückhaltenden feinen Art und Geste: "Gesegnet seid ihr, wenn ...." - keine Überredungskünste, sondern nüchterne Feststellungen - die eine eigene Entscheidung im Inneren zulässt - kein Überredungskünstler sondern ein Lehrer:


Dort setzte er sich und lehrte die Menschen. Er zeigte ihnen, woran man erkennt, dass jemand sich unter die Herrschaft Gottes begeben hat:

„Ihr seid gesegnet, wenn ihr wisst, dass ihr wie Bettler vor Gott steht. Es ist das
sicherste Zeichen, dass ihr unter seiner Herrschaft lebt.

Ihr seid gesegnet, wenn ihr in Leid und Traurigkeit daran festhaltet, dass Gott selbst
einmal alle eure Tränen trocknen wird.

Ihr seid gesegnet, wenn ihr nicht versucht, lautstark und verbissen zu eurem Recht
zu kommen. Gott wird euch mehr geben, als ihr jemals erstreiten könntet.

Ihr seid gesegnet, wenn ihr in euch einen großen Hunger nach Gott wachhaltet.
Diese Sehnsucht geht nie ins Leere, denn Gott selbst will nichts mehr, als sie zu
stillen.

Ihr seid gesegnet, wenn ihr im Umgang mit euch selbst und anderen Erbarmen
kennt. Gott möchte euch mit seinem Erbarmen überhäufen.

Ihr seid gesegnet, wenn ihr im Herzen aufrichtig und klar seid. Nur so könnt ihr Gott in allem entdecken.

Ihr seid gesegnet, wenn ihr den Menschen zeigt, wie man ohne Kampf und
Streitigkeiten miteinander leben kann. Sie werden sehr schnell merken, zu welcher
Familie ihr gehört.

Ihr seid gesegnet, wenn eure Hingabe an Gott euch Nachteile und sogar Verfolgung
einbringt. Näher könnt ihr Gott nicht kommen.

Und nicht nur das. Haltet euch jedes Mal für gesegnet, wenn euch Leute
niedermachen oder benachteiligen, wenn sie Lügen über euch verbreiten, tim mich
in Misskredit zu bringen. Ihr werdet - so unwahr scheinlich das jetzt noch für euch
klingen mag - in solchen Situationen eine ganz tiefe Freude empfinden, ja regelrecht
fröhlich sein. Und das ist erst der Anfang der Belohnung. Gott wird den Himmel weit
für euch öffnen. Und denkt daran, dass ihr in bester Gesellschaft seid. Meine
Propheten und Zeugen sind zu allen Jahrhunderten drangsaliert worden.

Ihr seid in dieser Welt so etwas wie Salz, durch das die Menschen wieder
Geschmack an Gott finden sollen. Wenn ihr aber eure 'Salzigkeit' verliert, wie soll
dann jemand noch Geschmack am Leben mit Gott finden? Dann seid ihr zu nichts
mehr nütze und werdet im Abfall landen.

Oder anders ausgedrückt: Ihr seid hier, um Licht zu sein, um die Farben Gottes in
dieser Welt hervorzubringen. Was Gott in eurem Leben getan hat, sollte von allen
Menschen so erkannt werden können, wie man schon von Ferne eine Stadt
wahrnimmt, die auf einem Hügel liegt. Eine Lampe stellt man mit Sicherheit nicht
unter einen Eimer, sondern an einen Platz, von dem alle im Raum das meiste
haben. Mit euch ist es nicht anders. Habt kein Problem damit, andere in euer Leben
hineinschauen zu lassen. Nur so können sie an eurem Verhalten etwas von Gott
entdecken, das sie begeistert."

Soweit ein Ausschnitt aus der Bergpredigt bei Matthäus 5 aus dem neu übertragenen Neuen Testament "willKOMMen daHEIM" von Fred Ritzhaupt.

Ich meine, ob in dieser dunklen und mit Elektronik vollgeladenen PORSCHE-ARENA, durch die ab und zu mal grell-bunte Spot-Lichtstrahlen gleiten, ganz nach einem bestimmten Ablaufschema und auf eine ganz besondere Zielgruppe ausgerichtet - ob der dort anwesende Christ noch dieses in der Bergpredigt gemeinte "Licht der Welt" ist ...? - oder sonnen sich in einem solchen Licht längst nur noch ein paar "PRO CHRIST"-SuperStars ... - ist der Christ dann, wenn er am Ende der jeweiligen Tagesveranstaltung von PRO CHRIST vielleicht mit "nach vorne" kommt, um mit dem Referenten gemeinsam zu beten - alle gleich - alle auf einmal - ist er dann tatsächlich schon "gesegnet", ist das die "Hingabe an Gott", die ggf. "Nachteile und sogar Verfolgung" einbringen kann ...

