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Valium von Angela - impuls für die woche -184

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Unser aller Valium von unser aller Angela: 
Ruhe ist die erste Bürgerpflicht ...


Ruhe ist die erste Bürgerpflicht


Dieses Zitat geht auf eine Aufforderung zurück, die Minister F. W. Graf von der Schulenburg nach der Schlacht von Jena und Auerstedt 1806 in einem öffentlichen Anschlag an die Einwohner Berlins richtete: »Der König hat eine Bataille verloren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht. Ich fordere die Einwohner Berlins dazu auf. Der König und seine Brüder leben! Berlin, den 17. Okt. 1806. Graf v. d. Schulenburg.« Man zitiert den zweiten Satz dieses Textes in leicht abgewandelter Form, um in Situationen allgemeiner Aufregung beschwichtigend auf andere einzuwirken.

Nur die Ruhe bewahren ... - Nicht aufregen - das schadet ...: Ist irgendwas? Ach ja, endlich Sommer. Und bald Urlaub. Und, ach so, diese unangenehme Sache mit Griechenland gibt's ja auch noch. Aber: kein Grund, sich aufzuregen. Eigentlich ist nämlich alles in bester Ordnung.

Denn:"Wir können in Ruhe abwarten", so sprach die Bundeskanzlerin in der Debatte im Bundestag zur Krise in und mit Griechenland. Abwarten ist Angela Merkels Rezept für alles und ihr politisches Programm seit jeher.

"€uropa ist stark, viel stärker als vor fünf Jahren zu Beginn der europäischen Staatsschuldenkrise, die in Griechenland ihren Ausgang nahm", sagt Frau Merkel mit dem berühmten "Auf-Zeit-spiel-Tremolo" in der Stimme - wie Bundesliga-Trainer beim Stand von 1:0 in der 88. Minute.... Ach so. Ja dann können wir uns tatsächlich alle beruhigt zurücklehnen und den Ferien entgegendämmern. Und wenn sie das so sagt: "€uropa ist stark ..." - hat sie die armen viel zu schwach befundenen Griechen ja in ihrem Dickkopf bereits längst aus €uropa eliminiert ... - €uropa ist stark - aber die Griechen schwächeln - sie gehören eigentlich mit ihrer Purzelbaum-Politik gar nicht mehr dazu ... - raus damit ...

Nur wer selbstbezogen und unsolidarisch auf Europa und die Welt blickt, mag keine Probleme erkennen. Wir haben uns abgesichert. Die Probleme der anderen gehen uns nichts an.

Ruhe bewahren ... - der nächste Donner kommt bestimmt ... - Ursprungsfoto: (c) www.johndcarnessiotis.com

Nur wem europäische Werte wie Humanität und Gerechtigkeit wenig bedeuten, mag in Ruhe abwarten, während sich die Staaten der €uropäischen Union noch nicht einmal auf eine verbindliche Quote zur Aufnahme von Flüchtlingen einigen können, geschweige denn auf eine Migrationspolitik, die mehr ist als Abschottung.

Denn jetzt ist es schon so weit - wenigstens fernab von Berlin - und nicht nur auf Lampedusa - sondern sogar schon in der deutschen Provinz: Die zentralen Flüchtlingsaufnahmestellen in Bielefeld und Dortmund z.B. sind picke packe voll. NRW kann der mit Wucht hereinbrechenden Flüchtlingswelle nicht mehr standhalten. In Bielefeld werden in einer Turnhalle, die wegen der Schulferien zur Zeit nicht benötigt wird, 400 Feldbetten für die viel zu vielen ungesteuert ankommenden Flüchtlinge aufgestellt: Herzlich Willkommen im "starken €uropa" ... Man hätte das sehen und entsprechende Maßnahmen früher einleiten können. Das gilt vor allem für eine Bundesregierung, die sich dem heraufziehenden Flüchtlingschaos nur zögerlich und widerwillig zuwendet. Und es gibt leider diese "stillen Helden" wieSir Nicholas Winton (clicken) nicht mehr, die ihren Urlaub einfach abbrechen, um eine segensreiche Hilfe zu organisieren - vor 77 Jahren ... - eben weil wir heutzutage "in Ruhe abwarten können - €uropa ist stark!" ... Mit Flüchtlingspolitik lässt sich heutzutage kein Blumentopf mehr gewinnen - so finden wir auch heutzutage keine Sponsoren, die z.B. wie bei einem schwächelnden Bundesliga-Club selbstredend spontan einspringen und helfen - und auch die ostwestfälischen diakonischen Großeinrichtungen halten sich seltsam bedeckt - um lieber ihre positiven Ergebnis-Bilanzen freudestrahlend vorzustellen ...:  €uropa ist stark! Wir können in Ruhe abwarten ...
Am Donnerstagnachmittag kommt ein junger Iraker vor der Notunterkunft an: "Er wollte nicht in die Armee, er wollte keine Menschen töten", erklärt ein Helfer nach kurzem Small Talk mit dem schüchternen jungen Mann. Ihm blieb keine andere Wahl als zu fliehen. "Dabei war er kurz davor, seine Schule zu beenden. Und jetzt sitzt er hier." (NW)

