Quantcast
Channel: nunc|hic
Viewing all 2576 articles
Browse latest View live

BORUSSIA DORTMUND: Bei mir liegts an den Genen ...

$
0
0




In Anbetracht der unsäglichen Hymne der Münchener Philharmoniker für die Bayern komme ich nicht umhin, ein völlig einseitiges hymnenartiges Bildwerk hier ins Netz zu stellen als Reaktion und als Einstimmung auf das Finale am Samstag mit einer deutlichen Neigung zum BVB ...
Aber das hat auch genetische Gründe: Mein Vater wurde nämlich 1909 (i.W.: "null neun") in Dortmund geboren - angeblich in der Nähe des Borsigplatzes ... - und da fließt natürlich bei mir schwatz-gelbes Blut in den Adern ...


BVB-Hymnen: auf das Lautsprecher-Symbol clicken ...

Ernst Klee ist tot

$
0
0
DPA



ERNST KLEE

Der Historiker, Sozialpädagoge und Theologe Ernst Klee ist im Mai 2013 im Alter von 71 Jahren gestorben.

Wie der S. Fischer Verlag am Samstag, dem 18.05.2013, mitteilte, starb Klee nach langer schwerer Krankheit in seiner Frankfurter Wohnung. Klee kämpfte über Jahrzehnte als Aufklärer für die Aufarbeitung der NS-Zeit. Nüchtern und akribisch setzte er sich vor allem mit den Gräueltaten auseinander, die Behinderte und seelisch Kranke im Nationalsozialismus erleiden mussten.

Internationales Renommee erwarb sich Klee bereits 1983 mit seinem Buch «Euthanasie im NS-Staat. Die Vernichtung lebensunwerten Lebens», in dem er bis dahin weitgehend unbekanntes Archivmaterial zu diesem Themenkomplex erschloss. 1997 erschien sein Buch «Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer», das die Rolle der Medizin in der Zeit beleuchtet. In dem Werk geht es um Klees Forschungen zur Euthanasie. Es werden die Experimente beleuchtet, die im Namen der medizinischen Forschung an wehrlosen Menschen vorgenommen worden waren.

Klee wurde für seine Abhandlungen unter anderem mit der höchsten Auszeichnung des Landes Hessens, der Wilhelm-Leuschner-Medaille, geehrt. Er erhielt für seine Forschungsarbeiten die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt und den angesehenen Geschwister-Scholl-Preis. Außerdem bekam der gelernte Heizungstechniker 1982 den Adolf-Grimme-Preis überreicht. Weitere bekannte Werke von ihm sind das «Personenlexikon zum Dritten Reich» und das «Kulturlexikon zum Dritten Reich». (FRANKFURTER RUNDSCHAU 18.05.2013 | dpa/lhe)

...............................................................

sinedi dazu:
Ohne Ernst Klee wäre meine Erforschung der Opferbiographie Erna Kronshage (http://erna-k-gedenkblog.blogspot.com) rasch an ihre Grenzen gestoßen. 

Das erschreckende Ausmaß der Anstalt "Tiegenhof"/Dziekanka in "Gnesen"/Gniezno-PL als eine der gnadenlosen Tötungsfabriken in der Zeit zwischen 1939-1945 unter der deutschen Gewaltherrschaft in Polen wäre ohne die emsige und penible Forschungsarbeit Ernst Klees seit den 70-er Jahren wohl kaum in vollem Umfang in Deutschland zu Tage gebracht worden.

Die Anstalt "Tiegenhof" passte sich seinerzeit geradezu "flexibel" den jeweiligen 
aktuell aufeinander folgenden verschiedenen NS-"Euthanasie"-Wellen an mit ihren rigorosen Massentötungsaktionen - als da waren: Gaswagen-Tötungen der polnischen Psychiatrie-Insassen, zentral Berlin-gesteuerte T4-"Euthanasie" (1939-1941), danach die als zentralgesteuerte Lazarettbettenbeschaffung getarnte und dezentral durchgeführte "Sonderaktion Brandt", parallel dazu immer die dezentral und lokalgesteuerte so genannte "Wilde Euthanasie", die Tötungen von KZ-Kranken (14f13) - sowie auch eine der todbringenden so genannten "Kinderfachabteilungen" (Tötung behinderter Kinder) - immer unter der Federführung ihres übereifrigen und kollaborierenden Direktors und Chefarztes Dr. med. Victor Ratka und dessen nationalsozialistischen T-4-Vorgesetzten in Berlin sowie die abkommandierten deutschen Helfershelfer vor Ort - und war somit "von der ersten Stunde an" dienstbar als eine der  makaberen "Forschungsstellen" für die späterhin rasche und mit "deutscher Gründlichkeit" organisiert durchgezogene "reibungslose" millionenfache Tötung all der Mitbürger jüdischen Glaubens ...

Es ist das Verdienst besonders auch von Ernst Klee, all diese damals ineinander greifenden mörderischen Zusammenhänge der Nachkriegsöffentlichkeit nachdrücklich aufzuzeigen und bekannt zu machen - manchmal gegen die erheblichen Widerstände der Nachfolgeinstitutionen und der zum Teil noch öffentlich agierenden und unbehelligt lebenden Täter sowie deren Nachkommen und ihren oft berufsständischen, familiären und gesinnungsverwandten Seilschaften...

Ich hatte seit den 80-er Jahren mehrmals Kontakte zu Ernst Klee aufgrund meiner Forschungsarbeit zum Schicksal Erna Kronshage, wo er mir mit entscheidenden Hinweisen gerade zur Anstalt Tiegenhof und zu Dr. Ratka weiterhelfen konnte. Er räumte mir mit seinem Namen in der noch schwierigen Anfangsphase der Forschung dankbarerweise auch punktuelle Co-Leserechte in auswärtige relevante Gerichtsakten ein.

Eine Doku-Seite über Ernst Klee befindet sich auch auf meiner Homepage: 
http://eddywieand-sinedi.de/doku-ernst-klee/
Eine Doku-Seite mit drei 45-min. Ernst-Klee-Filmen zur Psychiatrie- und NS-"Euthanasie":

1. Alles Kranke ist Last, 1988
2. Die Hölle von Ueckermünde, 1993
3. Sichten und Vernichten, 1995
 http:/eddywieand-sinedi.de/doku-ernst-klee-filme-zur-psychiatrie/


Ernst Klee - : Das Unvermögen, nicht heilen zu können ...

$
0
0

Video-Still aus: Sichten und vernichten, Klee, 1995



ERNST KLEE
Originalzitat 
aus dem Film
"Sichten und Vernichten"
1995: 

Die Psychiater beschließen, die Unproduktiven und Unheilbaren zu vergasen:
Sie beseitigen Jene,
die ihnen ihr Unvermögen,
nicht heilen zu können,
tagtäglich vor Augen führen ...
Die deutsche Psychiatrie wurde von den Nazis nicht missbraucht - sie brauchte die Nazis ...
Der nationalsozialistische Staat
ermöglichte,
was Psychiater 
schon lange vorher
gefordert hatten:
Die Sichtung und Vernichtung "lebensunwerten" Lebens.

Ernst Klee 
Historiker, Sozialpädagoge und Theologe  
ist im Alter von 71  Jahren 
vor ein paar Tagen verstorben.

siehe dazu auch:
 http:/eddywieand-sinedi.de/doku-ernst-klee-filme-zur-psychiatrie/



Mario Götze: Aua - das tut weh ... Dem psychosomatischen Anteil des Schmerzes auf den Grund gegangen ...

$
0
0




Götze fällt im Finale aus

Bittere Nachricht für Borussia Dortmund: Der BVB muss im Endspiel der Champions League gegen Bayern München auf Mario Götze verzichten. Sein Muskelfaserriss heilt nicht mehr rechtzeitig bis zum Finale aus, teilte der Verein mit.

Was Dortmund-Fans schon länger befürchtet haben, ist eingetroffen. Der BVB muss im Finale der Champions League am kommenden Samstag gegen Bayern München auf Nationalspieler Mario Götze verzichten. Götze sagte am Mittwoch wegen seines Muskelfaserrisses ab.

"Das Finale war mein großes Ziel, und ich habe in den vergangenen Wochen hart darum gekämpft. Es tut mir unglaublich leid, der Mannschaft in dieser wichtigen Partie nicht helfen zu können", sagte Götze in einer Pressemitteilung des Vereins.
Der 20-Jährige hatte sich im Halbfinal-Rückspiel bei Real Madrid (0:2) am 30. April bereits in der Anfangsphase die Verletzung im linken Oberschenkel zugezogen und musste ausgewechselt werden.

Nach rund dreiwöchiger Verletzungspause hatte der Jungstar am Dienstag einen ersten Trainingsversuch mit seinen Kollegen gestartet. Noch vor dem Ende der Einheit brach der 20-Jährige mit schmerzverzerrtem Gesicht ab. "Ich habe volles Vertrauen in unser Team und werde selbstverständlich mit nach London reisen, um die Jungs abseits des Rasens nach Kräften zu unterstützen", sagte Götze.

Auf das brisante Duell von Götze mit seinen künftigen Mitstreitern müssen die Fans nun verzichten. Am 23. April war sein im Sommer anstehender Wechsel zum deutschen Meister aus München bekanntgeworden. Aufgrund einer Ausstiegsklausel kann Götze den BVB vor Ende der Vertragslaufzeit im Jahr 2016 für eine Ablösesumme in Höhe von 37 Millionen Euro verlassen.

SPIEGEL-ONLINE aha/chp/dpa/sid

................................................................

sinedi's kommentar: 

Da scheint sich das zu bewahrheiten, was ich von Anfang an - schon beim 0:2 in Madrid - gedacht habe, als sich Götze plötzlich unvermittelt ohne Fremdeinwirkung an den Oberschenkel griff und vom Platz humpelte - das er einfach nicht mehr für Dortmund spielen will bzw. kann - vor allem nicht jetzt in so einem Endspiel gegen seinen neuen Verein. Vielleicht war das ja eine der Klauseln - bei 37 Millionen Ablöse - und bis zu 12 Mill. Jahresgehalt - wer weiß ...
Aber vielleicht ist das auch ein innerpsychisches Ding - quasi im unbewussten "vorauseilenden Gehorsam" gegenüber den Bayern: BVB-Manager Michael Zorc übermittelt plötzlich: "Mario hat wieder etwas gespürt am Oberschenkel" ...
Natürlich sind da subjektiv gespürte tatsächliche Schmerzen - aber von wo die herrühren und warum die - ausgerechnet jetzt - ausgelöst werden...: dafür gibt es sicherlich viele Gründe - auch Gründe in der Psyche eines vielleicht bis hierhin etwas verhätschelten und (noch) bei Mama wohnenden Jungstars...
Interessant irgendwie bleibt auch die Performance: Kurz vor dem Halbfinal-Rückspiel in Madrid verkünden die Bayern den Wechsel von Götze von der Emscher an die Isar per BILD - und nun heute - ebenso kurz vor dem Finale in London - lässt Götze über den BVB-Manager Michael Zorc plötzlich verkünden: "Mario hat wieder etwas gespürt am Oberschenkel" - und dann sagt Mario Götze höchstpersönlich per Presseverlautbarung : "Es tut mir unglaublich leid, der Mannschaft in dieser wichtigen Partie nicht helfen zu können."
Na ja - und all diese typisch männlichen Sprüche, von wegen "Eier haben" oder "Eier verlieren", gehen an solch einem Jüngelchen sowieso vorbei - da wird dann jeder Zwick zum ewigen Aus... - mit all seinen "verlorenen Eiern" ...
Höchst brisant in diesem Performance-Zusammenhang insgesamt auch: Laut „Sport Bild“ haben die Bayern-Bosse die beiden Lewandowski-Berater, Cezary Kucharski und Maik Barthel, auf ihre Final-Feier eingeladen! Lewandowski würde am liebsten schon nach dieser Saison (wie Mario Götze) nach München wechseln, hat aber keine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag - aber das alles gehört wohl mit beim Pokern zum Geschäft ... 
Hoffentlich wissen die Bayern, für wen sie da diesen Haufen Kohle hinblättern - und in wieviel Spielen Mario Götze ihnen in den kommenden Saisons tatsächlich zur Verfügung stehen wird ... Eigentlich hat er ja locker für sein Leben ausgesorgt - er ist ja schon ziemlich "satt" - und "fertig" (von wegen der sonst so oft apostrophierten "hungrigen Spieler") ...Vielleicht wäre er doch besser noch ein paar Jahre beim Kloppo auf die Weide gegangen - dann wäre er auch näher bei Mutti - aber so bleibt ihm zukünftig nichts anderes übrig, als ab und zu "etwas zu spüren"- oder dass  zum Beispiel "ein Muskel zu machtim Oberschenkel oder anderswo - wie das dem guten Loddar Matthäus schon immer passierte - und der dann auch den ollen Dr. Müller-Wohlfahrt akribisch in Fasern und Muskeln herumstochern und fühlen ließ - objektiv per Röntgen, Sonografie oder Kernspin ist da nicht immer etwas zu machen - und insgesamt ist die "Spontanheilungsrate" gerade beim Muskelfaserriss hoch ... - 
  ... - also fast wie zu meiner Zeit (vor gut 45 Jahren - in Götzes Alter) bei der Bundeswehr: bewusst oder unbewusst eben zu "simulieren" - auf alle Fälle etwas "nachzuhelfen", um unter der Woche "innendienstkrank" zu sein - mit Mobilat und Voltaren - aber zum Wochenendurlaub dann nach Hause zu fahren ... 
Ja - warum sollte Mario Götze da so anders und angeblich "professioneller" sein - als ich es damals war ...







