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Grönemeyer: Einverstanden - Morgen | Dauend Jetzt

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Neues Album "Dauernd Jetzt" 
Herbert Grönemeyer lässt jetzt tanzen

Herbert Grönemeyer ist zurück. Kraftvoll und gut gelaunt. "Dauernd Jetzt" heißt das Album, das ein ewiges Ja zum Leben beschwört. Das nimmt man dem Meister aus dem Pott auf der Releaseparty auch ab. 

Von Sophie Albers Ben Chamo | Stern.de

Herbert Grönemeyer ist Herbert Grönemeyer ist Herbert Grönemeyer, und das ist gut so. Kein anderer deutscher Popstar ist so angenehm deutsch wie er. Die Grönemeyerschen langen Vokale, die Universalität seiner Pop-Poesie, dieses freundliche, harmlose Gesicht mit den blonden Strähnen, darauf können sich alle einigen. Auch im November 2014. "Morgen" heißt der Begrüßungscocktail auf Gin-Basis. "Dauernd Jetzt" heißt das neue Album.

Grönemeyers unschätzbaren Wert für die deutsche Musikindustrie (Er IST der nachhaltigste Popstar dieses Landes) kann man auch daran ablesen, dass der gesamte Grill Royal (George Clooneys Lieblingsrestaurant in Berlin) für die Release-Party gemietet wurde. Rund 200 "Freunde" (Journalisten, PR-Agenten, Labelmitarbeiter und sonstige) werden mit Champagner abgefüllt, während Herbert so laut aus den Luxus-Boxen dröhnt, dass Unterhaltungen unmöglich sind.

"Der Löw ist los"

Die Songs klingen mal ein bisschen nach Sting ("Fang mich an"), mal ein bisschen nach amerikanischer Singer-Songwriter ("Ich lieb mich durch"). Es gibt eine WM-Hymne ("Der Löw") und sogar einen Dance-Remix. Aber natürlich ist jedes Stück zu 100 Prozent Herbert Grönemeyer, sogar wenn er nicht singt ("Annäherung"). Der 58-Jährige ist und bleibt der Balladenkönig. Und sein Liebeslied auf Deutschland ("Unser Land") bringt vielleicht sogar eine kleine Patriotismus-Diskussion in Gang. Grönemeyer selbst ist über allen Zweifel erhaben. Keiner biegt die deutsche Sprache so schön, ohne je Authentizität einzubüßen. Und das seit Ende der 70er Jahre.

Deshalb oder vielleicht weil er auch mal am Schampus genippt hat, parliert Grönemeyer nach dem gemeinsamen Album-Listening aufs Entspannteste: "Ich klimper' so vor mich hin", beschreibt er den Song-Entstehungsprozess, der bei ihm wie bei allen großen Sängern mit der Musik beginnt. "Dann stehe ich auf, rufe Freunde an, dann ess' ich was, dann setz' ich mich wieder ans Klavier und klimper was." Es sei wie ein Puzzle, "wie ein Bild, das ich male". Und manchmal, im Fluss, merke er dann "Oh, das war klug. Und dann fange ich an zu singen und merke, das war nix." Annette Humpe hat übrigens Song Nummer elf geschrieben: "Einverstanden".
"Ich denke mir nicht viel bei meinen Platten"

Grönemeyer ist wirklich in bester Plauderlaune, wie er so im schwarzen Jackett überm schwarzen T-Shirt vor dem edlen Tresen steht. "Wenn ich besonders glücklich bin, quatsche ich besonders viel und halte mich für besonders lustig. Und weil ich ja prominent bin, lachen die Leute auch." Natürlich lachen sie, sogar als er das hier sagt: "Ich denke mir nicht viel bei meinen Platten." Da allerdings wohl eher in der Hoffnung, er möge doch bitte scherzen. Schließlich hat man doch immer so viel von sich selbst in diese Texte hineingelesen. Sich verstanden gefühlt. Aber er lässt nicht locker: "Manche Worte sind einfach nur da, weil da 'ne Lücke ist. Er lacht allein. Dann, immerhin: Der Albumtitel "Dauernd Jetzt", das heiße vielleicht, den "Augenblick zu strecken", sich fallen zu lassen, dass es okay ist, so wie es ist. Dankbares Klatschen.

