Stummer Protest: Mit ausdruckslosem Blick und dem Zettel mit der Wartenummer im Mund sitzt ein Mann im Schatten vor einer Bankfiliale. 120 Euro darf jeder Rentner an diesem Tag abheben ... - Im latenten Background die Wahlplakate für den Volksentscheid ... - Fotos: AP & Getty Images ... | Bearbeitung:S!NEDi
GRIECHISCHER STOLZ -
zwei wesentliche mediengeschichten -
oder "sprachspiele":
die„deutsch-griechische erzählung“,
nach der die griechen faul, steuerbetrügend
und vieles mehr seien.
also müssten sie unter kontrolle
und in finanzielle disziplin gezwungen werden.
die „griechische Erzählung“,
nach der die nationale souveränität
von der neoliberalen technokratie
in brüssel bedroht sei.
als die notlage der griechen
nicht mehr zu ignorieren war,
tauchte eine dritte geschichte auf:
die griechen wurden jetzt präsentiert
als humanitäre opfer, der hilfe bedürftig,
als hätte ein krieg oder eine naturkatastrophe
das land getroffen.
während alle drei geschichten falsch sind,
ist die dritte wohl die ekelhafteste -
die griechen sind keine passiven opfer - ...
[einschub sinedi:]
sie leben um zu (über)leben ...
lyrisch umgesetzt aus:
https://digital.freitag.de/#/artikel/medien-in-kampfmontur | LENNART LABERENZ
Nachsatz: Prägend für den Begriff "Postmoderne" war Jean-François Lyotards Bericht Das postmoderne Wissen, in welchem er die philosophischen Systeme der Moderne für gescheitert erklärt. Bekannt wurde seine Rede vom Ende der großen Erzählungen, worin sich auch die Kernthese seiner Diagnose ausdrückt: Lyotard spricht nicht von philosophischen Systemen, sondern von „Erzählungen“. Die einzelnen modernen „Erzählungen“ legten, so Lyotard, der Welterklärung jeweils ein zentrales Prinzip zugrunde (z. B. Gott oder das Subjekt), um auf dieser Grundlage zu allgemeinen Aussagen zu kommen. Damit scheiden sie jedoch das Heterogene aus oder zwingen das Einzelne unter eine allgemeine Betrachtungsweise, welche gewaltsam dessen Besonderheiten einebnet. Lyotard setzt an die Stelle eines allgemeingültigen und absoluten Erklärungsprinzips (Gott, Subjekt, Vernunft, Systemtheorie, marxistische Gesellschaftstheorie etc.) eine Vielzahl von Sprachspielen, welche verschiedene „Erzählungen“, also Erklärungsmodelle anbieten. Lyotard wendet sich also nicht gegen Rationalität im Allgemeinen, sondern gegen eine bestimmte historische Form der Rationalität, die auf der Ausgrenzung des Heterogenen basiert [nach meinem Verstädnis: ...Vielleicht war es aber auch ganz anders ...]
Dies hat gesellschaftliche Konsequenzen: Dienten in der Moderne die Metaerzählungen noch dazu, gesellschaftliche Institutionen, politische Praktiken, Ethik und Denkweisen zu legitimieren, so geht in der Postmoderne dieser Konsens verloren und löst sich auf in eine Vielzahl von nicht miteinander zu vereinbarenden Wahrheits- und Gerechtigkeitsbegriffen. Zugleich nimmt eine tolerante Sensibilität für Unterschiede, Heterogenität und Pluralität zu und damit die Fähigkeit, die Unvereinbarkeit der Sprachspiele zu ertragen.