Der psychosomatische Schmerz 

Vielleicht eine Erklärung, dass 20-jährige fußballtretende Jungmillionäre bei einem Wechsel ihrer Lebensperspektive auch nur wie ganz normale Menschen ticken ...

Schmerzdefinition

Schmerz ist eine grundlegend unangenehme Empfindung, die dem Körper zugeschrieben wird und dem Leiden entspricht, das durch die psychische Wahrnehmung einer realen, drohenden und phantasierten Verletztung hervorgerufen wird.

Schmerzchronifizierung

Welche Faktoren führen zu einer Chronifizierung von Schmerzen, damit aus ei-
ner schmerzhafte Erkrankung ein krankhafter Schmerz wird?
   1. Iatrogene Faktoren: Überdiagnostik, lange Arbeitsunfähigkeitsbeschei-   nigungen, invasive Therapie, mangelnde Patientenmotivation und -führung 
   2. Psychosoziale Faktoren: schwere und anhaltende berufliche und familiäre Belastungen, Vermeidungs- oder Verleugnungsstrategien 
   3. Psychophysiologische Faktoren: erhöhte Muskelspannung, verstärkte      Aufmerksamkeit gegenüber dem Schmerzreiz, vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen (Cortisol)      
Psychosomatische Schmerzentstehung:

Als Primär funktioneller Schmerz wird jener Schmerz verstanden, der ohne körperlichen Zusammenhang besteht; ein Sekundär funktioneller Schmerz entsteht auf einer primär vorbestehenden Gewebsschädigung. Aus einem funktionellen Schmerz wird durch sekundäre Schonhaltung ein psychosomatischer Schmerz. Die Schonhaltung führt zu einer unphysiologischen Muskelanspannung, die zu einer Schädigung der Muskel- und Gelenkpartien führen kann, was wiederum Schmerzen erzeugt. 
Vegetative Spannungszustände sind Ausdruck von seelischen unverarbeiteten Konflikt- und Stresssituationen. Sie bewirken als Affektäquivalente eine Muskelanspannung. Diese chronische Anspannung führt über die Simulierung und Sensibilisierung von Nozizeptoren über Ischämie und
Hypoxie zur Schmerzentstehung und -verstärkung.

Bei einem akuten Schmerz führt in der Regel ein unkonditionierter Reiz zu einer Gewebsverletzung, wodurch lokale Gewebshormone ausgeschüttet werden. Bei den chronischen Schmerzen bewirkt ein konditionierter Reiz, dass sich das Objekt der Schmerzquelle zuwendet und so die Körperantwort im Sinne einer Bahnung beeinflusst. Dies geschieht über die Aufmerksamkeit. Sie vermag das Schmerzerleben so verstärkend zu fokussieren, während Ablenkung das Schmerzerleben dämpft. Die Stimmungslage kann das Schmerzerleben verstärken, wenn zusätzlich Angstgefühle und depressive Symptome zu den Schmerzen bestehen. Frühere Erfahrungen, sei es traumatischer Art oder die Art wie sich die wichtigen Bezugspersonen (Trainer, Mutti) gegenüber dem Schmerzerleben des Kindes ver-
hielten prägen das Schmerzverhalten und die -Wahrnehmung des Erwachsenen.

Schließlich beeinflussen kulturelle Faktoren hinsichtlich des Ausdruckes von Schmerz das Schmerzerleben. "Erlernte" oder verinnerlichte "Hilflosigkeit" führt zu einem Mangel an Coping-Strategien und somit über einen Mangel an Kontrolle zur Schmerzverstärkung.


Psychodynamik des Schmerzes

Psychodynamisch lässt sich die Schmerzentstehung verstehen, als Versuch, unbewusste Schuldgefühle zu reduzieren. Da der Schmerz das quälende Schuldgefühl verdrängt bzw. an dessen Stelle tritt und damit für eine psychische Entlastung sorgt, ist somit die Funktion des primären Krankheitsgewinns beschrieben: Schmerz gegen Schuld (paine-prone-behaviour). 

Das Klagen über Schmerzen bewirkt Aufmerksamkeit und Schonung, womit der sekundäre Krankheitsgewinn umschrieben wäre. Der Schmerz wird an ein Körperorgan mit einer Bedeutung gekoppelt, die einer Kindheitserfahrung entspricht, die durch die Schmerzexpression reaktualisiert wird. 

Ein Beispiel: Das Kind wird in einem Fußballspiel im Oberschenkel gezerrt. Der Trainer und die Mutti trösten es. Der Schmerz verschwindet. Der Oberschenkelschmerz des noch nicht ganz erwachsenen Jung-Multimillionärs erinnern diesen an den liebevoll tröstenden Trainer und die tröstende Mutti, eines schützenden Verhaltens der Zuwendung, das er jetzt akut vermisst. Hier handelt es sich um einen Ausdruck von Schmerzen mit der Ersatzfunktion für ein verlorengegangenes äußeres Objekt.

Der Schmerz dient als Regulator des narzisstischen Gleichgewichtes. Ein banaler Unfall, bei dem es nicht wirklich zu einer ernsten Verletzung kam, führt über den Wege der narzisstischen Kränkung ("Niemand kann mich zwingen, gegen meinen neuen Arbeitgeber 'gewinnen' zu müssen"...) zu anhaltendem Schmerzerleben. 

Dem Schmerz kommt hierbei die Rolle zu, als "narzisstische Plombe" das aufgerissene Loch im verletzten Selbstbild zu stopfen, um so das narzisstische Gleichgewicht zu regulieren und die (phantasierte) Integrität des geschädigten Selbstwertgefühls wiederherzustellen ("psychoprothetische Funktion").

Der Schmerz hat bei depressiven Reaktionen die Aufgabe, bei Verlust eines Objektes (z.B. eines geliebten Vereines oder Trainers - Mario Götze lebte ja immer noch bei Mutti - und war seit 12 Jahren bei dem gleichen Verein - nun muss er in die "weite Welt" ...), den Seelenschmerz in Körperschmerz zu verwandeln. 


Die vorbestehenden, nicht eingestandenen aggressiven Impulse gegen das Objekt führen zu Schuldgefühlen, die durch den "aggressiven" Schmerz einerseits ausgelebt werden (Triebabfuhr) andererseits durch die Sühne mittels Schmerzen zur Schuldentlastung beitragen. 

Der eigentliche Verlust des Objektes (Verein/Trainer/Zuhause) kann durch den Schmerz kompensiert werden, indem im Schmerz das Objekt gebunden bleibt (s. auch oben: "der schmerzende Oberschenkel ruft nach Zuwendung von Trainer und Mutti ...").

Materialien aus einem Aufsatz von Pierre E. Frevert, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Arzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie/Psychoanalyse, Frankfurt: "Der Schmerz: Modell der Symptombildung aus psychosomatischer Sicht", 2006 

Sarah Kirsch ist tot

$
0
0
DPA



Sarah Kirsch ist tot

Die Schriftstellerin, Malerin und "Lyrikerin der großen Gefühle" starb bereits am 5. Mai im Alter von 78 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in Schleswig-Holstein. Das teilte die Deutsche Verlags-Anstalt am Mittwoch in München mit.

Kirschs rätselhaft einfache Naturgedichte waren alles andere als naive Landschaftslyrik. Sie schildern Seelenzustände, waren voller hintergründiger Finesse und politischer Anspielungen. Auf Grammatik und Zeichensetzung pfiff Kirsch und bot Spott und Trotz im Schnodderton.

Die Natur findet sich auf der einen Seite in ihrem Hervorbringen des Lebens und die menschliche Gesellschaft im Hervorbringen von Bedrohung und Vernichtung. Bezeichnend ihr Gedicht "Bäume", auch für ihren widerständigen Humor:

Bäume

Früher sollen sie
Wälder gebildet haben und Vögel
Auch Libellen genannt kleine
Huhnähnliche Wesen, die zu
Singen vermochten, schauten herab.
„Mit ihrem poetisch trockenen Stil wird die Trägerin des Georg-Büchner-Preises von 1996 auch über ihren Tod hinaus eine moderne Klassikerin der Literatur bleiben”, würdigte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) die Lyrikerin. Kirsch habe nicht nur mit ihrer Sprache für Demokratie und Menschenrechte gekämpft. Als Beispiel nannte er etwa ihren „mutigen Protest” gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann aus der DDR.

„Mit dem Tod Sarah Kirschs verlieren wir, verliert die deutschsprachige Literatur eine ihrer wichtigsten, eigenwilligsten und poetisch kraftvollsten Stimmen”, sagte DVA-Verlagsleiter Thomas Rathnow. 

„Sarah Kirsch war eine der großen Lyrikerinnen unserer Zeit und eine ausdrucksstarke Persönlichkeit. Ihre Poesie und ihr Leben waren geprägt von emotionalen Momenten und großer Leidenschaft”, erklärte Thüringens Kulturminister Christoph Matschie (SPD) in Erfurt. Als wortstarke Schriftstellerin habe sie diese Leidenschaft zu DDR-Zeiten genutzt, um offen gegen die Willkür des SED-Regimes zu protestieren. „Sarah Kirsch und ihre gefühlsbetonte Poesie bleiben fest in unserer Erinnerung.”

"Zaubersprüche" hieß der Gedichtband, der Sarah Kirsch in der DDR 1973 zu einer mächtigen Lyrikerin machte.

"Nachricht aus Lesbos" hieß einer der bekanntesten Texte darin: 

Ich weiche ab und kann mich den Gesetzen
Die hierorts walten länger nicht ergeben:
Durch einen Zufall oder starren Regen
Trat Wandlung ein in meinen grauen Zellen
Ich kann nicht wie die Schwestern wollen leben. 
Die Distanzierung einer Frau von den in ihrer Welt herrschenden Überzeugungen bezog jeder Leser sofort von der Antike auf die sozialistische Gegenwart.

Kirsch wurde 1935 in Limlingerode/Harz als Tochter eines Fernmeldemechanikers geboren, studierte Biologie und Literatur. Als sie sich 1976 in der DDR den Protesten gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann anschloss, wuchs der staatliche Druck und Kirsch siedelte 1977 von Ost- nach West-Berlin über.

Anfang der 80er Jahre zog sie in ein altes Schulhaus hinterm Deich in Tielenhemme in Dithmarschen (Schleswig-Holstein). Dort lebte sie bis zu ihrem Tode sehr zurückgezogen als freie Schriftstellerin und Malerin. Kirsch habe die Schönheit und den Reiz ihrer Wahlheimat in die Welt hinausgetragen, sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD).

Interviews gab Kirsch nur selten: „Die Leute sollen meine Gedichte gern haben und mich möglichst in Ruhe lassen”, sagte sie 1996 den „Stuttgarter Nachrichten”. Die Themen Liebe, Trennung und Einsamkeit bestimmten ihr Werk. „Meine Grundhaltung ist wohl doch die Melancholie”, erklärte Kirsch einmal über sich selbst. Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki pries einst ihre „Lyrik der großen Gefühle und der mächtigen Leidenschaften” - und nannte sie "Drostes jüngere Schwester"...
Eines ihrer bekanntesten Gedichte gilt der Droste. Ihr hat sie die schönste Hommage gewidmet, die dem westfälischen Fräulein, der Naturdichterin und der Liebenden je zuteil wurde. 
Der Droste würde ich gern Wasser reichen
In alte Spiegel mit ihr sehen, Vögel
Nennen ... 
hebt Sarah Kirschs Gedicht an. Ein Gedicht, das wie vom Widerschein des Meersburger Turmzimmers durchglänzt ist.

Für ihr dichterisches Werk wurde Kirsch mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Georg-Büchner-Preis, dem Jean-Paul-Preis, dem Peter-Huchel-Preis sowie dem Johann-Heinrich-Voß-Preis.

„Einen besonderen, einen einzigartigen Platz” habe sich Kirsch in der deutschen Literatur verdient, stellte der Literaturwissenschaftler Joachim Kaiser schon vor vielen Jahren fest. Zu Kirschs Veröffentlichungen zählten der erfolgreiche Lyrik-Band „Katzenleben” (1984), die von ihr als „Chronik” bezeichnete Prosa „Allerlei-Rauh” (1988) und der selbst bebilderte Band „Spreu” (1991). Noch im vergangenen Jahr erschien „Märzveilchen”.

Geboren wurde Kirsch am 16. April 1935 als Ingrid Hella Irmelinde Bernstein. 1960 nannte sie sich aus Protest gegen die Massenvernichtung der Juden in der Nazi-Zeit Sarah.

Im gleichen Jahr heiratete sie den Lyriker Rainer Kirsch und publizierte 1965 mit ihm gemeinsam den ersten Gedichtband „Gespräche mit dem Saurier”. Die Ehe hielt nur bis 1968. Vater ihres 1969 zur Welt gekommenen Sohnes Moritz war der Schriftsteller Karl Mickel.

