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Trauerarbeit in Pop-Psalmen

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Trauerarbeit in Pop-Psalmen

Ich bin da heute zufällig drauf gestoßen, dass Nena mit "BRUDER" einen Song auf ihrem neuesten Album OLDSCHOOL veröffentlicht hat zum Tod ihres Sohnes Christopher vor 27 Jahren ...
Und da fiel mir halt auch Eric Clapton ein, der für seinen Sohn Conor ja auch in den 90-ern mit "TEARS IN HEAVEN" einen Song veröffentlicht hat, zu seiner eigenen Trauerarbeit ...

In beiden Texten fällt auf, dass die verstorbenen Kinder "im Himmel" verortet werden, also irgendwo irgendwie noch "da" oder "dort" sind - "Du bist ein Fakt - und keine Illusion" wie das bei Nena heißt - zumindest aber nicht einfach verschwunden sind ins "Nimmerwiedersehen" ...

Sie sind da, begleiten die (Über)lebenden, schauen zu, spenden Trost und Gewissheit ... Und diese Texte zeugen ja auch von einem großen individuellen Glauben - von etwas, was auch nach dem Tod "weitergeht", weiter besteht - zumindest in den Herzen - und in diesen Himmeln: "Würdest du meine Hand halten, wenn ich dich im Himmel träfe?" fragt Eric Clapton seinen kleinen Sohn Conor - und so wissen beide betroffenen Interpreten - dort werden alle Tränen abgewischt sein und es gibt ein Lächeln - ganz nach der Verheißung in Offenbarung 21,4: "... und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen..."

Es ist schön und gibt uns hier "unten" Kraft, wie selbstverständlich diese Gewissheit in den beiden Songs zur Sprache kommt - Popmusik kann also mehr sein als flatterhaftes vorübergehendes Gegröle und Knetemachen - es sind vielleicht manchmal die modernen Trost-"Psalmen" unserer Zeit ...


Hier clicken zum "BRUDER"-Song






NENA: Songtext "BRUDER"

Du bist das verlorene Kind
Der, der in Abwesenheit glänzt
Wege sind oft vorherbestimmt
Du lerntest dein Leben so kennen

Und dein Weg hat trotzdem einen Sinn
Du begleitest uns wo immer wir sind
Wachst über uns im Schlaf
Segnest unser Mahl
Du fehlst aber bist immer da

Du bist der Bruder
Bist der Sohn
Du bist der König auf seinem Thron
Du bist ein Fakt und keine Illusion
Oftmals schau ich zu dir nach oben
Und ich sehe
Du lächelst auf uns herunter
Erinnerst uns
Jeder Tag ist ein Wunder
Und ich sehe
Du lächelst auf uns herunter
Erinnerst uns
Jeder Tag ist ein Wunder

Alles was unmöglich erscheint
Geschichten die das Leben mir schreibt
Alles was mich fordert und lenkt
Wurde mir vom Himmel geschenkt

In all Dem liegt ein tieferer Sinn
Du erinnerst mich an das was ich bin
Gekommen um zu Gehen
Bis wir uns wiedersehen
Du fehlst aber bist immer da

Du bist der Bruder
Bist der Sohn
Du bist der König auf seinem Thron
Du bist ein Fakt und keine Illusion
Oftmals schau ich zu dir nach oben
Und ich sehe
Du lächelst auf uns herunter
Erinnerst uns
Jeder Tag ist ein Wunder
Und ich sehe
Du lächelst auf uns herunter
Erinnerst uns
Jeder Tag ist ein Wunder

Text by Herr Sorge + NENA

Auf ihrem neuesten Album "OLDSCHOOL" findet nun die deutsche Popinstitution NENA, inzwischen auch schon 55 Jahre alt, ihre eigene Sprache für einen schmerzvollen Verlust und bringt diesen im Song "Bruder" auf den Punkt: Nena besingt nämlich erstmals den Tod ihres 1989 verstorbenen Sohnes Christopher-Daniel. Und sie ist mit sich und dem Thema auf berührende Art im Reinen: "Ich kämpfe in Interviews immer darum, dass man auch darüber sprechen kann, dass das Leben immer eine Vorbereitung auf den Tod ist", sagt Nena."Ich wünsche mir von Herzen, dass wir Menschen auf einer gewissen Ebene Leichtigkeit finden und Frieden."

Die Geburt des Sohnes Christopher-Daniel am 2. Februar 1988 wird für Nena zum größten Schicksalsschlag: Die Sängerin erleidet während der Geburt einen Herzstillstand, kann aber gerettet werden, bei dem Baby bleibt eine lebensgefährliche Gehirnverletzung aufgrund des Sauerstoffmangels während der Geburt zurück. Elf Monate kämpfen die Eltern um sein Leben - vergebens. Als Christopher Daniel am 19. Januar 1989 stirbt, bricht für Nena und ihren damaligen Partner eine Welt zusammen.

