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Flucht vor den Vorurteilen - Tina Beckmann aus Hamm postet das tatsächliche Schicksal von Flüchtlingen - gegen Hassparolen und Vorurteile ...

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Manchmal sind es die Vorurteile - vor denen man flüchten muss ...

Tausendfach auf Facebook geteilt: Bewegender Text von Tina Beckmann setzt Hassparolen das traurige Schicksal von Flüchtlingen entgegen


Soziale Netzwerke sind Fluch und Segen zugleich. Deutlich wird das vor allem während der Flüchtlingskrise. Öffentliche Hetze gegen Flüchtlinge nimmt ebenso zu wie das Engagement für Menschen, die in Deutschland Schutz suchen. Über mehrere Wochen werden Texte und Bilder digital verbreitet. So erreichen Vorurteile ebenso wie die Entkräftung von Ressentiments täglich Hunderttausende Menschen.

Die Autorin Tina Beckmann aus Hamm hat sich für das Widerlegen von Vorurteilen entschieden und eine Geschichte über Flüchtlinge auf Facebook verbreitet. "Ich helfe ehrenamtlich in Flüchtlingsunterkünften und habe die Geschichten von Asylbewerbern zusammengetragen, weil sie mich so bewegt haben", sagt die 31-Jährige. "Die Menschen, die zu uns kommen, haben Schreckliches erlebt."

Ihre Geschichte hat Tina Beckmann am 15. August online gestellt. Seitdem erreichen die Zeilen täglich immer mehr Menschen. "Ich musste diese Zeilen schreiben, weil ich die Hetze gegen Flüchtlinge nicht mehr ertragen habe." Doch dass ihr Text so viele Menschen bewegt, hat die Autorin überrascht. "Die vielen positiven Rückmeldungen haben mich überwältigt und mir gezeigt, dass viele Menschen Flüchtlingen helfen wollen."(caro)
  • »Die kommen doch nur her, um sich hier aushalten zu lassen!« 
Du bist 29 Jahre alt und hast eine Frau, zwei Kinder und einen Job. . . . Du kannst dir auch mal was leisten, und lebst in einem kleinen Häuschen in der Stadt. Plötzlich ändert sich die politische Lage in deinem Land und ein paar Monate später stehen Soldaten vor deinem Haus. Und vor den Häusern der Nachbarn. Sie sagen, wenn du nicht für sie kämpfst, erschießen sie dich. Dein Nachbar weigert sich. Ein Schuss. Das war?s. Du hörst, wie einer der Soldaten zu deiner Frau sagt, dass sie die Beine breit machen soll. Du schaffst es irgendwie, die Soldaten erst mal loszuwerden, und denkst die halbe Nacht lang nach. Auf einmal hörst du einen Einschlag. Dein Haus hat kein Wohnzimmer mehr. Ihr rennt raus und seht, dass die ganze Straße zerstört ist. Kein Stein steht mehr auf dem anderen. Du bringst deine Familie zurück ins Haus und rennst an die Stelle, an der das Haus deiner Eltern stand. Es ist nicht mehr da. Deine Eltern auch nicht. Du siehst dich um und entdeckst einen Arm mit dem Ring deiner Mutter am Finger. Der Rest deiner Eltern ist nicht mal mehr auffindbar.
  • »Aber die Asylanten haben so viel Luxuszeug! Smartphones, Markenklamotten und so!«
Du denkst jetzt nicht mehr nach. Du rast nach Hause und rufst, deine Frau soll die Kinder anziehen. Du schnappst dir eine kleine Tasche, denn mehr könnt ihr auf die Dauer nicht tragen, und packst das Nötigste. Nur je 2 Kleidungsstücke pro Kopf passen in die Tasche. Was nimmst du mit??? Du wirst deine Heimat vermutlich nie wiedersehen. Deine Familie nicht, deine Nachbarn nicht, deine Arbeitskollegen . . . Aber wie sollst du in Kontakt bleiben? . . . Hektisch wirfst du also dein Smartphone und das Ladekabel in die Tasche. Dazu etwas Brot und das Lieblingskuscheltier deiner kleinen Tochter.
  • »Die können sich die Flucht doch locker leisten. Dann sind die auch nicht arm!«
Für den Notfall, denn man hat es kommen sehen, hast du all dein Geld bereits zusammengekratzt. . . . Pro Kopf kostet der nette Schlepper von nebenan schlappe 5.000 Euro. Du hast 15.000. . . . Die Flucht bis zur Landesgrenze dauert zu Fuß zwei Wochen. Du hast Hunger und seit einer Woche kaum etwas gegessen. Du bist schwach, genau wie deine Frau. Aber Hauptsache, die Kinder haben genug. . . . Nach weiteren 2 Wochen seid ihr am Meer. Ihr werdet mitten in der Nacht mit Hunderten anderer Flüchtlinge auf ein Schiff geladen. . . . Das Schiff ist so voll, dass es zu kentern droht. Du betest, dass ihr nicht ertrinkt. Die Leute um dich herum weinen, schreien. Ein paar kleinere Kinder sind verdurstet. Die Schlepper werfen sie über Bord. . . . Ihr werdet ermahnt, die Klappe zu halten, damit euch niemand kommen hört. Deine Große versteht das. Deine Kleine nicht. Sie hört nicht auf zu weinen. Die anderen Flüchtlinge werden nervös. Sie halten deine Frau an, das Kind ruhigzustellen. Sie schafft es nicht. Einer der Männer packt deine Tochter und wirft sie über Bord. Du springst hinterher, aber du findest sie nicht mehr. Nie mehr. In 3 Monaten wäre sie 2 Jahre alt geworden. 
  • »Die haben's hier immer noch zu gut und kriegen alles in den Arsch geschoben«
Wie du, deine Frau und deine große Tochter es in das Land, das euch aufnimmt, geschafft haben, weißt du nicht mehr. Alles ist wie in Watte gepackt. Deine Frau hat seit dem Tod eurer Tochter nicht mehr gesprochen. Deine Große hat seitdem das Kuscheltier der Kleinen auf dem Arm und ist völlig apathisch. Du musst durchhalten. Ihr seid gleich an der Notunterkunft angekommen. Es ist 22 Uhr. Ein Mann, dessen Sprache du nicht sprichst, führt euch in eine Halle mit Feldbetten. Dicht an dicht stehen sie. 500 Stück. In der Halle ist es stickig und laut. ... Eigentlich kannst du kaum noch stehen. Eigentlich wünscht du dir fast, sie hätten dich erschossen. Stattdessen packst du deine Habseligkeiten aus: Je zwei Teile für jeden, und dein Smartphone. Am nächsten Morgen wird Kleidung verteilt. Auch Markenklamotten sind unter den Spenden. Und ein Spielzeug für deine Tochter. Du bekommst 140 Euro. Für den ganzen Monat.
  • »Die sind doch jetzt hier sicher. Also sollen die sich freuen!«
Draußen hältst du dein Smartphone in die Luft und hoffst auf Empfang. Du musst wissen, wer aus deiner Stadt noch lebt. Dann kommt ein "besorgter Bürger" vorbei und beschimpft dich. Du verstehst was von "zurück in dein Land!", Bruchstücke von "Smartphone" und "alles in den Arsch gesteckt" konnte irgendwer übersetzen. 

