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durchblick | die freiheit im glauben | impuls für die woche -134

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„Das Licht des Leibes ist dein Auge.
Wenn dein Auge Wohlwollen ausstrahlt, leuchtet dein ganzer Leib.
Wenn es aber durch Missgunst trübe blickt, so ist deine Erscheinung düster.
So schaue darauf, dass das Licht, das in dir ist, sich nicht verdüstert!
Wenn dein ganzer Leib hell leuchtet, hat er nicht Teil am Düsteren.
Die ganze Erscheinung wird leuchten, wie wenn ein Licht dich anstrahlen würde.“
 Lukas 11, 34-36 (BigS)
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Längst geht es im Verhältnis zu den Kirchen nicht mehr darum, von ihnen ein Plazet für den aufgeklärten Glauben zu erbitten. Dass wir denken und leben können, was wir wirklich glauben, ist das Recht, von dem wir ausgehen. Eher geht es darum, den Kirchen im Gespräch deutlich zu machen, wie sehr wir bei ihnen jene Freiheit im Denken vermissen, die Margot Käßmann in der diesjährigen Fastenaktion als Kennzeichen reformatorischen Glaubens bezeichnet hat. Zum Titel der Aktion „Selber denken“ schreibt sie:
„Jedweder Ausprägung von Fundamentalismus stellt sich eine Kernbotschaft der Reformation entgegen: selbst denken! Frei bist du schon durch die Lebenszusage Gottes.
Im Gewissen bist du niemandem untertan und unabhängig von Dogmatik, religiösen Vorgaben, Glaubensinstanzen. Vielleicht ist einer der wichtigsten Beiträge der Reformation, dass es ihr um gebildeten Glauben geht, einen Glauben, der verstehen will, nachfragen darf, auch was das Buch des christlichen Glaubens betrifft, die Bibel. Es geht nicht um Glauben allein aus Gehorsam, aus Konvention oder aus spirituellem Erleben. Sondern es geht um das persönliche Ringen um einen eigenen Glauben.“
Der Niedergang der Kirchen hängt gewiss auch mit Skandalen zusammen. Aber mehr noch mit einer fürchterlichen – wenn ich es in Anlehnung an die Devise „Selber denken“ einmal so formulieren darf – Denkfaulheit. Der eigentliche Skandal ist, dass die Kirchen die Glaubensvielfalt, die das neue Testament im Nebeneinander der vier Evangelien und der unterschiedlichen theologischen Positionen noch als notwendigen Ausdruck einer lebendigen Entwicklung des Glaubens sah, durch eine Hermeneutik kirchlicher Herrschaftsakte dogmatisch nivelliert hat. So hat sie das freie Denken unterdrückt und zum Stillstand gebracht. Theologie wurde zur Reproduktion von Dogmen missbraucht, wobei die Bibel zur Belegstellensammlung für deren Wahrheit degradiert wurde. Predigt diente Jahrhunderte lang dem Zweck, diese Wahrheit mit allen Mitteln gegen alles anderslautende Wissen und Denken abzugrenzen. Neben der allgemeinen, jedermann zugänglichen Wirklichkeit wurde so eine Sonderwirklichkeit - die Glaubenswelt - etabliert. In dieser Sonderwirklichkeit aber wollen heute immer weniger Menschen leben. Wenn der Glaube nicht verstehbar dem Leben dient, hat er für die meisten ausgedient.

Was das theologisch bedeutet, will ich mit einem Stichwort erinnern. Die frühe Reformation hatte in konsequentem Glauben an die Geistesgegenwart Gottes erkannt, dass die Taufe – und keine andere spätere Handlung sonst! – die Ordination zum allgemeinen Priestertum aller Gläubigen bedeutet. Nur so, wusste sie, war der innerkirchlichen Klassengesellschaft und Jesus-fremden Hierarchie beizukommen. Die Reformation hat diese revolutionäre Einsicht bald wieder liegen lassen, weil sie an den sozialen Vorteilen der Amtskirche teilhaben wollte – und dem Geist nicht wirklich traute. Aber das war der entscheidende Punkt, der dazu beitrug, dass auch die reformatorischen Kirchen sich bald allein darum gekümmert haben, was die Menschen glauben sollten. Zu erfragen, was die Menschen wirklich glauben und was ihnen hilft, leben und sterben nicht nur zu müssen, sondern auch zu können, und darüber mit ihnen ins Gespräch zu kommen, war nicht ihre Sache. 

(aus der Begrüßungsrede von Prof. Klaus-Peter Jörns zur Jahrestagung der Gesellschaft für eine Glaubenreform im März 2014)




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