Nena: "Wir hatten elf wunderschöne Monate"

Die Idee jetzt einen Song über ihn zu schreiben, hatte aber nicht Nena selbst, sondern der Hamburger Rapper Samy Deluxe. Mit ihm hat Nena zusammen an ihrem Album gearbeitet – und er wollte plötzlich mit Nena alleine über den Song "Bruder" sprechen. Aus unter vier Augen wurde dann gleich ein Familientreffen, denn Nena brachte ihre Kinder Larissa, Sakias, Samuel und Simeon mit. Samy Deluxe erinnert sich: "Irgendwann habe ich gefragt 'Wie viele Kinder hast Du denn eigentlich?' Und dann hat sie es gleich einfach so gesagt: 'Fünf, aber davon leben nur vier.'"

Im Februar wäre Christopher 27 Jahre alt geworden, sein Grab hat Nena aufgelöst, das Kreuz steht aber zur Erinnerung bei ihr Zuhause. "Ich hatte auch sehr leichte Zeiten mit meinem ersten Kind damals, das war nicht nur schrecklich, ganz im Gegenteil, das waren elf wunderschöne Monate." Aber sie erklärt auch: "Wenn man es nach Hause holt, kann es auch nach 28 Jahren noch wehtun. Aber es ist nicht mehr dieses Drama drin."

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ERIC CLAPTON: TEARS IN HEAVEN 
SONGTEXT ÜBERSETZUNG

Würdest du meinen Namen kennen,
wenn ich dich im Himmel träfe?
Wäre es dasselbe,
wenn ich dich im Himmel träfe?

Ich muss stark sein
und durchhalten
Denn ich weiß, ich gehöre nicht
hierher in den Himmel.

Würdest du meine Hand halten,
wenn ich dich im Himmel träfe?
Würdest du mir helfen zu stehen,
wenn ich dich im Himmel träfe?

Ich werde meinen Weg finden,
des Nachts und am Tage.
Denn ich weiß, ich kann einfach nicht bleiben
hier im Himmel.

Die Zeit kann dich runterziehen.
Die Zeit kann dich in die Knie zwingen.
Die Zeit kann dein Herz brechen,
machen, dass du um Hilfe flehen musst,
um Hilfe flehen.

Jenseits der Tür
gibt es Frieden, ich bin sicher.
Und ich weiß, es gibt keine
Tränen im Himmel

Würdest du meinen Namen kennen,
wenn ich dich im Himmel träfe?
Wäre es dasselbe,
wenn ich dich im Himmel träfe?

Ich muss stark sein
und durchhalten
Denn ich weiß, ich gehöre nicht
hierher in den Himmel.

Denn ich weiß, ich gehöre nicht
hierher in den Himmel.


1992 macht Eric Clapton einen Song über den frühen Tod seines Sohnes Conor: "Tears in Heaven" ist eine Ballade, die von Eric Clapton und dem Songwriter Will Jennings für den Soundtrack des Films Rush (1992) geschrieben und auch als Single veröffentlicht wurde. Das melancholische Stück behandelt die Trauer Claptons nach dem Unfalltod seines vierjährigen Sohnes, der am 20. März 1991 in New York City aus einem Fenster im 53. Stock in der Wohnanlage des Freundes seiner Mutter fiel. Conor hatte mit dem Kindermädchen Fangen gespielt und war nach einer Fensterputzaktion des Hausmeisters aus einem offenen bodentiefen Fenster gelaufen und in die Tiefe gestürzt .... Eric Clapton hatte seinem kleinen Sohn viel zu verdanken, denn wegen ihm gab er sein exzessives Trinken endlich auf. Clapton identifizierte den Jungen nach dem Unfall, aber er spürte, die Leiche dort ist nicht sein Sohn Conor, sie sieht ihm zwar ein wenig ähnlich - aber "mein Sohn ist weg", wie Clapton das in seiner Autobiographie später beschrieb. In der ersten Strophe fragt Clapton sich,  ob der ihn im Himmel wiedererkennen würde. Es folgen Zeilen, in denen er sich darauf besinnt, stark zu sein und sein Leben weiterführen zu müssen, denn er wisse, dass er noch nicht in den Himmel gehöre. Die zweite Strophe variiert die erste, indem zunächst wieder zwei Fragen über ein Treffen im Himmel gestellt werden („Würdest du meine Hand halten“; „Würdest du mich stützen“) und erneut die Besinnung erfolgt, dass er seinen Weg durch Tage und Nächte finden werde, da er (noch) nicht im Himmel bleiben könne.

Textquellen: WIKIPEDIA, NDR und www.vip.de


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