 "€uropa ist stark ... - Wir können in Ruhe abwarten": Kurz nach seiner Ankunft spät in der Nacht schläft dieser Junge bereits auf einem der 400 Feldbetten in einem der Notunterkünfte in Bielefeld. Seine Eltern nehmen derweil Verpflegung, Seife und Handtücher entgegen - für viele das erste Mal nach mehreren Tagen auf der Flucht. | Foto: Christian Mathiesen | NW
















11.000 Menschen in Bielefeld haben zu Jahresbeginn in beeindruckender Weise auf einer Kundgebung deutlich gemacht, dass es hier keinen fruchtbaren Boden für eine ausländerfeindliche "Das Boot ist voll"-Mentalität gibt. Das ist gut so. Aber es schützt nicht vor einer Eskalation der Debatte, wenn wir die Situation nicht beherrschbar machen.

Aber Frau Merkel sagt ja nun mal eben, dass das Thema einer drohenden Griechen-Pleite die Köpfe nicht so sehr beschäftigen muss: Denn wir können ja "in Ruhe abwarten", wie sie versichert - und dann müsste dort in Berlin ja eigentlich Platz sein für mehr aktive Handlungsplanung in der europäischen Flüchtlingsfrage, denn unsere öffentliche Ordnung und deren Planung ist wenigstens punktuell mit dem Ansturm aus Bürgerkriegs- und Hunger-Ländern völlig überfordert...

Naja - mit so einem unappetitlichen "Schmarrn" wie eine menschenwürdige und zeitgemäße Mitteleuropa angemessene Flüchtlingsunterbringung kann man kaum eine "marktgerechte Politik" anschmeißen oder deren schulterklopfende Fleißkärtchen einsammeln - wonach Frau Merkel ja immer als erstes abwartend hinter vorgehaltener Hand Ausschau hält ... 

Frau Merkels Begriff von €uropa besteht aus €U-Kommission, Internationalem Währungsfonds IWF und €uropäischer Zentralbank - und wenn sie an €uropa denkt erscheint jeweils ein dickes und kühles vor ihren Pupillen - sie sieht nicht die Finger des Peloponnes, den springenden skandinavischen Löwen - oder ist es etwa ein hüpfendes Schafslämmlein -, den italienischen Stiefel... - usw. - und sie hört und schmeckt keinen griechischen Syrtaki in und an sich, und summt keine katalanische Sardana - aus einer Paella macht sie sich nichts - und muss lange überlegen, was denn bitteschön ein Oude Genever sein könnte oder ein Uitsmijter...   Vielleicht ist das ihre Pragmatik - als gelernte Naturwissenschaftlerin - dass sie ein "europäisches Haus" oder gar ein schützendes "Nest" in all seiner ganzheitlichen menschlich geborgenen Charakter- und Kultur-Vielfalt nicht denken und fassen kann - und vielleicht ist sie auch gefühlsmäßig als in der DDR-sozialisierte Person im eigentlichen €uropa noch gar nicht inmitten angekommen und Zuhause ... €uropa, das geht über Champions-League und Fußball-€uropameisterschaft hinaus - noch "weiter immer weiter" - wie Olli Kahn das sagen würde - und bei diesem Gedanken einer Europäischen Idee in friedlicher Solidarität und Nachbarschaftshilfe in ihrer Ganzheit und Gründerzeit kann sie sich einige frühere "europäische" Staatslenker inzwischen zum Vorbild nehmen ...

