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Merkel Koalition: Mutti ganz freundlich ...

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Zuerst ist Mutti ganz freundlich zu dem Hasen, guter Hase, na komm her, kleiner Hase, komm zu mir, und dann, zack: Ein Schlag ins Genick, der Hase ist tot. Es ist eine harte, gefährliche Mutter, die dieser Roberto da am Lagerfeuer schildert.



Alle, die jetzt in Koalitionsverhandlungen mit Angela Merkel eintreten wollen, sollten sich diese großartige Szene aus Jim Jarmuschs Film "Down by Law" mit Roberto Benigni sehr genau ansehen, denn hier ist ihr Schicksal vorgezeichnet: Wer sich mit der übergroßen Frau Bundeskanzlerin einlässt, in dem steckt bald kein Leben mehr. Die SPD hat das lernen müssen bei den Wahlen nach der letzten Großen Koalition, wo sie auf eine historisch niedrige Wählerzustimmung gestutzt wurde. Die FDP hat es bitter am vergangenen Sonntag erfahren: Neben Angela Merkel ist kein Platz in der deutschen Politik.


S!NEDi|foto|bearbeitung: Mutti grillt den Hasen ...


Der Hase über dem Lagerfeuer

Da liegt folgender Gedanke doch sehr nahe: Will man als SPD- oder Grünen-Abgeordneter nicht als Hase über dem Lagerfeuer enden, darf man Angela Merkel nicht zur Kanzlerin wählen. Soll sie sich doch im dritten Wahlgang von CDU und CSU mit der einfachen Mehrheit im Amt bestätigen lassen und fortan mit wechselnden Mehrheiten regieren. Merkel müsste sich für jedes Gesetz neue Zustimmung suchen. Es gäbe keine alternativlosen Entscheidungen mehr, die ex cathedra von der Regierungsbank aus dem Volk hingeworfen werden: so und nicht anders? Doch, vielleicht auch anders. Man müsste sehr ausführlich darüber debattieren. Eine Minderheitsregierung Merkels könnte dem Parlament grandiose Redeschlachten und überraschende Allianzen bescheren.

Und wenn sich diese Regierung nicht halten könnte? Würde dann der Euro scheitern, die Europäische Union zerbrechen, mithin das Abendland untergehen? Aber nicht doch. Es gäbe Neuwahlen, das ist alles, und die wären keine Katastrophe: Mit einer neuen FDP, die als tatsächlich liberale Partei aus den rauchenden Trümmern steigt, die ihre letzten Verweser hinterlassen haben. Mit Grünen, die sich bis dahin möglicherweise entschieden haben, was sie sein wollen: progressive Kraft oder wertkonservative Naturfreunde. Mit einer SPD, die sich auf ihre Rolle als Vetreterin der Arbeiter und Angestellten besinnt.

So abwegig ist das gar nicht: Aus Merkels Sicht könnte dieses Szenario durchaus Sinn ergeben. Denn bei Neuwahlen würde die Union wieder haushoch gewinnen, wahrscheinlich noch höher als am vergangenen Sonntag. Dann gäbe es klare Verhältnisse. Und viele Deutsche hätten, was sie sich wünschen, weil sie fühlen wie Roberto Benigni als Bob in "Down by Law": "Eine sehr seltsame Mutter. Aber ich liebe meine Mutter."

Quelle: aus Kommentar "Neue Bundesregierung: Down by Merkel" | von Stefan Kuzmany | SPIEGEL-ONLINE



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