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Burnout hat eine Alternative: BOREOUT - die chronische Unterforderung

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Toll - in der Firma hab ich zur Zeit echt wenig zu tun - muss ja auch mal sein - aber das geht jetzt schon eine ganze Weile so  ... 
Heute - am ersten Sonntag im Frühling - möchte ich Sie mit einem Stück Selbst-"Ehrlichkeit" nerven - das Viele immer wieder gut kaschieren - durch "Abgeklärtheit" und Coolness: Das Problem der täglichen Unterforderung - der Langeweile - auch im Job - und in Uni und Schule - das Problem des BORE-OUT ...
Ja - Sie haben richtig gelesen - und es ist kein Schreibfehler: BORE-OUT / BOREOUT - die Unterforderung mit all ihren Folgen - im Gegensatz zum vielzitierten Burn-out - die Überforderung, das "Ausgebranntsein" - das ja in aller Munde ist - und das zu einer gewissen gesellschaftlichen Anerkennung geführt hat - und zu Mitleid ...
Der "Fleißige", der sich "überfordern" muss - der im Stress steht - ist leistungsgesellschaftlich natürlich akzeptierter und anerkannter und Mitleid heischender - als der "Faulpelz", der Fenstersitzer, der "Lau-Malocher" - der Müßiggänger ...
Besonders weil wir das ja von kleinauf eingetrichtert bekommen: Sei brav - sei strebsam - sei fleißig - bilde dich fort - streng dich an: "Müh' und Arbeit war sein Leben - eh der Herr ihm Ruh gegeben" - steht manchmal immer noch über Traueranzeigen - obwohl im Zeitalter der Industrialisierung und Elektronisierung ein solches lebenslanges "Arbeiten" kaum noch vorkommt - wohl ein "lebenslanges Lernen": So viel an Arbeit ist gar nicht mehr da - bzw. sie ist aus Kostenersparnisgründen relativ sinnvoll verteilt auf viele Schultern und in "Billiglohnländern" - manchmal offensichtlich sogar schon auf zu vielen Schultern ...
Und obwohl wir bereits Kleinkinder mit spätestens 3 Jahren in die Kita und in die Vorschule schicken (damit Mama und Papa "arbeiten" gehen können ... - und die Vorbereitung auf das "Erwerbsleben" auch früh genug mit Vorübungen beginnt ...) - und diese Kleinkinder - die besser noch spielen sollten: mit Schaukel, Buntstift, Roller - dann bereits mit 5 Jahren eingeschult werden, um dann später in 8 statt in 9 Jahren - also mit 17-18 Jahren - das Abitur zu "bauen" - ja - um sodann in einem Turbo-Master-Studium in die Arbeitswelt geschubst zu werden - nach ein paar völlig unterbezahlten und der Qualifikation unangemessenen "Praktikums"-Jahren: ja - und dann wartet da oft gähnende Langeweile und Unterforderung ... - und mit 63 oder 67 oder späterhin 70 Jahren (je nach Regierungskoalition) erhält man seine kärgliche Rente - die implizit auffordert, "doch noch etwas weiterzuarbeiten" (..."die Wirtschaft kann auf die Erfahrungen der Alten nicht einfach verzichten" ...) - zumindest sich aber in einem unbezahlten Ehrenamt semiprofessionell engagieren soll - um so indirekt den Arbeitsmarkt mit zu entlasten: Alles insgesamt doch irgendwie - aus der Meta-Ebene betrachtet: völlig verkehrte Welt ... - Da hat der Mensch sich in seiner Hybris total verzockt - und wird eben einfach mal "krank" gemacht - immer unter einer anderen "Marke" - unter immer neuen Begriffen und ICD-Diagnosen - damit wenigstens die Mediziner und Psychotherapeuten, die Pharmazeuten, die Soziologen, die Versicherungsunternehmen, die Unternehmensberater, die ärztlichen Hilfsberufe, die Pädagogik in allen Erscheinungsformen und ... und ... und -  ... damit all diese Professionen nicht auch noch ihr Burn- oder Bore-Outing zelebrieren müssen - ich meine: wer will das schon ...  
Magdalena Neuner, die Weltcupsiegerin im Biathlon, Rekord-Weltmeisterin und zweimalige „Sportlerin des Jahres“ geht bei der Weltmeisterschaft in Ruhpolding 2012 zum letzten Mal an den Start. In Interviews zeigte sich Neuner, 25, zuletzt geradezu angeödet von ihrer bisherigen Haupttätigkeit – sie könne sich nicht vorstellen, „mit 30 noch im Kreis herumzurennen und auf Scheiben zu schießen“.

