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HOLOCAUST ALS PETITESSE
Die Grenze des Zumutbaren
Von Thomas Schmid | DIE WELT
Wer Deutschland nur wertschätzen kann, indem er die NS-Barbarei zur Petitesse erklärt, liebt dieses Deutschland nicht. Er hat seinen moralischen Kompass verloren – und darf sich nicht wundern, wenn sich die Justiz seiner annimmt.
Wer in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf deutschen Gleisen einen Güterzug vorbeifahren sah, dem konnte sich die Frage aufdrängen, ob in diesen Waggons womöglich 20 Jahre zuvor Juden in ein Vernichtungslager verschleppt wurden. Zahlreiche Mörder, unzählige kleine und größere Täter lebten unerkannt und unbehelligt unter uns.
Im Holocaust hatte der Vernichtungswahn der Nationalsozialisten gegipfelt. Er wurde mit monströser industrieller Präzision ins Werk gesetzt. Nie zuvor hatte ein Regime versucht, ein ganzes Volk auszulöschen. Nie zuvor war ein auf Auslöschung zielender Rassismus erklärtermaßen zur Regierungspolitik geworden.
Es hat lange gedauert, bis die bundesdeutsche Öffentlichkeit begann, sich darüber allmählich Rechenschaft abzulegen. Zwar gehörte das entschiedene Nein zu jedwedem Totalitarismus zum offiziellen Gründungskonsens der Bundesrepublik. Es wurden aber noch lange viele Augen zugedrückt. Dass dieses Land ein ungeheures Menschheitsverbrechen begangen hatte: Der Schock dieser Erfahrung dämmerte erst sehr viel später. Und er hielt sich.
Es gehört zu den besten Seiten der bundesdeutschen Geschichte, dass es viele Kräfte gab und gibt, die das Gedenken an den Tiefpunkt deutscher Geschichte wachhalten. Das Holocaust-Mahnmal in Berlin ist ein steinernes Zeugnis für diesen schlichten Willen, nicht zu vergessen. Wer die NS-Zeit zur Kleinigkeit erklärt, will an diesem Tabu rütteln.
Die deutsche Geschichte vor 1933 lief nicht zwangsläufig auf Auschwitz zu. Deutschland blickt auf eine reiche, aber auch sehr zerrissene Geschichte zurück. Die Deutschen waren sich die meiste Zeit ihrer selbst nicht sicher. Den Staat, der zu ihnen und ihrer buntscheckigen föderalen Verfassung gepasst hätte, fanden sie lange nicht.
Der Bruch, der die Deutschen rettete
Die deutsche Geschichte war die längste Zeit über keine Nationalgeschichte. Und als sie schließlich im 19. Jahrhundert zur Nationalgeschichte geriet, hatten die Deutschen noch längst keine angemessene Staatsform gefunden. Sie blieben rastlos. Und bald wurde es furchtbar. Mit der Bundesrepublik musste Deutschland neu begründet werden.
Dieser Bruch, nicht Kontinuität hat uns gerettet. Wer Deutschland nur wertschätzen kann, indem er die NS-Barbarei zu einer Petitesse erklärt, liebt dieses Deutschland nicht. Er hat seinen moralischen Kompass verloren oder weggeworfen, hat allen Anstand fahren gelassen. Er darf sich nicht wundern, wenn sich die Justiz seiner annimmt. Es gibt Grenzen des Zumutbaren. Seine Mitstreiter täten gut daran, sich Rechenschaft darüber abzulegen, wen sie da zu ihrem Leithammel erkoren haben.
🔳 Thomas Schmid, geboren: 6. Oktober 1945 in Leipzig, ist ein deutscher Journalist und war Herausgeber der Tageszeitung Die Welt. In den 1960er Jahren gehörte er zur Westdeutschen Studentenbewegung, in den 1970er Jahren zur Sponti-Szene, in den 1980er Jahren zu den Politikern der Grünen. Wikipedia______________________________________
ach - und vorsicht jetzt bei allen versuchen des "zurückruderns" in teilen der afd - denn:
in einer zweiten erklärung am montag ruderte gauland bereits weiter zurück - und gab mal die rolle des reuigen sünders:
Seine „tiefste Verachtung für den Nationalsozialismus“ habe er „mit einem Sprachbild zum Ausdruck gebracht, das für Missverständnisse sowie Missdeutung gesorgt“ habe. Zwar betonte Gauland abermals, für ihn sei „‚Vogelschiss‘ der letzte Dreck, ein animalischer Auswurf“.
