... und wenn Du denkst, jetzt geht nichts mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her ... |
Am 4. April 1968 wurde Martin Luther King in Memphis/Tennessee, wo er zur Unterstützung des Müllarbeiterstreiks war, ermordet. Am Abend des 3. April hielt er in der Meason Temple Church in Memphis eine Ansprache, die später mit dem Titel “Berggipfelrede” versehen wurde. Viele, die diese Rede gehört hatten, waren überzeugt, King habe seinen Tod vorausgeahnt. Sicherlich war ihm der Gedanke durch eine Bombendrohung, die es vor seinem Abflug aus Atlanta gegeben hatte, und andere Morddrohungen sehr nahe. Diese letzte Predigt Martin Luther Kings, dieses "Vermächtnis" sozusagen, endete mit den Worten:
"Nun, ich weiß nicht, was jetzt geschehen wird. Schwierige Tage liegen vor uns. Aber das macht mir jetzt wirklich nichts aus. Denn ich bin auf dem Gipfel des Berges gewesen. Ich mache mir keine Sorgen. Wie jeder andere würde ich gern lange leben. Langlebigkeit hat ihren Wert. Aber darum bin ich jetzt nicht besorgt. Ich möchte nur Gottes Willen tun. Er hat mir erlaubt, auf den Berg zu steigen. Und ich habe hinübergesehen. Ich habe das Gelobte Land gesehen. Vielleicht gelange ich nicht dorthin mit euch. Aber ihr sollt heute Abend wissen, dass wir, als ein Volk, in das Gelobte Land gelangen werden. Und deshalb bin ich glücklich heute Abend. Ich mache mir keine Sorgen wegen irgend etwas. Ich fürchte niemanden. Meine Augen haben die Herrlichkeit des kommenden Herrn gesehen...".
S!NEDi|photography: himmel |
Martin Luther King hat "die Herrlichkeit des kommenden Herrn gesehen" - und ist nach eigenem Bekunden "auf dem Gipfel des Berges gewesen" ... Er hat "den Himmel auf Erden" gesehen.
Manchmal bricht ein "Himmel" regelrecht blitzartig direkt in das Geschehen dieser Erde ... - manchmal kann man einen Blick "in den Himmel" werfen, trotz all der derzeitigen Nachrichten über Kriege, Unterdrückungen, Verrat und Mord bzw. "Morddrohungen" - ähnlich wie 1968 bei Martin Luther King ... Trotz all dieser eher in die Höllen verorteten Schimären ist da immer noch ein plötzliches Zipfelchen, ein Blitz aus nicht immer heiteren "Himmeln": ein "Fingerzeig Gottes" in diese schnöde Welt - eine Ahnung bei all diesem Grollen und diesem Schwefelgelb am Horizont: eine Ahnung, wie es in dieser Welt auch sein könnte ...
Die Bibel beschreibt diesen paradiesisch-himmlischen Zustand in den Bildern, die dem Schreiber damals zur Verfügung standen:
1 Dann wird ein Zweig aus dem Baumstumpf Isais austreiben,
und ein Spross wächst aus seiner Wurzel heraus.
2 Auf dieser Person wird der Geisthauch Gottes ruhen,
der Geisthauch der Weisheit und Einsicht,
der Geisthauch des Rates und der Stärke,
der Geisthauch der Erkenntnis und der Ehrfurcht vor Gott.
3 Sie wird Wohlgefallen an der Ehrfurcht vor Gott haben.
Nicht nach dem Augenschein wird sie Recht aufrichten,
nicht nach dem Hörensagen Ausgleich schaffen.
4 Vielmehr wird sie in Gerechtigkeit die Schwachen richten,
in Aufrichtigkeit für die Armen des Landes entscheiden,
wird das Land mit dem Stock ihres Mundes schlagen
und mit dem Hauch ihrer Lippen die töten, die Böses tun.
5 Dann wird sie Gerechtigkeit als Gürtel um ihre Hüften
und die Treue als Gürtel um die Taille tragen.
6 Dann wird der Wolf beim Lamm als Flüchtling unterkommen,
und der Leopard wird beim Böckchen lagern;
Kalb, Junglöwe und Mastvieh leben zusammen,
ein kleines Kind treibt sie.