Die Hamburger Autorenvereinigung würdigte Kirsch als „hervorragende Schriftstellerin”. Die deutsche Literaturszene müsse in Zukunft auf eine Frau verzichten, die Zeit ihres Lebens im besten Sinne streitbar gewesen sei, vor allem gegen Diktaturen, sagte der Sprecher Peter Schmidt. Der Lyriker Uwe Kolbe erklärte im Deutschlandradio Kultur, Kirsch sei „DIE große Stimme des Gedichts” gewesen. Diese Stimme sei aber nicht verstummt, sondern werde jetzt einfach auf eine andere Art gelesen.
Drachensteigen. Spiel für große Ebenen 
ohne Baum und Wasser. 
Im offenen Himmel 
Steigt auf
Der Stern aus Papier, unhaltbar 
Ins Licht gerissen, höher, aus allen Augen
Und weiter, weiter
Uns gehört der Rest des Fadens, und daß wir dich kannten. 
In solchen Versen erkannten sich auch im Westen all jene wieder, die den Verlust der Utopien beklagten und in der Kunst und der Poesie einen Ausweg aus allzu prosaischen Verhältnissen suchten.

Mit dem Boom an schlechter Seelenbeichtenpoesie jener Jahre hatte Sarah Kirsch zugleich rein gar nichts zu tun. Sie kam aus der handwerklich höchst kompetenten "Sächsischen Dichterschule" rund um den heute fast vergessenen Georg Maurer, eine lose Gemeinschaft hoch talentierter Lyriker wie Volker Braun, Heinz Czechowski, Bernd Jentzsch, Helga M. Novak, oder ihre zeitweiligen Lebensgefährten Rainer Kirsch und Karl Mickel. Die Auseinandersetzung mit der Tradition gehörte hier ohnehin zum Standard.

Die Mehrdeutigkeit, zwangläufig eingeübt unter den Bedingungen der Zensur, blieben Markenzeichen dieser Gedichte, ein unverwechselbarer Sound, in dem Naturzyklen, Seelen- und Weltzustand eine untrennbare Verbindung eingehen. Dazu eine unverrätselte, scheinbar schlichte, manchmal fast lakonische Sprache, die ohne Zeilensprünge und mit ihren seltenen Reimen kaum als Gedicht wahrzunehmen ist, obwohl sie äußerst rhythmisiert ist.

Von Sarah Kirsch stammen einige der schönsten und ausgelassensten Liebesgedichte deutscher Sprache, das frühe "Dann werden wir kein Feuer brauchen" etwa oder "Die Luft riecht schon nach Schnee", das mit den Zeilen endet:

Schnee fällt uns
mitten ins Herz, er glüht
Auf den Aschekübeln im Hof Darling flüstert die Amsel.
Der Winter war zweifellos ihre Jahreszeit, immer wieder beschreibt Sarah Kirsch die bedrohliche Erstarrung des Lebens, die doch den Keim der Erneuerung schon in sich trägt. Dazu passen die von ihr oft bereisten Landschaften Nordeuropas, nachzulesen etwa in den Skandinavien-Gedichten des Bandes "Erlkönigs Tochter" von 1992 oder dem Prosaband "Islandhoch". In den letzten Jahren erschienen fast nur noch, aber dafür mit schöner Regelmäßigkeit, Tagebuchnotizen, zuletzt 2012 "Märzveilchen", wie fast alle ihre Werke in der Deutschen Verlags-Anstalt.


Sarah Kirsch | Abschiednehmen | Aquarell | 1995 | 13 x 12 | Galerie Hoeppner, Essen
..................................................

Ein Gedicht aus Sarah Kirschs Sammlung "Erlkönigs Tochter":

Nördlicher Juni  (1982)
Die Nächte haben ihre
Eigenschaften verloren:
Weiße Stufen die
Horizonte mit
Rostroten Tüchern.
Wer hier hinaufspringt
Kann glücklich werden.
Dreimal rufe ich dich aber
Du bist nicht
Auf Erden.
..................................................


Ein Gedicht aus Sarah Kirschs Band "Katzenleben"
Die Entrückung (1984)

Die Sonne schleudert unbarmherzige Hitze
Dem Grabenden auf den gebeugten Rücken
Flüche hört er verschollner Gestalten
Den uralten Kuckuck und das Gewese
Der frommen einfältigen Lerchen er sieht
Im weißen brechenden Licht
Wolkenlos Gottes Thron, auf den Stufen
Die heiligen Ackerpferde stehn
Die nun allerorts fehlen.



Mit Materialien aus: BILD.de | SPIEGEL-ONLINE|sha und http://www.zeit.de/kultur/literatur/2013-05/nachruf-sarah-kirsch-kuhlbrodt, Galerie Hoeppner, Essen,
http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article116428366/Sarah-Kirsch-die-Erneuerin-deutscher-Naturlyrik.

Sarah Kirsch: Legende über Lilja (1966)

$
0
0

Zum Tode von Sarah Kirsch:

Legende über Lilja (1966)

Sarah Kirschs „Legende über Lilja“ erzählt von dem polnischen Mädchen, das sich weigert, die anderen KZ-Insassen zu verraten. Das Gedicht entstand vor dem Hintergrund der Auschwitz-Prozesse.
Mich erinnert es vom Duktus her an Paul Celans
"Todesfuge" - mit diesen ab und zu auftretenden eigenartig stakkatohaften Rhythmen in den Zeilen und den kurzen zackigen Befehlen (z.B. der Mann mit dem Hund und dem Totenkopf am Kragen: ... "Schlag mit der Peitsche: den Namen!" ... "brüllte befahl: genug!"...) - so wie ich mir wenigstens die klackernden marschierenden Stiefelabsätze und das Gebaren und Gebrüll der SS-Schergen dort im KZ vorstelle ...
Ansonsten ist der Ton in der "Legende" unterkühlt, kommentierend, beobachtend - aber wechselt dann plötzlich unvermittelt die Perspektive in einen inneren Monolog Liljas
("
nun brauch deine Augen Lilja -  befiehl den Muskeln dem Blut Sorglosigkeit - hier bist du oft gegangen - kennst du jeden Stein jeden Stein") -  Aber insgesamt wird auch klar, dass die Gerichte bei den NS-Prozessen recht großzügig vorgehen: Was 20 Jahre nach dem Horror bei den Zeugenaussagen nicht mehr 100-prozentig zusammenpasst - und "unsachlich/unjuristisch" - eben fast lyrisch und emotional von den späten Zeugen formuliert wird ("ihr Gesicht ging vorbei - sie hätten gezittert") - wird vor solcher Art Gerichte eben als "Legenden" abgetan, wird aus den Anklagen gestrichen ... 
Sarah Kirsch komponiert diese "Legende" noch zu ihrer DDR-Zeit - und neben der Kritik an der laschen Anklage-Praxis bei den NS-Prozessen in der BRD - wird da ja gleichzeitig die DDR mitkritisiert, die es ja mit der Aufarbeitung der NS-Zeit nicht so sehr genau nahm - und eigentlich grandios schwieg - bei doch sonst so gekonnten  Klassenkampf-Parolen ...




1 
ob sie schön war ist nicht zu verbürgen zumal  
die Aussagen der überlebenden Lagerbewohner
sich widersprechen schon die Farbe des Haars  
unterschiedlich benannt wird in der Kartei  
sich kein Bild fand sie soll  
aus Polen geschickt worden sein

2 

im Sommer ging Lilja barfuß wie im Winter und schrieb  
sieben Briefe 

3 

sechs drahtdünne Röllchen wandern  
durch Häftlingskittel übern Appellplatz kleben  
an müder Haut stören den Schlaf erreichen  
den man nicht kennt(er kann nicht  
Zeuge sein beim Prozeß)

4 

das siebente gab einer gegen Brot 

5  

Lilja in der Schreibstube Lilja unterwegs Lilja im Bunker  
Schlag mit der Peitsche den Namen warum sagt sie nichts  
wer weiß das  
warum schweigt sie im August wenn die Vögel
singen im Rauch

6 

einer in Uniform Totenkopf am Kragen Liebhaber  
alter Theaterstücke (sein Hund mit klassischem Namen) er fand  
man sollte ihre Augen reden lassen

7 

Durch die gefangenen Männer wurde eine Straße gemacht  
eine seltsame Allee geplünderter Bäume tat sich da auf  
hier sollte sie gehen und einen verraten

8 

nun brauch deine Augen Lilja befiehl  
den Muskeln dem Blut Sorglosigkeit hier bist du oft gegangen  
kennst du jeden Stein jeden Stein

9 

ihr Gesicht ging vorbei  
sagten die Überlebenden sie  
hätten gezittert Lilja wie tot ging ging  
bis der Mann dessen Hund Hamlet hieß  
brüllte befahl genug

10 

seitdem wurde sie nicht mehr gesehen 

11 

andere Zeugen sagten sie habe auf
ihrem Weg  
alle angelächelt sich mit den Fingern gekämmt  
sei gleich ins Gas gekommen - das war  
über zwanzig Jahr her -

12 

alle sprachen lange von Lilja 

13 

die Richter von Frankfurt ließen im Jahr 65 protokollieren  
offensichtlich  
würden Legenden erzählt dieser Punkt  
sei aus der Anklage zu streichen

14 
in dem Brief soll gestanden haben wir  
werden hier nicht rauskommen wir haben  
zu viel gesehen 





....................................................


Legende über Lilja - Gedichtvisualisierung - YouTube - unterwaterfish - Clip von Michelle & Nadine 9G1

Jürgen Klopp und Gott | (m)ein wort zum sonntag -87

$
0
0



Jürgen Klopp und Gott!

Klopp kommt zu dem selbstbewussten Schluss: „Er findet mich in Ordnung, so wie ich bin.“

Protestant Klopp (aufgewachsen in Glatten im Schwarzwald/Baden-Württemberg - 46 Jahre alt) verrät, dass er jeden Tag gemeinsam mit seiner Frau Ulla (Katholikin) betet: „Für mich ist der Glaube an Gott wie ein Fixstern, der immer da ist.“

Augenzwinkernd gibt er zu: „Es kann schon mal vorkommen, dass ich beim abendlichen Gebet einschlafe...“
Klopp, der emotionale und aufbrausende Bundesliga-Trainer: „Ich bin um Himmels willen nicht frei von Fehlern, Schwächen, Sünden.“



Klopp, der ruhige und nachdenkliche Christ: „Grundsätzlich gibt es in meinem Leben unglaublich viele Gründe, mich im Minutentakt bei Gott zu bedanken.“

Über seine ersten Kontakte als Kind mit der Religion erzählt er:
„Meine Mutter hat sich abends zu mir ans Bett gesetzt und mit mir über den lieben Gott gesprochen und gebetet – ich fand das toll, aber trotzdem hat sie so‘n bisschen das Gefühl vermittelt vom strafenden Gott – da gab es zwei Instanzen: Der Vater, der am Wochenende nach Hause kommt, und diese Drohung ‚Wenn das der liebe Gott sieht!‘“

Lange sei er deshalb „mit schlechtem Gewissen durch die Gegend gelaufen“.

Klopp: „Aber das hat auch dazu beigetragen, dass ich dann eines Tages auch die andere Wahrheit verstanden habe – er ist da! Und er findet mich in Ordnung, so wie ich bin.

Schon früher verriet Klopp, dass er häufig in die Kirche geht – allerdings nie für Siege betet: „Ich bitte nur um Kraft und Besonnenheit, die Dinge richtig einzuschätzen und anzugehen. Es gibt so viel wichtigere Dinge als Fußball. Gott hat dementsprechend mehr zu tun, als sich um Fußball zu kümmern.“


Klopp weiter: "Im Gegensatz zu Jungs wie Zé Roberto und Cacau, die in sehr schwierigen Verhältnissen aufgewachsen sind, komme ich aus einer sehr behüteten schwäbischen Familie, in der man sich keine Gedanken machen musste, ob am nächsten Tag auch genug zu essen auf dem Tisch stand. Für die meisten von uns ist so etwas auch völlig normal, und doch denke ich, dass ich mir eine gewisse Dankbarkeit darüber bewahren möchte - das ist nur einer der Gründe, warum ich am Ende des Tages mit meiner Frau Ulla immer gemeinsam zu Gott bete. 

Es gibt Spieler, die in schwierigen Zeiten ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Gott gemacht haben. Mich fasziniert, wie offen ein Marcelo Bordon darüber berichtet, dass er als Jungprofi in Brasilien zwar ein volles Konto, aber ein leeres Herz hatte. Oder ein Gerald Asamoah, der ganz ehrlich zugibt, dass es erst einer ausweglosen Situation in seinem Leben bedurfte, um sich auf die Suche nach Gott zu begeben. 

'Not lehrt beten', heißt es ja im Volksmund. Und so leben und planen wir eben oft vor uns hin, ohne uns Gedanken über Gott und die Welt zu machen, bis irgendwann der große Knall kommt und wir merken, dass wir es alleine nicht packen. 

