"Superstar unter den Kuratoren"
ADAM SZYMCZYK
IST KÜNSTLERISCHER LEITER
DER DOCUMENTA 14 IN KASSEL 2017
Der Aufsichtsrat der weltweit wichtigsten Ausstellung für zeitgenössische Kunst hat den Polen Adam Szymczyk zum künstlerischen Leiter der Documenta 14 erkoren.
"Ich habe drei Jahre, um das Konzept zu entwickeln." Der 43-Jährige Adam Szymczyk, den die New York Times einen "Superstar unter den Kuratoren" nennt, gilt als Entdecker und Förderer von neuen Künstlern und als Mann, den intellektuelle Positionen mehr interessieren als Spektakelkunst.
Szymczyk sieht sich als Teamplayer. Die documenta werde Teamarbeit sein, betonte er. "Aber es gibt keine bestimmten Pläne zu dieser Zeit." Für lange Ausführungen hatte er allerdings in der Pressekonferenz keine Zeit, nicht nur, weil "es für niemanden ein Spaß wäre", wenn er jetzt schon fertige Konzepte und Künstlerlisten bekannt gäbe, wie er sagte. Vielmehr freue er sich auf das Nachdenken - und musste auch schon am späten Freitagnachmittag wieder im Zug nach Basel sitzen. Sein Sohn feierte seinen vierten Geburtstag, es war ein Tag, an dem der Kurator dringend in der einen und der Vater dringend in der anderen Stadt sein musste.Und es war der eigentliche Beginn der 14. Documenta, wie Geschäftsführer Bernd Leifeld sagte. Auch wenn die Vernissage erst auf den 10. Juni 2017 terminiert ist.
Spröde sei die 5. Berlin Biennale gewesen, die Szymczyk 2008 mit Elena Filipovic unter dem großartigen Titel "When Things Cast No Shadow" kuratierte: Das sagten viele, weil so viel Konzeptkunst gezeigt wurde, und Konzeptkunst, das ist meist gleich bedeutend mit unattraktiv und schwer verständlich.
Aber von Szymczyk darf man erwarten, dass er dem Spiritistischen und Mystischen, das in der dOCUMENTA 13 lag, nun intellektuelle Schärfe und Kriterien entgegen stellt, und dabei ist sicher hilfreich, dass er selbst abseits der Zentren aufwuchs. 1997 gründete er die Warschauer Foksal Gallery mit, deren Foundation die führende polnische Institution für Gegenwartskunst wurde. Seit 2003 ist er Direktor und Chefkurator der Kunsthalle Basel und organisierte dort früh Ausstellungen von Pawel Althamer oder Danh Vo, aber auch von Douglas Gordon und Tomma Abts, denen man nun echt keine übermäßige Konzeptlastigkeit vorwerfen kann.
"Adam Szymczyk hat jetzt die Freiheit, das zu tun, was er für richtig hält - oder es auch zu lassen", sagt Bertram Hilgen, Oberbürgermeister von Kassel, zur Begrüßung. Der Documenta-Aufsichtsrat sei dem Vorschlag der Findungskommission einstimmig gefolgt, sagte Hilgen am Donnerstag bei der Vorstellung Szymczyks.
Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann verspricht sich von der Berufung Adam Szymczyks spannende Perspektiven auf die Kunst der Gegenwart. "Ich bin sicher, dass Syzmczyk, der ein wegweisender und eigenwilliger Ausstellungsmacher ist, der Documenta neue Glanzlichter aufsetzen wird."
Die Sprecherin der international besetzten, achtköpfigen Findungskommission, Koyo Kouoh, sagte bei der Vorstellung Szymczyks: "Von allen sechs Kandidaten hat er die klarsten Pläne vorgestellt." Szymczyk stehe für eine enge Zusammenarbeit mit den Künstlern. Seine Arbeit sei von unstillbarer Neugier, Integrität und Recherche durchzogen. "Ich bin davon überzeugt, dass seine Documenta ein weiteres Kapitel zu unserem Verständnis und unseren Erfahrungen mit zeitgenössischer Kunst hinzufügen wird."
Der 1970 im polnischen Piotrków geborene Szymczyk ist derzeit noch Direktor und Kurator der Kunsthalle Basel. 2008 war er Co-Kurator der 5. Berlin Biennale.
Kassel lässt den Kuratoren wirklich freie Hand.
Diese Freiheit hat der Kunstgeschichte der Nachkriegszeit große Momente beschert. So installierte Joseph Beuys im Treppenhaus des Fridericianums 1972 seine Honigpumpe, an jenem Ort also, an dem Arnold Bode 1955 die erste Documenta als Beiprogramm der Bundesgartenschau ausrichtete. Als Beuys vor dem Gebäude 1982 seine "7000 Eichen" pflanzte, war die Schau schon Weltereignis.
Die Documenta 14 findet vom 10. Juni bis zum 17. September 2017 in Kassel statt. Sie gilt als die weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst.
Unter Verwendung von Materialien aus: SPIEGEL-ONLINE twi/dpa - sueddeutsche.de/Catrin Lorch - welt.de/Kolja Reichert
ADAM SZYMCZYK
IST KÜNSTLERISCHER LEITER
DER DOCUMENTA 14 IN KASSEL 2017
Der Aufsichtsrat der weltweit wichtigsten Ausstellung für zeitgenössische Kunst hat den Polen Adam Szymczyk zum künstlerischen Leiter der Documenta 14 erkoren.