Unter dem maßgeblichen Einfluss von Angela Merkel hat sich die Europäische Union immer mehr entfernt vom Ideal einer tatsächlichen Gemeinschaft, auch im sozialen kulturellen Sinn, die gemeinsam christlich-humanitäre Werte vertritt, gemeinsame Ziele verfolgt und die füreinander einsteht, wenn es darauf ankommt. 

Unter Merkels Mitwirkung ist diese Union zu einer Art permanent tagender Hochhaus-Eigentümerversammlung verkommen, in der man sich bis aufs Blut darum zankt, wie die Kosten für die Dachsanierung einzutreiben sind, wo man sich schon morgens am Briefkasten mit dem Anwalt bedroht, weil der Nachbar von oben zu laut Musik hört, die einem noch dazu überhaupt nicht gefällt.

Gerne ist in Merkels Regierung die Rede davon, dass Deutschland mehr Verantwortung übernehmen müsse, dass das Land einen Führungsanspruch habe. Dafür bräuchte es politische Ideen. Eine solche jedoch kann Angela Merkel schon allein deshalb nicht in den Sinn kommen, weil dann ja auch jemand dagegen sein könnte, das macht alles nur unangenehm unruhig - und deshalb werden ja permanent die Meinungsforscher im Regierungsauftrag damit beschäftigt, am Puls der Zeit zu lauschen - und erst danach - also eine im wahrsten Sinne "re-aktionäre""Politik" auf Zuruf mit Soufflage zu betreiben ... - im Paradies der Selbstzufriedenheit, zu dem Angela Merkel dieses Land mit ihrer Zauderhaftigkeit gemacht hat. Und die Stimmen aus 400.000 heiseren afrikanischen Flüchtlingskehlen gehen unter dem Getöse der übrigen 80 Millionen in Deutschland einfach unter, die ja durch die Medien und mit einer sommerlichen Sonnencreme-Orgie am Baggersee und einer Grill-Fete unter grölenden Freunden und Nachbarn jeweils passend unterhalten und abgelenkt werden - und das alles lässt uns weiterhin in Ruhe -  "in Ruhe abwarten" ...


Mit Angela Merkel haben wir uns eingerichtet in der größten, luxuriösesten Wohnung im europäischen Haus, und wehe, es klingelt jemand nach 20 Uhr und fragt nach zwei Eiern und Mehl - oder gar einem Feldbett zum Übernachten. Nein, dieses Haus wird so schnell nicht einstürzen.

Ja - und Frau Merkel kann leider - aus Unvermögen - diesen Unterschied aus dem IKEA-Werbespruch:"Wohnst Du noch, oder lebst Du schon?" zwischen "Noch-Wohnen"und "Schon-Leben" gar nicht erst erspüren - dazu ist sie - wie vielleicht auch viele andere Politiker - gar nicht mehr sensibel genug ... 

Die Griechen als solche aber (denken Sie an "Zorbas Dance" und den Syrtaki/Syrtos) - und auch die vielen nordafrikanischen Flüchtlinge mit ihren oft in ihrer Heimat traditionell bunten Gewändern, ihren in ihrer Heimat hier und da an Blues- und Reggae-Rhythmen erinnernden Gesängen - die sind immer noch so naiv und verbraucherfern im "marktgerechten" Sinne, so "markt-resistinent" und damit "merkel-polit-resistent" - dass sie das "Dach-überm-Kopf-"Wohnen"/Dahinvegetieren in Massenunterkünften mit vielleicht 12 Std. TV-Dauerberieselung - und ein pures buntes "Leben" mit Zukunftsaussichten - durchaus - noch - zu unterscheiden vermögen ...



Mit Anregungen und Bausteinen aus einem NW-Kommentar "Flüchtlingswelle überfordert NRW-Städte - Organisationsversagen" von Thomas Seim - und einem SPIEGEL.de-Kommentar: "Merkel über Griechenland: Im Paradies der Selbstzufriedenheit" von Stefan Kuzmany

und jetzt: unbedingt hier clicken ...
http://www.spiegel.de/politik/ausland/augstein-zu-griechenland-nein-zum-referendum-kolumne-a-1041705.html





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