Herbert Grönemeyer ist für uns alle da. Ob er will oder nicht. Und deshalb gibt er als Schlusswort auch ein Versprechen ab: "Musik schreiben werde ich immer, so wie ich hoffentlich immer küssen werde." Deine Fans danken, Herbert.



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Herbert Grönemeyer im Interview mit dem stern 

Warum er Angela Merkel nicht gern treffen möchte

Er hat Flugzeuge im Bauch - Bochum steckt ihm in den Knochen. Herbert Grönemeyer im stern-Gespräch über neue und alte Songs, seine DDR-Erfahrungen und das Leben als alleinerziehender Vater.

Das Interview mit Herbert Grönemeyer erschien in der stern-Printausgabe Nr. 47 am 13. November 2014.

Herr Grönemeyer, Sie haben mal gesagt: "Ein neues Album gibt immer viel radikaler über mich Auskunft als jede Selbstanalyse." Was verrät Ihr neues Album "Dauernd Jetzt"über Sie?

Es erzählt davon, dass ich wieder einen Standort habe. Ich bin in meinem jetzigen Leben angekommen. Vorher war ich unterwegs, auf der Suche, habe ich versucht, aufzubrechen … ohne eigentlich zu wissen, wohin. Nun habe ich schon länger das Gefühl: Ich stehe wieder. Auf beiden Beinen. Ich kann losmarschieren.

Woran liegt das?

Vor allem daran, dass ich seit zweieinhalb Jahren wieder eine Beziehung habe. Eine sehr glückliche. Musik zu schreiben fiel mir bei dieser Platte leicht. Fast so wie in den 80er Jahren. Die Art, wie ich Musik komponiere, erzählt mir oft mehr über mich selbst, als ich weiß. Es war wirklich so, dass ich während des Schreibens gemerkt habe: Dir geht’s besser, als du denkst.

Sie arbeiten sich auf der neuen Platte aber auch am Zeitgeist ab. Ein Stück handelt von digitaler Überwachung – weil das ein modernes Thema ist oder weil Sie sich wirklich davor fürchten?

Weil wir viel zu leichtfertig mit diesem Thema umgehen. Wir sollten auf der Hut sein. Im Netz geben wir unsere Privatsphäre auf, ohne wirklich zu begreifen, was wir da tun, welche Dimension das hat. Und ich stelle mir dann vor, wie sich die Chefs von Facebook, Google und Apple irgendwann zusammentun und sagen: Wir könnten jetzt doch mal still die Welt regieren. Die Leute feuern ja alles rein in diese Netzwerke. Jeder fühlt sich wie ein Star, jeder dreht seinen eigenen Film. Wir denken, wir steuern das noch, aber das Drehbuch kommt immer mehr aus dem Netz. Diese Big-Brother- Kultur des Sich-zeigen-Wollens bei totaler Überwachung finde ich schwierig.

Streiten Sie darüber mit Ihren Kindern?

Wir streiten nicht. Wir debattieren. Die sind jetzt erwachsen, in ihren Zwanzigern. Mein Sohn hat eine kleine Internetfirma, aber bei Facebook ist er schon wieder ausgestiegen, glaube ich. Meiner Tochter habe ich irgendwann mal abends mein altes Handy mitgegeben, mit dem man nur telefonieren kann. Ich dachte, so könnte sie wieder mal ein Gefühl dafür bekommen, wie es sich anfühlt, sich abzuschalten.

Sind Sie auch so ein Vater, der sagt: "Wir waren früher viel politischer. Wir sind sogar gegen die Volkszählung auf die Straße gegangen"?

Nein. Ich finde nicht, dass die Jugend heute unpolitischer ist. Wir leben alle zurzeit in einer Kultur der Folgsamkeit. Wer etwas anprangert, der stört viele in ihrem Einerlei. Wir leben wie unter einer Blase. Die Volkszählung ist trotzdem ein gutes Beispiel: Damals haben die Leute zum Boykott aufgerufen – das war eine Straftat, die kollektiv begangen wurde! Sie haben etwas riskiert. Heute heißt es: Och, wir haben doch nichts zu verbergen. Das Denken hat sich komplett gedreht, nicht nur bei diesem Thema. Ich fürchte, Deutschland hat sich gerade so eingerichtet in dem bequemen Gefühl: Der Laden läuft gut, und wer aufbegehrt, der stört nur.


