Thomas Middelhoff - Bearbeitung nach einem Foto vom "Tagesspiegel.de" |
»Kein Promi-Bonus für Middelhoff«
Verurteilter früherer Topmanager will in Bethel arbeiten
Von Christian Althoff | Westfalen-Blatt, Bielefeld, 25.04.2016
Der frühere Bertelsmann-Chef und Arcandor-Manager Thomas Middelhoff (62) aus Bielefeld, der wegen Untreue und Steuerhinterziehung rechtskräftig zu drei Jahren Haft verurteilt worden ist, hat einen Arbeitsvertrag von den Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel bekommen.
Nach Informationen soll Middelhoff vom 2. Mai an als Hilfskraft in der »Werkstatt am Bullerbach« eingesetzt werden, wo geistig behinderte Erwachsene unter Aufsicht Arbeiten verrichten. Middelhoffs Anwalt Hartmut Fromm sagte, sein Mandant werde dort 1785 Euro brutto verdienen. Das Geld gehe jedoch direkt an den Insolvenzverwalter.
Eigentlich soll Thomas Middelhoff am 6. Mai seine Haftstrafe in Bielefeld antreten. Er hat allerdings einen Antrag auf Haftverschonung gestellt, über den noch nicht entschieden ist. Middelhoff soll unter anderem an Chiblain Lupus leiden – einer extrem seltenen, weitgehend auf die Haut beschränkten Autoimmunkrankheit.
Für den Fall, dass Middelhoff die Haft antreten muss, hat er sich mit dem neuen Arbeitsvertrag gewappnet: Mit einer sozialversicherungspflichtigen Festanstellung im Rücken ist es einfacher, in den offenen Vollzug zu kommen. Wird der offene Vollzug genehmigt, könnte Middelhoff tagsüber in Bethel arbeiten und müsste nur nachts und an den Wochenenden in seine Zelle.
Auch die Tatsache, dass Middelhoff bereits mehr als fünf Monate in Untersuchungshaft saß, die auf die Haftstrafe angerechnet wird, könnte dazu führen, dass er gleich in den offenen Vollzug kommt. Sein neuer Arbeitsplatz wäre nur acht Kilometer vom Gefängnis Bielefeld-Senne entfernt.
Pastor Ulrich Pohl, der Vorstandsvorsitzende der Bodelschwinghschen Stiftung Bethel, sagte gestern, es gebe immer mal wieder Anfragen von Häftlingen, die eine Anstellung suchten. »Und ab und zu können wir helfen.« Middelhoff habe sich »ganz normal beworben«. Er, Pohl, wisse darum Bescheid, sei aber nicht in die Sache eingebunden. »Das läuft ganz bewusst auf den üblichen Ebenen ab. Bei uns bekommt auch niemand einen Prominenten-Bonus.«
Rechtsanwalt Fromm sagte, sein Mandant werde sich unter anderem um behinderte Menschen kümmern. »Herr Middelhoff freut sich auf seine neuen Aufgaben im sozialen Bereich, die er, soweit ihm das möglich ist, auch im Fall einer anerkannten Haftunfähigkeit wahrnehmen wird.«
Middelhoff soll als Chef des hoch verschuldeten Arcandor-Konzerns (früher Karstadt-Quelle) unter anderem 28 Mal mit einem Hubschrauber von Bielefeld aus zur Arbeit nach Essen geflogen sein, um einen Stau am Kamener Kreuz zu umgehen. Dadurch entstand dem Unternehmen nach Ansicht der Richter 80 000 Euro Schaden. Insgesamt soll Middelhoff seinen früheren Arbeitgeber um 500 000 Euro geschädigt haben. Middelhoff wollte die Flüge nicht als Untreue gewertet wissen. Er sei mehrfach »drei bis vier Stunden« zu spät ins Büro gekommen, weil er am Kamener Kreuz im Stau gestanden habe. Das sei in der Finanzkrise für Arcandor nicht tragbar gewesen. Middelhoff hatte allerdings in Düsseldorf eine Dienstwohnung.
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tja - das ist eben bethel: als die ddr abgewickelt wurde, hat man in der damaligen zweiganstalt lobetal dem ehepaar honecker "asyl" geboten - nun bietet man deutschlands ex-top-manager middelhoff eine anstellung als hilfskraft in einer werkstatt für behinderte menschen: eine ur-christliche einstellung also - ohne beurteilung von "schuld" eben menschen immer eine chance zu geben - dem tippelbruder von der landstraße, dem alleinreisenden asyl-kind aus afghanistan genauso wie dem einstigen multi-millionär oder dem diktator und ministerpräsidenten aus der ex-ddr damals ... - ganz nach dem motto auch von margot käßmann: "niemand kann tiefer fallen als in gottes hand" ...
arno pötzsch dichtet unter aufnahme der gedanken von psalm 139 (eg 533):
"Du kannst nicht tiefer fallen
als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen
barmherzig ausgespannt.
Es münden alle Pfade
durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in seine Gnade
trotz aller unsrer Not.
Wir sind von Gott umgeben
auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben
und sein in Ewigkeit."
aber: ist diese haltung von bethel nun wirklich in allen fällen vorbildlich - "selbstlos" sozusagen ... ???
als tendenzbetrieb hat bethel in der vergangenheit viele sicherlich hervorragend geeignete bewerber für eine anstellung in bethel abgelehnt, die nicht mitglied in einer christlichen kirche oder gemeinschaft im sinne der ack (arbeitsgemeinschaft christlicher kirchen in deutschland) waren - allerdings bei den zahlenmäßig knappen ärzte-bewerbungen, mit denen man den betrieb aber insgesamt aufrecht erhalten musste und geld verdienen konnte, drückte man schon mal beide augen zu, wenn der herr doktor als muslim aus syrien in bethel dringend benötigt wurde ...
und auch nach dem untergang des ns-regimes wurde beispielsweise dem herrn dr. gerke, einst gestapo-chef und ss-obersturmbannführer von prag, der dort als der "henker von prag" bezeichnet wird, 1957 eine tätigkeit als anstalt-justitiar und verwaltungsleiter eingeräumt - und als weiteres prominentes beispiel wurde die ehefrau von heinrich himmler samt ihrer Tochter und auch andere nationalsozialisten nach recherchen von dem bielefelder historiker dr. daniel siemens jahrelang in den einrichtungen von bethel untergebracht ...
dagegen hat sich bethel durch den damaligen anstaltsleiter herrn v. bodelschwingh (hier: der 3. friedrich v.b.) 1962 im wiedergutmachungsausschuss des bundesministeriums der finanzen gegen eine entschädigung der im nazi-reich und auch in bethel reihenweise zwangssterilisierten menschen ausgesprochen: es handele sich doch dabei um menschen, "die so verkrankt und lebensuntüchtig waren, dass sie durch eine solche 'rehabilitation' doch gar nicht aus ihrer seelischen krankheitslage wirklich erlöst würden." (quelle: ernst klee: persilscheine und falsche pässe, geschichte fischer 1992, S.118)...
also: nächstenliebe wird immer auch von beeinflussten und beeinflussbaren menschen an menschen betrieben - subjektiv und damit so schlecht & recht, wie eben die einzelnen entscheider dann im moment ticken - oder laut anweisung zu ticken haben ... in bielefeld grassiert seit jahrzehnten ein alter hohnspruch - bekannt als "7-b-satz" : "bethel bei bielefeld ... bietet barmherzigkeit bei barzahlung" ... (???).
S!-art: niemand kann tiefer fallen als ... |