"Wir sind erst angefangen - wir werden immer mehr ..." |
Nachgefragt
Bilder vom Terror zeigen?
Fragen an Jens Hoffmann, Psychologe und Experte für Bedrohungsmanagement
Publik-Forum: Herr Hoffmann, die Bilder des Lastwagens, der in Nizza Menschen überfahren hat, brennen sich ein. Wie sollten Journalisten mit solchen Bildern umgehen?
Jens Hoffmann: Wir müssen wegkommen davon, ständig Bilder von Attentätern zu veröffentlichen. Viele Täter wünschen sich, noch mal ganz groß rauszukommen. Wenn sie mithilfe von Live-Tatort-Fotos und -Videos in den Medien erscheinen, ist ihnen das gelungen. Die ganze Welt wird dann zur Bühne, der Untergang wird grandios. Diesen Berühmtheitseffekt gilt es zu verringern. Und es sind nicht nur die Bilder: Der Konkurrenzkampf der Medien um eine schnelle Berichterstattung führt dazu, dass noch am selben Tag eingeordnet und kategorisiert werden soll, anstatt erst einmal abzuwarten.
Aber selbst wenn Fernseh- und Zeitungsjournalisten das tun: Es gibt ja auch noch die sozialen Netzwerke ...
Hoffmann: Ja, und es ist erschreckend, wie schnell man auf Twitter sofort alles zu sehen bekommt. Die sozialen Netzwerke sind schwer zu kontrollieren. Ich denke aber, dass traditionelle Medien immer noch Leitmedien sind, die einen großen Einfluss und Vorbildfunktion haben. Dafür gibt es durchaus Beispiele.
Welche denn?
Hoffmann: Bei der Suizid-Berichterstattung. In den 1980er-Jahren haben sich in der »Wiener Selbstverpflichtung« Medien geeinigt, nicht mehr über Suizide auf U-Bahn-Gleisen zu berichten. Daraufhin hat sich die Quote derer, die Selbstmord im U-Bahn-Schacht begangen haben, um sechzig Prozent verringert. Es gibt viele Studien, die das belegen. Der Nachahmungseffekt ist von enormer Bedeutung – auch mit Blick auf terroristische Attentate. Durch eine extensive Berichterstattung produzieren wir die nächsten Täter mit. Werden Bilder von Terroristen gezeigt, animiert das potenzielle Nachahmer.
Warum?
Hoffmann: Gesichter markieren die Individualität der Gewalttäter. Egal ob die drei Mitglieder der rechtsradikalen Serienmördergruppe NSU oder der Anführer der Anschläge vom 11. September – ihre Gesichter kennen die meisten. Es besteht die Gefahr, dass die Täter so zu Ikonen, zu Helden stilisiert werden. Ein wirksames Gegenmittel wäre die mediale Entindividualisierung.
Das heißt, Medienschaffende sollten ganz auf Bilder von Terroristen verzichten?
Hoffmann: Nein, aber Täterfotos sollten nur verpixelt erscheinen. Täter sollten zudem weder dämonisiert noch namentlich genannt werden. Wenn radikale Einzeltäter als »gewalttätige Monster« oder »eiskalte Killer« bezeichnet werden, macht sie das größer, als sie sind. Und eine so mächtige negative Identität kann eine hohe Anziehungskraft besitzen für Menschen mit Selbstwertzweifeln. Solche Täter wollen ihre Namen unsterblich machen. So war das zum Beispiel bei dem norwegischen Attentäter, der vor fünf Jahren 77 Menschen tötete. Natürlich müssen Medien über solche Anschläge berichten. Aber Gesichter zu verpixeln und Namen nicht zu nennen, kann Leben retten. Interview: Elisa Rheinheimer-Chabbi
Jens Hoffmann, geboren 1968, ist Psychologe. Er leitet das Institut für Psychologie und Bedrohungsmanagement (I:P:Bm) in Darmstadt.
Quelle. PUBLIK-FORUM, Nr. 14/2016 - S. 9
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Medien zeigen keine Fotos mehr von Attentätern
Frankreichs Medien wollen künftig keine Fotos von Attentätern mehr abdrucken und so eine Glorifikation der Terroristen verhindern. Eine tiefgründige Berichterstattung über die Täter werde es aber weiterhin geben.
Paris - Nach den jüngsten Terroranschlägen in Frankreich verzichten französische Medien bewusst auf Bilder von den Attentätern. Man wolle damit eine „posthume Glorifikation“ der Attentäter verhindern, schrieb der Chefredakteur der Tageszeitung „Le Monde“, Jérôme Fenoglio, am Mittwoch in einem Leitartikel.
Der Nachrichtensender BFMTV schloss sich dem an: „Wir wollen kein Terroristen-Album erstellen“, hieß es in einem Artikel auf der Internetseite. Insbesondere Fotos, auf denen die Täter lachten, seien unangebracht neben den Bildern der Opfer. Eine tiefgründige Berichterstattung über das Profil und den Werdegang der Täter verhindere dies nicht.
„Le Monde“-Chef Fenoglio forderte zudem zu einer weiteren Debatte über die Terror-Berichterstattung auf. Dies sei unerlässlich, um die „Strategie des Hasses“ der Terroristen zu zerbrechen. - HANDELSBLATT
Die Tageszeitung Le Monde will in Zukunft keine Fotos von Terroristen mehr zeigen - CLICK HERE |
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wohlgemerkt: mir geht es nicht nur um die täterfotos - sondern mir geht es auch um das ganze prozedere und drum und dran bei diesen terroranschlägen: ich habe ja deshalb hier auch angesichts der internationalen "terror-inflation" in letzter zeit für dieses blog - quasi in einer "selbstverpflichtung"- beschlossen, nicht mehr über terror zu berichten, oder zu spekulieren, zu psychologisieren, zu katastrophieren, um damit die beweggründe der täter zu eruieren usw. - eben einfach, weil das insgesamt diesen tätern die kulisse für ihre inszenierung als bühne bietet - eine bühne, die sie suchen - die bühne, in denen sie ihren allerletzten "big-bang" mit viel nachhall, beifall und echo zu zünden suchen ...
- und was andere dann dazu bringen kann, so ein verrücktes abgewracktes menschliches "finale" nachzuahmen. ich glaube nicht daran, dass der "is" so "weltweit" zu operieren in der lage ist - ich denke eher, es sind diese menschen, die sich in ihrem eigenen "oberstüberl-darknet" sich diesen "is" als vorbild wählen und sich ihm somit anbiedern - vor ihrem an sich einsamen und verzweifelten abgang - und vielleicht vorher spontan über das internet eine affinität zu den terror-milizen herstellt, die in etwa der qualität eines "likes" in den sozialen netzwerken entspricht ...
der "is" selbst verkauft dann natürlich in seinem internet-propaganda-netzwerk diese verirrten taten und täter gerne als teil ihrer eigenen ausgeklügelten strategie, die der öffentlichkeit ihre macht und damit angst und schrecken demonstrieren soll - alles angeblich im namen allahs und des islams ... -
die terroristen haben vielleicht unser "klammheimliches" mitleid und vielleicht noch ein bedauern für ein solch verirrtes leben verdient - aber nicht unsere eigene angst- oder sensationserfüllte zuwendung - eventuell sogar gepaart mit der selbstdarstellung eines "ich-bin-dabeigewesen" und der perfiden gafferei durch mitrecherche-versuche dieser verqueren beweggründe ... - es ist ein zuviel an guter und positiver lebensenergie, die dafür abgezogen wird ... S!