Damit zitierte sie indirekt einen anderen Großen seines Sports. Der dreifache Formel-1-Weltmeister Niki Lauda, heute 65, hatte 1979 seinen ersten Rücktritt (er währte drei Jahre) so begründet, er sei „draufgekommen, dass es in meinem Leben Sachen gibt, die wichtiger sind, als mit dem Auto im Kreis zu fahren“.




Sie wissen noch nicht, was Boreout (Boreout kommt von 'boredom' = zu Deutsch: Langeweile) ist? Dann denken Sie mal, nur kurz, an einige Ihre Arbeitskollegen. Gibt es da nicht einige darunter, die den ganzen, lieben, langen Tag nichts tun? Die Stress nur vortäuschen? Oder denken Sie vielleicht sogar an sich selber – nichts zu tun im Job? Der Chef delegiert nicht? Total unterfordert? Dann kommen wir des Rätsels Lösung schon ein wenig näher. 

Der grosse Bluff: Wer in der heutigen Arbeitswelt nicht gestresst ist, ist nicht wichtig. Stress hat in Gesprächen mit Kollegen einen wesentlich höheren Unterhaltungswert als Unterforderung oder Langeweile.
Erst neulich klagte eine angehende Abiturientin im Fernsehen, die jetzt bereits nach acht Jahren ihr Abitur machen soll - mit dem gleichen Lernstoff wofür sie zuvor neun Jahre Zeit gehabt hätte - sie stände mit ihren Schulkollegen "total im Stress" - und viele klagten schon über "Kopfweh" ... - oh weh ...
Und genau deshalb wird Stress heutzutage oftmals übertrieben dargestellt. Wer gibt schon gerne zu, bei der Arbeit unterfordert zu sein? Niemand! Und weil niemand darüber redet, meint man schnell, man sei der Einzige, der in einem solchen Schlamassel stecke. Dem ist aber mitnichten so, denn wenn man zahlreiche Umfragen etwas genauer betrachtet, merkt man bald, dass es nicht nur gestresste Arbeitnehmer gibt, sondern eben auch solche, die zu wenig zu tun haben, sich nicht mit der Arbeit identifizieren und sich langweilen. Jene eben, die einen Boreout haben.
In der Arbeitswelt ist das Thema vielen noch völlig neu: «Das Problem Boreout kommt gelegentlich bei Veranstaltungen hoch, aber es gibt bei uns noch keine Gruppe, die sich gesondert mit dem Phänomen beschäftigt», berichtet etwa Dario Mordasini, der bei der Gewerkschaft Unia für Gesundheit am Arbeitsplatz zuständig ist. 
  • Auch Krankenkassen wiegeln ab und wollen nach den hohen Kosten für Burn-out-Patienten wohl eher keine neue Patientenfront eröffnen. Das Phänomen Boreout scheint aber so etwas wie der Bigfoot der Arbeitspsychologie zu sein: Es gibt kaum Daten über seine Verbreitung, die Meinungen der Wissenschafter sind gespalten – aber das Thema findet Anklang in der Öffentlichkeit, nicht zuletzt weil fast jeder einen unterforderten ­Arbeitskollegen hat. 
Wissenschafter beobachten jedenfalls, dass das Thema langsam salonfähig wird:«Früher gab es den Nervenzusammenbruch, das war aber ein öffentliches Zeichen der Schwäche. Mit dem Wort ‹Burnout› wurde dem Nervenzusammenbruch ein neues Image verpasst und zu ­einer gesellschaftlichen ­Akzeptanz verholfen. Die sprachliche Anlehnung des Wortes ‹Boreout› an den Begriff ‹Burnout› zeigt, dass er auch nach Akzeptanz sucht», erklärt Professor Beda Stadler, Direktor des Instituts für Immunologie der Universität Bern.«Eine Kategorie der Unterforderung am Arbeitsplatz gibt es seit langem, das ist tatsächlich ein Problem», bestätigt Petra Klumb, Professorin für Personal- und Organisations­psychologie an der Universität Freiburg. «Wenn niedrige Anforderungen mit niedrigen Ressourcen auf Seiten des Arbeitnehmers kombiniert sind, entsteht ein ­Arbeitsplatz, an dem die Menschen passiv werden, weil sie unterfordert sind.» 

