Wenn Sie in einer überfüllten Straßenbahn diesen Dialog hören:
- „Hier ist noch ein Platz frei. Wollen Sie sich setzen?“ „Nein danke, ich kann gut stehen. Setzen Sie sich doch.“ „Danke, ich stehe gern. Dann lassen wir den Platz eben leer.“
- dann wissen Sie - es ist Kirchentag ...
Fünf Tage lang - eine andere - vielleicht irgendwie "sonn"-tägliche Wirklichkeit - auch im wahrsten Sinne des Wortes bei diesen Temperaturen bis zu 35° im Schatten ... - fünf Tage lang - an denen mit dieser heißen Sonne etwas von göttlicher Offenbarung in diese Welt schien: rücksichtsvoll, offenherzig, besinnlich, fröhlich - ja - und klug ... Fünf Tage in Stuttgart. Der Kirchentag hat es bewiesen. Eigentlich ist das alles "un"-glaublich ...
Ich möchte hier nun erst einmal von den Bibelarbeiten berichten, an denen ich in Stuttgart teilnehmen durfte. Die Texte habe ich "in leichter Sprache" und mit den Texten aus der "Volxbibel" jeweils eingefügt ...
Bibelarbeit Donnerstag
Lukas 16,1-13: "Klug handeln – mit dem Mammon?"
Dies ist der Inhalt vom Bibel-Text - auch in den folgenden Bibelarbeiten hier jeweils in leichter Sprache:
Da ist ein Mann.
Der ist sehr reich.
Der reiche Mann hat sehr viel Geld.
Und sehr viel Land.
Und viele Dörfer.
Das macht Arbeit.
Deshalb hat der reiche Mann einen Helfer.
Der Helfer ist wichtig.
Denn er zählt das Geld.
Und er zählt das Land
Und er spricht mit Menschen in den Dörfern.
Aber:
Der Helfer arbeitet schlecht.
Der Helfer zählt falsch.
Das merkt der reiche Mann.
Der reiche Mann sagt zum Helfer:
Du musst gehen!
Du arbeitest schlecht.
Du zählst das Geld falsch.
Du zählst das Land falsch.
Zähle ein Mal richtig.
Und mach alles für den neuen Helfer fertig.
Denn du verlierst deine Arbeit.
Der Helfer denkt nach:
Was soll ich tun?
Wenn ich die Arbeit verliere bin ich in Not.
Was esse ich?
Wo wohne ich, wenn ich arm bin?
Ich habe eine Idee.
Ich brauche Freunde.
Freunde helfen mir.
Mit Essen und beim Wohnen.
Der Helfer spricht mit den Menschen aus den Dörfern.
Die Menschen haben Schulden bei dem reichen Mann.
Der Helfer hofft:
Diese Menschen werden Freunde.
In einem Dorf:
Da muss man dem reichen Mann viel Öl geben.
Der Helfer sagt:
Wir betrügen den reichen Mann.
Wir machen die Schulden klein.
Wir geben nur die Hälfte von dem Öl.
Im anderen Dorf:
Da muss man dem reichen Mann viel Weizen geben.
Der Helfer sagt:
Wir betrügen den reichen Mann.
Wir machen die Schulden klein.
Wir geben weniger von dem Weizen.
Der Helfer zählt falsch.
Und der Helfer betrügt.
Aber Jesus lobt den Helfer.
Weil der Helfer auch klug ist.
Weil der Helfer in der Not etwas tut.
Das ist das Ende der Geschichte.
Jetzt kommen Ideen über Geld.
Eine Idee:
Nimm das Geld.
Mache dir Freunde.
Freunde helfen.
Beim Wohnen.
Oder mit Essen.
Wenn das Geld zu Ende ist.
Wenn die Welt zu Ende ist.
Eine andere Idee:
Wer ehrlich ist, ist es immer.
Bei kleinen und bei großen Dingen.
Wer falsch ist, ist es immer.
Bei kleinen und bei großen Dingen.
Noch eine Idee zum Geld:
Geld ist Gott egal.
Aber: Mit Geld soll man ehrlich sein.
Nur dann bekommt man, was bei Gott wirklich wichtig ist.
Sei ehrlich. Dann sind es andere auch.
Eine letzte Idee:
Man soll wissen, was wichtig ist.
Man soll sich entscheiden.
Was ist wichtig? Geld oder Gott?
