S!NEDi|photo|graphy: "Der Denker" | Rodin-Plastik vor der Kunsthalle Bielefeld | aus der Serie: Zen² im Quadrat ... |
„Indem wir so alles nur irgend Zweifelhafte zurückweisen und für falsch gelten lassen, können wir leicht annehmen, dass es keinen Gott, keinen Himmel, keinen Körper gibt; dass wir selbst weder Hände noch Füße, überhaupt keinen Körper haben; aber wir können nicht annehmen, dass wir, die wir solches denken, nichts sind; denn es ist ein Widerspruch, dass das, was denkt, in dem Zeitpunkt, wo es denkt, nicht bestehe. Deshalb ist die Erkenntnis: »Ich denke, also bin ich,« (lat.: ego cogito, ergo sum) von allen die erste und gewisseste, welche bei einem ordnungsmäßigen Philosophieren hervortritt.“
René Descartes: "Die Prinzipien der Philosophie", Elzevier Verlag Amsterdam 1644, Kap. 1. Über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis, Absatz 7
„Cogito ergo sum“
Der französische Philosoph und Mathematiker René Descartes (1596 – 1650) gilt als Begründer der neuzeitlichen Philosophie. Im Mittelpunkt seines Versuchs die exakten Methoden der Mathematik auf die Philosophie zu übertragen, stand der Zweifel.
Sinneseindrücke könnten täuschen. Auch auf das Denken sei nicht immer Verlass – ebenso wenig wie auf die Überlegungen früherer Denker. Als kleinsten gemeinsamen Nenner ließ er lediglich die Tatsache gelten, dass er zweifle – damit rückschließen könne, dass er denke und existiere. Mit seinem berühmtem Ausspruch „Cogito ergo sum“ wurde er zu einem der wichtigsten Wegbereiter der Aufklärungsphilosophie.
Descartes lebte im Verborgenen, sein Aufenthaltsort war teilweise nicht bekannt. Als er sein Werk in Bruchteilen und unter einem Pseudonym veröffentlichte, waren seine Gedanken derart brisant, dass sie ihm eine Anklage wegen Atheismus und Gotteslästerung einbrachten.
Descartes Werk
Descartes wollte die Welt auf rein naturwissenschaftliche Weise erklären. Trotzdem gab es in seiner Philosophie Platz für ein höhere Macht – die Existenz Gottes leitete er folgendermaßen ab:
1. Beweis: Die Idee Gottes als vollkommenes Wesen deutet auf die Existenz Gottes hin, denn wäre Gott nicht existent, wäre er nicht vollkommen.
2. Beweis: Eine Ursache kann nicht weniger vollkommen sein als ihre Wirkung. Da die Vorstellung des Menschen von Gott weit vollkommener ist als seine eigene Vollkommenheit und Realität, lässt sich daraus schließen, dass Gott existiert.In seinen Abhandlungen über die Methode (Discours de la méthode) entwickelte Descartes vier Verfahrenregeln, um zu wahrem Wissen zu gelangen:
1. Nichts für wahr halten, was nicht so klar und deutlich erkannt worden ist, dass es nicht in Zweifel gezogen werden kann.
2. Schwierige Probleme in Teilschritten erledigen
3. Vom Einfachen zum Schwierigen fortschreiten4. Stets prüfen, ob in der Untersuchung Vollständigkeit erreicht sei
Descartes in Stichpunkten
Geboren am 31. März 1596 in La Haye, Frankreich – Ab 1618 Soldat, er zog durch Holland, Deutschland, Österreich und Ungarn – 1629 bis 1649 Aufenthalt an verschiedenen Orten in Holland – 1649 auf Einladung von Königin Christine von Schweden Umzug nach Stockholm – gestorben am 11. Februar 1650 in Stockholm.
Werke u.a.:
Discours de la méthode pour bien conduire sa raison et chercher la vérité dans les sciences (Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung) – Meditationes de prima philosophia (Meditationen über die Grundlagen der Philosophie) – Principia philosophiae (Die Prinzipien der Philosophie)
Mit Materialien von: focus und sueddeutsche.de