"Willkommens-Kultur"- die britische Zeitung "Guardian" meint, dieses Wort könnte ein über die Grenzen Deutschlands feststehender internationaler Begriff werden - auch im Englischen - wie z.B. das Wort "Kindergarten" oder "Sommermärchen" ... Deutschland kreiert also quasi über Nacht einen neuen Begriff in diese "Weltkultur" hinein - und doch muss man sich ja als Autor eines "Culture"-Blogs fragen, welche "Kultur", "Leitkultur" ist hier denn eigentlich immer gemeint - und wird hier andauernd - besonders von den Integrationsgegnern - ins Feld geführt.
Meistens geschieht das ja im Sinne von "Kultur bewahren" vor "Überfremdung" - gemeint ist dann oft ganz schlicht, das "christliche Abendland" zu schützen vor den zu großen Einflüssen aus dem "Islam" - vor allen Dingen hat man Ängste vor dessen radikalen Randstrukturen ...
Werte des "Christlichen Abendlandes" |
Aber ebenso, wie das "Christliche" in diesem Abendland inzwischen auch man insgesamt sehr dünne daherkommt - und dieses "Christliche" bzw. auch inzwischen wieder "Jüdische" sich zumeist aus unüberbrückbaren Schismen und Spaltungen über die Jahrhunderte hinweg wie ein vielfältiges Puzzle zusammensetzt - unter all den "glaubenden Schwestern und Brüdern" - aufgeteilt in "Katholisch" (Orthodox und Römisch) und "Evangelisch" - und das Letztere wiederum in "Lutherisch" und "Reformiert" und "Unioniert" und "Freikirchlich" und "Baptistisch" - und in weiteren Glaubensgemeinschaften aufgespalten ist, die von den anderen Kirchen dann als "Sekten" bezeichnet werden (Zeugen Jehovas etwa, Mormonen, Scientology, Bhagwan u.a.m.) - und weitere andere internationale zumeist asiatische Strömungen: Konfuzianismus, Buddhismus, Hinduismus, Daoismus, Shintoismus - aber auch Voodoo aus Afrika bzw. Südamerika ... - und nicht zuletzt das "Jüdische", das sich auch aufteilt in "Liberale" und "Orthodoxe" Strömungen ...
Als Angela Merkel jüngst in der Schweiz auf einem Podium saß, stellte ihr eine Zuhörerin eine provokante Frage: Was die Kanzlerin denn tun wolle, um Europa vor einer zunehmenden Islamisierung zu schützen. Merkels Antwort war bemerkenswert: Sie mache niemandem einen Vorwurf, der sich zum islamischen Glauben bekenne, sagte Merkel. Aber - die Christen könnten sich ebenso engagiert zeigen. "Haben wir doch auch den Mut zu sagen, dass wir Christen sind."
In diese Diskussion schaltete sich jetzt die ehemalige hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann ein. "Ich muss bei den besorgten Mitbürgern immer ein wenig lächeln", sagte die 57-Jährige der "Hamburger Morgenpost". "Ich sage denen gern: Gehen Sie sonntags in die Kirchen, dann müssen Sie keine Angst vor vollen Moscheen haben."
Und gut frequentierte christliche Gotteshäuser werden nicht veräußert an andere Glaubensgemeinschaften - wie das ja schon in diesen unseren Landen ja "mangels Masse" geschehen musste ... Im Osten dieses Landes hat man ja am meisten Angst vor "muslimische Überfremdung" - und genau dort sollte man am Sonntagmorgen mal in die Kirchen schauen, wenn denn überhaupt an jedem Sonntag dort noch flächendeckend ein Gottesdienst abgehalten wird ... - aber die leeren christlichen Kirchen und die Kirchenaustritte haben nichts mit "muslimischer Überfremdung" und "vollen Moscheen" zu tun ...
In diese Diskussion schaltete sich jetzt die ehemalige hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann ein. "Ich muss bei den besorgten Mitbürgern immer ein wenig lächeln", sagte die 57-Jährige der "Hamburger Morgenpost". "Ich sage denen gern: Gehen Sie sonntags in die Kirchen, dann müssen Sie keine Angst vor vollen Moscheen haben."
Und gut frequentierte christliche Gotteshäuser werden nicht veräußert an andere Glaubensgemeinschaften - wie das ja schon in diesen unseren Landen ja "mangels Masse" geschehen musste ... Im Osten dieses Landes hat man ja am meisten Angst vor "muslimische Überfremdung" - und genau dort sollte man am Sonntagmorgen mal in die Kirchen schauen, wenn denn überhaupt an jedem Sonntag dort noch flächendeckend ein Gottesdienst abgehalten wird ... - aber die leeren christlichen Kirchen und die Kirchenaustritte haben nichts mit "muslimischer Überfremdung" und "vollen Moscheen" zu tun ...
"Wir müssen draußen bleiben" ... |
Der wichtige kulturelle Baustein "Sprache" ist in Deutschland mit Anglizismen zumindest "europäischen" Ausmaßes durchsetzt, durch Internet und Handel und Wandel mit der Welt ...