Ist das das Merkel-Deutschland-Gefühl?

Ganz genau, sie macht das schon, und wir lassen uns einlullen. Dabei habe ich nichts gegen Frau Merkel, aber politisch ist sie mir eher fremd. Sie ist sicher eine sehr interessante Frau. Sie tickt einfach anders als andere Politiker, irgendwie ingenieursartiger. Ich glaube auch, sie klebt nicht so bedingungslos an der Macht, wie es eher Schröder, Koch oder Kohl taten. Sondern Frau Merkel findet es vor allem faszinierend, zu analysieren, wie die Macht funktioniert. Deswegen ist sie so anders. Man kann sich durchaus vorstellen, wie sie abends mit ihrem Mann auf dem Sofa sitzt und diese beiden hochintelligenten Naturwissenschaftler dann darüber reden, wie erstaunlich das doch alles abläuft.

Würden Sie Angela Merkel gern treffen?

Nein. Warum auch? Ich finde, dass Kunst sich nicht mit Politik gemein machen sollte. Der Job eines Künstlers ist es, unberechenbar zu sein. Nicht, weil Künstler klüger sind als andere, sondern, weil sie einfach mehr Zeit haben als jemand, der den ganzen Tag arbeiten muss. Wir Künstler sitzen ja auch viel rum und gucken aus dem Fenster. Das verpflichtet uns zum Querdenken.

"Ich spiele nicht für Politiker"

Sie haben 1983 sechs Monate in der DDR gelebt und einen Film dort gedreht.

Ja, zwei sogar. An Originalschauplätzen in Leipzig und Weimar. Da habe ich richtig gespürt, wie schwer es war, dort ein entspanntes Leben zu führen. Man konnte sehr die Angst vor dem Staat fühlen. Bei mir in der Garderobe saß immer einer. Keine Ahnung, wer das war, man durfte nichts fragen, und es wurde auch nichts erklärt.

Hat diese Erfahrung Ihre Entscheidung gefestigt, niemals in der DDR aufzutreten? Andere BRD-Sänger hatten sich damals anders entschieden, mit der Begründung, das sei im Sinne des Dialogs zwischen West und Ost.

Nein, aber mir hatten damals schon viele Leute aus der ehemaligen DDR geschrieben: "Bitte spiel nicht hier, wir würden niemals eine Karte kriegen. Für uns bricht eine Welt zusammen, wenn du für das System singst. Das macht uns alles kaputt, was wir mit deiner Musik verbinden." Diese Briefe waren der Hauptgrund für mich, nicht in der DDR aufzutreten. Aber natürlich soll da jeder Künstler seinen Weg finden. Meiner war und ist: Ich spiele nicht für Politiker. Vergangenes Jahr habe ich ein Angebot bekommen, im Kreml zu spielen. Aber ich habe das abgesagt. Obwohl ich mich zum Baltikum und zu Russland hingezogen fühle, weil meine Vorfahren mütterlicherseits daher kommen.

Ihren Durchbruch hatten Sie ebenfalls in den Achtzigern, 1984 mit dem Album "4630 Bochum". Das ist jetzt …

... auch schon 30 Jahre her. Herrje. Ja, das ist fast tragisch.

War Ihnen damals klar, dass Sie eine Hymne schreiben? Ein modernes Heimatlied?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe bloß nach Themen gesucht, über die ich singen konnte – und mit Bochum kannte ich mich aus. Dabei haben damals viele gesagt: "Was soll denn der Mist – Bochum ich komm aus dir, Bochum ich häng an dir, aaaaaaaahhh Bochum. Das kauft doch schon in Bottrop keiner mehr." Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ausgerechnet dieses Lied eine Hymne wird.

Sie hatten zu diesem Zeitpunkt bereits vier Platten veröffentlicht.

Die haben aber kaum jemanden interessiert. Die Leute bei meiner Plattenfirma sagten damals: "Sie haben jetzt zwar 'Das Boot' gedreht, aber Ihre Musik will niemand, das hat keinen Sinn mit Ihnen!" Sie warfen mich raus. Eine andere Plattenfirma gab mir dann eine Chance.