Volxbibel-Text:
- Jesus erzählte seinen Schülern ’ne Geschichte: „Ein Millionär hatte einen Mann angestellt, der sich nur um die Verwaltung seines Vermögens kümmern sollte. Irgendwann entdeckte er Belege von privaten Autokäufen und anderen Sachen. Es war eindeutig: Der Mann war ein Betrüger!
- Er orderte ihn ins Büro und stellte ihn zur Rede: ‚Sie betrügen mich! Ich möchte sofort alle Abrechnungen sehen! Außerdem sind Sie gefeuert!‘
- Der Mann überlegte sich, was er am geschicktesten tun sollte. ‚Ich bin rausgeflogen, aber zu einem Job auf’m Bau bin ich körperlich nicht in der Lage, und um mich auf die Straße zu stellen und zu betteln, bin ich zu stolz.
- Ich hab ’ne Idee, wie ich klarkommen könnte, wenn ich arbeitslos bin. Dann sind die Leute, die meinem Chef Geld schulden, bestimmt nett zu mir und lassen mich sogar bei sich wohnen.‘
- Jetzt telefonierte er rum und traf sich mit den Leuten, die dem Millionär noch Geld schuldeten. Zu dem Ersten sagte er: ‚Wie viel Geld schulden Sie ihm?‘
- ‚10 000 Euro!‘ ─ ‚Okay, dann füllen Sie bitte dieses Formular aus, es sind nur noch 5000!‘
- Dann redete er mit dem Nächsten und fragte den auch: ‚Wie viel Geld schulden Sie meinem Chef?‘ ─ ‚1000 Euro!‘, war die Antwort. ─ ‚Okay, machen wir mal 800 draus!‘, sagte der Mann.“
- Jesus fand die Idee echt gut, sich durch wirkliche Hilfe Freunde zu machen. Er meinte, dass die ungläubigen Leute oft klüger im Umgang mit ihren Mitmenschen sind als die gläubigen Menschen, die zu Gott gehören.
- Er sagte: „Nutzt eure Kohle für Gott, setzt sie schlau ein. Helft damit anderen Menschen, das wird sich irgendwann im Himmel auszahlen.
- Wer mit wenigen Sachen gut umgehen kann, wird auch mit viel gut klarkommen. Wenn ihr aber bei eher unwichtigen Sachen schon unkorrekt arbeitet, dann wird man euch auch nie etwas Großes anvertrauen können.
- Wenn ihr mit Geld und den Sachen anderer Leute schon nicht korrekt umgeht, wer wird euch dann die richtig fetten Sachen aus dem Himmel anvertrauen?
- Und wenn ihr mit den Sachen von fremden Leuten nicht richtig umgeht, wer von euch wird euch da noch sein eigenes Geld zur Verfügung stellen?
- Niemand kann gleichzeitig in zwei unterschiedlichen Teams gegeneinander spielen. Er wird immer das eine hassen und das andere lieben. Ihr könnt nicht das tun, was Gott will, und zugleich auch das, was das Geld von euch verlangt.“
Hans Leyendecker | Foto: dapd |
Ich nahm an dieser Bibelarbeit des bekannten Investigativ-Journalisten Hans Leyendecker, Ressortleiter bei der Süddeutschen Zeitung und bekannt für die Aufdeckungen mehrere spektakulärer Skandale, teil - zu diesem Gleichnis Jesu aus Lukas 16: Darin erlässt ein Verwalter einigen Schuldnern ihre Schulden ohne Wissen seines Herrn, dem die Güter eigentlich gehören. Jesus lobt das Verhalten des Verwalters explizit, obwohl dieser doch eigentlich Gelder "verschleudert", wie Leyendecker sagte.