Martin Wittner von der Zürcher Personalberatung Contagi ist einer der wenigen Schweizer Spezialisten, die unterforderten Spitzenkräften wieder zu einem «Flow» helfen. Für ihn ist der Boreout vor allem ein Problem der Hochqualifizierten. Wirklich krankhafte Auswirkungen habe er bisher nur bei Führungskräften erlebt. «In der Produktion stoßen Rotationspläne, die für Abwechslung sorgen sollen, manchmal sogar auf Widerstand», erklärt er. Einige Angestellte seien super happy, wenn sie jeden Tag an der gleichen Maschine arbeiten dürfen, und beleidigt, wenn sie nach 15 Jahren plötzlich woandershin sollen. «Aber das wird selten zum Problem, weil sie es dann einfach sagen und in der nächsten Woche wieder am alten Platz stehen.»

Bei Führungskräften, so Wittner, lässt sich das Rad oft nicht mehr so schnell zurückdrehen. «Der Klassiker: Interne Umstrukturierung, eine Stelle gibt es an einem Standort nicht mehr, jemand verliert seine Verantwortung und Aufgabenbe­reiche und landet gefühlt auf dem Abstellgleis. Oft kommen finanzielle Verantwortungen wie eine Hypothek auf ein Haus oder Kinder hinzu. Da kündigt man nicht so leichtfertig», erklärt Wittner. In internationalen Konzernen, so der Personalberater, nenne man solche Fälle «Windowseater», Fenstersitzer.

Die Umfragen
  • In einer Studie, die in den USA bei mehr als 10.000 Arbeitnehmern durchgeführt wurde, gab ein Drittel der Befragten an, bei der Arbeit unterfordert zu sein. Arbeitnehmer erledigen im Schnitt während knapp zwei Stunden pro Tag – ohne offizielle Pausen – private Dinge am Arbeitsplatz. 
  • Gemäss einer Umfrage von Kelly Services findet mehr als ein Drittel der Schweizer, dass die private Internetnutzung während der Arbeitszeit gerechtfertigt sei. In einer weiteren Umfrage von Kelly Services gaben 10% der Befragten explizit an, bei der Arbeit unterfordert zu sein. 
  • Eine weitere Studie aus den USA, durchgeführt von Sirota, kommt ebenfalls zum Schluss, dass gelangweilte Arbeitnehmer ein weitaus grösseres Problem für Unternehmen sind als diejenigen, die angeben, gestresst zu sein.
  • Immerhin 16 Prozent der Befragten gaben im „Gesundheitsreport“ der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) an, sie müssten bei der Arbeit häufig Dinge tun, von denen sie glauben, „dass sie eigentlich anders gemacht werden sollten“. – Fehlende Autonomie im Job zählt zu den Risikofaktoren für Bore-out.
  • Forschern der Dortmunder Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) antwortete nahezu jeder Siebte von mehr als 19 000 Befragten, die Anforderungen an seine fachlichen Kenntnisse am Arbeitsplatz unterforderten ihn. Nur jeder Zwanzigste, 4,6 Prozent, fühlte sich hingegen überfordert.
  • Die große Leere: Deutlich mehr Arbeitnehmer
    fühlen sich eher unter- als überfordert - Quelle: Focus
  • Und eine 2010 durchgeführte Erhebung mit 3000 bayerischen Arbeitnehmern zwischen 18 und 29 Jahren ergab, dass die Mehrheit sich nicht ihrer Qualifikation gemäß entfalten darf. 59 Prozent gaben an, sie hätten das Gefühl, dass sie mehr könnten, als von ihnen verlangt werde.