  • Und jetzt sag mir, wie du dich fühlst und was du besitzt. Die Antwort auf beide Fragen ist: "Nichts!"

Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht vor dem Krieg in der Heimat. Sie suchen Frieden in Europa. | FOTOS: AFP, RTR, DPA, FOTOLIA; | GESTALTUNG: BRINKMANN - NW

© 2015 Neue Westfälische
03 - Bielefeld Süd, Donnerstag 10. September 2015


Okay - ich wollte hier nicht mehr so viel "Copy & Paste" bewerkstelligen - und selbst als Autor mehr Texte spontan verfassen - wie es sich eben für ein Blog auch geziemt: Denn eigentlich ist so ein Blog ja ein Diary, ein Tagebuch, ein Notizbuch für alles, was einem auffällt und ins Auge sticht und in den Sinn kommt ... - und bei mir ist es auch noch mein Forum für meine kreativen Umsetzungen und Arbeiten ...

Und manchmal sind das eben aber auch die Texte und Abbildungen anderer Menschen, meist Gleichgesinnter natürlich - wo man deren Publikationen schon aus Anerkennung und Übereinstimmung mit der eigenen Denke mit übernehmen muss - oder weil es die eigene Denke zu neuen Verästelungen führt ...: Bei guten Kommentaren z.B. - oder guten Reportagen - bei guten Illustrationen und "Kunstwerken" auch ... - Und so sind einige Dinge in diesen Tagen so wichtig, dass ich diese mir auffallenden betreffenden Fundstücke hier einfach wiedergeben muss - natürlich mit korrekter Quellenangabe...  

Denn vor vielen vielen Jahren kennzeichnete man solch "entliehenen" Texte vielleicht mit diesem berühmten Kürzel: "G.Klaut" als Quellenangabe - das war zu Zeiten, als man noch einschlägige "Underground-Texte", die etwas jenseits des bürgerlichen "Mainstreams" fungierten, mittels Schere, Uhu und Kopierer zusammenpappte - und es regelrechte klotzige über DIN-A-4-große und weit über 1000 Seiten starke "Schnippelbücher" gab, aus denen man sich illustrationsmäßig bedienen konnte: als Copy & Paste per Hand und Schere und Uhu-Alleskleber und Tesafilm sozusagen, und dann ab damit an den Unikopierer, wo so etwas am billigsten zu vervielfältigen war ... 

Heute übernehmen so etwas die "#hashtags" in den Sozialen Netzwerken - oder etwa solche Blogs wie dieses hier - und die Bild-Suchmaschinen von Google - aber manche Texte sind eben so wichtig, dass man sie mit einer Veröffentlichung hier einfach "zwingend" vervielfältigen muss - wie gesagt - gerade "in Zeiten wie diesen" ...  - aber heute stehen sie unmittelbarer - im Gegensatz zu früher - permanent dem "politischen" Gegner und dem Andersdenkenden und den Dumpfbacken aus dem "dunklen" Deutschland gegenüber, die sich der gleichen Mechanismen bedienen ... 

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