Alle diese wirklich sympathischen Jungs, die ich Woche für Woche in den Stadien treffe oder zum Teil auch selbst trainiere, haben eines gemeinsam: Sie haben an einem Zeitpunkt ihrer Karriere gemerkt, dass da noch mehr im Leben sein muss als Meisterschaft und Abstiegskampf. Sie erzählen davon, wie die Beziehung zu Gott ihre Perspektive verändert hat. Wie sie Dinge in ihrem Leben plötzlich ganz anders wahrgenommen haben. 

Aber es braucht schon diesen Blick "nach oben", um aus der Mühle, in der wir oft leben, auszubrechen. Um sich über eine Kleinigkeit zu freuen, obwohl man gerade eine ätzende und unnötige Heimniederlage kassiert hat. Um zu kapieren, was im Leben wirklich "wertvoll" ist. 

Für mich ist der Glaube an Gott wie ein Fixstern, der immer da ist. Ein treuer Begleiter, der dir oft genau dann Kraft schenkt, wenn du gar nicht mehr damit rechnest. Aber auch ein starker Rückhalt, der mir die nötige Lockerheit gibt, mit einem Lächeln durchs Leben zu gehen, und dem nötigen Vertrauen, dass der "da oben" schon alles richtig macht.Auch dann, wenn manche Reporter nach Niederlagen wieder mit der nervigsten aller Fragen ankommen: 'Ist der Fußball-Gott denn gegen Dortmund?' 

Um diese Frage ein für alle Mal zu beantworten: Es gibt zwar keinen Fußball-Gott, aber ich glaube, dass es einen Gott gibt, der uns Menschen liebt, genauso wie wir sind, mit all unseren Macken, und deswegen glaube ich, dass er auch den Fußball liebt! Nur: Die Kiste müssen wir schon selber treffen.




 Was bedeutet Ihnen der Glaube?

Ich bin nie auch nur im Ansatz zu erschüttern gewesen in meinem Glauben. Man könnte mich neben den Urknall stellen, und es wäre nicht möglich. Es ist ja nicht so, dass wir nichts von Darwin gehört hätten, von der naturwissenschaftlichen Erklärung für die Entstehung der Welt. Aber heutzutage habe ich den Eindruck, dass es bei jungen Menschen als nicht intelligent gilt, wenn man glaubt. Das finde ich extrem schade.

Welche Konsequenzen hat Ihr Glaube für den Alltag?

Der Glaube ist ein ganz wichtiger Bereich meines Lebens, in den ich mich häufig zurückziehe. Und es tut mir für alle Leid, die das nicht können. Weil ich ihnen das gönnen würde, diese Momente zu haben, mit sich und Gott und ihrem Glauben, und  wirklich Ruhe zu finden. Wir sollten grundsätzlich dafür sorgen, dass Menschen einen Zugang zum Glauben finden.

Wie sieht Ihrer aus…?

Ich habe meinen Glauben im Laufe meines Lebens entwickelt. Das fing an mit „Müde bin ich, geh zur Ruh…“ mit der Mutter. Mir war relativ schnell klar, dass es ein bisschen komisch ist, wenn man jeden Abend das Gleiche betet, aber besser als nichts. Dann bin ich mit meiner Oma in die Kirche gegangen und hab mich gewundert, dass sie eingeschlafen ist. Ich dachte aber, das wird auch seine Richtigkeit haben. Dann gab es einen Jugendgottesdienst – und so weiter. Was mir an der Kirche gefällt, sind die Rituale. Das Feierliche mag ich. Wenn ich in die Kirche gehe, würd ich nicht mit Turnschuhen kommen. Aber es ist alles erlaubt, was uns die Augen öffnet.

Sie wirken oft sehr entspannt. Hat das auch mit Ihrem Glauben zu tun?

Zu hundert Prozent!  Ich bezeichne den Glauben als meinen absoluten moralischen Leitfaden. Auf  dieser Grundlage habe ich für mich ein paar Regeln festgelegt. Ich trete Leuten nicht bewusst auf den Fuß. Um weiterzukommen, arbeite ich nicht mit Ellenbogen. Ich bin ehrgeizig, und ich will Spiele gewinnen. Aber ich könnte niemals einem Spieler sagen: Hau den um. Ich versuche, den Ort, an dem ich bin, ein klein bisschen besser zu machen für den Moment. Denn das Leben ist ein Geschenk, mit dem man vernünftig umgehen sollte.


Moralischer Leitfaden

Verschiedentlich und geradezu übersprudelnd spricht Jürgen Klopp über seinen christlichen Glauben. Er bezeichnet diesen als seinen «moralischen Leitfaden.» Sein tägliches Gebet sei fester Bestandteil seines Lebens. «Glaube spielt sich bei mir im Kopf und im Herzen ab und ist nicht an Orte gebunden», sagte der Trainer einmal im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur dpa.

Vergeben ist wichtig

Wichtig ist für Jürgen Klopp auch, um Vergebung zu beten und selber zu vergeben. Bestandteil seiner christlichen Einkehr sei auch der Satz «Vergib uns unsere Schuld, so vergeben auch wir unseren Schuldigern.» 

Den gütigen Gott gefunden

Ich finde grundsätzlich, dass der Auftrag, den wir auf der Welt haben, der ist, das kleine Stückchen Erde, auf dem wir uns befinden, einfach ein bisschen schöner zu machen. Ich möchte mich so verhalten, dass es den anderen auch gut geht.»



Mit Materialien aus: http://www.marielampert.de/praxis/%E2%80%9Eder-klare-blick-aufs-leben.html | http://www.bild.de/sport/fussball/juergen-klopp/gott-findet-mich-in-ordnung-22258042.bild.html/mike-meurer.blogspot.comhttp://www.fussball-gott.com/juergenklopp.php | http://www.life.de/magazin/people/214133-ich_beende_jeden_tag_mit_einem_gebet.html

JÜRGEN KLOPPs GUARDIAN-INTERVIEW AUF DEUTSCH | "der Freitag" machts möglich

$
0
0

Und hier aus besonderem Anlass das inzwischen legendäre "Guardian"-Interview mit Jürgen Klopp, das Donald McRea, The Guardian, mit ihm führte - und von Jan Jasper Kosok, der Freitag, ins Deutsche übersetzt wurde...- und über das sich Matthias Sammer so erregte ...

Der Freitag ist Syndication-Partner der britischen Tageszeitung The Guardian




DONALD MCRAE, THE GUARDIAN 

„Wir sind ein Klub, kein Unternehmen“
Jürgen Klopp 

Der Guardian spricht vor dem Champions-League-Finale mit dem BVB-Coach, der davon überzeugt ist, dass die Fußballgeschichte auf seiner Seite steht

Eine Stunde nach dem ersten von Jürgen Klopps vielen Scherzen, gespickt mit ausführlichen Einblicken in den Fußball und das Leben an sich, kehrt er zurück zu einer eher persönlichen Erinnerung. Sie ist passend und aufrüttelnd, da die ereignisreiche Reise, die Borussia Dortmund bis nach Wembley führte, wo sein Team am Samstag auf Bayern München trifft, wohl die außergewöhnlichste Geschichte dieser Saison ist. Die Geschichte einer leidenschaftlichen Mannschaft mit unbeschreiblicher Spielfreude, unfassbaren Dramen, schmerzhaften Transfer-Intrigen und unbändiger Freude – sie zeigt, dass es sich beim BVB um das „interessanteste Fußballprojekt der Welt“ handelt.

Alles erinnert verblüffend an Erfahrungen, die Klopp bereits in Mainz, seiner ersten großen Fußballliebe, sammeln konnte. Klopp war zunächst als Stoßstürmer aktiv und wurde in Mainz zum Verteidiger umgeschult. Er erinnert sich: „So wie jeder Angestellter des Vereins in Dortmund auch Fan der Borussia war, verhielt es sich auch in Mainz. Als ich noch aktiv spielte, hatten wir an einem verregneten Samstag vielleicht 800 Fans, die uns unterstützten. Wären wir gestorben – es hätte wohl niemand bemerkt. Aber wir haben den Klub geliebt – und das gleiche Gefühl hegen wir in Dortmund. Es ist ein spezieller Klub, eben ein Arbeiterverein.”

Ausgerechnet Richtung München

Klopp ist besonnen genug, diese romantischen Gefühle hervorzurufen, wenn er sagt: “Ich habe Mainz nach 18 Jahren verlassen und mir gedacht, dass ich beim nächsten Klub wohl nicht so viel Herzblut in den Job stecken werde. Wir haben eine Woche lang geweint. Die Stadt gab eine Abschiedsparty, die ebenfalls eine Woche andauerte. Für einen normalen Menschen ist dieses Maß an Emotionen eigentlich zu viel. Ich dachte, dass es nicht gesund sein kann, dauerhaft so zu arbeiten. Nach einer Woche beim BVB war dann aber alles wie gehabt. Zwei mal das Glück zu haben, so etwas zu finden, ist schon ziemlich ungewöhnlich.”

Borussia Dortmund rutschte von 1997 bis 2005 ab – vom Thron des Champions-League-Siegers bis an den Rand des Bankrotts. Jetzt – fünf Jahre nach Klopps Ankunft – machen den Verein 189 Millionen Euro Umsatz zum elftgrößten Klub der Welt. Ins imposante Westfalenstadion mit seiner berüchtigten Gelben Wand, Europas größter Stehtribüne, kommen regelmäßig bis zu 82.000 Zuschauer. Im Gegensatz zu Vereinen wie Bayern München, Manchester United, Real Madrid oder dem FC Barcelona handelt es sich bei den Dortmunder immer noch um Champions-League-Romantiker. Das Gehaltsbudget ist nur halb so groß wie das der Bayern und macht gerade einmal ein Drittel dessen aus, was Real Madrid für seine Spieler ausgibt. Trotzdem schickten die Dortmunder Real im ersten Halbfinalspiel mit 4 : 1 nach Hause. Und das obwohl nur einen Tag vor dem Spiel verkündet wurde, dass Mario Götze, das vielleicht größte Talent der Dortmunder (seit dem neunten Lebensjahr im Dress der Schwarz-Gelben), sich dazu entschlossen hatte, den Verein im Sommer für eine Ablösesumme von 37 Millionen Euro ausgerechnet in Richtung München zu verlassen.

Nur einer von vielen Transfers, die den BVB auseinander zu reißen drohen. Auch Robert Lewandowski, der alle vier Tore gegen Real Madrid schoss, wird die Borussen wohl zum Saisonende verlassen und vermutlich ebenfalls zu den Bayern gehen. Diese waren jetzt schon stark genug, den FC Barcelona in beiden Halbfinalspielen akkumuliert mit 7 : 0 vom Platz zu fegen.

Rücksichtslos wie China

„Was soll ich sagen?“ fragt Jürgen Klopp mit dem einzigen Achselzucken des 90-minütigen Interviews. "Wenn es das ist, was die Bayern wollen … Es ist eben ein bisschen wie bei James Bond, nur dass die Bayern der Bösewicht sind."

Klopp hat den Verein in München unlängst mit einer rücksichtslos kopierenden Supermacht wie China verglichen. Aber nun winkt er sofort ab. „Ich war müde“, grinst er. „Bayern will mit aller Macht ein Jahrzehnt der Dominanz – so wie es zuletzt dem FC Barcelona gelungen ist. Das ist in Ordnung, wenn man das nötige Kleingeld hat, um die Aussicht auf Erfolg erhöhen zu können. Eine Garantie gibt es nie. Wir sind zwar kein Supermarkt, aber es ist auch klar, dass wir unseren Spielern nicht die Gehälter zahlen können, die ihnen anderswo angeboten werden. Der Weg, den die Bayern oder Madrid gehen, kann nicht unserer sein. Wir müssen vernünftig und vorsichtig wirtschaften, damit die nächste Generation nicht morgen die Probleme bekommt, die wir heute verursachen. Wir haben eben nur so viel Geld, wie wir zahlen können. Deshalb haben wir 2012 Spieler wie Shinji Kagawa verloren.“

Jürgen Klopp schlägt sich mit der Hand vor den Kopf. “Shinji ist einer der besten Spieler der Welt. Jetzt spielt er pro Spiel 20 Minuten bei Manchester United – als Linksaußen. Da bricht mir das Herz. Wirklich, wenn ich so etwas höre, kommen mir die Tränen. Im zentralen offensiven Mittelfeld ist Shinji am besten aufgehoben. Er ist vielleicht einer der torgefährlichsten Spieler, die ich auf dieser Position kenne. Aber für die meisten Japaner ist die Premier League eben wichtiger als die Bundesliga. Als er ging, lagen wir uns 20 Minuten weinend in den Armen. Ein Jahr zuvor war es Nuri Sahin, der ging, weil er für den größten Klub der Welt, Real Madrid, spielen wollte. Wenn aber die Spieler nur ein bisschen Geduld mitbringen, werden wir auch Dortmund zu einem der größten Klubs der Welt entwickeln können.”

Wie ein Herzinfarkt

Auf die Frage nach dem schmerzlichen Verlust Götzes antwortet Klopp zunächst philosophisch. "Es ist normal, dass Wege sich trennen. Mit 18 wollte ich auch die ganze Welt sehen. Es hat aber nur für Mainz und Dortmund gereicht … [Klopp lacht] Nicht gerade das Zentrum der Welt. Es ist in Ordnung, wenn Spieler woanders hin wollen. Aber sie kommen dort an und merken, dass es nicht dasselbe ist. Sie z.B. arbeiten tagein tagaus für den Guardian und denken vielleicht eines Tages, alltagsmüde, dass es besser sein könnte, für die Sun zu arbeiten: Mehr Geld, weniger Arbeit. Mehr Bilder, weniger Worte.”