„Lukas deutet den Schuldenerlass nicht als Metapher, sondern als wörtlich aufzufassende Anweisung“, sagt da Hans Leyendecker. Der Journalist zitierte den Theologen Eugen Drewermann, der sagte: „Geldbesitz ist nie gerecht“ und fügte hinzu: „Oder meint ihr, es sei gerecht, in Wohlstand zu leben, während andere darben?“ Weiter habe Drewermann gesagt: „Wohltätigkeit ist die einzige Möglichkeit, die Ungerechtigkeit von Geldbesitz zu mindern.“
Das Gleichnis Jesu aus Lukas 16, 1-13 löse viel Verwirrung aus und sei geradezu „skandalös“. Der Hausverwalter müsse zu Recht um seinen Job fürchten, da er Geld „verschleudert“ habe. Korruption, wie dieser Tage zu sehen bei der FIFA und Sepp Blatter, sei keine Erfindung unserer Tage. „Vor einem guten Arbeitsgericht hätte der Verwalter des Bibelgeschichte heute wahrscheinlich keine Chance.“ Der Journalist fragte: „Gaukelt Geld nicht eine Sicherheit vor, die nicht existiert? Jesus rät: Häuft viel lieber Schätze im Himmel an!“
Wichtig sei es, sich nicht von den Mitteln beherrschen zu lassen, sondern die Mittel einzusetzen für andere. "Alles" - das seien „Güter des Herrn“, und das sollte über den „Unglauben an den Mammon“ siegen. Im Bibeltext werde „Reichtum nicht wie in anderen Texten als Segen gesehen, sondern als Macht, die Menschen versklaven will. Das ist eine Absage an das Weltbild der Reichen“, sagte Leyendecker: „Gott prüft das Herz des Menschen“.
Angesichts der ARD-Sendung „Börse vor acht“ erklärte der Journalist: „Drei Minuten der angeblich so kostbaren Zeit in der ARD werden für Börsennachrichten vermacht. Was könnte man in diesen drei Minuten alles Sinnvolles senden!“ Die Botschaft der Sendung sei jedoch immer die gleiche: „Es wird alles gut. Selbst wenn die Börse zusammenbricht. Man muss nur Geduld haben.“
Die entfesselte Marktwirtschaft, zu der die Liberalisierung der Märkte, Deregulierungsmaßnahmen und der Zwang zur Privatisierung öffentlicher Einrichtungen gehörten, fordere viele Opfer.„Die Hungernden in der Dritten Welt tauchen meist nur dann im Fernsehprogramm auf, wenn sie nicht nur einfach so verhungern und still wegsterben, sondern wenn sie auch noch von einem Tsunami oder einem Erdbeben heimgesucht werden.“ Aber sicherlich nicht länger als 3 Minuten.
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Bibelarbeit Freitag
Prediger/Kohelet 3, 9-13: „Welcher Gewinn bleibt denen, die etwas tun, von ihrer Mühe?“
Der Mensch gibt sich Mühe.
Immer wieder.
Er macht seine Arbeit.
Mal so und mal anders.
Es geht ihm dabei schlecht.
Nur wenn der Mensch das Ziel kennt,
dann lohnt sich die Mühe.
Ich sehe die Arbeit.
Der Mensch hat die Arbeit von Gott bekommen.
Arbeiten:
Das ist die Aufgabe.
Arbeit macht nur manchmal Spaß.
Das will Gott so.
Macht eure Arbeit!
Gott hat die Welt gemacht.
Gott hat die Welt schön gemacht.
Gott schenkt den Menschen die Ewigkeit.
Die Ewigkeit ist eine sehr lange Zeit.
Die Zeit ist sehr lang.
Die Zeit ist länger als alles, was wir kennen.
Die Ewigkeit ist viel länger, als das Leben aller Menschen.
In unserem Herzen wissen wir das.
Gottes Schöpfung ist schön.
Den Anfang von der Welt kennt nur Gott.
Das Ende von der Welt kennt nur Gott.
Das ist gut so.
Ich kann Gutes tun.
Ich kann fröhlich sein.
Ich habe Arbeit und Mühe.
Das will Gott so.
Ich bin zufrieden.
Ich habe Glück in meinem Leben.
Ich esse und ich trinke.
Ich freue mich auf die Zukunft.
Das tut mir gut.
Das macht mich glücklich.
Die Mühe bleibt in meinem Leben.
Aber das Glück kommt dazu.
Das ist ein Geschenk von Gott an uns.
Volxbibel-Text:
- Was bringt es dann einem, jeden Morgen ins Büro zu fahren, wofür dann überhaupt noch arbeiten? Ist doch eh alles schon festgelegt.
- Ich hab mir das einfach mal reingezogen, was für eine harte Aufgabe Gott den Menschen gegeben hat, wenn das alles stimmt. Sie arbeiten jeden Tag wie blöd, und am Ende kommt für sie nichts dabei rum.
