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Tierschutz - gerade zur Krippenzeit | impuls für die woche - 158

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"Uns geht es nicht ums Geschäft", sagt Elena. "Bei uns steht das Tier an erster Stelle."

Von Frauke Lüpke-Narberhaus | SPIEGEL.de

Was soll das Christkind bringen, wenn alles schon da ist? Wie soll es überraschen, wenn nichts mehr erstaunt? In diesem Jahr, ja, da müssen die Geschenke krachen, glitzern, blinken, wummern.

Oder einfach nur leben.

Denn hatte der kleine Paul nicht schon mit Nemo gelitten? Und mit der ratatouillekochenden Ratte Rémy? Mit Perdita und den anderen Dalmatinern? Hatte er danach nicht gesagt: "Ich will auch so einen haben." Dann lauter: "Ich. Will. Will. Will aber." Und wollten wir als Kinder nicht selbst einen Lassie? Haben wir uns nicht geschworen: Wenn wir groß sind, dann erfüllen wir unseren Kindern diesen Wunsch? Nur diesen einen.

Über solche Eltern ärgert sich Elena, die eigentlich anders heißt, immer mal wieder. Sie arbeitet im Futterhaus, einem Zoogeschäft in Wiener Neustadt, Österreich. Hier verkauft sie Knistersäcke für Katzen, Rinderohren für Hunde und eben Kleintiere.

Jetzt, kurz vor Weihnachten, sei das lebende Angebot im Laden nicht mehr besonders groß, sagt Elena. Kaninchen? Ausverkauft. Hamster? Drei, vielleicht. Mäuse? Eine. Das ist Absicht: Zu Weihnachten soll im Laden nichts mehr rascheln, fiepen und piepen. Damit eben nicht jene Eltern kommen und kaufen, die nur an Weihnachten denken, nicht an die Zeit danach. Denn: "Uns geht es nicht ums Geschäft", sagt Elena. "Bei uns steht das Tier an erster Stelle."

Das klingt fast zu schön, würde sich auch auf einem Werbeplakat gut machen, und doch wirkt Elena glaubwürdig. Hätten sie und ihre Kollegen sonst diesen Zettel in ihr Geschäft gehängt?






Das verstehen viele, aber natürlich nicht alle. "Sie wissen doch, wie die Menschen manchmal sind", sagt Elena. Manche fühlten sich bevormundet, andere sähen gar ihre Privatsphäre verletzt. Aber, sagt Elena, sie und ihre Kollegen stünden hinter dem Schreiben, auch andere Filialen in Österreich ziehen mit. "Wir haben keinen Verkaufszwang", sagt Elena, "wenn wir einem Menschen ein Tier nicht geben wollen, dann müssen wir es nicht."

Haustieren täte es sicher gut, gäbe es mehr Elenas in der Welt. Natürlich gibt es viele Kinder, die ihre Schnuckis und Bunnys und Flöckchens sehr lieben. Aber es gibt eben auch jene, die ihren Nemo die Toilette runterspülen, um ihm die Freiheit zu schenken. In Frankreich sollen nach dem Kino-Erfolg von Ratatouille-Rémy vier Millionen Haustier-Ratten gelebt haben, doppelt so viele wie im Jahr vor Rémy. Wo diese Tiere sich verstecken, sollten Kinder sie verstoßen, will man lieber nicht so genau wissen.

So gesehen ist ein weihnachtliches Nager-Verbot irgendwie ja auch ein Akt der Nächstenliebe. Dürfte dem Christkind also gefallen.