Sein Lachen bricht abrupt ab, und Klopp sieht ein bisschen mitgenommen aus, als ich ihn frage, wie er sich fühlte, als er das erste Mal vom Götze-Transfer hörte. „Es kam mir vor wie ein Herzinfarkt. Direkt einen Tag nach dem Spiel gegen Malaga. Ich hatte also einen Tag, um zu feiern, bis sich irgendwer dachte: 'Genug, jetzt geht’s zurück auf den Boden der Tatsachen.' Michael Zorc irrte an dem Tag wie ein Zombie auf unserem Trainingsgelände umher. Er kam zu mir und sagte: 'Ich muss mit dir sprechen. Es könnte sein, dass …' ”

Es fällt ihm sichtlich schwer, die Worte zu wiederholen. „Michael fragte mich, ob ich jemanden zum Reden bräuchte, aber ich sagte: 'Nein, ich muss los.' Meine Frau wartete auf mich, weil ein Freund, der Schauspieler Wotan Wilke Möhring, uns zu der Premiere seines neuen Filmes eingeladen hatte. Als ich nach Hause kam, sagte ich zu ihr: 'Sorry, keine Chance, ich kann heute mit niemandem sprechen. Ich kann heute nicht ausgehen.' Dann gab es alle möglichen Anrufe vom Verein. Wir sollten uns in einem Restaurant treffen und sprechen. Ich sagte immer wieder: 'Nein, ich muss mit mir allein sein. Morgen bin ich wieder im Rennen, aber heute Abend geht nichts.' ”

Einige der Mitspieler soll die Transfer-Nachricht so mitgenommen haben, dass sie nicht schlafen konnten. „Das ist wahr“, bestätigt Klopp. „Ich habe mit sechs oder sieben Spielern geredet, von denen ich wusste, dass es ihnen das Herz brechen wird. Sie dachten, dass sie allein nicht gut genug wären und nur als Gemeinschaft gewinnen könnten. Daher ging es vielen wirklich mies. Aber Bayern hat Mario die Pistole auf die Brust gesetzt: Jetzt oder nie! Ich habe ihm noch gesagt, dass sie natürlich auch nächstes, übernächstes und in drei Jahren nachfragen werden. Aber er ist 20 und hatte das Gefühl, jetzt gehen zu müssen. Ich weiß, dass es nicht einfach wird, einen Spieler wie ihn zu ersetzen. Nächstes Jahr werden wir dementsprechend anders spielen. Es braucht eben alles seine Zeit.“

Überleben in Schweden

Der erste Trainer, der Jürgen Klopp inspirierte, war Wolfgang Frank, unter dem Klopp jahrelang bei Mainz spielte. Beide waren fasziniert von der Art und Weise, wie Arrigo Sacchi beim AC Mailand arbeitete. „Obwohl wir nur in der zweiten Bundesliga spielten, waren wir die erste Mannschaft in Deutschland, die in einem 4 – 4 - 2 ohne Libero auflief. Wir schauten uns zig mal dieses langweilige Video an, in dem Sacchi Defensivübungen ausführen ließ, ohne Ball, aber mit Stäben. Maldini, Baresi und Albertini waren dabei. Vorher haben wir immer gedacht, dass die Mannschaft mit den besseren Einzelspielern gewinnt. Danach wussten wir, dass alles möglich ist – wenn man nur die bessere Taktik anwendet.”

Klopp überlistete José Mourinho im Westfalen-Stadion. Neben beständigem Pressing und dem unglaublich schnellen Umschaltspiel, das Dortmund ausmacht, fand er einen Weg, Xabi Alonso – und damit auch Cristiano Ronaldo – aus dem Spiel zu nehmen. Der Umstand, dass Mourinho Klopp seitdem regelmäßig anruft, ist ein weiteres Indiz dafür, dass der es an die Spitze der europäischen Trainer geschafft hat. Fernab seiner taktischen Finesse ist es gerade seine Fähigkeit, mit Spielern auf emotionaler Ebene zu kommunizieren, die ihn heraushebt.

Nachdem Klopp Lionel Messi als Spieler angepriesen hat, gegen den “kein Kraut und keine Taktik gewachsen ist, solange er nur fit ist”, gibt er uns einen interessanten Einblick in sein Arbeiten. Anstatt seinen Spieler ein Video-Best-of katalanischer Fußballkunst zu zeigen – was hätte ein Umschaltspieler wie Marco Reus schon davon – zeigt er ihnen Fotos, auf denen zu sehen ist, wie die Spieler des FC Barcelona jedes einzelne Tor feiern, „als wäre es das erste ihrer Karriere gewesen“.

„Das ist es, was ich meinem Team zeigen muss, entsprechend oft. Ich will ihnen keine Videos zeigen, weil ich nicht will, dass sie einen anderen Stil kopieren. Aber ich will, dass sie sehen, wie Barcelona auch Tor Nummer 5.668 wie das erste feiert. Das ist genau so, wie man sich immer fühlen muss – bis man stirbt.”


Klopp interessierte sich von jeher für Methoden, die ein Team zusammen schweißen. Er selbst sagt: „Man kann Teamgeist predigen – oder ihn leben.“ Nachdem Mainz 2004 in die Bundesliga aufgestiegen war, schickte Klopp sein Team auf ein unwirkliches Vorbereitungsabenteuer. “Wir haben die Mannschaft an einen See in Schweden geschickt. Es gab keinen Strom. Für fünf Tage waren wir da, ohne etwas zu essen mitgenommen zu haben. Sie mussten es sich selbst angeln. Die anderen Trainer fragten mich, ob es nicht vielleicht sinnvoller wäre, in der Zeit Fußball zu trainieren. Nein, ich wollte, dass das Team das Gefühl bekommt, dass es wirklich alles überstehen kann. Mein Co-Trainer dachte, ich sei ein Idiot. Er fragte mich: „'Können wir da trainieren?' – 'Nein.' – ‘Können wir wenigstens laufen?’ – 'Nein. Aber wir können schwimmen und fischen.' “

Feuer machen, Wasser kochen

„Wenn ich heute Spieler von damals treffe – aus dem Sondereinsatzkommando –, können sie mir von der ersten bis zur letzten Minute sagen, was sie wann, wo und mit wem gemacht haben. Jede Nacht in einem verdammten Zelt, mit den Wurzeln im Rücken, das vergisst man nicht. Ziel war es immer, die nächste Insel zu finden. Der, der als erster ankam, musste Feuer machen und Wasser kochen. Die ganze Zeit über hat es geregnet, höchstens für fünf Stunden während des gesamten Trips nicht. Und die Mücken … Wie halten die Schweden das aus? Die Sonne kommt raus und mit ihr die Mücken. Wunderbar war es trotzdem. Wir waren wie Bravehearts. Messer im Arm? Kein Problem. Als wir dann schließlich in der Bundesliga gespielt haben, konnte kaum jemand glauben, wie stark wir waren.“

Schon bald war Klopp deutschlandweit bekannt. Mit seinem professionellen, aber auch unterhaltsamen Auftreten als Co-Moderator beim deutschen Fernsehen verdiente er sich seine ersten Sporen in der Öffentlichkeit. Viel bedeutender aber war, dass selbst Bayern München wegen seiner erstklassigen Arbeit auf ihn aufmerksam wurde. „Uli Hoeneß fragte mich, ob wir uns mal treffen könnten. Ich sagte: 'Klar, ich muss zwar erst meine Mutter fragen, aber warum nicht?' Er erzählte mir, dass die Bayern über zwei neue Trainer nachdachten und ich einer von diesen wäre. Später dann entschied man sich für Jürgen Klinsmann, was nicht wirklich der Weltuntergang war. Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass ein Zweitligatrainer von den Bayern angerufen wird.”

Auch der HSV zeigte sich interessiert, gab aber am Ende Martin Jol die Trainerstelle, da dieser – im Gegensatz zu Klopp – beim Vorstellungsgespräch einen Anzug trug. „Ich weiß schon, warum ich den Job nicht bekommen habe. Eine Delegation der Hamburger kam zu mir nachhause, und zwei von drei Verantwortlichen wollten mich auch, einer war sich nicht sicher. Und ich sah eben aus wie auch jetzt [Klopp deutet auf sein Äußeres]. Tut mir leid!”

„Ich habe dann in der Zeitung davon gelesen, dass ich deshalb nicht unbedingt erste Wahl sei. Außerdem haben mich meine Spieler nur 'Kloppo' gerufen. Ich persönlich finde nicht, dass das respektlos ist. Als ich in Mainz Trainer wurde, waren die meisten meiner Spieler vorher Teamkollegen. Am nächsten Tag sollte ich dann ihr Trainer sein. Soll man mich deswegen dann gleich Siezen? In Hamburg dachte man wohl, dass jemand, den sie ‘Kloppo’ nennen, keine Respekt-Person sein kann. Also rief ich sie an und sagte: 'Wenn ihr solche Bedenken wegen meines Charakters habt, dann will ich auch nicht zu euch kommen.' “

Die Hanseaten dürften heute die eigene Pingeligkeit verfluchen. Seitdem wurde Klopp unter anderem mit Mannschaften wie Chelsea, Manchester City, Manchester United und sogar Arsenal in Verbindung gebracht. Trotz allem scheint ihn nichts aus Dortmund loseisen zu können. Aber wird das immer so sein? „Ich weiß es nicht. Momentan denke ich an nichts anderes als den BVB. Möglicherweise könnte ich zu einer Menge Klubs gehen und nach Jobs fragen, und ein paar würden wohl auch zucken. Aber ich habe kein Interesse, denn für mich haben wir hier in Dortmund das interessante Fußballprojekt der Welt. In drei oder vier Jahren kann man sich vielleicht noch mal unterhalten, aber für den Moment bin ich genau am rechten Fleck.“

Genau am rechten Fleck

Klopp selbst kommt aus einem kleinen Dorf im Schwarzwald. "Als ich wegging haben dort 1.500 Menschen gelebt, und 1.499 tun es noch immer.” Er ist der Vater zwei erwachsener Söhne. Seine Frau Ulla ist Autorin. “Sie hat ein Kinderbuch geschrieben. Ein bisschen wie Harry Potter – aber über Fußball. Da geht es nicht um verdammte Hexenbesen, sondern nur um Fußball.” Auch wenn Dortmund nicht das Zentrum des Universums sein mag, so hat Klopp mit seinem Feinsinn und seiner Bodenständigkeit dort doch eine magische Fußballwelt kreiert.

“Das Leben hat mir mehr gegeben als ich erwartet hätte – Familie, Fußball und Geld. Keiner meiner Lehrer – selbst meine Eltern nicht – hat jemals daran geglaubt, dass mir das passieren könnte. Also wie bitte kann dieses wunderbare Leben mir dadurch versaut werden, dass die Bayern unsere Spieler kaufen? Es wäre natürlich besser, wenn wir sie halten könnten, aber ich bin mir nicht mal sicher, ob wir dadurch stärker wären. Veränderung ist wichtig, wenn man den nächsten Schritt gehen will. Wenn jetzt alle Spieler bleiben würden, müsste vermutlich ich gehen, damit sich überhaupt etwas tut. Würde ich sagen: ‘Los, Jungs, geht nach links!’ würden die Jungs sagen ‘Trainer, das hast du uns schon 200 mal erzählt, wir können es nicht mehr hören.’ So ist eben das Leben. Und deshalb braucht man auch immer wieder frisches Blut. Einfach ist das nicht, aber ich komme damit klar. Ich bin zwar ein ganz gewöhnlicher Kerl, aber es ist auch nicht sonderlich schwer, den richtigen Moment zu finden, um für die Spieler entweder Freund oder eben Lehrer zu sein.”

Reif für ganz oben

Kurz vor dem wohl wichtigsten Spiel seiner Karriere spricht Jürgen Klopp einerseits vergnügt von einem „Märchen“. Andererseits betont er auch, dass sein Team vor einem Jahr – wie von ihm vorhergesagt – bereit war, das Double zu gewinnen. Und dies auch tat. Anfang diesen Jahres hatte er nun verkündet, man sei reif für die Champions League. Bayern dürfte trotzdem Favorit sein, Dortmund kann sich jedoch der Unterstützung der neutralen Beobachter gewiss sein. Es fällt eben schwer, einer so quirligen Mannschaft und ihrem mitreißenden Coach zu widerstehen.