- Dabei hat Gott für alles gesorgt, es passt so, wie es ist – aber erst, wenn die Zeit dafür kommt! Er hat uns Menschen eine Sehnsucht gegeben, nach etwas, das nie aufhört und dass wir uns fragen, was es damit eigentlich auf sich hat, aber richtig kapieren kann das keiner.
- Mir wurde klar, dass es nichts Besseres gibt, als einfach happy zu sein und sein Leben zu genießen, solange man das noch kann.
- Ich mein, dass ein Mensch genug zu essen im Kühlschrank hat, dass er immer was zu trinken hat, dass es ihm gutgeht bei den Sachen, die er unternimmt, das ist doch alles voll das Geschenk von Gott!
Reinhard Kardinal Marx Fotobearbeitung nach wikimedia |
Am nächsten Tag besuchte ich zu diesem Text die Bibelarbeit von Reinhard Kardinal Marx, dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz: „Ich bin fest überzeugt, dass eine neue Episode des Christentums auf uns zukommt“, sagte der ranghöchste katholische Würdenträger in Deutschland bei seiner Bibelarbeit in der Stuttgarter Domkirche St. Eberhard während des evangelischen Kirchentags. Die Aufgabe der Kirche, so Marx, sei es nicht, zu sagen: „Wir wissen besser, was Du zu tun hast“. Stattdessen gelte es Hilfestellung zu leisten bei der „Entscheidung zur Wahrheit“.
Das Motto des Kirchentages, „Damit wir klug werden“ (Ps 90, 12), fordere dazu auf, die Klugheit im Angesicht Gottes und der Welt zu erkennen. „Die Gefahr, dass der Glaube sich lediglich in ein Gefühl verflüchtigt, ist sehr groß. Dem müssen wir entgegentreten mit Klugheit: Der Glaube gehört zum Leben“, so Kardinal Marx. Schließlich sei der Glaube auch Aufklärung: Das Christentum sei nicht die Fortsetzung der Religion mit anderen Mitteln, sondern vernunftgeleitete Aufklärung.
Bei seiner Interpretation der alttestamentarischen Bibelstelle Prediger 3, 9 – 13 („Welcher Gewinn bleibt denen, die etwas tun, von ihrer Mühe?“), wies Marx darauf hin, dass „Gewinn“ im christlichen Sinne nicht mit dem Streben nach materiellem Erfolg zu verwechseln sei.
„Klug sein angesichts der Unergründlichkeit des Lebens.“ In diesem Text zeige sich die zentrale Frage, was ein glückliches Leben ausmache. „Wir brauchen nicht nur Enquete-Kommissionen für das glückliche Leben, für einen Gewinn im Leben, sondern es liegt an uns und an unserem Glauben an Gott, der das Glück verheißt. Die Frage, was Gewinn für den Menschen bedeutet, kann ich nicht in einer kurzen Bilanzrechnung darstellen, sondern das ist eine Lebensaufgabe. Wir müssen, wie Kohelet es sagt, die Welt anschauen, wie sie ist. Ohne ein Hinschauen auf die Wirklichkeit der Menschheit kommen wir nicht zu einer Klugheitsentscheidung. Oft muten wir uns nicht zu, hinzuschauen und die Dinge zu verstehen. Wir müssen uns mit der Welt befassen, das ist nicht nur eine Frage der Klugheit, sondern auch eine Verpflichtung, auch aus unserem christlichen Glauben heraus“, sagte Kardinal Marx.Nur die eingehende Beschäftigung mit gesellschaftlichen wie theologischen Fragen ermögliche kluge Entscheidungen: „Es kann nicht sein, dass wir uns in einer Facebook- und Shitstorm-Zeit von Erregungen treiben lassen“, sagte Marx.
„Klugheit und Verstehen der Wirklichkeit“, so Kardinal Marx weiter, „gelingt nur, wenn wir lieben. Hass und Ablehnung sind das Gegenteil von Klugheit. Ohne Freundschaft, ohne Liebe, ohne Zuneigung gibt es kein wirkliches Verstehen. Das vermisse ich immer wieder im politischen, aber auch im kirchlichen Kontext. Wo die Liebe ist, kommt die Freude als Begleiterscheinung“, sagte Marx .
