ich stehe noch ganz unter dem eindruck des sensationellen textes der so genannten "antrittsrede" im vorkonklave des neuen papstes franziskus (s. http://nunchic.blogspot.de/2013/03/papst-franziskus-brandrede-aus-dem.html) - jetzt da ich mir gedanken um einen angemessenen beitrag hier zum ostergeschehen für 2013 mache ...und mir fällt wieder ein beitrag ein, den ich bereits vor über einem jahr als (m)ein wort zum sonntag -29 in diesem blog veröffentlicht habe...
wenn der neue papst nun ausgedrückt hat, dass jesus ja vielleicht sogar von innen her klopfen würde, an die ihn einsperrenden türen der kirche, eben um seine befreiung aus der sich nur um sich selbst kreisenden und dadurch von krankheit bedrohten kirche zu fordern, wenn jesus und die kirche wieder hinaus "an die ränder" der welt und in die geschehnisse in der welt gehen müsse - dann scheint es mir angemessen, diese bildserie von henning von gierke zum "abendmahl" erneut ins gedächtnis zu bringen - als damals eine kirchliche "elite" in würzburg und anderswo und in einigen redaktionsstuben "blasphemie" geschrien hat, weil zum beispiel das bild des jeweiligen betrachters als das antlitz jesu in das abendmahlsthema projiziert wurde - und als man verlogen ein feigenblatt vor die nackte scham einer frau stellen musste bei den 12 begleitbildern zum hauptwerk - obwohl wir doch alle wissen wie wir aussehen - und wie gott uns geschaffen hat, der sich von kleidern sowieso nicht blenden lässt.
nicht mal ein hauch von pornographie lag über diesem detail - und genau das waren die "ränder", die die kirche bis dato jeweils "schamvoll" überdecken will, was aber letztlich doch zu eigenartigen sexuellen entgleisungen und verstrickungen bei doch vielen ihrer "schafe" geführt hat ...
Eine Kunst-Installation mit dem Titel „Abendmahl und zwölf Begleiter“ bereichert die Ausstellung im Museum am Würzburger Dom. Sie nimmt Bezug auf das berühmte "Abendmahl" von Leonardo da Vinci: Aber da - wo Jesus eigentlich am Tische säße zum Brotbrechen, in der Bildmitte - ist der Platz leer. Ein moderner Bildwerfer, ein Beamer, projiziert dafür das Bild des jeweiligen Betrachters dorthin - also das Bild von Dir und von mir - so dass jeder Besucher diesen prominenten Platz beim Betrachten einnimmt - und sicherlich ins Sinnieren gerät.
Die Installation des Künstlers Henning von Gierke bildet wie in einem Spiegel dieses sich permanent wandelnde in Bipolaritäten verlaufende Leben in all seinen Widersprüchen und Gegensätzen und Übergängen ab - in leichter Abwandlung des weltberühmten und wohl ikonografisch unverwechselbaren Gestus des großen Leonardo: Da sitzen und liegen Gesunde und Kranke ebenso wie Alte und Junge und auch Schöne und Hässliche - und Angezogene und Nackte - ja bis hin zu Lebenden und Sterbenden - eben der Mensch in all seinen Daseins- und Durchgangsstadien - zu Tische.
Da ist zunächst die Gewissheit: Wir müssen uns bei unserem Herrgott nicht schämen für unser jeweiliges Sosein.Und der augenblickliche Betrachter ahnt, dass er all diese Stadien seiner Existenz bildhaft und emotional in und an sich vorüberziehen lassen kann: rückblickend - besinnend - vorausschauend - ängstlich und tröstlich ...
Das "Nackte" im Leben - in dieser Installation - hat nun natürlich wieder prompt einen Sturm dieser unverbesserlich prüden Kritiker ausgelöst, dieses Projekt als "nervig", "unzumutbar" und "blasphemisch" zu brandmarken und beim Bischof die sofortige Entfernung aus dem Museum zu verlangen - obwohl wir doch alle tatsächlich nur als splitternackte Geschöpfe bei unserem Herrgott stehen - egal wie Reich und Schön und mit wieviel Pelzmäntel bestückt - in eben diesen abgebildeten Bipolaritäten ...
Um hier das Zitat von Francis Picabia aufzugreifen: Unser Kopf ist rund, damit wir beim Denken die Richtung ändern können ...: Diese einfach nur oberflächlich angewiderten "Kunstbanausen" im Anblick einer nur sie "verletzenden" "Nacktheit" - und vielleicht in diesem Falle auch die Bildprojektion des jeweiligen Betrachters an Jesu statt - die immer wieder gleich "Blasphemie" und "hängt diesen Schund ab" schreien, wenn etwas nicht in ihr enges "christliches" Weltbild passt - sie vermögen beim Anblick eines solchen Bildes, trotz "eines runden Kopfes", eben leider nicht ihre "Denkrichtung" zu ändern ...
"Letztlich stellt auch dieses Werk existentielle Fragen, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Ausstellung ziehen: Wer bin ich? Woraus lebe ich? Worauf hoffe ich?", sagt deshalb Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Bau- und Kunstreferent des Bistums Würzburg. Wer den von Gierkes Werk gestalteten Raum betrete, werde hinein genommen in die Bühne des Lebens und müsse seinen Platz finden. "Abendmahl ist für mich überall da, wo Feier des Lebens geschieht."
Flankierend findet sich - neben dem zentralen, interaktiven Triptychon mit Tisch und Spiegel davor - eine Reihe von zwölf kleinen Gemälden, die erläuternd wirken. Gierke hat sie mit Schlagwörtern wie "opfern", "empfangen" oder "Brotbrechen" betitelt und greift darin zum Teil Details des großen Gemäldes auf. Vor einem davon baumelt ein Rahmen mit einem Feigenblatt darin. Es versteckt den Schambereich einer nackten Frau. „Wir hatten erst überlegt, ob wir das Bild ganz abnehmen und uns aber dagegen entschieden. Stattdessen hat der Künstler nachträglich dieses Feigenblatt geschaffen.“
Die Installation heißt „Abendmahl und zwölf Begleiter“:
Als "Liebeserklärung an das Leben" will Gierke selbst sein Werk verstanden wissen, das jetzt dauerhaft in Würzburg einen Platz gefunden hat. Eine Liebeserklärung, die auch den Tod mit einbindet - und integriert ins Leben: Seit Jesus ist das eine wahrhaft österliche Botschaft - und gegen jeder Kritik erhaben ...
Bild- und Textquellen: WELT online, welt.de, SPIEGEL Nr. 11 / 2011 - S. 48, Abendzeitung Nürnberg, DPA, David Ebener (bearbeitet) u.a.