Eine deutsche Schriftform, wie die Fraktur, Gotik und das Sütterlin wurde schon nach dem Weltkrieg quasi "abgeschafft", weil sie zu sehr mit dem NS-Brauchtum assoziiert wurden, obwohl sich auch Hitler von den angeblichen "Juden-Lettern" der gotischen Schwabacher Schrift längst distanziert hatte - und im "Aufbau einer neuen Welt" viele altdeutsche Kultur-"...-Ismen" als zu "alt-romantisch" abgeschafft hatte - und heutzutage ist die zeitgenössische Kunst eines Georg Baselitz oder Gerhard Richter oder sogar bei Anselm Kiefer eigentlich international gefragter denn je - aber nicht mit einer "typisch deutsch" zu bezeichnenden "Leitkultur" behaftet, die meisten Kunstwerke könnten zum Beispiel auch von Amerikanern oder anderen Europäern - oder auch von Asiaten stammen, denn die meisten bekannteren Künstler werden sowieso international und multikulturell ausgebildet und begegnen sich auf internationalen Ausstellungs-Parketts ...: die systemisch-philosophische Metapher des "Flügelschlages eines Schmetterlings in Brasilien, der vielleicht einen Tornado in Texas oder anderswo auslösen kann", beschreibt die dynamische Verbundenheit und die globalen und auch kulturellen Phänomene untereinander allerorten: Die Welt ist ein globales durch und durch visualisiertes Dorf geworden - und noch weiß man nicht, ob sie dabei "verzwergt"und"versimpelt" - also schrumpft und verschlankt - oder weiter "overperformed" werden muss, damit die Anzahl der benötigten Verknüpfungspunkte Schritt halten kann ...
Und durch das Fallen des Eisernen Vorhangs und der Wiedervereinigung und dem Zusammenwachsen der zwei deutschen Staaten - sowie dem Zuzug vieler russlanddeutscher Menschen (zumeist der Glaubensrichtung der Mennoniten angehörend ...) - der bundesdeutschen Integration von insgesamt fast 20 Millionen Menschen aus unterschiedlichsten Regionen und unterschiedlichsten politischen Systemen aus Ost und West, die manchmal nur noch allenfalls vielleicht biologisch vor ein paar längst verflossenen Generationen eine wage Verwandtschaft aufweisen - fragt man sich doch vielleicht als ein guter Moslem, vielleicht als Schiit oder als Sunnit, was denn diese deutsche "Leitkultur" eigentlich nun sei ... - diese Leitkultur im "christlichen Abendland" - auf die man sich verpflichten soll ...
Auch wenn Frau Merkel das noch vor ein paar Jahren nicht wahrhaben wollte: Aber Deutschland und Mitteleuropa sind längst im Multikulti angekommen ...
Thilo Sarrazin meint allerdings dazu, das alles was er in seinem auch heute noch äußerst umstrittenen Buch "Deutschland schafft sich ab" prognostiziert habe, nun auch eintreffe, nur noch ein paar Grade radikaler ... Und er sagt auch: "Überall in der Welt haben sich Zivilisationen und Kulturen, die materiell fortgeschritten waren, gegenüber ungeregelter Einwanderung geschützt", und das könne seinetwegen auch ruhig "mit Mauern und Stacheldraht" passieren (Interview in der ZEIT v. 10.09.2015)...
Was ist also deutsche oder europäische Leitkultur, die es nun besonders zu schützen bzw. weiter zu vermitteln gilt ... Sarrazin und Konsorten malen da einen Popanz an die Wand, der vielleicht abends noch bei den Lagerfeuern in den Flüchtlingscamps an der Wand zu den Ruhehallen tanzt ... - und wenn das Feuer gelöscht ist, ist auch dieses Trugbild weg ...
Was ist hier vor wem unüberbrückbar zu schützen ... ??? Ich meine, "kulturelle Werte" sind inzwischen globale Übereinkünfte: der Chinese Ai Weiwei zum Beispiel soll als Gastprofessor Kunst in Berlin lehren - und in der Mittagspause nehmen sich viele europäische Menschen, auch Christen, eine kurze Auszeit zur "Zen-Meditation" ... Und die vielen Bundesliga-Spieler, die sich nach jedem Tor bekreuzigen, ob schwarzer oder weißer Hautfarbe - oder Gelb oder Braun ... - die Musik-Festivals in Nah und Fern: das sind globale und internationale Phänomene - und in den ägyptischen oder palästinensischen Charts kann auch schon mal ein Song aus den USA landen ... - Was meinen die also, mit "Leitkultur" ... und was wird hier "überfremdet" ... Eine Gratwanderung zwischen Anpassung und Eigenständigkeit wird hier natürlich wie in jedem Einwanderungsland zu leben sein - aber es kann immer wieder jede Seite von der anderen positiv partizipieren ... - wir müssen es alle wollen ... - und wir müssen sagen: Ja, Deutschland ist Einwanderungsland - und jetzt ist eine weit gefasste Inklusionsdenke und Inklusionspraxis vonnöten ... - Herzlichen Glückwunsch ... S!
Eine neue Werbekampagne vom italienischen Mode- und Parfumlabel DOLCE & GABBANA namens #DGFAMILY: Sie stellen - vielleicht typisch italienisch - eine Großfamilie mit allen mitzudenkenden sozialen Verstrickungen untereinander und im laufenden Miteinander in den Mittelpunkt - aber man achte besonders auch auf das, was bei dieser für Werbezwecke vor der Kamera kreierten Familie herausgestellt wird und "rüberkommen" soll - was jeweils den Unterschied macht: nämlich dieser offensichtliche MULTIKULTI-Effekt ... - die Werbung schreitet der Wirklichkeit voran ... - die typische gedachte Großfamilie ist in €uropa ein Leben in Vielfalt ... - S! |