Und da ging es dann bergauf ?

Na ja, es sah erst nicht danach aus. Bevor "Bochum" veröffentlicht wurde, bin ich auf Werbetour durch einige Plattenläden getingelt. Eine Erfahrung voller Demütigungen. Da stand ich dann neben einem Vertriebsmann meiner Plattenfirma, der zum Inhaber eines Ladens sagte: "Hier, den kennst du doch, das ist der Grönemeyer!""Hörnse mir bloß auf mit dem", sagte der, während ich mit hochrotem Kopf daneben stand. "Gucken Sie den ganzen Müll hier", dabei zeigte er auf ein Regal mit meinen Platten, "die kauft keiner. Bleibense mir weg mit dem."

Das Lied "Bochum" wurde dann trotzdem das Lied, das bis heute Ihren Erfolg mitbestimmt.

Ja, das ist schön verrückt. Es gibt heute wohl noch Kneipen in Bochum, die spielen jeden Abend um Mitternacht das Lied. Und beim VfL Bochum spielen sie das auch im Tunnel im Stadion, wenn die Spieler rausgehen, das hat mir einmal Bastian Schweinsteiger erzählt. Bis heute! Das freut mich wirklich sehr.

Sie leben inzwischen schon seit Jahren in London und Berlin. Wie erklären Sie Ihren Freunden dort, was das Tolle am Ruhrgebiet ist?

Im Ruhrgebiet kannst du jedem direkt auf die Nase zusagen, was du denkst.

Auch Ihnen?

Klar, das kommt vor. Wenn ich in Bochum bin, werde ich aufgenommen wie ein Familienmitglied. Und dann muss man auch aushalten können: "Herbert! Hast aber auch ein bisschen zugelegt, Herbert!" So was sagt dir der Blumenhändler, wenn du in seinen Laden reinkommst. Das Allerwichtigste im Ruhrgebiet ist allerdings: Du musst hundertprozentig zuverlässig sein. Das ist das erste Bergmann-Gesetz. Du brauchst nicht gut Fußball spielen zu können, du brauchst kein Intellektueller zu sein. Aber wenn du nicht zuverlässig bist, dann kannst du da auswandern. Mit der Kultur bin ich groß geworden.

Kann man eigentlich ein bodenständiger Künstler sein?

Nein. Man ist kein bodenständiger Künstler. Man tut vielleicht so, als sei man bodenständig. Gleichzeitig pumpt man sich auf, stilisiert sich. Die Leute gehen schließlich in ein Konzert oder ins Theater, um einen Wagemutigen zu sehen. So ist das eher. Der "bodenständige Künstler" ist eine Kunstfigur.

Die Lieblings-Kunstfigur der Deutschen?

Ja, kann sein, weil der Deutsche es bevorzugt, dass sich niemand aus dem Mittelmaß bewegt, das ist ihm nicht geheuer. In England gilt: je schräger und schriller, desto interessanter. In Deutschland sind kleine Ausreißer erlaubt, aber dann schnell zurück ins Glied, denn nur so läuft die Maschine.

Offenbar verstehen Sie es sehr gut, das spezifisch "Deutsche" anzurühren. Ihr Co-Produzent Alex Silva, ein Brite, findet sogar, dass Ihre Songs an deutsche Volkslieder erinnern …

Ach ja? Das hat er mir so noch nie gesagt. Vielleicht, weil die Menschen viele dieser Lieder kennen und gern selbst singen. Also früher haben wir auf Reisen im Auto die Lieder aus der "Mundorgel" rauf und runter gesungen. Da gibt es tolle Stücke, schöne Melodien, das war schon eine Prägung. Ich habe bereits als Kind Ukulele gespielt. Und später dann Gitarre. Meine Klassenkameraden erzählen heute noch, wie ich manchmal genervt habe: "Soll ich mal was spielen?" Und sie so: "Nein! Nicht schon wieder 'Morning Has Broken'!" Es ist wirklich keine Übertreibung, wenn ich sage, ich habe immer Musik gemacht, immer.

Was wären Sie heute ohne Musik?

