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München: Eklat um Gunter Demnigs "Stolpersteine" - ein Stück deutsche Erinnerungskultur ...

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München ist nicht nur Olympiade 1972, Fußball-Bayern und die Allianz Arena, nicht nur Wiesn und Oktoberfest - nein - München war 1919/20 der Gründungsort der NSDAP und bis 1945 Sitz ihrer Reichsleitung. Hier starteten Adolf Hitler und andere maßgebliche Akteure des NS-Regimes ihre politische Laufbahn. Seit 1933 trug München den Titel "Hauptstadt der Deutschen Kunst" und seit 1935 "Hauptstadt der Bewegung". Hier wurden rassistische und militärische Angriffsprogramme entworfen, wurde die Ausschaltung der politischen Opposition und unliebsamer Kunstrichtungen betrieben, mit Dachau eines der ersten Konzentrationslager errichtet und die systematische Verfolgung des Judentums in Gang gesetzt. Wer Widerstand leistete, wurde verfolgt, gefoltert oder hingerichtet.
Umso erstaunlicher ist es, dass 70 Jahre danach, die kleinen goldenen Gedenkplatten, die "Stolpersteine" des Künstlers Gunter Demnig,  für die Opfer der NS-Gräueltaten im Gehpflaster so umstritten sind, denn in München erhitzt eine Debatte über diese Gedenktäfelchen die Gemüter. Während der damalige Oberbürgermeister Christian Ude die Stolpersteine kritisierte, halten viele Angehörige sie für ein guten Ansatz gegen das Vergessen.

In München gibt es deshalb erst 27 Stolpersteine - allesamt liegen sie auf privatem Grund, da sie auf öffentlichen Gehwegen verboten sind. Einem jüdischen Architekten wurde vor 10 Jahren der gelegte Stolperstein für seine Eltern mir-nichts-dir-nichts ohne Vorankündigung von der Bauverwaltung von einem öffentlichen Grund wieder beseitigt. 

Seit dem 06.12.2012: Stolperstein für ERNA KRONSHAGE in BI-Sennestadt -



Für die einen sind sie eine mit Füßen getretene "Ehrung im Straßenschmutz". Für die anderen bedeuten sie Innehalten und Verbeugung.

In München wird nun erneut diskutiert, ob Stolpersteine auf öffentlichem Grund an die Holocaust-Opfer erinnern sollen. 

Bei einer Stadtratsanhörung im Alten Rathaus kam es beinahe zum Eklat. Der inzwischen 91-jährige jüdische Architekt kletterte aufs Podium, um eine Rednerin zum Schweigen zu bringen.

Ob die Stolpersteine künftig auch in München verlegt werden, wird der Stadtrat im Januar oder Februar entscheiden.
Zur Stolperstein-Situation in München: Hier informieren ...

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Ich fand dazu heute in meinem Adventskalender von "Andere|Zeiten" für den 2. Advent ein zu diesem Problem vielleicht irgendwie passendes Bibelwort auf einem goldenen Band - mit der Aufschrift nach Hiob 22, 24-25:

Wirf in den Staub dein Gold, so wird der Allmächtige dein Gold sein.


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