Quantcast
Channel: nunc|hic
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2576

Hoeneß | Götze: "greed line" - die Grenze des Übermaßes | (m)ein wort zum sonntag -83: soviel du brauchst - ab wann ist es genug ...

$
0
0










Zum Motto des Kirchentags 2013 in Hamburg „Soviel du brauchst“ im Zusammenhang von Exodus 16, 11-20: 
"Der HERR sagte zu Mose: »Ich habe das Murren der Israeliten gehört und lasse ihnen sagen: 'Gegen Abend werdet ihr Fleisch zu essen bekommen und am Morgen so viel Brot, dass ihr satt werdet. Daran sollt ihr erkennen, dass ich der HERR, euer Gott, bin.'« 
Am Abend kamen Wachteln und ließen sich überall im Lager nieder, und am Morgen lag rings um das Lager Tau. Als der Tau verdunstet war, blieben auf dem Wüstenboden feine Körner zurück, die aussahen wie Reif.Als die Leute von Israel es sahen, sagten sie zueinander: »Was ist denn das?« Denn sie wussten nichts damit anzufangen.Mose aber erklärte ihnen: »Dies ist das Brot, mit dem der HERR euch am Leben erhalten wird. Und er befiehlt euch: 'Sammelt davon, so viel ihr braucht, pro Person einen Krug voll. Jeder soll so viel sammeln, dass es für seine Familie ausreicht.'« Die Leute gingen und sammelten, die einen mehr, die andern weniger. Als sie es aber abmaßen, hatten die, die viel gesammelt hatten, nicht zu viel, und die, die wenig gesammelt hatten, nicht zu wenig. Jeder hatte gerade so viel gesammelt, wie er brauchte.Mose sagte zu ihnen: »Niemand soll etwas davon bis zum anderen Morgen aufheben!« 
Einige hörten nicht auf ihn und legten etwas für den anderen Tag zurück, aber am Morgen war es voller Maden und stank."

"Was darf's denn sein?" fragt die freundliche Bedienung an der Käsetheke und lädt dazu ein, den Blick über die Auslage schweifen zu lassen. Meterweise Auswahl liegt da. Gouda, Edamer, Camembert, Kräuterkäse, aber auch Harzer Roller und seltene Sorten für eher besondere Geschmäcker sind dabei.  Es ist genug da - und sogar mehr als genug. Da die richtige Wahl zu treffen, ist nicht einfach. Aber man kann auch nicht alles haben... 

Soviel du brauchst ... In Hamburg beginnt nächste Woche der Kirchentag. Mehr als hunderttausend Menschen aus Deutschland und aller Welt kommen unter diesem Motto zusammen. Sie wollen singen und feiern, beten und nachdenken, was dieses alte Wort heute bedeuten kann: „Soviel du brauchst“. - Wieviel ist „so viel“? Und wieviel ist - auch angesichts des Steuerhinterziehungsskandals um Uli Hoeneß - eigentlich zu viel?

Soviel du brauchst... - Wieviel brauche ich eigentlich? - „Soviel du brauchst“ - das ist leichter gesagt als getan. Muss ich nicht vorsorgen? Es ist doch vernünftig, nicht nur von der Hand in den Mund zu leben, sondern auch an den morgigen Tag zu denken! Ich habe schließlich Verpflichtungen... meine Eltern, meine Kinder... mein Partner, meine Partnerin... meine Kredite... - und Herr Hoeneß wird weiterdenken: mein Verein, meine Spieler, meine Schnäppchen am Spieler-Transfermarkt ... 

Und überhaupt: wenn ich mal nicht mehr kann, oder wenn ich die Altersgrenze erreicht habe, dann brauche ich doch auch noch etwas... oder nicht? Und da ist diese Gier: €uropäische Fußballspitze auf immer und ewig zu sein - jenseits der "greed-line" ... (Und - ähh - ist ein solches Ansinnen - "auf Deubel komm raus" - eigentlich noch "fair" - noch sportlich ... - mit nem Haufen vielleicht gar unerlaubtem und zumindest völlig überhöhtem Geld als Doping immer "Spitze" sein zu wollen ...).