Eindringlich rief er den Kirchentagsteilnehmern zu: „Gott meint es gut mit uns! Nehmen wir das an als Geschenk und Ermutigung. In jedem Menschen ist das Geheimnis Gottes verborgen. Deshalb brauchen wir das Gebet. Das Gebet ist der Zugang zur Ewigkeit. Dieses Sich-Öffnen sollten wir neu lernen, um etwas von der Ewigkeit zu spüren.“ Nach Ansicht des Erzbischofs von München und Freising werde die Bedeutung des Gebets heutzutage unterschätzt: „Das Gebet ist verkommen zu einem Talisman“, kritisierte Marx.
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Bibelarbeit Samstag
Matthäus 25, 1-13: „Die Parabel von den klugen Jungfrauen“
Jesus weiß:
Gott verändert die Welt.
Aber: Wie wird das sein?
Wann wird das sein?
Jesus erzählt diese Geschichte:
Stellt Euch vor:
Eine Hochzeit.
Ein Mann und eine Frau heiraten.
Aber keiner weiß, wann der Mann kommt.
Alle anderen sind schon da.
Auf den Mann müssen alle warten.
Da sind auch 10 Mädchen.
Sie wollen den Mann begrüßen.
Und dann wollen sie mit ihm feiern.
Aber sie müssen auch warten.
Sie haben Lampen dabei.
Wenn es dunkel wird, können sie damit etwas sehen.
Es sind Öllampen.
Wenn sie Öl haben leuchten sie.
Wenn das Öl zu Ende ist, dann gehen die Lampen aus.
Die 10 Mädchen gehen los.
5 Mädchen haben nur das Öl in der Lampe.
Diese Lampen gehen schnell aus.
Die anderen 5 Mädchen sind klug.
Sie haben Öl in der Lampe.
Und sie haben auch noch Öl dabei.
Ihre Lampen werden länger brennen.
Alle Mädchen müssen lange warten.
Sie werden müde.
Sie schlafen ein.
In der Nacht wird es laut.
Die anderen Gäste sagen:
Der Mann kommt.
Er will heiraten.
Begrüßt ihn.
Die 10 Mädchen stehen auf.
Sie nehmen ihre Lampen.
Alle Lampen brennen nur noch ganz wenig.
Alle Lampen brauchen Öl.
Aber: 5 Mädchen haben kein Öl mehr.
Sie sagen zu den klugen Mädchen:
Gebt uns Öl.
Die Lampen gehen aus.
Die klugen Mädchen sagen:
Nein. Das Öl reicht nur für uns.
Ihr müsst Euch Öl kaufen.
Die 5 anderen Mädchen gehen los.
Sie kaufen Öl und sind weg.
Da kommt der Mann.
Er will heiraten.
Die 5 klugen Mädchen begrüßen ihn.
Ihre Lampen brennen.
Sie haben genug Öl in ihren Lampen.
Sie gehen mit ihm zur Feier.
Dann wird die Tür zugemacht.
Dann kommen die anderen 5 Mädchen zurück.
Sie klopfen an die Tür.
Sie sagen: Mach uns die Tür auf.
Aber der Mann sagt: Wer seid ihr?
Jesus sagt:
So ist das.
Gott ändert die Welt.
Irgendwann.
Bleibt wach!
Volxbibel-Text:
- „Dort, wo Gott das Sagen hat, wird es so abgehen, wie es bei zehn jungen Frauen war, die nach einem alten Brauch den Mann, der heiratet, von zu Hause abholen sollten.
- Sie fuhren mit ihren Mopeds in sein Dorf, aber nur fünf waren schlau genug, auch ausreichend Benzin mitzunehmen.
- Als der Typ aber nicht zu Hause war, mussten sie durch den ganzen Ort gurken, um ihn zu finden.
- Gegen Mitternacht fanden sie ihn und wollten zurückfahren.
- Da setzten sich alle Frauen auf ihre Mopeds und wollten losfahren.
- Aber die fünf ohne Ersatzkanister stellten fest, dass ihr Tank bald leer war, und baten die anderen, ihnen doch was abzugeben.
- Die Schlauen rechneten aber vor: ‚Hey, wenn wir euch jetzt noch was abgeben, dann packen wir den Rückweg auch nicht mehr. Geht doch in den nächsten Ort, da gibt es 'ne Tanke!‘
- In der Zwischenzeit waren der Mann, der heiraten sollte, und die jungen Frauen mit genug Benzin im Tank wieder bei der Hochzeit gelandet. Dann wurde die Tür abgeschlossen.