Doch nun fügte der AfD-Spitzenmann hinzu: „Ich muss aber zur Kenntnis nehmen, dass viele in dem Begriff eine unangemessene Bagatellisierung gesehen haben. Nichts lag mir ferner, als einen solchen Eindruck entstehen zu lassen, was sich aus dem übrigen Teil der Rede auch zweifelsfrei ergibt. Die entstandene Wirkung bedaure ich. Niemals war es meine Absicht, die Opfer dieses verbrecherischen Systems zu bagatellisieren oder gar zu verhöhnen.“
Es ist das erste Mal, dass der Übervater der AfD klein beizugeben hat. Bisher war dies in der Regel umgekehrt. Einknicken mussten jene in der Partei, die es eigentlich nicht hinnehmen wollten, wie sehr Gauland einer rechten Radikalisierung der AfD Vorschub leistete – sei es durch öffentliche Reden („ ... stolz sein auf die Leistung deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“) oder seine Ablehnung des Parteiausschlussverfahrens gegen den Rechtsaußen Björn Höcke („Denkmal der Schande“).
Dieses Mal kam es anders. Denn im Unterschied zur pauschalen Diskreditierung von Migranten oder „des“ Islams wird in weiten Kreisen der AfD eine Bagatellisierung des Nationalsozialismus denn doch als zu viel des Schlechten angesehen.
Auszug aus: DIE WELT
ich jedenfalls traue all diesen schlickenfängern nicht über den weg: und wenn jetzt sogar die alte mehrmals gewendete broder-fraktion in der "welt" anfängt davon zu reden: "eklat-um-gauland:-was-dieses-mal-anders-ist" - dann ist für mich höchste aufmerksamkeit geboten: denn das ganze kann auch ein raffinierter schachzug sein, mit einem "verabscheuungswürdigen crescendo" - mit einem paukenschlag, der vermeintlich nun auch teile der afd selbst aufschreckt - sich in die "bürgerliche mitte" vorzurobben und festzusetzen ... - denn bei ähnlichen eklatanten äußerungen früher von dem gleichen gauland oder von höcke und von storch und weidel blieben solche distanzierungen in teilen der fraktion ja noch aus - und da passen ja auch die gemeinsamen wenn auch unterschiedliche anträge auf einen untersuchungsausschuss von fdp und afd zum "bamf-skandal" wie die faust aufs auge ... - und lindner und gauland regieren bereits munter vor sich hin - und alle anderen "parteien" dort wägen ab und sind empört - wenigstens empört erstmal ...
das erinnert an den bösen kreidefressenden wolf im schafspelz: "liebe geißlein - macht mir auf, euer liebes mütterchen ist heimgekommen und hat jedem von euch etwas aus dem walde mitgebracht..." - will heißen: liebes volk - ihr könnt uns ruhig wählen - wir sind ab sofort auch nicht mehr so erschrecklich rechts-radikal - und wir streuen jetzt jedem von euch mal unseren "seriösen" sand in die augen ...
und mit vereinten kräften will man sich als "intellektuelle rechts-konservative" nun von den "einfachen" radikal-rechten mit kalkül distanzieren, um wählbar zu werden bzw. zu bleiben - und um den stimmenanteil der spd jetzt kurzfristig zu überflügeln: attacke, denn die nahles schwächelt ...
und das passt ja auch zu den äußerungen des neuen us-amerikanischen botschafters in deutschland: in einem interview, das er der ultrarechten website "breitbart" gab, erklärt dieser neue mr. grenell, sich in politische angelegenheiten €uropas einmischen zu wollen - aus ganz €uropa hätten ihn vertreter der konservativen kontaktiert um ihm zu sagen, dass sie derzeit aufwind verspürten, sagte grenell. "ich möchte andere konservative in €uropa, andere anführer, definitiv stärken."
aufgepasst also: nachtijall ick hör dir trapsen - da steckt strategie dahinter - eine "konzertierte aktion" - eine versteckt operierende populistische stimmungs-offensive - wie im theater-drama: einer gibt den schurken - damit die anderen dann auf ein zeichen hin kreide fressen können ... - und wir sehen es ja jeden tag an donald trump oder dem herrn kurz in österreich und dem herrn orban in ungarn und den damen und herren z.b. in polen: - solch typen haben damit echt "erfolg" ... - vielleicht sind diese rechten aber auch gemessen an der gesamtgeschichte tatsächlich auch nur nichts wie ein "vogelschiss" ... - "ein animalischer auswurf" (originalton: gauland) S!
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