Das Boreout 

ist das Gegenteil des Burnout. Es besteht aus den folgenden Elementen:
  • Unterforderung: Sie beschreibt das Gefühl, mehr leisten zu können, was von einem gefordert wird
  • Langeweile: Hier geht es um Lustlosigkeit und Ratlosigkeit, weil man nicht weiss, was man tun soll.
  • Desinteresse: Beim Desinteresse steht die fehlende Identifikation mit der Arbeit im Vordergrund.
Damit verknüpft sind langfristig angelegte Verhaltensstrategien, die der Arbeitnehmer anwendet, um bei der Arbeit ausgelastet zu wirken und sich Arbeit vom Leibe zu halten.

Eine Unterscheidung ist wichtig: Boreout ist nicht gleich Faulheit. Boreout-Betroffene sind nicht faul, sondern faul gemacht. Wer faul ist, will nicht arbeiten, auch wenn man ihn lässt. Wer unterfordert ist, will arbeiten, aber das Unternehmen lässt ihn nicht.


Das Boreout ist paradox

Die Vorstellung, es sei schön, bei der Arbeit nichts zu tun (Homer J. Simpson lässt grüssen), ist populär. Die Wahrheit jedoch ist: Das Absitzen von Stunden, in denen man nichts zu tun hat und einfach auf den Feierabend wartet, ist der blanke Horror. Genau diese Unzufriedenheit hält der Arbeitnehmer jedoch – paradoxerweise – mit den Strategien am Leben. Diesen Strategien sind dabei keine kreativen Grenzen gesetzt.

Die Boreout-Strategien 

Die Verhaltensstrategien ermöglichen es, sich während der Arbeitszeit privaten  Dingen zu widmen: Planen der nächsten Ferien, einen neuen MP3 Player  ersteigern oder einfach ein wenig im Netz surfen. Sie machen die vermeintlich gestresste Arbeitswelt zum großen Bluff! Nicht alle, die ausgelastet wirken, sind es auch. 

Schäuble beim Sudoku-Spiel während einer Haushaltsdebatte ...
Ein Arbeitnehmer vertuscht mit den Strategien, dass er nichts zu tun hat und tut  so, wie wenn er völlig ausgelastet wäre. Er verhindert dadurch, dass sich seine Situation verbessert. Er verfällt dem süssen Gift des Nichts-Tuns und wurstelt so tag täglich vor sich hin, in der vermeintlichen Gewissheit, alles sei in bester Ordnung – obwohl es dies gerade nicht ist. Hier beschreiben wir in aller Kürze 
zwei mögliche Strategien, aber klar: Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt! 

Die Flachwalzstrategie 

Bei dieser Strategie wird die Arbeit auf eine viel längere Zeit verteilt, als dafür eigentlich nötig ware – das vorhandene Arbeitsvolumen wird flachgewalzt. Für diese Strategie eignet sich besonders ein langfristiges Projekt. Die Zeitspanne, innerhalb derer eine Aufgabe erledigt sein muss, wird – ohne Not – vollständig ausgeschöpft. 

Die Komprimierungsstrategie 

Komprimieren heißt: voll konzentriert und hypereffizient an einer Aufgabe nicht stunden- oder tagelang herumwerkeln. Das Ziel dieser Strategie ist, eine Aufgabe so rasch wie möglich zu erledigen und eine vom Chef gesetzte Deadline sogar zu unterschreiten. Das wird dem Vorgesetzten allerdings nicht mitgeteilt. So hat man bis zum eigentlichen Abgabetermin genügend Zeit, sich seinen privaten Dingen zu widmen oder mit den Arbeitskollegen zu plaudern. 

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Diagnose Boreout
(Weitergeleitet von Bore-Out-Syndrom)

Diagnose Boreout - ist ein im März 2007 erschienenes Buch, in dem die Autoren Philippe Rothlin und Peter R. Werder unter der neugeschaffenen Bezeichnung Boreout eine Theorie zum Thema Unzufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsplatz infolge von Langeweile vorstellen. Das Buch wurde im Rahmen der Frankfurter Buchmesse für zwei deutsche Wirtschaftsbuchpreise nominiert. Basis der Theorie sind die Studien von Dan Malachowski, The Gallup Organisation und Kelly Services. 

Krankheit oder Marketing-Strategie ???

