punktum |
Ja - bei unserer alten Mutter Erde - unserer Gaia - knistert es im Gebälk - weil wir sie gnadenlos ausbeuten - und undankbar sind - und weil uns die Demut fehlt - weil wir verlernt haben, uns mit ihr zu arrangieren ...
S!NEDi: Tor zur Hölle |
Unterirdische Feuer
Die Hölle auf Erden - das Höllenloch von Jharia
Seit fast hundert Jahren brennt im indischen Jharia ein Feuer unter der Erde; langsam frisst es sich durch den Boden - eine ökologische Katastrophe. Reisejournalist Johnny Haglund dokumentiert das Leben der Menschen am Höllenschlund.
Wie genau das Feuer entstand, wissen sie im indischen Jharia nicht mehr. Am wahrscheinlichsten ist, dass die Kohleminen nicht richtig verschlossen wurden, damals, 1916. Seither brennt in der Stadt im Westen Indiens das Feuer. Verschluckte Hunderte Gebäude, verkohlte die Erde, vertrieb Menschen aus ihren Häusern, fraß sich mit der Zeit durch 41 Millionen Tonnen Kohle.
In vielen Ländern brennt es unterirdisch, vor allem Indien, China, Indonesien, Südafrika und die USA sind betroffen. Meist haben sich Kohleflöze entzündet. Die Brände lassen sich nur sehr schwer löschen.
In Jharia brennen mittlerweile 70 Feuer, die Gegend sieht aus, wie der brennende Eingang zur Unterwelt, wie das fiktive Schattenreich Mordor aus "Der Herr der Ringe". Die Menschen in Jharia haben gelernt, mit den Flammen zu leben - auch wenn sie schädlich sind.
Der norwegische Reisejournalist Johnny Haglund hat bei den Menschen gelebt. In seinem Film "The Earth is on Fire" dokumentiert er das Leben mit dem Inferno vor der Haustür. "Ich habe mich oft gefühlt, als würde mein Gesicht brennen", sagte Haglund dem US-Magazin "Wired".
Die Menschen in Jharia leben im giftigen Rauch der Feuer, der pausenlos aus Erdspalten steigt. Flammen haben Löcher in die verkokelte Erde gerissen. Die Gase verursachen Hautprobleme, wirken sich auf die Lunge aus, produzieren giftiges Kohlenmonoxid. "Am Ende jedes Tages hatte sich eine Schicht Kohle auf meine Kleidung und meine Haut gelegt", sagt Haglund. An manchen Tagen sei es so heiß gewesen, dass seine Schuhsohlen schmolzen.
Umso mehr bedrückte es ihn zu sehen, wie Menschen, die wesentlich schlechter ausgestattet waren als er, mit dem Feuer kämpfen. Viele seien arm und versuchten, Kohle aus den alten Minen zu holen, um sie zu verkaufen oder zum Kochen oder Heizen zu gebrauchen. Viele dieser Menschen verletzten sich dabei, sagt Haglund. Manche fielen in die glühenden Erdspalten.
"Ich habe junge Kinder gesehen, sechs oder sieben Jahre alt, die barfuß Kohle schleppten und diese Luft einatmeten", sagt Haglund in "Wired". Es sei schrecklich gewesen.
Menschen, die an geruchlosen Kohlenmonoxid-Schwaden im Schlaf ersticken, Kinder, die in Erdspalten verschwinden, der heiße Boden - Haglunds Erlebnisse decken sich mit denen von Experten. Kohlefeuer gelten mittlerweile als weltweite ökologische Katastrophe. Händeringend wird nach Lösungen gesucht.
In Jharia arbeiten auch deutsche Ingenieure daran, das Flammenmeer zu löschen. Bis 2022 wollen sie die Brände in Jharia erstickt haben. Doch selbst, wenn das gelingen sollte: Die Kohle ist für die Menschen lebenswichtig. In Indien graben daher viele Leute auf eigene Faust nach Kohle. Doch der sogenannte Wühlbergbau ist genau das Problem.
Wird die Erde aufgebrochen, dringt Luft ein. Bei dem Kontakt von Kohle und Sauerstoff finden chemische Reaktionen statt, Wärme wird freigesetzt. Bei mehr als 80 Grad bricht Feuer aus. Regelmäßig brechen in Indien neue Feuer aus.
Die Regierungen versuchen, die Betroffenen umzusiedeln. Doch das klappt selten, laut Haglund sind es vor allem bürokratische Hürden, die einen Umzug erschweren. Außerdem fehlt das Geld. "Die Leute fühlen sich machtlos." Machtlos gegenüber den Flammen.
gam