7 Kuh und Bärin werden weiden, gemeinsam werden ihre Jungen lagern, und der Löwe wird wie das Rind Stroh fressen.
8 Der Säugling wird vergnügt an der Höhle der Kreuzotter spielen,
und nach dem Loch der Giftschlange
wird das Kleinkind mit seiner Hand patschen.
9 Sie werden nichts Böses tun und kein Verderben mehr anrichten
auf dem ganzen Berg meiner Heiligkeit,
denn die Erde ist erfüllt mit Erkenntnis Gottes,
wie die Wasser im Meer den Boden bedecken.
Jesaja Kapitel 11, Verse 1-9 in der Übersetzung der „Bibel in gerechter Sprache“
Ja - und im Januar 1990 konnte man das dann mal tatsächlich erleben: Wie das ist, wenn plötzlich der Wolf Zuflucht nimmt beim Schaf: Vierzig Jahre lang hatte der Wolf die Lämmerherde bedroht, wie viele Schafe hatte er gerissen in dieser Zeit. Und jetzt gewährt ein Lamm dem flüchtigen Wolf Schutz ...
Eheleute Honnecker und Pfr. Holmer | © WWW.ZEITZEUGEN-TV.COM /MDR |
Das Lamm, das den Wolf aufnahm, hieß Uwe Holmer, Pastor der Lobetaler Anstalten. Und der Wolf war Erich Honnecker. Die abgewählten Politbüromitglieder mussten bis zum 1. Februar 1990 die Waldsiedlung Wandlitz verlassen, und Erich und Margot Honnecker wussten nicht, wohin. Seine Genossen ließen ihn im Stich, für das Scheitern der DDR sollte er auf einmal ganz allein verantwortlich sein. Er war auch seines Lebens nicht mehr sicher. Der Anstaltspfarrer Holmer nahm es auf seine eigene Kappe und nahm das Ehepaar Honnecker in sein Pfarrhaus auf. Erich Honnecker war schon von Krankheit gezeichnet, und Holmer ging mit ihm durch die Anstalt spazieren, erklärte ihm die Diakonie und das christliche Menschenbild. Währenddessen hat Margot im Pfarrhaus klaglos die Treppe gewischt. Etwa drei Monate ging das so, dann siedelten die Honneckers um in ein sowjetisches Militärlazarett. Aber noch jedes Jahr zu Weihnachten (zu Weihnachten!) schickte Margot aus Chile eine Grußkarte an die Holmers - noch jahrelang ...
Das sind diese plötzlichen Zufälle, diese "Ein-Fälle" des "Himmels" in diese Welt: Und wenn es scheint, dass in der Menschenwelt zur Zeit kaum ein Stück "Himmel" hereinbricht: In die Tierwelt blitzt plötzlich dieses Paradies hinein: "Kuh und Bärin werden weiden, gemeinsam werden ihre Jungen lagern" behauptet die Bibel vom "himmlischen" Paradies - und dieses um die Welt gegangene Video beweist: Die Bärin rettet ganz "selbstlos" eine ertrinkende und verletzte Krähe aus dem Wasser ... - eigentlich unvorstellbar ...
Aber - wenn Sie sich dieses Video anschauen, spüren Sie vielleicht etwas von dem, was Martin Luther King so kurz vor seiner Ermordung damit gemeint hat: "Gott hat mir erlaubt, auf den Berg zu steigen. Und ich habe hinübergesehen. Ich habe das Gelobte Land gesehen..." - "Dann wird der Wolf beim Lamm als Flüchtling unterkommen..." - "Sie werden nichts Böses mehr tun und kein Verderben mehr anrichten auf dem ganzen Berg seiner Heiligkeit, denn die Erde ist erfüllt mit Erkenntnis Gottes" ... Es liegt bei uns - es liegt in unserer Verantwortung - es liegt an unseren Gebeten in welchem Zustand diese Welt ist ... - und vielleicht bringen wir ja eine ähnliche "biblische" - ja "barmherzige" Verantwortung auf, wie diese Bärin in ihrer Selbstverständlichkeit ...
Wir müssen die Augen offenhalten und es erspüren, wenn der "Himmel" die Erde berührt ...
Die Erschaffung Adams | Michelangelo, zwischen 1508 und 1512 | Fresko, 480 cm × 230 cm | Sixtinische Kapelle |
Mit Anregungen aus einer Predigt von Pfr. Dr. Gotthard Oblau, Essen-Rellinghausen und einem UK-Leitartikel, aus Nr. 33|2014 von Gerd-Matthias Hoeffchen