- Spät in der Nacht kamen dann auch die anderen fünf an. Sie klingelten und sprachen in die Gegensprechanlage: ‚Aufmachen, wir sind da!‘
- Aber der Bräutigam sagte nur: ‚Wer seid ihr denn? Ich kenn euch gar nicht!‘
- Darum macht keinen Blödsinn und seid immer bereit! Denn ihr habt keinen blassen Schimmer, an welchem Datum und zu welcher Uhrzeit ich wiederkommen werde.“
Erhard Eppler - nach einem Foto von dpa |
Nicht oft enden die morgendlichen Bibelarbeiten auf einem Kirchentag mit "standing ovations" - stehendem Applaus. Im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle würdigten die Zuhörer mit minutenlangem Beifall einen Mann, der den Kirchentag ebenso geprägt hat, wie die Friedensbewegung. Erhard Eppler hatte die Bibelarbeit als seinen letzten Beitrag zum Kirchentag angekündigt. Er gestaltete ihn als beinahe philosophische Betrachtung von Klugheit.
Der inzwischen 88-jährige SPD-Politiker verabschiedete sich mit der Auslegung eines Matthäus-Textes, mit dem er sichtbar rang - und "sein Jesusbild" verteidigte.
Die Parabel von den klugen Jungfrauen aus dem Matthäus-Evangelium entspreche nicht seinem Jesusbild, postulierte der 88-Jährige. Eine allegorische Deutung lehnte er ab. Eppler skizzierte die Parabel als Schilderung, in der viele Details offen bleiben, in der man sich "erst mühsam zurechtfinden" müsse. Die Einordnung des Bräutigams als Christussymbol beschreibe einen "barbarischen Christus", sie sei "unjesuaisch". Auch wenn er sich damit der Kritik vieler Kirchentagsbesucher aussetze: "Ich bin zu dem Schluss gekommen, die Parabel kann nicht von Jesus selbst kommen."
Eppler ordnete das Gleichnis ein in die Christenverfolgungen am Ende des ersten Jahrhunderts. Es sei wohl erst zu jener Zeit entstanden und dann Jesus zugeschrieben worden. Die frühen christlichen Gemeinden seien damals "Freiwild" gewesen, verfolgt sowohl von den römischen Herrschern wie von jüdischen Gemeinden. Ihre letzte Hoffnung auf Rettung und Erlösung sei die bevorstehende Wiederkehr des Christi gewesen. Sie hätten an eine unmittelbar bevorstehende Wiederkehr Christi geglaubt, aber der genaue Zeitpunkt sei unbekannt gewesen. Angesichts dieser Naherwartung sei ständige Wachsamkeit und Bereitschaft angesagt gewesen.
Der Evangelist Matthäus habe, so Eppler, eine "nicht ganz gelungene Parabel" aufgeschrieben. Er habe damals aber die (bis heute nicht eingetretene) Naherwartung als bekannt voraussetzen können. "1900 Jahre nach Matthäus gehen wir heute natürlich anders an diesen Text heran. Eppler ist sicher: Matthäus würde über sein Ringen mit dem Text heute eher schmunzeln als empört sein. Und die "10 Jungfrauen" muteten doch inzwischen auch irgendwie "muslimisch-paradiesisch" an ...
Eppler schlug dann einen Bogen zurück zu seiner ersten Bibelarbeit auf dem Kirchentag in Hannover 1967. "Festgebissen" habe er sich auch damals - an einem Text von Dietrich Bonhoeffer zum Thema Vorurteile:
Dummheit, hatte Bonhoeffer 1944 geschrieben, sei kein intellektueller, sondern ein menschlicher Defekt.
Der Dumme sei im Gegensatz zum Bösen mit sich selbst restlos zufrieden, Ihn plage kein schlechtes Gewissen. "Wir sind nicht, sondern wir werden entweder dumm oder klug", war Epplers Fazit in Anspielung auf das Kirchentagsmotto.
Angesichts einer heutigen Gesellschaft, "in der man sehr viel Geld verdienen kann, indem man Menschen dumm macht", schloss er mit einer Mahnung: "Wir werden klüger, wenn wir mit unserer Eitelkeit fertig werden und die Grenzen unserer Fähigkeiten erkennen."
Mit Materialien zum Kirchentag aus: Stuttgarter Zeitung, pro, idea, dbk, kirchentag.de