  • Ein Kritiker bezeichnet die Theorie als Hoax, dessen Ziel es ist, etwas völlig Normales als krankhafte Erscheinung darzustellen.
  • Mit dem Boreout ist es wie mit vielen anderen Krankheiten auch: Oft kann erst ein Arzt die Symptome zu einer sinnvollen Diagnose zusammenführen. Die Diagnose «Boreout» ist in der Fachwelt bisher aber heiss umstritten: Das liegt auch daran, dass die «Entdecker» des Boreout, Rothlin und Werder, keine Arbeitspsychologen sind, sondern Unternehmensberater, die mal ein Buch mit einem griffigen Titel geschrieben haben. Das «Boreout» ist damit zu so etwas wie ihrer Marke geworden.

Hintergrund der beschriebenen Problematik
Das Zusammenspiel von Anforderungen
und Fähigkeiten führt je nach Verhältnis
 zu Überforderung, Unterforderung oder Flow -
Quelle. WIKIPEDIA
Das Zusammenspiel von Anforderungen und Fähigkeiten führt je nach Verhältnis zu Überforderung, Unterforderung oder Flow ...
Bei dauerhafter Fehlbelastung geht bekanntermaßen zumeist das lustbetonte Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigkeit (auch als Flow bezeichnet) verloren.
Abgeleitet vom Yerkes-Dodson-Gesetz kann dafür außer Überlastung, die zu einem Burnout-Syndrom führen kann, auch Unterforderung (beispielsweise infolge einer ungeeigneten Berufswahl oder eines unpassenden Arbeitsumfeldes) ursächlich sein. 
Mögliche Folgeerscheinungen von Unterforderung sind – ähnlich denen bei Überforderung – Müdigkeit, Lustlosigkeit, Gereiztheit und Frustration, bis hin zu Anzeichen einer krankhaften Depression ...

Zuschreibungen zum Boreout
Der sogenannte Boreout wird von den Autoren, als Gegenstück zum Burnout, mit folgenden Zuordnungen beschrieben:
Er besteht aus den Elementen Unterforderung, Desinteresse und Langeweile. Hinzu kommen Verhaltensstrategien, die helfen sollen, bei der Arbeit beschäftigt zu wirken, obwohl dies gar nicht der Fall ist. Personen, die einen Boreout haben, sind mit ihrer Situation am Arbeitsplatz unzufrieden. Paradoxerweise verlängern sie diesen Zustand der Unzufriedenheit mit den erwähnten Strategien, anstatt ihre Situation zu analysieren und Schritte zur Verbesserung einzuleiten. Der Boreout ist nicht das Gleiche wie Faulheit. Wer einen Boreout hat, der möchte arbeiten, sucht Herausforderung und Anerkennung. Vielmehr wird ein vom Boreout Betroffener faul gemacht, etwa weil sein Vorgesetzter ihm keine oder nur langweilige Aufgaben überträgt. Innerhalb einer Arbeitsgruppe können auch gleichzeitig Burnout und Boreout auftreten, denn wenn ein Teil der Gruppe sämtliche Arbeiten für sich beansprucht und sich damit überfordert, fühlen sich die übrigen Gruppenmitglieder unterfordert.


Eine Auszeit in Ehren - kann niemand verwehren ...
Grundelemente

Unterforderung
Einerseits kann ein Arbeitnehmer quantitativ unterfordert sein: Er bekommt nicht genug Arbeit. Andererseits kann er qualitativ unterfordert sein: In diesem Fall bekommt er nicht genug spannende und herausfordernde Arbeit (wenn er zum Beispiel nur die einfachsten Dinge erledigen darf, also für seine Stelle überqualifiziert ist). Unterforderung beschreibt also das Gefühl, mehr leisten zu können, als von einem gefordert wird.

Desinteresse
Beim Desinteresse steht die fehlende Identifikation entweder mit dem Unternehmen oder mit der Branche, in der man tätig ist, im Vordergrund. Man verliert das Interesse an seinen Aufgaben. Die Aufgaben und die Probleme des Unternehmens werden für den Arbeitnehmer völlig irrelevant, sie sind ihm gleichgültig.