Vielleicht wäre ich ein großer Melancholiker geworden. Schon in der Pubertät hat mir das Singen und Musikmachen bei Krisen, die ich damals durchlief, geholfen. Das macht sehr glücklich. Viele Leute fahren dafür heute für viel Geld nach Tibet und chanten dort vor sich hin – die könnten genauso gut im Kirchenchor in Gelsenkirchen singen. Das ist dasselbe und viel günstiger.

Sie haben mal gesagt: Musik ist das einzige Revier, in dem ich mich wirklich sicher fühle. Sind Sie denn im Leben ein Zauderer?

Zauderer? Das klingt mir zu dramatisch. Ich denke nicht, dass ich wie jemand wirke, der nicht von eins bis zwei zählen kann. Ein verkopfter Künstlertyp, der vor lauter Ideen nicht allein über die Straße kommt.

Was sind Sie dann?

Jedenfalls keiner, der mit dem Leben hadert, sondern eigentlich eine ziemliche Frohnatur. Aber ich trage die Musik immer bei mir. Das ist mein persönlicher Hochsicherheitstrakt.

Waren Sie so ein Vater, der mit seinen Kindern Musik gemacht hat, als sie klein waren?

Nein. Hätte ich aber gern. Denn als ich klein war, haben mir meine Tanten oft am Bett vorgesungen, mehrstimmig. Und ich dachte später: Wenn ich mal Vater bin, mache ich das auch. Aber meine Kinder haben nur den Kopf geschüttelt. Die konnten mit meiner Schlafliedkultur nichts anfangen. Leider. Ich hatte nur das so romantisch vorgestellt.

Ihre Frau Anna ist 1998 an Krebs gestorben, als Ihre Kinder, Marie und Felix, zehn und elf Jahre alt waren. Was waren die größten Befürchtungen als alleinerziehender Vater?

Man ist in die Rolle hineingeworfen, man sitzt ja nicht da und fürchtet sich. Meine größte Sorge war, ob sich die Kinder ihre Lebensfreude bewahren. Wie schafft man es nach so einem Trauma, sich dem Leben zuzuwenden? Das war mein Hauptaugenmerk. Ein immerwährendes Thema für alle Menschen mit ähnlichen Erlebnissen.

War das dann später besonders schwer, die Kinder ziehen zu lassen?

Nein. Also gar nicht, im Gegenteil. Ich denke eher, dass es für die Kinder auch nicht gerade einfach war und ist, in einer Situation wie der unsrigen, weil man ja dieses natürliche Abnabeln nicht hat. Normalerweise würde man sich gegen die Eltern auflehnen, und das war in diesem Fall umgekehrt, dass die Kinder sich auch immer gefragt haben, wie es mir geht. Meine Eltern haben aber Wert darauf gelegt, dass wir so schnell wie möglich das Haus verlassen. Und das sehe ich ähnlich.

Auf der neuen Platte gibt es ein Stück, "Einverstanden"…

… ein Stück, das Annette Humpe geschrieben hat …

Dort singen Sie die Zeile "Ich weiß, was Abschied ist". Der Satz klingt ganz einfach, wenn man ihn liest, aber unendlich anders, wenn man ihn hört in dem Stück.



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Der Tod ist ein Teil des Lebens, das weiß jeder, und trotzdem ist es so schwer, es zu begreifen. Abschied nehmen müssen ist eine Lektion, man muss das verstehen und annehmen. Dann wird der Abschied nicht leichter, aber man kämpft nicht mehr so. Es ist einer der Bestandteile, die das Gewürz "Leben" ausmachen. Tod ist der brutale Bitterstoff, aber er gehört dazu.

Wenn Sie sich das Musikgeschäft ansehen – hätte ein junger Grönemeyer heute noch Chancen in der Branche?

Bei einer normalen Firma sicher nicht, die Geduld leistet sich heute niemand mehr. Das war schon Irrsinn, damals.

Eines noch: Wie fanden Sie das eigentlich, als Bela B. und Wiglaf Droste 89 sangen: "Grönemeyer kann nicht tanzen"?

Ich fand’s grundsätzlich gut. Es entsprach natürlich nicht der Wahrheit, denn ich kann tierisch gut tanzen. Das ist allgemein bekannt, nur das Lied dazu gibt’s leider noch nicht. Kommt hoffentlich bald.

Interview: Hannes Roß und Andrea Ritter



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