„Wir sind ein Klub, kein Unternehmen“, sagt Klopp, „aber es kommt darauf an, welche Geschichte die Fans gerne hören wollen. Wenn man den Bayern und den großen Erfolgen, die sie seit den siebziger Jahren feiern, Respekt zollt, sollte man natürlich sie unterstützen. Aber falls diese Saison eine neue, außergewöhnliche Geschichte schreiben soll, dann heißt es: Dortmund. Ich glaube, just in diesem Moment der Fußballgeschichte kann man eigentlich nur für uns sein.“


Übersetzung: Jan Jasper Kosok - der Freitag
http://www.freitag.de/autoren/the-guardian/wir-sind-ein-klub-kein-unternehmen

Deutsch-Teutsches Ur-Ur-Finale

$
0
0




Reaktion auf eine SPIEGEL-ONLINE-KOLUMNE von Georg Dietz: Beuys-Debatte: Bloß nicht die Hände schmutzig machen! http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/georg-diez-ueber-joseph-beuys-a-901713.html










Deutsch-Teutsches Ur-Ur-Finale

Da wird wieder einmal herumschwadroniert: 
Über Beuys und über Wagner - 
Und dann auch noch: 
Dieser Anselm Kiefer - und 
Auch dieser vorder-grüne Steiner und dieser
C.G. Jung - mit all dem mystischen Gewisper ...

Und dann dieser alte Mann vom Bodensee 
Der gerade mal leicht verstummt ist: 
Weil der lieber seine Fellchen schneidet
In mund-verkaufsgerechte Häppchen ...
Und liest uns die Zukunft aus den Gräten - 
Denn die Ersteren sind nämlich ... 

Sehr tief - vielleicht zu tief eingedrungen 
Mit Gespür & Grabungsspaten
In diese ur-ur-deutsche Seele, 
Und haben den verdreckten und 
Verpillten Graufilz aufgedeckt, 
Mit all dem ranzigen Gammelfett darunter ... 

Und sie pumpen den Honig zum Überleben - 
Schwängern die nordischen 
Nornen - bekleckern Margarethes 
Blondhaar, und erzittern 
Sich im Höhepunkt
Jauchzend in Wotans Gebrüll ...

Ich könnte diesen Trip
Fast jeden Tag haben, 
Wenn ich hier - 
Ganz in der Nähe - öfter mal 
Die Externsteine aufsuchen würde - 
Um dort dem Echo zu lauschen ...

Doch wenn ich stattdessen  
Eben diese eine - etwas abgelegene 
Krass entkernte und ungelüftete
Reste-Rumpelkammer - voll spinnenbewebt -
Da hinten in meinem Oberstübchen aufsuche -
Dann - dann weiß ich doch ... 

Dass Bob Dylan längst in der 
Holzgetäfelten Kammer gleich 
Nebenan klimpert - ich höre und
Ich rieche gegenüber dieses 
Streicheln mit dem Widdelquast 
Von Gerhard Richter und das ... 


Ständige mechanische Auslöserklicken 
Seiner uralten Agfa-Box-Kamera, 
Wenn er versucht, Ulrike 
Meinhof ab und zu bilden ...
Okay - gut - nicht allen ist dieses 
Vielfältig unterschiedliche Kammerflimmern ... 

Im Innersten gegeben und - vergönnt,
Zu oft zerwühlen sie sich - mit 
Stinkenden dreckigen Fingern - 
Ihren eigenen Müll, der ihnen 
Längst schon zerrinnt:
Und so stochern sie mit ... 

Verdorrten Eichenlaubstöckchen 
Im braunen Erdreich - hin und her,
Als wollten sie dort 
Ihre Samen ablegen:
Immerhin - sie wollen uns 
Ein ur-ur-eigenes Erbteil hinterlassen ...

Wir müssen uns endlich entscheiden
Ob wir dieses Erbe -
Ohne jedes Wenn & Aber -
Voller Mut und Selbstbewusstsein - Antreten wollen
Oder ob wir es konsequent - voller Ekel - Ausschlagen ...
Um als weiße Flocken - aber unberührt - niederzugehen ...
sinedi

Phil Collins: One More Night - music|slide|show

$
0
0

Phil Collins: am Lautsprecher-Symbol an- oder ausschalten ...


Phil Collins: One More Night 
Songtext - Übersetzung:

Eine weitere Nacht,
eine weitere Nacht
Ich habe oh so lange versucht dich wissen zu lassen
Wissen zu lassen wie ich mich fühle
Und wenn ich stolpere, wenn ich falle, hilf mir einfach zurück
So kann ich dir zeigen

Bitte gib mir eine weitere Nacht, gib mir eine weitere Nacht
eine weitere Nacht weil ich nicht ewig warten kann
Gib mir einfach eine weitere Nacht, nur eine weitere Nacht
Oh eine weitere Nacht, weil ich nicht ewig warten kann

Ich habe hier schon lang gesessen
Zeit vertreibend, nur auf das Telefon starrend
Und ich fragte mich ob ich dich anrufen sollte
Dann dachte ich vielleicht bist du ja nicht allein

Bitte gib mir eine weitere Nacht, gib mir eine weitere Nacht
eine weitere Nacht weil ich nicht ewig warten kann
Gib mir einfach eine weitere Nacht, nur eine weitere Nacht
Oh eine weitere Nacht, weil ich nicht ewig warten kann
Bitte gib mir eine weitere Nacht, gib mir eine weitere Nacht
eine weitere Nacht weil ich nicht ewig warten kann

Wie ein Fluss zum Meer
Werde ich immer bei dir sein
Und wenn du wegsegelst
werde ich dir folgen

Bitte gib mir eine weitere Nacht, gib mir eine weitere Nacht
eine weitere Nacht weil ich nicht ewig warten kann
Ich weiß es wird nie eine Zeit geben in der du dasselbe fühlst
Und ich weiß es sind nur Worte
Aber wenn du deine Meinung änderst, du weißt ich bin hier
Und vielleicht können wir beide lernen

Bitte gib mir eine weitere Nacht, gib mir eine weitere Nacht
eine weitere Nacht weil ich nicht ewig warten kann
Gib mir einfach eine weitere Nacht, nur eine weitere Nacht
Oh eine weitere Nacht, weil ich nicht ewig warten kann




einfrieren zu gläsernen türmen, frau lot

$
0
0
s!NEdi: photo|graphic: weil du dich umgewandt hast, frau lot




ach - wenn die inneren bilder
die mit den weichen linien
die mit den regungen
in denen sich das eine 
zum anderen ergibt
wenn diese inneren bilder
einfrieren zu gläsernen türmen
haldenweise - ein auf- 
und miteinander liegen
wenn dieser feine abrieb
einfach innehält
und die farbigkeit am rand 
ergraut in blauen wassern
das zum schluss kommt

wenn geheucheltes lächeln

oder - oder ist es 
bereits ein grinsen -
im stoßweisen hächeln
zur maske verkommt

zu weit schon - so weit -
die sandkörner tropfen als gelbe 
hohlkugeln aus
zerfallen im staub
wie tränentücher 

unversöhnlich erkaltet 

zu salzsäulen erstarrt - 
weil du dich umgewandt hast
ja - weil du dich umgewandt hast
es ist längst nicht 
mehr alles wie früher, frau lot
kein nicken kein knastern mehr
kein dumpfes vor sich hin
biestern - aber all diese
haarrisse im eis

die senfgelben tropfen -

kugeln sich
kugeln sich zu tränen
zerbersten: nicken
wie abgetrieben
als laue zugluft 
zwischendurch

da ist kein werden
und vergehen mehr
kein kommen und gehen
kein auf und nieder
rauf und runter:
da besteht das bleiben
bis es knirscht ...

sinedi



viola tricolor II - art|music|slide|show

$
0
0
 sound: am lautsprecher-symbol an- oder ausclicken ...


s!NEdi: violagrey
Sarah Kirsch
Bei den weißen Stiefmütterchen

Bei den weißen Stiefmütterchen
Im Park wie ers mir auftrug
Stehe ich unter der Weide
Ungekämmte Alte blattlos
Siehst du sagt sie er kommt nicht

Ach sage ich er hat sich den Fuß gebrochen
Eine Gräte verschluckt, eine Straße
Wurde plötzlich verlegt oder
Er kann seiner Frau nicht entkommen
Viele Dinge hindern uns Menschen

Die Weide wiegt sich und knarrt
Kann auch sein er ist schon tot
Sah blaß aus als er dich untern Mantel küßte
Kann sein Weide kann sein
So wollen wir hoffen er liebt mich nicht mehr

(Aus: Sarah Kirsch: Landaufenthalt.1969/1977. S. 12)




German Tanks - Vorurteil und die Wahrheit - nichts als die Wahrheit ...

$
0
0

German Tanks

Die englische und z.T. auch die europäische Presse ist nach dem Finale der Champions-League im Wembley-Stadion voll des Lobes für die beiden Finalteilnehmer Bayern München und Borussia Dortmund, sowie ihren Trainern und den über 100.000 angereisten und zum allergrößten Teil friedlich feiernden deutschen Fans - und somit auch voll der Anerkennung für Deutschland - für Deutschland an sich - und deutschem So-Sein ...

Doch - wie war das früher - bei solchen "Fußball-Schlachten"? (... so hatte die UEFA das ja auch im Stadion als Performance zur Einstimmung auf den Anstoß zelebriert: Da gingen zwei Ritter-Trosse aufeinander los ...: Hauen und Stechen ...). Ja - und früher gab es bei solchen Gelegenheiten auch immer diese Schlagzeilen, in denen die legendären "German Tanks" - die deutschen Panzer - zur makaberen Illustration dran glauben mussten.

Und ausgerechnet heute zeigt sich, dass es mit dem letzteren Vergleich so weit hergeholt gar nicht war und ist, musste die deutsche Regierung doch heute eingestehen, Panzer und Panzer-Ersatzteile an Ägypten u.a. arabischen Staaten geliefert zu haben - und hat ja längst weitere Waffenlieferungen in diesen sensiblen Raum bereits beschlossen.

Und just da hat der SPIEGEL aus den einschlägigen YouTube-Videos schon die Bilder herausgefischt, die zeigen, wie die jeweiligen Machthaber mit diesen Panzern deutscher Herstellung auf die z.T. jugendlichen Demonstranten losgehen ...


s!NEdi-photo|graphic: Deutscher Panzer auf dem Tahrir-Platz in Kairo

Ich habe diese veröffentlichten Bilder hier grafisch bearbeitet und im Duktus verändert, denn Kunst kann nicht nur immer friedlich fromme "Stillleben" abbilden ... (...sie sind ein bischen "zu schön" geworden nach meinem Geschmack: Aber das ist ja oft so in der Kunst: Hinter der Fassade, der wunderhübschen Verpackung, liegt die Wahrheit ... - "Unter dem Pflaster - ja da liegt der Strand" ...) ...
Lassen Sie sich also bitte nicht blenden - und blicken Sie durch - und "dahinter": 


s!NEdi-photo|graphic: Deutscher Panzer auf dem Tahrir-Platz in Kairo II












Robben: Ganz zum Schluss hatte er noch lichte Momente ...

$
0
0
ARJEN ROBBEN: 
GANZ ZUM SCHLUSS HATTE ER NOCH LICHTE MOMENTE ...

In der 89. Minute war er da. Franck Ribéry legt den Ball künstlerisch mit der Hacke zurück, als er ahnt, dass Arjen Robben die Lücke in der Dortmunder Verteidigung ausgemacht hat und in vollem Tempo von hinten heranprescht.

Kraftvoll wie ein Pfeil schießt Robben durch sie hindurch, steht alleine vor Roman Weidenfeller und überwindet ihn mit einer überraschenden Drehung gegen die Laufrichtung des Keepers. Langsam, gefühlt in Zeitlupe, rollt der Ball über die Linie - ein Stück Fußball-Geschichte. Die Entscheidung im Champions-League-Finale 2013 für den FC Bayern.

"Ich muss ein Spiel ‚imaginieren'", hat er im Vorfeld des Finales auf die Frage von eurosport.yahoo.de nach seiner Motivationsstrategie fürs Endspiel betont. Ob er sich das Glücks-Szenario in diesen Farben ausgemalt hat? "Ich hatte jedenfalls einiges vor", sagte er am Samstagabend rückblickend.

Nach seinem Treffer entlud sich seine ganze Emotion, energisch lief er auf die Tribüne mit den Bayern-Fans zu, schrie erst "Oh, mein Gott! Oh, mein Gott!" und dann "WAS? WAS?"

"Das könnte das Ende sein"

Als schließlich der Schlusspfiff von Schiedsrichter Nicola Rizzoli ertönte, wurde der Flügelflitzer endgültig von seinen Gefühlen übermannt, warf sich auf den Boden und weinte vor Freude. Von der UEFA wurde er zum "Man of the Match" gekürt, die Urkunde dafür ihm von Manchester-Legende Sir Alex Ferguson überreicht.

Unzählige Textnachrichten poppten auf seinem Handy auf, unter anderem von seinen ehemaligen Weggefährten aus Chelsea, John Terry und Frank Lampard.

"Es ist unbeschreiblich. Da waren so viele Emotionen, es ist so ein besonderes Gefühl", versuchte er später seine Stimmung in Worte zu fassen. "Ich genieße den Moment", fügte er an. Kurios: 

Beim Siegtreffer war ihm gar nicht bewusst, dass die Partie beinahe schon beendet war.
"Ich wusste nicht, welche Minute es war. Nach dem Tor habe ich direkt auf die Anzeigetafel geschaut und habe gesehen: Oh, 89. Minute! Das könnte das Ende sein."

Es war das Happy-End seines ganz persönlichen Dramas, denn er galt als Mann, der in entscheidenden Momenten versagt. Entweder mache ihm sein Ego oder sein Körper ein Strich durch die Rechnung. Es fehle dem 29-Jährigen an Nervenstärke.

