aufgedeckt |
Ja - gefährlich ist's über's Moor zu gehen -
Karikaturisten hierzulande
Mit Spannung ist die Verleihung des Karikaturenpreises der deutschen Zeitungen erwartet worden. Jetzt stehen die drei Gewinner fest, und der Hauptpreis hat mit Klaus Stuttmann den Richtigen getroffen.
Keine drei Wochen nach der versuchten Auslöschung der gesamten Redaktion des französischen Satiremagazins „Charlie Hebdo“, die allein fünf Karikaturisten das Leben kostete, wird einer der wichtigsten deutschen Preise auf dem Feld der deutschen Karikatur vergeben, noch dazu von der Presse selbst - das ist also ungefähr so - als wenn die Deutsche Bischofskonferenz jedes Jahr ihren besten Priester ausloben würde ... ( ...etwa: ...im letzten Jahr war es einer aus dem Bistum Paderborn - also wäre dies Jahr ja wohl mal wieder Fulda dran ...)
Die Auftraggeber und Vertragspartner der deutschen Karikatur wählen aus und in ihren Reihen die doch auch irgendwie abhängig beschäftigten Karikaturisten aus ...
Zwar muss das ja normalerweise zwangsläufig zu Proporz-Verstrickungen und Interessenkonflikten unter den Verlegern führen, doch dieses Jahr sind dabei doch anscheinend sehr "weise" salomonische Entscheidungen herausgekommen ...
Die Gewinner-Karikatur von Klaus Stuttmann (c) BDZV |
Ausgezeichnet worden ist Klaus Stuttmann für eine spezielle und in ihrer subtilen mehrdimensionalen Aussage gut getroffenen Karikatur. Sie zeigt Wladimir Putin und Gerhard Schröder in sektlauniger Umarmung, und der ehemalige Bundeskanzler sagt zum russischen Präsidenten: „Obama hat ihn schon, die EU hat ihn schon – ich finde, jetzt bist du mal dran mit dem Friedensnobelpreis.“
Denn der Witz bei Klaus Stuttmanns Arbeiten besteht häufig darin, dass die oberflächliche Pointe eine tiefere Kritik verbirgt, hier ist es die an voreiligen Verleihungen dieser international wichtigsten politischen Auszeichnung, wie sie immer wieder vorkommen. Stuttmann legt seinem Gerhard Schröder eine Äußerung in den Mund, die ein vernichtendes Urteil über den Friedensnobelpreis fällt.
An dem Wettbewerb um den Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen nahmen diesmal sechzig Zeichner teil. Neben Stuttmann wurden noch zwei weitere Auszeichnungen verliehen.
Platz zwei für Martin Erl (c) BDZV |
Der zweite Platz ging an Martin Erl, der unter anderen für die „Saarbrücker“ und die „Braunschweiger Zeitung“ zeichnet, für seine Szene eines Billardstoßes, bei dem eine mit A gekennzeichnete Kugel zwei andere mit F und D rammt, so dass eine vierte mit dem Buchstaben P vorangetrieben wird. Das ist denkbar einfach gezeichnet, aber subtil gedacht und ohne Spott gegenüber AfD oder Pegida - Karikatur als gezeichnete Analyse.
Auf dem dritten Platz: Thomas Plaßmann (c) BDZV |
Der dritte Preis ist an Thomas Plaßmann („Frankfurter Rundschau“) vergeben worden. Die prämierte Karikatur zeigt einen hin- und hergerissenen verstörten Fahrgast in der U-Bahn, dessen Nachbarn Zeitungen mit zwei unterschiedlichen Schlagzeilen lesen: „Rentenreform kostet 60 Milliarden“ und „Deutsche für Sterbehilfe“.
So hat der Wettbewerb Karikaturen doch auch - wenn auch indirekt - zu den drei heißen Jahres-Themen geführt: zur Ukraine-Krise, zu Pegida und zur Sterbehilfe. Das Massaker von den fünf Karikaturisten in Paris lag diesmal noch jenseits der Ausschreibungsfrist.
nach einem faz.net-Artikel von ANDREAS PLATTHAUS