Ich überlege, welche Schnulze am Donnerstag bei den beiden Unzertrennlichen Löw und Klinsmann dudeln könnte: Vielleicht "Wir wollen niemals auseinandergehen" - oder: "Heißer Sand - und ein verlorenes Land..." - festzuhalten ist aber in jedem Falle dazu die gute alte Redensart: "Man(n) trifft sich immer zweimal im Leben" ... - was ja in manchen Situationen fast als Drohung daherkommt ...
Nun - was war das damals mit der "Schande von Gijon": So wird das Fußballspiel zwischen der deutschen und der österreichischen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 in Spanien bezeichnet, was am 25. Juni 1982 in Gijón stattfand und mit 1:0 für Deutschland endete.
Berüchtigt wurde die Partie, da die frühe deutsche Führung beiden Mannschaften das Weiterkommen in die nächste Runde erlaubte und das Spiel entsprechend ohne ernsthafte Angriffsbemühungen zu Ende geführt wurde. Ausscheiden musste trotz ebenfalls zweier Siege die Mannschaft Algeriens, deren letztes Vorrundenspiel bereits tags zuvor stattgefunden hatte und dessen Endergebnis beiden Mannschaften entsprechend bekannt war. Als Konsequenz dieser Leistungsverweigerung werden seither die beiden letzten Vorrundenspiele einer Gruppe in großen Turnieren zeitgleich ausgetragen.
S!NEDi|photo|karikatur: wir wollen niemals auseinandergehen ... |
Nach dem 2:2 seiner US-amerikanischen Elf gegen Portugal in der vergangenen Nacht reicht nun sowohl Klinsmanns Mannschaft als auch dem deutschen Team seines früheren Assistenten Joachim Löw im letzten Gruppenspiel gegeneinander ein Unentschieden, um ins Achtelfinale der Fußball-WM 2014 in Brasilien einzuziehen.
Aber seine Mannschaft werde auf Sieg spielen, beteuerte der frühere Bundestrainer und jetzige Trainer des Teams USA. „Wir sind nicht gemacht für Unentschieden", sagte Klinsmann nach dem Spiel und sprach gleich für seinen Freund Joachim Löw mit. "Beide Mannschaften werden da rein gehen und wollen die Gruppe gewinnen.“ Wenn der 49-Jährige eine Mission übernimmt, dann mit voller Kraft und Wucht. Er war schon immer ein sehr ehrgeiziger Mensch, der sich selbst keine Fehler gestattet und jede Niederlage persönlich nimmt. Deshalb war es kaum verwunderlich, als er anfügte: "Jetzt müssen wir Deutschland schlagen.
Mit Blick eben auf das unselige Beispiel der "Schande von Gijon" 1982, als Deutschland im letzten Gruppenspiel bei der WM 1982 gegen Österreich 1:0 in Führung ging und beide Mannschaften daraufhin das Spielen einstellten, weil das Ergebnis für beide zum Weiterkommen reichte, sagte Klinsmann: "Das ist alles ein Teil der deutschen, nicht der amerikanischen Fußball-Geschichte."
Nun - so einfach kann es sich Klinsmann eigentlich nicht machen, denn er selbst ist ja auch mehr ein Teil der deutschen, (noch) nicht der amerikanischen Fußball-Geschichte - das wollen wir dann doch noch mal klarstellen ...
Aber das 2:2 der USA gegen Portugal bringt Deutschland schon fast ohne jede Gijon-Trickserei ins Achtelfinale. Nur noch wenig kann für das Team von Joachim Löw schiefgehen. Aber - wenn der "Fußball-Gott" es will: Deutschland kann auch noch rausfliegen, wenn denn mindestens das Unentschieden ausbleiben sollte - womit eigentlich bei der Ausgangsbasis gegen die USA nicht zu rechnen ist ...