Und dann kam da diese Botschaft: „Soviel du brauchst“. Mose brachte sie. Von Gott, wie er sagte, von ihm, dem Höchsten... Wachteln würde er schicken am Abend, und am Morgen dann Manna. Sammeln sollten man es: „Ein jeder sammle, soviel er zum Essen braucht“, das waren die Worte. - „Soviel du brauchst!“ Nicht mehr. Nicht weniger. „Ein jeder sammle, soviel er zum Essen braucht, einen Krug voll für jeden nach der Zahl der Leute in seinem Zelt.“... - Und kaum zu glauben: Es hat geklappt: Es hat gereicht: Der, der viel gesammelt hatte, hatte nicht mehr, als er brauchte, und der, der wenig gesammelt hatte, nicht weniger als er bedurfte. Jeder hatte, soviel er brauchte.




Soviel du brauchst - nicht mehr, nicht weniger. Wir sollen sammeln, nicht horten. Wir sollen von dem leben, was Gott uns gibt, für jeden Tag - im Hier & Jetzt - angewiesen auf ihn – so, als wolle er sagen: „Jeder Tag hat seine eigene Plage. Schau nicht nach morgen, schau nicht zurück. Lasse Dir an meiner Gnade genügen.“... - Soviel Du brauchst: für diesen einen Tag! „Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.“ 

Soviel du brauchst... Einige - wie jetzt auch Uli Hoeneß - haben darauf nicht vertraut. Haben mehr gesammelt, haben gedacht: wer weiß, was morgen ist; "selbst" ist der Mann - und "clever" ist der Mann - und man kann ja immer noch etwas abgeben.... Und deshalb haben sie mehr gesammelt, für den Morgen danach... - Aber das hats überhaupt nicht gebracht. Am nächsten Morgen, da war da nämlich der Wurm drin. Gestunken hat's, ganz flüssig war's und eklig hat's geklebt... Und die Polizei ist gekommen und hat eine Hausdurchsuchung gemacht beim Uli Hoeneß am Tegernsee - und alle Steuern- und Kontounterlagen beschlagnahmt... - und in das eingelagerte und gehortete Brot zuviel - da unten im Keller - haben sich die Mäuse eingenistet ...

Soviel du brauchst... Wieviel brauche ich? Wieviel braucht Uli Hoeneß? Was braucht man denn so unbedingt: Was ist mein Bedarf? Mein Auto, mein Handy, mein Fernseher... - mein Pferd - mein Aktienpaket - und bei den Nachbarn ja auch... Morgen kommt auch noch ein Tag, und der will bewältigt werden... Soviel Du brauchst - Ja, ich brauche viel! ... Ich kann doch nicht von der Hand in den Mund leben... ich kann doch anderen nicht zur Last fallen... Lieber habe ich mehr und gebe dann gerne etwas ab – denn Geben ist seliger als Nehmen – als dass ich auf andere angewiesen bin... Und ich habe doch meine Verpflichtungen für andere Menschen... - für die Spieler, die ab und zu manchmal etwas straucheln, für den Verein - und für das, wozu ich mich verpflichtet habe... „Soviel Du brauchst“, heißt es. Eine Grenze ist damit ja nicht genannt... es bleibt mir überlassen, dem Nachbarn und dem Uli Hoeneß... zum Glück! Da soll niemand dreinreden, und da will ich auch nicht abgekanzelt werden und verfolgt werden - wegen Steuerhinterziehung - so ein Schmarrn... - ich bin ein anständiger Kerl - und ich bin umsichtig und verantwortungsbewusst ...




So viel du brauchst... - Wieviel ist „so viel“? Wieviel ist zu viel?
Das ist auch derzeitig immer eine €URO-kritische, internationale, auch innerkirchliche Diskussion. - Wie gehen wir damit um, dass immer noch mehr als 1 Milliarde Menschen weltweit unter der absoluten Armutsgrenze leben? Wie gehen wir damit um, dass die "reichen" europäischen "Nordstaaten" den Jugendlichen in den überschuldeten europäischen "Südstaaten" alle Zukunftsperspektiven in Bezug auf Ausbildung und damit eigenem Brot- und Mannaerwerb quasi weg-sparen ..., in dem die Volkswirtschaften der betreffenden Staaten und die dortigen Finanzmärkte zerschlagen werden ... - wie gehen wir mit den zunehmenden Selbstmordraten in diesen Südstaaten um ... - und mit der fehlenden "Solidarität" und "Nächstenliebe" innerhalb €uropas - und wie gehen wir innerkirchlich mit den schwindenden Steuereinnahmen der Kirchen um - mit den Kirchenschließungen und -entweihungen - verursacht von Austritten, Alterspyramide und Steuerflüchtlingen und Steuerbetrug  ...

