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Sterblichkeitsindex: "10-Year Mortality Index for Older Adults" - Ein makaberer Ankreuz-Test ...

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Die Ware "Mensch" 
Kosten-/Nutzen-Einordnung: Der Sterblichkeitsindex ...

Umstrittener Test für Senioren: Wie bald sterbe ich?

Von Matthias Lauerer - SPIEGEL-ONLINE

Mit zwölf Fragen soll ein Test die Frage beantworten, wie lange ältere Menschen noch zu leben haben. US-Wissenschaftler wollen so abwägen, für wen sich Vorsorgemaßnahmen noch lohnen - und für wen nicht. Deutsche Ärzte sind empört.




Der Test, den US-Mediziner jetzt vorgestellt haben und der bei deutschen Ärzte auf harsche Kritik stößt, funktioniert wie jede Checkliste: Zwölf Fragen müssen beantwortet werden, Fachwissen ist nicht nötig. Männlich oder weiblich? Männer bekommen zwei Punkte. Raucher? Noch einer. Diabetiker? Wieder ein Punkt. Einmal um den Block gehen funktioniert nicht mehr so gut? Noch einmal zwei Punkte. Maximal erreichbar sind 26 Punkte - und wer diesen Jackpot knackt, der überlebt das Jahr 2023 mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht mehr.


Das klingt makaber. Gedacht ist es als Versuch von US-Medizinern, mit Hilfe eines einfachen Tests die Sterbenswahrscheinlichkeit von älteren Menschen für die nächsten zehn Jahre zu ermitteln. Das Ziel: "Eine Kosten-Nutzen-Analyse, um zu klären, welcher Patient von welchem Eingriff profitieren könnte", erklärt Studienleiterin Marisa Cruz von der University of California in San Francisco. Für ihren Test haben die Wissenschaftler um Cruz die Daten von mehr als 20.000 US-Bürgern über 50 Jahren ausgewertet, die zwischen 1998 und 2008 zu ihrer Gesundheit befragt worden waren.
"Neue Richtlinien raten dazu, die Lebenserwartung des Patienten in die Therapieentscheidung einzubeziehen, wenn es etwa um langfristige Vorsorgemaßnahmen wie Darmkrebs oder Diabetes geht", schreiben die Autoren im Fachmagazin "Jama", wo sie ihren Test kürzlich veröffentlicht haben. Für junge Menschen sei der Test nicht geeignet, erst ab 60 Jahren stimme die Prognose, so die Ärzte. "Jede Vorsorgeuntersuchung und jeder klinische Eingriff ist für diese Menschen riskant", so Cruz. "Einen Eingriff sollte man nur bei den Patienten auszuführen, denen er nutzt."

"Das ist Hokuspokus"

Deutsche Mediziner reagieren verhalten auf den "10-Year Mortality Index for Older Adults": "Ich finde diesen Test und die Studie, auf der er beruht, ethisch bedenklich und würde sehr vorsichtig damit umgehen. Wenn eine Auswertung von nur zwölf Fragen darüber entscheidet, ob dem Patienten eine medizinische Behandlung widerfährt oder nicht, ist das sehr diskriminierend", sagt der Forschungskoordinator des Leibniz-Instituts für Altersforschung, Wilfried Briest, zu SPIEGEL ONLINE. "Am Testende werde ich mit einem Wert konfrontiert, der mir beispielsweise eine Lebenserwartung von vier Jahren verspricht. Und was mache ich dann damit?"

Deutliche Worte findet der Internist Stefan Schreiber vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. "In dem Test finden sich viele Parameter für eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit. Hiermit macht man es sich zu einfach, das ist Hokuspokus. Hier wird lediglich vorhergesagt, dass der, dem es bereits schlecht geht, auch kürzer lebt - worum es wirklich geht, ist die Lebenserwartung in weitem Vorfeld von Erkrankungen abzuschätzen. Das ist ärztliche Grunderfahrung, nur als Index verkauft, daran finde ich nichts Spektakuläres", urteilt Schneider.

Der US-Test dürfte es denn auch schwer haben, sich in Deutschland durchzusetzen. Hausärztin Kristina Saamer aus dem Rheinland betreut in ihrer Praxis in jedem Vierteljahr über 2000 Patienten. Sie fühlt sich von dem US-Sterblichkeitstest an Risikorechner erinnert, die den Patienten für einzelne Krankheiten vor Augen führen können, wie selbst leichte Veränderungen des eigenen Verhaltens sich positiv auf die Gesundheit auswirken. "Ich habe bei dem neuen Test das Gefühl, dass man Altbekanntes miteinander vermischt hat", sagt Saamer. Dem Patienten könnte mit gezielten Hinweisen, wie er selbst in machbaren Schritten seine Gesundheit fördern kann, mehr geholfen sein, als mit einer Prozentzahl zum eigenen Zehnjahresüberleben.

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/sterblichkeitstest-fuer-senioren-wie-lange-lebe-ich-noch-als-test-a-892490.html

sinedi's kommentar:
Also - so ganz beiseite - als ungehörige Panikmache - darf man diese Zeilen nicht schieben. Ich bin jetzt 66 Jahre alt - und habe bereits vor 15-/10 Jahren folgende Episode erlebt:
Ich stürzte auf einem Roll-Gehsteig aufgrund der Feuchtglätte der metallenen Lamellen. Dabei knickte sich das linke Knie seitwärts ein - und ein Meniskusschaden (Riss) war die Folge. Der behandelnde Orthopäde riet zu einer sofortigen Op., die ich ambulant durchführen ließ. Ich bekam zur Rekonvaleszenz ein Übungsgerät für Zuhause ausgeliehen - und erhielt 12 x Krankengymnastik. Nach ca. 6 Wochen war ich wieder einsatzfähig.
 
Ich bin ganz normal krankenversichert bei einer BKK - ohne besondere Extra-Zusatzleistungen. Da es sich um einen Wegeunfall handelte gab es eine Abrechnung über die Berufsgenossenschaft.  
Ein paar Jahre später stürzte ich als Zuschauer einer Treibjagd-Vorführung mit Pferden bei einem Garten-Event als ich vor den heranpreschenden Jägern zurückweichen musste. Diesmal knickte mein rechtes Knie so unglücklich um, dass ein Bänderriss die Folge war. Den hinzugezogenen Orthopäden fragte ich nach einer ähnlichen Op. wie damals beim Meniskus - aber er bedeutete mir, dass ich ja bald in den Ruhestand versetzt würde - und eine Op. von meiner Kasse nicht getragen würde. Die Berufsgenossenschaft war außen vor, da es ein Freizeitunfall war. Ich könne natürlich "privat" da etwas machen lassen - ansonsten müsse ich das "konservativ" behandeln lassen. Er schrieb mir 6 x Krankengymnastik auf. Nach ca. 8 Wochen war ich wieder arbeitsfähig. 
Ansonsten glaube ich schon, dass in den Krankenkassen mit den dort vorliegenden Diagnosen jedes Einzelnen ähnliche Berechnungen durchgeführt werden - ohne unser Wissen.
Hoffentlich kennen unsere Renten- und Krankenkassen "buchhalterisch" nicht diesen in diesem Falle makaberen Begriff der "Un-Kosten" - sondern eben nur einfach: "Kosten" ... 






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