In den folgenden Fällen kommt die Löw-Elf sicher eine Runde weiter:
- Deutschland gewinnt im abschließenden Gruppenspiel am Donnerstag um 18 Uhr gegen die USA oder spielt gegen das Team von Jürgen Klinsmann Unentschieden
- Ghana und Portugal trennen sich Unentschieden
- Etwas Spezieller wird es, wenn Deutschland das Spiel verlieren sollte: Wenn denn Portugal oder Ghana gewinnen, entscheidet das Torverhältnis über das Weiterkommen. Nach dem 4:0 der Deutschen gegen Portugal im ersten Spiel, bräuchten beide Konkurrenten aber entweder eine hohe Pleite Deutschlands gegen die USA - oder aber jeweils einen eigenen hohen Sieg, um Deutschland doch noch abzufangen: Aber - Ghanas Torverhältnis ist derzeit um fünf Tore schlechter, das der Portugiesen sogar um acht Tore - und
- Deutschland müsste schon 0:2 gegen die USA verlieren, Ghana 3:0 gegen Portugal gewinnen, damit die DFB-Elf und die Afrikaner nach dem 2:2-Unentschieden aus dem direkten Duell nicht nur punktgleich sind, sondern auch ein identisches Torverhältnis und die identische Anzahl erzielter Tore vorweisen.
- Aber wer will schon dann das Los über sein Schicksal entscheiden lassen?
Deutschland zieht als Gruppensieger ins Achtelfinale ein,
- wenn die DFB-Elf gegen die USA gewinnt oder Unentschieden spielt.
Deutschland kommt als Gruppenzweiter weiter, wenn es
- gegen die USA verliert und Ghana und Portugal unentschieden spielen
- gegen die USA verliert, Ghana gegen Portugal gewinnt, dabei aber das um fünf Treffer schlechtere Torverhältnis gegenüber Deutschland nicht aufholt
- gegen die USA verliert, Portugal gegen Ghana gewinnt, dabei aber das um acht Treffer schlechtere Torverhältnisse nicht aufholt.
- ...es gegen die USA verliert, Ghana gegen Portugal gewinnt und dabei das um fünf Treffer schlechtere Torverhältnis aufholt.
- ... es gegen die USA verliert, Portugal gegen Ghana gewinnt und dabei das um acht Treffer schlechtere Torverhältnis aufholt.
Soweit also die WM-Mathematik-Überlegungen mit allem Wenn & Aber ...Der frühere Schalker Jermaine Jones, der den 1:1-Ausgleich für die USA im Spiel gegen Portugal erzielte, eierte etwas herum, als er nach der Gefahr einer Einigung auf dem Platz beim letzten Gruppenspiel zwischen seiner Mannschaft und Deutschland gefragt wird. Natürlich würden beide "korrekt an die Sache rangehen, aber, ja, wir wollen weiterkommen und die Deutschen wollen weiterkommen...", sagte Jones und ließ Raum für Interpretationen.
In einem guten Interview im ZDF-Morgenmagazin steuert Thomas Hitzlsperger die Perspektive des Profisportlers bei. Angesprochen auf die Gefahr einer neuen "Schande von Gijon" weist der frühere Nationalspieler darauf hin, dass sich Trainer Jürgen Klinsmann und seine Spieler in den USA "ein Denkmal setzen könnten, wenn sie die Deutschen schlagen" und deshalb mit genug Ehrgeiz ins Spiel gehen werden. Gefragt, ob denn nicht doch irgendwann der Siegeswille nachlasse, zum Beispiel wenn es bei großer Hitze in der zweiten Halbzeit unentschieden stünde und beide Teams dadurch nun einmal weiterkämen, sagte Hitzlsperger aber auch: "Das ist schon richtig." Es könne schon sein, dass man dann in den letzten zehn Minuten nicht mehr voll aus sich rausgehe.
Um den Sieg in der Gruppe G geht es ja am Rande auch noch - im letzten Vorrundenspiel der Deutschen gegen die US-Amerikaner an diesem Donnerstag: Grundsätzlich erwartet den Gruppenzweiten im Turnier ein vermeintlich stärkerer Gegner, nämlich ein Gruppensieger.
Ob dieser Aspekt aber hier so wichtig ist, kann man bezweifeln: Mögliche Gegner sind Belgien, Algerien, Russland oder Südkorea aus der Gruppe H. Obwohl sich die Belgier bislang mit Effizienz und die Algerier mit Spielfreude hervortun, jagt wohl keiner dieser Gegner Klinsmann oder Löw allzu große Angst ein. Russland und Südkorea sind bislang schwach und stehen wohl vor dem Aus, obwohl beide noch Chancen aufs Weiterkommen hätten.
Mit Materialien aus: WIKIPEDIA, tagesspiegel, Focus u.a.