Gewiss, eine Lampe stellt man auch nicht "unter einen Eimer, sondern an einen Platz, von dem alle im Raum das meiste haben" (es müsste sich dabei aber auch tatsächlich um eine "Leuchte" handeln ...) ... - aber kann ich in solch einer Massenveranstaltung unter 6000 Menschen und über Satellit unter weiteren über 1 Million Menschen "andere in mein Leben hineinschauen lassen" ... - will ich das ? - ich meine, was ist dann noch die Kritik an dem Sozial-Netzwerk "facebook" wert ??? - denn dafür eignet sich doch sicherlich besser ein vertrautes Gespräch "von Mensch zu Mensch" unter vier Augen - und nicht nur das vorgeführte "routiniert" "gekonnte" Bekenntnis eines - ausgerechnet - Milliardärssohn am ersten Abend - der sich wohlgemerkt lediglich als studierter Sozialarbeiter in einem Jugendheim für Straffällige verdingt hat [merke: der "Milliardärssohn" wirbt in der "PORSCHE"-ARENA mit seinen für einen Sozialarbeiter relativ normalen Job bei Benachteiligten - für PRO CHRIST ... - deutlicher daneben geht es wohl nicht mit solchen "zelebrierten" Glaubensvorführungen - und mit den gleichzeitig unübersehbaren Spendenaufrufen]. 

Und dieser Milliardärssohn - übrigens ein Spross aus dem Hause des Pharma-Mischkonzerns Merckle (s. Hintergründe dazu im Internet) - sollte dann wohl so "etwas wie [das] Salz" sein, "durch das die Menschen wieder Geschmack an Gott finden sollen" ... (ich habe fast mein gesamtes Arbeitsleben von 50 Jahren für Menschen mit Behinderungen ebenfalls als sozialpädagogische Fachkraft gearbeitet - bin aber eben kein "Milliardärssohn" - sondern Sohn eines schlichten Straßenbahnschaffners ...).

In dieser überdimensionierten PORSCHE-ARENA und mit diesen überdimensionierten "Zeugen" wird auch immer wieder gebetet bzw. zum Gebet aufgefordert. Beten in Massen - im Gebet sein gemeinsam mit 6000 Menschen ... - beten laut "Drehbuch" und Regieanweisung - beten im Scheinwerfer-Licht:  ist das etwa "intime" "Zwiesprache" halten mit Gott ...???

Hierzu gibt Jesus im Neuen Testament, Matthäus 6, eine recht deutliche "Anleitung" zum Gebet:

"Eurem Vater im Himmel entgeht nichts von alledem, was ihr tut. Das gilt auch für die Art und Weise, wie ihr eure Beziehung zu Gott nach außen hin darstellt. Macht daraus keine fromme Selbstdarstellung. Manche Leute meinen, andere Menschen dadurch beeindrucken zu können, dass sie ihre Frömmigkeitsrituale in aller Öffentlichkeit praktizieren. Sie nehmen oft einige Mühen auf sich, nur weil es ihnen schmeichelt, dass die Leute sie achten. Eines aber ist sicher: Ihre Gebete werden den nicht erreichen, an den sie eigentlich gerichtet sind.

Hier ist das, was ich von euch erwarte: Sucht euch einen ruhigen, abgeschiedenen Ort, sodass ihr nicht in die Gefahr geratet, vor Gott irgendeine Rolle zu spielen. Seid lediglich vor ihm da, so einfach und ehrlich, wie es euch möglich ist. Eure Aufmerksamkeit wird sich von euch weg zu Gott hinbewegen und ihr werdet mehr und mehr seine Gnade erfahren.

Das bedeutet auch, dass ihr nicht versuchen solltet, Gott durch viele wortreiche Gebete zu beeinflussen. Das versuchen immer wieder Menschen, die von Gebet keine Ahnung haben. Ihr wisst, dass ihr mit eurem Vater im Himmel redet, und der weiß besser als ihr selbst, was ihr braucht. Mit einem Gott, der euch liebt, könnt ihr sehr einfach sprechen. Etwa so:

Unser Vater im Himmel
offenbare uns immer mehr, wer du bist.
Errichte deine Herrschaft in unserer Welt;
denn wo du herrschst, da ist der Himmel.
Versorge uns mit allem,
was wir Tag für Tag zum Leben brauchen.
Vergib uns, wo wir schuldig wurden,
so wie auch wir anderen vergeben haben.
Hilf uns, wenn wir durch Versuchungen hindurchmüssen,
und sei bei uns im Kampf gegen das Böse. Amen.

(ebenfalls aus: Übertragung des NT "willKOMMen daHEIM" von Fred Ritzhaupt)



Das Motto des Kirchentags 2013 in Hamburg: was brauchen wir wirklich ... - und was können wir verantworten vor Gott und den Menschen und all der übrigen Natur ...




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