aufgeschmissen |
Szene in Biet Lahiya/Gaza, fotografiert von Mohammed Salem/Reuters (15. 4. 2015) |
Ein Augenblick
der Freude
Das Bild vom fliegenden Kind
entstand ein Jahr nach dem
Gaza-Krieg von 2014. Man sieht
eine notdürftige Behausung, rohe
Mauern, ein mit Plastikplanen
improvisiertes Dach. Aus dieser
Bruchbude fliegt ein Kind in den
Himmel, spielerisch hochgeworfen
von zwei Händen, die einer
unsichtbaren Person gehören.
Der Gaza-Krieg wird heute überdeckt
von den Schrecklichkeiten
aus Syrien, dem Irak oder
Afghanistan. Sein Auftakt war die
Ermordung dreier junger Israelis.
Im Gegenzug wurde ein junger
Palästinenser von jüdischen
Extremisten zu Tode gefoltert.
Danach flog Israel 6000 Angriffe
auf Gaza, es starben mehr als
2250 Palästinenser und 71 Israelis.
Von all dem weiß das Kind
nichts. Es fliegt hoch in die Luft,
aus der sich Feuer und Rauch verzogen
haben. Mit ausgebreiteten
Armen liegt es ein wenig auf der
Seite, als vertraue es darauf, sich
anlehnen zu können. Weit
geöffneter krähender Mund.
Toller Spaß! Wem gehören die
Hände? Dem Vater? Leben die
Eltern des Kindes? Gibt es
Geschwister? Wir wissen es nicht.
Klar ist nur, da ist jemand, der
mit dem Kind viel Freude erlebt.
Trotz allem. Zwei Worte, die
man sich merken muss.
Susanne Mayer ist Kulturreporterin
im ZEIT-Feuilleton