Neulich habe ich von einer neuen Idee gehört: Die „Grenze des Übermaßes“, „greed line“ auf englisch... - Was heißt das, habe ich gefragt. „Na ja“, war die Antwort, „man redet ja immer von der Armutsgrenze. Aber vielleicht muss man auch mal fragen, ob es nicht auch ein 'genug', eine Grenze nach oben hin gibt?“

Das hat mir zu denken gegeben. „Grenze des Übermaßes“. Über das Maß hinaus..., den vorgegebenen Rahmen sprengend..., mehr als vernünftig und verkraftbar - Greed line... Grenze des Übermaßes... - Gibt es ein genug, und alles, was mehr ist, ist unangemessen, gehört sich einfach nicht mehr? „Reichtum braucht ein Maß, und Armut eine Grenze“  - Diese Überlegung spricht mich an: Und diese Überlegung betrifft auch die ganze €URO-Krise - die reiche Bundesrepublik, die überreichen skandinavischen Länder, aber auch die Stuerhinterzieher, wie Uli Hoeneß, aber auch den Yacht-Besitzer und all die Onassis' in Griechenland und Portugal - und die Herren Messi und Ronaldo im verarmten Spanien - und die 37 Millionen €URO, die besagter Uli Hoeneß nun - allerdings hoffentlich aus seiner Vereinsschatulle - für den 20-jährigen Dortmunder Stürmer  Mario Götze hinblättert - und das bei einem geschätzten Jahresgehalt von 6 bis 7 Millionen €URO jährlich für diesen jungen Mann ... 
Mein Jahressalär ist jetzt im Ruhestand nach einem über 50-jährigen Arbeit größtenteils im sozialpädagogischen Dienst eben nur der 280. Teil (i.W.: eins-zweihundertachtzigstel) der zukünftigen Götze-Summe ...  - und doch ist es mir "genug" - soviel ich brauche ... - sozusagen meine "Greed line" ... 

Soviel du brauchst... Wieviel ist „so viel“? Was ist „zu viel“? Wieviel brauche ich wirklich?... Dass es so wie bisher nicht weitergeht, ist ja eigentlich völlig klar... Klimaschutz zum Beispiel, CO2-Belastung und eben die €URO-Krise und die globale Finanzkrise insgesamt... 

Soviel du brauchst... Wieviel ist „so viel“? Wieviel ist „zu viel“? Wieviel brauche ich – und wieviel darf ich? Neulich habe ich in Lauffen am Neckar einen Rewe-Markt gesehen: „Geöffnet bis 24 Uhr“, stand da; in Backnang gibt es ein Kaufland, das auch bis Mitternacht geöffnet hat... - Ich weiß nicht: Braucht es das wirklich?... - Ich meine, klar, wenn das Geschäft geöffnet ist, dann gehe ich auch rein, vor allem, wenn's dringend ist, oder wenn ich spät von der Arbeit komme. Aber ist genug nicht auch wirklich einmal genug?... - 

Ich habe eine Postkarte entdeckt aus den 90er Jahren: „Manche glauben“, steht da drauf, „frische Brötchen am Sonntag bereichern das Leben. - Wir glauben: Der Mensch lebt nicht von Brötchen allein.“ - Und dann, als letzter Satz: „Was glauben Sie?

Ja, was glaube ich eigentlich? Glaube ich, dass Gott für mich sorgt? So wie für die Blumen auf dem Feld und die Vögel unter dem Himmel? Sammle ich, was ich für den Tag brauche?... Oder horte ich für den nächsten Tag, und kneife dann aber fest die Augen zu und drücke meine Nase zusammen, um nicht wahrzunehmen, wie es stinkt und dass da der Wurm drin ist? Oder sich die Mäuse im Depot oder dem Brotlaib einnisten ...

Ich erinnere mich an die Weisung in der Wüste: „Ein jeder sammle, soviel er braucht.“ - Soviel du brauchst... Ach, wäre es doch so einfach, dass geschrieben stünde, wieviel ich darf... Aber ich fürchte, das wäre mir auch nicht recht. Denn wenn mir jemand sagt, wieviel ich darf, dann ist das ja immer noch keine Antwort auf die Frage, wieviel ich brauche, oder?
Denn das Steuergesetz sagt ja auch, wieviel man darf, aber ...

Soviel du brauchst... Wieviel ist „so viel“? - Wieviel ist „zu viel“? Ich höre seine Worte: „Lass Dir an meiner Gnade genügen.“ Und ich höre: „Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.

(unter Verwendung von Predigt-Materialien von: Prälaturpfarrer Ravinder Salooja und Pastor Derik Mennrich)



Viewing all articles
Browse latest Browse all 2576


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>