Langeweile
Bei der Langeweile geht es um Lustlosigkeit und um einen Zustand der Ratlosigkeit, bis hin zur Verzweiflung, weil man nicht weiß, was man tun soll, weil es nichts zu tun gibt.

Boreoutstrategien
Die im Buch beschriebenen Boreoutstrategien sollen helfen, bei der Arbeit beschäftigt und ausgelastet zu wirken, denn während jemand, der unter Burnout leidet, tatsächlich belastenden Stress erlebt, täuschen unterforderte Arbeitnehmer dies nur vor. Die Strategien haben folgende Ziele:

  • sich zusätzliche Arbeit vom Leibe zu halten zu freier Zeit für sich selber am Arbeitsplatz zu kommen
  • den Job nicht zu verlieren.

Boreoutparadoxon

Wer einen Boreout hat, ist unzufrieden mit seiner Situation am Arbeitsplatz, da er zu wenig leisten kann und keine Anerkennung erhält. Paradoxerweise erhält er diesen Zustand der Unzufriedenheit mit Strategien am Leben, da er mit der Zeit die Energie verliert, um die Situation zu ändern.
Ferner kann Boreout dazu führen, dass der betroffene Arbeitnehmer durch seine Lustlosigkeit und sein Desinteresse die einfachen Aufgaben (die häufig zu Unterforderung und damit dem Problem führen) die er zu tun bekommt nicht in zufriedenstellendem Maße erfüllt. Daher schließen beispielsweise Vorgesetzte, dass ein Arbeitnehmer, der bereits bei der Erledigung einfacher Tätigkeiten Defizite aufweist, auch nicht in der Lage sein kann komplexere Aufgaben zu bewältigen. Laut Experten betrifft dies genau jene Arbeitnehmer, die besonders leistungsbereit sind, was höher gestellte Aufgaben betrifft.

Was kann ein Unternehmen gegen den Boreout tun?
Es gibt drei Ebenen, in welchen Unternehmen aktiv sein müssen, um einen Boreout in den eigenen Reihen zu verhindern:

  • Organisation: Ein Unternehmen muss eine Kultur kreieren, in welchem Boreout keine Chance hat. Die Unternehmenskultur ist die Basis für das tägliche Handeln, im Umgang untereinander, mit den Lieferanten, aber auch mit den Kunden. Zur Organisation gehört unter anderem auch eine zukunftsorientierte Personalplanung – die richtigen Personen zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Entwickelt sich das Unternehmen, müssen die Stellenbeschreibungen angepasst werden. Sonst passen dann plötzlich die Profile nicht mehr zueinander.
  • Führung: Ein Unternehmen muss Führungsgrundsätze definieren, Grundsätze, welche sich die Vorgesetzten stets zu Herzen nehmen müssen. Aber ein Unternehmen muss auch darauf achten, dass es überhaupt die richtigen Personen befördert – denn eine falsche Beförderungspolitik kann (nicht nur) im Boreout-Schlamassel enden. Delegation kann ein wesentliches Element sein, Boreout zu verhindern, wenn nicht einmal genug Arbeit für den Arbeitnehmer vorhanden ist.
  • Kommunikation: Mit der Stellenbeschreibung und dem ersten Gespräch beginnt das Übel meist: Stellen werden übertrieben dargestellt. Man meint, die halbe Welt retten zu müssen und sämtliche Projekte übernehmen zu dürfen. Allerdings ist das, was nachher folgt, meist eine Ernüchterung. Gute Kommunikation beginnt beim Stelleninserat, das ehrlich und transparent macht, worum es wirklich geht, und bei regelmässigen Gesprächen. So lässt sich ein Boreout verhindern.
Müh und Arbeit war ihr Leben - bis der HERR ihnen Ruh gegeben ... - Still aus dem Performance-Video oben ...


Literatur: 

  • Philippe Rothlin / Peter R. Werder: Diagnose Boreout, Redline Wirtschaftsverlag (2007), ISBN 978-3636014627
  • Philippe Rothlin / Peter R. Werder: Die Boreout-Falle : Wie Unternehmen Langeweile und Leerlauf vermeiden. Redline, München 2009, ISBN 978-3-636-01593-8.

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Quellen für diesen Beitrag:





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