"Er kann einfach keine Tore in entscheidenden Spielen schießen, scheint mir", lästerte Franz Beckenbauer noch in der Halbzeit im TV.

Auf Dramen und Pleiten folgt der Triumph

Rückblende: Im Mai 2010 verlor Robben mit Bayern das Finale der Königsklasse gegen Inter Mailand in Madrid mit 0:2 und blieb nach einer bis dahin fantastischen Saison ohne Titel. Im Anschluss kassierte er mit der niederländischen Nationalmannschaft eine Pleite im WM-Endspiel gegen Spanien und vergab dabei freistehend vor Keeper Iker Casillas die große Chance zum Siegtreffer - kurz vor Schluss.

Auch das DFB-Pokalfinale gegen den BVB 2012 verlor Robben, nachdem er vier Wochen zuvor im entscheidenden Spiel um die Meisterschaft gegen den BVB einen Elfmeter verschossen hatte. Der bitterste Moment war der 19. Mai 2012 - im "Drama dahoam" gegen Chelsea. Dort vergab Robben in der Verlängerung vom Elfmeterpunkt.

Auch in Wembley schien sich die Geschichte zu wiederholen, in der ersten Halbzeit scheiterte Robben mehrfach aus guten Positionen an Weidenfeller oder verpasste es, rechtzeitig auf den besser postierten Mario Mandzukic abzugeben.

Robben findet Gefallen an Wembley

Es war die Kombination aus unbändigem Ehrgeiz, seiner fußballerischen Klasse und unvergleichlicher Genialität, die dem Linksfuß dann doch noch "die zweifelsohne größte Nacht meines Lebens" bescherte. "Wenn du so viele Sachen verlierst, wenn du durch schwere Zeiten gehst und dann so zurückkommst, ist es unglaublich", sagte er. Ihm ist durchaus bewusst: "Ich habe Meistertitel in vier Ländern gewonnen. Aber letztlich dreht sich alles um die Champions League. Das ist das Höchste, was du erreichen kannst."

Nutzt Robben nun den Moment, um auf dem Höhepunkt den FC Bayern zu verlassen? Seit Monaten halten sich hartnäckig Wechselgerüchte, die nach Informationen von eurosport.yahoo.de auch von ihm selbst gestreut wurden.

Noch will er nicht "über die Zukunft sprechen. Ich habe immer noch zwei Jahre Vertrag, ich bin glücklich und war es immer", stellte er klar und ergänzte beim Verlassen des Stadions mit einem Lachen: "Schade, dass es keinen FC Wembley gibt. Mir gefällt es hier."

yahoo-Sport - Daniel Rathjen

.......................................................


sinedi's komentar:


  1. Das Siegtor der Bayern in der 89. Minute war für mich eine einzige Trotzleistung dieses längst zum "Tragischen Helden" gewordenen Arjen Robben:
  2. hatte dieser alternde Stürmer keine Lust mehr auf die Verlängerung - einfach auch, weil er nur noch die Luft hat für 2 x 45 Minuten ...
  3. ich erinnere Szenen in der holländischen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Südafrika, wo Robben von seinem Trainer aufgefordert wurde, mit "nach hinten" zu arbeiten - und Defensivaufgaben zu erfüllen: Robben war damals außer sich: Ich - ich Arjen Robben - soll mit nach hinten vor das Tor laufen ??? Also - also ...
  4. wir kennen alle sein Versagen in den letzten großen Spielen und Finals - und ich hatte auch hier im Blog bereits geschrieben: Mit Pep Guardiola hat es sich in München ausgerobb(en)t ...
  5. doch da - da sah er plötzlich dieses "Loch" im Strafraum, diese einzige Möglichkeit: pünktlich Feierabend zu haben, sein wohlverdientes Heineken und den Genever dazu zu genießen, es allen noch mal so richtig zu zeigen: dass er auch ohne Armrudern und "Flanke von rechts" noch ganz alleine - ab durch die Mitte - Tore schießen kann - ohne diesen immer gleichen Trick, den jeder Abwehrspieler in der Bundesliga und im internationalen Fußball aus dem "Eff-Eff" und bis zum Erbrechen kennt ... (...ach der Robben wieder, mit seinen immer gleichen Schnörkeln ... - wie niedlich ... - und schwupps - weg war der Ball ...) 
  6. nee nee - gottverdammich noch mal - da musst du rein - und dann den linken Fuß oder auch den rechten: was, was - [mehr hat der Robben gar nicht mehr gedacht]: da kam eine Kraft - von irgendwoher - der Weg ist das Ziel - das Ziel ist der Weg - da rennst du rein: und ... (würde Lothar Emmerich sagen:) ... linke bzw. rechte Klebe hin - und drin iss er ...
  7. Aus - Schluss und vorbei - Ende - Pokal in der Hand - wissen, dass es nicht mehr für eine Vertragverlängerung - wenigstens nicht bei Bayern - reicht - aber noch einmal die Tor- und Pokalprämie mitnehmen - und bis auf den letzten Heller - sprich €URO - pokern: clever - sehr clever diese Niederländer ...

...jede gemalte blume ist eine abstraktion - klaus fußmann | christusdornblüte | s!NEdi

$
0
0

s!NEdi: photo|graphic|bearbeitung: christusdornblüte

Wir können durch Reduzierung auf das Wesentliche etwas vom Wesen der Blumen erfahren und gelangen, jedenfalls im Begrifflichen, sogar zu einer übersteigerten Vorstellung;
aber jede gemalte Blume ist eine Abstraktion
Klaus Fußmann


Baby-Rettung: Die Rettung aus dem Abflussrohr | Auch in China wohnen Schutzengel ...

$
0
0




Feuerwehrmänner haben im Osten Chinas einen Säugling aus dem Abfluss einer Toilette gerettet. Das Neugeborene steckte kopfüber in dem schmalen Rohr. Mittlerweile ist der Zustand des kleinen Jungen stabil, seine Mutter wurde gefunden.

Peking - Es war eine dramatische Rettungsaktion: Nachbarn hatten Schreie aus der Gemeinschaftstoilette im vierten Stock eines Gebäudes im ostchinesischen Jinhua gehört. Sie sahen einen winzigen Fuß, der aus dem Abflussrohr der Keramikschüssel herausschaute, und alarmierten die Feuerwehr. In dem Rohr steckte laut staatlichem Fernsehen ein neugeborenes Baby.

Die Feuerwehrmänner konnten den Säugling nicht aus dem Abflussrohr herausziehen. Sie schnitten vorsichtig das Stück aus dem nur etwa zehn Zentimeter breiten Rohr heraus, in dem der Säugling steckte, und brachten es in ein nahe gelegenes Krankenhaus. Auf Videobildern des staatlichen Fernsehens ist zu sehen, wie Ärzte und Feuerwehrmänner behutsam Stück für Stück von dem Metallrohr entfernen und den kleinen Jungen befreien. Die Rettungsaktion dauerte rund eine Stunde.
Das 2,3 Kilogramm schwere Neugeborene ist dem Bericht zufolge in stabilem Zustand. Es wurde in einen Brutkasten gelegt. In den sozialen Netzwerken hat der Fall einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. "Die Eltern, die so etwas getan haben, haben ein Herz, das schmutziger ist als diese Abwasserleitung", lautete ein Eintrag. In China gibt es immer wieder Meldungen von Babys, die nach der Geburt ausgesetzt oder getötet wurden. Aufgrund der strikten Ein-Kind-Politik der Regierung müssen Paare mit mehr als einem Kind im Normalfall hohe Strafen bezahlen.

Über den Kurzmitteilungsdienst Sina Weibo veröffentlichte die Polizei von Jinhua einen Aufruf: "Mutter, komm zurück! Das Baby lebt. Bitte zeige dich, Mutter. Das ist dein Baby und es sollte bald in deine warme Umarmung zurückkehren." Laut Angaben der Polizei vom Dienstag wurde die Mutter mittlerweile gefunden: "Sie weint und bedauert es zutiefst."

Der kleine Junge war anscheinend die Toilette heruntergespült worden. Die Zeitung "Dushi Kuaibao" hatte zuvor einen Polizisten zitiert, dass der Verdacht der absichtlichen Tötung bestehe. Nach dem Auftauchen der Mutter teilte die Polizei lediglich mit, dass in dem Fall weiter ermittelt werde. Die 22-jährige, unverheiratete Mutter habe ihre Schwangerschaft aus Angst vor Anfeindungen geheim gehalten, sagte der Polizist. Nach dem Vater des Neugeborenen werde noch gesucht.

wit/Reuters/AFP/dpa | SPIEGEL-ONLINE


Rapsallee

Rhapsody in Blue 1/2 | Bernstein performs Gershwin | Music zur RAPS-ODIE | raps-bilder zu music | s!NEdi|music|slide|show

$
0
0
RAPS-ODIE IN YELLOW 
(- ähh - or Rhapsody in Blue| by Gershwin)



music an-/aus: auf das lautsprecher-symbol clicken ...


s!NEdi: RAPS-ODIE IN YELLOW

Lothar König, Wutpfarrer aus Jena

$
0
0
Prozess gegen Anti-Nazi-Aktivisten


nach einem Foto von Matthias Hiekel/dpa | otz


Der Wutpfarrer Lothar König

Mit Materialien von Julia Jüttner | SPIEGEL-ONLINE 
und Sebastian Erb | TAZ

Der Prozess gegen den Jenaer Jugendpfarrer Lothar König wegen Landfriedensbruch gerät völlig zur Farce: Angebliche Beweise lösen sich in Luft auf, Protokolle entlastender Aussagen verschwinden auf ominöse Weise. König und seine Verteidiger stellen das Gericht bloß.

Als Lothar König wusste, dass der Prozess gegen ihn unausweichlich bevorstand, kramte er Christa Wolfs "Kassandra" aus dem Bücherregal. Darin schreibt die Schriftstellerin, Literaturstar in der DDR und Dissidentin: 
"Tiefer als von jeder anderen Regung, tiefer selbst als von meiner Angst, bin ich durchtränkt, geätzt, vergiftet von der Gleichgültigkeit der Außerirdischen gegenüber uns Irdischen. Gescheitert das Wagnis, ihrer Eiseskälte unsre kleine Wärme entgegenzusetzen."

Lothar König steht am Dienstagabend im Raum 3317 der Evangelischen Hochschule in Dresden, eine Hand in der Tasche seiner Cargohose, und spricht von dieser "unsren kleinen menschlichen Wärme" und von Wut, "die uns längst verlorengegangen ist". Beides hat ihn bewogen, am 19. Februar 2011 zur größten Anti-Nazi-Demo Deutschlands an die Elbe zu fahren: Wärme für seine Mitmenschen und Wut auf die Rechtsextremen, die dort alljährlich der Bombardierung Dresdens 1945 gedenken.
"Wo keine Empörung ist, geschieht Unrecht", sagt König. Mehr als neun Stunden hat er an diesem Tag auf der Anklagebank vor dem Amtsgericht Dresden gesessen - er ist wegen schweren Landfriedensbruchs, Beihilfe zum Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und versuchte Strafvereitelung angeklagt. Er soll bei den schweren Krawallen damals in Dresden Demonstranten zu Gewalt gegen Polizeibeamte aufgehetzt haben. König bestreitet das, als Pfarrer und Seelsorger hatte er Jugendliche der Jungen Gemeinde Jena begleitet. Er muss sich wie Kassandra fühlen, die Seherin, die Prophetin des Untergangs, der man kein Gehör schenkte.

Dem Kampf gegen den Rechtsextremismus verschrieben

Mehr als hundert Dresdner drängen sich im Raum 3317, lauschen dem Pfarrer mit Rauschebart, der schon als Schüler seine Bewunderung für Alexander Dubcek, Leitfigur des Prager Frühlings, kundtat, von der Staatssicherheit bespitzelt wurde, gegen die DDR-Staatsmacht aufbegehrte, Montagsdemos organisierte. "Die Wochen, die wir '89 auf die Straßen gingen, was für eine friedliche Revolution uns gelungen ist", sagt König stolz. Auch damals muss der Antrieb Wut gewesen sein. "Ich wünsche mir Wut", sagt er laut. "Keinen Hass, aber Wut."

Oder als er mit seiner Ehefrau Eva nach Jena kam. In den neunziger Jahren hätte von zehn Befragten gerade einmal einer gewusst, was am 8. Mai 1945, dem Ende des Zweiten Weltkriegs, passiert ist. "Ein einziger", ruft König voller Empörung. Solche Erlebnisse haben ihn geprägt, er hat sein Leben dem Kampf gegen Rechtsextremismus verschrieben. Er war einer der wenigen, der ahnte, dass sich Neonazi-Prototypen wie Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt zu tickenden Zeitbomben entwickeln können. Er hat aufgeschrien, ernst genommen hat ihn keiner.

Für einen wie König ist es selbstverständlich, dass er Jahr für Jahr am 19. Februar nach Dresden fährt, um sich den Tausenden von Rechtsextremen in den Weg zu stellen. Bereits bei der ersten Mahnwache 1982 ist er aus Protest um die Frauenkirche gelaufen, den "staatstragenden Nazi-Akt unterbinden", wie er sagt.