Bereits im Jahre 1990 wurde in das BGB ein neuer § 90 a („Tiere“) eingefügt. In dieser Vorschrift heisst es:
„Tiere sind keine Sachen. Sie werden durch die besonderen Gesetze geschützt. Auf sie sind die für die Sachen geltenden Vorschriften entsprechend anzuwenden, soweit nicht etwas anderes bestimmt ist." 
Die Vorschrift klingt für den unbefangenen Leser auf das erste Lesen recht gut, entpuppt sich aber unter der „juristischen Lupe“ als Etikettenschwindel. 
Grundsätzlich bleibt nämlich alles beim alten, wie sich aus dem letzten Satz der Vorschrift ergibt. Tiere können vom Gesetzgeber gerne wohlmeinend als besondere, „lebende Sachen“ bezeichnet werden. Solange aber die für die Sachen geltenden Vorschriften wie bisher auch auf die Tiere anwendbar bleiben, ist damit nicht viel erreicht.  
Dass es der Gesetzgeber mit der Änderung 1990 selbst nicht so ganz ernst gemeint hat, ergibt sich auch daraus, dass er sich an verschiedenen anderen Stellen im BGB und in anderen Gesetzen nicht systemtreu verhalten hat. So werden z. B. Bienenschwärme in den §§ 961ff BGB nach wie vor als (echte) Sachen bezeichnet. 
Und nach § 903 BGB besteht an Tieren ebenso wie an (echten) Sachen schlichtes Eigentum.  
Im Strafrecht wird in verschiedenen Vorschriften von „Tieren oder anderen Sachen“ gesprochen. Auch damit kommt zum Ausdruck, dass Tiere von der gesetzgeberischen Denke her grundsätzlich zur Gruppe der Sachen gehören 
Auch wenn es das Bürgerliche Gesetzbuch also letztlich doch noch anders sehen mag: aber für mich sind Tiere keine "Sachen" - es sind Lebewesen genauso wie Du und ich - und wenn man sie sich genau betrachtet sind sie alles andere als "tumbe" - auf Drill und Abrichtung angewiesene Wesen ...
Insofern gehören Tiere nicht unter den Weihnachtsbaum als "Geschenk" - genauso wenig übrigens wie wir neugeborene Kleinstkinder einfach mit einer Schleife um den Bauch weiterverschenken würden ... - auch wenn uns das "Kind in der Krippe" jedes Jahr zu Weihnachten das in gewisser Weise einsuggerieren möchte, eben weil das ja auch wie ein "Geschenk""auf die Erde herab" kommt - jedes Jahr ganz von selbst - ohne unser Zutun ... - und wir wegen dieser selbstlosen "Entäußerung" auch uns gegenseitig Geschenke "austauschen" mögen ...
 
Ob Tiere aus moralischer Sicht in viel zu engen Ställen gehalten werden dürfen - und einzig und allein industriemäßig als Lebensmittellieferanten gezüchtet und vermarktet werden - manchmal ohne je in ihrem Leben die tatsächliche Sonne gesehen zu haben - ist für mich ebenfalls äußerst fragwürdig ... 
Ich glaube auch, der Mensch neigt dazu, Vieles, was er in der Massentierhaltung anwendet, auch auf Menschen zu übertragen, wenn es ihm "sinnvoll" und als "kleineres Übel" erscheint ... - Oftmals sind die "inneren Skrupel", die inneren "Gesetzestafeln" des Gewissens - durch Gottesferne nur noch so schwach ausgebildet und kalibriert, dass sich dagegen nichts mehr innerlich diesen Fehlverhalten entgegenstemmt ...

„Was du nicht willst, das man dir tu', das füg auch keinem andern zu.“ :  Diese als "Goldene Ethik-Regel" bezeichnete innere Verhaltensmaxime gilt für alle unsere Mitgeschöpfe - auch für die Tiere ...
Tiere sind Geschöpfe wie wir - und wenn wir sie in unsere Familie aufnehmen - adoptieren - möchten, müssen wir uns kompetent kümmern können - und Verantwortung übernehmen - eben genau so wie bei jedem Kleinkind menschlicher Rasse ... 

Selbst die in Massenfertigung hergestellten Stofftiere sind nach ihrer "Individualisierung" für manche Zeitgenossen liebenswerteste "Geschöpfe" (die Psychologie bewertet sie in einer ungestörten Kindheitsentwicklung als "Übergangs-Objekte", die dem Kind erlauben, den Übergang von der ersten frühkindlichen Beziehung zur Mutter zu reiferen Beziehungen einzuüben und zu vollziehen. Häufig tritt dieses Phänomen im Alter von 4–12 Monaten auf.... - ... wobei aber meiner Meinung nach der Begriff "Übergangs-Subjekte" dann treffender zu wählen wäre ... Kuscheltiere werden gehegt und gepflegt und tragen oft ihren unverwechselbaren Eigennamen - und niemand käme auf die Idee, sie einfach weiterzuverschenken ...


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