ADAM SZYMCZYK | Originalfoto: DPA/Welt |
"Ich habe drei Jahre, um das Konzept zu entwickeln." Der 43-Jährige Adam Szymczyk, den die New York Times einen "Superstar unter den Kuratoren" nennt, gilt als Entdecker und Förderer von neuen Künstlern und als Mann, den intellektuelle Positionen mehr interessieren als Spektakelkunst.
Szymczyk sieht sich als Teamplayer. Die documenta werde Teamarbeit sein, betonte er. "Aber es gibt keine bestimmten Pläne zu dieser Zeit." Für lange Ausführungen hatte er allerdings in der Pressekonferenz keine Zeit, nicht nur, weil "es für niemanden ein Spaß wäre", wenn er jetzt schon fertige Konzepte und Künstlerlisten bekannt gäbe, wie er sagte. Vielmehr freue er sich auf das Nachdenken - und musste auch schon am späten Freitagnachmittag wieder im Zug nach Basel sitzen. Sein Sohn feierte seinen vierten Geburtstag, es war ein Tag, an dem der Kurator dringend in der einen und der Vater dringend in der anderen Stadt sein musste.Und es war der eigentliche Beginn der 14. Documenta, wie Geschäftsführer Bernd Leifeld sagte. Auch wenn die Vernissage erst auf den 10. Juni 2017 terminiert ist.
Spröde sei die 5. Berlin Biennale gewesen, die Szymczyk 2008 mit Elena Filipovic unter dem großartigen Titel "When Things Cast No Shadow" kuratierte: Das sagten viele, weil so viel Konzeptkunst gezeigt wurde, und Konzeptkunst, das ist meist gleich bedeutend mit unattraktiv und schwer verständlich.
Biennale 5 - Berlin: Daniel Knorr | Nationalgalerie, 2008 - Im Vordergrund: Piotr Uklański: Untitled (Fist), 2007 | Foto: Uwe Walter, 2008 | biennale.de |
Aber von Szymczyk darf man erwarten, dass er dem Spiritistischen und Mystischen, das in der dOCUMENTA 13 lag, nun intellektuelle Schärfe und Kriterien entgegen stellt, und dabei ist sicher hilfreich, dass er selbst abseits der Zentren aufwuchs. 1997 gründete er die Warschauer Foksal Gallery mit, deren Foundation die führende polnische Institution für Gegenwartskunst wurde. Seit 2003 ist er Direktor und Chefkurator der Kunsthalle Basel und organisierte dort früh Ausstellungen von Pawel Althamer oder Danh Vo, aber auch von Douglas Gordon und Tomma Abts, denen man nun echt keine übermäßige Konzeptlastigkeit vorwerfen kann.
Douglas Gordon. Self-Portrait of You + Me (Four Elvises), 2007 | artsy.net |
"Adam Szymczyk hat jetzt die Freiheit, das zu tun, was er für richtig hält - oder es auch zu lassen", sagt Bertram Hilgen, Oberbürgermeister von Kassel, zur Begrüßung. Der Documenta-Aufsichtsrat sei dem Vorschlag der Findungskommission einstimmig gefolgt, sagte Hilgen am Donnerstag bei der Vorstellung Szymczyks.
Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann verspricht sich von der Berufung Adam Szymczyks spannende Perspektiven auf die Kunst der Gegenwart. "Ich bin sicher, dass Syzmczyk, der ein wegweisender und eigenwilliger Ausstellungsmacher ist, der Documenta neue Glanzlichter aufsetzen wird."
Die Sprecherin der international besetzten, achtköpfigen Findungskommission, Koyo Kouoh, sagte bei der Vorstellung Szymczyks: "Von allen sechs Kandidaten hat er die klarsten Pläne vorgestellt." Szymczyk stehe für eine enge Zusammenarbeit mit den Künstlern. Seine Arbeit sei von unstillbarer Neugier, Integrität und Recherche durchzogen. "Ich bin davon überzeugt, dass seine Documenta ein weiteres Kapitel zu unserem Verständnis und unseren Erfahrungen mit zeitgenössischer Kunst hinzufügen wird."
Der 1970 im polnischen Piotrków geborene Szymczyk ist derzeit noch Direktor und Kurator der Kunsthalle Basel. 2008 war er Co-Kurator der 5. Berlin Biennale.
Kassel lässt den Kuratoren wirklich freie Hand.
Diese Freiheit hat der Kunstgeschichte der Nachkriegszeit große Momente beschert. So installierte Joseph Beuys im Treppenhaus des Fridericianums 1972 seine Honigpumpe, an jenem Ort also, an dem Arnold Bode 1955 die erste Documenta als Beiprogramm der Bundesgartenschau ausrichtete. Als Beuys vor dem Gebäude 1982 seine "7000 Eichen" pflanzte, war die Schau schon Weltereignis.
Die Documenta 14 findet vom 10. Juni bis zum 17. September 2017 in Kassel statt. Sie gilt als die weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst.
Unter Verwendung von Materialien aus: SPIEGEL-ONLINE twi/dpa - sueddeutsche.de/Catrin Lorch - welt.de/Kolja Reichert