Doch wenn es nach der Staatsanwaltschaft Dresden geht, soll König dafür bestraft werden. Allein: Die angeblichen Beweise, auf die Staatsanwältin Ute Schmerler-Kreuzer ihre Anklage stützt, lösen sich zunehmend in Luft auf. 

Am Dienstag und Mittwoch geht es um das Geschehen am Nachmittag des 19. Februar 2011. Als Zeugen hat die Staatsanwaltschaft Polizisten aufzubieten. Ihre Aussagen belasten König schwer. Er soll etwa einem anderen Mann seine Mikrofonlage zur Verfügung gestellt haben, damit dieser die Menge auffordern konnte: „Deckt die Bullen mit Steinen ein!“

Alexander E. ist Leiter einer Einsatzhundertschaft der Bundespolizei. Sie hatten ihren Einsatz fast beendet, mit neun Kleinbussen waren sie auf dem Weg ins Hotel, als sich ihr Weg mit Lothar Königs blauen VW-Bus kreuzte. Vor Gericht wiederholt E: Er sei sich sicher, die Aussage so gehört zu haben, aus nächster Nähe.

Die JG Stadtmitte hat zurückgefilmt

Die Verteidigung präsentiert nun aber Polizeivideos und Videos, die die JG Stadtmitte selbst aufgenommen hat. Einer ihrer Leute filmte vom Dach des VW-Busses aus. Die Aufnahmen zeigen ein Bild, das nicht zu den Aussagen der Polizisten passt. Zu der Zeit, als die Durchsage gefallen sein soll, ist der VW-Bus längst an E.s Polizeiauto vorbeigefahren. Und vor allem: Aus dem Lautsprecher erklingt die ganze Zeit Musik: „Bella Ciao“, das italienische Partisanenlied, das unter Nazi-Gegnern zum Hit geworden ist.



Daran können sich angeblich weder E. noch seine Kollegen erinnern. „Ich habe mich in meinen Vernehmungen auf meine Erinnerung berufen“, sagt E. „Wenn Ihr Video etwas anderes zeigt, erinnere ich mich womöglich falsch.“

Auf dem Video ist ebenso zu sehen: Als König angeblich das Polizeiauto rammen will, weicht er einer Person aus, die auf die Straße gelaufen ist. Eine befragte Polizistin kann sich plötzlich nicht mehr genau erinnern, wie die Situation genau abgelaufen ist. Und im nun aufgetauchten Protokoll sprach ein Polizist davon, dass König gebremst habe. Eine Aussage also, die den Angeklagten eher entlastet.

Lautsprecher oder Megafon?

Vor Gericht drängt sich ein Verdacht auf: Haben sich die Polizisten abgesprochen? Im März 2011 sprach E. noch von „einem Lautsprecher oder einem Megafon“, von dem die Gewaltaufruf gekommen sein soll. Ein halbes Jahr später ist er sich sicher, dass es aus Königs Lautsprecher kam. Alexander E. erzählt ganz offen, dass er und seine Kollegen sich zusammengesetzt hätten, als klar war, dass es zu einem Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs kommt.
Man habe „Erinnerungen zusammengetragen“, so E. Einen Polizisten, der später befragt wird, ertappen die Verteidiger bei einer offenkundigen Lüge. Erst behauptet er, er habe seine damalige dienstliche Erklärung selbst verfasst. Dann kommt heraus: Sie stimmt zu einem Großteil wortgleich mit der überein, die vorher ein Kollege verfasst hatte.


Laut Anklageschrift soll König eine gewaltbereite Menge angeführt haben. Doch davon ist in den Videos nichts zu sehen. Zwar kann man erkennen, dass vereinzelt Gegenstände auf Polizeiautos geworfen werden. Aber der blaue VW-Bus ist da nicht in der Nähe. Und auch von der großen Menge an vermummten Demonstranten, von der die Polizisten berichten: keine Spur.

So sitzt auch am Mittwoch, dem fünften Prozesstag, ein Polizeibeamter im Zeugenstand und bestätigt, was König seit Monaten gebetsmühlenartig behauptet: Der Pfarrer bremste den blauen Transporter mit Lautsprechern, den er lenkte, als eine Polizeikolonne an ihm vorbeisauste. "Er wollte uns nicht rammen, sonst hätte er nicht gebremst", sagt Ronny V., stellvertretender Gruppenführer. Auch die folgenden Fahrzeuge habe König nicht blockiert. Der Pfarrer sei schätzungsweise 20 km/h gefahren und sollte er "kurz nach links" gezogen sein, dann nicht weil er die Polizei-Karawane habe ausbremsen oder gar rammen wollte, sondern, so Ronny V., "weil er sich vielleicht erschrocken hat".

Protokolle auf ominöse Weise verschwunden

Diesen Ablauf hat Gruppenführer V. dezidiert bei einer Vernehmung ausgesagt. Doch ein Protokoll der Befragung fehlt in der Hauptakte, wie sich am Mittwoch herausstellte - wieder einmal. Mehrfach ist die Verteidigung darauf gestoßen, dass entlastendes Beweismaterial schlichtweg nicht der Ermittlungsakte beigefügt wurde. Auch die Befragungsprotokolle zweier anderer Beamte, die den Pfarrer nicht belasten konnten, sind auf ominöse Weise "verschwunden".

Und so bricht es am Mittwoch auch aus Pfarrer König heraus, er brüllt die Staatsanwältin an: "Für mich stehen vier Jahre auf dem Spiel und meine Berufskarriere! Und Sie lachen!" Schmerler-Kreuzers Grinsen verwandelt sich in einen Strichmund. Königs Verteidiger Johannes Eisenberg und Lea Voigt werfen ihr vor, "systematisch Ermittlungsergebnisse aus den Akten gelassen zu haben". Der Vorsitzende Richter Ulrich Stein läutet eiligst eine Pause ein.

Doch die Gemüter beruhigen sich nicht. Wer nicht selbst dem grotesken Schauspiel in Saal A 2.133 des Amtsgerichts Dresden beiwohnt, würde es nicht für möglich halten. Spätestens die Videos von Polizei und Verteidigung, die am Dienstag gezeigt worden sind, widerlegen den Vorwurf, König habe mit seinem Bus in Nötigungsabsicht gehandelt oder Demonstranten zugerufen: "Deckt die Bullen mit Steinen zu!" Die Beweisaufnahme scheint geradezu sinnlos.

"Der Verdacht einer Straftat rückt in so weite Ferne, dass man nicht mal mehr von einem Anfangsverdacht reden kann", bringt es Königs Verteidigerin Voigt vor Gericht auf den Punkt. Was soll denn überhaupt noch aufgeklärt werden? Ratlose Gesichter in Saal A 2.133.

Im Publikum sitzt Michael Lehmann, Personaldezernent und Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. "Seit der Wende ist Lothar König der erste evangelische Pfarrer, der vor Gericht steht", sagt er. Lehmanns Anwesenheit bestätigt einmal mehr das Vertrauen der Kirche in König. "Er war zur betreffenden Zeit am fraglichen Ort", räumt Lehmann ein, "aber wir wissen, dass Lothar König deeskaliert hat." So wie Lothar König seit Jahrzehnten auf die Barrikaden geht - friedlich, gewaltfrei.

Kassandra steht am Ende des Trojanischen Krieges als Gefangene Agamemnons vor den Mauern von Mykene und wartet auf den Tod. Fest blickt sie ihrem Ende entgegen. Der Tod war auch Dienstagabend Thema, als König in der Evangelischen Hochschule sprach: "Wenn alles vorbei ist, dann geht es erst los", rief er seinen Zuhörern zu. Aus seinen Worten brach wieder diese unbändige Wut durch. "Aber wenn dann nichts mehr kommt, Leute", sagte König lachend, "dann gibt's echt Zoff!"


Der sogen. "Lauti" mit Pfarrer König am Steuer,
der im Prozess eine große Rolle spielt ..
Zuvor hat Pfarrer König am Dienstagabend seine Wut nach der Sitzung auf seine ganz persönliche Art abreagiert: Er geht zu seinem blauen "Lauti", (Lautsprecher-Bulli) den seine Unterstützer bei jedem Verhandlungstag vor dem Gerichtgebäude parken und aus dem laut Musik herausdudelt wie an jenem 19. Februar 2011. In diesem Moment dröhnt "L.A. Woman" von The Doors aus den Boxen. König hebt seine nackten Füße, die ganzjährig in Sandalen stecken, und tanzt mit hochgerissenen Armen. Mitten im Dresdner Dauerregen.

..................................


sinedi's kommentar:

warum versuchen da sogenannte bundes"beamte" (von uns steuerpflichtigen bürgern besoldet !!!) diesen ehrbaren und sicherlich auch streitbaren pfarrer da vor gericht vorzuführen und mundtot zu machen oder gar sein berufsleben zu zerstören - mit einer menge an den haaren - oder an seinem bart - herbeigezauberten pseudobeschuldigungen - die alle im elbschlamm der dresdener uferwiesen bis jetzt elendig eingesackt und abgesoffen sind ...
das sind z.t. beamte der gleichen doch auch irgendwie belasteten behörden, die nie etwas von den taten der rechtsradikalen 10-fachen nsu-mörder über 10 jahre lang mitbekommen haben, obwohl sie doch informanten und verdeckte ermittler angesetzt hatten - und infos vorlagen ...
  
und diese gerichte - diese justiz - von altersher vollkommen "neutral" und "unvoreingenommen" - als dritte - unabhängige - "gewalt" im staate (darum heißt der staatsanwalt ja auch staats-anwalt...) ... (exekutive, legislative, judikative - so hab ich das wenigstens im "bürgerkunde-unterricht in den sechziger jahren vermittelt bekommen... - wenn diese drei - völlig unabhängig voneinander - und unvoreingenommen und unbestechlich und ungekauft ohne jede kungelei und absprache ihren job machen - nennt man das in der regel "demokratie") - rechtsstaat ??? - das ist in diesem prozess bis jetzt eine farce - das erinnert mich bei solch einer konstruierten anklage eher an "volksgerichtshof", herrn freisler & co. ... (und dann noch das tohuwabohu im münchener nsu-prozess - das alles ist kaum zum aushalten ...).
irgendwie ticken da scheinbar die uhren anders: auf dem rechten auge blind zu sein - und die linke zu jagen und mit bodenlosen vorwürfen zu überziehen, das war doch sache in der brd in den ausgehenden 70er- / anfang der 80er- jahre ... - jedenfalls als diese fraglichen beamte (hoffentlich immer pünktlich von mutti oder der staatlich gerprüften krippenpflegerin) noch alle täglich mehrmals gewickelt wurden ...  

THE DOORS: GLORIA | 09.00 min. (be)rührungen | jugendfreies bildmaterial ...!!!! |

$
0
0


music an-/aus: unbedingt lautsprecher-symbol anclicken ...


Gloria - Songtext - 
(Achtung - dieser Text ist nicht frei von Obszönitäten ... - bitte entscheiden Sie selbst - wie immer - ob Sie ihn lesen wollen oder nicht ...)

Ich erzähl euch von meinem Mädchen 
Sie kommt vorbei 
Sie kommt hier vorbei 
Mit hängendem Kopf

Sie kommt hier vorbei 
Ungefähr um Mitternacht 
Durch sie fühle ich mich so gut 
Durch sie fühle ich mich wohl

Sie kommt jetzt durch meine Straße 
Sie kommt zu meinem Haus 
Klopft an meine Tür 
Steigt meine Treppe hoch 
Eins, zwei, drei 
Komm rauf, Liebling 
Mmmm, jetzt ist sie in meinem Zimmer oh Mann

Hey, wie heißt du? 
Wie alt bist du? 
Wo gehst du zur Schule? 
Jetzt wo wir uns ein klein bisschen besser kennen – warum kommst du nicht rüber zu mir?

Mach, dass ich mich wohl fühle!

Gloria (5x) 
Die ganze Nacht! Den ganzen Tag! 
Genau! Richtig!, Ja! 
Du warst meine Königin und ich war dein Narr 
Auf der Heimfahrt von der Schule 

Du nahmst mich mit 
Zu dir nach Hause 
Dein Vater ist arbeiten 
Deine Mutter irgendwo einkaufen 
Nahmst mich mit auf dein Zimmer 
Zeigtest mir alles 
Warum hast du das getan, Liebling?
Ah ein wenig sanfter, mach langsamer 
Sanfter, langsamer 
Nun zeig mir, was du kannst yeah

Leg deine Beine um meinen Hals 
Leg deine Arme um meine Beine 
Leg dein Haar um meine Haut 
Schließ deine Lippen um meinem Schwanz

Ich werde 
Es wird stärker 
Es geht verdammt zu schnell 
Es wird stärker 
Ja, so ist´s gut! 
Komm schon, Liebling jetzt geht´s los… 
Oh! Zu spät! 
Zu spät! (5x) 
Es ist Halt!Oh

Mach, dass ich mich wohl fühle, Liebling

Gloria (3x)

Die ganze Nacht 
Den ganzen Tag 
So ist´s gut 
Okay

Laß es so weitergehen, Liebling! 
So ist´s gut 
So ist´s gut 
Fuck 

Ahuh
Viewing all 2576 articles
Browse latest View live


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>