... hast manchen Sturm erlebt ...
Jesus stieg in das Boot und seine Jünger folgten ihm. Als sie auf dem See waren, kam ein schwerer Sturm auf, und die Wellen drohten das Boot unter sich zu begraben. Aber Jesus schlief. Die Jünger gingen zu ihm, weckten ihn und riefen: »Rette uns, Herr, wir gehen unter!«
Jesus sagte zu ihnen: »Warum habt ihr solche Angst? Ihr habt zu wenig Vertrauen!« Dann stand er auf und sprach ein Machtwort zu dem Wind und den Wellen. Da wurde es ganz still.
Die Leute aber fragten voller Staunen: »Was muss das für einer sein, dass ihm sogar Wind und Wellen gehorchen!« Matthäus 8, 23-27 | Gute Nachricht
s!NEdi: photo|meditation: den sturm bändigen ... |
In Bethel, in der "Brockensammlung", dieser Second-hand-Verkaufsstelle, die gespendete Alltagsgüter wieder weiterveräußert an interessierte Kunden (also eine Art nichtvirtuelles Antik-"ebay", das von "Vater Bodelschwingh" bereits 1890 "erfunden" wurde...;-)), erstand ich vor Jahren einen in Holz geschnitzten und bunt ausgemalten und lackierten Sinnspruch aus der Jugendstil-Zeit: "ER hat dir keine sturmfreie Fahrt über das Meer versprochen - wohl aber ein sicheres Landen ..."
Ich habe damals diesen Spruch so mehr als "Gag" gekauft - zur damals peppigen Ausgestaltung meines WG-Wohnzimmers in den 70er Jahren.
Aber als ich jetzt diese Geschichte von der Bändigung des Sturmes neu las, fiel mir dieses alte Schätzchen wieder ein ...
Schon damals habe ich ganz selbstverständlich das "Meer" - anhand dieses Sinnspruches - als eine Metapher für das "Leben", den "Lebenslauf", verstanden.
Und es fiel mir jetzt wie Schuppen von den Augen: Diese Geschichte ist neben seiner maritimen Anteile sicherlich auch eine Beschreibung für diese aufgewühlten und unruhigen und stressgeschwängerten Situationen im Leben - wenn alles mal wieder Drunter und Drüber geht - wenn dir der "Wind ins Gesicht bläst", wie man so sagt.
Bei dieser Geschichte der Sturmstillung durch Jesus auf dem Wasser, schütteln die eingefleischten Atheisten ja sowieso immer noch ihr weises Haupt und grinsen: Das geht doch gar nicht - auf Befehle reagiert ein Sturm doch nicht - frag mal die Leute von der "Gorch Fock" oder auch schon den Skipper auf seinem Segelboot auf dem Steinhuder Meer oder auf dem Dümmer oder Möhnesee ...
Und doch gibt es das ja oft - und in der orientalischen Antike mit ihren überbordenden bildhaften Beschreibungen in der sprachlichen Darstellung von Mythen, Märchen und Geschichten erst recht: Das Leben, ein Lebenslauf, wird oftmals als eine Überfahrt über das Meer dargestellt - oder der Fährmann schippert am Ende in vielen Allegorien und Sagen in einigen morgenländischen Kulturen den (Noch-)Lebenden zum Beispiel "auf die andere Seite" - "über den Jordan" - "über die Wupper" - in das Land des Todes ...
Noch heute freut sich die Jugend ja auf eine "sturmfreie Bude", wenn die Eltern mal weg sind, und die Anforderungen ruhen, und man ohne Skrupel mal die Freundin einladen kann...: Im Mittelalter wurden die feindlichen Burgen "gestürmt": Aber wenn man die Zugbrücken über den Burggraben hochgeklappt hatte, und die Mauern mit Leitern gesichert hatte, konnte der Feind nicht mehr in die Burg eindringen: Die Burg war dann "sturmfrei" ... und bewährte sich trutzend und trotzig ...
Eine weitere Variante des "Sturmes" und "Windes" ist der umgangssprachlich so bezeichnete "Frische Wind", auf den gelegentlich gewartet wird, um alte und verkrustete Gegebenheiten endlich aufzubrechen ...
Und diese bildhaften Bedeutungsvarianten von "Sturm" und "Wind" und "Meer" für die Turbulenzen und Nuancen in einem Leben (Wir singen ja auch: ..."Schier dreißig Jahre bist du alt - Hast manchen Sturm erlebt ...") sind sicherlich mitgemeint, in der Geschichte von der "Bändigung des Sturmes", die in allen drei Synopse-Evangelien aufgenommen wurde. Sie zeigt uns ja, wie wir in solchen Stürmen, Winden und Turbulenzen im Vertrauen auf Gott auch wieder Geborgenheit erspüren dürfen, wenn wir dann allmählich wieder "Grund und festen Boden unter den Füßen spüren", wie Stürme und Winde abnehmen ...
Wenn mit Kleinkindern in den Urlaub gefahren wird, fährt man oft nachts: Trotz der Fahr- und Verkehrsgeräusche und der Schaukelbewegungen der Karosserie des Autos auf der Federung schlafen die Kinder zumeist friedlich und geborgen: Mama und Papa sind ja da ... (..."und werdet wie die Kinder"...) - habt das gleiche Vertrauen... Wenn heute die Geschichte von der Sturmstillung neu aufgeschrieben würde, bediente man sich bestimmt dem Bild einer solchen (Ferien-)Autofahrt mit Kindern - durch dick und dünn...
Jesus kann das - wie die Kinder bei einer Nachtfahrt: Er schläft bei rauhem Seegang - und wenn ihn schreckensbleich und seekrank und schier aufgelöst und atemlos seine Gefährten wecken - beruhigt er sie - und verleiht ihnen Kraft und Zuversicht: Habt Vertrauen, habt keine Angst ... - ich bin bei euch ... Und dann beruhigt sich der Herzschlag - und das Magengrummeln verschwindet - man kann wieder Luft schnappen ... - es weht ein "frischer Wind" um die Reling ... Aus den "Kleingläubigen", wie Jesus seine Gefährten in einer anderen Übersetzung bezeichnet, wächst das Vertrauen und der Glauben zu hinreichender Größe und festem Boden...: Da "verleiht uns dann etwas Flügel": Doping mittels Heiligem Geist sozusagen ...- frischer Wind um die Nase, anstatt dass der Sturm uns ins Gesicht bläst: Keine sturmfreie Fahrt - wohl aber ein sicheres Landen ... Danke.