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Der "Knipser" fehlt ...

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Eine DFB-Auswahlmannschaft lebt von der guten Auslese der Spieler aus den heimischen Vereinen und den Vorbereitungs-Turnieren schon in der Jugend ...

Und in dieser Auswahl liegt das Dilemma: Die heimischen Bundesliga-Clubs lassen ihre Tore zumeist von nicht-DFB-Spielern schießen:
Lewandowski, Aubemayang, Chicarito, Modeste und Kalou stehn da als Top-Schützen vermerkt. Und da ist tatsächlich lediglich der Müller Thomas, der es in der Saison 2015/2016 mit 20 Toren auf den 3. Rang schafft.

Aber - wir sehen ja, mit welcher taktischen Freiheit ein Thomas Müller ausgestattet sein muss, um solche Erfolge zu generieren: er ist ein enfant terrible, für Gegenspieler als Passspieler und Torschütze kaum ausrechenbar - wenigstens im Verein. Als er in den vorhergegangenen internationalen Turnieren mit DFB-Beteiligung noch diese gleiche Freiheit der Spielinterpretation hatte, neben anderen aber immer älter werdenden Torjägern wie Gomez oder Klose, gelangen ihm auch da solche unerwarteten Geniestreiche ...

Hier nun - bei der EM in Frankreich - spielte er "unglücklich", weil er zu sehr in taktische Aufgaben eingebunden wurde: Neben ihm stand Götze oder dann Gomez, die sich zwar um Tore mit kümmern sollten, was letzterem auch gelang - ansonsten lief Müller um sein Leben - aber ohne jeden Torerfolg - und er war auch nicht der Passgeber par excellence ...

In den beiden Endspiel-Gegnern Portugal und Frankreich spielen bei aller Defensivität immerhin CR7 - Ronaldo - und Griezmann im Sturm - und das sind solch "Knipser", auf denen Verlass ist ...

Löw hat im Lauf des Turniers beklagt, im Bereich des DFB gebe es zu wenige Angreifer, die das Dribbling noch beherrschten, die erfolgreiche Eins-zu-eins-Situation. Aber das stimmt eigentlich nicht. Julian Draxler hat gegen die Slowakei bewiesen, dass er es kann. Es gibt die Leverkusener Julian Brandt und Karim Bellarabi, die dies durchaus beherrschen. Beide hat Löw vor dem Turnier aus seinem Kader gestrichen. Und den quirligen Sané hat er nur für die Schlussminuten in Marseille
einwechseln lassen ...

von hier an ging's bergab: schweinis hand - AP

Spanien hat einen ähnlichen Klotz am Bein: Nach Welt- und Europameisterschaft wurde das Auswahl-Team immer älter ohne adäquate Nachrücker. Und die Tore in der Primera División schießen auch in den Weltklasse Mannschaften Barcelona und den beiden Madrid-Clubs jeweils Uruguayer, Portugiesen, Waliser, Argentinier und Franzosen ... - und das "National-Team" der Spanier flog folgerichtig überraschend früh aus dem Turnier ...

England kämpft mit einem ähnlichen Toreschießer- - hier aber auch mit einem Torhüter-Problem. Diese Jobs lässt man auch gern Männer aus dem Ausland erledigen ... - und fällt bei Länder-Turnieren rasch auf die Nase - weil es der olle Rooney ja auch nicht mehr alleine kann ...

Es fehlt den Auswahlmannschaften nach dem Tiki-Taka-Ballbesitz-Gefummel - am besten mit dem Ball ins gegenerische Tor laufen - der "Knipser", der eiskalte "tödliche" Vollstrecker - Spieler, die Kaltschnäuzigkeit, Coolness und Abgeklärtheit vor dem Tor haben. Für die der Strafraum des Gegners das eigentliche Revier ist.

Es ist der gute alte Mittelstürmer, der in Deutschland - auch weil es so gewollt war - auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Spielertypen steht. Es gibt in Deutschland außer Mario Gomez keinen Mario Gomez. Löw wollte diese Spieler nicht in seinem Team haben, es widersprach seinem Verständnis von modernem Angriffsspiel. Er hatte Thomas Müller, und er hatte Mario Götze, die haben das Toreschießen erledigt. Aber beide sind bei diesem Turnier dafür ausgefallen. Und dann fällt die gähnende Leere auf.

Aber es tritt noch das Problem der inneren "Motivation" und des "Burn-out" bei diesen starken Fußball-Ligen hinzu: Während die meisten Spieler ihren verdienten Urlaub antreten dürfen, werden die "Besten" mit "Nachsitzen" bei Länder-Turnieren "belohnt" - und sollen da nach einer erfolgreichen Saison nochmals Höchstleistungen abrufen ... - und haben dann nach getaner Tat 3 Wochen Pause, um sich danach einen neuen Platz im inzwischen aufgefüllten und schon längst im neuen Training stehenden Vereins-Team zu ergattern ...

Der Durchhänger von Borussia Dortmund in der Saison nach der Weltmeisterschaft 2014/2015 spricht dazu Bände ...

Die Physis und die Kraft des Körpers lässt sich mit Ehre und Knete nicht allein verlängern ... - und wir müssen wieder eine neue intelligente "Mittelstürmer-Zucht" in den Talenteschmieden im heimischen Fußball anlegen - so, wie wir ja auch eine zeitlang auf Defensiv-Spieler setzen mussten und auf Innen-Verteidiger, was sich dann ja inzwischen ganz gut gelöst hat - auf denn: Nach den paar fetten Jahren mit Fan-Meile, Public Viewing und Fähnchen-Flattern am Autofenster sind nun vielleicht ein paar magere Jahre angebrochen ...: Auf und nieder - immer immer wieder ... S!


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