S!NEDi: ART BRUT ;-) ... | photo|graphic | |
Art brut
(franz. [Aussprache: aʁ bʁyt]
für ‚unverbildete, rohe Kunst‘) ist ein Sammelbegriff für autodidaktische Kunst von Laien, Kindern und Menschen mit geistiger Behinderung. Die Bezeichnung ging vom französischen Maler Jean Dubuffet aus, der sich eingehend mit einer naiven und antiakademischen Ästhetik beschäftigte. Art brut ist weder eine Kunstrichtung noch eine Stilbezeichnung, sondern beschreibt eine Kunst jenseits etablierter Kunstformen und -strömungen. Im anglo-amerikanischen Sprachraum ist stattdessen der Begriff Outsider Art („Außenseiter-Kunst“) gebräuchlich.
Der Begriff Art brut steht in Zusammenhang mit Jean Dubuffets kunsttheoretischen Anschauungen, und stilistische Anlehnungen sind in seinem Werk unübersehbar. Oft werden fälschlicherweise Dubuffets eigene Werke als Art brut charakterisiert, wichtiger ist jedoch die Verbindung zu seiner Tätigkeit als Sammler. Der Künstler betrachtete die Prägung Art brut als sein geistiges Eigentum und behielt sich vor, sie eigenständig zu vergeben oder abzuerkennen, etwa im Falle von Gaston Chaissac. Dieser Alleinvertretungsanspruch sowie die Eingrenzung auf seine eigene Sammlung – die Collection de l'art brut – wurden schon früh von André Breton und später Harald Szeemann kritisiert. Michel Thévoz und Lucienne Peiry, Kuratoren der Sammlung in Lausanne, lassen Art brut als Stilbegriff weiterhin ausschließlich für diese Werke gelten und stellen ihn damit in Konkurrenz zu anderen Bezeichnungen für marginalisierte künstlerische Ausdrucksformen: „Bildnerei der Geisteskranken“ (Hans Prinzhorn), „zustandsgebundene Kunst“, „naive Kunst“. Trotz ihrer Offenheit und Unschärfe hat sich die Bezeichnung Art brut international durchgesetzt und wesentlich zur Anerkennung marginalisierter Kunstformen beigetragen.
In den anglo-amerikanischen Ländern ist neben der Bezeichnung Outsider Art, die vom englischen Kunsthistoriker Roger Cardinal eingeführt wurde, außerdem Visionary art und Self-taught art verbreitet. Insbesondere nach der umfassenden Wanderausstellung Outsiders, die Cardinal gemeinsam mit dem Künstler und Sammler Victor Musgrave 1979 für das Arts Council of Great Britain organisiert hatte.
Einher mit diesem kulturellen Anerkennungsprozess ging in den letzten Jahrzehnten die intensive und erfolgreiche Förderung von künstlerischem Arbeiten zu therapeutischen Zwecken, etwa durch den Psychiater Leo Navratil im Künstlerhaus Gugging in Klosterneuburg bei Wien oder durch La Tinaia – Centro di Attività Espressive in Florenz. Mittlerweile spezialisiert sich ein eigenes Segment des Kunsthandels für Art brut bei internationalen Messen, zum Beispiel die Kunstköln oder die New Yorker Outsider Art Fair. Außerdem erscheinen regelmäßig Magazine, etwa die englische Zeitschrift Raw Vision, die sich auf Art brut beziehen. Seit 2000 gibt es den Euward, den Europäischen Kunstpreis Malerei und Graphik für Künstler mit geistiger Behinderung.
(aus WIKIPEDIA)